Kapitel 5 - Die frühen Jahre IV oder Verräter von Molly

Pünktlich zu Beginn der Weihnachtsferien hatte es in der Nacht heftig geschneit und nun flogen nur noch vereinzelte Schneeflocken vom weiß - grauen Himmel. Albus Dumbledore beobachtet von seinem Büro aus die Abfahrt der meisten Schüler seiner Schule. Lärmend und schnatternd stiegen sie in die pferdelosen Kutschen ein, die sie zum Bahnhof in Hogsmeade bringen sollten, der ersten Station in die Ferien. So unschuldig und nichts ahnend wäre er auch gern noch einmal gewesen, gerade jetzt, wo die Nachrichten fast ausnahmslos nur noch schlecht waren, die ihn erreichten. Er seufzte tief und die Sorgen schienen ihn zu erdrücken. Der Schulrat hatte ihm verboten, den Schülern etwas zu verraten von den Dingen, die sich draußen in der Welt abspielten, die Eltern der Kinder sollten es ihnen selbst sagen oder unterlassen. Selten war Dumbledore einer Meinung mit dem Schulrat oder dem Ministerium für Zauberei, besonders jetzt nicht. Im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen war Albus Dumbledore der Meinung, daß Kinder schon früh die Welt, in der sie lebten, erkennen mußten. Es brachte nichts, sie bis zur Vollendung der Schulzeit in Watte zu hüllen und dann unvorbereitet ins kalte Wasser der Realität zu stoßen. Der Schwarzmagier, der sich Lord Voldemort nannte, war nur noch einen Handstreich davon entfernt, die Macht endgültig an sich zu reißen. Seine Anhänger, die im allgemeinen "Todesser" (in Anlehnung an die Beef Eaters, der Ehrengarde der Muggel - Königin von Großbritannien) genannt wurden, waren mittlerweile so zahlreich wie eine kleine Armee. Niemand wußte, wer genau zu ihnen gehörte und das Mißtrauen der Zauberer und Hexen untereinander wuchs schnell. Es würde wohl nur noch ein paar Wochen dauern, bis Voldemort sein Regime aus Angst, Terror und Mißtrauen vollständig ausgebaut haben könnte. Und Dumbledore wußte, daß dieses Regime viele Jahre herrschen würde. Er drehte sich um und setzte sich an seinen Schreibtisch. Es wurde langsam Zeit, daß er die Weihnachtsgeschenke verpackte. Aus einer Schublade zog er eine kleine Schneekugel, in der ein kleiner Gargoyle saß und Grimassen schnitt. Wenn man die Kugel schüttelte, machte der Gargoyle einige nette Kunststücke. Es war zwar kein richtiges Haustier, aber es würde Severus Snape vielleicht ein bißchen aufmuntern. Wenn er nicht gerade in der Nähe von Florence Farstalker war, wirkte er immer sehr deprimiert und verschlossen. Für Florence hatte er eine kleine Laterne, die nie ausging, wenn man es nicht wollte, besorgt. Sie konnte auch an einem Reisebesen befestigt werden, damit man auch in der Dunkelheit immer sah, wohin man gerade flog. Er holte noch weitere Geschenke aus den Schubladen seines Schreibtisches hervor, die meisten für seine Lehrer und Freunde in Großbritannien. Die anderen Pakete hatte er schon vor Tagen abgeschickt, da sie etwas länger unterwegs sein würden. Zum Schluß zog er noch Geschenkpapier und bunte Bänder hervor. Er tippte sie leicht mit dem Zauberstab an und das Papier begann, sich eigenständig um die Geschenke zu wickeln, schließlich verzierten die Bänder, sich ebenfalls selbst bewegend, die Päckchen. Weihnachten. Noch nie zuvor war Albus Dumbledore so wenig danach zumute wie dieses Jahr.

Severus Snape drehte das kleine Päckchen immer wieder in der Hand hin und her. Er wußte nicht, wie er es Florence zukommen lassen sollte. Es war Heiligabend und morgen früh sollte sie es am Fuße ihres Bettes vorfinden, aber wie sollte er das anstellen? Selbst wenn er das Paßwort für den Gryffindorturm gewußt hätte, wäre es immer noch ein Ding der Unmöglichkeit, unbemerkt in den Mädchenschlafsaal der Fünftklässler zu gelangen. Er könnte es ihr natürlich auch ganz einfach morgen früh öffentlich überreichen und sich zum Narren machen.

