Ernste Gespräche
Und auch die nächsten Tage verstanden sich Hermine und Siney um einiges besser als vorher. Zwar begannen sie ein Gespräch erst recht zögerlich, als wenn eine von beiden Angst hätte gleich angeschrien zu werden, doch letztendlich saßen sie viel öfter zusammen. Das sollte Harry und Ron aber nur Recht sein, denn jetzt konnten sie zu viert etwas unternehmen ohne dass einer von ihnen benachteiligt wurde. "Ich finde das super, dass sich die beiden jetzt endlich mal verstehen!", sagte Ron eines Morgens als sie bei Snape in den Kerkern saßen und schaute zu Siney und Hermine herüber, die gemeinsam vorne an Snapes Tisch standen und Drachenzähne auswogen die sie anschließend zu Staub zermahlen sollten. "Ja, ich finde das auch gut!", erwiderte Harry und rührte in seinem brodelnden Kessel rum. "Hey ihr beiden, beeilt euch mal, das Gemisch ist schon am Köcheln!" Hermine und Siney kamen kichernd näher. "Ja, schon gut, wir kommen ja!", sagte Hermine. "Dafür habt ihr dann gleich wenigstens was zu lachen!" Und sie fingen wieder an zu kichern und zu giggeln, und Snape schaute schon misstrauisch zu ihnen herüber. "Mensch was ist denn los?", rief Harry als sich Hermine und Siney immer noch nicht beruhigen konnten. Siney winkte sie näher zu sich heran und begann zu erklären. "Die Drachenzähne... es dürfen ja bloß nicht zu viele werden... und Hermine und ich haben die Waage ein klein wenig in ihrer Messeinheit verändert, gerade als Malfoy kam....", sagte sie und Harry war begeistert, ebenso wie Ron. "Aber wisst ihr denn was passiert wenn es zu viele Drachenzähne sind?", fragte Ron und Hermine nickte. Doch gerade als sie antworten wollte ließ sie ein erschrockener Aufschrei herumwirbeln. Es waren Malfoy, Crabbe und Goyle gewesen, die zusammen an einem Kessel gearbeitet hatten und nun die Drachenzähne zu dem kochenden Gebräu gegeben hatten. Die Flüssigkeit war, statt sich purpurrot zu färben, durch den Kesselboden gesickert und tropfte nun auf die Erde, wo sie unter lautem Zischen den Boden in ein weiches Etwas formte. "Hilfe, was ist das denn für ein Zeugs... der Boden wird ja flüssig!", schrie Malfoy und sofort kam Snape herangeeilt und wischte die Flüssigkeit mit einer Bewegung seines Zauberstabes weg, doch der Boden blieb weich und begann einzusacken. Crabbe, der einen seiner riesigen Füße auf der weichen Stelle stehen hatte, sank langsam mit ein, und die Gryffindors konnten sich vor Lachen kaum noch halten, wie Crabbe vor Angst jaulte. "HILFE!", schrie er. "Ich ertrinke im Boden!" Harry dachte er müsste jeden Moment sterben vor Lachen, sein Bauch tat ihm schon furchtbar weh, und Hermine und Siney freuten sich besonders dass ihr Streich gelungen war. Snape fluchte laut und versuchte Crabbe aus seiner misslichen Lage zu befreien und den Boden in seinen Ursprung
105 zurück zu verwandeln. "Wer von euch hat die Drachenzähne ausgewogen?", fragte er und sah einen nach den andern mit wütenden Augen an. "Ihr Idioten, ihr habt zu viele genommen! Wer von euch Schlauen war das?" Malfoys blasses Gesicht lief rosa an als er ich meldete. "Aber Professor! Ich weiß nicht wie das passieren konnte! Die Zahl an der Waage war richtig!", erwiderte er und starrte zu Hermine und Siney herüber, die sich nun nicht mehr zurückhalten konnten und noch lauter lachten. Doch das hätten sie besser nicht getan, denn jetzt schöpfte nicht nur Malfoy, sondern auch Snape einen Verdacht. "Ich weiß nicht, vielleicht waren das die da, die waren vor mir dran und haben die ganze Zeit schon gelacht!", sagte er und Snape wandte seinen Blick zu dem Tisch von Hermine, Siney, Harry und Ron, etwas Tückisches glänzte darin. "Stimmt das, Miss Eldird und Granger?", fragte er. "Haben sie falsch ausgemessen?" "Aber nein, Professor!", sagte Siney mit einer Unschuldsmiene. "Seit wann messe ich denn für andere ihren Kram aus? Da sollte Draco vielleicht mal zu Madam Pomfrey gehen wenn er die Zahlen an der Waage nicht mehr richtig lesen kann..." Ihre letzten Worte gingen schon im brüllenden Gelächter der Mitschüler unter, doch Snape war nicht zufrieden gestellt. "Ich glaube kaum dass dieser Schüler ein Augenproblem hat, Miss Eldird!", sagte er mit kalter Stimme und das Lachen verstummte. "Das können wir sehr leicht überprüfen..." Und mit diesen Worten ging er zur Waage, und Siney und Hermine wurden plötzlich sehr blass. "Wir müssten sie erst zurückverwandeln... verdammt, jetzt wird´s eng! Das haben wir vergessen..." Und kaum hatte Hermine das gesagt drehte sich Snape mit einem gehässigem Lächeln wieder ihnen zu. "Tja, meine Damen, können sie das erklären warum hier eine ganz andere Einheit ist?", fragte er und durchbohrte sie mit unheilvollen Blicken. Siney zuckte mit den Schultern. "Nein, tut mir furchtbar leid, Professor, ich weiß das nicht!", sagte sie mit einer Engelsmiene und guckte zu Hermine, die ängstlich neben ihr stand. Und auch Harry wusste mittlerweile dass man vorallem jetzt Snape nicht noch verärgern sollte, doch Siney schien das nicht zu wissen oder es interessierte sie nicht. Harry spürte wie Hermine neben ihm schluckte und dann auch mit dem Kopf schüttelte. "Soso, das wissen sie nicht!", wiederholte Snape langsam und trat an ihren Tisch. Alle Gryffindors und auch Slytherins blickten gespannt zu ihnen herüber. "Zauberstab her!", forderte Snape sie auf. Siney sah ein wenig verdutzt aus, doch Hermine ahnte was Snape nun vorhatte, und sie wurde noch blasser. Und auch Siney schien zu begreifen was Snape nun vorhatte und warf einen beunruhigten Blick zu Hermine, als sie ihren Zauberstab Snape in die Hand drückte. Dieser nahm ihn und richtete seinen eigenen darauf. "Prior Incantado!", sagte er und aus der Spitze von Sineys Zauberstab erschien die Gießkanne, die sie bei Professor McGonagall in der vorherigen Stunde verwandeln mussten, allerdings nur in einem Schatten aus grauen Rauch. Snape sah ein wenig enttäuscht aus. "Deletrius!", murmelte er und die Gestalt der Gießkanne verpuffte zu kleinen Wölkchen. Dann forderte er Hermine auf ihren Zauberstab zu geben, und machte das
