### Ganz liebes Danke für alle Reviews!
### Jetzt aber ganz fix weiter im Text...
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Hauch des Lebens
von: ManuKu und Salara
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~TEIL 13~
Aragorn hörte, wie sich der Hufschlag von Miros Pferd schnell von ihm entfernte, während die ihn verfolgenden Reiter sich weiter näherten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie ihn erreichten.
Nun, da er alles in seiner Macht stehende getan hatte, legte sich Frieden über sein Denken. Er wusste, dass er einem Kampf nicht mehr ausweichen konnte, doch dieser Gedanke machte ihm trotz des fehlenden Sehvermögens keine Sorgen mehr. Das Gegengift für Legolas war auf dem Weg – das war alles, was zählte.
Zudem hatte Glorfindel während seiner letzten Übungen damit begonnen, ihn seine Schwertkampfübungen blind durchführen zu lassen. Für den Fall, dass ein Gegner im Kampf seine Augen verletzt hätte oder er in so einer finsteren Nacht wie dieser einen Vorteil im Kampf gegen Orks, Raubtiere oder anderen Angreifern hätte. Aragorn war plötzlich dankbar für die Weitsicht des Elben. Er hoffte, dass er ihm das eines Tages auch würde sagen können.
Er atmete tief durch und bereitete sich mental auf den Kampf vor. Er schloss seine Finger um den Griff seines Schwertes und zog es lautlos ein kleines Stück aus der Scheide heraus. Dann wartete er ruhig auf seine Gegner.
Das Hufgetrappel der Pferde seiner Verfolger hatte sich nun so weit genähert, dass er es selbst ohne große Anstrengung wahrnehmen konnte. Spätestens in den nächsten Augenblicken mussten sie ihn erblicken. Trotz des spärlichen Mondlichts, das durch die Wolken fiel, musste er für seine Verfolger deutlich sichtbar sein.
„Na, sieh mal einer an, wer da schon auf uns wartet, Dassarh," erklang auch gleich darauf die Stimme Yuliths, doch sein Tonfall war die pure Drohung.
„Ihr wart so laut, dass euch selbst ein Kind gehört hätte," gab Aragorn zurück und wusste, dass seine Worte die beiden wütenden Männer nur noch mehr verärgern würden. Das dumpfe Knurren, das einer der beiden statt einer Antwort von sich gab, sagte ihm, dass er richtig vermutet hatte.
'Gut so,' dachte er, 'Wütende Kämpfer werden unvorsichtig und je wütender ich euch mache, desto heftiger werden eure Bewegungen und desto eher höre ich euch.'
„Wo ist die kleine Missgeburt, die Euch nicht von der Seite gewichen ist?" Das war die Stimme des anderen, des Kleineren der beiden, erinnerte Aragorn sich. „Mit ihm habe ich noch ein ganz spezielles Wörtchen zu wechseln."
„Bedauere," spottete Aragorn, die Männer weiter reizend, „Miro ist eurem Zugriff entzogen. Ihr müsst schon mit mir Vorlieb nehmen, wenn ihr euch traut. Oder habt ihr Angst?"
„Nennt Ihr uns Feiglinge?" Die Stimme Yuliths war jetzt beängstigend nahe.
Aragorn packte sein Schwert fester, spannte alle Muskeln an und bemühte sich, nun hauptsächlich nach dem Schrittgeräusch der beiden Männer zu agieren, die noch nichts von seiner Beinahe-Blindheit ahnten. Gleichzeitig zog er in einer spielerischen Geste die Schultern hoch. „Wenn ihr es sagt... Ihr müsst schließlich selbst am besten wissen, was ihr seid!"
Es bedurfte nicht mehr, um die Geduld Yuliths endgültig zu erschöpfen. Mit einem unterdrückten Schrei der Wut stürmte er auf Aragorn zu, der rein instinktiv in einer blitzschnellen Bewegung sein Schwert zog und es über seinen Kopf hob. Der Schlag gegen sein Schwert ließ ihn beinahe in die Knie gehen. Der metallene Klang von Schwertern durchdrang die Stille des Waldes. Yulith hatte sich in der Gerbergasse als guter Schwertkämpfer erwiesen. Er würde also auch weiterhin seinem Schwert vertrauen. Viel größere Sorgen machte ihm Dassarh, der Kleinere der zwei. Seine Waffenfähigkeiten einzuschätzen fiel Aragorn um einiges schwerer, denn er hatte während des ersten Kampfes kaum auf ihn achten können.
'Diesmal ist Miro nicht da, um mir den Rücken freizuhalten,' stellte ein Teil seines Verstandes fest, während der andere vollauf damit beschäftigt war, den Schritten der zwei zu lauschen, um ihre Bewegungen zu erahnen. 'Dann muss es eben auch so gehen.'
Seine Besorgnis wuchs, als er nur Yuliths Getrampel vernahm. 'Wo steckt der andere?'
Er erhielt eine völlig unerwartete Antwort auf seine Grübeleien, als die Stimme seines Gegners die Stille des Waldes zerriss. „Nein, halt' dich da raus. Der hier gehört mir. Den Kleinen kriegen wir schon noch und dann kann er Bekanntschaft mit deinem Messer machen."
Aragorn konnte noch immer nichts als ein enttäuschtes Grollen von Dassarh hören, doch die Worte Yuliths hatten ihm schon alles Notwendige verraten. Was er erfahren hatte, gefiel ihm jedoch nicht. Dassarh wollte vermutlich gerade einen Dolch nach ihm werfen. 'Wurf- oder Nahkampfdolch also. Verflucht...'
„Was ist?" Aragorn hatte die Wortspielereien satt und fixierte sein schwaches Sehvermögen auf den hellen Schemen, der vor ihm verharrte. „Kämpfen wir nun oder wollt ihr nur reden?"
