Kapitel 2 Ein Brief von Hogwarts
Ich erhielt lange keinen Brief, aber als er dann endlich ankam, war ich überglücklich. Ich packte sofort alle meine Sachen zusammen, und war eigentlich schon abreisefertig, als mich eine weitere Nachricht erreichte, diesmal von meinem Vater. Und über den Inhalt war ich wirklich sehr überrascht. Er wollte nicht, dass ich nach Hogwarts komme! Ihr könnt euch vorstellen, wie enttäuscht ich war, dass mein eigener Vater mich nicht auf seiner Schule haben wollte! Ich sank auf den Boden, und brach in Tränen aus. Ich konnte es einfach nicht glauben, oder begreifen, nicht verstehen. Ich weinte so sehr, dass ich nicht einmal das leise Klopfen an der Türe wahrnahm. Erst als jemand den Raum betrat, sah ich auf. Ich blickte auf die glänzenden, schwarze Schuhe, die direkt vor mir standen. Dann griff jemand fest nach meinen Armen, und zog mich wieder auf die Beine. Ich sah weiter nach oben, und konnte unter einem Schleier von Tränen das Gesicht meines Vater erkennen. "Dad?" Fragte ich unter Tränen, und wieder entfuhr mit ein lauter Schluchzer. Er sah mich nur schweigend an. "Warum?" Fragte ich weiter, während ich versuchte, das Weinen zu unterlassen. Ich wusste, dass mein Vater nichts mehr hasste, als Schwäche zu zeigen, oder zu weinen. "Warum willst du mich nicht in Hogwarts? Bin ich nicht gut genug? Hast du Angst, dass ich deine Anforderungen nicht erfüllen kann?" Ich war wirklich wie vor den Kopf gestoßen. Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Nie hatte ich Probleme mit ihm gehabt, immer hatten wir uns bestens verstanden, und ich hatte immer gedacht, dass er sich freuen würde, wenn ich von Hogwarts angenommen würde. Und nun wollte er nicht, dass ich meine Chance wahrnahm? "Chrissie..." Sagte er sanft. Er strich mir mit seiner Hand die Tränen von der Wange. Er seufzte, und zog mich einfach mit sich. "Setz dich." Er deutete auf den Sessel, der in unserem Wohnzimmer stand, und setzte sich selbst gegenüber. "Es ist nicht, wie du denkst. Ich möchte, dass du Hogwarts besuchst. Aber momentan ist es schlecht. Es könnte dieses Jahr sehr gefährlich werden, für dich, für mich, für die Schule." Fuhr er fort. "Dad, das ganze Leben ist voller Gefahren." Versuchte ich ihn umzustimmen. Ich hatte mich inzwischen wieder einigermaßen beruhigt, und putzte mir die Nase. "Mag sein. Trotzdem möchte ich dich darum bitten, dieses eine Jahr noch zu Hause zu bleiben." Ich schüttelte den Kopf. "Keine zehn Pferde werden mich dieses Jahr von Hogwarts fernhalten können." Bestimmte ich mit fester Stimme. Wenn ich eines von meinem Vater hatte, dann seine Sturheit. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt nach Hogwarts zu gehen, und davon würde ich mich nicht abhalten lassen, nicht einmal, wenn dies meinen Tod bedeuten sollte. Severus nickte. "Das habe ich erwartet." Murmelte er. Dann sah er mich wieder an, mit einem Blick, wie ich ihn zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte. Seine dunklen Augen fixierten mich, und jegliche Wärme oder Zuneigung war aus ihnen gewichen. "Du wirst dich in Hogwarts anmelden können, aber nicht unter deinem richtigen Namen. Das würde nur deinem und meinem Ansehen schaden. Solange ich nicht für deine Sicherheit garantieren kann, soll niemand dort wissen, dass du meine Tochter bist." Ich schluckte. "Hast du mich verstanden?" Fragte er nochmals scharf, und ich nickte. "Wenn du dort ankommst, dann werden wir Fremde sein." Ich weiß noch, wie weh mir seine Worte damals getan hatten, aber damals hatte ich natürlich keine Ahnung, was ich noch alles durchstehen würde müssen. Ich weiß nur noch, dass seine letzten Worte noch ewig in meinem Kopf nachgehallt hatten. Er sagte danach auch nichts mehr, kein Goodbye oder Viel