Von Gemeinheiten und Freundschaft

Tja, was soll ich sagen, das Leben ging weiter. Schnell vergingen die ersten Wochen, und nichts hatte sich geändert. Ich war immer noch extrem unbeliebt, und mein Vater hatte mich immer noch mehr oder weniger auf dem Kicker. Dazu kam noch, dass ich wirklich absolut unbegabt zu sein schien, was den Zaubertrank Unterricht betraf. Ich sag euch, ich hab mich so blamiert! Und zwar wirklich fast jede Stunde. Meistens endete eine solche Stunde für mich damit, dass mein Kessel explodierte, und meine Haare wirklich steil in die Höhe standen. Es war zum Schreien.

Hätte irgendjemand davon erfahren, dass ich die Tochter des Zaubertranklehrers bin, die hätten sich kaputt gelacht!

Ich konnte lernen, soviel ich wollte, es klappte einfach nicht. Das kam soweit, dass mich mein Vatergleich schief anschaute, wenn ich den Saal nur betrat. Aber glücklicherweise konnte ich meine schlechten Leistungen in dem Fach durch meine herausragenden Leistungen in "Verteidigung gegen die dunklen Künste" und "Transformation" wieder ausgleichen. So wurde ich also nicht nur unbeliebt, sondern auch zum Gespött meiner Mitschüler.

Das hatte zur Folge, dass ich noch ungenießbarer wurde. Ich zog mich von allen zurück, und wirkte nach außen hin noch viel unnahbarer. Da mich mein Vater ignorierte, machte ich es ebenso, und ignorierte ihn, oder seine prüfenden Blicke. Ok, ich geb zu, manchmal wäre ich am liebsten zu ihm hingegangen, und hätte ihn angeschrieen, oder ich dachte darüber nach, mich einfach neben ihn zu stellen, und alles zu verkünden, dass ich's eine Tochter war. Zu gerne hätte ich sein Gesicht gesehen... aber ich tat es natürlich nicht.

Stattdessen ging ich ihm aus dem Weg, ebenso wie allen anderen. Nur einer hing komischerweise wie eine Klette an mir, und ich konnte mir nicht einmal erklären, wieso. Es war der Junge, der im Zaubertrankunterricht immer neben mir saß, Percy Weasley. Er war der einzige Junge, nein, eher der einzige Schüler in der gesamten Schule, der sich mit mir abgab. Und dass, obwohl ich jedes Mal so unfreundlich wie nur möglich war. Percy interessierte das gar nicht! Ich glaube, es war vielleicht sogar der Grund, warum er sich überhaupt mit mir abgab.

Weil ich ihn immer behandelte, wie den letzten Dreck. Nein, ich will damit nicht sagen, dass er vielleicht auf so etwas steht. Aber vielleicht hat er ja mit den anderen Schüler so ne Art Wette gelaufen gehabt von wegen: "Wer bändigt das widerspenstige Biest?"

Es ging mir wirklich total auf den Wecker. Wo immer ich mich hinsetzte, um meine Ruhe zu haben, augenblicklich war Percy zur Stelle, und quälte mich mit irgendwelchen irrsinnigen Fragen! Obwohl ich dazu sagen muss, ich glaube, ich habe es sogar genossen, mich ständig mit ihm zu streiten. Es begann mit der Zeit Spass zu machen, und irgendwie begann ich, ihn zu mögen, obwohl wir wirklich nur stritten, und uns gegenseitig beleidigten... Oder besser, ich ihn beleidigte und er mich fassungslos ansah.

Dann erwischte er leider einmal den falschen Moment. Ich hatte einen total beschissenen Tag, woran nicht zuletzt mal wieder ein verunglückter Mischversuch eines Zaubertrankes Schuld war, als er wieder neben mir erschien, um mich nerven. Nur war ich leider wirklich so wütend, dass ich einfach meinen Zauberstab nahm, und damit auf Percy zielte. Dabei murmelte ich einen undeutlichen Zauberspruch, und plötzlich hob es Percy in die Luft. Ichs ah ungläubig zu ihm. Das hatte ich eigentlich nicht gewollt!

Eigentlich hatte ich nur gewollt, dass kein Wort mehr aus seinem Mund kam! Ich senkte den Zauberstab, und plötzlich wurde Percy gegen die Wand geschleudert. "Percy!" Schrie ich erschrocken, als er dagegen polterte, und dann wie ein Pfannkuchen an der Wand hinunter glitt, bis er schließlich regungslos auf dem Boden liegen blieb.

