### Ganz liebes Danke für alle Reviews!
***
Jelly: Der Roman „Die Tiefen des Ozeans" ist uns
nicht bekannt. Wie heißt denn der Autor?
*** ZonyBone + Yvanne Palpatine: Legolas sterben zu lassen, würde uns nicht im
Traum einfallen! Wir halten nicht viel von Stories,
in denen die Hauptcharaktere sterben... obwohl, Legolas kann super gut sterben,
wenn er seinen geliebten Freund in Armen hält. Diese herzerweichende Szene
findet ihr am Ende des letzten Kapitels von „Dangerously
in Love".
*** BlackPearl: Wie jetzt? Wir und niederträchtig,
weil Legolas im Koma liegt? Wenn jemand als niederträchtig zu bezeichnen ist,
dann unsere Musen, die für solche Ideen immer wochenlang bekniet werden müssen!
Das Update wird wie gehabt jeden Samstag erfolgen.
*** Nili: Deine gespaltene Persönlichkeit (verliert
man bei so vielen Stimmen im Kopf nicht langsam den Überblick?) hat uns mal
wieder köstlichst amüsiert! Aber nun schimpf mal nicht so mit dem armen
Aragorn. Er ist noch jung und sagt sich bestimmt ‚Träume sind Schäume'. Also
mit Eomer würden wir gerne mal in Nahkampfposition
gehen. Mal sehen, ob er uns gewachsen ist!
*** Dragon_of_the_north: Die Verquickung von Gedanken
und Gefühlen mit den sichtbaren Ereignissen ist eine Spezialität von Salara. Ich
gehe auf diesem Gebiet fleißig bei ihr in die Lehre. [ManuKu]
Was deinen winzigen Kritikpunkt angeht, haben wir folgendes als Verteidigung
anzugeben – Wir sprechen von Lady Galadriel und Lord Elrond,
weil es einfach besser klingt, als Herr oder Frau/Dame. Es soll als Titel und
somit als Zeichen der Achtung und der Ehrerbietung gesehen werden.
*** Keeline: Salara arbeitet an einem Giftlexikon.
Das kam uns für diese Story sehr gelegen! Ja, ja, der arme Legolas. Unsterblich
und im Koma. Na, wer will da schon mit ihm tauschen?!
*** ran: In dieser Serie (was haltet ihr vom Titel DIE VERGESSEN ABENTEUER?) sind Aragorn und
Legolas nur gute Freunde. Aber wir werden mit Sicherheit irgendwann auch mal
eine Story schreiben, in denen sie Liebende sind. Dann werden wir aber sicher
den sexuellen Teil heraushalten. Wir sind mehr die kuscheligen Typen, was wir
auch auf die Charaktere übertragen werden.
*** Kaeera: Du schreibst deine FanFics
in Englisch? *tiefe Verbeugung* Ja, ja, es kommt ja auch bald wieder die Zeit,
wo wir was von Cassia und Sio
lesen werden. Die Mädels sagten doch irgendwas von Mitte Januar. Also als wir
den Köder auf ihrer Homepage zur nächsten Story gelesen hatten, wurden wir
richtig kribbelig und können es kaum noch erwarten!!!
### Bemerkung zu unserer Homepage: Die FanFic-Übersetzungsseite funktioniert zur Zeit nicht. Liegt vielleicht an meinem neuen WORD XP. Ich arbeite an dem Problem! [ManuKu]
### Jetzt aber genug gelabert und weiter geht's mit der Story!
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Hauch des Lebens
von: ManuKu und Salara
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~TEIL 2~
Der König beugte sich über seinen Sohn und betrachtete ihn. Mit einer Hand fuhr er über dessen silbernes seidenweiches Haar, strich ihm über die faltenfreie glatte Stirn, wunderte sich zum unzähligsten Male über das sanfte Silberblau seiner Augen, das er von seiner Mutter geerbt hatte, und legte dann eine Hand auf sein Herz. Es schlug ruhig und regelmäßig.
„Wenn deine Seele wirklich noch in dir ist und du mich hören kannst..."