Er seufzte tief und stützte sich auf der Balustrade des Astronomieturms ab, nachdem er das mittlerweile ziemlich zerknittert aussehende Geschenk wieder zurück in seinen Umhang gesteckt hatte. Seit Wochen trug er es immer bei sich und hatte gehofft, irgendwann einmal so nahe an Florence heranzukommen, daß er es ihr unbemerkt in die Tasche stecken konnte. Aber im Zaubertrankunterricht ließ ihn Sirius Black nicht eine Sekunde aus den Augen, da war nichts zu machen. Wenn sie gemeinsam in der Bibliothek Hausaufgaben machten, saßen sie einander gegenüber und vor Weihnachten war sehr viel dort los gewesen wegen der Prüfungen. Sie sollte nicht wissen, von wem das Geschenk kam. Es war ihm schon peinlich genug gewesen, es in Hogsmeade zu besorgen. Er hatte in dem Kramladen eine ganze Menge einzukaufen gehabt und das Geschenk ganz zuunterst auf den Tresen gelegt beim Bezahlen. Die Hexe hinter dem Tresen hatte ihn wissend angegrinst, als sie es entdeckte. "Soll ich es unauffällig als Geschenk einpacken?" hatte sie gewispert, mit dem Kopf auf die Idioten Lance und Evan weisend, die gerade dabei waren, die Sonderangebote für Quidditch zu durchwühlen und dabei alles uninteressante auf dem Boden zu verteilen. Er hätte das Geschenk letztes Wochenende mit der Eule aufgeben sollen, als sie wieder in Hogsmeade waren. Aber dann wäre es zu früh angekommen. Vielleicht schaffte er es ja, morgen früh, noch bevor die anderen wach wurden, in die Eulerei der Schule zu schleichen und eine Schuleule los zuschicken. Wenn nicht, würde er wohl oder übel bis zum nächsten Mal in Hogsmeade mit dem Päckchen durch die Gegend laufen müssen.

"Ist dir nicht kalt?" fragte eine freundliche Stimme hinter ihm. Entsetzt drehte Severus sich um und sah in Florence Farstalker's lächelndes Gesicht. "Verflucht, hast du mich erschreckt!" würgte er hervor und das Herz schlug ihm bis zum Hals. "Upps... Entschuldige. Ich hatte dich nur hier oben stehen sehen und als ich dir zugewunken habe, hast du nicht reagiert. Also dachte ich mir, ich schaue mal lieber nach, nicht daß du mit den Händen hier schon fest gefroren bist..." sie lächelte breit und blickte über die Balustrade nach unten. "Einen schönen Ausblick hast du hier..." Severus hatte sich mittlerweile wieder gefangen und wurde nun ärgerlich: "Was willst du hier? Wenn ich hier oben Gesellschaft haben wollte, würde ich Partyeinladungen verteilen!" Sofort biß sich er auf die Zunge, er hatte sie nicht so anfahren wollen. "Nein, würdest du nicht tun. Du willst am liebsten niemanden in deiner Nähe haben. Und da dem so ist, verschwinde ich jetzt besser." antwortete Florence kühl und drehte sich um zum Gehen. "Nicht, warte, ich hab's nicht so gemeint..." weiter kam er nicht, da sich Stimmen näherten. Erstaunt blickten sich Florence und Severus an, bevor sie gemeinsam auf die Seite des Turmes huschten, die am Weitesten vom Aufgang entfernt war. Die Stimmen wurden noch lauter, als die Tür aufging und Professor Quintus, der Lehrer für Astronomie und Madam Kite, die Fluglehrerin gemeinsam die Plattform des Turmes betraten. "... muß ich Ihnen unbedingt zeigen, meine Liebe! So eine Sternkonstellation kommt nur alle hundert Jahre vor!" 'Oh nein, das wird länger dauern!' dachte Florence und ein Blick ins Gesicht von Severus verriet ihr, daß er ähnliches befürchtete. Das große Teleskop war leider so nah am Ausgang, daß sie in jedem Fall gesehen werden würden, wenn sie versuchten, jetzt hinunter zu schleichen. Zu allem Überfluß schien Madam Kite auch noch nie zuvor hier oben gewesen zu sein und machte einen Rundgang um die Plattform, während Professor Quintus am Teleskop herum schraubte, um es richtig einzustellen. Severus bedeutete Florence, ihm zu folgen und huschte in eine dunkle Nische hinter der Figur von Rombus, dem Sternengucker.

Eng aneinander gepresst saßen sie im Schatten der Figur und hatten ihre schwarzen Umhänge über ihre Gesichter gezogen, während die beiden Lehrer keine fünf Meter entfernt vor sich hin turtelten. Langsam zogen sie die Umhänge wieder von ihren Gesichtern und Severus verdrehte theatralisch die Augen über das Süßholzgeraspel der beiden Erwachsenen. Florence mußte kichern und biß in ihren Umhang.

Die nächste Stunde über blieben sie so eng beieinander sitzen und kommentierten stumm das Geturtel. Es war Florence im Grunde peinlich, diese Liebesszenerie unfreiwillig mitzubekommen, noch dazu mit Severus Snape an ihrer Seite. Aber witzig war es schon. Urplötzlich wurde es ruhig. Das konnte nur bedeuten, daß die beiden Lehrer sich gerade küßten. Florence fühlte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg. Rasch blickte sie Severus an, in der Hoffnung, daß er gerade wieder eine Grimasse zog und der Situation die Peinlichkeit nahm. Dem war aber nicht so. Statt dessen schaute er sie nur mit seinen großen schwarzen Augen an und seine Miene war nicht zu deuten. Es dauerte nun nicht mehr lang, bis die Lehrer den Turm wieder verließen, aber Severus und Florence erschien es eine Ewigkeit. Mit hochroten Köpfen und rasenden Herzen saßen sie nebeneinander in der Nische und hofften, daß der jeweils andere nichts bemerken würde. Als sie sicher sein konnten, daß der Treppenaufgang zum Turm frei war, hasteten beide schnell hinunter und trennten sich, unten angekommen, grußlos und ohne sich noch einmal anzuschauen. Diese Nacht schliefen beide nicht viel, nur Severus war in einem Punkt zufrieden: er hatte Florence unbemerkt sein Geschenk in den Umhang stecken können.