Yulith kam unversehens auf ihn zu. Das leichte Knacken kleinerer Zweige, die über den Waldboden verstreut lagen, warnte ihn. Wieder hob Aragorn das Schwert in einer Abwehrgeste, wieder klirrte Klinge gegen Klinge, als Aragorn parierte und anschließend selbst angriff.
Es war ein mühsamer Kampf für Aragorn, der nicht geahnt hatte, Glorfindels Unterweisungen so schnell in die Tat umsetzen zu müssen. Während er blockte, angriff und erneut einen wuchtigen Hieb Yuliths parierte, ahnte Aragorn, dass er dennoch auf verlorenem Posten stand. Er war erschöpft, durch seine Augenverletzung und den wiederaufgeflammten Schulterschmerz beträchtlich im Nachteil und hatte es zudem mit zwei hinterhältigen, nicht zu unterschätzenden Gegnern zu tun.
Er begriff, dass er schon sehr viel Glück und Ilúvatars Schutz benötigen würde, um diese Nacht zu überleben.
***
Galadriel hatte nie zuvor so tief in die Endlosigkeit von Gedanken eintauchen müssen wie in diesem Moment bei Legolas. Das Gift, dass Calean über die Wunde des Prinzen gegeben hatte, war ausreichend gewesen, den Prinzen wieder über jene unsichtbare Grenze zu stoßen, hinter der es ihm nicht mehr möglich war, aus eigener Kraft zurückzukehren. Die immaterielle Verbindung, die sie zum Geist des Prinzen herstellen konnte, war schwach – so schwach, dass schon ein einziger Moment der Schwäche sie zum Zerreißen bringen würde. Unter Aufbietung aller Kräfte zwang sie alle eigenen Gedanken zurück, um sich voll und ganz auf Legolas' Lebensfaden zu konzentrieren. Es war nur noch ein schwacher silbriger Schimmer, der sich in jenen Tiefen verlor, hinter denen sich der Zugang zu Mandos' Hallen verbarg. Irgendwo dort befand sich Legolas' Geist.
'Hört mich, mein Prinz. Hört meine Stimme, die ich zu Euch in die Dunkelheit schicke. Mit der Macht, die Ilúvatar und die Jahrtausende mir verliehen, gebiete ich Euch umzukehren.'
Sie spürte, wie all ihre Lebenskraft in die Gedanken floss, die sie Legolas hinterherschickte. Nichts war mehr wichtig, nichts mehr vorhanden außer ihrem Verlangen, das Sterben des Elbenprinzen aufzuhalten.
'Über die Brücke, die Euch noch mit dieser Welt verbindet, hält Euch meine Stimme. Hört mich, Legolas, hört meine Worte, haltet an ihnen fest, damit sie Euch zu uns zurückbringen...'
Die Elbin spürte, dass ihre Lebenskraft bedrohlich schnell in die dunklen Tiefen von Legolas' sterbendem Geist floss. Das Gift, das Calean ihm verabreicht hatte, war stark und hätte der Prinz die volle Menge erhalten, wären ihre Bemühungen endgültig zum Scheitern verurteilt gewesen. Doch auch so war er in einem sehr kritischen Zustand und nicht mehr in der Lage, allein gegen die Wirkung des Giftes zu kämpfen. Galadriel wusste, dass ihre Kraft nicht ewig reichen würde. Es gab nur eine Macht, die stark genug war, den Prinzen jetzt noch zu halten, doch dazu musste er zunächst erst einmal ins Leben zurückkehren – und das schien eher unwahrscheinlich zu sein. Es war nur noch eine Frage von Momenten, bis sie auch die letzte Verbindung zu Thranduils Sohn abreißen lassen musste, wollte sie nicht mit ihm gezogen werden. Galadriel spürte, wie schnell auch ihre letzten Kräfte schwanden, und leises Bedauern regte sich in ihr. Gegen den Tod konnte selbst sie nur selten siegreich bleiben.
'Kommt zurück, ich bitte Euch. Diesen Weg so früh zu gehen ist Eurem Geist nie bestimmt gewesen. Schon gar nicht zweimal...' flüsterten ihre Gedanken resignierend, als sie plötzlich eine neue Welle von Lebenskraft durch sich hindurchbranden spürte.
'Nehmt auch meine Kraft,' vernahm sie überraschend Elronds Gedankenstimme in ihrem Geist. 'Zusammen können wir den Prinzen zurückholen.'
Galadriel wusste, dass keine Zeit mehr für überflüssige Gesten oder Worte blieb. Ohne zu zögern, vereinigte sie die Lebensenergie ihres Schwiegersohnes mit der eigenen und sandte sie in die Finsternis des Todes.
'Hört meine Stimme, Legolas, und seht das Licht an, das ich Euch mit meinen Worten schicke. Schaut hinein und lasst Euch von seiner Kraft zu uns zurückbringen.'
Machtvoll hallten ihre Gedanken in die Dunkelheit hinein...
***
Erinnerungsbilder schwebten wie glitzernde Perlen an Legolas vorbei. Er konnte nicht sprechen, nicht hören, nicht atmen, nicht fühlen, sich nicht bewegen und war nun nicht mehr als ein verlorener Gedanke selbst.
Aus dem grauen Nebel, aus dem auch er nun zu bestehen schien, schoben sich die Bilder einer Kindheit. War es wirklich seine Kindheit, wie die Reste seines alten Selbst ihm gleich darauf zuraunten? Verwundert näherte er sich ihnen.
Das Gesicht einer Frau trieb an ihm vorbei, und während er noch der Bedeutung des Wortes MUTTER hinterhersinnierte, wurde es bereits durch die Kälte der Einsamkeit ersetzt. Sie hatte seine zurückliegenden Wochen erfüllt, erinnerte etwas in Legolas sich, das gleich darauf wieder ins Vergessen zurückkehrte.
'...nicht wichtig...'