Glück. Er ging einfach wortlos, und überließ mich wieder mir selbst. Die Malfoys waren glücklicherweise so freundlich, mit mir meine Zauberutensilien einzukaufen, sodass ich schnell alles zusammen hatte, und mich auf den Weg zum Hogwarts express machen konnte. Dort waren ziemlich viele Kinder, viel mehr als ich erwartet hatte, und zum aller ersten mal fühlte ich mich wirklich einsam und verloren. Ich schluckte nochmals, und betrat den Zug dann. Ich suchte mir irgendwo ein freies Abteil, verstaute meine Koffer, und ließ mich erschöpft in den Sitz fallen. Ich hatte keinerlei Ahnung, wie lange meine Fahrt dauern würde, aber ich war einfach erleichtert, im Zug zu sein. Ich blieb übrigens während der ganzen Fahrt alleine in meinem Abteil. Dafür war ich aber eigentlich auch sehr dankbar. So konnte ich wenigstens meine Gedanken sortieren, und mich darauf vorbereiten, meinen Vater wiederzusehen.... und so zu tun, als würde ich ihn nicht kennen.... unter welchem Name war ich doch gleich angemeldet? Christine...Singer? Ich schüttelte mich. Ein grauenhafter Name, zumindest meiner Meinung nach. Aus meiner Sicht heraus war das ganze Versteckspiel so oder so für die Katz, schließlich würde man doch sicherlich die Ähnlichkeit zwischen mir und meinem Vater erkennen, oder? Ich meine, die gleiche Blässe im Gesicht, die dunklen, fast schwarzen Augen, und das dünne, schulterlange schwarze Haar.... Mit einem Ruck wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Der Zug hielt abrupt mit einem lauten Quietschen. Ich wurde auf die gegenüberliegenden Sitze geschleudert, und richtete mich mit Mühe wieder auf. "Verdammt..:" Murmelte ich, während ich mir den kopf rieb. Als ob das nicht schon genug wäre, musste mir natürlich auch noch mein Koffer auf den Kopf fallen! Verdammtes Mistteil! Ich hob ihn vom boden auf, und trat aus meinem Abteil heraus. Durch eine der zahlreichen Türen verließ ich den Zug, und sammelte mich draußen mit den anderen Kids. Mir fiel jetzt erst auf, dass ich größer war, als die meisten anderen, aber andererseits war mir das auch völlig egal. "Erstklässler, folgt mir bitte!" Ein Lehrer den ich nicht kannte bedeutete uns, ihm zu folgen. Er führte uns nach Hogwarts hinein, in den großen Speisesaal, und dunkle erinnerte ich mich daran, schon einmal hier gewesen zu sein. An den erhöhten Tischen vor uns saßen die ganzen Lehrer von Hogwarts. Ich hatte zwar keine Ahnung, wo mein Vater wohl saß, aber ich hatte es im Gefühl, und als ich dorthin sah, bemerkte ich, dass er nicht anwesend war. Ich setzte mich zu den anderen Erstklässlern an den Tisch, und lauschte dem Vortrag von Professor McGonagall, die uns über die Regeln in Hogwarts aufklärte, und unsere Fragen beantwortete. Sie klärte uns auch über das Hut- Ritual auf, und wenig später begann es dann auch. Sie rief die verschiedenen Namen auf, und der Hut spie dann die zugehörigen Häuser aus: Collins, David GRYFFINDOR Carrington, Mercury HUFFLEPUFF Ingwer, Sandra GRYFFINDOR Grant, Kelly RAVENCLAW Mc Kanzie, Anne - Marie GRYFFINDOR Rayes, Charles SLYTHERIN Weasly GRYFFINDOR
Und so weiter, und so fort. Ich hörte jedes mal gespannt zu, beobachtete jeden Schüler genau. Immer wieder glitt mein Blick zum Platz meines Vaters, aber noch immer war er nicht da. Ich lauschte Professor McGonagall, wie sei einen nach dem anderen aufrief, aber ich glaube, ich hörte nicht wirklich zu. Ich machte mir bereits Gedanken darüber, in welchem Haus mich mein Vater wohl gerne sehen wollte... Aber um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung. Er hatte mir zwar früher bereits erklärt, welche Bedeutungen die Häuser hatte, und dass sie im Verlaufe der restlichen Schullaufbahn und auch im Hinblick darauf, was man später werden wollte großen