### Hallo, alle miteinander!
Ich will euch nicht lange aufhalten, aber es war längst überfällig,
dass auch ich mal ein paar Worte verliere.
So viel Spaß es mir macht, zusammen mit ManuKu an der
Entstehung unserer Geschichten zu arbeiten, so groß ist in der Zwischenzeit
auch mein Bedürfnis geworden, euch Dankeschön zu sagen. Das Posten von Kapiteln
ist bei FanFiction.Net jedoch eine Ein-Personen-Aktion und Manuku
hat sich zur absoluten Spezialistin darin entwickelt. Ich will daran auch gar
nichts ändern, sondern schiebe meine Worte einfach mal dazwischen.
Also...
Vielen Dank für eure Treue, für eure tollen Reviews
(nach denen man wirklich süchtig werden kann *g* - dem kann ich nur zustimmen [ManuKu] ) und natürlich auch für
die Ideen, die ManuKu und mich bereits zu manch
überraschender Wendung in den Geschichten führten. Vielleicht begleitet ihr
uns, das heißt die Protagonisten unserer Geschichten, ja auch weiterhin. Wenn
wir euch auch in Zukunft gut unterhalten können, würde uns das freuen.
Salara
# Nun also weiter mit dem 5. Kapitel!
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Hauch des Lebens
von: ManuKu und Salara
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~TEIL 5~
Aragorn entschied sich, in einer der Schenken am äußersten Rand der Stadt zu beginnen. Um mit den hiesigen kriminellen Subjekten in Kontakt zu treten, erschien ihm ein Ort wie dieser am besten geeignet zu sein.
Bevor er die Schenke betrat, zog er die Kapuze seines Umhangs so tief wie möglich in die Stirn. Wenn sein Unternehmen Aussicht auf Erfolg haben sollte, so durfte man ihm seinen Widerwillen nicht sofort am Gesicht ablesen. Und dass er dort zu erkennen sein würde, daran zweifelte Aragorn keinen Moment, als er die schief in den Angeln hängende Tür durchschritt und sich sofort von einer warmen Woge der unterschiedlichsten Gerüche und Ausdünstungen umgeben sah.
Es roch nach Gebratenem, ungewaschenen Menschen und der schwere Dunst von Bier und schlecht vergorenem Alkohol hing fast jedem Gast in dieser Schenke in den Kleidern.
Ein dicker Mann drängte achtlos an Aragorn vorbei zur Tür hinaus und es schien dem jungen Mann, als hätte der Gehende in Schweiß gebadet. Angewidert verzog er das Gesicht. Nun, sehr wahrscheinlich war Wasser in dieser Gegend ein Luxus und ein Bad nicht für jeden erschwinglich oder sogar erstrebenswert.
Aragorn wandte sich ab und steuerte eine Ecke nahe der Tür an. Der Tisch dort war frei und er hatte den gesamten Raum gut im Blickfeld. So gleichmütig wie möglich setzte er sich an den von Rauch und Flecken dunklen Holztisch. Es dauerte nicht lange, bis ein griesgrämig dreinschauender Wirt, der sich eine schmutzige Schürze um den dicken Leib geschnürt hatte, vorbeikam und ihn einfach nur fragend ansah. Ohne lange zu überlegen bestellte Aragorn einen Krug Bier, dann sah er sich unauffällig um.
Seine Ahnung, ausgerechnet hier mit der Suche zu beginnen, schien sich als richtig zu erweisen, denn der Raum war mit allerhand zwielichtigen Gestalten gefüllt. Einige unterhielten sich, andere saßen schweigend da und blieben für sich. Ab und zu ertönte ein lautes Lachen oder ein Bierkrug fiel um und zersprang mit lautem Poltern auf dem schmutzigen steinernen Boden.
Wenn Aragorn ehrlich zu sich war, dann hatte er absolut keine Vorstellung, wie er mit einem der Gäste in Kontakt treten konnte, ohne das es zu auffällig erschien. Als der Wirt wiederkam und ihm den Krug Bier auf den Tisch stellte, beschloss Aragorn, ihn ganz direkt zu fragen. Um Auskünfte waren Wirte bekanntlich nie verlegen. Nicht zuletzt konnte man sich auch so seine Kundschaft warm halten und für häufige Besuche sorgen.