Thranduil verstummte, als er bemerkte, wie sehr das Zittern seiner Stimme seine innere Pein verriet. Nein, schwach sollte ihn sein Sohn nicht erleben! Er holte tief Luft.
„Kämpfe, mein Sohn. Bleib bei mir! Ich werde nichts unversucht lassen, um dich aus diesem Zustand zu befreien," flüsterte er ihm ins Ohr. Dann stand er auf, wandte sich ab und ging zur Tür, die er leise hinter sich schloss.
***
Nie zuvor war Legolas etwas tröstlicher erschienen als die wenigen Worte, die ihm sein Vater ins Ohr flüsterte.
'Ich werde nicht aufgeben, Vater,' dachte er und spürte, wie sich die Verzweiflung, die bisher wie ein Schatten über seiner Seele gelegen hatte, etwas lichtete. 'Nicht, so lange du an mir festhältst...'
Legolas' Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Thranduils Gesicht aus seinem Blickfeld verschwand und er gleich darauf spürte, wie sein Vater sich erhob. Überdeutlich vernahm er, wie sich die Schritte des Königs von ihm zu entfernen begannen.
'Nein, bleib hier. Lass mich nicht allein zurück...'
Das leise Klappen der Tür beraubte ihn auch des letzten Trostes und machte aus seiner Hilflosigkeit Niedergeschlagenheit. Nun blieben ihm nur noch der rasende Schmerz in seinem Körper, dessen Heftigkeit eher noch zuzunehmen schien, seine Gedanken, denen er sich nun nicht mehr entziehen konnte, der Blick an die Zimmerdecke, die noch nie zuvor so bedrückend gewirkt hatte, und das gegebene Versprechen, durchzuhalten...
***
Thranduil war vor der Tür erneut stehengeblieben und hatte sich einige Augenblicke erschöpft gegen die Wand gelehnt. Eine Zuversicht zu zeigen, die er nicht wirklich fühlte, hatte ihn fast alle Kraft gekostet, die er besaß. Er hoffte, dass das Wenige, das er noch in sich spürte, genügen würde, um Damodin zum Reden zu bringen.
„Du wirst mir jetzt ein paar Fragen beantworten," verkündete er entschlossen und sein Gesichtsausdruck wurde hart, ehe er sich auf den Weg in seine Privatgemächer machte.
***
Den Zorn, der in Thranduil loderte, ließ ihn den Weg zu seinen Räumen, mit langen, raumgreifenden Schritten zurücklegen.
Er stieß die Türflügel auf, die in das Innere seiner Räumlichkeiten führten, und sah, dass Damodin auf einem seiner hochlehnigen Stühle saß. Seine Hände waren von den Wachen hinter der Lehne zusammengeschnürt worden. Zusätzlich standen zwei Wächter neben ihm und würdigten den nun wieder gefasst wirkenden Elben keines Blickes.
„Lasst uns allein," wies er die Wachen an, die sich mit einer Geste der Ehrerbietung an ihm vorbei auf die noch immer offene Tür zu bewegten. „Aber bleibt draußen, falls ich euch brauchen sollte."
Er wartete, bis ihm das leise Klappen sagte, dass sich die Türflügel geschlossen hatten, dann trat er langsam auf Damodin zu.
Lange Augenblicke schwieg Thranduil und maß seinen Cousin mit finsteren Blicken, doch so intensiv er auch die Züge des Elben betrachtete – eine Erklärung für die begangene Tat lieferten sie ihm nicht. Sein Cousin erwiderte den Blick und schwieg ebenfalls. Schließlich holte Thranduil tief Luft und zwang sich, jedes Zeichen von Erregung aus seiner Stimme zu verbannen.
„Sag mir nur eines, Damodin: WARUM? Warum hast du das getan?"
Zu seiner Verblüffung begann dieser daraufhin zu lachen, erst leise und amüsiert, dann immer lauter und unbeherrschter, bis es so aussah, als stünde er kurz davor, den Verstand zu verlieren.
