- chapter V: crazy
- Wir sahen uns nicht in die Augen, als wir von einander Abschied nahmen. Eine brüderliche Umarmung, ein freundschaftlicher Handschlag und ein unpersönliches Nicken – das war alles, was wir nach einer Nacht zusammen, miteinander, tun konnten?! Peinlich berührt, band ich mir meine Schuhe und nahm meine Jacke von dem Kleiderständer. Ich fragte ihn nicht, wo ich hier war, fragte ihn nicht, wie ich am besten zur U-Bahn käme oder sonst etwas. Er lehnte in der Tür des einzigen Wohnraumes und sah aus dem Fenster, welches sich seitlich im Flur befand. Auch er wich mir aus. Bereute er, was er mir gesagt hatte? War es gar nicht wahr gewesen? Nur eine Floskel, um zu bekommen, was er wollte? Wie auch immer, es war mir egal.
- Oder? Es war egal. Sicher? Ja. ... Nein... doch. Nein!
- Wieso tat es weh, dass es vielleicht nur ein notwendiges Übel gewesen sein könnte... sein Liebesgeständnis? Einfach eins dieser gutbekannten Mittel zum Zweck, zum Zwecke mich flachzulegen? Was soll's? Auch bei mir hatten keinerlei Emotionen eine Rolle gespielt.
- ... Oder?
- Ich war es leid, mir das Hirn mit derartig widerspenstigen Fragen zu zermartern und drehte mich zu ihm um. Auch er sah mich wieder an. Wir schwiegen kurz und ich merkte langsam, wie ich rot wurde. Er stand lässig im Türrahmen, oder vielmehr versuchte er, lässig zu wirken. Aber in Wirklichkeit stand er steif und unbeholfen irgendwo, fühlte sich unwohl und wie ich schrecklich verwirrt und... deplaziert. Er trug schwarz. Ironie des Schicksals, dachte ich und sah auf meine hellen Sachen. Sein schwarzer Rollkragenpullover ließ nicht den geringsten oder kleinsten Einblick zu, und auch seine Hose war ungewohnt... lang... Es war, als versuchte er angestrengt, soviel Haut wie möglich zu verbergen, als schäme er sich... Ich musste lächeln, als ich mich erinnerte, wie sehr ich mich immer in ihm getäuscht hatte.
- Gehst du?, fragte Omi leise. Ich sah ihn an, sein zartes Gesicht und seine zerbrechliche Gestalt. Er schwieg und musterte mich weiter.
- War es... die Wahrheit?, fragte ich vorsichtig und stotternd. Ob er wusste, was ich meinte?
- , sagte er schlicht und wurde zartrot.
- Dann... darf ich... wiederkommen? Es war mir schrecklich peinlich, diese paar Worte auszusprechen und ich hatte das bekannte und berühmt/berüchtigte Verlangen, sofort, jetzt und hier im Erdboden zu versinken. Aber ich blieb und seine meerblauen Augen verschlungen mich.
- Wenn du... wenn du willst...
- Ich lächelte unsicher und auch er versuchte ein schiefes Grinsen.
- Wie kann es sein, dass sich zwei Menschen, die vor einigen Stunden noch zusammen gemacht haben, am Morgen danach so fremd sind? Wie kann es sein, dass sie allein der Anblick des anderen rot werden lässt und sie sich schämen, für etwas, was rein menschlicher Instinkt und vielleicht auch
- Liebe
- ist? Ich ging auf ihn zu, uns trennten kaum noch 10 Zentimeter. Er versuchte zurückzuweichen, aber ich ergriff seine Handgelenke und presste sie mit einer Hand knapp über seinem Kopf an die Tür hinter ihm. Ich näherte mich ihm, hoffte, dass ich meine Courage noch einige Sekunden wahren konnte und sie mich nicht verließ, ehe ich ihm... noch einen... einen... Kuss... geraubt hatte...
- Ich spürte seine Lippen auf meinen, meine auf seinen und bemerkte, dass er seinen Kopf mir entgegengestreckt hatte, ehe mich der Mut wieder verlassen konnte. Ich schloss die Augen und küsste ihn innig. Seine Lippen waren weich und warm und ich hatte das Gefühl, als würde ich nicht ihn, sondern das Paradies schmecken... oder es war das Paradies, ihn zu küssen... oder er war das Paradies... oder irgendwie so.
- ---You could taste heaven perfectly---
- Er konnte gut küssen und ich fragte mich am Rande, wer ihm das gelehrt hatte. Nachdem wir uns voneinander lösten und ich seine Handgelenke auch wieder losließ, musste ich erst Atem schöpfen, ehe ich flüstern konnte. Auch Omi vor mir keuchte schwer. Ich wollte noch etwas sagen, aber kein Wort kam aus meinem Mund, statt dessen sah ich in seine Augen und zog ihn erneut an mich. Diesmal küsste ihn nicht, sondern drückte seinen schmalen Körper einfach ganz fest an meinen und gleichzeitig so sanft, aus Angst, ihn zu zerbrechen. Es tut mir... so leid... Ich glaube... ich komme ganz gerne wieder... Omi schien leise zu lachen oder zu weinen, als er sagte: Heißt das... Heißt das... Nagi... Heißt das... du liebst mich auch... ein bisschen?
- Ich nickte in seinen Nacken hinein und fügte ein leises, beinahe schüchternes hinzu.
- Danke! Danke! O Danke, Nagi!! Danke! Ich lächelte und presste ihn weiter an mich.
- Es würde schwierig werden. Eine Beziehung jenseits der Wirklichkeit, wenn man so will. Denn meine und seine Realität war ja Schwarz beziehungsweise Weiss
- In diesem Moment begannen wir, den Grundstein unserer eigenen Welt zu legen. Wir fingen an, eine Welt, ein zu träumen, eine Welt nur für uns, wo uns niemand kannte und wo uns niemand schlug, wo uns niemand hasste und wo uns niemand suchte, eine Welt, nur für uns zwei, eine Welt
- weit weg von der Welt
- in der Töten ein Beruf ist. Weit weg von der Welt, in der uns niemand liebte, aber jeder brauchte und benutzte... Und aus unseren Träumen wurde dann... irgendwie... Wirklichkeit. Oder halt unsere Interpretation derselben. Und wir konnten beieinander sein, trotz Weiss, trotz Schwarz und trotz der Tatsache, dass man uns zu Feinden gemacht hatte.
- Wenn ich heute daran denke, wie sicher wir uns gefühlt hatten, wie unerreichbar wir unsere Liebe gehalten hatten und wie unantastbar unser Glück – mir wird schlecht vor so viel grausamer Naivität...
- tbc
- *argh* *no comment* Trotzdem Reviews, yo? *suizidversuch*
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- illusion: Hach! Juchu! Ein Fan! *blush* Vielen Dank für dein Feedback, das baut echt auf!! Der Chapter wurde sicher an die Hundert mal verändert und wie er jetzt ist, gefällt er mir am meisten... *sfz* Naja, eigentlich wollte ich ja nicht so viel labern, aber wenn du immer so verdammt viele, nette, tolle, super, erhellende Reviews schreibst!!! ;_; Danke, echt!! (Und bitte review weiter, nê? ^^)
Neko: Danke! Danke! DANKE!!! *ergriffen schluchz*
