chapter XVIII: icicles


Wir hatten ihn schon über zwei Monate in unserer Gewalt und es gab Phasen, in denen ich beinahe glücklich darüber war. Irgendwann war es sogar so weit gekommen, dass das alles wie eine heile Welt für mich schien. Ja – manche Kinder, die im Krieg aufgewachsen sind, finden sogar darin ihren Frieden... Und halten es für einen wundervollen Tag, wenn die Bomben einen Kilometer entfernt und nicht direkt über ihnen abgeworfen wurden...

Ich hatte nie gedacht, dass es so weit kommen könnte mit mir.

Was war nur los?

Omis Zustand verschlechterte sich mit jedem Tag und manchmal lag er einfach nur in seinem Bett, bewegte sich nicht und schien auch niemanden zu hören. Auch jene Tage habe ich nur als Trübung wahrgenommen... Es war, als sehe ich das ganze Spektakel von oben herab, durch Milchglas und hörte alle Geräusche wie durch Wasser... so dumpf...


Das Dumme war nur, irgendwann bemerkte ich die Tablette in meinem Orangensaft.


Ich konnte nichts sagen und eigentlich nicht einmal einen richtigen Gedanken fassen. Ich kippte den Orangensaft weg und warf die längliche, rote Tablette in den Müll. Ganz mechanisch. Wie betäubt...


Was ist das nur für eine Welt in der jeder tun und lassen kann

und über das Leben andere entscheiden kann

als wären es Streichhölzer

und sie zerbrechen können

wie dünnes, trockenes Holz


Omi war sozusagen tot.

Er lag ausgestreckt auf dem Bett, welches ich vor einem Tag noch frisch bezogen hatte. Die Verbände, die ich ihm angelegt hatte, waren bereits blutdurchtränkt und hingen wie nasse Lappen herunter. Ganz steif lag er da. Nur ein schneeweißes Laken verhüllte seien bleichen Körper. Ein schneeweißes Laken, mit Blut bespritzt, fast wie Farbe auf einer makellos reinen Leinwand...

Ja, ein Kunstwerk... was nicht einmal Götten gebührt... Dieses Bild durfte niemand sehen... Ein Bild, welches zu zeichnen schon eine Todsünde darstellte. Ein Bild, welches ungestraft Realität wurde. Ich konnte nichts weiter tun und setzte mich auf den Bettrand, ganz dicht neben ihn. Vielleicht habe ich sogar geweint? Ich weiß nicht, aber wahrscheinlich schon. So etwas tut man in solchen Situationen, richtig? Ich ergriff eine seiner eiskalten Hände und versuchte sie zu wärmen.

Ich ertrug den Anblick seiner bleichen Haut nicht und wandte mich ab.

Ein bisschen salziges Wasser perlte meine Wange hinab und tropfte zu Boden.

Ich drehte mich wieder zu ihm. Omis Augen standen weit offen, beinahe unnatürlich weit, er starrte mich ungläubig und überrascht an. Ich hielt noch immer eine seiner Hände in den meinen und streichelte und drückte sie sanft. Mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können und so schwiegen wir beide.

Ich war nicht einmal überrascht, dass er noch lebte. Wie hätte es anders sein können? Es kam mir gar nicht in den Kopf, das er irgendwann nicht mehr da sein würde.

Vielleicht wurde ich immer abhängiger von ihm, aber das war mir egal.

Ich wusste, dass ich nicht mehr ohne ihn sein konnte. Nicht mal dieses ich, dieses maskierte und grausame Ich konnte ohne ihn auskommen. Es war wie ein Teufelskreis, von dem ich nur das eine wusste: es gab keine Chance auf Rettung. Was ich auch tat, ich würde immer an ihn gebunden sein. Selbst wenn ich mich selbst belog und mein wahres Ich versteckte, gab es noch immer irgendwas in diesem verdammten Herz, was schon bei dem Namen zu pulsieren begann... Nein, Omi war mein Schicksal und ich hatte damit zu leben. Ein Schicksal sucht man sich nicht aus, kann man gar nicht... Aber auch wenn mein Schicksal den Namen Tsukiyono-kuns trug, ich wusste trotzdem nicht, was es werden würde. Ich wollte es auch gar nicht wissen. Wollte nicht wissen, wer von uns beiden Romeo und wer Julia war... Wollte nicht wissen wer starb und wer nicht... Wollte gar nichts, außer ihn.