Einfluss hatten, aber ich erinnerte mich mit einem mal nur noch dunkel an all das. "Singer, Christina." Ich hörte gar nicht, das Professor McGonagall mich aufrief. Vielleicht lag das daran, dass ich so total in Gedanken versunken war, vielleicht aber auch daran, dass ich diesen Namen eigentlich überhaupt nicht kannte. "Singer, Christina!" Wiederholte die Lehrerin diesmal erheblich lauter, aber immer noch kriegte ich es nicht mit. Ich bemerkte nicht einmal den bohrenden Blick, mit dem sie mich anstarrte. Erst der Rippenstoß, den ich von meinem Nebensitzer erhielt, rüttelte mich aus meinen Gedanken. Ich blitzte ihn zornig an. "Miss Singer, wären Sie nun endlich so gütig, Ihren Platz bei dem Hut einzunehmen?" Ermahnte mich Professor McGonagall noch einmal, und erschrocken drehte ich mich zu ihr um. "Na-..natürlich." Stotterte ich, und ich hatte das Gefühl, als würde die gesamte Schule über meinen peinlichen Auftritt lachen. Ich setzte mich auf den Stuhl, und sobald der Hut meinen Kopf berührte, begann er auch schon leise zu murmeln. "Was haben wir denn da? Du hast Geheimnisse, junge Lady?" Fragte er. Ich antwortete nicht. "Das ist nichts Gutes.." Fuhr er fort. "Hm... du bist sehr ehrgeizig... hast aber keine Ahnung davon, was Freundschaft bedeutet, oder?" Ich seufzte. Was wusste denn ein Hut schon darüber? "Oh, sehr viel, kleine Lady. Ich kenne dich vielleicht schon besser, als du sich selbst kennst. Du bist sehr mutig, aber vielleicht handelst du ja unüberlegt..." Der Hut machte wieder eine kurze Pause, und schon wieder kam mir der Gedanke, dass das alles irgendwie falsch lief... Warum brauchte der verdammte Hut denn so lange? Konnte er mich nicht einfach in eines dieser beschissenen Häuser stecken? "Ich sehe, dass du ihn nicht enttäuschen willst." Der Hut kicherte. Von wem sprach er den nur? "Ja ja, er ist inzwischen eingetroffen, der liebe Severus... hat seinen Platz am Tisch eingenommen." Was faselte er da? Mein Vater war endlich da? Bitte, du blöder Hut, steck mich irgendwo rein!!!!! "Na gut... dann wirst du eine SLYTHERIN !!!!!" Ich atmete erleichtert aus. Endlich war es vorbei. Es war mir vorgekommen wie eine Ewigkeit, doch später erfuhr ich, dass es weniger als eine Minute gedauert hatte. Ich ging rüber zu den anderen Slytherins und setzte mich. Dann sah ich wieder zum Lehrertisch, und tatsächlich, dort oben saß mein Vater! Ich jubelte innerlich, und hoffte, er würde zu mir sehen. Aber er tat es nicht.
Der Rest des Abends verging für mich sehr, sehr schnell. Wir aßen ao viel wir konnten, und nach und nach begaben sich die Gruppen in ihre Häuser. Wir, die Slytherin gingen als letzte Gruppe aus der riesigen Halle. And der Ausgangstür warf ich nochmals einen Blick zum Lehrertisch, zu meinem Vater, aber er blickte nicht einmal in meine Richtung. Hätte ich es nicht besser gewusst, so hätte ich wohl auch annehmen können, dass er mich wirklich nicht kannte. Es tat weh, das will ich gar nicht abstreiten. So hatte ich mir das sicherlich nicht vorgestellt, aber ändern konnte ich daran jetzt auch nichts mehr. Vielleicht war ich ja wirklich fehl am Platze hier... Nein, was dachte ich denn da? Schon am ersten Abend aufgeben? Nie im Leben! Wir hatten díe Slytherin Schlafräume erreicht nachdem wir den Korridor mit den komischen, ständig in andere Richtung wirbelnden Treppen durchquert hatten. Jeder von uns war mit mehreren anderen in einem Schlafraum untergebracht, Jungs und Mädchen getrennt natürlich. In meinem Falle teilte ich meinen Schlafraum mit drei anderen Mädchen, den zwei Erstklässerinnen Catherine Madison und Chelsey Windham und der Drittklässlerin Deborah Billings. Da ich als letzte ins Zimmer kam, hatte ich nicht mehr die Möglichkeit, mir mein bett rauszusuchen, also