Es glich fast einer Heimkehr, zu wissen, dass man nur noch aus Gedanken bestand und etwas, das er bis vor kurzem noch sicher gewußt zu haben glaubte, sagte Legolas, dass er diese Empfindung kannte, sie schon einmal gespürt hatte.
'...sterben...' erinnerten sich die vergehenden Reste seines Verstandes, die beiläufig registrierten, keinen Schmerz zu empfinden. '... das hier heißt sterben...'
Das Grau, das Legolas umgab, wurde langsam von Finsternis abgelöst. '...dort ist die Stille...,' wusste sein Verstand instinktiv und wandte sich der Finsternis zu, die nichts Abschreckendes zu enthalten schien.
'...hört mich, mein Prinz...'
Worte, fremd und bedeutungslos, flüsterten an ihm vorbei.
‚...hört meine Stimme, die ich zu Euch in die Dunkelheit schicke...'
Kannte er diese Stimme? Etwas in Legolas wollte sich erinnern, doch die Finsternis vor ihm ließ diesen Wunsch wieder vergehen.
Die Stimme, nun lauter und mit einer Kraft ausgestattet, der er sich kaum noch zu entziehen vermochte, verstummte nicht. '...mit der Macht, die Ilúvatar und die Jahrtausende mir verliehen, gebiete ich Euch umzukehren...'
Umkehren? Verwunderung brachte das Treiben seiner Seele zum Stocken. Umkehren? Und wohin sollte er umkehren?
'...über die Brücke, die Euch noch mit dieser Welt verbindet, hält Euch meine Stimme. Hört mich, Legolas, hört meine Worte, haltet an ihnen fest, damit sie Euch zu uns zurückbringen...'
Welche Brücke meinte die Stimme? Noch während Legolas über diese Frage nachsann, erinnerte sich etwas in ihm plötzlich an das, was er zurückgelassen hatte. Unvermittelt erkannte er auch die Stimme wieder, deren Klang so machtvoll war, dass er ihn innerlich erzittern ließ. 'Lady Galadriel... sie ist bei mir... selbst hier?'
Es war, als hätte es nur dieser Erinnerung bedurft. Von einem Moment zum anderen begann Legolas zurückzutreiben, hinein in das Grau, hinter dem das Leben auf ihn wartete. Er kam jedoch nicht weit. Bald schon stockte auch diese Bewegung, und mit ihr verstummten auch ein Teil seiner gerade neu gefundenen Erinnerungen wieder.
'...kommt zurück, ich bitte Euch...' flüsterte die leiser werdende Stimme Galadriels. '...diesen Weg so früh zu gehen ist Eurem Geist nie bestimmt gewesen. Schon gar nicht zweimal...'
'Ich war schon einmal hier?' Legolas hatte keine Muße, über alles nachzusinnen, denn der Sog der fremden Gedanken wurde schlagartig wieder stärker. Jetzt lag in ihnen so viel Kraft, dass der Prinz sich ihr nicht mehr länger zu entziehen vermochte.
'Hört meine Stimme, Legolas, und seht das Licht an, das ich Euch mit meinen Worten schicke. Schaut hinein und lasst Euch von seiner Kraft zu uns zurückbringen.'
Das Grau, dessen Milde bisher tröstend gewirkt hatte, wurde unvermittelt durch ein Leuchten ersetzt. Es überstrahlte schließlich selbst die Finsternis, die den Elben so unwiderstehlich angezogen hatte, bis die Intensität ihn irgendwann völlig verschlang.
'Es ist Zeit für Euch, zurückzukehren, mein Prinz.'
Der Ruck, der Legolas zurückriss, war so gewaltig, dass seine Gedanken zuletzt zu einem einzigen, langgezogenen Schrei wurden...
***
Galadriel sah, wie der Lebensfaden des Prinzen wieder stärker wurde, und konnte nicht verhindern, dass sich so etwas wie Erleichterung in ihre Gedanken schlich.
'Gut,' dachte sie flüchtig und nahm Elronds und ihre Kraft in einem letzten, gewaltigen Akt zusammen. 'Es ist Zeit für Euch, zurückzukehren, mein Prinz.'
Sie konnte Legolas' Wesen beinahe schon in ihren Gedanken spüren, und so konzentrierte sie sich auf diese Empfindung, um ihn daran zurückzuholen. Dass sie erfolgreich war, sagte ihr sein stummer und daher um so qualvollerer Schrei, der aus der Ferne zu ihr wehte und schnell lauter wurde, bis Erschöpfung und nachlassender Sog ihn schließlich zum Verstummen brachten.
'Er ist zurück. Auch dieses Mal...' Die Elbin fühlte, dass sich bei diesen Gedanken Elronds Hand von ihrer Schulter löste und er sich erhob. Nun bedurfte es keiner vereinten Anstrengungen mehr.
Sie beobachtete seine Bewegungen aus den Augenwinkeln und begriff, dass seine Kraft ebenso erschöpft war wie die ihre. Sie hatten getan, was in ihren Kräften stand. Alles weitere lag nicht mehr bei ihnen.
Galadriel holte mühsam Luft, ehe sie ihre Gedanken ein weiteres Mal tastend in Legolas' Verstand schob. 'Ihr müsst erwachen,' bat sie drängend. Gleich darauf spürte die Elbin, wie sich sein Herz langsam wieder beruhigte und das gepeinigte Bewusstsein ein weiteres Mal in den erschöpften Körper zurückkehrte.
'Lady Galadriel...?' Es war nicht mehr als ein gedankliches Flüstern, doch gleichzeitig auch der schönste Klang, den die Elbin seit langer Zeit gehört hatte. Nach Augenblicken der Ungewissheit sagten ihr diese zwei Worte, dass das Leben wieder in den Elbenprinzen zurückgekehrt war. Zwar war es schwach und sein Herzschlag glich dem zaghaften Flügelschlag eines Vogels, aber wie jener war auch Legolas' Lebenswille bereit zu verweilen, wenn eine Hand zum Bleiben ausgestreckt wurde.