106 gleiche wie mit Sineys. Und da saß Hermine in der Falle. Aus der Spitze ihres Zauberstabes erschienen die Schatten von Buchstaben oder Ziffern, die sich langsam in eine ihnen alle sehr bekannten Messeinheit verformte. Mit einem bösen Lächeln ließ Snape den Schatten der Ziffern verschwinden und ging langsam und mit zufriedenem Gesicht wieder nach vorne. Malfoy sah auch sehr zufrieden mit sich aus. "Soso, sie wissen nicht wie sich so plötzlich - wie von Zauberei - die Einheit ändern kann...", sagte er gefährlich leise. Hermine sah ziemlich elend aus, und auch Siney schien nun nicht mehr so sicher zu sein. "Strafarbeit, für euren ganzen Tisch! Und zehn Punkte Abzug wegen mutwilliger Beschädigung fremden Eigentums!" Und mit diesen Worten brummte er Harry, Ron, Hermine und Siney einen urlangen Aufsatz auf. Mit schlechter Laune brachten sie den Rest des Schultages hinter sich, denn nach dem schweren Unterricht in den anderen Fächern, als sich die anderen schon auf ihre freie Zeit freuten, mussten sie in die Bibliothek gehen um aus irgendwelchen Wälzern die Wirkung und Anwendung irgendwelcher Zaubertränke herausfinden. "Mann, der Typ spinnt doch!", schnaubte Ron als er nun das fünfte dicke Buch erfolglos durchblättert hatte. "Diese Sachen stehen bestimmt in Büchern die wir nicht kennen oder in der verbotenen Abteilung stehen... damit wir auch ja schön scheitern an diesem Aufsatz..." Die anderen nickten stöhnend. Sie saßen mittlerweile schon zwei Stunden in der Bibliothek und sie hatten nur drei von sieben Fragen beantworten können. "Das kann noch ewig dauern...", maulte Hermine. "Naja, wir sind ja selbst Schuld! Und es tut mir leid dass auch ihr diese Strafe abbekommen habt!", sagte sie an Harry und Ron gewandt. Siney sagte gar nichts, verbissen durchstöberte sie einen Stapel Bücher und ließ ab und zu ein fluchendes Gemurmel von sich. Dann schmiss sie das Buch zur Seite und stand so abrupt auf, dass sich die anderen erschreckten. "Das hat doch keinen Sinn!", sagte sie laut. "Mir ist es jetzt egal was ist... ich gehe in der verbotenen Abteilung gucken!" Die anderen sahen sie verblüfft an. "Das würde ich nicht tun, Siney!", warnte Harry doch Siney lachte nur. "Mensch Leute, ich will heute noch mal ins Bett!", sagte sie. "Und zum Abendessen will ich auch und ich bin mir sicher, dass wir nur in der verbotenen Abteilung wirklich was Ausführliches finden!" Sie stand auf und machte sich heimlich und mit einem letzten Blick, ob jemand anderes sie beobachtete auf den Weg zu dem abgesperrten Teil der Bibliothek, den man sonst nur mit einer bestimmten Lehrererlaubnis betreten durfte. Verwundert guckten sich Harry, Ron und Hermine an. "Was die sich traut...", sagte Hermine bevor sie wieder mit ihrer Suche begannen. "So eine dämliche Sucherei würde ich nie in meinem Leben freiwillig machen, dass könnt ihr mir gl-", wollte Harry sagen doch weiter kam er nicht denn aus der verbotenen Abteilung kam ein erschrockenes Quietschen, dass eindeutig von Siney kam. Madam Pince, die strenge Bibliothekarin hatte bisher nichts von Sineys verbotenen Ausflug mitbekommen, doch nun schaute sie misstrauisch zu ihnen herüber. Schnell wandten sie ihre Blicke wieder ihren Büchern zu und taten so als würden sie arbeiten. Als Harry vorsichtig den Kopf hob und sah, dass Madam Pince sich wieder abgewandt hatte, stand Hermine vorsichtig auf und ging, den Blick immer auf die Bibliothekarin gerichtet auch in die verbotene Abteilung, und auch Harry folgte
107 ihr. Er bedeutete Ron, der auch kommen wollte, Wache zu stehen was Ron wohl nicht sehr behagte doch er widersprach nicht. "Ich komme gleich wieder und sage dir was los ist!", flüsterte er seinem Freund zu und verschwand hinter einem großen Bücherregal und ging in die verbotenen Abteilung, die nur durch eine eiserne Kette versperrt war. Er huschte den Gang entlang, immer den Stimmen der Mädchen nach, bis er sie entdeckte. Siney lag vornüber gebeugt über einem Buch, und Hermine stand mit dem Rücken zu ihm. Dann entdeckte sie ihn. "Harry, hilf mal! Halt dieses dämliche Buch fest!", wisperte sie und als Harry atemlos näher trat erfasste er die unangenehme Lage: Siney hatte sich wohl auf der Suche nach einem Buch über ein anderes gebeugt, welches kleine spitze Krallen hatte und nun ihre Kette fest umklammert hielt. Hermine versuchte den Griff der Krallen zu lösen, wozu sie zwei Hände brauchte, doch kaum hatte sie die eine Hand gelöst hatte sich die andere wieder um die Kette geklammert. Dann hatte sie es fast geschafft, doch statt der Kette umklammerte das Krallenbuch nun Sineys Haare. Schnell kam Harry ihnen zu Hilfe und gemeinsam schafften sie es Siney von dem lästigen Buch zu befreien. "Danke!" keuchte sie. "Alleine hätte ich es nicht so ohne Weiteres geschafft! Doch dafür habe ich ein Buch gefunden, wo alle Fragen drin beantwortet werden können!" "Klasse!", erwiderte Hermine leise und sie versuchten sich so leise wie möglich zurück zu ziehen. Endlich saßen sie wieder neben Ron am Tisch, der sich vor Neugierde fast überschlug. "Na endlich seid ihr zurück!", hauchte er. "Noch ein wenig länger und ich wäre euch hinterher gekommen! Aber jetzt sagt doch mal, was war los?" Und so berichteten sie von dem klammerwütigen Buch. Ron runzelte die Stirn und schien froh zu sein sich nicht mit diesem Ding befasst haben zu müssen. "Na, wer weiß was sich dieses Monster bei mir sonst noch so gekrallt hätte!", sagte er verschmitzt lächelnd und Harry musste grinsen. Doch Hermine und Siney gingen bis auf ein spöttisches Lächeln nicht weiter auf diesen Kommentar ein. "Aber da fällt mir wieder auf, Siney, deine Kette sieht total schön aus!", sagte Hermine und betrachtete den kleinen Kristall, der an einem silbernen Band um Sineys Hals hing. Als Hermine sie auf die Kette ansprach umklammerte sie diese. "J-ja... findest du...?", stotterte sie. Hermine nickte. "Ja. Wo hast du sie weg? Darf ich mir sie mal umlegen?", fragte sie weiter doch Siney zuckte erschrocken zurück, und Harry, Ron und Hermine sahen sie verwundert an. "Nein, weil...weil...", stotterte Siney und wurde erst rot und dann blass. "Es...es ist das Einzigste was ich von meiner Mutter habe... ich kann es niemandem geben....es ist wirklich das Einzigste, verstehst du?" Hermine nickte vorsichtig und warf einen unsicheren Blick zu Harry, der sehr verständnisvoll nickte. "Ja, ich verstehe!", sagte er nur leise. "Ich habe von meinen Eltern auch kaum etwas, und mein Tarnumhang, der kommt von meinem Vater... es tut mir auch weh ihn in fremden Händen zu wissen. Auch wenn es nur ein Umhang ist, immerhin das Einzigste was mir mein Vater alleine vererbt hatte bevor...bevor er umgebracht wurde." Am Tisch wurde es ganz still und alle schwiegen betreten. Doch Harry lag die Frage auf der Zunge, die er sich schon lange gefragt hatte, und jetzt traute er es sich zu fragen. "Was... was ist denn mit deiner Mutter passiert? Und mit deinem Vater?", fragte er behutsam und Siney sah erst wütend, doch dann sehr schmerzlich getroffen aus.
