Kapitel 21 - Der Widerstand von Molly

Severus hatte das Gefühl, von einem Bergtroll überrollt worden zu sein. Jeder Knochen in seinem Leib schmerzte, seine Hände waren verbunden und in seinem Kopf gab es ein widerliches Echo. "Also, erklären Sie es uns doch bitte noch einmal ausführlicher: Sie standen also unter dem Imperiumsfluch eines Todessers, als Sie die Wictims töteten und anschließend ihr Haus in die Luft jagten. Wissen Sie auch, welcher ihrer Freunde sie dazu brachte?" fragte der Auror mit den langen schwarzen Nasenhaaren ungefähr zum zwanzigsten Mal. "Die Todesser sind nicht meine Freunde, Mister. Ich weiß nicht, wer es war. Voldemort selbst war es in jedem Fall nicht." antwortete Severus ebenfalls zum zwanzigsten Mal. "Er lügt! Er weiß es sehr genau!" ließ sich nun ein Auror mit Glatze vernehmen. "Glauben Sie nicht, Sie haben ihn jetzt oft genug dasselbe gefragt?" Dumbledore wurde langsam ungeduldig. Minister Fudge war noch in derselben Nacht mit fünf Auroren in Hogwarts eingetroffen, die es bisher immer noch nicht für notwendig gehalten hatten, sich vorzustellen. "Nun gut... Professor Snape, Sie behaupten, das Attentat auf die Wictims war nur eine Probe für den geplanten Fluchsturmangriff. Ob Sie auch wirklich unter Kontrolle wären." wandte sich nun ein jüngerer Auror an Severus, "Seit wann wurde der Angriff denn geplant?" "ICH WEISS ES NICHT!" brüllte Severus und war den Tränen nahe. Nicht genug, daß er für fast eine Woche die Marionette gespielt hatte, seine Heimstatt für Voldemorts Flüche geöffnet, vier Unschuldige getötet und Florence um ein Haar in ihr Verderben hatte rennen lassen, dieses Verhör dauerte nun schon über sechs Stunden und sie stellten immer wieder nur die gleichen Fragen. Hätte Albus Dumbledore nicht auf das schärfste protestiert, hätte er immer noch keinen Schluck zu trinken bekommen und seine Hände wären noch nicht einmal verbunden worden. "Warum ausgerechnet letzte Nacht? Warum nicht morgen oder nächsten Monat? Warum, Snape?" fragte wieder der mit den Nasenhaaren. Zwei andere Auroren, die in den ersten vier Stunden hauptsächlich die Fragen gestellt hatten, saßen bequem in den Sesseln vor dem Kamin im Direktorenbüro. Sie machten gerade Pause und würden wohl in zwei Stunden wieder übernehmen. Dieses Verhör könnte sich den ganzen Tag hinziehen. Dumbledore schüttelte den Kopf. Lange würde selbst Severus das nicht mehr durchhalten. "Weil gestern Neumond war..." Severus konnte nicht anders. Wenigstens die Sache mit Florence mußte raus, sonst würden seine Peiniger nie aufhören. Sollten sie doch ihren Triumph genießen... "Nun auch noch sarkastisch, ja?" entrüstete sich der Glatzköpfige. "Hören Sie, mir geht es nicht besonders gut und ich würde das hier gern endlich hinter mich bringen. Sie haben mich ungefähr tausendmal gefragt, was Voldemort von Hogwarts wollte, und ich sage es Ihnen. Wenn sie es nicht mehr hören wollen, auch gut. Dann können wir ja jetzt aufhören und ich gehe ins Bett!" seufzte Severus und bemerkte, daß Albus Dumbledore kreidebleich geworden war. Die Auroren blickten sich kurz an und der Jüngere strahlte Severus zufrieden an: "Nun, dann erzählen Sie mal schön...." "Hier in der Schule versteckt sich eine Frau namens Florence Farstalker. Wenn Sie die Unterlagen überprüfen, werden Sie feststellen, daß Madam Farstalker in den letzten Jahren weltweit Todesser gejagt hat und Voldemorts Strukturen damit erheblich schwächte. Sie hat für viele Ministerien gearbeitet, unter anderem dem kanadischen. Voldemort wollte sie beseitigen, also