Das es unmöglich war, als mit ihm zusammen zu leben, hatten wir beide begriffen und auch als Feind schien es mir nicht einmal vorstellbar. Ich wusste einfach keinen Ausweg. Schon wieder lebten wir in unserer Scheinwelt, die am späten Abend begann und früh beim Sonnenaufgang endete, die nur aus Geheimnissen und Verschweigen bestand und letztendlich... nicht einmal... real war. Denn was bedeuteten schon Nächte, die in den Wahnsinn trieben, was bedeuteten schon hundert inniger Küsse, was bedeutete auch nur ein klitzekleine Berührung oder eine kurze Begegnung der Augen – wenn wir nicht das empfinden durften, was wir empfanden?? Schwarz hatte mir erlaubt mit ihm zu schlafen und ich durfte ihn auch mit Essen und Kleidung versorgen und ihn so gut es eben ging waschen, aber sie hatten mir nicht erlaubt, ihn zu lieben.

Wie paradox, dass man für die innigste Angelegenheit der Menschen eine Erlaubnis der Vorgesetzten benötigte...

Wie war das in der Normalität? Bekam man einen Zettel ausgehändigt, auf dem geschrieben stand: Hiermit sei dir erlaubt, Tsukiyono Omi-kun zu lieben.? Kam so ein Zettel mit der Post?

Ich rieb meinen Kopf und Omi sah mich besorgt an, fragte jedoch nichts und ich war ihm insgeheim dankbar dafür.

Wie geht es dir?, fragte ich leise. Mit einem vage vorwurfsvollen Blick antwortete er: Wie soll's mir schon gehen? Seine Worte taten weh, der Klang tat gut. Ich strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wollte lächeln, verbat es mir ihm Endeffekt jedoch und sah ich einfach ausdruckslos an. Darf ich heute bei dir schlafen?, fragte ich. Es war das erste mal, dass ich gefragt hatte und meine Stimme zitterte ein wenig. Omi sah mich halb traurig, halb erschöpft an und ich murmelte schnell: Schon gut. Ich dachte nur... Omi sah mich überrascht an, dann lächelte er, wie nur er lächeln konnte. Bleib ruhig... Ich möchte... dass du bleibst... Ich atmete aus und sah mich um, um zu verbergen wie glücklich mich seine Antwort machte...

Er sollte nicht bemerken, dass auch ich ihn... Er sollte sich nicht erneut Hoffnung machte, denn ich wusste, nichts war so groß wie die Enttäuschung einer unmöglichen Liebe... Ich wollte nicht, dass er mich so sehr liebte, wie ich ihn geliebte habe, denn ich wusste so verdammt genau, wie sehr es weh tat, wenn man realisierte, dass das alles

doch gar nicht

möglich war.

Ich wusste, es würde ihn zerschmettern. Schon jetzt war er kurz vorm Zusammenbruch, jetzt, wo er seine Liebe einfach unerwidert und nicht unmöglich dachte. Schon jetzt sah ich, wie sein Gesicht brach, wenn ich ihm jedes mal

auf's neue

sagen musste, dass ich ihn gar nicht liebte. Wie könnte dieses kleine Kätzchen noch mehr verkraften? Ich wollte ihm... doch nicht... wehtun...

Und ich tat ihm weh.

S o r r y


tbc


Baka! Ich bin so'n verdammter Kopierer! Schon wieder! Da war doch schon wieder irgendwo Angel Sanctuary dabei, oder?! *such* Sorry, ich mach das nicht mit Absicht, aber wenn solche Gedanken passen... muss ich sie einfach aufschreiben... !!! .

Es tut mir echt Leid!! Sorry! Sorry!! Schönes Kapitel?? Mir gefällt's... ~_~