'Ich bin hier, mein Prinz!' Sie wusste, dass ihre Erleichterung auch an ihren Gedanken ablesbar war. 'Wir sind alle hier.'
'Mein Vater auch?' Legolas' gedachte Frage erinnerte sie an den Elbenkönig, den sie über ihren Bemühungen gänzlich vergessen hatte.
Galadriel wusste, dass weder Elrond noch sie selbst genug Kraft besaßen, Legolas bis zum Eintreffen des Gegengiftes in der Realität festzuhalten. Diese Macht lag nur in der Verbindung des Blutes – dem Band zwischen Vater und Sohn! So sah sie sich nach dem Elbenherrscher um.
Thranduil stand, einer Statue gleich, keine drei Schritte vom Bett entfernt und hielt den Blick unverwandt auf das Gesicht seines Sohnes gerichtet. Galadriel konnte Sorge, Furcht und Entschlossenheit in seinen Zügen erkennen.
'Er ist hier und weicht nicht von Eurer Seite,' beruhigte sie den Elbenprinzen, dann sah sie auf.
„Euer Sohn lebt, König Thranduil," sagte sie und lauschte dem müden Klanges ihrer Stimme nach. „Doch nur mit Euch gemeinsam wird er durchhalten, bis der junge Aragorn zurückkehrt."
Der Elbe wirkte, als sei er aus einem langen Schlaf erwacht, denn er blinzelte einige Male, ehe die Anspannung ihn endlich verließ. Dann trat er ruhig einen Schritt auf Galadriel zu. „Sagt mir, was ich zu tun habe..."
***
Miro ritt wie angewiesen nach Nordwesten, doch nachdem er ein paar Minuten unterwegs gewesen war, kamen ihm erste Bedenken. Es hatte ihm fast das Herz zerrissen, Estel allein zurückzulassen, obgleich er es ihm versprochen hatte.
'Es war nur ein Versprechen, kein Schwur! Außerdem wäre es nicht das erste Versprechen, das ich breche, wenn ich umkehre und ihm helfe.'
Miro zügelte sein Pferd und brachte es schließlich zum Stehen, dann wandte er sich um und sah zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Er meinte, bei genauerem Hinhören leises Schwertklirren zwischen den Bäumen zu vernehmen, doch sicher war er sich nicht.
Unschlüssig rutschte er im Sattel hin und her, während eine Hand zu den zwei im Hemd ruhenden Kostbarkeiten wanderte.
'Dieser elbische Prinz wird sterben, wenn ich nicht rechtzeitig komme,' überlegte er und sah erneut zurück. 'Doch auch Estel wird sterben, wenn ich ihm nicht helfe.'
Er seufzte, hin und hergerissen zwischen zwei Aussichtslosigkeiten, von denen eine jedoch Estels Gesicht hatte.
'Ich kenne diesen Elben nicht, Estel schon. Er ist mir ein Freund geworden...'
Diese Erkenntnis gab schließlich den Ausschlag.
'Ich hoffe, du verzeihst es mir, Estel, aber ich muss mein Versprechen brechen. Diesmal lasse ich dich nicht im Stich, auch wenn du mich dafür vermutlich nach Ardaneh zurückschicken wirst. Das ist es mir wert.'
Er stieg ab, band sein Pferd an den nächsten Baumstamm und verstaute dann die Sachen, die Aragorn ihm anvertraut hatte, vorsichtig in den Satteltaschen.
'Falls ich dennoch zu spät komme, halte ich mein Versprechen. Das schwöre ich dir, Estel.'
Mit langen, aber leisen Schritten lief er zu der kleinen Lichtung zurück, während er den Dolch aus dem Hosenbund zog...
***
Nie zuvor hatte Galadriel sich so müde gefühlt.
In ihre Gemächer zurückzugelangen schien mehr Kraft zu erfordern, als ihr Körper noch aufzubringen imstande war. Ihr war, als bewege sie sich durch unsichtbare Widerstände, während sie in Wirklichkeit lediglich den Gang entlang lief, der sie in ihre Zimmerflucht zurückbrachte.
Ebenso wie Elrond musste sie nun unbedingt ein paar Stunden ausruhen, damit sie genügend Kraft für die weitere gedankliche Verständigung mit Legolas sammeln konnte.
Den Prinzen hatte sie in den Händen seines Vaters gelassen. Zwar verfügte der König von Düsterwald nicht über die Fähigkeit, sich geistig mit seinem Sohn zu verständigen, doch Galadriel war viel zu erschöpft, um die Vermittlerrolle in Moment übernehmen zu können. Für einige, wenige Stunden würde sie sich auf die Bindung zwischen Legolas und seinem Vater verlassen müssen. Sie war davon überzeugt, dass, solange Thranduil mit seinem Sohn sprach und sich nicht aus dessen Blickfeld entfernte, Legolas um sein Bewusstsein, seine wenigen verbliebenen Lebensfunken kämpfen würde. Das hatte er ihr geschworen und sie hatte keinen Grund mehr, an seinem Kampfeswillen zu zweifeln.
Galadriel seufzte, während sie sich mit bleischweren Gliedern kurz darauf auf ihr Lager sinken ließ. Nur sie allein wusste, dass auch dies lediglich ein Aufschub war. Wenn Elronds Ziehsohn nicht bald mit dem Gegengift kam, würde auch dieser Kampf schließlich umsonst bleiben.
Sie sah zur Zimmerdecke und spürte, wie der Schlaf ihre Gedanken bereits zum Verstummen brachte. Ehe sie jedoch im Licht des beginnenden Tages schließlich einschlief, sandte sie ihre Gedanken hinaus.