Thranduil, der mit beinahe allem außer diesem Lachen gerechnet hatte, warf seinem Verwandten einen irritierten Blick zu, bevor er den Versuch aufgab, seinem Sohn zuliebe die letzten Reste von Geduld zu aktivieren. Er trat auf Damodin zu, holte aus und schlug ihm mit der flachen Hand kraftvoll ins Gesicht.
Damodins Kopf flog zur Seite und das Lachen verstummte augenblicklich. Dafür traf den König der hasserfüllteste Blick, den er jemals bei einem Elben gesehen hatte.
„Zeigst du endlich dein wahres Gesicht," fauchte Damodin, während Zornesröte sein Gesicht überzog. „Na los, schlag doch zu. Bei Wehrlosen bist du doch am mutigsten..."
Er zuckte nicht einmal zurück, als Thranduil erneut die Hand zum Schlag erhob, sich im letzten Augenblick jedoch zusammennahm und sie wieder sinken ließ.
„Ich habe dich etwas gefragt." Der Elbenkönig hatte sich wieder in der Gewalt und schwor sich insgeheim, sich nicht noch einmal derart provozieren zu lassen.
„DU fragst MICH?" Damodin beugte sich zu Thranduil vor, soweit es die ihm angelegten Fesseln gestatteten, und blitzte ihn wütend an. „Weißt du wirklich nicht, welches Vergehens du dich schuldig gemacht hast?"
Natürlich wusste Thranduil, worauf sein Verwandter hinauswollte. Vor Jahren hatte Ancilla, Damodins Schwester, ihm ihre Liebe gestanden, doch er hatte ihre Gefühle nicht erwidert und ihr so schonend wie möglich versucht, zu verstehen zu geben, dass niemand je den Platz einnehmen konnte, den Legolas' Mutter für immer in seinem Herzen besitzen würde. Ancilla hatte sich nach dieser Eröffnung vom Hof zurückgezogen und war einige Zeit später an gebrochenem Herzen dahingeschieden. Es belastete Thranduils Gewissen noch heute, dass er ihr damals keine bessere Antwort gegeben hatte, doch andererseits hatte er Ancilla auch nicht anlügen oder sie weiter ihren Hoffnungen nachhängen lassen können. Das, so fand der König, wäre eine wahrhaft grausame Tat gewesen. Er hatte weder gewusst noch geahnt, wie tief die Liebe gewesen sein musste, die Ancilla für ihn empfunden hatte. Damodin hatte den Tod seiner Schwester offensichtlich nicht verwunden und sich wohl in den Wahn hineingesteigert, dass Thranduil ihren Tod vorsätzlich in Kauf genommen hatte.
'Wie sehr muss er Ancilla geliebt haben, dass er darüber den Verstand verloren hat...' schoss es dem König durch den Kopf, und für einen Augenblick war er fast geneigt, Nachsicht mit dem Attentäter walten zu lassen. Dann jedoch schob sich erneut die Erinnerung an Legolas' leblosen Blick in seine Gedanken. Augenblicklich verhärtete sich seine Miene wieder. Hier ging es um mehr – hier ging es um das Leben seines Sohnes.
„Das Schicksal deiner Schwester wird für immer in meinem Gedächtnis bleiben, auch wenn du mir das jetzt nicht glaubst. Sie war schön, klug und anmutig. Sie war es wert, über alles geliebt zu werden. Mein Herz war dazu nur nicht in der Lage. Ihr Tod gibt dir jedoch nicht das Recht auf eine so ruchlose Tat..."
„Er gibt mir jedes Recht," fiel ihm Damodin ins Wort und lehnte sich zurück. „Zwar bedauerte ich es zunächst, dass mein Plan nicht wie vorgesehen abgelaufen ist und es deinen Sohn traf. Jetzt jedoch..."
Er verstummte kurz und ein zufriedener Ausdruck ließ sein Gesicht beinahe entspannt wirken.
