chapter XII: dreams, we never thought they are ones


Ich stand ihm gegenüber. Drei oder vier Jahre waren vergangen seit der letzten, schicksalhaften Nacht. Ich hatte gedacht, ich wäre vollständig darüber hinweg gekommen. Ich hatte gedacht, mein Herz wäre ihm gegenüber genau so erkaltet, wie gegenüber den anderen Menschen, die mir einmal etwas bedeutet hatten. Hatte ich gedacht. Ich war mir so sicher gewesen.

Ich sah ihn an, wusste, dass ich ihn jetzt töten musste und würde und fühlte eine so komplexe Leere in mir, wie ich sie seit der Nacht vor geraumer Zeit nicht mehr gespürt hatte. Ich sah ihn an, alles war so vertraut an ihm: die weichen, geschmeidigen, hellen Haare, die großen, meerblauen Augen, das zarte Teen-Gesicht, so unschuldig, so verletzlich, so zerbrechlich... Ich sah ihn an, sah ihn aber nicht. Stattdessen sah ich mich selbst in ihm, mich selbst in seinen aufgerissenen, ungläubigen Augen. Ich sah mich. Lächerlich sah ich aus. Ich dachte, ich könnte dieses Spiel gewinnen, indem ich mir eine Maske aus Gefühllosigkeit schmiedete. Aber ich hatte übersehen, dass das Spiel schon längst vorbei war. Ich hatte übersehen, dass ich dieses Spiel schon längst verloren hatte und meine Anstrengungen nur noch Todeszuckungen oder das Winseln eines Besiegten darstellten. Ich sah mich selbst in seinen Augen und verachtete mich. Und fühlte mich schuldig. Besudelt. Unwürdig.

Ich konnte mich nicht bewegen, sah in seine Augen und wartete, dass er etwas sagen oder tun würde. Er bräuchte nur einen Arm heben und seine Darts auf mich schleudern. Ich war nicht mehr in der Lage, sie abzufangen. Ich wollte es gar nicht mehr. Ich hatte geglaubt, das Leben, was ich seit drei Jahren lebte, wäre Wahrheit gewesen. Aber es war noch nicht einmal eine Interpretation derselben gewesen oder eine Umdichtung. Es war ganz einfach... Lüge. Falsch. Falsch. Falsch.

Aber er hob den Arm nicht.

Aber er sagte nichts.

Sah mich einfach an und ich konnte seine Gefühlsregungen in seinen Augen sehen. Er schien innerlich aufgewühlt und verwirrt. Ungläubig musterte er mich, von Kopf bis Fuß, immer wieder sah er in meine Augen und ich konnte seinen flachen Atem hören. Sein Blick flackerte jedes Mal, wenn er mein Gesicht streifte und manchmal dachte ich, er würde gleich los schluchzen. Aber auch das tat er nicht und so verharrten wir beinahe regungslos gegenüber. Ich war es schließlich, der das Wort ergriff. , fragte ich leise, aber in der riesigen Fabrikhalle verstärkte das Echo meine unsichere Frage.

Omis Stimme zitterte noch mehr als der Rest seines Körpers und nur mit Mühe widerstand ich der Versuchung, ihn in die Arme zu schließen.

Ich dachte... dachte du wärst... , half ich ihm. Er nickte verstört und sah mich an. Er schien etwas in meinem Augen zu suchen, aber was immer er darin zu finden hoffte, ich war mir sicher, er würde es nicht mehr finden. Ich lebe., sagte ich reichlich unbeholfen. Mir war die Situation unangenehm.

Sie haben dich nicht... umgebracht? Haben sie dich nicht gefoltert? Wäre es eine Erleichterung für ihn, wenn ich tot sein würde? Wahrscheinlich. Gefoltert haben sie mich, ja. Aber es war nicht so schlimm. Lüge. Es brauchte keinen Fachmann, um zu erkennen, wie sehr ich log. Und... hast du Weiss verraten? Hast du... alles gesagt, was ich dir erzählt habe ? Was spielte das nach drei Jahren noch für eine Rolle? Er müsste es doch bemerkt haben, hätte ich irgendetwas weiter gesagt. , sagte ich emotionslos.

Wir schwiegen und wagten es kaum noch, uns anzusehen.

