chapter VIII: get gone


Ich freute mich wirklich, ihn zu sehen. Langsam hatte ich die Angst abgebaut, von Schwarz mit Omi erwischt zu werden. Langsam hatte ich mich daran gewöhnt, dass unsere Liebe nicht einfach nur grenzenüberschreitend und gotteslästerlich war, sondern in eben solchem Maße theoretisch unmöglich, verboten sowieso und im Prinzip nur... nur... nur solange bestehen konnte, solange wir fest daran glaubten; an uns und an unsere Liebe'. Aber so war das wahrscheinlich auch bei einer ganz Liebe. Ich kannte mich mit so was nicht so gut aus...

Ich freute mich auf ihn und wartete, dass er um die Ecke kommen würde. Ich befand mich in einer schmalen Seitengasse, gerade mal einen Meter breit, stickige, stehende Luft und angefüllt mit Unrat aller erdenklichen Sorten: Schrott, einfacher Müll und Teile nicht identifizierter Herkunft geschweige denn Art. Ich ließ den Blick über den Ort unseres heutigen Dates schweifen und war mir sicher, es würde besonders urig/romantisch werden... Genervt und beinahe wütend kickte ich eine Sakedose gegen die Wand, an der sie zurückprallte und wieder vor meinen Füßen landete. Ich richtete meine Konzentration auf dieses unschuldige gewölbte Stück Blech vor/unter mir und ließ es explodieren. Ich entdeckte einen Fußball, halb vermodert und kaum mit Luft gefüllt und ließ auch ihn in die Luft jagen. Ich wusste, dass mich keiner hier hören würde.

Nachdem ich die halbe Gasse in die Luft gesprengt hatte und um mich herum kleine Brände flackerten und der Schein roten Feuers die Hauswände zu den Seiten schier zum Glühen brachte, erschien Omi. Er musste gerannt sein und war noch ganz außer Atem, als er eine Augenbraue hob um seine Skepsis angesichts des brennenden Dates zu unterstreichen. Ich grinste und streckte die Arme nach ihm aus, aber er blieb stehen, die Hände auf die Knie gestützt, sich unsicher, beinahe panisch umschauend. Ich sagte irgendetwas, ich weiß nicht mehr genau was, irgendetwas halt, unwichtig, sinnlos... schrecklich... banal...

Noch immer hatte ich die Arme ausgebreitet und wartete, dass er zu mir kommen würde. Ich sah ihn schon vor mir, wie er grinste und auf mich zurannte. Wie er rot wurde, als ich ihn in meine Arme schloss. Wie er erzitterte, als ich seinen schmalen Körper gegen mich presste.

Aber er blieb wo er war. Ich ließ die Arme sinken und auch mein Lächeln verschwand.

, fragte ich unruhig. Er sah mir in die Augen, ich konnte seinen Blick spüren. , murmelte er bloß. Es war wie eine Feststellung, auch im entsprechenden Tonfall und mir fröstelte plötzlich. Was war nur los???

Wenn ich jetzt darüber nachdenke... ich hätte wegrennen sollen. Wie ich es immer getan hatte. Wegrennen, verkriechen, in einer dunklen Ecke, völlige Schwärze, Schwarz. Ich hatte immer gehofft, dass mich niemand finden würde, wenn ich mich nur zu sehr an die Dunkelheit meiner Umgebung angleichte, wenn ich wurde, mit Körper und Seele. Ich hatte gedacht, wenn ich mich in mir selbst verstecken würde, würde mich niemand mehr verletzen können und ich wäre... glücklich? Ich sollte ja auch recht behalten – verletzten konnte man mich nicht, denn es gab nichts, wo man hätte angreifen können. Ich hatte mich in meiner Welt zusammengerollt, Stacheln ausgefahren, und bot der Umwelt die kleinst mögliche Angriffsfläche. Ja – insofern hatte ich recht. Aber war ich glücklich gewesen, während meines verkapselten Daseins? War ich... glücklich?

Die Frage hatte ich mir nie gestellt, weil für mich ein leerer Begriff gewesen war. Ich hatte in meinem Leben Schwarz nie wirklich die Möglichkeit gehabt, zu sein und seit dem... auch nicht mehr. Aber dann hatte mich jemand aus meiner Höhle hervorgelockt. Er war gegen meine Stacheln und mein Gift immun, weil er die Lügen erkannte, aus denen ich sie erschwindelt hatte. Er hatte meine kleine Welt zerstört, indem er mir ihre Verlogenheit und Berechnung zeigte.

Er hatte sich in mich verliebt.

Omi Tsukiyono.

Bombay.

Bombay stand vor mir, uns trennten kaum zehn Meter räumlich und geistig hätte es noch viel weniger sein müssen. War es aber nicht. Uns trennten Welten. Wie hatte ich glauben können, unsere Liebe wäre eine Brücke zwischen Schwarz und Weiss? Wie hatte ich glauben können, unser Existieren in der grauen Dämmerung wäre eine Art von ? Wie... hatte... ich... glauben können...?