„Jetzt jedoch, da ich das volle Ausmaß deines Schmerzes sehe und weiß, dass nichts und niemand ihn dir je wieder leichter machen kann, weiß ich, dass das Schicksal meiner Schwester letztlich doch noch Gerechtigkeit zuteil werden ließ."
Damodin sah, dass seine Worte den König wie Schwerthiebe trafen und er badete förmlich im Ausdruck der Qual, den er in den Zügen des Königs sah. 'Endlich habe ich dich dort, wo ich schon lange bin, und werde dafür sorgen, dass du diesen Platz nie wieder verlässt...'
„Ja, der Pfeil, der deinen Sohn traf, war eigentlich für dich bestimmt," fügte er hinzu und beobachtete voller Genugtuung, wie jedes seiner Worte Thranduil ein Stück seiner Zuversicht nahm. „Ich wollte, dass du so leidest, wie ich Ancilla bis zu ihrem Tod leiden sah, wollte, dass du denselben Schmerz fühlst wie ich und ebenso wenig in der Lage wärst, ihm zu entkommen. Das Gift, mit dem die Pfeilspitze präpariert wurde, sollte dich in deinen Körper sperren, ihn deiner Kontrolle entziehen und ihm nur noch gestatten, dass du hören, sehen und vor allem spüren kannst, wie es ist, langsam und hilflos Zeuge des eigenen Dahinsiechens zu werden. Du solltest Iluvitar lange vergeblich um den Tod bitten, bis er ihn dir endlich gewährt hätte – nach Jahrzehnten der Qual. Jedes Detail hatte ich mir ausgemalt. Doch weißt du was? So, wie es nun gekommen ist, ist es noch viel besser. Jetzt leidest du doppelt, ohne auch nur den leisesten Kratzer abbekommen zu haben, denn du wirst hilflos mitansehen müssen, wie dein Sohn langsam, unendlich langsam, vor deinen Augen stirbt. Und du wirst spüren, dass dein Herz mit dem seinen stirbt."
Langsam, als erwache er aus einem Alptraum, beugte sich Thranduil schließlich zu Damodin vor, packte ihn an seiner Kleidung und zog ihn so weit zu sich heran, wie es dessen Fesseln gestatteten.
„Hör mir zu, du Wahnsinniger. Legolas hat nichts mit unserem Zwist zu tun. Er ist unbeteiligt und sollte es auch bleiben. Sag mir, welches Gegengift ihn retten kann, und ich..."
„Was?" unterbrach ihn Damodin und genoss den Triumph, den er errungen zu haben glaubte. „Was willst du mir dafür anbieten? Mein Leben? Es bedeutet mir nichts mehr. Du kannst es haben. Die Freiheit gar?" Er lachte, doch es klang wie das Gelächter eines Dämonen.
„Die wohl noch viel weniger, denn du weißt genau, dass ich wieder und wieder versuchen würde, dich zu töten. Wobei mir eines einfällt... Glaubst du ernsthaft, dass ich der Einzige bin, dessen Groll gegen dich tief genug ist, um einen solchen Plan zu entwickeln?"
Damodin zögerte kurz, als er sah, dass seine letzten Worte den König vollends aus der Fassung gebracht zu haben schienen. Doch noch immer war ihm der bereits offensichtliche Schmerz seines Verwandten nicht genug, und so fügte er wie beiläufig hinzu: „Wo wir schon mal dabei sind... Dieses Gespräch hätten wir durchaus eher geführt, wenn die Zwerge deinen Sohn besser bewacht hätten. Er sollte spurlos verschwinden und ich wollte der Weggefährte deiner Verzweiflung werden. Leider war es durch das Eingreifen dieses verfluchten Halbelben ein viel zu kurzes Vergnügen..."
„Genug!" donnerte Thranduil angewidert und ließ Damodin los, der daraufhin an die Stuhllehne zurücksank. Es dauerte einige Momente, bis der König die letzte Eröffnung verdaut und sich wieder soweit gesammelt hatte, dass er weiterreden konnte.
„Du bist auch für die letzten Qualen meines Sohnes verantwortlich? Was bist du nur für ein Monster! Alles nur, weil du MICH treffen wolltest?"