nahm ich das, welches noch übrig war. Ich setzte mich etwas enttäuscht auf die weiche Federmatratze und stellte meinen Koffer neben dem Bett ab. Und dann seufzte ich tief. Ich sah mich in dem Raum um. Es gab einen großen Tisch, direkt am Fenster, den man wohl als Schreibtisch benutzen konnte. Außerdem gab es zwei große Schränke, die jeweils zwei abschließbare Türen hatten. Also eine Schranktür pro Person. Neben jedem Bett stand ein kleines Nachtschränken, dessen Schubladen man ebenfalls abschließen konnte. Ein großes Fenster erhellte das Zimmer, und wenn man nach draußen sah, konnte man die Hüte des Waldhüters und den verbotenen Wald sehen. Unser Zimmer war nicht übermäßig groß, aber doch ausreichend für vier Personen. An der Wand über Deborahs Bett hingen verschiedene Poster, aber nichts von dem was drauf war, kannte ich. Ich entdeckte eine kleine Tür und stellte fest, dass sie ins Bad führte, wo es ein Waschbecken, eine Toilette und eine Dusche gab. Ich griff nach meinem Koffer, öffnete ihn, holte meine Schlafsachen und eine Bürste heraus. Dann verzog ich mich auf die Toilette, wo ich das laute Geschnatter meiner beiden Mitschülerinnen nur noch halbwegs mitbekam, und begann, mich umzuziehen. Ich bürstete meine Haare, und legte meine Bürste hinterher auf die Ablage. Ich kam wieder in den Schlafsaal, und legte mich auf mein Bett. "HI! Hörte ich es dann direkt neben mir, und ich richtete mich wieder auf. "Hi." Entgegnete ich. "Ich bin Catherine. Catherine Madison. Und das hier ist meine Freundin Chelsey." Ich sah die beiden Mädchen etwas irritiert an. Catherine hatte helles, beinahe goldenes, gelocktes Haar, und strahlend grüne Augen. Sie sah aus wie so ein typisches Vorzeigepüppchen, so eine "Musst-mich-liebhaben-egal-wie-doof-ich-bin" Barbie. Chelsey dagegen hatte ewig langes, hellbraunes Haar, das Glatt über ihren Rücken viel. Dazu ihre schön geschwungen Lippen, und der helle Lidschatten, der ihre moosgrünen Augen hervorragend zur Geltung brachte. Ich fühlte mich fehl am Platz. War ich etwa in einem Schönheitswettbewerb gelandet? Ich dachte, diese Schule nahm nur wirklich talentierte Schüler an? "Chelseys Mutter ist ein Muggel, aber ihr Vater ist ein mächtiger Zauberer." Sprudelte Catherine weiter hervor. "Meine Eltern sind natürlich beide Zauberer... Ist ja logisch, nicht?" Sie lächelte auf diese wundervolle Art und Weise, die nicht nur naiv, sondern zugleich auch strohdumm erschien. "Aha." Machte ich deshalb nur. ""Und was ist mir dir? Wie heißt du?" Unterbrach Chelsey ihre Freundin, als diese gerade weitersprechen wollte. "Christine Sna...äää.. Singer." Ich starrte die beiden an Hatten sie meinen beinahe Versprecher bemerkt? "Und, weiter? Sind deine Eltern Magier oder Muggel?" Es schien nicht so, als wäre es ihnen aufgefallen. "Meine Eltern sind Zauberer. Ich bin ein Reinblut, falls es das ist, was du wissen willst." Den letzten Teil sagte ich ziemlich unfreundlich, unfreundlicher als ich es eigentlich vorgehabt hatte, und ich glaube, Catherine war beleidigt. Sie sah mich verletzt an, und stand dann auf, um in ihr eigenes Bett zu gehen. Ich wendete meinen Blick von ihr ab, und bemerkte, dass das ältere Mädchen, dessen Namen ich noch nicht kannte, mich anstarrte. "Wie sagtest du nochmals, heißt du?" Fragte sie mich, während sie mich weiter fixierte. Es durchfuhr mich eiskalt. "Singer." Antwortete ich. "Christine Singer. Du kannst mich aber auch Chris nennen, wie jeder, der mich kennt." Sie nickte mir zu. "Schön, Chris. Ich bin Deborah." Da, ein Lächeln. Tatsächlich war ein lächeln über ihr Gesicht gehuscht. Ich legte mich nun vollends auf mein bett, und dann ging auch schon das Licht aus. Deborah murmelte ein Gute Nacht und ein allgemeines Gemurmel von uns restlichen dreien folgte.