„Ich brauche eine Information!" Aragorn hob seinen Kopf und fixierte den Wirt mit dem intensivsten Blick, den er aufbringen konnte. Seine Stimme war dabei gerade laut genug, dass der Wirt ihn verstand. Mit nachlässigen Bewegungen warf Aragorn zudem ein paar Münzen auf den Tisch, von deren Menge er annahm, dass sie die Gier des Mannes anstacheln würde. Und er wurde nicht enttäuscht.
Das Verhalten des dicken Wirtes veränderte sich. Plötzlich breitete sich ein schmieriges Grinsen auf seinem Gesicht aus und ein Glitzern in den Augen verriet Aragorn, dass Gäste mit speziellen Wünschen hier die liebsten waren.
„Wie kann ich Euch helfen?" fragte der Mann und quetschte seine Leibesmassen auf die Aragorn gegenüberstehende Bank.
„Ich bin geschäftlich in Ardaneh. Ich brauche etwas Handwerkszeug, wenn Ihr versteht, was ich meine." Um seine verschwommenen Worte besser zu verdeutlichen, zog Aragorn seinen Dolch aus dem Gürtel, fuhr mit dem Daumen über die scharfe Klinge und ließ dabei den Wirt nicht aus den Augen, der beim Anblick der Waffe sichtlich erbleichte. Ohne mit der Wimper zu zucken, schnitt Aragorn sich ins Fleisch und zerrieb dann das Blut zwischen seinen Fingerspitzen.
„Oh, wie unvorsichtig von mir!" sagte Aragorn und um seine Mundwinkel spielte ein dunkles Lächeln, das den Wirt erschauern ließ.
„Ihr seid ein Attentäter?" fragte dieser fast lautlos und beinahe wären ihm die Münzen, die er immer noch gierig umklammert hielt, wieder aus der Hand gefallen.
Aragorn antwortete nicht, sondern sah ihn mit dem teuflischsten Blick an, den er zustande bringen konnte. Es war nicht einfach, doch er stellte sich einfach vor, dass der für Legolas' Schicksal verantwortliche Giftmischer vor ihm sitzen würde.
„Ich komme aus Bree und kenne mich in dieser Gegend nicht aus. Also, könnt Ihr mir nun helfen oder muss ich mir einen anderen Informanten suchen?"
„Ich.. ich...," stotterte der Wirt und wischte sich mit dem Ärmel den Angstschweiß von der Stirn. „Ich glaube, ein Mann namens Ilgat, der fünf Häuser rechts meiner Schenke wohnt, handelt mit dem, was Ihr für Euer... Euer Handwerk braucht."
Mehr hatte Aragorn nicht hören wollen.
„Gut." Er zog das Wort so in die Länge, dass sein Klang allein wie eine gefährliche Drohung anmutete. „Ich hoffe, auf Eure Verschwiegenheit in dieser Sache kann ich mich ebenso verlassen wie auf die Richtigkeit dieser Information?"
Der Wirt sagte nichts, doch sein übertrieben heftiges Nicken war Antwort genug.
„Ich wußte, mit Euch kann man reden." Aragorn steckte den Dolch langsam wieder zurück in seinen Gürtel. Es war höchste Zeit zu gehen, ehe diese Unterhaltung Aufsehen unter den anderen Gästen zu erregen begann.
Mit einem letzten Blick auf den Wirt, der seinen Augen auswich, stand er auf und verließ die Schenke. Das Bier ließ er unberührt auf dem Tisch stehen. Er hatte keine große Lust, sich den Magen zu verderben.
Als er draußen war, wandte Aragorn sich nach rechts und schlenderte vorsichtig die Straße entlang. In unregelmäßigen Abständen standen Händler mit ihren provisorischen Ständen, an denen sie Obst, Gemüse und andere Nahrungsmittel anboten.
Der kleine Markt war gut besucht und Aragorn drängte sich durch die Menge. Plötzlich spürte er ein Ziehen an seiner Hüfte und einen Augenblick später rannte eine Gestalt in entgegengesetzter Richtung von ihm fort.
Aragorns Griff ging sofort an seinen Gürtel und entsetzt merkte er, dass ihm der Beutel mit den Münzen und der kleinere Lederbeutel mit dem Holzkästchen Lady Galadriels gestohlen worden waren. Augenblicklich begann er hinter dem Dieb herzuhetzen.