Thranduil begriff, dass Damodin ihm niemals verraten würde, welches Gift auf dem Pfeil gewesen war. Dessen selbstzufriedener Gesichtsausdruck sprach Bände. Die Wut, die der Herrscher von Düsterwald in sich lodern fühlte, ließ seine Hände zittern. Er ballte sie zu Fäusten, um Damodin nicht auch noch diesen Anblick als Triumph zu gönnen. Mühsam zwang er sich zur Ruhe, dann sagte er so beiläufig wie möglich: „Nun, es ist ohnehin nicht mehr länger von Belang. Du sollst wissen, dass meine Boten in diesem Augenblick nach Lothlorien unterwegs sind, um die Lady Galadriel um ihre Hilfe zu bitten. Du weißt wie ich, welche Macht sie besitzt..."
Weiter kam Thranduil nicht, denn gänzlich unerwartet schnellte Damodin vom Stuhl empor, auf dem er bislang gesessen hatte. Aus seiner erhobenen rechten Hand flog die Scherbe, mit deren Hilfe er sich langsam und vorsichtig im Verlaufe seiner Unterhaltung mit dem König von den Fesseln befreit hatte.
„NEIN!!! Das lasse ich nicht zu. Du wirst sterben..."
Mit der Wut eines Wahnsinnigen warf er sich auf den König. Die Attacke war so kraftvoll, dass sie gemeinsam zu Boden gingen. Der Aufprall presste jede Luft aus Thranduils Lungen und das machte es ihm unmöglich, nach den Wachen zu rufen, die er auf dem Flur wusste. Außerdem fühlte er die Hände Damodins an seinem Hals, die ihm langsam die Kehle zudrückten.
Die beiden Elben rangen verbissen miteinander, doch schließlich gelang es Damodin, seinem Verwandten einen schmalen Dolch aus einer am Gürtel befestigten Lederscheide zu ziehen, während die andere Hand immer noch um seine Kehle lag.
Langsam und unaufhaltsam näherte sich die Spitze Thranduils Kehle. Verzweifelt versuchte der Elbe, die Klinge von sich fort zu drücken, doch Damodins Kraft schien nicht zu erlahmen. Schließlich gelang es dem König, ein Knie an den Körper zu ziehen. Unter Zuhilfenahme der letzten Kraftreserven schleuderte er seinen Widersacher von sich. Schwer atmend und nach Luft ringend blieb er einen Augenblick liegen und rief dann laut nach den Wachen.
Als Damodin erkannte, dass er in den nächsten Sekunden wieder überwältigt werden würde, kam er zu einem Entschluss. Er lächelte Thranduil an, doch dieses Mal war es ein Lächeln der Erleichterung. Sein seit Jahren währender Kampf mit Schmerz, Gram und Rachegefühlen würde hier und jetzt zu Ende gehen.
„Es gibt die Möglichkeit, deinen Sohn zu retten, Thranduil. Doch durch mich wirst du es nie erfahren. Ich entfliehe deinem Zugriff!" Entschlossenheit machte sich auf seinem Gesicht breit und er schloss die Augen.
Dachten die Wachen auf dem Flur zu Anfang noch, dass ihr König mit allen Mitteln Informationen aus dem feigen Attentäter pressen wollte, fiel ihnen nun doch der ungewöhnliche Tumult auf, der aus dem Inneren des Zimmers drang. Und als sie ihren König rufen hörten, stürmten sie mit gezogenen Waffen in den Raum.
Gerade als sie ihn betraten, drehte Damodin das Messer gegen sich, stieß es sich mit aller Kraft in sein Herz und sank dann lautlos zu Boden. Thranduil sah fassungslos zu, wie Damodin seinem Leben von eigener Hand ein Ende bereitete. Zu seinen Füßen starb in diesem Augenblick seine einzige Hoffnung, das Geheimnis des unbekannten Giftes jemals zu enträtseln. Als er sein Gesicht mutlos in seine Hände betten wollte, erstarrte er angesichts des an ihnen klebenden Blutes.