108 "Ich weiß nicht was mit meiner Mutter passiert ist!", antwortete sie zögernd. "Ich habe sie nie kennengelernt, und ich habe auch kein Foto von ihr. Ich weiß noch nichtmal wer sie war... sie starb kurz nach meiner Geburt, warum weiß ich auch nicht..." Sie zuckte mit den Schultern und blickte ins Leere. Harry wusste nur zu genau dass es sehr unangenehm war wenn ihn jemand über seine tote Familie ausfragte, doch er wollte noch etwas wissen, und so überwand er sein schlechtes Gefühl und fragte Siney. "Und... und dein Vater?", fragte er leise und sah dass er damit auch die Fragen von Ron und Hermine ausgedrückt hatte. Doch in Sineys traurigen Blick mischte sich plötzlich Wut. "Ich weiß es nicht! Und ich will es nicht wissen!", sagte sie scharf und Harry zuckte ein wenig zurück bei dieser heftigen Reaktion. "Für mich ist er als Vater für immer gestorben - wenn er denn je einer hätte gewesen sein können!" Harry ging nicht weiter auf dieses Thema ein und auch Hermine und Ron wussten dass es jetzt besser sein würde nicht weiter zu fragen, auch wenn sie bestimmt genauso gern wie Harry erfahren hätten wer ihr Vater war und warum sie ihn so viel Hass entgegenbrachte. Was er wohl getan hatte?, fragte sich Harry in Gedanken. Und was mit ihrer Mutter passiert war? "´Tschuldigung", murmelte Siney plötzlich leise und senkte den Blick. "Ist schon okay!", erwiderte Harry leise. "Wollen wir denn jetzt schnell den Aufsatz für Snape fertigschreiben und dann zum Essen gehen?" Er sah sich fragend um und die anderen nickten. Sie redeten nicht mehr viel und schrieben weiter. Siney hatte Recht gehabt mit dem Buch, denn sie fanden alles was gefragt war. Anschließend brachten Harry und Siney das Buch wieder an seinen Platz zurück, wobei sie um das klammernde Buch einen großen Bogen machten, welches noch immer auf dem Tisch lag. Dann gingen sie hinauf in die Große Halle um zu Abend zu essen. "Schreibt ihr immer noch an Snapes Aufgabe?", fragte Dean als sie sich zu ihm und Seamus gesetzt hatten. Harry schüttelte den Kopf. "Nein wir haben´s zum Glück geschafft!", erwiderte Harry. "Sag mal Harry, wollen wir nicht nachher mal versuchen den Tarnumhang zurück zu bekommen?", fragte Ron nach einer Zeit und Harry sah ihn überrascht an. Dann begann er zu lachen. "Wie willst du das denn bitteschön anstellen?", rief er. "Glaubst du wir können zu Snape gehen und ihn fragen ob er mir meinen Tarnumhang geben könnte?" Auch Hermine lachte, und Siney huschte ein Lächeln über das Gesicht. "Warum bittest du ihn nicht gleich mitzukommen um sich von uns unsere Geheimgänge oder sonst was zeigen zu lassen?", lachte Hermine, doch Ron sah sie nur empört an. "Glaubst du dass Dumbledore den Tarnumhang unter Snapes Obhut lässt?, fragte er und da kam Harry eine Idee. "Ja, da hast du eigentlich Recht!", sagte er und warf einen Blick zum Lehrertisch ob Dumbledore noch anwesend war. Er entdeckte ihn zwischen Professor McGonagall und Snape, also würde er warten müssen bis er aufstand und alleine ging. "Glaubst du dass Dumbledore ihn dir so einfach gibt?", fragte Hermine voller Zweifel und Harry nickte. "Sicher, wenn ich ihm von unserer Strafaufgabe erzähle, die wir von Snape gekriegt
109 haben und zum Beispiel nur mit dem Buch aus dem verbotenen Teil der Bibliothek lösen konnten? Da ist so ein Tarnumhang wichtig!", sagte er doch Hermine schüttelte den Kopf. "Sicher, und du erzählst ihm dass du eine Regel gebrochen hast, und er gibt ihn dir wieder oder was?" "Ich weiß nicht, versuchen können wir´s ja!", erwiderte Harry. "Außerdem ist es doch nur zu unseren Vorteil wenn Dumbledore von der unfairen Aufgabenstellung hört!" Da sagte auch endlich mal Siney wieder etwas. "Ach, ich finde das nicht so klug!", sagte sie. "Ich würde nicht meine Regelbrüche bekanntgeben, auch wenn ich auf gutem Fuß zum Direktor stehe! Denn er hat auch seine Pflichten und kann sowas nicht durchgehen lassen, auch wenn er Lieblinge haben sollte was ich bei diesem großartigen Mann nicht glaube..." "Aber wie soll ich ihn wiederkriegen? Wie du vielleicht nicht wusstest hat Snape ihn mir weggenommen als... als ich im Schloss unterwegs war...", Harry wollte jetzt nicht auf das Thema ihrer Vergiftung zurückkommen, doch sie schien es schon zu ahnen. "Ähm...naja...aber versuch es doch indem du ihm sagst dass er doch dein einziges Erbstück von deinem Vater ist und du ihn gerne wiederhaben möchtest...", schlug Siney vor und Harry schaute sie überrascht an. Er hätte nicht gedacht dass sie selber auf so ein Thema ansprechen würde, doch während er sich ihren Vorschlag durch den Kopf gingen ließ merkte er, dass dies vielleicht wirklich eine Möglichkeit war. "Okay, ich versuche es dann mal!", sagte er und wartete bis Dumbledore sich erhoben hatte und zur großen Tür marschierte um in sein Büro zu gehen. Harry holte tief Luft, ließ sich von den anderen Glück wünschen und eilte dann Dumbledore hinterher. Er war schon fast hinter seinem geheimen Durchgang durch den steinernen Wasserspeier gelangt als Harry ihn fragte. "Entschuldigen sie, Professor Dumbledore!", sagte er etwas außer Atem und Dumbledore drehte sich mit einem zum Teil amüsierten und besorgten Blick zu ihn herum. "Was gibt es dringendes, Harry?", fragte er und Harry versuchte sein Glück, genauso wie Siney es formuliert hatte. Er wartete mit klopfenden Herzen auf die Antwort, doch Dumbledore sah ihn nur nachdenklich an. Doch dann schaute er sich um und sagte: "Komm mal mit in mein Zimmer!" Er drehte sich um und ging die steile Wendeltreppe herauf, und Harry folgte ihm mit einem unsicheren Gefühl. Er hatte keine Ahnung was Dumbledore jetzt von ihm wollte, und er spürte wie ihm seine Knie weich