Ich erhielt lange keinen Brief, aber als er dann endlich ankam, war ich überglücklich. Ich packte sofort alle meine Sachen zusammen, und war eigentlich schon abreisefertig, als mich eine weitere Nachricht erreichte, diesmal von meinem Vater. Und über den Inhalt war ich wirklich sehr überrascht. Er wollte nicht, dass ich nach Hogwarts komme! Ihr könnt euch vorstellen, wie enttäuscht ich war, dass mein eigener Vater mich nicht auf seiner Schule haben wollte! Ich sank auf den Boden, und brach in Tränen aus. Ich konnte es einfach nicht glauben, oder begreifen, nicht verstehen. Ich weinte so sehr, dass ich nicht einmal das leise Klopfen an der Türe wahrnahm. Erst als jemand den Raum betrat, sah ich auf. Ich blickte auf die glänzenden, schwarze Schuhe, die direkt vor mir standen. Dann griff jemand fest nach meinen Armen, und zog mich wieder auf die Beine. Ich sah weiter nach oben, und konnte unter einem Schleier von Tränen das Gesicht meines Vater erkennen. "Dad?" Fragte ich unter Tränen, und wieder entfuhr mit ein lauter Schluchzer. Er sah mich nur schweigend an. "Warum?" Fragte ich weiter, während ich versuchte, das Weinen zu unterlassen. Ich wusste, dass mein Vater nichts mehr hasste, als Schwäche zu zeigen, oder zu weinen. "Warum willst du mich nicht in Hogwarts? Bin ich nicht gut genug? Hast du Angst, dass ich deine Anforderungen nicht erfüllen kann?" Ich war wirklich wie vor den Kopf gestoßen. Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Nie hatte ich Probleme mit ihm gehabt, immer hatten wir uns bestens verstanden, und ich hatte immer gedacht, dass er sich freuen würde, wenn ich von Hogwarts angenommen würde. Und nun wollte er nicht, dass ich meine Chance wahrnahm? "Chrissie..." Sagte er sanft. Er strich mir mit seiner Hand die Tränen von der Wange. Er seufzte, und zog mich einfach mit sich. "Setz dich." Er deutete auf den Sessel, der in unserem Wohnzimmer stand, und setzte sich selbst gegenüber. "Es ist nicht, wie du denkst. Ich möchte, dass du Hogwarts besuchst. Aber momentan ist es schlecht. Es könnte dieses Jahr sehr gefährlich werden, für dich, für mich, für die Schule." Fuhr er fort. "Dad, das ganze Leben ist voller Gefahren." Versuchte ich ihn umzustimmen. Ich hatte mich inzwischen wieder einigermaßen beruhigt, und putzte mir die Nase. "Mag sein. Trotzdem möchte ich dich darum bitten, dieses eine Jahr noch zu Hause zu bleiben." Ich schüttelte den Kopf. "Keine zehn Pferde werden mich dieses Jahr von Hogwarts fernhalten können." Bestimmte ich mit fester Stimme. Wenn ich eines von meinem Vater hatte, dann seine Sturheit. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt nach Hogwarts zu gehen, und davon würde ich mich nicht abhalten lassen, nicht einmal, wenn dies meinen Tod bedeuten sollte. Severus nickte. "Das habe ich erwartet." Murmelte er. Dann sah er mich wieder an, mit einem Blick, wie ich ihn zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte. Seine dunklen Augen fixierten mich, und jegliche Wärme oder Zuneigung war aus ihnen gewichen. "Du wirst dich in Hogwarts anmelden können, aber nicht unter deinem richtigen Namen. Das würde nur deinem und meinem Ansehen schaden. Solange ich nicht für deine Sicherheit garantieren kann, soll niemand dort wissen, dass du meine Tochter bist." Ich schluckte. "Hast du mich verstanden?" Fragte er nochmals scharf, und ich nickte. "Wenn du dort ankommst, dann werden wir Fremde sein." Ich weiß noch, wie weh mir seine Worte damals getan hatten, aber damals hatte ich natürlich keine Ahnung, was ich noch alles durchstehen würde müssen. Ich weiß nur noch, dass seine letzten Worte noch ewig in meinem Kopf nachgehallt hatten. Er sagte danach auch nichts mehr, kein Goodbye oder Viel Glück. Er ging