"Guten Morgen, Flo! Und Fröhliche Weihnachten!" zwitscherte Lily Evans am nächsten Morgen fröhlich vor sich hin und schüttelte Florence aus den Kissen, die mit einem dumpfen Poltern auf dem Fußboden aufkam. "Grummpfff... guten Morgen... das wäre er wohl gewesen..." murmelte Florence schlaftrunken, als sie sich auf dem Fußboden in eine halbwegs aufrechte Sitzposition brachte. "Schau, du hast jede Menge Geschenke bekommen! Na los, mach sie schon auf, ich bin ja so gespannt, ich zeig dir auch meine..." plapperte Lily fröhlich. Florence hätte in diesem Augenblick eine Menge Dinge zuerst lieber gemacht, aber da sie ziemlich unweihnachtlich waren, ertrug sie das Geschnatter ihrer Zimmergenossin und krabbelte zurück in die Kissen. Lily reichte ihr ein Geschenk nach dem anderen und Florence öffnete sie brav nach einander. In Florence' Phantasie hatte Lily ein paar dicke Socken im Mund und hielt den Schnabel.

Nach jeder Menge "Ahhhh" und "Ohhhh"s von Lily war Florence dem Weihnachtsfrühstück ein gutes Stück näher gekommen. Sie zogen sich hastig an und Florence griff nach ihrem Umhang, den sie in der Nacht achtlos auf das Fußende ihres Bettes geworfen hatte. Mit einigem Schwung flog ein kleines, zerknittertes Päckchen quer durchs Zimmer. "Oh, da war wohl noch eins! Entschuldige, das habe ich nicht gesehen..." stammelte Lily und krabbelte auf allen Vieren in der Ecke herum, in die das Geschenk geflogen war. Florence hingegen hielt ihren Umhang in der einen Hand hoch und beäugte ihn mißtrauisch. Ihr war ein anderer Gedanke gekommen, von dem sie Lily besser nichts erzählte. "Ah, hier ist es ja! Hoffentlich ist nichts kaputt gegangen!" sagte Lily und reichte Florence das Päckchen. Es war zerknittert und das Papier schon an einigen Ecken eingerissen, die Schleife ziemlich zerdrückt. Zum ersten Mal an diesem Morgen war auch Florence neugierig, als sie das Geschenk auspackte. Zunächst kam nur ein kleiner dunkelblauer Samtbeutel zum Vorschein, in dem sich das eigentliche Geschenk verbarg. Vorsichtig zog Florence die Bänder auf und etwas silbernes glitt auf ihre Hand. "Au Mann, Flo! Da hat sich aber einer echt in Unkosten gestürzt!" Vorsichtig hielt Florence die Kette hoch und betrachtete den Anhänger genauer: es waren zwei kleine silberne Drachen, die sich eng umeinander geschlungen hatten. Wenn echte Drachen diese Position einnahmen, bereiteten sie gerade die Zeugung einer neuen Generation vor. Dieser Anhänger war eine eindeutige Liebeserklärung. "Ist denn keine Nachricht dabei?" fragte Lily neugierig, während Florence noch immer ungläubig ihr Geschenk anstarrte. "Nein, ich glaube wohl eher weniger..." Derjenige, der ihr das Geschenk gemacht hatte, wollte wohl auch lieber anonym bleiben. "Das mußt du sofort ummachen, komm ich helfe dir dabei..." bot sich Lily an. Florence winkte ab und verstaute das Geschenk wieder im Beutel, den sie in ihren Nachttisch legte. "Was soll denn das?" fragte Lily ungläubig. "So etwas ist viel zu schade, um es jeden Tag zu tragen. Ich weiß schon, wann ich es tragen werde..." Lily überlegte kurz, bevor sich ihre Miene wieder aufhellte. "Du meinst, zum Frühlingsball?" Florence nickte und zerrte Lily zum Frühstück hinunter.