wurden, als er seinem Direktor folgte. Immer höher ging es, bis Dumbledore stehen blieb und seine Bürotür mit einem leisen Zauberspruch öffnete. Er trat ein und Harry folgte ihm. Es war wie immer sehr interessant für Harry in Dumbledores Büro zu sein, auch wenn sich seit seinem letzten Besuch hier oben nicht viel verändert zu haben schien. Fawkes, Dumbledores Phönix, saß auf seiner Stange an der Wand und schlief friedlich. Doch als er die Geräusche hörte blinzelte er leicht und ließ einen wohlklingenden Laut hören, als er Harry erblickte. Harry hatte dieses wundervolle Geschöpf in sein Herz geschlossen schon als er zum ersten Mal Bekanntschaft mit ihm gemacht hatte, damals war er ihm in einer tödlichen Situation zu Hilfe gekommen, und seine Stimme verlieh ihm immer eine unerklärliche Kraft. Ob es daran lag, das die Phönixfeder, die in seinem Zauberstab war von Fawkes kam - er wusste es nicht doch er brachte diesem
110 Geschöpf seine Verehrung dar. Auch jetzt war sein Blick auf die schönen Federn des Phönix gerichtet, als Dumbledore ihn bat Platz zu nehmen. Mit Mühe zwang er sich von Fawkes zu Dumbledore zu blicken, der mit einem ernsten Blick hinter seinem Schreibtisch saß. "Harry, du musst wissen dass ich dir den Tarnumhang jederzeit geben würde, auch wenn du damit vielleicht so manchen Blödsinn treiben würdest...", er schmunzelte und Harry fühlte sich nicht mehr ganz so angespannt, doch der Blick seines Direktors wurde wieder ernst. "Aber im Moment haben wir alle keinen Sinn für Späße!", fuhr Dumbledore fort. "Ich nehme an dass du selber weißt was für eine Gefahr seit Voldemorts Wiederkehr herrscht. Und gerade du, Harry, wärst besonders gefährdet. Das heißt nicht dass sich hier jemand im Schloss rumtreibt, aber doch ist es eine Gefahr für dich alleine und unsichtbar durch die Gegend zu wuseln. Denn eines sei dir gesagt, ob du diese Information je brauchen wirst oder nicht - Voldemort würde dich trotzdem sehen!" Bei diesen Worten zuckte Harry innerlich zusammen, er hatte das Gefühl dass sich dieses Gespräch in eine Richtung wand in die Harry seit Dennis Creevys Tod nicht denken wollte. Er hatte, um ehrlich zu sein, Angst. Er spürte dass er jetzt nichts hätte sagen können, auch wenn er es gewollt hätte, doch Dumbledore redete weiter. "Ich würde ihn dir aber wiedergeben, wenn du mir eines versprichst, Harry!", sagte Dumbledore. Seine Augen waren streng und doch besorgt, als er seine Bedingung stellte. "Mach keine dummen Fehler, Harry! Gehe nirgendwo hin wenn du unsichtbar bist und dir andere nicht helfen können. Denn sonst wärest du in der Falle. Voldemort fände als ein Teil seiner grausamen Spiele sicher daran Gefallen, wenn er weiß was du denkst, und zwar dass du selbst in die Arme des Todes gerannt bist, ohne dass dir jemand zu Hilfe eilen könnte!" Ein Ton in Dumbledores Stimme gefiel Harry nicht, er spürte dass es ihm wirklich todernst war, und er selber spürte die Unruhe in sich. "Versprichst du mir das, Harry, dass du keine Fehler machst die dein Leben kosten können?", fragte Dumbledore und Harry nickte. "Versprichst du mir das?", fragte Dumbledore noch einmal. "Ja", brachte Harry hervor. Er versuchte dem strengen Blick stand zu halten, und schließlich stand Dumbledore auf und holte seinen Tarnumhang und übergab ihn Harry. Als dieser den fließenden Stoff in den Händen hielt, der ihn sonst immer auf seine Weise an seinen Vater denken ließ, überkam ihm ein Gefühl der Furcht. Machte dieser Umhang ihn für Voldemort wirklich sichtbar? Doch Harry hatte kein Bedürfnis dies je ausprobieren zu wollen, und so nickte er noch einmal als er Dumbledores Blick traf. Harry wusste nicht ob er jetzt gehen sollte, und so erhob er sich vorsichtig doch Dumbledore bedeutete ihm sitzen zu bleiben. Harry ließ sich wieder nieder. Er wollte nicht weiterreden, er hatte das dringende Gefühl dass die Situation um den Kampf gegen Voldemort sehr ernst stand, ob dies nun stimmte oder nicht wusste er nicht. "Hast du sonst noch wichtige Fragen, wo du glaubst dass ich die Antworten wüsste?", fragte er und Harry wunderte sich. Was sollte das? Aber da fiel ihm etwas ein... Harry zögerte. Er wusste nicht, ob Dumbledore mit ihm darüber reden würde. Und eigentlich ging es Harry auch nichts an... Er überlegte angestrengt und ihm fiel dabei nicht auf, dass Professor Dumbledore in fragen ansah. Plötzlich räusperte sich Professor Dumbledore und Harry schreckte auf. Dumbledore sah auf, als hätte er erraten was
111 Harry dachte. "Hat es vielleicht mit dem Angriff auf Miss Eldird zu tun? In letzter zeit geschehen schreckliche Dinge, Harry, aber ich vermag keine Lösung zu den aufkommenden Fragen zu finden...", sagte er und Harry nickte leicht enttäuscht, auch wenn er noch eine Frage auf dem Gewissen hatte. "... und was die Todesser im Fun-Paradise wollten wissen wir auch nicht... jedenfalls bis jetzt!", sagte er weiter und ein wenig Bitterkeit lag in seiner Stimme. Harry dachte jetzt deutlicher denn je dass Dumbledore mehr wusste als er es je einem sagen würde. Und irgendein Gefühl in Harrys Herz schien ihm zu wissen zu geben, dass Dumbledore mit ernsten Sorgen an Voldemort dachte. Eine Weile lnag blieben sie stumm sitzen, jeder hang seinen eigenen Gedanken nach. Schließlich stand Dumbledore auf, und Harry tat es ihm gleich. Mit einem Lächeln verabschiedete er sich von Harry und erinnerte ihn an sein Versprechen. Und als Harry die Wendeltreppe wieder hinabstieg merkte er dass er dieses Gespräch für sich behalten wollte, denn er wollte seine Freunde nicht die Angst und Unruhe mitgeben, die er seit dem ernsten Gespräch in den nächsten Tagen und Wochen immer mit sich im Herz herumtrug.