einfach wortlos, und überließ mich wieder mir selbst. Die Malfoys waren glücklicherweise so freundlich, mit mir meine Zauberutensilien einzukaufen, sodass ich schnell alles zusammen hatte, und mich auf den Weg zum Hogwarts express machen konnte. Dort waren ziemlich viele Kinder, viel mehr als ich erwartet hatte, und zum aller ersten mal fühlte ich mich wirklich einsam und verloren. Ich schluckte nochmals, und betrat den Zug dann. Ich suchte mir irgendwo ein freies Abteil, verstaute meine Koffer, und ließ mich erschöpft in den Sitz fallen. Ich hatte keinerlei Ahnung, wie lange meine Fahrt dauern würde, aber ich war einfach erleichtert, im Zug zu sein. Ich blieb übrigens während der ganzen Fahrt alleine in meinem Abteil. Dafür war ich aber eigentlich auch sehr dankbar. So konnte ich wenigstens meine Gedanken sortieren, und mich darauf vorbereiten, meinen Vater wiederzusehen.... und so zu tun, als würde ich ihn nicht kennen.... unter welchem Name war ich doch gleich angemeldet? Christine...Singer? Ich schüttelte mich. Ein grauenhafter Name, zumindest meiner Meinung nach. Aus meiner Sicht heraus war das ganze Versteckspiel so oder so für die Katz, schließlich würde man doch sicherlich die Ähnlichkeit zwischen mir und meinem Vater erkennen, oder? Ich meine, die gleiche Blässe im Gesicht, die dunklen, fast schwarzen Augen, und das dünne, schulterlange schwarze Haar.... Mit einem Ruck wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Der Zug hielt abrupt mit einem lauten Quietschen. Ich wurde auf die gegenüberliegenden Sitze geschleudert, und richtete mich mit Mühe wieder auf. "Verdammt..:" Murmelte ich, während ich mir den kopf rieb. Als ob das nicht schon genug wäre, musste mir natürlich auch noch mein Koffer auf den Kopf fallen! Verdammtes Mistteil! Ich hob ihn vom boden auf, und trat aus meinem Abteil heraus. Durch eine der zahlreichen Türen verließ ich den Zug, und sammelte mich draußen mit den anderen Kids. Mir fiel jetzt erst auf, dass ich größer war, als die meisten anderen, aber andererseits war mir das auch völlig egal. "Erstklässler, folgt mir bitte!" Ein Lehrer den ich nicht kannte bedeutete uns, ihm zu folgen. Er führte uns nach Hogwarts hinein, in den großen Speisesaal, und dunkle erinnerte ich mich daran, schon einmal hier gewesen zu sein. An den erhöhten Tischen vor uns saßen die ganzen Lehrer von Hogwarts. Ich hatte zwar keine Ahnung, wo mein Vater wohl saß, aber ich hatte es im Gefühl, und als ich dorthin sah, bemerkte ich, dass er nicht anwesend war. Ich setzte mich zu den anderen Erstklässlern an den Tisch, und lauschte dem Vortrag von Professor McGonagall, die uns über die Regeln in Hogwarts aufklärte, und unsere Fragen beantwortete. Sie klärte uns auch über das Hut- Ritual auf, und wenig später begann es dann auch. Sie rief die verschiedenen Namen auf, und der Hut spie dann die zugehörigen Häuser aus: Collins, David GRYFFINDOR Carrington, Mercury HUFFLEPUFF Ingwer, Sandra GRYFFINDOR Grant, Kelly RAVENCLAW Mc Kanzie, Anne - Marie GRYFFINDOR Rayes, Charles SLYTHERIN Weasly GRYFFINDOR
Und so weiter, und so fort. Ich hörte jedes mal gespannt zu, beobachtete jeden Schüler genau. Immer wieder glitt mein Blick zum Platz meines Vaters, aber noch immer war er nicht da. Ich lauschte Professor McGonagall, wie sei einen nach dem anderen aufrief, aber ich glaube, ich hörte nicht wirklich zu. Ich machte mir bereits Gedanken darüber, in welchem Haus mich mein Vater wohl gerne sehen wollte... Aber um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung. Er hatte mir zwar früher bereits erklärt, welche Bedeutungen die Häuser hatte, und dass sie im Verlaufe der restlichen Schullaufbahn und auch im Hinblick darauf, was man später werden wollte großen Einfluss hatten, aber