Ich rannte natürlich sofort zu ihm, und durch meinen Schrei waren auch die anderen Schüler aufmerksam geworden. Ich kniete mich neben Percy auf den Boden, und stellte fest, dass er glücklicherweise soweit noch in Ordnung schien. Er öffnete seine Augen, und starrte mich an. Eine Platzwunde über seiner Augenbraue zeugte von dem Vorfall, aber er sah erst mal völlig verwirrt aus. Dann schien ihm zu dämmern, was eben geschehen war, und er stieß mich von sich weg. Ich fiel nach hinten, direkt gegen einen anderen Schüler. "Percy, dass wollte ich nicht! Ehrlich." Versuchte ich mich zu entschuldigen, und ich konnte mir selbst nicht einmal erklären, wie das passieren konnte.

Ein paar von den Gryffindors zogen mich noch weiter weg, und halfen ihm auf. Percy hielt sich den Kopf, und durch den Lärm war natürlich auch mein Vater angezogen worden. Er schaffte sich etwas Platz, und überblickte die ganze Situation. Dann sah er mich scharf an, als wartete er auf eine Erklärung.

"Ich weiß nicht wie...." Stotterte ich, selbst ein wenig unter Schock. Mein Vater schickte die anderen Schüler, mich eingeschlossen weg, und sorgte dafür, dass Percy auf die Krankenstation gebracht wurde. Ich ging in mein Zimmer, und warf mich auf das Bett und dachte nach. Hatte ich etwas falsch gesagt? Hatte ich den falschen Sprich gemurmelt? Nein!

Es war einfach... ich konnte es mir wirklich nicht erklären. Aber ich war erleichtert, als ich Percy am nächsten Morgen wieder im unterricht sah. "Percy, ich..." Begann ich, um mich bei ihm zu entschuldigen. Er wandte sich mir zu, und sah mich an. In seinen Augen konnte ich deutlich Wut und Verachtung lesen, und ich glaube, auch so etwas wie Schmerz. "Halt den Mund. Ich will es nicht hören!" Fauchte er mich an.

Ich starrte ihn mit offnem Mund an, ich wollte etwas sagen, doch ich brachte es nicht fertig, also wandte ich mich einfach ab, und starrte auf meinen Block, und auf den Stift in meiner Hand. Da dachte ich, ich wäre so hart im nehmen, und dass mir sowieso egal ist, was die anderen von mir denken, und dennoch fühlte ich mich total unglücklich.

Ich hatte Percy gemocht, auch wenn ich mir das die ganze zeit nicht hatte eingestehen wollen. Aber jetzt, wo er so wütend auf mich war, und nicht mehr mit mir sprechen wollte, jetzt begriff ich, dass ich ihn gernhatte. Dass er ein Freund war, mein einziger Freund.

Der Rest des Tages war für mich unwichtig. Wie im Schlaf wandelte ich durch die verschiedenen Stunden, ohne etwas vom unterricht mitzubekommen. Beim Essen hielten sich sogar die Slytherins fern von mir. Ich saß alleine und einsam am Tisch, wie ein Häufchen Elend und stocherte in meinen Essen herum. Dann fühlte ich, dass ich beobachtet wurde, und als ich aufsah, bemerkte ich, dass mein Vater mich ansah. Und zwar mit einem Blick, dass ich fast glaubte, er wurde mich bemitleiden. Aber wahrscheinlich war das nur Einbildung. Ich hörte das Tuscheln neben mir, um mich herum.

"Habt ihr schon gehört?"

"Die ist doch total durchgeknallt!"

"Hat den armen Percy verletzt."

"Ja, und dass obwohl er nur nett zu ihr war."

"Die hat sie doch nicht mehr alle!"

"Sie ist eine Schande für Hogwarts!"

Ich legte klirrend meinen Löffel auf den Teller, und stand auf. Die Gespräche um mich verstummten. Ich sah kurz zu den anderen Schülern, dann drehte ich mich um, und verließ eilig den Speisesaal. In meinem Zimmer angekommen, stürzte ich mich auf mein Bett, und brach in Tränen aus.

Womit hatte ich das alles eigentlich verdient? Was das der Grund, warum Dad mich nicht in Hogwarts wollte? Weil ich nicht hierher gehörte? Ich schlug wütend mit der Faust auf mein Bett. Nein. Es war einfach nicht fair!

Ich wurde in meinen Gedanken unterbrochen, weil es an der Türe klopfte. Ich überlegte kurz, ob ich einfach so tun sollte, als sei ich nicht da, aberwahrscheinlich war es eh nur Deborah, oder die beiden anderen. Obwohl, eher nicht. Die Würden wohl kaum soviel Taktgefühl besitzen, um anzuklopfen!

Ich wischte mir über das Gesicht, und setzte mich aufrecht hin. "Ja?" Reif ich, und die Tür öffnete sich. Zu meiner großen Überraschung war es Percy, der in der Türe stand. Ich schluckte. "Woher hast du das Passwort?" Ich weiß, dass ist eine völlig bescheuerte Frage, aber etwas anders brachte ich einfach nicht über die Lippen. "Unwichtig." Meinte Percy kurzangebunden. Er trat ein und setzte sich neben mich. "Du hast geweint." Stellte er fest. "Nein:" Widersprach ich sofort. "Ich habe... mir ist etwas ins Auge geflogen, deshalb hat mein Auge getränt." Meinte ich ziemlich rau. Percy nickte.