Flink und wendig wie jemand, der genau wusste, in welche Richtung er sich bewegen musste, huschte der Räuber durch die Massen. Als Aragorn erkannte, dass er ihn nicht einholen konnte und der Dieb wahrscheinlich in der nächsten Sekunde in irgendeiner Gasse verschwinden würde, sah er sich hilfesuchend um. Kurzentschlossen griff er sich einen großen Apfel von einem der nächstgelegenen Obststände und zielte damit auf den braunen Haarschopf, der im Zick-Zack durch die Menge lief.
Mit Schwung flog der Apfel wenige Augenblicke später durch die Luft und traf mit voller Wucht sein Ziel. Der Dieb stürzte der Länge nach auf die Straße und die Menschen um ihn herum traten erschrocken zur Seite.
Aragorn war sofort bei ihm, zerrte ihn auf die Beine und zog ihn in eine Seitengasse. Dort presste er ihn gegen die Wand und entriss ihm die beiden Lederbeutelchen. Dann zog er sein Schwert und zielte mit dessen Spitze auf die Kehle des Diebes.
„Es war wirklich nicht klug von dir, dich an meinem Eigentum zu vergreifen," zischte Aragorn und musterte den Burschen, den er vor sich hatte.
Der Dieb vor ihm war einen Kopf kleiner als er selbst. Er hatte eine schmächtige, aber trotz allem kräftige Figur, wie ihm vor allem die freien Oberarmen erkennen ließen. Seine dunkelbraunen schulterlangen Haare waren zu einem losen Zopf im Nacken zusammen gebunden. Die Kleidung war zerrissen und schmutzig, doch die dunklen großen Augen, die sein jugendliches Gesicht noch jünger wirken ließen, starrten Aragorn prüfend, wenn auch nicht gerade ängstlich, an.
„Ihr werdet mich nicht töten!" meinte er schließlich überzeugt und schob mit einem Zeigefinger vorsichtig die Schwertspitze ein Stück zur Seite.
„Da wäre ich nicht so sicher," antwortete Aragorn und funkelte ihn wütend an.
„Hey, hey, nicht so hitzig. Ich kenne mich mit Menschen aus und Ihr macht mir nicht den Eindruck eines kaltblütigen Killers. Solche Leute würde ich erst gar nicht bestehlen. Ich bin doch nicht lebensmüde!" meinte er mit einem kleinen Kichern, das von einem unruhigen Flackern seiner Augen jedoch Lügen gestraft wurde.
Aragorn senkte das Schwert ein wenig. Innerlich schmunzelte er, auch wenn er sich äußerlich nichts anmerken ließ. Der Wirt in der Schenke war vor wenigen Minuten noch durchaus überzeugt davon gewesen, dass er ein Killer sei.
„Und wie sehe ich dann für dich aus?" fragte Aragorn, ließ den Dieb los und steckte sein Schwert wieder in die Scheide.
„Nun, Ihr scheint aus gutem Hause zu sein und Eure Erscheinung lässt mich vermuten, dass Ihr nicht oft unter unseresgleichen zu finden seid. Was führt Euch also in diesen Bezirk der Stadt?" fragte dieser neugierig.
Aragorn antwortete nicht, sondern wandte sich ab und ging wieder auf die Hauptstraße zurück. Er sah aus den Augenwinkeln, dass der Dieb ihm folgte. Begleitung war das Letzte, das er jetzt brauchte. Er musste ihn abwimmeln.
„Meine Angelegenheiten sind nicht von Belang für dich. Verschwinde und komm mir nicht noch einmal unter die Augen!"
Der Dieb eilte weiter hinter ihm her. „Vielleicht kann ich Euch helfen. Natürlich müssten dabei ein paar Münzen für mich herausspringen. Euer Beutelchen fühlte sich reichlich gefüllt an!"
„Ich bin nicht interessiert!" meinte Aragorn kurz angebunden und ging weiter.
„Mein Name ist Mirodas, aber alle nennen mich nur Miro. Und der Name Miro ist in Ardaneh bekannt für seine guten Quellen." Er scharwenzelte wie ein Wiesel um Aragorn herum und versuchte sein Interesse zu wecken.
„Sucht Ihr vielleicht eine rassige Schönheit für die Nacht, die Euch mit Techniken verwöhnt, von denen ihr noch nie etwas gehört habt? Oder sucht ihr nach einem schönen Jüngling, der sich Euch unterwirft?"
Aragorn blieb abrupt stehen, wandte sich um, ergriff Miro am Kragen und zog ihn dicht zu sich heran.
„Ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier. Also halt' den Mund und lass es mich nicht bereuen, dich am Leben gelassen zu haben!" fauchte er, ließ den verhinderten Dieb wieder los und nahm sein Tempo wieder auf.
