Der Schrei hielt sich kurz in dem mit Fliesen bedeckten Raum. Er ballte sich in seiner Mitte zusammen, und es schien Remus Lupin, als würde sein Schrei lebendig, und wäre bereit zum Angriff auf ihn. Er zuckte zusammen.

Dann hörte er ein leises Geräusch aus der Wanne, das platschen von Wasser.

"Was. willst. du.?"

Eine müde Stimme, so unendlich müde, leise, kaum zu hören. Aber sie übertönte sogar den Schrei, der immer noch in den Ohren des Jungen gellte.

"Ich, ich, ich.. ich wollte baden."

Ganz langsam hoben sich die langen Wimpern, wie bei einem Menschen, der fast schon schläft, und nur noch einmal schauen möchte, ob es auch dunkel ist. Es schien Remus ewig zu dauern, bis sie den Blick freigaben auf die schwarzen Augen, jene Augen, in denen man ertrinken konnte, gab man nicht acht. Remus erschauderte.

"Baden."

Eine sinnlose Wiederholung, so leise, so laut.

Remus setzte sich auf den Badewannenrand, ungebeten. Er hatte nicht das Gefühl, als könnten seine Beine ihn länger tragen. Er erwartete einen Widerspruch, Widerworte, die Aufforderung, zu verschwinden. Er erhielt keine Antwort.

"Du?"

Müde plätscherte der Junge in der Wanne etwas im blutroten Wasser. Dann wand er langsam, kraftlos, den Kopf.

"hm?"

Remus fasste Mut, auch wenn er nicht recht wusste, wofür.

"Kann ich.. kann ich.. ähm.. kann ich es sehen?"

Sofort, nachdem er die Frage ausgesprochen hatte, verfluchte er sich dafür. Was dachte er sich? Und warum, warum tat er nichts? Madam Pomfrey rufen, zum Beispiel. Oder wenigstens etwas tun. Und dabei saß er wie versteinert auf dem Wannenrand, und schaute in das rote Wasser. Wie eine Statue. Marmor. Weißer Marmor.

Kurz schlossen sich die schwarzen Augen. Dann hob der Junge langsam einen Arm, knapp über das rote Wasser.

Der Schnitt war tief, und genau. Präzise. Wie mit einem der Skalpelle, die sie im Tränkeunterricht zum zerkleinern besonders wertvoller Zutaten verwendeten. Ein haarfeiner Schnitt. Akkurat.

Es sah aus, als wäre ein hauchfeines, rotes Band um das Handgelenkt gewickelt. Die porzellangleiche weiße der Haut schien im harten Kontrast zu dem leuchtendroten Schnitt, der sich zweimal um das dünne Handgelenk wickelte und dabei genau die Pulsschlagader durchkreuzte. Das Blut floss in dünnen Rinnsalen über das Handgelenk in das Wasser.

"Oh Herr.."

Vorsichtig streckte Remus die Hand aus, sehr langsam, in dem Bewusstsein, das seine Fingerspitzen zitterten.

Dann berührten seine Fingerspitzen den Handrücken. Sanft strichen sie über die kalte Haut, streichelten den Handrücken, behutsam. Dann nahm er die ganze Hand, sehr vorsichtig, um die Wunde am Handgelenk nicht zu berühren.

In dem Moment, in dem seine Lippen die Hand berührten bemerkte er, das er keine Ahnung hatte, was er eigentlich tat.

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Author's Notes:

So, ihr lieben, so lange musstet ihr gar nicht warten. Bin ich nicht brav? Hach. Vielen Dank für eure Reviews! Besonders habe ich mich über Mary-J's Review gefreut.. mein wohl treuster Fan! Danke! Meine Ideen, Sympathex? Wenn ich das wüsste.. Was ich mit ihm vorhabe, Keeline? Du wirst es sehen.. Mrs. Lestrange? Keine Ahnung. Sorry, da scheint eine Verwechslung vorzuliegen. Ansonsten, danke Severin! Ach ja, und Lupus.. ich hoffe, es entspricht deiner Stimmung und tröstet dich darüber hinweg, das ich auf einem anderen gebiet das schreiben eingestellt habe.

S/Fayet ( 4.04.2003 )