ich erinnerte mich mit einem mal nur noch dunkel an all das. "Singer, Christina." Ich hörte gar nicht, das Professor McGonagall mich aufrief. Vielleicht lag das daran, dass ich so total in Gedanken versunken war, vielleicht aber auch daran, dass ich diesen Namen eigentlich überhaupt nicht kannte. "Singer, Christina!" Wiederholte die Lehrerin diesmal erheblich lauter, aber immer noch kriegte ich es nicht mit. Ich bemerkte nicht einmal den bohrenden Blick, mit dem sie mich anstarrte. Erst der Rippenstoß, den ich von meinem Nebensitzer erhielt, rüttelte mich aus meinen Gedanken. Ich blitzte ihn zornig an. "Miss Singer, wären Sie nun endlich so gütig, Ihren Platz bei dem Hut einzunehmen?" Ermahnte mich Professor McGonagall noch einmal, und erschrocken drehte ich mich zu ihr um. "Na-..natürlich." Stotterte ich, und ich hatte das Gefühl, als würde die gesamte Schule über meinen peinlichen Auftritt lachen. Ich setzte mich auf den Stuhl, und sobald der Hut meinen Kopf berührte, begann er auch schon leise zu murmeln. "Was haben wir denn da? Du hast Geheimnisse, junge Lady?" Fragte er. Ich antwortete nicht. "Das ist nichts Gutes.." Fuhr er fort. "Hm... du bist sehr ehrgeizig... hast aber keine Ahnung davon, was Freundschaft bedeutet, oder?" Ich seufzte. Was wusste denn ein Hut schon darüber? "Oh, sehr viel, kleine Lady. Ich kenne dich vielleicht schon besser, als du sich selbst kennst. Du bist sehr mutig, aber vielleicht handelst du ja unüberlegt..." Der Hut machte wieder eine kurze Pause, und schon wieder kam mir der Gedanke, dass das alles irgendwie falsch lief... Warum brauchte der verdammte Hut denn so lange? Konnte er mich nicht einfach in eines dieser beschissenen Häuser stecken? "Ich sehe, dass du ihn nicht enttäuschen willst." Der Hut kicherte. Von wem sprach er den nur? "Ja ja, er ist inzwischen eingetroffen, der liebe Severus... hat seinen Platz am Tisch eingenommen." Was faselte er da? Mein Vater war endlich da? Bitte, du blöder Hut, steck mich irgendwo rein!!!!! "Na gut... dann wirst du eine SLYTHERIN !!!!!" Ich atmete erleichtert aus. Endlich war es vorbei. Es war mir vorgekommen wie eine Ewigkeit, doch später erfuhr ich, dass es weniger als eine Minute gedauert hatte. Ich ging rüber zu den anderen Slytherins und setzte mich. Dann sah ich wieder zum Lehrertisch, und tatsächlich, dort oben saß mein Vater! Ich jubelte innerlich, und hoffte, er würde zu mir sehen. Aber er tat es nicht.
Der Rest des Abends verging für mich sehr, sehr schnell. Wir aßen ao viel wir konnten, und nach und nach begaben sich die Gruppen in ihre Häuser. Wir, die Slytherin gingen als letzte Gruppe aus der riesigen Halle. And der Ausgangstür warf ich nochmals einen Blick zum Lehrertisch, zu meinem Vater, aber er blickte nicht einmal in meine Richtung. Hätte ich es nicht besser gewusst, so hätte ich wohl auch annehmen können, dass er mich wirklich nicht kannte. Es tat weh, das will ich gar nicht abstreiten. So hatte ich mir das sicherlich nicht vorgestellt, aber ändern konnte ich daran jetzt auch nichts mehr. Vielleicht war ich ja wirklich fehl am Platze hier... Nein, was dachte ich denn da? Schon am ersten Abend aufgeben? Nie im Leben! Wir hatten díe Slytherin Schlafräume erreicht nachdem wir den Korridor mit den komischen, ständig in andere Richtung wirbelnden Treppen durchquert hatten. Jeder von uns war mit mehreren anderen in einem Schlafraum untergebracht, Jungs und Mädchen getrennt natürlich. In meinem Falle teilte ich meinen Schlafraum mit drei anderen Mädchen, den zwei Erstklässerinnen Catherine Madison und Chelsey Windham und der Drittklässlerin Deborah Billings. Da ich als letzte ins Zimmer kam, hatte ich nicht mehr die Möglichkeit, mir mein bett rauszusuchen, also nahm ich das, welches