, versuchte ich es erneut. Er sah mich an, aber ich konnte den Ausdruck auf seinen Zügen nicht erkennen.

Er reagierte nicht, erst nach einer mir endlos erscheinenden Zeitspanne löste er sich aus seiner Erstarrung. Ich wollte nicht glauben, was ich sah. Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Was...

Omi ließ sich langsam auf die Knie sinken, mir starr in die Augen sehend und verharrte so eine Weile. Ich war unfähig, etwas zu sagen oder zu tun und sah ihn nur an, wie er vor mir kniete.

Es tut mir leid.

Ich hatte aufgehört, mich über alles, was er tat, zu entsetzten, aber das, was er nach diesen Worten taten, ließ mein Herz für einen Augenblick stehen bleiben. Er zog einen Revolver aus seiner Hosentasche, lud ihn durch und entsicherte ihn. Seine Bewegungen waren präzise, genau und sicher, als hätte er sie jahrelang trainiert. Kein Handgriff unüberlegt oder unnötig.

...Fast Wie Bei Einer Heiligen Zeremonie...

Dann grinste er unsicher zu mir auf, legte die Waffe auf den Boden und schlitterte sie auf mich zu. Ich starrte ihn an. Der Revolver lag direkt zu meinen Füßen, der Lauf auf Omi gerichtet.

Omi! Was...

Meine Stimme zitterte.

Es geht ganz einfach. Ich dachte auch, dass es schwer wäre. Aber wenn man einen Grund hat... geht es ganz... leicht... Er schluckte und ich bemerkte, wie schwer es ihm fiel, sich zu konzentrieren. Mit einem Kopfnicken deutete er auf die Waffe. Nimm sie auf. Ich rührte mich nicht, sah ihn nur an, erstarrt im Herzen und in der Seele.

Du hebst sie einfach auf... Entsichert ist sie schon. Du brauchst sie nur... auf mich zu richten... Der Abzug... Den Abzug betätigt man mit Zeige- oder Ringfinger... Du wirst es sehen..., würgte er hervor; Es ist ganz einfach... auf einen Menschen zu schießen,

...der...

...einen...

...verraten...

hat...

Er sah mich an, ich sah in seinen Augen etwas glitzern und begriff nicht, was er gesagt hatte. Etwas in mir weigerte sich einfach, das zu glauben.

Du... Du hast... hast was ?, fragte ich langsam, gelähmt und ungläubig. Jede einzelne Tonsilbe musste ich heraus pressen.

Du hast es schon verstanden, Naoe-kun. Es ist vorbei. Ich starrte ihn an und etwas in mir hakte aus. Wie als würde eine Sicherung durchbrennen. Einem Impuls folgend, bückte ich mich, hob in einer fließenden Bewegung den Revolver auf und richtete ihn langsam, beinahe rituell auf Bombay/Omi. Mein Finger krümmte sich um den Abzug und ich sah ihn an, sah die Todesangst in seinen Zügen, das schnelle Atmen, die aufgerissenen Augen... Ich sah, wie Tränen seine Wangen herunterliefen und wie sich der Widerschein des Feuers in ihnen brach und spiegelte. Ein letztes mal atmete ich seinen Geruch ein, ein letztes mal huschte mein Blick über seinen wunderschönen Körper, ein letztes mal suchten meine Augen die seinen.

...meerblau...

Meine Hand krampfte sich um die Waffe, ich presste die Augen zusammen und drückte ab. Einmal. Zweimal. Das Geräusch zerbrach die nächtliche Stille, wurde von den hohen Mauern und Hauswänden hin und her geworfen und ließ eine Schar Tauben auffliegen.

Ich bemerkte von all dem nichts mehr. Ich hatte mich, sofort nachdem der Schuss gefallen war, umgedreht, hatte die Waffe zu Boden gleiten lassen und war davongerannt. Heiße Tränen überliefen mein brennendes, eiskaltes Gesicht. Es war vorbei.

Die paar Augenblicke, in denen sich mein Herz geöffnet hatte, waren vorbei und für immer verloren. Für einen Wimpernschlag eines Menschenlebens war ich wirklich glücklich gewesen...

aber eben nur...

für einen Wimpernschlag...


tbc


Thank you *very* much for reviewing!!! I love feedback! Yesyesyesyesyesyesyesyes! Feedback hurts God A LOT! Feedback makes God cry!!!!

Ich war krank und im Fieberwahn, okay?! *grmbl*

@to-chan: Okay. Du hast gewonnen. Ich hab die Stories auch wegen dir gelöscht. Weil's wehtut, was du da schreibst. Musst du nicht verstehen. Ich verstehe es ja selbst nicht einmal...

@Yakuza-chan: Du bist das?! Schade, ich habe dir auf deine Mail geantwortet (dioe war soo lieb!!!). Hab mich schon gewundert, warum du nicht zurückschreibst!!! ^^ Cooler Name!!! XD

@madman: Illusions of barbed wire hieß det Ding. Danke für die Blumen! ^o^ Ich lade jetzt wieder schneller Parts hoch, okay??? *schwör*