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Und auch die nächsten Tage verstanden sich Hermine und Siney um einiges besser als vorher. Zwar begannen sie ein Gespräch erst recht zögerlich, als wenn eine von beiden Angst hätte gleich angeschrien zu werden, doch letztendlich saßen sie viel öfter zusammen. Das sollte Harry und Ron aber nur Recht sein, denn jetzt konnten sie zu viert etwas unternehmen ohne dass einer von ihnen benachteiligt wurde. "Ich finde das super, dass sich die beiden jetzt endlich mal verstehen!", sagte Ron eines Morgens als sie bei Snape in den Kerkern saßen und schaute zu Siney und Hermine herüber, die gemeinsam vorne an Snapes Tisch standen und Drachenzähne auswogen die sie anschließend zu Staub zermahlen sollten. "Ja, ich finde das auch gut!", erwiderte Harry und rührte in seinem brodelnden Kessel rum. "Hey ihr beiden, beeilt euch mal, das Gemisch ist schon am Köcheln!" Hermine und Siney kamen kichernd näher. "Ja, schon gut, wir kommen ja!", sagte Hermine. "Dafür habt ihr dann gleich wenigstens was zu lachen!" Und sie fingen wieder an zu kichern und zu giggeln, und Snape schaute schon misstrauisch zu ihnen herüber. "Mensch was ist denn los?", rief Harry als sich Hermine und Siney immer noch nicht beruhigen konnten. Siney winkte sie näher zu sich heran und begann zu erklären. "Die Drachenzähne... es dürfen ja bloß nicht zu viele werden... und Hermine und ich haben die Waage ein klein wenig in ihrer Messeinheit verändert, gerade als Malfoy kam....", sagte sie und Harry war begeistert, ebenso wie Ron. "Aber wisst ihr denn was passiert wenn es zu viele Drachenzähne sind?", fragte Ron und Hermine nickte. Doch gerade als sie antworten wollte ließ sie ein erschrockener Aufschrei herumwirbeln. Es waren Malfoy, Crabbe und Goyle gewesen, die zusammen an einem Kessel gearbeitet hatten und nun die Drachenzähne zu dem kochenden Gebräu gegeben hatten. Die Flüssigkeit war, statt sich purpurrot zu färben, durch den Kesselboden gesickert und tropfte nun auf die Erde, wo sie unter lautem Zischen den Boden in ein weiches Etwas formte. "Hilfe, was ist das denn für ein Zeugs... der Boden wird ja flüssig!", schrie Malfoy und sofort kam Snape herangeeilt und wischte die Flüssigkeit mit einer Bewegung seines Zauberstabes weg, doch der Boden blieb weich und begann einzusacken. Crabbe, der einen seiner riesigen Füße auf der weichen Stelle stehen hatte, sank langsam mit ein, und die Gryffindors konnten sich vor Lachen kaum noch halten, wie Crabbe vor Angst jaulte. "HILFE!", schrie er. "Ich ertrinke im Boden!" Harry dachte er müsste jeden Moment sterben vor Lachen, sein Bauch tat ihm schon furchtbar weh, und Hermine und Siney freuten sich besonders dass ihr Streich gelungen war. Snape fluchte laut und versuchte Crabbe aus seiner misslichen Lage zu befreien und den Boden in seinen Ursprung
105 zurück zu verwandeln. "Wer von euch hat die Drachenzähne ausgewogen?", fragte er und sah einen nach den andern mit wütenden Augen an. "Ihr Idioten, ihr habt zu viele genommen! Wer von euch Schlauen war das?" Malfoys blasses Gesicht lief rosa an als er ich meldete. "Aber Professor! Ich weiß nicht wie das passieren konnte! Die Zahl an der Waage war richtig!", erwiderte er und starrte zu Hermine und Siney herüber, die sich nun nicht mehr zurückhalten konnten und noch lauter lachten. Doch das hätten sie besser nicht getan, denn jetzt schöpfte nicht nur Malfoy, sondern auch Snape einen Verdacht. "Ich weiß nicht, vielleicht waren das die da, die waren vor mir dran und haben die ganze Zeit schon gelacht!", sagte er und Snape wandte seinen Blick zu dem Tisch von Hermine, Siney, Harry und Ron, etwas Tückisches glänzte darin. "Stimmt das, Miss Eldird und Granger?", fragte er. "Haben sie falsch ausgemessen?" "Aber nein, Professor!", sagte Siney mit einer Unschuldsmiene. "Seit wann messe ich denn für andere ihren Kram aus? Da sollte Draco vielleicht mal zu Madam Pomfrey gehen wenn er die Zahlen an der Waage nicht mehr richtig lesen kann..." Ihre letzten Worte gingen schon im brüllenden Gelächter der Mitschüler unter, doch Snape war nicht zufrieden gestellt. "Ich glaube kaum dass dieser Schüler ein Augenproblem hat, Miss Eldird!", sagte er mit kalter Stimme und das Lachen verstummte. "Das können wir sehr leicht überprüfen..." Und mit diesen Worten ging er zur Waage, und Siney und Hermine wurden plötzlich sehr blass. "Wir müssten sie erst zurückverwandeln... verdammt, jetzt wird´s eng! Das haben wir vergessen..." Und kaum hatte Hermine das gesagt drehte sich Snape mit einem gehässigem Lächeln wieder ihnen zu. "Tja, meine Damen, können sie das erklären warum hier eine ganz andere Einheit ist?", fragte er und durchbohrte sie mit unheilvollen Blicken. Siney zuckte mit den Schultern. "Nein, tut mir furchtbar leid, Professor, ich weiß das nicht!", sagte sie mit einer Engelsmiene und guckte zu Hermine, die ängstlich neben ihr stand. Und auch Harry wusste mittlerweile dass man vorallem jetzt Snape nicht noch verärgern sollte, doch Siney schien das nicht zu wissen oder es interessierte sie nicht. Harry spürte wie Hermine neben ihm schluckte und dann auch mit dem Kopf schüttelte. "Soso, das wissen sie nicht!", wiederholte Snape langsam und trat an ihren Tisch. Alle Gryffindors und auch Slytherins blickten gespannt zu ihnen herüber. "Zauberstab her!", forderte Snape sie auf. Siney sah ein wenig verdutzt aus, doch Hermine ahnte was Snape nun vorhatte, und sie wurde noch blasser. Und auch Siney schien zu begreifen was Snape nun vorhatte und warf einen beunruhigten Blick zu Hermine, als sie ihren Zauberstab Snape in die Hand drückte. Dieser nahm ihn und richtete seinen eigenen darauf. "Prior Incantado!", sagte er und aus der Spitze von Sineys Zauberstab erschien die Gießkanne, die sie bei Professor McGonagall in der vorherigen Stunde verwandeln mussten, allerdings nur in einem Schatten aus grauen Rauch. Snape sah ein wenig enttäuscht aus. "Deletrius!", murmelte er und die Gestalt der Gießkanne verpuffte zu kleinen Wölkchen. Dann forderte er Hermine auf ihren Zauberstab zu geben, und machte das