„Okay! Schon kapiert!" sagte Miro und zeigte ihm nächsten Moment, dass er es doch nicht begriffen hatte, denn er schwatzte weiter drauflos. „Also sucht Ihr die wirklich dunklen Ecken dieser Stadt. Auch da kenne ich mich aus! Was braucht Ihr? Einen erstklassigen Dieb? Einen Brandstifter? Einen Mörder?"
Beim letzten Wort blieb Aragorn unvermittelt stehen und drehte sich um.
„Aha!" Miro hatte nicht genügend Zeit, seinen Triumph auszukosten, denn im nächsten Augenblick legte sich eine Hand auf seinen Mund, während Aragorn ihn wieder in eine Seitengasse zog.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du zuviel und zu laut redest?" fragte Aragorn und sah sich um, um herauszufinden, ob jemand ihr Gespräch belauscht hatte.
Miro schüttelte wortlos den Kopf, weil Aragorns Hand sich immer noch auf seinen Mund preßte. Zum ersten Mal lag offene Furcht in seinem Blick.
Als Aragorn sich sicher war, dass Miros Verhalten in dieser Stadt nicht weiter auffällig, sondern eher normal war, ließ er ihn los und seufzte.
„Gut. Du willst mir also helfen?" fragte Aragorn bedächtig und überlegte, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte.
Miro nickte unterdessen eifrig, hütete sich aber, etwas zu sagen.
„Sagen wir, ich suche einen Mörder, der unauffällig arbeitet und sich mit Giften auskennt..." Aragorn war sich nicht sicher, ob er gerade das Richtige tat, doch die Zeit drängte, und etwas sagte ihm, daß er in dieser Stadt jede Hilfe brauchen konnte, die sich ihm bot. „...an wen müsste ich mich da wenden?"
„Ich würde mir einen Giftmischer suchen und ihn nach seinem besten und treuesten Kunden fragen," antwortete Miro, ohne lange zu überlegen.
„Um als Antwort ein Messer in die Rippen zu bekommen." Aragorn schüttelte den Kopf. „Ein Giftmischer, der seinen Kundenstamm preisgibt, dürfte sehr schnell und sehr endgültig aus dem Geschäft sein. Nein, es gibt nur einen Weg: den direkten..."
Nachdenklich musterte er den jungen Mann, dessen zerrissene Erscheinung Bände über sein zweifellos ziemlich unsicheres Leben sprach. Er machte den Eindruck, als hätte er nie etwas anderes als das Zwielicht und Verbrechen Ardanehs kennengelernt. Vermutlich war er sogar allein in dieser gefährlichen Umgebung aufgewachsen und sah sein Überleben in ihr als das Natürlichste der Welt an. In diesem Fall konnten auch Miros bloße Instinkte Aragorn zu seinem Ziel führen.
Der hatte Aragorns forschenden Blick bemerkt, ihn aber falsch gedeutet, denn er hob abwehrend die Hände und wich vor ihm so weit zurück, wie es die Hauswand erlaubte. „Nein, ich habe noch nie jemanden erledigt, falls Ihr das denkt. Ehrlich nicht. Das kann ich gar nicht. Nur ein paar Diebstähle.. mehr nicht..."
„Beruhige dich, du sollst auch gar nicht für mich töten." Wider Willen erheitert begann Aragorn den Kopf zu schütteln. „Du bist mir viel nützlicher, wenn du mich von nun an begleitest."
Die Erleichterung, die die Furcht in Miros Blick ablöste, wich gleich darauf einem Ausdruck der Berechnung. „Das kostet Euch aber eine Kleinigkeit."
„Tut es das?" Aragorn machte einen Schritt auf Miro zu und sein Tonfall ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er nicht zum Handeln aufgelegt war.
„J..ja..." begann Miro erneut zu stottern. „Nicht viel. Nur soviel, dass ich mir etwas zu essen und einen Krug Bier für den Abend kaufen kann! Immerhin gehen mir ein paar fette Fi... äh, ich meine, einige gute Verdienste durch die Lappen, wenn ich tagsüber mit Euch unterwegs bin."
„Du trinkst Bier?" Aragorn runzelte die Stirn. „Wie alt bist du eigentlich?" Er maß Miro mit einem kurzen Blick.