"Hör zu..." Begann er dann. Ich schüttelte den Kopf. "Es ist meine Schuld, ich weiß, aber ich wollte das heute morgen wirklich nicht. Es war ein Versehen, verstehst du?" Er nickte wieder. "Aber du glaubst mir nicht." Stellte ich gleich fest. Er sah mich lange wortlos an. Dann legte er seinen Arm um mich. "Doch, ich glaube dir.." Meinte er leise, und ich konnte gar nicht anders, ich musste ihn umarmen. Obwohl ich keine Ahnung hatte, wieso.

"Ich muss jetzt wieder gehen... bevor die anderen Slytherins rauskriegen, dass ich hier war.." Er grinste mich an, und ich grinste zurück. Es war das erste mal, dass ich jemanden aufrichtig angrinste. Percy verschwand wieder hinter der Tür, und ich glaube, ich habe die Türe noch lange angestarrt.

Ich war einfach unglaublich glücklich. Ich schlief an diesem Abend auch sehr schnell ein. Es konnte ja eigentlich nur noch besser werden, aber wie üblich, irrte ich mich. Es konnte doch noch schlimmer werden. Als ich am nächsten Morgen am Frühstückstisch erschien verfolgte mich wieder das Gemurmel der anderen. Was war denn nun schon wieder los?

Es war schließlich Mein Vater, der mit dem Haussprecher Gryffindors vor mir erschien. "Miss Singer, wären Sie bitte so freundlich, uns zu folgen?" Bat er mich auf seine übliche kalte Art, aber ich glaubte den hauch von Ärger aus seiner Stimme herauszuhören. Offenbar beherrschte er sich, ums sich seine Wut auf mich nicht anmerken zu lassen. Was hatte ich denn nun schon wieder verbrochen?

Ich stand auf, und folgte den beiden zum Gemälde, dass den Eingang zu den Gemeinschaftsräumen der Gryffindors darstellte. Das Gemälde war durch zahlreiche Explosionen verunstaltet, die meinen Vermutungen zu folgen von einem Zauberstab stammten.

Und dann waren da noch Risse, die es teilweise zerstört hatten. Ich war sprachlos. Dann erlangte ich meine Fassung zurück. "Warum bringen Sie mich hierher?" Fragte ich ahnungslos, und spürte den starren Blick meines Vaters auf mir ruhen, als wollte er mich durchschauen.

"Können Sie uns dazu vielleicht etwas sagen, Miss Singer?" Fragte er mich schneidend, so dass ich zusammenzuckte.

Ich schüttelte den Kopf.

"Sind Sie sicher?"

Ich sah meinen Vater direkt in die Augen. "Ich war es nicht." Antwortete ich dann bestimmt. Er nickte. "Gut." Aber der Gryffindorjunge gab sich so einfach nicht geschlagen. "Aber sie muss es gewesen sein. Sie war sauer! Auf Percy, darauf, dass wir sie nicht mögen. Sie hasst Gryffindor." Redete er eindringlich auf meinen Vater ein.

Severus wandte sich ihm zu, und musterte ihn mit einem eisigen Blick. "Ich hasse euch Gryffindors auch, und zerstöre deshalb noch lange nicht eure Madame Pomffrey." Antwortete er. Ich glaubte, mich verhört zu haben. Hatte mein Vater mir wirklich eben geholfen? Der Gyffindorjunge wich zurück, und schwieg.

"Und jetzt zurück an den Frühstückstisch!" Befahl mein Vater, und wir beide, der Junge und ich, machten uns sofort auf den Weg. Jetzt wurde ich also auch noch verdächtigt, das Gemälde zerstört zu haben... und dass, obwohl ich mich wieder mit Percy versöhnt hatte! Pah. Das war mal wieder typisch. Für alles wurde ein Sündenbock gesucht.

Ich kehrte an den Frühstückstisch zurück, und ignorierte die Kommentare und das Getuschel der anderen. Fast schon fröhlich begann ich, meinen Teller leer zu essen, als mir bewusst wurde, dass die eigentlich einer meiner schönsten Tage in Hogwarts war. Ich hatte einen Freund, auf den ich mich verlassen konnte, und zum aller ersten mal war mein Vater auf meiner Seite gewesen. Ich grinste, und lächelte meinen Löffel an, bevor ich ihn in den Mund schob.

Puhhhh ich hoffe, das war jetzt nicht zu langweilig??? Nur keine Angst, es passiert noch etwas mehr... Ich brauche nur solange, um dazu zu kommen ( Also, falls es euch gefallen hat, dann schreibt mir ein Review, und falls nicht, dann bitte ich ebenfalls um Kritik (