wählte er einen Neumondtag dafür aus. Er sich hat in letzter Zeit viel mit Prophezeiungen, Sternkonstellationen und ähnlichem Humbug beschäftigt. Er hat eine neue Beraterin, und bevor sie mich fragen: ich habe keine Ahnung, wer ihn mit diesem Schwachsinn füttert. Ich weiß nur, daß es eine Frau ist." Die Auroren am Kamin kritzelten nun eifrig mit und Cornelius Fudge grinste Dumbledore überheblich an. Albus hingegen hatte sich von seinem Schock einigermaßen erholt: Severus konnte Lüge und Wahrheit wunderbar vermischen, hoffentlich hielt er das durch! Severus fuhr fort: "Erst vor zwei Wochen gelang es Direktor Dumbledore und mir, einen anderen Anschlag auf ihr Leben zu vereiteln. Ich glaube, Jonathan Litigant war ein Auror aus Ihrem Ministerium, oder sollte ich mich irren?" Er grinste nun spöttisch, während sich die Auroren zu Minister Fudge umdrehten, der nun überhaupt nicht mehr lächelte, sondern sich in seinem Sessel aufrichtete. Dumbledore hingegen konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen. "Jonathan Litigant war ein Mann meines Vertrauens, wie können Sie es wagen..." brauste Fudge auf, doch Severus fiel ihm ins Wort: "...und er stand entweder unter dem Imperiumsfluch wie ich oder war ein treuer Todesser!" Severus' Züge hatten nun etwas diabolisches angenommen, "Wie dem auch sei, Voldemort nahm wahrscheinlich an, daß er mich so ohne weiteres nicht dazu bekommen würde, Madam Farstalker auszuliefern, immerhin hatte ich mich ja schon einmal gegen seine Sache gestellt. Es ist ja nicht so, daß er es mir nicht schon aufgetragen hätte... Aber ich mußte ihm bisher immer nur gestehen, daß ich es nicht geschafft hätte, sie vom Schulgelände herunter zu locken... Was für ein Jammer!" "Sie wollen doch nicht ernsthaft behaupten, daß Sie - wissen - schon - wer über hundert seiner Anhänger geopfert hat, nur um eine freiberufliche Todesserjägerin in die Finger zu bekommen? Direktor Dumbledore, warum haben Sie mir nicht schon bei meinem letzten Besuch hier von der Identität ihrer neuen Lehrerin erzählt?" Fudge war außer sich. "Madam Farstalker ist bei Lord Voldemort nicht sehr beliebt. Wir hatten Ihnen schon vor zwei Jahren mitgeteilt, daß in Ihrem Ministerium Spione sind, aber Sie wollten ja nicht auf uns hören! Jonathan Litigant gehörte wohl dazu... Und die Anhänger, von denen Sie sprachen, Cornelius... Für Lord Voldemort zählt ein Menschenleben nicht viel..., besonders dann nicht, wenn es nur schlechte bis mittelmäßige Zauberer und Hexen sind!" entgegnete Dumbledore und stellte zufrieden fest, daß sich Severus etwas erholte. "Aber wir hatten doch erst eine Untersuchung im Ministerium, diese Herren hier" Fudge wies auf die fünf Auroren, "waren daran beteiligt! Und wir verwendeten Veritaserum!" "Es gibt für fast alles ein Gegenmittel..." Severus grinste kalt, "Und ich muß es wissen, ich beschäftige mich zufällig mit diesen Dingen hauptberuflich..." "Nun, dann können wir ja auch bei Ihnen das Serum anwenden! Wenn es bei Ihnen sowieso nicht wirkt..." fauchte Fudge provozierend Severus an. "Nun, dazu müßte ich erst etwas Gegenmittel herstellen und einnehmen... Aber ich habe nichts mehr zu verbergen, warum haben Sie es eigentlich nicht gleich verwendet? Es hätte eine Menge Zeit gespart!" zischte Severus zurück und Dumbledore geriet fast in Panik. "Weil mich Direktor Dumbledore gebeten hatte, Ihnen Ihre Würde zu lassen! Und warum haben Sie nicht gleich alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet?" Die Stimme des Zaubereiministers hatte nun einen