„Ich lebe schon siebzehn Jahre auf dieser ungerechten Welt und zehn davon in dieser heruntergekommenen Stadt, wenn Ihr es wissen wollt." Trotzig verschränkte Miro die Arme vor der Brust. „Also, was ist nun? Bezahlt Ihr mich für meine Begleitung? Sonst verschwinde ich nämlich!"
Der Trotz, der ihn unter anderen Umständen eher amüsiert hätte, rührte etwas in Aragorns Herz an. Sie waren beide fast gleich alt, doch wo Aragorn in der Sicherheit und der Geborgenheit Bruchtals aufwachsen durfte, musste Mirodas sich durch eine Umwelt kämpfen, die für einen Jugendlichen alles andere als geeignet war. Der Junge hatte sich dadurch eine gewisse Entschlossenheit angeeignet, das gab Aragorn insgeheim zu, und er hatte es geschafft, in einer Umgebung wie Ardanehs Vororten zu überleben. Vielleicht fehlten ihm moralische Grundsätze, doch wer hätte sie ihm lehren sollen. Seine Umwelt war hart und unerbittlich und so hatte er sich ihr angepasst. Mehr denn je war Aragorn davon überzeugt, dass sich Miro noch als nützliche Hilfe erweisen konnte. Langsam, als könne er sich nur schwer dazu durchringen, nickte er.
„Also gut. Ich zahle dir eine Münze pro Tag. Und ein Essen. Dafür begleitest du mich auf meinen Wegen. Abgemacht?"
„Nur eine Münze? Ein reicher Herr wie Ihr kann mir auch zwei Münzen zahlen," versuchte Miro den Preis in die Höhe zu treiben.
„Eine Münze, ein Essen. Das ist mein letztes Wort. Also, wie lautet dein Entschluß?"
Die Aussicht auf gefahrlosen Verdienst gab schließlich den Ausschlag.
„Na gut. Abgemacht."
„Gut." Aragorn nickte. „Dann führt uns der Weg jetzt zu einem Mann namens Ilgat. Er soll nicht weit von hier entfernt wohnen. Was weißt du von ihm?"
„Ilgat." Miro spuckte den Namen wie etwas widerwärtig Schmeckendes aus. „Ein schmieriger, hinterhältiger Kerl. Er handelt mit allem, was sich zu Geld machen läßt: Waffen, Edelsteinen, Frauen..."
'Mit Frauen auch?' Angewidert von dieser Vorstellung verzog Aragorn das Gesicht. „Handelt er auch mit Giften?"
„Ja, auch damit, wenn jemand welche sucht." Miro sah Aragorn ungläubig an. „Ihr wollt Gift kaufen?"
„Selbst wenn – ich sagte dir schon einmal, dass meine Angelegenheiten für dich nicht von Belang sind. Ich bezahle dich für deine Begleitung, nicht fürs Fragenstellen." Miro war einfach zu neugierig, fand Aragorn. „Ist er der Beste auf diesem Gebiet?"
„Nein. Er ist zwar ein ziemlich windiger Geselle, aber es gibt Leute, die besser sind als er."
„Dann sag mir, wer der Beste ist und führ' mich zu ihm."
Miro schien von Aragorns Forderung erschreckt zu sein. „Das geht nicht. Das kann ich nicht."
„Warum nicht? Ich bezahle dir auch eine Extrasumme..."
Miro starrte ihn an, als wären Aragorn unvermittelt Flügel gewachsen. „Ihr kommt mit Sicherheit nicht von hier, denn sonst wüsstet Ihr, dass niemand zu Assat gelangt, den dieser nicht zu sehen verlangt, und so gut wie niemand ihn wieder verlässt, wenn er es doch versucht. Niemand nennt seinen Namen laut in Gesellschaft anderer, weil jeder Angst hat, dass Assat ihn zu sehen wünscht..." Miro schüttelte heftig den Kopf. „So viel könnt Ihr mir gar nicht bezahlen, dass ich freiwillig zu Assat ginge, selbst wenn ich wüsste, wo er zu finden ist, was ich zum Glück nicht weiß."
„Assat also..." Für Aragorn klang alles, was er erfuhr nach einem sehr gefährlichen, sehr vorsichtigen und vor allem äußerst gerissenen Mann. Möglicherweise war das genau der Mann, den er suchte und der das passende Gegengift parat hatte. Das Problem war nur, an diesen Mann heranzukommen.
'Wie hatte Miro gesagt? Niemand will die Aufmerksamkeit dieses Kerls erregen, aus Angst, dass dieser ihn zu sich holen lässt?'