106 gleiche wie mit Sineys. Und da saß Hermine in der Falle. Aus der Spitze ihres Zauberstabes erschienen die Schatten von Buchstaben oder Ziffern, die sich langsam in eine ihnen alle sehr bekannten Messeinheit verformte. Mit einem bösen Lächeln ließ Snape den Schatten der Ziffern verschwinden und ging langsam und mit zufriedenem Gesicht wieder nach vorne. Malfoy sah auch sehr zufrieden mit sich aus. "Soso, sie wissen nicht wie sich so plötzlich - wie von Zauberei - die Einheit ändern kann...", sagte er gefährlich leise. Hermine sah ziemlich elend aus, und auch Siney schien nun nicht mehr so sicher zu sein. "Strafarbeit, für euren ganzen Tisch! Und zehn Punkte Abzug wegen mutwilliger Beschädigung fremden Eigentums!" Und mit diesen Worten brummte er Harry, Ron, Hermine und Siney einen urlangen Aufsatz auf. Mit schlechter Laune brachten sie den Rest des Schultages hinter sich, denn nach dem schweren Unterricht in den anderen Fächern, als sich die anderen schon auf ihre freie Zeit freuten, mussten sie in die Bibliothek gehen um aus irgendwelchen Wälzern die Wirkung und Anwendung irgendwelcher Zaubertränke herausfinden. "Mann, der Typ spinnt doch!", schnaubte Ron als er nun das fünfte dicke Buch erfolglos durchblättert hatte. "Diese Sachen stehen bestimmt in Büchern die wir nicht kennen oder in der verbotenen Abteilung stehen... damit wir auch ja schön scheitern an diesem Aufsatz..." Die anderen nickten stöhnend. Sie saßen mittlerweile schon zwei Stunden in der Bibliothek und sie hatten nur drei von sieben Fragen beantworten können. "Das kann noch ewig dauern...", maulte Hermine. "Naja, wir sind ja selbst Schuld! Und es tut mir leid dass auch ihr diese Strafe abbekommen habt!", sagte sie an Harry und Ron gewandt. Siney sagte gar nichts, verbissen durchstöberte sie einen Stapel Bücher und ließ ab und zu ein fluchendes Gemurmel von sich. Dann schmiss sie das Buch zur Seite und stand so abrupt auf, dass sich die anderen erschreckten. "Das hat doch keinen Sinn!", sagte sie laut. "Mir ist es jetzt egal was ist... ich gehe in der verbotenen Abteilung gucken!" Die anderen sahen sie verblüfft an. "Das würde ich nicht tun, Siney!", warnte Harry doch Siney lachte nur. "Mensch Leute, ich will heute noch mal ins Bett!", sagte sie. "Und zum Abendessen will ich auch und ich bin mir sicher, dass wir nur in der verbotenen Abteilung wirklich was Ausführliches finden!" Sie stand auf und machte sich heimlich und mit einem letzten Blick, ob jemand anderes sie beobachtete auf den Weg zu dem abgesperrten Teil der Bibliothek, den man sonst nur mit einer bestimmten Lehrererlaubnis betreten durfte. Verwundert guckten sich Harry, Ron und Hermine an. "Was die sich traut...", sagte Hermine bevor sie wieder mit ihrer Suche begannen. "So eine dämliche Sucherei würde ich nie in meinem Leben freiwillig machen, dass könnt ihr mir gl-", wollte Harry sagen doch weiter kam er nicht denn aus der verbotenen Abteilung kam ein erschrockenes Quietschen, dass eindeutig von Siney kam. Madam Pince, die strenge Bibliothekarin hatte bisher nichts von Sineys verbotenen Ausflug mitbekommen, doch nun schaute sie misstrauisch zu ihnen herüber. Schnell wandten sie ihre Blicke wieder ihren Büchern zu und taten so als würden sie arbeiten. Als Harry vorsichtig den Kopf hob und sah, dass Madam Pince sich wieder abgewandt hatte, stand Hermine vorsichtig auf und ging, den Blick immer auf die Bibliothekarin gerichtet auch in die verbotene Abteilung, und auch Harry folgte
107 ihr. Er bedeutete Ron, der auch kommen wollte, Wache zu stehen was Ron wohl nicht sehr behagte doch er widersprach nicht. "Ich komme gleich wieder und sage dir was los ist!", flüsterte er seinem Freund zu und verschwand hinter einem großen Bücherregal und ging in die verbotenen Abteilung, die nur durch eine eiserne Kette versperrt war. Er huschte den Gang entlang, immer den Stimmen der Mädchen nach, bis er sie entdeckte. Siney lag vornüber gebeugt über einem Buch, und Hermine stand mit dem Rücken zu ihm. Dann entdeckte sie ihn. "Harry, hilf mal! Halt dieses dämliche Buch fest!", wisperte sie und als Harry atemlos näher trat erfasste er die unangenehme Lage: Siney hatte sich wohl auf der Suche nach einem Buch über ein anderes gebeugt, welches kleine spitze Krallen hatte und nun ihre Kette fest umklammert hielt. Hermine versuchte den Griff der Krallen zu lösen, wozu sie zwei Hände brauchte, doch kaum hatte sie die eine Hand gelöst hatte sich die andere wieder um die Kette geklammert. Dann hatte sie es fast geschafft, doch statt der Kette umklammerte das Krallenbuch nun Sineys Haare. Schnell kam Harry ihnen zu Hilfe und gemeinsam schafften sie es Siney von dem lästigen Buch zu befreien. "Danke!" keuchte sie. "Alleine hätte ich es nicht so ohne Weiteres geschafft! Doch dafür habe ich ein Buch gefunden, wo alle Fragen drin beantwortet werden können!" "Klasse!", erwiderte Hermine leise und sie versuchten sich so leise wie möglich zurück zu ziehen. Endlich saßen sie wieder neben Ron am Tisch, der sich vor Neugierde fast überschlug. "Na endlich seid ihr zurück!", hauchte er. "Noch ein wenig länger und ich wäre euch hinterher gekommen! Aber jetzt sagt doch mal, was war los?" Und so berichteten sie von dem klammerwütigen Buch. Ron runzelte die Stirn und schien froh zu sein sich nicht mit diesem Ding befasst haben zu müssen. "Na, wer weiß was sich dieses Monster bei mir sonst noch so gekrallt hätte!", sagte er verschmitzt lächelnd und Harry musste grinsen. Doch Hermine und Siney gingen bis auf ein spöttisches Lächeln nicht weiter auf diesen Kommentar ein. "Aber da fällt mir wieder auf, Siney, deine Kette sieht total schön aus!", sagte Hermine und betrachtete den kleinen Kristall, der an einem silbernen Band um Sineys Hals hing. Als Hermine sie auf die Kette ansprach umklammerte sie diese. "J-ja... findest du...?", stotterte sie. Hermine nickte. "Ja. Wo hast du sie weg? Darf ich mir sie mal umlegen?", fragte sie weiter doch Siney zuckte erschrocken zurück, und Harry, Ron und Hermine sahen sie verwundert an. "Nein, weil...weil...", stotterte Siney und wurde erst rot und dann blass. "Es...es ist das Einzigste was ich von meiner Mutter habe... ich kann es niemandem geben....es ist wirklich das Einzigste, verstehst du?" Hermine nickte vorsichtig und warf einen unsicheren Blick zu Harry, der sehr verständnisvoll nickte. "Ja, ich verstehe!", sagte er nur leise. "Ich habe von meinen Eltern auch kaum etwas, und mein Tarnumhang, der kommt von meinem Vater... es tut mir auch weh ihn in fremden Händen zu wissen. Auch wenn es nur ein Umhang ist, immerhin das Einzigste was mir mein Vater alleine vererbt hatte bevor...bevor er umgebracht wurde." Am Tisch wurde es ganz still und alle schwiegen betreten. Doch Harry lag die Frage auf der Zunge, die er sich schon lange gefragt hatte, und jetzt traute er es sich zu fragen. "Was... was ist denn mit deiner Mutter passiert? Und mit deinem Vater?", fragte er behutsam und Siney sah erst wütend, doch dann sehr schmerzlich getroffen aus.