'Beeilt Euch, Aragorn. Keine Macht Mittelerdes kann den Tod ein drittes Mal besiegen...'
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Aragorn verlor. Er kämpfte verbissen weiter, doch er wusste, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte. Es würde sein letzter Kampf werden, doch er focht ihn mit der Gewissheit, dass Legolas' Rettung unterwegs war. Selbst im Tod würde er diesen Gedanken tröstlich finden.
Und sollte, aller Hoffnung zum Trotz, das Gegenmittel zu spät bei Legolas eintreffen, so wusste er, dass er seinem elbischen Freund noch einmal begegnen würde. Wenn er durch die Hallen von Mandos in jene Gefilde weiterzog, in die es die Menschen nach ihrem Tod führte, würde er Legolas noch einmal sehen und sich von ihm verabschieden können. So gesehen hatte der Tod jeden Schrecken für ihn verloren. Und doch kämpfte er um jede Sekunde, die er dem Leben noch abringen konnte.
Yulith, der zu ahnen schien, dass sein Gegner aus einem unerfindlichen Grund nicht so verbissen kämpfte wie in Ardaneh, war misstrauisch und somit vorsichtiger geworden.
Aragorn, der sich bisher nur auf den Kampf mit Yulith konzentriert hatte, erinnerte sich plötzlich wieder Dassarhs. Um nicht doch noch hinterrücks angegriffen zu werden, versuchte er, einen Baum als Deckung im Rücken zu bekommen. Das dies ein Fehler war, erkannte er wenige Sekunden später.
„Na schau mal einer an," rief Yultih überrascht aus, als er Aragorns tastende Bewegungen sah. „Du hast wohl Probleme mit deinen Augen. Kannst mich wohl nicht richtig sehen, was?"
Aragorn lehnte sich mit dem Rücken an den Baumstamm, den er schließlich erreicht hatte und atmete tief durch. Sein Vorteil, den er bis jetzt gehabt hatte, war dahin. Jetzt, da Yulith von seiner fehlenden Sehstärke wusste, konnte er ganz anders angreifen.
Er hatte keine Zeit, über die neue Situation nachzudenken, denn Yulith stürmte plötzlich von der Seite auf ihn ein. Aragorn konnte sich gerade noch unter dem Streich hinweg ducken, bevor das Schwert die Rinde des Baumes dort zersplitterte, wo eben noch sein Kopf gewesen war. Aragorn zog seinen Dolch aus dem Gürtel und versuchte erfolglos, nach seinem Gegner zu stechen. Ein überhebliches Lachen war alles, was er erntete.
„Hey, Dassarh, unser Freund hier will mit Messern spielen. Hast du Lust, uns Gesellschaft zu leisten? Wir könnten etwas Spaß mit ihm haben und sehen, wie viel Blut in seinen Adern fließt..."
„Mit Vergnügen," antwortete Dassarh, der an einem Baum lehnte und gerade angefangen hatte, sich zu langweilen. Er ging ein paar Schritte auf die beiden zu, als plötzlich eine Gestalt hinter einem Baum hervortrat und sich ihm in den Weg stellte.
„Ich glaube nicht, dass dieser Kampf fair verläuft." Miros ruhige Stimme stand im Gegensatz zu seiner inneren Unruhe. „Also werde ich eure Spielregeln mal etwas abändern," sagte er und umschloss fest seinen Dolch in der Hand.
„Miro!" rief Aragorn entsetzt aus. „Was suchst du hier?"
„Dein Freund stellt die richtigen Fragen, Kleiner," erwiderte Dassarh. „Was suchst du hier? Willst du, dass ich dir weh tue?"
Dassarh trug wie zuvor in der Gerbergasse kein Schwert, sondern nur ein paar Dolche an seinem Gürtel. Es war ein gefährliches Zeichen, sagte dies doch viel über den Kampfstil des Mannes aus. Er konnte vermutlich verdammt gut mit Dolchen umgehen. Miros erster Sieg über ihn in der Stadt hatte er wahrscheinlich nur dem Überraschungsmoment zu verdanken gehabt und der Tatsache, das Dassarh Miro unterschätzt hatte. Diesen Fehler würde er nicht noch einmal begehen.
Miro warf Aragorn einen kurzen Blick zu. „Es tut mir leid, Estel. Ich konnte dich nicht allein zurücklassen." Dann konzentrierte er sich wieder auf seinen Gegner, der ihn lauernd umkreiste.
„Dann ist alles verloren," flüsterte Aragorn verzweifelt.
Yulith nutzte Aragorns angebliche Unaufmerksamkeit und griff wieder an. Doch sein Gegenüber parierte den Schlag mit einer schlafwandlerischen Sicherheit, die ihn erstaunte. Als hätte der junge Mann vor ihm neue Kraft gesammelt, straffte dieser seine Gestalt und sah ihn mit einem entschlossenen, grimmigen Ausdruck im Gesicht an.
Aragorn hieb plötzlich wie ein Besessener auf seinen Gegner ein. Nur mühsam konnte Yulith der schnellen Abfolge an Schlägen begegnen. Irgendetwas schien den Fremden motiviert zu haben. Mit wütendem Gebrüll stürzte sich Yulith nun seinerseits auf Aragorn und schaffte es, ihm einen tiefen, schmerzhaften Schnitt in den rechten Oberarm zu verpassen, den dieser jedoch nicht einmal zu bemerken schien. Enttäuscht führte er den nächsten Schlag auf Aragorns Kopf.