Ein entschlossener Glanz trat in Aragorns Augen. Wenn er nicht offen an diesen Assat herankam, brauchte er doch nur dafür sorgen, dass dieser auf ihn aufmerksam wurde. Plötzlich begann sich ein Plan in seinem Verstand zu formen. Es war zugegebenermaßen riskant, doch es war vielleicht auch Legolas' einzige Chance...
„Dann lass uns zu diesem Ilgat gehen."
Ohne Vorwarnung packte Aragorn Miro am Oberarm und zog den jungen Mann, dessen anfängliche Selbstsicherheit längst sichtbarem Unbehagen gewichen war, mit sich auf die Hauptgasse in Richtung Schenke zurück. Seine versteckten Seitenblicke zeigten ihm, dass Miro sich in seiner Haut überhaupt nicht wohl zu fühlen schien, und er konnte es ihm nicht verdenken: ihm war selbst nicht wohl bei der Aussicht auf das, was er zu tun beabsichtigte.
„Was heißt hier UNS?" Miro versuchte sich vergeblich aus Aragorns Griff zu befreien. „Ihr wollt zu Ilgat, nicht ich."
„Ja, und ich bezahle dich für deine Begleitung. Also UNS."
„Hört, Herr..." Miro gab den Widerstand auf und lief nun freiwillig neben Aragorn her, der ihn jedoch trotzdem weiter festhielt. „Ich begleite euch bis an das Haus von Ilgat und gebe Euch mein Wort darauf, dass ich draußen auf Eure Rückkehr warte, aber bitte... bitte verlangt nicht von mir, mit hineinzugehen!" Fast flehentlich suchte Miro, der in diesem Augenblick mehr denn je zuvor wie ein Halbwüchsiger wirkte, in Aragorns Gesicht nach einem Zeichen dafür, dass dieser seine Bitte erhören würde.
Aragorn jedoch blieb hart, obwohl gerade das ihm sehr schwer fiel. Er hatte in den fünf Minuten in denen er sich mit Miro unterhalten hatte, mehr erfahren, als ihm zwei Tage ausgedehnter Schenken-Gespräche eingebracht hätten. Aus seiner anfänglichen Ahnung wurde immer mehr Gewissheit – Miro würde sich für ihn als unschätzbare Hilfe erweisen. Und diesen Vorteil war er nicht gewillt aufzugeben, so leid ihm das in Moment auch für Miro tat. Vielleicht – wenn alles vorbei war und es Legolas wieder gut ging – fand er für Miro ein ordentliches, sicheres Unterkommen, in dem dieser nicht mehr gezwungen war, für seinen Lebensunterhalt zu stehlen.
Doch damit konnte er sich befassen, wenn es soweit war. Zunächst hieß es, den ersten Schritt zu machen. Und dafür brauchte er Miro.
„Er wohnt laut meinen Informationen fünf Häuser rechts der Schenke ZUM VOLLEN KRUG."
Miro schwieg, nickte jedoch widerstrebend.
Aragorn begann mit den Augen die Häuser neben der nun wieder neben ihm auftauchenden Schenke abzuzählen. Schließlich blieb sein Blick an einem Gebäude hängen, das einen etwas besser erhaltenen Eindruck als die anderen machte. Zwar waren auch hier die Hauswände alt, beschädigt und wiesen Flecke auf, deren Herkunft Aragorn gar nicht enträtseln wollte, doch im Gegensatz zum Rest der Umgebung gab es hier Scheiben in den Fensterrahmen. Angesichts der Umgebung war so etwas mit Sicherheit als Luxus zu bezeichnen.
Aragorn wusste, dass er auf dem richtigen Weg war, als er sich der hölzernen Eingangstür näherte und zwei Kerle sich von einer Mauer lösten, an der sie bislang gelehnt hatten. Er sah sie sofort und beobachtete, wie sie mit langsamen Schritten auf ihn zu kamen, während seine freie Hand sich dem Schwertgriff näherte.
„Es geht los," sagte er halblaut und schob Miro mit einer raschen Armbewegung hinter sich. „Bleib hinter mir und vergiss das Weglaufen. Die beiden haben dich mit mir zusammen gesehen. Wir stecken von jetzt an zusammen in dieser Sache und kommen auch nur zusammen wieder aus ihr heraus."