noch übrig war. Ich setzte mich etwas enttäuscht auf die weiche Federmatratze und stellte meinen Koffer neben dem Bett ab. Und dann seufzte ich tief. Ich sah mich in dem Raum um. Es gab einen großen Tisch, direkt am Fenster, den man wohl als Schreibtisch benutzen konnte. Außerdem gab es zwei große Schränke, die jeweils zwei abschließbare Türen hatten. Also eine Schranktür pro Person. Neben jedem Bett stand ein kleines Nachtschränken, dessen Schubladen man ebenfalls abschließen konnte. Ein großes Fenster erhellte das Zimmer, und wenn man nach draußen sah, konnte man die Hüte des Waldhüters und den verbotenen Wald sehen. Unser Zimmer war nicht übermäßig groß, aber doch ausreichend für vier Personen. An der Wand über Deborahs Bett hingen verschiedene Poster, aber nichts von dem was drauf war, kannte ich. Ich entdeckte eine kleine Tür und stellte fest, dass sie ins Bad führte, wo es ein Waschbecken, eine Toilette und eine Dusche gab. Ich griff nach meinem Koffer, öffnete ihn, holte meine Schlafsachen und eine Bürste heraus. Dann verzog ich mich auf die Toilette, wo ich das laute Geschnatter meiner beiden Mitschülerinnen nur noch halbwegs mitbekam, und begann, mich umzuziehen. Ich bürstete meine Haare, und legte meine Bürste hinterher auf die Ablage. Ich kam wieder in den Schlafsaal, und legte mich auf mein Bett. "HI! Hörte ich es dann direkt neben mir, und ich richtete mich wieder auf. "Hi." Entgegnete ich. "Ich bin Catherine. Catherine Madison. Und das hier ist meine Freundin Chelsey." Ich sah die beiden Mädchen etwas irritiert an. Catherine hatte helles, beinahe goldenes, gelocktes Haar, und strahlend grüne Augen. Sie sah aus wie so ein typisches Vorzeigepüppchen, so eine "Musst-mich-liebhaben-egal-wie-doof-ich-bin" Barbie. Chelsey dagegen hatte ewig langes, hellbraunes Haar, das Glatt über ihren Rücken viel. Dazu ihre schön geschwungen Lippen, und der helle Lidschatten, der ihre moosgrünen Augen hervorragend zur Geltung brachte. Ich fühlte mich fehl am Platz. War ich etwa in einem Schönheitswettbewerb gelandet? Ich dachte, diese Schule nahm nur wirklich talentierte Schüler an? "Chelseys Mutter ist ein Muggel, aber ihr Vater ist ein mächtiger Zauberer." Sprudelte Catherine weiter hervor. "Meine Eltern sind natürlich beide Zauberer... Ist ja logisch, nicht?" Sie lächelte auf diese wundervolle Art und Weise, die nicht nur naiv, sondern zugleich auch strohdumm erschien. "Aha." Machte ich deshalb nur. ""Und was ist mir dir? Wie heißt du?" Unterbrach Chelsey ihre Freundin, als diese gerade weitersprechen wollte. "Christine Sna...äää.. Singer." Ich starrte die beiden an Hatten sie meinen beinahe Versprecher bemerkt? "Und, weiter? Sind deine Eltern Magier oder Muggel?" Es schien nicht so, als wäre es ihnen aufgefallen. "Meine Eltern sind Zauberer. Ich bin ein Reinblut, falls es das ist, was du wissen willst." Den letzten Teil sagte ich ziemlich unfreundlich, unfreundlicher als ich es eigentlich vorgehabt hatte, und ich glaube, Catherine war beleidigt. Sie sah mich verletzt an, und stand dann auf, um in ihr eigenes Bett zu gehen. Ich wendete meinen Blick von ihr ab, und bemerkte, dass das ältere Mädchen, dessen Namen ich noch nicht kannte, mich anstarrte. "Wie sagtest du nochmals, heißt du?" Fragte sie mich, während sie mich weiter fixierte. Es durchfuhr mich eiskalt. "Singer." Antwortete ich. "Christine Singer. Du kannst mich aber auch Chris nennen, wie jeder, der mich kennt." Sie nickte mir zu. "Schön, Chris. Ich bin Deborah." Da, ein Lächeln. Tatsächlich war ein lächeln über ihr Gesicht gehuscht. Ich legte mich nun vollends auf mein bett, und dann ging auch schon das Licht aus. Deborah murmelte ein Gute Nacht und ein allgemeines Gemurmel von uns restlichen dreien folgte.