War es seines? War es Damodins? Das zu klären, war jetzt nicht mehr wichtig. Wichtiger war die Botschaft, die ihm dieser Anblick vermittelte.
'Legolas, mein Sohn, es tut mir leid. Ich habe versagt...'
Hilflos ließ er die Hände wieder sinken und sah seine Wachen an.
„Bringt ihn fort und sorgt dafür, dass sein Körper im Verborgenen auf die letzte Reise geht. Sagt mir nicht, wo. Ich will es niemals erfahren."
Wie betäubt beobachtete er, dass die Wachen die Leiche Damodins aufhoben und aus dem Zimmer trugen. Erst, als ihre Schemen sich seinem Blick endgültig entzogen hatten, kehrte etwas von seiner Entschlossenheit zu ihm zurück.
Was geschehen war, ließ sich nicht mehr ändern, und er kam nicht umhin, zuzugeben, dass die Dinge beinahe hoffnungslos aussahen. Nun konnte er nichts weiter tun, als zu warten, dass Lady Galadriel ihm eine Nachricht sandte.
Thranduil wollte sich in Bewegung setzen, um im nahegelegenen Badehaus die blutigen Spuren des Kampfes abzuwaschen, als ihm etwas wieder einfiel, das Damodin gesagt hatte. ' Leider war es durch das Eingreifen dieses verfluchten Halbelben ein viel zu kurzes Vergnügen...'
Überrascht blieb der König erneut stehen.
Legolas hatte nach seiner Rückkehr aus Bruchtal begeistert von den Heilkräften Lord Elronds erzählt.
'Wenn seine Heilkunst wirklich so groß ist, kann er meinem Sohn möglicherweise auch diesmal helfen!'
Thranduil hatte einen neuen Hoffnungsschimmer gefunden, an dem festzuhalten er gewillt war. Gleich nachdem er das Blut Damodins von seinem Körper gewaschen hatte, würde er einen Boten mit einer Nachricht nach Bruchtal schicken...
***
Glorfindel bedrängte Aragorn mit dem Schwert. Mühsam versuchte der Mensch, die Abwehr des Elben zu durchbrechen, doch Glorfindel schien immer ganz genau zu wissen, wie er als nächstes angreifen würde, und parierte dementsprechend.
In einem blitzschnellen Vorstoß, den Aragorn nicht mal im Ansatz gesehen hatte, schlug der Elbe ihm das Schwert mit einer geschickten Drehung aus der Hand. Im nächsten Augenblick spürte er Glorfindels Schwertspitze gefährlich nahe an seiner Kehle.
„Ergibst du dich?" fragte dieser ihn mit einem Lachen und gab sich keine Mühe, zu verbergen, dass das Training mit Estel ihm Spaß machte. Der junge Mann war ein gelehriger Schüler und Glorfindel konnte dessen bisherige Kenntnisse auf dem Gebiet des Schwertkampfes um einiges aufwerten.
„Was bleibt mir anderes übrig?" murmelte Aragorn und hob resigniert die Hände. Bisher hatte er gedacht, dass er ganz gut mit dem Schwert umgehen konnte. Doch seitdem sein Vater ihm Glorfindel an die Seite gestellt hatte, um ihn all das zu lehren, was er als Waldläufer im nicht immer fairen Kampf zu lernen hatte, zweifelte er erheblich an seinen Fähigkeiten.
Glorfindel senkte die Klinge. „Estel, du musst lernen, deinen Gegner ganz genau zu beobachten."
„Das tue ich doch!" antwortete Aragorn.
„Tätest du es wirklich, dann wäre dir aufgefallen, dass ich, kurz bevor ich dir das Schwert aus der Hand schlug, meine Waffe sinken ließ und eine Drehung meines Handgelenkes die bevorstehende Aktion bereits ankündigte." Glorfindel trat dichter an den Menschen heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Schau deinem Gegner nicht nur in die Augen. Die Körpersprache verrät dir viel mehr von dem, was er in den nächsten Sekunden plant. Achte auf die Handgelenke, auf die Stellung der Füße. Jede kleinste Verlagerung des Körpergewichtes kann dir zeigen, in welche Richtung der nächste Angriff geht. Je berechnender dein Gegner ist, umso früher lässt er dich seine Taktik sehen. Diese Sprache musst du erkennen lernen..."