Miro antwortete nicht, doch Aragorn musste den jungen Mann nicht extra anschauen, um zu wissen, dass er nicht allzu glücklich über diese neue Entwicklung war. Als die beiden nur noch zwei Schritte von ihnen entfernt waren, blieb Aragorn abwartend stehen und sah ihnen entgegen.
„Ihr seht so aus, als sucht ihr etwas." Der größere der beiden Kerle baute sich vor Aragorn auf und musterte ihn abschätzend, während sein Komplize unauffällig in Aragorns Rücken zu gelangen versuchte.
Aragorn hatte die Absicht des zweiten durchaus bemerkt. Noch ehe dieser ihn halb umrundet hatte, stoppte ihn die Spitze des Schwertes, das Aragorn blitzschnell gezogen hatte. Mit einer knappen Bewegung dirigierte er die beiden wieder zusammen. „Und wenn schon – was ginge das Euch an?"
„Was für unfreundliche Leute es doch immer wieder gibt." Der größere der beiden, der Wortführer zu sein schien, versuchte vergeblich, seinen Zügen einen harmlosen Ausdruck zu verleihen. „Da will man nur höflich sein und bekommt als Dank beinahe ein Schwert zu schmecken..."
„Dann erspart uns Eure ... Höflichkeit und lasst uns unserer Wege ziehen." Aragorn blieb wachsam.
„Das ist schade." Die beiden wichen keine Handbreit von der Stelle. „Wo uns doch gerade ein guter Freund gebeten hat, einem ganz bestimmten Fremden bei einer ganz bestimmten Sache behilflich zu sein!"
'Der Wirt, diese Missgeburt...' schoss es Aragorn durch den Kopf. 'Ich hätte mir doch denken können, dass ihn die Drohung eines Fremden nicht so sehr einschüchtert wie die Bedrohung, die Tür an Tür mit ihm wohnt...'
Er verstärkte den Griff um sein Schwert. „Dann dankt Eurem Freund für seine unnötige Besorgnis. Ich werde das selbst auch noch tun, sagt ihm das."
„Oh, ich bin sicher, es wird ihn freuen, das zu hören." Aufrichtige Schadenfreude huschte über die Züge des Großen. „Doch zurück zu ... Eurer Sache. Ihr sucht etwas, hörten wir."
„Mag sein." Aragorn ließ die zwei nicht aus den Augen. „Doch sicher nicht bei Euch."
Die beiden schienen nicht im mindesten beleidigt zu sein. „Das nicht, aber bei unserem Herrn möglicherweise. Er scheint es zumindest zu glauben, denn er bestand darauf, dass wir Euch sicher zu ihm geleiten."
Plötzlich traten die beiden zurück, und der Große deutete auf die Seitengasse, die neben dem Haus vorbeiführte. „Da geht's lang."
Aragorn konnte den Klumpen aus Furcht nicht ganz unterdrücken, der seinen Magen von Minute zu Minute mehr auszufüllen drohte. Sein Leben bei den Elben war von Höflichkeit geprägt und der Umgang mit solch einem Abschaum wie in dieser Stadt, eher selten und unnötig gewesen. Schließlich – nach Sekunden des Zögerns – steckte er sein Schwert wieder in die Scheide und zog Miro an seine Seite, der den Wortwechsel aus der trügerischen Sicherheit in Aragorns Rücken schweigend verfolgt hatte.
„Warum nehmen wir nicht den Haupteingang?" fragte Aragorn argwöhnisch und seine Hand ruhte griffbereit auf seinem Dolch am Gürtel. In der Enge der Gasse war diese kleinere Waffe in einem Handgemenge um einiges wirkungsvoller, als sein Schwert.
„Ein Mann, der einem so delikaten Handwerk nachgeht wie ihr, muss doch wissen, dass das, was er haben möchte, nur in Hinterzimmern zu haben ist und nicht offen gehandelt wird. Oder seid ihr neu im Geschäft?"
Er konnte spüren, wie Miro bei den Worten zusammenzuckte, sich aber tapfer mit Aragorn zusammen in Bewegung zu setzen begann. Einer der beiden Männer, oder besser Ilgats Leibwächter, ging vorneweg, der andere folgte ihnen. An der Seite des Hauses befand sich noch ein Seiteneingang. Wahrscheinlich diente er auch als Fluchtweg. Der größere der beiden Männer öffnete die Tür und machte eine lässige Handbewegung, die Aragorn aufforderte, allein hineinzugehen.