, begann Omi, wurde dann aber doch von einem Schluchzen überwältigt und sackte an der Wand zusammen. Ich rührte mich nicht, sah auf ihn hinab und schluckte schwer. Omi!! Ich schaltete mein logisches und kritisches Denken einfach ab und ließ mich vor ihm zu Boden sinken. Ich legte eine Hand auf Omis Schulter und drehte ihn zu mir. Ich sah die Tränen in seinen Augen und es tat weh, ihn weinen zu sehen. , murmelte ich spröde, unfähig, irgendetwas sinnvolles zu sagen. Er sah mich an und Tränen liefen ununterbrochen über seine blassen Wangen. Verdammt... Nagi... ich weiß auch nicht, warum... Es ist doch... vorbei... Ich nahm ihn brüderlich in meine Arme, aber mein Herz verspürte nichts dabei. Wie ein kleines Kind, dachte ich und schloss die Augen. Ich spürte seinen heißen Atem in meinem Nacken und plötzlich wusste ich, was ich hier von ihm wollte. Es kam mir grausam vor, aber er wusste doch selbst, dass wir nicht mehr... Geliebte... waren. Er hatte mir das vor Jahren klargemacht und er sollte wissen, dass das hier nichts mit Liebe zu tun hatte. Ich tastete nach dem Reißverschluss seiner Jacke und achtete nicht weiter auf die Worte, die er zu mir sagte. Das hier hat nichts mit Liebe zu tun, Geliebter. Ich entledigte ihn seiner Jacke und schließlich auch seines T-Shirts. Halbnackt und zitternd saß er vor mir und ich sah ihn an. Wie schön er war...! Wirklich ein Jammer, dass er mit mir Schluss gemacht hatte. Aber nichts zu machen und eigentlich war es auch egal. Er hatte aufgehört zu reden als er bemerkte, dass ich ihm sowieso nicht zuhörte. Stattdessen weinte er nur noch mehr und ließ mich machen, was ich wollte. Ich beugte mich über ihn und fuhr mit einer Hand durch seine hellen Haare. Genauso mussten sich Haare anfühlen, dachte ich und lächelte in Gedanken.

Er lag auf dem Rücken und sah zu mir hoch. Wahrscheinlich erkannte er mich kaum, so sehr verschleierten ihm die Tränen die Sicht. Ich küsste seinen Nacken aber es war kein Kuss, wie ihn sich verliebte Menschen geben. Es war ein begehrender Kuss, kein liebender. Es ist ja auch wahr – ich begehrte Omi, mehr als alles andere. Mehr als alles andere wollte ich ihn spüren, fühlen, sehen und riechen. Ich wollte ihn.

Mein Gesicht schwebte eine handbreit über dem seinen und wir sahen uns in die Augen. Nagi... liebst du mich?, flüsterte Omi mit tränenerstickter Stimme.

, sagte ich nur und lächelte. Omi wandte das Gesicht zur Seite und schloss die Augen. Er zitterte.

Aber das war mir ja egal.

Ganz... egal...

Die Erkenntnis traf mich wie ein Faustschlag und ich taumelte zurück, weg von Omis halbnacktem, ausgestreckten Körper.

Das... konnte doch nicht sein!!!

Das... durfte einfach nicht sein!

Nagi! Ich... ich..., weinte Omi und versuchte sich aufzurichten. Ich kroch rückwärts von ihm weg, starrte ihn an, als wäre er der Teufel persönlich. Omi war noch immer dort, wo ich ihn verlassen hatte, halb hockend, halb liegend blieb er dort; zitternd, weinend, voller Angst und Verzweiflung.

Ich... ich... ich liebe dich, Nagi. Ich..., flüsterte er, dann brach er zusammen. Er hatte einfach keine Kraft mehr.

Ich öffnete die Tür, durch die wir hier herein gekommen waren und verließ die Halle, ohne mich noch ein einziges mal umzudrehen. Die Maske aus Gefühllosigkeit legte sich wieder über mich und ich lächelte kühl. Es war besser so. Bombay wusste doch, dass das nichts werden konnte. Wir hatten es schon einmal versucht und es war nichts geworden und ich mache keinen... Fehler... zweimal. Ich werde mich nicht verlieben. Nie wieder. Und ganz sicher nicht in den Menschen, den ich über kurz oder lang umbringen werde.

Es war besser so. Für uns beide.

Etwas wie eine Träne lief meine Wange herunter.

Es war besser so.


Schuldigs Stimme ließ mich unmerklich zusammenfahren.

Ist er tot?

Ich zog meine Pistole, entsicherte sie und schoss alle 10 Kugeln hinter mich, auf Omi.

Es war wie eine Wiederholung der Szene vor drei bis vier Jahren. Nur diesmal war ich mir nicht mal sicher, daneben gezielt zu haben.

Und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich ihn überhaupt am Leben lassen wollte...

Ich hatte Omi wieder auf den Faktor des Feindes in meinem Leben reduziert.

Ihn zu einer Schachfigur in meinem Spiel minimiert.


to be continued


*sfz* Fast schon 'ne Soap, was? Riewjuus, büdde büdde!!! ;_; Ist die Story echt so sch**?? [was mir auch egal wäre... ^^;;] ich brauche irgendeine art feedback, ehrlich!!