Unten in der Großen Halle war alles höchst weihnachtlich geschmückt und es waren sehr viel mehr Schüler dageblieben, als letztes Jahr, so daß sie sich dieses Jahr auf zwei kürzere Tische aufteilen mußten. Die Slytherins waren noch nicht in der Halle und so setzten sie sich zu Remus Lupin und James Potter, die dieses Jahr ebenfalls in Hogwarts geblieben waren. Die Tür flog auf und ein Haufen höchst ausgelassener Slytherins stürmte in die Halle, darunter auch Severus Snape, der einen Erstklässler unter den Arm geklemmt hatte. Der Junge hatte wohl Heimweh und wollte nicht zum Frühstück gehen, also mußte er zu seinem Glück gezwungen werden. Während des Frühstücks konnte Florence Severus nicht sehen und so konzentrierte sie sich auf die Gespräche um sie herum. Sie hatte Lily auf dem Weg nach unten angewiesen, niemandem von dem letzten Geschenk zu erzählen, aber so ganz hatte sie ihre Zunge nicht im Zaum. "Flo, weißt du denn eigentlich schon, mit wem du zum Frühlingsball gehen wirst?" fragte sie bemüht unschuldig. Remus verdrehte die Augen und meinte nur: "Bis dahin sind es noch DREI Monate! Und wer weiß, ob er dieses Jahr überhaupt stattfindet. Sie sind doch schon seit Jahren am Überlegen, ob sie ihn nicht abschaffen sollen..." Florence schwieg und stocherte in ihrem Rührei herum. "Naja, Flo hatte den Ball nur vorhin kurz erwähnt, deshalb..." Lily grinste nun überhaupt nicht mehr unschuldig. James und Remus drehten nun die Köpfe zu Florence um, die Ihre Gabel auf den Teller fallen ließ, und Lily wütend anstarrte. "Was? Was ist? Ja, ich wurde bereits gefragt und ich habe auch schon zugesagt. Und ich weiß sogar schon, was ich anziehen werde, man höre und staune! Was habe ich eigentlich an mir, daß mir hier jedes Jahr zu Weihnachten das Frühstück verdorben werden muß? Letztes Jahr Snape und dieses Jahr ihr! Tolle Freunde seid ihr!" außer sich vor Wut stürmte Florence aus der Halle und rannte hoch in den Mädchenschlafsaal. Zurück blieben James, Lily und Remus, die sich verblüfft anschauten. Und ein besorgter Severus Snape, der zwar nicht mitbekommen hatte, um was es ging, aber dem der überstürzte Abgang natürlich nicht entgangen war. Albus Dumbledore vermerkte in seinem Gedächtnis ein weiteres Thema, das er heute Abend mit Florence besprechen wollte...

Die Wochen verstrichen für die Schüler ereignislos ins Land, abgesehen von den Gerüchten, die diejenigen, die über Weihnachten nach Haus gefahren waren, mitgebracht hatten. Ein großer Schwarzmagier schien ganz Großbritannien in Atem zu halten, allerdings war im "Tagespropheten" nichts davon zu lesen und so taten die meisten die Gerüchte als Spinnerei ab. Außerdem waren die älteren Schüler in Gedanken weit mehr mit dem anstehenden Frühlingsball beschäftigt. Am Wochenende vor den Osterferien sollte er stattfinden, direkt nach den Prüfungen also. Florence hatte sich wieder einigermaßen mit den anderen Gryffindors vertragen (Remus hatte tagelang zwischen den Fronten vermitteln müssen), hielt sich aber insgesamt im Hintergrund. Severus hatte sie nicht mehr auf dem Astronomieturm besucht, es war ihr klar geworden, daß er dort wirklich nur allein sein wollte, so wie sie im Verbotenen Wald ihre Einsamkeit pflegte. Ihre gemeinsamen Projekte im Zaubertrankunterricht versetzte alle, einschließlich Professor Salve immer wieder ins Staunen, auch wenn sie dafür hart arbeiten mußten, hatten sie viel Spaß dabei. Florence verlor kein Wort über die Kette mit dem hübschen Anhänger und trug sie auch nie. Severus kam schon der Verdacht, sie hätte das Geschenk vielleicht verloren. Oder es war ihr peinlich, mit so einem teuren und recht eindeutigen Liebessymbol am Hals durch die Gegend zu rennen. Den Abend auf dem Astronomieturm erwähnten beide nicht mehr. Gelegentlich alberten sie bei ihren sonntäglichen Arbeitssitzung in der Bibliothek ziemlich ausgelassen rum und erfanden die blödsinnigsten Tränke und Mixturen. Sirius Black war zwar immer noch eifersüchtig, spionierte den beiden aber nur noch selten hinterher. Und wenn, bog Remus Lupin ziemlich schnell um die nächste Ecke, den Zauberstab drohend schwingend.

Zwei Wochen vor dem Ball kam Sirius zu Florence nach dem Geschichtsunterricht bei Professor Binns und druckste ziemlich herum, bis er sie schließlich fragte: "Würdest du mit mir zum Ball gehen?" Florence erbleichte und stammelte leicht betreten: "Ich würde schon, nur... ich bin schon... eingeladen worden..." "Wann? Von wem?" kam die prompte Nachfrage. Nun druckste Florence rum: "Ähem, nun ja... nicht so wichtig..." "Es ist Remus gewesen, nicht war? Oh, wie konnte er nur!" "Es hat nichts mit Remus zu tun... es ist jemand aus einem anderen H... einer anderen Klasse! Es tut mir leid, wirklich... aber es ist schon ewig her, daß ich gefragt wurde und ich hatte schon fest zugesagt..." Sirius schien mit der Antwort nicht zufrieden zu sein und wollte weiter nachbohren. "Hey, ihr zwei! Kommt schon, der nächste Unterricht fängt gleich an!" Wieder einmal war es Remus, der die Situation für Florence gerettet hatte und sie bekam langsam Gewissensbisse, da sie schon hundertfach in seiner Schuld stand, kam es ihr vor. In den nächsten Tagen wurde sie noch mehrfach von verschiedenen Jungs gefragt, und je näher der Tag des Balls kam, desto verzweifelter und flehentlicher klangen die Einladungen. Sie lehnte sie alle ab und beantwortete nie die Frage, mit wem sie denn nun hingehen würde. Zum Schluß glaubten fast alle, Florence hätte gelogen und wollte nur einfach generell nicht zum Ball, den letzten hatte sie ja auch offiziell lesend auf ihrem Bett verbracht. Allerdings fand der Ball auch an dem ersten Todestag ihres Vaters statt, und nur wenige wußten, daß sie in Wahrheit damit beschäftigt war, zu Heulen.