Dieser fühlte den Streich, noch bevor Yulith ihn zu Ende führen konnte. Rein instinktiv, wie alle seine vorhergehenden Paraden, hob er sein Schwert und wehrte den Hieb seines Angreifers ab. Im gleichen Augenblick ging er in die Hocke und stach auf Verdacht mit seinem Schwert in einem flachen Winkel nach oben. Er fühlte, wie er Yulith traf und dieser einen kurzen heiseren Schrei ausstieß. Er sah jedoch nicht, wie Yulith seine eigene Waffe fallen ließ und seine Hände gegen den Unterleib presste. Er sah auch nicht, wie er danach ein paar Schritte rückwärts taumelte, dann zusammenbrach und neben einem Baum liegen blieb. Das alles konnte er durch seine verschwommene Sicht und in der ihn umgebenden nächtlichen Dunkelheit nicht erkennen. Alles was er vernahm, war die plötzlich einsetzende Stille. Kein Fluchen, kein Drohen, wie es sonst die Art seines Gegners während des Kampfes gewesen war. Nur Stille. Eine Stille, die ihm sagte, dass er sich um Yulith keine Sorgen mehr zu machen brauchte und der Kampf beendet war. Gleichzeitig sagte ihm diese Stille jedoch auch etwas anderes, was ihn zutiefst erschütterte. Er hatte zum ersten Mal einen Menschen getötet! Er hatte schon gegen Orks und andere wilde und dunkle Geschöpfe gekämpft und sie auch getötet. Doch er hatte noch nie den Tod eines Menschen verursacht...
***
Miro hatte keine Chance und er fragte sich gerade, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, zurück zu kommen. Nur um Haaresbreite gelang es ihm, einem geworfenen Dolch auszuweichen. Seine Wendigkeit, die er in den Straßen von Ardaneh geübt hatte, kam ihm hier zugute. Er versuchte immer wieder, einen erfolgreichen Streich gegen Dassarh zu führen, doch all seine Versuche wurden von seinem Gegner mit Erheiterung betrachtet.
Zornig darüber, dass er ihn auslachte und offensichtlich nur mit ihm spielte, stürmte Miro vorwärts und versuchte, Dassarh aus dem Gleichgewicht und zu Fall zu bringen. Nur so hatte er eine Chance. Er war selbst überrascht, als es ihm tatsächlich gelang, Dassarh zu Boden zu stoßen. Doch gleichzeitig schlug es nicht nur seinem Gegner, sondern auch ihm selbst die Luft aus den Lungen. Er kam seitlich auf Dassarh zu liegen. Dieser starrte ihn mit weit aufgerissenen, ungläubigen Augen an. Er versuchte zu sprechen, doch statt Worte kamen aus seinem Mund nur gurgelnde Laute und ein schaumiger dicker Blutfaden lief aus seinem Mundwinkel.
Erschrocken sprang Miro auf und wich einige Schritte zurück. Aus Dassarhs rechter Brustseite ragte ein spitzes Stück Holz hervor, das direkt durch seine Lunge gegangen sein musste. Er lag in einer grotesken Position über einen Baumstumpf drapiert. Der letzte Sturm hatte den Baum zu Boden gedrückt und den Stamm knapp über dem Waldboden splittern lassen. Das Holz war noch hell und daher kräftig und kaum verwittert.
Dassarh war so unglücklich von Miro zu Boden gestoßen worden, dass ein starker Splitter sich direkt durch ihn hindurch gebohrt hatte.
Miro starrte auf den sterbenden Körper Dassarhs hinab. Blut floss unter dem leblosen Körper hervor und färbte den Baumstumpf rot. Atemlos sah Miro zu, wie der letzte Rest Leben aus dem Körper des Mannes wich. Miro hatte sich schon des öfteren gegen stärkere Männer und Jungen zur Wehr setzen müssen, doch meistens hatte es mit dem ersten Blut geendet, das vergossen wurde. Dies hier war jedoch weiter gegangen, als er es beabsichtigt hatte.
‚Es war ein Unfall,' sagte er sich immer wieder, ohne jedoch wirklich daran zu glauben.
Miro sah zu Aragorn hinüber, der ebenfalls wie erstarrt dastand und mit blicklosen Augen auf den toten Körper Yuliths hinabsah, der ein paar Schritte von ihm entfernt reglos am Boden lag. Wahrscheinlich konnte Aragorn immer noch nicht genug erkennen, um zu sehen, was aus seinem Angreifer geworden war. Doch das Ende des Kampfes musste auch ihm genug sagen, um zu wissen, dass Yuliths Verletzung gravierend war.
Miro war überrascht, den Fremden ebenso entsetzt zu sehen, wie er selbst sich gerade fühlte. Sollte das etwa heißen, dass Estel bisher ebenfalls noch keinen Menschen getötet hatte? Er konnte es nicht glauben, doch es schien fast so.
Leise trat er an Estel heran und berührte leicht seine Schulter. Aragorn war so in seinen widersprüchlichen Empfindungen versunken, dass er zusammenzuckte und sein Schwert hochriss. Erst im letzten Augenblick wurde er sich Miros bewusst.
***
Aragorn wusste nicht, wie lange er vor sich hingestarrt hatte, bevor er eine leichte Berührung auf seiner Schulter verspürte. Seine Reflexe setzten ein, er drehte sich um und hob das Schwert. Dann erinnerte er sich Miros, der ihm zur Hilfe gekommen war und gegen Dassarh gekämpft hatte. Trotzdem er sich auf seinen eigenen Kampf konzentrieren musste, hatte er durch die Geräusche hindurch wahrnehmen können, dass auch Miro siegreich über seinen Gegner gewesen war.
„Bist du in Ordnung, Estel?" fragte Miro und seine Stimme zitterte.
„Ja," antwortete Aragorn mit rauer Stimme und schluckte den Knoten in seiner Kehle hinunter. Sie hatten jetzt keine Zeit, sich unnötigen Gewissensbissen auszusetzen. Die Zeit drängte. Über das, was hier geschehen war, konnten sie ein anderes Mal reden. Aragorn steckte seine Waffe weg, wandte sich von Miro ab und drehte ihm den Rücken zu. Doch sein innerer Aufruhr ließ sich nicht mehr zügeln. Er wirbelte wieder herum und stellte Miro zur Rede.