108 "Ich weiß nicht was mit meiner Mutter passiert ist!", antwortete sie zögernd. "Ich habe sie nie kennengelernt, und ich habe auch kein Foto von ihr. Ich weiß noch nichtmal wer sie war... sie starb kurz nach meiner Geburt, warum weiß ich auch nicht..." Sie zuckte mit den Schultern und blickte ins Leere. Harry wusste nur zu genau dass es sehr unangenehm war wenn ihn jemand über seine tote Familie ausfragte, doch er wollte noch etwas wissen, und so überwand er sein schlechtes Gefühl und fragte Siney. "Und... und dein Vater?", fragte er leise und sah dass er damit auch die Fragen von Ron und Hermine ausgedrückt hatte. Doch in Sineys traurigen Blick mischte sich plötzlich Wut. "Ich weiß es nicht! Und ich will es nicht wissen!", sagte sie scharf und Harry zuckte ein wenig zurück bei dieser heftigen Reaktion. "Für mich ist er als Vater für immer gestorben - wenn er denn je einer hätte gewesen sein können!" Harry ging nicht weiter auf dieses Thema ein und auch Hermine und Ron wussten dass es jetzt besser sein würde nicht weiter zu fragen, auch wenn sie bestimmt genauso gern wie Harry erfahren hätten wer ihr Vater war und warum sie ihn so viel Hass entgegenbrachte. Was er wohl getan hatte?, fragte sich Harry in Gedanken. Und was mit ihrer Mutter passiert war? "´Tschuldigung", murmelte Siney plötzlich leise und senkte den Blick. "Ist schon okay!", erwiderte Harry leise. "Wollen wir denn jetzt schnell den Aufsatz für Snape fertigschreiben und dann zum Essen gehen?" Er sah sich fragend um und die anderen nickten. Sie redeten nicht mehr viel und schrieben weiter. Siney hatte Recht gehabt mit dem Buch, denn sie fanden alles was gefragt war. Anschließend brachten Harry und Siney das Buch wieder an seinen Platz zurück, wobei sie um das klammernde Buch einen großen Bogen machten, welches noch immer auf dem Tisch lag. Dann gingen sie hinauf in die Große Halle um zu Abend zu essen. "Schreibt ihr immer noch an Snapes Aufgabe?", fragte Dean als sie sich zu ihm und Seamus gesetzt hatten. Harry schüttelte den Kopf. "Nein wir haben´s zum Glück geschafft!", erwiderte Harry. "Sag mal Harry, wollen wir nicht nachher mal versuchen den Tarnumhang zurück zu bekommen?", fragte Ron nach einer Zeit und Harry sah ihn überrascht an. Dann begann er zu lachen. "Wie willst du das denn bitteschön anstellen?", rief er. "Glaubst du wir können zu Snape gehen und ihn fragen ob er mir meinen Tarnumhang geben könnte?" Auch Hermine lachte, und Siney huschte ein Lächeln über das Gesicht. "Warum bittest du ihn nicht gleich mitzukommen um sich von uns unsere Geheimgänge oder sonst was zeigen zu lassen?", lachte Hermine, doch Ron sah sie nur empört an. "Glaubst du dass Dumbledore den Tarnumhang unter Snapes Obhut lässt?, fragte er und da kam Harry eine Idee. "Ja, da hast du eigentlich Recht!", sagte er und warf einen Blick zum Lehrertisch ob Dumbledore noch anwesend war. Er entdeckte ihn zwischen Professor McGonagall und Snape, also würde er warten müssen bis er aufstand und alleine ging. "Glaubst du dass Dumbledore ihn dir so einfach gibt?", fragte Hermine voller Zweifel und Harry nickte. "Sicher, wenn ich ihm von unserer Strafaufgabe erzähle, die wir von Snape gekriegt
109 haben und zum Beispiel nur mit dem Buch aus dem verbotenen Teil der Bibliothek lösen konnten? Da ist so ein Tarnumhang wichtig!", sagte er doch Hermine schüttelte den Kopf. "Sicher, und du erzählst ihm dass du eine Regel gebrochen hast, und er gibt ihn dir wieder oder was?" "Ich weiß nicht, versuchen können wir´s ja!", erwiderte Harry. "Außerdem ist es doch nur zu unseren Vorteil wenn Dumbledore von der unfairen Aufgabenstellung hört!" Da sagte auch endlich mal Siney wieder etwas. "Ach, ich finde das nicht so klug!", sagte sie. "Ich würde nicht meine Regelbrüche bekanntgeben, auch wenn ich auf gutem Fuß zum Direktor stehe! Denn er hat auch seine Pflichten und kann sowas nicht durchgehen lassen, auch wenn er Lieblinge haben sollte was ich bei diesem großartigen Mann nicht glaube..." "Aber wie soll ich ihn wiederkriegen? Wie du vielleicht nicht wusstest hat Snape ihn mir weggenommen als... als ich im Schloss unterwegs war...", Harry wollte jetzt nicht auf das Thema ihrer Vergiftung zurückkommen, doch sie schien es schon zu ahnen. "Ähm...naja...aber versuch es doch indem du ihm sagst dass er doch dein einziges Erbstück von deinem Vater ist und du ihn gerne wiederhaben möchtest...", schlug Siney vor und Harry schaute sie überrascht an. Er hätte nicht gedacht dass sie selber auf so ein Thema ansprechen würde, doch während er sich ihren Vorschlag durch den Kopf gingen ließ merkte er, dass dies vielleicht wirklich eine Möglichkeit war. "Okay, ich versuche es dann mal!", sagte er und wartete bis Dumbledore sich erhoben hatte und zur großen Tür marschierte um in sein Büro zu gehen. Harry holte tief Luft, ließ sich von den anderen Glück wünschen und eilte dann Dumbledore hinterher. Er war schon fast hinter seinem geheimen Durchgang durch den steinernen Wasserspeier gelangt als Harry ihn fragte. "Entschuldigen sie, Professor Dumbledore!", sagte er etwas außer Atem und Dumbledore drehte sich mit einem zum Teil amüsierten und besorgten Blick zu ihn herum. "Was gibt es dringendes, Harry?", fragte er und Harry versuchte sein Glück, genauso wie Siney es formuliert hatte. Er wartete mit klopfenden Herzen auf die Antwort, doch Dumbledore sah ihn nur nachdenklich an. Doch dann schaute er sich um und sagte: "Komm mal mit in mein Zimmer!" Er drehte sich um und ging die steile Wendeltreppe herauf, und Harry folgte ihm mit einem unsicheren Gefühl. Er hatte keine Ahnung was Dumbledore jetzt von ihm wollte, und er spürte wie ihm seine Knie weich wurden, als er seinem