"Wo bleiben die denn bloß?" fragte Sirius ungefähr zum hundertsten Mal und drehte nervös seine Runden im Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Er war mit einer Viertklässlerin verabredet, die von den Mädchen aus der fünften Klasse eingeladen worden war, sich mit ihnen zusammen für den Ball fertigzumachen. James Potter saß gelassen in einem Sessel vor dem Kamin und wartete geduldig auf das Erscheinen der Mädchen. Er ging mit Lily, mit wem wohl sonst? Remus Lupin stand an eine Säule angelehnt, um die Sirius ständig seine Runden zog. "Nun wart's schon ab. Je länger sie brauchen, desto schöner werden sie sich machen. Und darauf wirst Du ja wohl noch warten können...." Sirius starrte seinen Freund kurz grimmig an, bevor er wieder seine Kreise drehte. Remus ging mit überhaupt keinem Mädchen hin, doch Sirius glaubte ihm nicht. Er vermutete immer noch, daß Remus und Flo zusammen gingen und sie nur deshalb nicht sagte mit wem, damit Sirius nicht schon im Vorfeld völlig ausflippte. Peter Pettigrew hatte ein Mädchen aus der dritten Klasse gefragt und die anderen vermuteten heimlich, daß das Mädchen nur zugesagt hatte, weil sie sonst noch nicht auf den Ball hätte gehen dürfen. Auch sie wurde im Waschraum der Fünftklässlerinnen zurechtgemacht. Peter war mindestens eben so nervös wie Sirius, drückte dies aber nicht durch Kilometermärsche durchs Zimmer aus, sondern zerknautschte stattdessen lieber seinen Festumhang mit den Händen. Gerade wollte Sirius wieder zum Meckern ansetzen, da zogen die Mädchen kichernd und schnatternd die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter. Bei dem Anblick, der sich den Jungs bot, fielen ihnen zuerst die Unterkiefer hinunter bevor sie betreten grinsen mußten: es hatte sich wirklich gelohnt, zu warten!

Sie waren schon fast in der Vorhalle angekommen, als Sirius bemerkte: "Wo steckt eigentlich Flo? Sie hat sich doch nicht schon wieder im Schlafsaal verschanzt, oder?" "Nein," antwortete Lily "sie braucht nur noch etwas länger. Wir haben ziemlich lange gebraucht, um ihr eine Frisur zu machen. War gar nicht so leicht..." Am Fuß der Treppe, die von der von Schülern überfüllten Vorhalle zum Gryffindorturm hinauf führte, stand Severus Snape, von Kopf bis Fuß in schwarz gekleidet. Als die Gryffindors an ihm vorbei zogen, grinste er sie spöttisch an. "Na, Snape, auf was wartest du denn hier? Glaubst du, es könnte sich eine von den riesigen Fledermäusen, die bei uns unter dem Turmdach wohnen, nach hier unten verirren und mit dir zum Ball gehen?" höhnte Sirius und die restlichen Gryffindors lachten laut auf. Severus würdigte sie nur eines herablassenden Blickes und lächelte kalt weiter. Er musterte die Viertklässlerin an Sirius' Seite und setzte gerade zu einem fiesen Kommentar an, als er plötzlich den Kopf drehte und die Treppe hinauf blickte, wie die meisten, die in der Nähe standen. Der Anblick, den Florence Farstalker der versammelten Schülerschaft bot, als sie die Treppe hinunter schwebte, war mit einem Wort: atemberaubend. Das Haar kunstvoll trug sie kunstvoll hochgesteckt, ihr Make - Up betonte vor allem ihre großen dunklen Augen und ihre Lippen erschienen nicht wie sonst blutleer, sondern schimmerten zart rosa. Ihr langes schwarzen Kleid lag bis zur Hüfte an wie eine zweite Haut, bevor es in weichen Falten auseinander floß. Es hatte lange, enge Ärmel, die kurz vor den Handgelenken ebenfalls weit auseinander flossen. Ihr Festumhang war eher ein schwarzes, dunkelgrün schimmerndes Nichts, mit dem Muster feinster Blattadern durchzogen. An den Füßen trug sie nicht wie sonst ihre derben Stiefel, sondern sehr spitze schwarze Wildlederstiefeletten mit hohen Pfennigabsätzen. Und in ihrem erstaunlich tief ausgeschnittenem Dekolleté glitzerte eine silberne Kette mit einem Drachenanhänger. "Wenn das eine von euren Fledermäusen ist, wechsle ich freiwillig das Haus!" zischte Severus breit grinsend dem erbleichten Sirius zu, bevor er Florence den Arm anbot. Diese nahm ihn lächelnd an und schritt hoch erhobenen Hauptes mit ihrem Begleiter durch die Vorhalle zur inzwischen geöffneten Tür der Großen Halle.