„Warum bist du zurückgekehrt?" fragte er in einem wütenden Tonfall. „Warum hast du nicht das getan, was ich von dir verlangt habe? Wir hätten beide getötet werden können und wer hätte dann das Gegenmittel nach Düsterwald gebracht? Warum hast du dein Versprechen gebrochen?" Seine Augen funkelten, als er dorthin sah, wo er Miro vermutete.
Miro schwieg einen Augenblick und suchte nach Worten. Dann sah er Aragorn direkt in die Augen und entschied, die Wahrheit zu sagen und sich nicht wieder in Ausflüchte zu begeben.
„Weil du für mich ein Freund geworden bist und ich dich in der kurzen Zeit kennen gelernt habe. Dein Elbe hat jedoch kein Gesicht für mich. Ich kenne ihn nicht. Er kümmerte mich in diesem Augenblick nicht. Du warst es, um den ich mir Sorgen machte. Nur dein Leben zählte für mich. Wenn das jetzt heißt, dass du mich zurückschicken willst, dann ist das deine Entscheidung. Ich hatte meine eigene zu treffen und bereue sie nicht eine Sekunde."
Aragorn hörte den Schmerz in der Stimme des Jungen, ein Schmerz, der nicht nur aus der vermeintlichen Zurückweisung rührte, sondern auch noch etwas anderes ausdrückte, das Aragorn vertraut war. Auch ihn hatte der Tod ihrer Gegner nicht kalt gelassen. Es tat ihm plötzlich leid, dass er den Jungen in seine Mission integriert hatte, ohne an die Folgen zu denken.
„Es tut mir leid," sagte Aragorn plötzlich leise. „Es tut mir leid, dass ich dich in all dies hineingezogen habe."
Miro war überrascht. Die Wut des Mannes war so plötzlich verraucht, wie sie gekommen war. Und dann entschuldigte er sich auch noch bei ihm.
„Es muss dir nicht leid tun. Alles ist besser als das Leben in Ardaneh. Ich kann endlich das wahre Leben spüren..."
„Auch wenn das heißt, dass du Leben vernichten musst?" fragte Aragorn traurig.
Miro starrte fast ängstlich zu Dassarh hinüber, dessen stille Form plötzlich nur noch mitleiderregend aussah. Er schluckte und wandte den Blick dann ab, um erneut in Aragorns Augen zu sehen. Als er dort die gleiche Trauer und einen ähnlichen Schmerz erblickte, wie er ihn selbst innerlich fühlte, wusste er, dass er nicht falsch gehandelt hatte und der Tod manchmal eine Unausweichlichkeit war.
„Ja, selbst um diesen Preis. Der Tod dieser Männer lag in ihrer eigenen Hand. Sie haben uns verfolgt und so ihr Verderben gefunden. Wir konnten nichts weiter tun, als unser Leben zu verteidigen. Nur der Stärkere überlebt. Das ist ein Gesetz der Natur, dem auch wir uns nicht entziehen können."
„Du bist sehr weise für dein Alter, Mirodas!" sagte Aragorn mit einem kleinen Lächeln, als ein Teil der Anspannung, die sich während des Kampfes aufgebaut hatte, von ihm abfiel. Er tastete nach Miro und als dieser seine Hand ausstreckte, ergriff er sie und zog Miro an sich, hinein in eine kurze freundschaftliche Umarmung.
Bereits einen Moment später ließ ihn ein heftiger brennender Schmerz im rechten Arm gegen seinen Willen zusammenzucken.
„Was ist denn?" Besorgt sah Miro Aragorn an.
„Mein Arm..." stöhnte dieser leise und presste die linke Hand auf einen langen, tiefen Schnitt im rechten Oberarm, der den Ärmel der dunkelgrauen Tunika noch dunkler zu färben begann.
„Blut..." flüsterte Miro, dann nahm er sich zusammen und begann einen schmalen Streifen von seinem ohnehin bereits ziemlich mitgenommen aussehenden Hemd zu reißen, mit der er die Wunde anschließend notdürftig verband. "Yulith hat dich ziemlich böse am Arm erwischt."
„Ich schätze, ich werde es überleben," gab Aragorn gepresst zur Antwort und ließ Miros Anstrengungen mit zusammengebissenen Zähnen über sich ergehen.
„Wo liegt er?" flüsterte Aragorn, als Miro endlich fertig war, und bewegte den verletzten Arm versuchsweise.
„Ein paar Schritte weiter, neben dem Baum," erwiderte der ehemalige Dieb, der sofort wusste, wer gemeint war. Er führte Aragorn zum reglosen Körper Yuliths.
Aragorn ging in die Hocke und suchte nach einem Puls am Hals seines Gegners. Er wollte sich vergewissern, dass Yulith wirklich tot war. Aragorn würde keinen schwer Verwundeten, selbst wenn es ein Feind war, im Wald den wilden Tieren überlassen. Doch er fand kein Lebenszeichen. Kopfschüttelnd stand er wieder auf und wandte sich Miro zu, der hinter ihm stand.
„Was ist mit dem anderen?"
„Er hat sich an einem Baumstumpf aufgespießt. Er ist ebenfalls tot," antwortete Miro leise und vermied es, in Dassarhs Richtung zu sehen.
„Dann gibt es hier nichts mehr für uns zu tun. Lass uns aufbrechen. Wo hast du dein Pferd gelassen?"
„Ein paar Wegminuten weiter nordwärts. Das Gegenmittel ist gut in den Satteltaschen verstaut. Ich konnte nicht riskieren, dass das Fläschchen während des Kampfes zerschlagen wird."
„Das war klug von dir. Dann lass uns schnell unseren Weg fortsetzen." Aragorn stieß einen leisen Pfiff aus und wenige Augenblicke später trabte Goras schnaubend aus dem Unterholz des Waldes auf sie zu.