schrillen Unterton angenommen. "Weil ich Ihren Auroren hier nicht vertraue! Noch weiß nicht jeder Hinz und Kunz, daß sich Madam Farstalker hier aufhält! Aber was soll's, den Fluchsturm haben wir überstanden und noch einmal kann es sich selbst Voldemort nicht leisten, so schweres Geschütz aufzufahren!" entgegnete Severus ruhig und warf den Auroren im Raum einen seiner gefürchteten Blicke zu. Diese waren entrüstet, während der Minister mit einem schrillen Schnauben aus seinem Sessel aufgesprungen war. "Das Verhör ist beendet!" donnerte er, "Aber wenn ich noch einmal etwas von Ihnen höre, und sei es nur das kleinste Vergehen, werde ich Sie in Askaban unterbringen lassen, Snape!" "Oh, gut! Dann werde ich da ja wohl auch nicht allzu lang untergebracht sein. Oder haben Sie etwa schon die Dementoren durch vertrauenswürdigere Wächter ersetzt, Minister?" Severus ließ heute wirklich keinen Punkt aus und Dumbledore mußte grinsen. Fudge starrte erst Severus und dann Albus an. Er griff seinen Bowler und bedeutete den Auroren, zu gehen. "Sie sind paranoid! Alle beide!" rief er aus und stürmte aus dem Büro. Nachdem die Tür mit lautem Scheppern hinter dem Minister und den Auroren ins Schloß geknallt war, wandte sich Albus an Severus: "Du pokerst hoch, mein Junge! Das wäre um ein Haar schief gegangen!" "Nun ja... Aber dann wäre ich wenigstens nicht allein in Askaban! Selbst dir ist es nicht erlaubt, den Imperiumsfluch anzuwenden, auch wenn du es nur getan hast, um mich zu wecken!" entgegnete Severus müde lächelnd und tauschte den unbequemen Holzstuhl gegen einen weichen Sessel. "Ich habe dir nur etwas geholfen... Wer hatte dich denn unter Kontrolle?" "Unser Freund Lucius Malfoy, wer sonst... Aber das ist es nicht allein, Albus. Wir haben einen Verräter unter uns. Voldemort ließ mich einen Trank brauen, der Florence in Trance versetzten konnte. Selbst mit dem Fluchsturm allein hätte er sie nicht dazu bekommen, das Gelände zu verlassen. Auch an Neumond nicht." "Und wie kommst du darauf, daß wir einen Verräter hier haben?" fragte Dumbledore erstaunt und zauberte ein Tablett mit Tee herbei. "Ganz einfach: ich habe ihr den Trank nicht verabreicht. Es muß noch jemand im Schloß sein, der für Voldemort arbeitet. Und ich habe auch schon eine wage Ahnung, wer es sein könnte!" "Wer?" "Noch nicht... Wir sollten uns aber darauf beschränken, nur das Nötigste beim Treffen zu erwähnen. Der frühe Angriff kam nicht von ungefähr, Albus... Er weiß, daß sich morgen der Orden versammelt! Hallo Fawkes..." Der Phönix war zu Severus herüber geflattert und zupfte mit dem Schnabel an seinen Verbänden. "Und wenn er Flo jetzt schon in seinen Händen hätte, würde das unsere gesamte Planung durcheinander bringen.. Mach die Verbände ab, ich glaube, ich weiß, was Fawkes vorhat..." sagte Albus und rührte nachdenklich in seinem Tee. Severus tat wie geheißen und beobachtete erstaunt, wie der Phönix zu weinen begann. Kaum von den Tränen benetzt, schlossen sich die Wunden auf seinen Handflächen. "Ob man Phönixtränen auch..." "Auch was?" "Ist Florence schon wieder in Ordnung?" Severus war aufgesprungen und suchte nach einem geeigneten Gefäß... "Jetzt sag nicht, dir ist gerade etwas für eure Experimente eingefallen! Hey, was soll das?" Dumbledore fand es gar nicht witzig, daß Severus die Zuckerdose einfach auf das Tablett entleerte. "Komm schon, Fawkes, es ist für einen guten Zweck! Nur ein paar Tränen, bitte!" bettelte Severus den etwas verstörten Phönix auf seinen Arm an und hielt ihm die Zuckerdose unter den Schnabel.