"Das kann doch wohl einfach nicht war sein! Nein, das kann es wirklich nicht! Schau dir das doch nur mal an! Sie ist eine Schande für das ganze Haus! Wie kann eine Gryffindor nur mit einem Slytherin zu einem Ball gehen! Ich glaub es einfach nicht! Und dann noch mit diesem absoluten Widerling Snape! Und sie sitzen da und amüsieren sich..." "Das könnten wir unter Umständen auch, wenn du endlich mal aufhörst, dich die ganze Zeit aufzuregen! Sie hat ihre Gründe dafür und die werden wir auch schon noch erfahren, Sirius!" Remus platzte fast der Kragen. Sirius hatte seit einer Stunde ununterbrochen vor sich hin gemeckert und allen am Tisch bisher den Abend mehr verdorben als Florence mit ihrer zugegebenermaßen recht eigenwilligen Aktion. Allerdings hatte Remus Sirius gegenüber zwei Vorteile: erstens war er nicht hoffnungslos in Florence verknallt und zweitens hatte er bereits seit dem heutigen Nachmittag Zeit gehabt, sich an die Tatsache zu gewöhnen, mit WEM Flo zum Ball ging.

Er war mit Florence auf ihr Drängen hin draußen spazieren gegangen, als es aus ihr herausplatzte wie eine Bombe: "Ich gehe heute Abend mit Snape zum Ball!" Remus war wie angewurzelt stehengeblieben und hatte seine Freundin ungläubig angestarrt. "Bitte?" "Ich gehe heute Abend mit Snape zum Ball!" hatte sie mit Tränen in den Augen wiederholt. "MIT WEM?" "Du hast schon richtig gehört: mit Severus Snape, eurem Lieblingsfeind..." "Du... du könntest mir nicht zufällig auch noch erklären, wie es dazu gekommen ist?" "Er hat mich einfach gefragt..." "Einfach so? Und du hast ganz einfach so 'Ja' gesagt?" "Nicht so... ich meine... es war im November, nach dem Quidditch - Spiel. Im Krankenflügel...er fragte, ob ich schon einen Begleiter für den Ball hätte und ich sagte 'Nein, natürlich nicht, daß ist ja noch fast ein halbes Jahr hin' und dann sagte ich noch, daß ich wahrscheinlich überhaupt nicht hingehen würde..." "Und dann?" "Dann fragte er, wieso nicht und ich sagte, weil ich nicht tanzen könnte und jeder von mir erwarten würde, daß ich mit ihm tanze... Remus, du weißt doch, daß ich so schon genug Schwierigkeiten habe, nicht über meine eigenen Füße zu stolpern, wie soll ich da auch noch tanzen ohne mir das Genick zu brechen...?" "Weiter... du bist noch nicht zu dem entscheidendem Punkt gekommen. Vorher werde ich gar nichts sagen!" "Ohhhhhhhh..." hatte sie gejammert, "Du bist wütend auf mich, ich verstehe schon... Ich sollte mich heute Abend einfach wieder nur im Schlafsaal verstecken, damit ihr nicht sauer seid..." "Wenn du mir nicht gleich den Rest der Geschichte erzählst, werde ich wirklich wütend! Ich will wissen, wieso du ausgerechnet mit Snape zum Ball willst!" "Er sagte, er würde auch nicht tanzen wollen, aber daß es wohl sehr lustig sein würde, den anderen zu zugucken, wie sie sich gegenseitig auf die Füße trampeln, er hätte das beim letzten Ball auch schon getan. Und dann mußte ich lachen und sagte ihm, daß ich das wohl auch witzig finden würde..." "Und dann hast du zugesagt?" "Dann hat er mich gefragt, ob er mit mir zum Ball gehen dürfte, wenn er mir hoch und heilig verspräche, nicht tanzen zu wollen, nur zum Lästern über die anderen hingehen halt... und dann habe ich zugesagt. Es war mehr ein Scherz als alles andere... Verstehst du nun?" Remus hatte an diesem Punkt zuerst nur geschwiegen. Ja, genau das war Flo's Humor und, wie er nun feststellen mußte, hatte Snape offensichtlich den gleichen Geschmack, was das anging. "Aber, wenn das Ganze nur ein Scherz ist, warum hast du uns das nicht schon früher gesagt?" "Weil... weil Sirius gerade wieder nett wurde an dem Tag... Ich meine, kannst du dich noch daran erinnern, wie er ausgerastet ist, als ich von Professor Salve mit Snape in ein Team gesteckt wurde? Was hätte er wohl dazu gesagt, wenn