„Brav, Goras. Alles in Ordnung," beruhigte Aragorn sein Pferd, als es beim Geruch des Blutes nervös mit den Vorderhufen über den Boden scharrte. „Der Kampf ist vorbei."
Aragorn zog Miro hinter sich aufs Pferd und gemeinsam ritten sie los, ohne noch einen Blick zurück zu werfen. Als sie Miros Pferd erreichten, stieg der Junge auf und drückte Aragorn wortlos das Fläschchen mit dem Gegenmittel und den Edelstein in die Hand.
„Ich danke dir," sagte Aragorn und wandte den Kopf in Miros Richtung. Dieser erkannte, dass Aragorn trotz allem dankbar für sein Eingreifen war und plötzlich fiel ein Teil der Schuldgefühle von ihm ab, die er wegen seines gebrochenen Versprechens aufgebaut hatte.
„Jederzeit wieder!" antwortete er mit einem kleinen Lächeln.
Tief in Gedanken versunken ritten sie dann jedoch schweigend weiter nach Düsterwald.
***
wird fortgesetzt
Asahi:
Na klar hört man als Autor in der Regel immer an der spannendsten Stelle auf. Das
ist einfach zu verlockend für uns... Und was heißt hier, wir hätten Aragorn zu
viel geärgert? Bisher haben wir ihn doch nur 1x in Ardaneh in einen Hinterhalt
laufen lassen und nun im Wald war es doch erst das 2x... Unser Knuddelranger
hält das schon aus! *g*
Dragon-of-the-north:
Also der finstere Humor war nicht beabsichtigt. Ist doch immer wieder schön,
wenn man unfreiwillig komisch sein kann. *g* Aber auch du kannst einen enorm
zum Lachen bringen. Über deine Überlegungen, was den weiteren Verlauf der Story
angeht, mussten wir dermaßen lachen, dass wir fast nicht mehr aufhören konnten.
Wir stellten uns bildlich vor, wie der arme Aragorn blind und mit gezücktem
Schwert auf seine Feinde wartet und die reiten einfach an ihm vorbei. Und da
steht er dann und versteht die Welt nicht mehr... *lol*
Lady-of-Gondor:
Es gibt wohl keine wirkungsvollere Rache, als die, den Menschen weh zu tun, die
dem Racheopfer am nächsten stehen. Hmm, was sagt das wohl über uns Autorinnen
aus? *g* Wir sind wirklich ganz lieb und nett, ehrlich!!!
Evala:
Schön, dass du wieder mal Zeit hattest, uns zu zeigen, dass du unserer Story
immer noch folgst. Du liest gerade Gilgamesch? Wir haben uns das Buch vor
kurzem auch zugelegt und fast die Hälfte gelesen. Gilgamesch und Enkidu, das
Ur-Slash-Paar und was für eine dicke Freundschaft... Frage: Es gibt Käse, der
deine Kreativität beflügelt??? Wecle Sorte? Wir sind zu jedem Selbstversuch
bereit! *g*
Atlantis:
Wir sollen uns nach einem Psychologen umsehen? Na, wenn du diese Story schon
für schlimm hältst, dann warte einfach mal die nächste Story ab!!! *g* Also bis
zum jetzigen Standpunkt steht nur noch ein Plot, der geschrieben werden will.
Was danach kommt, wissen wir selbst noch nicht. Zum anderen werde ich [ManuKu]
im Juni wieder anfangen zu arbeiten und muss sehen, wie viel Zeit da noch zum
Schreiben bleibt. Kann sein, dass die Kapitel dann etwas kürzer werden...
Arlessiar:
Tja, nun ist wieder eine Woche vergangen und endlich weist du, was aus Aragorn
geworden ist... Es war wirklich gemein von uns, euch Leser so im Ungewissen zu
lassen. Doch jeder der schreibt, weiß wie verlockend es ist, mit einem
Cliffhanger zu enden! *g*
Kaeera:
Was bitte sollen wir uns unter dem Spiel Käsekästchen vorstellen? Man kann also
wirklich mit offenen Augen schlafen? Wir dachten, der gute Tolkien hätte da mit
den Fähigkeiten der Elben ein wenig zu sehr fantasiert... Es geht also
tatsächlich! Gratulation! *g*
jacobs_angel86:
Wir tun unseren beiden Lieblingen doch nicht langfristig was an. Nur so ein
paar Momente der Angst und anderer seelischer Dilemma... Die Story wir 16
Kapitel haben.
Mystic Girl
Na und ob Elrond ein strenger Vater sein wird - bei diesen Söhnen! Anders als
würdevoll kann man ihn sich ja nun wirklich nicht vorstellen. Wenn da zwei
junge Elben und ein junger Mensch auf die Idee kommen, ihn zu „ärgern", dann
sollte man besser Abstand halten...
Aeril:
Na klar werden wir versuchen, so weiterzuschreiben, wie bisher! Wie schon
angemerkt, können die Kapitel der nächsten Story etwas kürzer werden. Doch das
wird euch hoffentlich nicht stören, solange wir weiterschreiben, oder?
Queen-of-Gondor:
Bäh, Computer-Probleme! Kann uns mal jemand sagen, warum diese grauen Kisten es
immer wieder schaffen, einen auf die Palme zu bringen? Es scheint fast so, als
wollten diese Möchtegern-KI's uns zeigen, wer hier die Kontrolle hat!!!
Grrrr...
BlackPearl:
Ups, du nimmst dir unser Kapitel mit ins Bett und kannst nach dem Lesen nicht
mehr Einschlafen? „Zu Risiken und
Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren FanFic-Autor oder Autorin!" Eigentlich
müsstest du doch wissen, dass wir ganz gerne Cliffhanger einbauen, wenn es
gerade passt... *g*
