chapter XI: frozen


Schuldig sah mich an und zum ersten mal bemerkte ich, dass er nicht immer grinste. Er schüttelte den Kopf und suchte nach Worten. Ich kannte das schon und wusste, dass es keine Worte dafür gab. Er sollte sich ruhig sein Gehirn zermatern. Es gab kein Wort in der Sprache der Menschen, die das hätte beschreiben können. Kein Mensch besaß ein derartiges Vokabular. Vielleicht konnte man da auch nichts in Worte fassen. Vielleicht war es ganz einfach unmöglich??

Ich musterte ihn, beinahe belustigt, wie er krampfhaft nachdachte. Dann schüttelte er erneut resigniert den Kopf und sah mich halb mitleidig, halb verachtend und spöttisch an. Romeo und Juliet endet hier, nicht wahr? Ich erwiderte nichts. Sollte er doch sticheln. Es war mir egal. Er hatte ja Recht: Romeo uns Juliet endete hier. Es war vielleicht ein unwürdiges Ende, aber es war auch ein unwürdiger Anfang gewesen. Romeo und Juliet. Ich lachte in Gedanken über mich selbst. Wie hatte ich glauben können, es könnte auch nur ansatzweise glücklich enden? Wie hatte ich denken können, es gäbe da noch so was wie Zukunft?! Romeo muss sterben und Julia bringt sich um. Blieb nur noch die Frage, wer nun Suizid begehen würde und wer die Drecksarbeit wieder mal von einem anderen erledigen ließ... Aber auch das war egal. Vielleicht brachte Schuldig mich jetzt gleich um, oder später Crawford. Vielleicht ließen sie auch Farfarello ans Werk und wünschten ihm frohes Schaffen – es war mir egal. Vielleicht taten sie nichts dergleichen und ließen mich hier eingesperrt und warteten, bis ich wahnsinnig wurde (war ich das nicht schon??) und in den Freitod floh. Oder sie ließen mich frei. Vielleicht würde ich weiter bei ihnen arbeiten. Vielleicht würde ich versuchen, ein neues Leben zu beginnen. Was spielte das noch für eine Rolle? Es war vorbei. Ich habe mein Leben gelebt, es war etwas kürzer als das der meisten Menschen und ab jetzt war ich nur noch eine leere Hülle. Was spielte das auch noch für eine Rolle? Es reichte. Egal ob ich weiterlebte oder starb. Ich sah ihn an und spürte selbst, wie sich etwas in meinem Herzen verschloss und sich meine Augen zu schmalen Schlitzen verengten. Ich fühlte nur noch Kälte und Leere, was Omi betraf. Schuldig hatte weitergeredet. Unwichtig. Unwichtig was er sagte. Er hatte ja keine Ahnung. Ich war nicht mehr Naoe Nagi, der sich in seinen schlimmsten Feind verliebt hatte. Ich wusste nicht, was ich war aber ich wusste zumindest, was ich nicht war.

Und was passiert jetzt?, fragte ich und meine eigene Stimme klang fremd in meinen Ohren. Schuldig zuckte mit den Achseln und deutete auf die Tür, in der Farfarello erschienen war.

Wir brauchen noch ein paar Informationen. Ich presste meinen Kiefer zusammen und sah starr auf meinen , der mich spöttisch grinsend maß. Farfarello kam in den Raum und sparte sich die Zeit der Vorrede. Er nahm ein Messer, trat auf mich zu und setzte es an meiner Schulter. So verharrte er und sein Glasauge fraß sich in meine. Als erstes die Namen., erklang Schuldigs Stimme im Hintergrund. Ich kenne sie nicht!, presste ich zwischen den Zähnen hervor. Farfarello grinste und das Messer befand sich unter meiner Haut. Ich brauchte beinahe meine gesamte Kraft auf, um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken und sah den Iren schweratmend und hasserfüllt an. Die Namen. Schuldig. Ich keuchte und schüttelte den Kopf. Das Messer fuhr meinen gesamten Oberarm entlang und hinterließ eine lange, blutige Narbe. Ich schwieg noch immer verbissen, verwandelte den physischen Schmerz in psychischen und trieb mich selber immer tiefer in den Wahnsinn.

Je mehr Schmerzen sie mir zufügten, desto mehr zerstörte sich meine Seele und desto weniger konnte ich mich an glückliche Dinge erinnern. Und zu guter Letzt verschwand alles, was mich an Omi band. Ich hatte... ihn vergessen.

Ich war nur noch eine leere Hülle. Der perfekte Assassin. Das perfekte Schwarz. Ich sah auf, spürte meine linke Gesichtshälfte nicht mehr und hatte Mühe, wenigstens mein rechtes Auge auf Schuldig zu richten. Blut verschleierte meinen Blick. Farfarello und Schuldig starrten mich an.

Ich müsste tot sein...

Mein Blick war wie bloßes Glas und zersplitterte und zerfetzte. Schuldig wich zurück und verließ fluchtartig das Zimmer. Etwas späte folgte Farfarello. Ich zog mit den Zähnen das Messer aus meiner Schulter und zersprengte die Fesseln mit psychischer Energie, die mich an Händen und Füßen mit der Wand verbanden.

Ich lächelte kalt.

Entweder du arbeitest mit oder gegen uns! Crawfords Stimme klang erregt, beinahe hysterisch und die Knarre, die er direkt auf meine Stirn gerichtet hatte, stattete ihn auch nicht gerade mit irgendeiner Art von Autorität aus. Sie wirkte lächerlich, angesichts des Zitterns seiner Hand. Ich grinste und sagte nur: Ich nenne mich Prodigy. Schwarz. Crawford zögerte kurz und senkte dann die Waffe. Dann dreh auch nicht dauernd durch., erklärte er kühl.

Ich bin nicht durchgedreht. Die waren nur im Weg. Ich deutete auf die zwei Dutzend toten Menschen um mich und grinste erneut. Crawford nickte und schüttelte gleich darauf mit dem Kopf. Er schien noch etwas sagen zu wollen, überlegte es sich jedoch anders und wand sich ab.

Farfarello sah mich misstrauisch/fasziniert an und Schuldig musterte mich überrascht von oben bis unten. Ich würdigte sie keines weiteren Blickes und ließ mich auf den Beifahrersitz fallen, direkt neben Crawford. Früher war es Schuldigs Platz gewesen, aber jetzt überließ er ihn mir ohne Kommentar. Ich grinste in Gedanken, wie leicht doch alles geworden war.


tbc


Aiyaaaaah! Jetzt habe ich bestimmt Feinde, nê? Naja, der nächste Part toppt die Bösartigkeit Nagis noch! F***, ich glaube, man versteht meine Story immer weniger, oder?? Sie werden wahnsinnig, ok? Alle beide, aber das kommt noch... Ich wollte unbedingt so etwas schreiben! Ich liebe Angst und am allerliebsten Englisch-WK-OGi-Drama-Romance-PG-13-Angst... *sfz* Gibt's nur net so oft... T.T [Karosaiiii!!!]