ich nun auch noch freiwillig mit ihm zum Ball gehen würde..." "Ganz klar: gar nichts! Er hätte dich nur schlicht und ergreifend umgebracht. Kurz und schmerzlos." "Eben. Und genau deshalb habe ich das ganze auch verschwiegen. Und ich dachte, vielleicht ist das ja auch von Snape nur ein dummer Scherz gewesen. Aber dann..." "Was kommt nun noch? Hat er dich etwa auch noch im Scherz gefragt, ob du ihn nicht heiraten wolltest und du hast dazu ebenfalls ja gesagt?" "Nein... schlimmer..." Bevor Remus in Ohnmacht fallen konnte, hatte Flo ihm eine Kette mit einem Drachenanhänger gezeigt, die sie in einer Tasche ihres Umhangs versteckt hatte. "Das hier fand ich Weihnachten unter meinen anderen Geschenken. Es war keine Karte dabei, nur die Kette mit dem... äh... Anhänger. Du weißt, was der Anhänger bedeutet?" Remus hatte nur ein ziemlich krächzendes "Jaaa..." hervorbringen können. "Und ich hatte den Verdacht, das Severus mir das Geschenk heimlich am Abend davor zugesteckt haben könnte, als wir uns vor Professor Quintus und Madam Kite verstecken mußten..." "Www... wieso Abend vorher und verstecken und überhaupt, bist du... ach, lassen wir das, erzähl einfach weiter!" An diesem Punkte hatte Remus sich auf den Rasen zum Sitzen plumpsen lassen und den Kopf auf die Hände aufgestützt, in grausiger Erwartung all der Dinge, die ihm seine verdrehte Freundin wahrscheinlich noch gestehen würde. Florence hatte die Kette wieder eingesteckt und sich neben ihn gesetzt, mit den Fingern nervös an ihrem Umhang herumnestelnd. "Ich weiß auch nicht... Snape ist irgendwie echt arm dran... Ich hab' mal kurz seine Eltern gesehen und sein Vater scheint der Horror zu sein. Und seine Mutter... naja, sie hat sich diesen Sommer umgebracht... Mein Vater ist ja auch noch nicht so lange tot und das tut fürchterlich weh, wenn man jemanden von seinen Eltern verliert. Ich... ich hatte irgendwie Mitleid mit ihm und außerdem... ich mag ihn. Ich hab dir schon mal gesagt, daß er zu mir immer sehr nett ist und daß es mir Spaß macht, mit ihm zu arbeiten und..." "Und nun hattest du die Befürchtung, er hätte sich in dich verknallt und die Einladung war ernst gemeint?" war Remus ihr ins Wort gefallen. Florence hatte nur genickt und ein Träne war über ihr bleiches Gesicht gerollt. "Außerdem hat er mich im Januar und gestern noch mal gefragt, ob unsere Verabredung noch steht. Ich weiß es doch auch nicht!" war es in diesem Augenblick aus ihr herausgeplatzt, bevor sie weiter gesprochen hatte: "Ich mag Sirius, aber wenn er nicht gerade mit euch rumhängt, hat er nur zwei Themen: Quidditch und wie sehr er Snape nicht leiden kann! Ich finde das ziemlich eindimensional und Snape... mit ihm kann ich auch über andere Dinge unterhalten... zwar nicht so wie mit dir, aber er denkt ein bißchen weiter, verstehst du? Er denkt zum Beispiel darüber nach, ob er später nicht Arzt oder Apotheker oder so was werden soll, irgendwas, wo er Verwendung hätte für sein Talent mit Zaubertränken... Außerdem geht mir Sirius auf die Nerven! Ständig balzt er um mich herum und tut so, als wäre ich ein kleines, hilfloses Mädchen! Er nimmt mich überhaupt nicht ernst!" "Und warum hast du das nicht in den letzten Wochen schon mal irgendwann irgendwie irgendwo zur Sprache gebracht..." hatte Remus sehr langsam und sehr bedächtig gemurmelt. Er hatte sich wieder aufgerichtet und das Häufchen Elend neben sich mitleidig angeschaut, bevor er weiter gesprochen hatte: "Du weißt aber schon, daß Sirius wahrscheinlich heute Abend explodieren wird? Er wird Snape zum Duell bis zum Tod herausfordern und dein Snape wird wohl mit großer Freude zustimmen, so, wie ich ihn einschätze... Oder hast du mir das alles nur erzählt, damit ich Sirius davon abhalte?" Als Antwort war nur ein herzzerreißendes Geschluchze gekommen.