Aragorn warf einen Blick in den nur mäßig erhellten Gang. Die beiden Männer lachten abfällig, als würde seine Vorsicht für sie ein Zeichen von Schwäche sein, wandten sich dann ab und gingen wieder auf die Hauptstraße hinaus.
Miro atmete hörbar auf und trat an seine Seite. „Ihr meint also, wir sollten da einfach reinmarschieren?"
„Wir sind so weit gegangen, warum sollten wir es uns jetzt anders überlegen. Mein Ziehvater sagte immer, dass man einmal betretene Wege bis zum Ende gehen muss, sonst weiß man nie, wohin sie geführt hätten."
„Euer richtiger Vater ist auch tot?" fragte Miro überrascht. „Da haben wir was gemeinsam. Mein Vater starb vor neun Jahren. Er hatte einen zu viel getrunken und ist von einem Kartoffelkarren überrollt worden. Seit dem Tag musste ich mich dann allein durchschlagen. Ist nicht so leicht, wenn man keine weiteren Angehörigen..."
Aragorn hielt Miro die Hand vor den Mund. „Deine Lebensgeschichte kannst du mir ein anderes Mal erzählen. Jetzt sei leise und rede nur, wenn du gefragt wirst. In Ordnung?" Miro nickte und sah beleidigt zur Seite. Dann betraten sie das Haus.
***
wird fortgesetzt
### HILFE! *Autorinnen ducken sich und weichen Eiern und Tomaten aus* Es tut uns leid! Nein, wir haben Legolas nicht vergessen! *beide fallen auf die Knie und senken die Köpfe* Aber das süsse Prinzlein schläft doch immer noch und das ist nicht so aufregend für den Leser, höchstens für denjenigen, der ihn betrachten darf! *seufz* Es gab nun mal keine bessere Motivation für Aragorn. In der nächsten Story darf Legolas dann mit seiner gesamten wunderschönen Erscheinung präsent sein und Held spielen. Versprochen!
Feyween: Woher wir unsere Ideen bekommen? Stundenlanges Brainstorming am
Telefon und der unwiderstehliche Drang, Legolas und Aragorn in Schwierigkeiten
zu bringen! Will das nicht jeder FanFic-AutorIn und
Leser? *grins*
linthal: Es tut mir leid, aber Legolas muss noch ein
wenig durchhalten! Dafür braucht er in dieser Story nicht viel leiden, weil
dieses Kapitel nur Aragorn gewidmet ist. (*Ein ernstgemeinter Kniefall an alle Legolas-Fans*) Irgendwie mussten wir den zukünftigen König Gondors jedoch mal ins Rennen schicken, damit sein und
unser aller geliebter Elbe endlich gerettet werden
kann. *zählt das als Entschuldigung?*
BlackPearl: Wir hoffen, du hattest eine schöne
Bettlektüre und das letzte Kapitel hatte dich nicht eingeschläfert! ;D
Atlantis: Legolas wird in unserer nächsten Story definitiv aktiver sein,
schließlich hat er jetzt lange genug seinen Erholungsschlaf gehabt oder?!
Kaeera: Schön, dass unsere Galadriel so gut bei euch
ankommt. Wir wussten gar nicht, dass die Dame so unbeliebt bei den Fans ist!
Wie kommt das?
Nili: Also auf das Aussehen von Galadriels Füßen
haben wir nicht geachtet. Klar, die Füße der Hobbits
konnte man nun wirklich nicht übersehen, aber Galadriels??? Da werden wir wohl
mal den DVD-Player anwerfen und einen genaueren Blick
wagen! Aber hey, wenn man den lieben langen tag
barfuss durch den Wald läuft, sehen die Füße vielleicht irgendwann so aus!!!
stareyes: Tja, die bösen Menschen in der Stadt. Da
wird ihm wohl wirklich noch so einiges bevorstehen. Du könntest recht haben!
Lady-of-Gondor: Schön, dass unsere Story dir nicht
mehr aus dem Kopf geht. So soll es sein! Hey, was wäre das Leben ohne ein paar
Leidenschaften?! ;D
Dragon-of-the-north: Mischievious
Valar... ein übermütiger Gott? Sollten wir uns jetzt
Sorgen um unsere Zukunft machen? Oder um deine??? Du hattest mit deinem
Vergleich übrigens gar nicht so unrecht. Die Begrüßung
von Galadriel sollte wirklich sehr förmlich wirken, weil alles andere nicht zu
der Frau gepasst hätte.
BlackAngelGirl: Was für ein Kompliment! Danke schön!