Direktor folgte. Immer höher ging es, bis Dumbledore stehen blieb und seine Bürotür mit einem leisen Zauberspruch öffnete. Er trat ein und Harry folgte ihm. Es war wie immer sehr interessant für Harry in Dumbledores Büro zu sein, auch wenn sich seit seinem letzten Besuch hier oben nicht viel verändert zu haben schien. Fawkes, Dumbledores Phönix, saß auf seiner Stange an der Wand und schlief friedlich. Doch als er die Geräusche hörte blinzelte er leicht und ließ einen wohlklingenden Laut hören, als er Harry erblickte. Harry hatte dieses wundervolle Geschöpf in sein Herz geschlossen schon als er zum ersten Mal Bekanntschaft mit ihm gemacht hatte, damals war er ihm in einer tödlichen Situation zu Hilfe gekommen, und seine Stimme verlieh ihm immer eine unerklärliche Kraft. Ob es daran lag, das die Phönixfeder, die in seinem Zauberstab war von Fawkes kam - er wusste es nicht doch er brachte diesem
110 Geschöpf seine Verehrung dar. Auch jetzt war sein Blick auf die schönen Federn des Phönix gerichtet, als Dumbledore ihn bat Platz zu nehmen. Mit Mühe zwang er sich von Fawkes zu Dumbledore zu blicken, der mit einem ernsten Blick hinter seinem Schreibtisch saß. "Harry, du musst wissen dass ich dir den Tarnumhang jederzeit geben würde, auch wenn du damit vielleicht so manchen Blödsinn treiben würdest...", er schmunzelte und Harry fühlte sich nicht mehr ganz so angespannt, doch der Blick seines Direktors wurde wieder ernst. "Aber im Moment haben wir alle keinen Sinn für Späße!", fuhr Dumbledore fort. "Ich nehme an dass du selber weißt was für eine Gefahr seit Voldemorts Wiederkehr herrscht. Und gerade du, Harry, wärst besonders gefährdet. Das heißt nicht dass sich hier jemand im Schloss rumtreibt, aber doch ist es eine Gefahr für dich alleine und unsichtbar durch die Gegend zu wuseln. Denn eines sei dir gesagt, ob du diese Information je brauchen wirst oder nicht - Voldemort würde dich trotzdem sehen!" Bei diesen Worten zuckte Harry innerlich zusammen, er hatte das Gefühl dass sich dieses Gespräch in eine Richtung wand in die Harry seit Dennis Creevys Tod nicht denken wollte. Er hatte, um ehrlich zu sein, Angst. Er spürte dass er jetzt nichts hätte sagen können, auch wenn er es gewollt hätte, doch Dumbledore redete weiter. "Ich würde ihn dir aber wiedergeben, wenn du mir eines versprichst, Harry!", sagte Dumbledore. Seine Augen waren streng und doch besorgt, als er seine Bedingung stellte. "Mach keine dummen Fehler, Harry! Gehe nirgendwo hin wenn du unsichtbar bist und dir andere nicht helfen können. Denn sonst wärest du in der Falle. Voldemort fände als ein Teil seiner grausamen Spiele sicher daran Gefallen, wenn er weiß was du denkst, und zwar dass du selbst in die Arme des Todes gerannt bist, ohne dass dir jemand zu Hilfe eilen könnte!" Ein Ton in Dumbledores Stimme gefiel Harry nicht, er spürte dass es ihm wirklich todernst war, und er selber spürte die Unruhe in sich. "Versprichst du mir das, Harry, dass du keine Fehler machst die dein Leben kosten können?", fragte Dumbledore und Harry nickte. "Versprichst du mir das?", fragte Dumbledore noch einmal. "Ja", brachte Harry hervor. Er versuchte dem strengen Blick stand zu halten, und schließlich stand Dumbledore auf und holte seinen Tarnumhang und übergab ihn Harry. Als dieser den fließenden Stoff in den Händen hielt, der ihn sonst immer auf seine Weise an seinen Vater denken ließ, überkam ihm ein Gefühl der Furcht. Machte dieser Umhang ihn für Voldemort wirklich sichtbar? Doch Harry hatte kein Bedürfnis dies je ausprobieren zu wollen, und so nickte er noch einmal als er Dumbledores Blick traf. Harry wusste nicht ob er jetzt gehen sollte, und so erhob er sich vorsichtig doch Dumbledore bedeutete ihm sitzen zu bleiben. Harry ließ sich wieder nieder. Er wollte nicht weiterreden, er hatte das dringende Gefühl dass die Situation um den Kampf gegen Voldemort sehr ernst stand, ob dies nun stimmte oder nicht wusste er nicht. "Hast du sonst noch wichtige Fragen, wo du glaubst dass ich die Antworten wüsste?", fragte er und Harry wunderte sich. Was sollte das? Aber da fiel ihm etwas ein... Harry zögerte. Er wusste nicht, ob Dumbledore mit ihm darüber reden würde. Und eigentlich ging es Harry auch nichts an... Er überlegte angestrengt und ihm fiel dabei nicht auf, dass Professor Dumbledore in fragen ansah. Plötzlich räusperte sich Professor Dumbledore und Harry schreckte auf. Dumbledore sah auf, als hätte er erraten was
111 Harry dachte. "Hat es vielleicht mit dem Angriff auf Miss Eldird zu tun? In letzter zeit geschehen schreckliche Dinge, Harry, aber ich vermag keine Lösung zu den aufkommenden Fragen zu finden...", sagte er und Harry nickte leicht enttäuscht, auch wenn er noch eine Frage auf dem Gewissen hatte. "... und was die Todesser im Fun-Paradise wollten wissen wir auch nicht... jedenfalls bis jetzt!", sagte er weiter und ein wenig Bitterkeit lag in seiner Stimme. Harry dachte jetzt deutlicher denn je dass Dumbledore mehr wusste als er es je einem sagen würde. Und irgendein Gefühl in Harrys Herz schien ihm zu wissen zu geben, dass Dumbledore mit ernsten Sorgen an Voldemort dachte. Eine Weile lnag blieben sie stumm sitzen, jeder hang seinen eigenen Gedanken nach. Schließlich stand Dumbledore auf, und Harry tat es ihm gleich. Mit einem Lächeln verabschiedete er sich von Harry und erinnerte ihn an sein Versprechen. Und als Harry die Wendeltreppe wieder hinabstieg merkte er dass er dieses Gespräch für sich behalten wollte, denn er wollte seine Freunde nicht die Angst und Unruhe mitgeben, die er seit dem ernsten Gespräch in den nächsten Tagen und Wochen immer mit sich im Herz herumtrug.
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