Sanft und vorsichtig küsste er die kalte, feuchte Haut. Dann senkte er den Kopf, und hielt sie an seine heiße Stirn. Es erschein ihm, als müsste sein Körper glühen.

"Shhh..."

Es war absurd, und später würde es ihm auch so erscheinen. Er saß auf dem Badewannenrand, vor sich einen sterbenden Mitschüler, und er tat nichts anderes, als dessen Hand zu küssen und dann in Tränen auszubrechen.

Er konnte nichts gegen seine Tränen tun. Sie traten einfach in seine Augen, ohne das er sich wehren konnte. Langsam begannen sie, seine Wange hinunter zu laufen. Er hatte lange nicht mehr geweint, seid er ein Kind war nicht mehr. Er hätte Gründe genug gehabt. Aber es war gewesen, als wäre mit dem Biss des Werwolfes irgendetwas in ihm gestorben, irgendetwas zartes, das jetzt wieder aufblühte, und sich daran erinnerte, das noch ein Funken des vorherigen Lebens in ihm glühte. Später würde es ihm seltsam erscheinen, das es einen solchen Tod gebraucht hatte, um es wieder in ihm zu wecken.

"Nicht..weinen..shhh..."

Er wand den Kopf ab, immer mit beiden Händen die Hand des anderen umklammernd, sie festhaltend, wie ein Ertrinkender einen Rettungsring. Als könnte der andere, der sterbende, ihm das Leben retten. Später sollte er sich für seine Bewegungslosigkeit schämen und nicht schämen.

"Ich..es tut mir leid.. ich.."

Er bemerkte eine sanfte Bewegung an seiner Wange, ein Streicheln. So tröstlich, das er aufschluchzen musste. Dann blickte er wieder auf, und sah in zwei tiefschwarze Augen, halbgeschlossen, die ihn fixierten.

"Shh.. ruhig."

Schniefend zog er seine Nase hoch, und versuchte ein Lächeln.

"Besser."

Langsam nickte er, nicht ohne die Hand, die immer kälter wurde, festzuhalten.

"Die anderen....sagten immer..du könntest gut..erzählen?"

Wieder schniefte er, zitternd nickte er.

"Erzähl mir etwas. Bitte.."

Er nickte erneut, fasste die Hand fester, und konzentrierte sich darauf, sich eine Geschichte auszudenken.

"Ja, ich erzähle dir.. etwas.. eine Geschichte. Möchtest du die Geschichte des schwarzen Prinzen hören, der solange durch die Wüste irrte, um sein Herz wiederzufinden?"

Ein leichtes Nicken verriet ihm, das er diese Geschichte erzählen sollte.

Remus räusperte sich, dachte kurz nach. Dann begann er leise, die Geschichte zu erzählen. Seine Stimme halte langsam durch den gekachelten Raum, durchbrach die Stille. Anfangs schluchzte er noch ein wenig auf, Tränen liefen ihm über sein Gesicht. Dann wurde er langsam ruhiger und fand Kraft in der Geschichte.

Die Augen geschlossen ließ sich der Junge in der Badewanne von der ruhigen Stimmen durch die Welt führen. Er sah das Schloss des schwarzen Prinzen, sah seine Diener, sah den Himmel darüber. Er sah die schöne Prinzessin, die er heiraten sollte, sah die grausamen Fürsten und die eigene Grausamkeit des Prinzen. Er sah den Raub des Herzens, wie der Prinz es verkaufte, wie er es zu vermissen begann und sich aufmachte, es zu finden. Er wanderte zwanzig Jahre mit dem Prinzen durch Wüsten und Urwälder, sah fremde Länder, Städte und Menschen.

Immer bunter wurden Remus Ausführungen. Er vertiefte sich so in die seine Geschichte, das es ihm kaum auffiel, das die Atemzüge des anderen immer flacher wurden, die Hand immer kälter. Er bemerkte nicht, das er andere einschlief, ruhig, mit einem zarten Lächeln auf den Lippen. Vielleicht war es genau in dem Moment, in dem Remus beschrieb, wie der Prinz sein Herz wiederfand und glücklich in dessen Anblick versank. Wie er es fand, und darum kämpfte, dafür sterben wollte. Wie er es im Duell zurück gewann, und glücklich heimkehrte, bereit, seinen Thron wieder einzunehmen und in Zukunft sein Reich in Frieden zu regieren.

"Und.. wenn er nicht gestorben ist.. dann lebt er glücklich noch heute. Und das tut er. Ganz.. bestimmt. Und er ist glücklich. Und zufrieden. Und niemals mehr.. allein. "

Als Remus aufhörte zu erzählen, standen ihm erneut Tränen in den Augen. Da bemerkte er erst, das keine Atemzüge mehr zu hören waren, das die Hand des anderen Kalt war. Ein Schluchzen brach aus Remus hervor. Unter Tränen küsste er ein letztes Mal die bleiche, kühle Hand. Dann legte er sie dem anderen auf die Brust.

"Du hättest dein Herz nicht verkauft.. bestimmt nicht.."

Langsam stand er auf, warf einen letzten Blick auf das ruhige Gesicht mit den geschlossenen Augen.

"Schlaf gut."

Dann verließ er zitternd das Badezimmer, um Dumbeldore zu rufen. Er schwor sich, keinem Menschen die Geschehnisse der vergangen Stunden zu erzählen. Sie sollten sein Geheimnis bleiben, genauso wie die Geschichte des schwarzen Prinzen, der so verzweifelt sein Herz suchte und es am Ende wiederfand.

Abends, als schon das ganze Schloss in Aufruhr war, die ersten Schüler weinten, Dumbeldore und McGonagall alles regelten und alle geschockt waren, saß er ganz allein auf dem Astronomieturm und betrachtete die Sterne.

"Schlaf gut.. und träum etwas schönes." , flüsterte er dem Wind zu. Er war sich sicher, gehört zu werden.
-_-_-_

Author's Notes:

Hmm..ja, also, das wäre dann das letzte Kapitel. Gefällt es euch? Vielleicht ist es etwas zu kitschig.. was denkt ihr? Ihr wisst ja, für Feedback bin ich immer offen. Danke allen meinen Reviewern.

S/Fayet ( dafayet@hotmail.com ) 11.04.2003