Und nun saß Remus Lupin mit Sirius, seiner entnervten Begleiterin, James und Lily, sowie Peter (seine Begleiterin hatte sich nach noch nicht einmal zehn Minuten an einen anderen Tisch zu einer Freundin aus ihrem Jahrgang verdrückt) an einem Tisch und stellte sich selbst die Frage, ob es das alles wert wäre. Florence und Severus schienen sich wirklich gut zu amüsieren, sie lachten die ganze Zeit und die anderen an ihrem Tisch, Snape's Freunde Evan Rosier und Lance Wilkes samt Begleiterinnen scherzten offensichtlich mit. Die Slytherins hatten anscheinend kein Problem damit, eine Gryffindor in ihrer Mitte zu akzeptieren. Auch an den anderen Tischen mit Gryffindors schien man das Ganze nicht zu ernst zu nehmen, nur hier, an diesem Tisch mit Sirius Black war es unmöglich, ein anderes Thema zu finden, als den "Verrat" von Florence an ihrem Haus und der Menschheit generell. "Sirius, hast du dich nicht schon mal gefragt, ob dein oberdämliches Verhalten ihr gegenüber nicht einer der Gründe sein könnte, wieso Flo ausgerechnet mit Snape zum Ball gegangen ist?" fragte Remus, dem mittlerweile alles egal war. "Bitte? Willst du damit etwa andeuten, daß ich daran schuld bin, daß sie eine falsche Schlange ist?" Sirius kochte vor Wut und Peter zog sich unmerklich tiefer in seinem Sessel zurück, wohingegen James und Lily nun aufmerksam mit erstaunten Mienen das Gespräch verfolgten. "Nein, ich will damit nur sagen, daß Flo unter anderem mit Snape hier ist, weil sie von deinem ganzen Eifersuchtskrams völlig abgenervt ist und dir einige der peinlichen Szenen heimzahlen will, die du ihr in den letzten Monaten gemacht hast! Außerdem ist deine Begleiterin gerade verschwunden. Du hättest dich um sie vielleicht mal ein bißchen mehr kümmern sollen als um Flo!" entgegnete Remus gereizt. "Du wußtest davon?" zischte Sirius über den Tisch. "Auch erst seit heute Nachmittag, wenn es dich beruhigt. Wenn sie es mir schon früher erzählt hätte, hätte ich dich auch darauf vorbereiten können. Allerdings hatte ich gehofft, daß dir in den letzten Monaten auch schon aufgefallen wäre, daß Flo nichts von dir will und hier nicht so eine Szene machst!" Remus war nun völlig auf Flo's Seite, auch wenn er Snape nicht leiden konnte. Aber Sirius benahm sich wirklich schrecklich besitzergreifend. Nun schalteten sich auch James und Lily in die Diskussion ein, bevor es zu einer Handgreiflichkeit zwischen Sirius und Remus kommen konnte. Nur Peter war an diesem Tisch aufgefallen, daß Severus Snape und Florence Farstalker die Große Halle verlassen hatten

"Warte mal! Was ist denn los?" Severus hatte sich ganz schön beeilen müssen, um hinter der flüchtenden Florence hinterher zukommen. "Vielleicht solltest du wieder rein gehen, wenn du nicht scharf bist auf noch mehr Ärger!" Florence ging nun langsamer und hielt an einem der Rosenbüsche im Garten vor dem Schloß an und betrachtete scheinbar interessiert die sich gerade bildenden Blütenknospen. "Ich gehe entweder mit dir zusammen wieder rein oder gar nicht! Außerdem will ich wissen, was los ist!" Florence seufzte und drehte sich zu Severus um, der sie mit schräg gelegtem Kopf musterte. "Da drin kommt es wahrscheinlich gleich zu einer Schlägerei und die will ich mir nicht antun!" "Zwischen wem?" "Wenn ich das richtig einschätze, zwischen Remus Lupin und Sirius Black." "Äh... ich dachte, die beiden wären befreundet? Wieso sollte sie sich jetzt auf einmal verprügeln? Ich hatte eher damit gerechnet, daß Sirius sich mit mir anlegen würde..." Severus war ziemlich verwundert. "Das hatte ich auch befürchtet, darum hatte ich Remus gebeten, Sirius davon abzuhalten, den ganzen Abend in einer Katastrophe enden zu lassen... Und nun scheint Sirius seine gesamte Wut an Remus ablassen zu wollen..." Severus war jetzt nicht mehr nur verwundert, sondern fast schon beschämt. Noch nie in seinem Leben hatte sich irgendjemand (außer seiner Mutter) für ihn eingesetzt, damit er keinen Schaden nehmen würde. Und nun hatte sich nicht nur das Mädchen, in das er bis über beide Ohren verliebt war, sondern auch ihr bester Freund für ihn stark gemacht. Betreten schaute er nach unten, doch sein Blick blieb an dem Anhänger ihrer Kette hängen. Ihm war gleich zu Beginn des Abends aufgefallen, daß sie die Kette trug, hatte es bisher aber nicht gewagt, sie darauf anzusprechen. Florence schien seine Gedanken gelesen zu haben, denn nun fragte sie: "Gefällt dir der Anhänger?" Severus nickte und seine Ohren fingen an zu glühen. "Mir auch. Ich muß sagen, du hast einen guten Geschmack, was Schmuck angeht. Allerdings solltest du dir angewöhnen, eine Karte zu deinen Geschenken zu legen. Das könnte helfen, Mißverständnisse zu vermeiden..." "Wann hast du es herausgefunden?" fragte er kleinlaut. "Oh, bis eben gar nicht. Ich hatte nur so eine Ahnung. Du hast seit Weihnachten ziemlich oft auf meinen Hals geguckt..." sie lächelte und griff nach seiner Hand. "Und nun will ich spazieren gehen. Kommst du mit?" Natürlich kam er mit. Und am Ende des Abends hatten sie beide den ersten Kuß ihres Lebens erlebt.