Sie wurden von einem Diener unterbrochen, der die Kampfhalle betrat.
„Entschuldigt die Störung. Estel, Lord Elrond wünscht euch zu sprechen."
Aragorn fragte sich, was wohl so Wichtiges geschehen sein konnte, dass es nicht bis nach der Trainingsstunde warten konnte. Er verbeugte sich vor Glorfindel und schnappte sich auf dem Weg nach draußen ein feuchtes Tuch, um sein schweißnasses Gesicht etwas zu erfrischen.
***
„Du hast mich rufen lassen, Vater?"
Aragorn lächelte, als er vor Elrond stehenblieb und ihn fragend ansah.
„Ja, ganz recht."
Der Elbenfürst sah ungewöhnlich ernst aus, als er seinem Ziehsohn ein Schreiben reichte.
„Das hier wurde vor kurzem von Boten aus Düsterwald gebracht."
„Aus Düsterwald? Etwa von Legolas?"
Aragorn nahm das Pergament, dessen Siegel bereits erbrochen war, und begann zu lesen, doch mit jedem Augenblick verschwand ein wenig mehr von der Unbeschwertheit aus seinen Zügen. Schließlich sah er auf. Unglaube lag in seinem Blick.
„Das kann nicht wahr sein! Sag mir, dass es nicht wahr ist..." Fassungslos sah er Elrond an, doch dessen Züge waren von einer Trauer überzogen, die dem jungen Mann sagte, dass das soeben Gelesene im wahrsten Sinne des Wortes todernst gemeint war.
Bestürzt überflog er den Brief ein zweites Mal, doch dessen Inhalt hatte sich nicht verändert. Es war keine Halluzination...
„Aber... aber das kann doch gar nicht sein..." Jede Farbe wich aus seinem Gesicht.
„Ich fürchte doch," entgegnete Elrond, dessen ruhige Stimme nicht erkennen ließ, dass der Elbe tief in seinem Innersten ebenso aufgewühlt war wie Aragorn.
Der taumelte, ohne es zu registrieren, zwei Schritte zurück und ließ sich schließlich in einen neben der Tür stehenden Sessel fallen. Dort las er das Schreiben zum dritten Mal. Er tat es langsam, studierte Wort für Wort, doch ihr Sinn blieb der gleiche: Legolas, eigentlich wie jeder andere Elbe unsterblich, war vergiftet worden und würde langsam sterben, wenn sich kein Gegengift fand!
Aragorn ließ das Schreiben endlich sinken und sah zu seinem Ziehvater empor. „Wir müssen noch heute nach Düsterwald aufbrechen!"
Elrond, der wusste, dass er Aragorn einsperren müsste, um ihn in Bruchtal festzuhalten, neigte bestätigend den Kopf.
„Deshalb habe ich bereits veranlasst, dass alles Notwendige gepackt wird. Wir brechen in zwei Stunden auf." Er zögerte kurz, doch seine Ahnung sagte ihm, dass Aragorn es spüren würde, wenn er versuchte, etwas vor ihm zu verheimlich. Seufzend fügte er also hinzu: „Richte dich besser auf eine lange Zeit in Düsterwald ein. Nach dem, was König Thranduil hier schreibt, steht es sehr schlecht um den Prinzen und ich weiß nicht, ob ich ihm helfen kann."
Aragorn nickte wortlos und wandte sich zum Gehen. Er wusste, dass er keine zwei Stunden brauchen würde, um sich auf die Reise vorzubereiten. Wenn es sein müsste, würde er nur mit den Sachen, die er auf dem Leib trug, nach Düsterwald reiten, um Legolas beizustehen.
***
wird fortgesetzt