"Flo, geht es dir gut? Schön, kannst du aufstehen? Los, beweg dich!" Severus Snape war mit einer Zuckerdose in der Hand in die Krankenstation gestürmt und riss Florence förmlich aus dem Krankenbett. "Hey, mal langsam, Severus, was..." Weiter kam Remus Lupin, der immer noch mit "Schnuffel" neben ihrem Bett gesessen hatte, nicht. "Keine Zeit!" rief Severus über die Schulter hinweg und rauschte mit einer verwirrten Florence an der Hand aus der Krankenstation, das Gezeter von Madam Pomfrey wohlweislich überhörend. "Severus, warte mal!" rief Florence, als sie die Treppen erreicht hatten und riss sich los. Severus drehte sich verwundert um. "Hm?" "Entschuldige, was willst du überhaupt von mir?" "Ich habe die Lösung! Wir brauchen nur noch etwas Rum und die Wurzel! Nun komm schon, wir haben so lang daran gearbeitet!" er faßte wieder nach ihrer Hand und sie zog sie heftig zurück. "Willst du mir etwa sagen, daß du mich aus dem Bett gerissen hast, um sofort ins Labor zu gehen? Bist du wahnsinnig? Ach ja, ich vergaß..." Sie grinste breit angesichts seiner Verwirrung. "Ich trage nur ein Nachthemd. Nicht einmal Schuhe. Vielleicht wäre es möglich, vorher noch einen kurzen Zwischenstop in meinem Quartier zu machen, hm?" Sie ging an ihm vorbei, die Treppen hinauf, in Richtung ihrer Räume. "Gut, du hast ein Labor in deinem Zimmer, wir können auch da arbeiten!" Severus folgte ihr und seine Augen leuchteten. Einige Schüler kamen ihnen entgegen und ihre Münder klappten ausnahmslos herunter: Professor Snape ohne Umhang und Madam Farstalker nur in einem roten Seidennachthemd sah man nicht alle Tage. Zudem balancierte der Zaubertranklehrer auch noch eine Zuckerdose in der Hand. Sir Cadogan machte Anstalten, aus seinem Bild zu fallen bei dem Anblick, den die beiden boten, beherrschte sich aber. "Nun denn..." begann Florence, doch Severus hörte ihr überhaupt nicht zu. Er stürzte sofort auf ihren Labortisch zu und kramte alles durcheinander. "Hast du etwas dagegen, wenn ich zuerst einmal dusche und mich dann anziehe?" "Hm? Ja, mach doch... Hast du Rum hier? Sonst muß ich noch nach Hogsmeade..." "Sehe ich aus, als würde ich eine Bar leiten?" fragte Florence und fuhr lachend fort: "Ja, habe ich... Allerdings nur Fusel aus Guatemala!" "Wunderbar! Genau das, was wir brauchen! Wo?" "Ich bin sicher, du wirst mir alles ganz ruhig und sachlich erklären, nachdem ich geduscht habe!" bemerkte Florence spitz und zog eine gerade erst angebrochene Flasche Rum aus einem der Regale. "Und bring mir nicht alles durcheinander, ja?" Zehn Minuten später kehrte sie frisch geduscht und vollständig bekleidet in ihr Büro zurück und fand fast nichts mehr auf ihrem Arbeitstisch so vor, wie noch vor wenigen Minuten. Severus strahlte sie an: "Bist du bereit?" "Muß ich wohl..." murmelte Florence und betrachtete das angerichtete Chaos mit Unbehagen. "Also: wir haben einen grundlegenden Fehler gemacht. Wasser löst die Wirkstoffe nicht aus der Wurzel, weil sie zu 80% aus Fett besteht. Die wasserlöslichen Wirkstoffe sind aggressiv und reagieren mit allem überaus heftig. Darum flog uns auch fast alles um die Ohren. Du sagtest, dort, wo die Wurzel herstammt, wird sie mit billigem Fusel gemischt. Billiger Fusel in Mittel- und Südamerika ist hauptsächlich Rum, oder?" fragte Severus und Florence nickte zustimmend. Er fuhr fort: "Billiger Rum besteht hauptsächlich aus mehreren, sehr hochprozentigen Sorten Zuckerrohrschnaps. Wenn die erwünschten Wirkstoffe mit dem Alkohol und dem Restzucker in Berührung geraten, entfaltet sich eine stimulierende Wirkung auf intakte Nervenverbindungen. Und da ist auch unser zweiter Fehler: wenn Todesser ein Gedächtnis auslöschen, löschen sie nicht die Erinnerungen an sich, sondern die Verbindungen zu den Erinnerungen. Das Gehirn wird verletzt, kannst du mir soweit folgen?" Sie nickte wieder und ahnte, worauf er hinaus wollte: "Du meinst, wir hätten niemals Erfolg haben können, solang wir nicht probieren, die Nervenverbindungen wiederherzustellen?" "Genau! Und nun sag mir, was fast jede Verletzung heilt?" "Fawkes! Phönixtränen! Du bist genial!" Florence fiel Severus um den Hals und drückte ihm einen Kuß auf. Sein Gesicht färbte sich augenblicklich rot und er hielt den Atem an: damit hatte er nach ihrem letzten Streit wirklich nicht gerechnet! Auch ihr wurde die Situation schlagartig bewußt und sie ließ ihn los. Sie räusperte sich und fragte: "In der Zuckerdose, sind da die Tränen drin?"

"Ihr habt es also geschafft?" fragte Albus Dumbledore ungläubig die beiden Lehrer vor seinem Schreibtisch. Florence hielt eine kleine Phiole hoch und grinste breit: "Ja! Wir haben noch mehr, aber wir wissen nicht, wieviel wir für jeden Patienten brauchen!" "Das werden wir sehen... Aber vorläufig noch nicht! Diesen Trumpf sollten wir noch etwas in der Hinterhand behalten. Wenn es euch nichts ausmacht, könnt ihr ja noch mehr herstellen, aber im Moment haben wir anderes zu tun. Florence, weißt du, wer dir gestern abend einen Trank verabreicht haben könnte? Ohne das du es bemerkt hast?" "Nein... Ich bin gestern gleich nach Unterrichtsende in meine Räume gegangen. Eine der Hauselfen hat mir dann später das Abendessen gebracht, sonst war niemand bei mir... Soweit ich mich erinnere..." Florence versuchte sich angestrengt zu erinnern, aber da war nichts... "Welche Hauselfe?" schaltete sich nun Severus an ihrer Seite ein, er hatte den Blick von Dumbledore an ihn richtig gedeutet. "Sie heißt Winky, wenn ich mich recht entsinne, aber ihr wollt damit doch nicht etwa andeuten, daß die Hauselfen...?" "Nein, nicht alle Hauselfen... Aber Winky hat eine besondere Geschichte... Sie könnte sich aus Rache an uns von jemandem hier im Schloß überredet haben lassen, etwas zu tun, was die anderen niemals wagen würden!" sinnierte Dumbledore und blickte seiner Nichte direkt in die Augen: "Wann brechen deine Erinnerungen ab?"

"Nicht so tief! Höher, Mr. Longbottom, höher... die Füße ausstrecken! Ich sagte... oder auch so... haben Sie Schmerzen?" Florence hatte den ganzen Nachmittag über mit Neville Longbottom eine normale Landung geübt, während über ihnen die anderen Nachhilfeschüler Quidditch unter der Anleitung von Harry Potter spielten. "Es geht schon, Mam..." stöhnte Neville und rieb sich das Hinterteil, auf dem er heute nicht zum ersten Mal gelandet war, anstatt auf seinen Füßen. "Nun gut, das reicht dann auch für heute... Mr. Potter, die Zeit ist rum! Bitte alle zurück auf den Boden!" Florence half Neville auf die Füße und beobachtete die Landungen der anderen Schüler. Es waren noch einige Bruchlandungen dabei, auch wenn sie insgesamt besser geworden waren. "Madam Farstalker? Dürfen wir die Besen zurück tragen?" fragten zwei Hufflepuff - Mädchen und Florence nickte. Sie hatte heute sowieso nicht so viel Zeit. "Mr. Potter? Direktor Dumbledore bat mich, Ihnen auszurichten, daß er Sie nach dem Abendessen in seinem Büro sprechen möchte. Bitte kommen Sie nachher dorthin, Professor McGonagall wird sie am Wasserspeier in Empfang nehmen." Erklärte sie und zog ihre Handschuhe aus, um die Spielbälle besser in der Kiste verstauen zu können. Als sie wieder aufblickte, stand Harry immer noch neben ihr, aber alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. "Huch? Was ist denn mit Ihnen?" "Ich..." begann Harry stotternd, doch Florence fiel ihm ins Wort: "Es ist nicht wegen irgendetwas, daß Sie angestellt haben. Ihre nächtlichen Küchenbesuche sind kein Grund für diese Einladung." Sie grinste schräg, "Es hat mehr mit dem Orden zu tun. Wir sind der Meinung, Sie sollten wissen, was in nächster Zeit auf Sie zukommt! Ich möchte Sie nicht beunruhigen, aber der Fluchsturm war nur der Auftakt zum Finale. Und Hagrid wird auch schon wieder auftauchen, keine Bange!" Harry schluckte und nickte, er machte sich wirklich große Sorgen um seinen Freund.

Nach dem Abendessen ging Harry wie geheißen zum Wasserspeier vor Dumbledore's Büro. Professor McGonagall empfing ihn mit einem kurzen Lächeln und nannte das Paßwort. Aus dem Büro kam eine Vielzahl von Stimmen, während sie gemeinsam den Treppenaufgang hinauf gingen. Harry hatte nicht erwartet, daß so viele bekannte Gesichter anwesend sein würden: Zunächst einmal waren alle Lehrer versammelt (Remus Lupin hatte seinen "Hund" auch mitgebracht und stand neben Madam Farstalker und Professor Snape am Fenster), dann waren da Arthur und Molly Weasley, sowie ihre ältesten Söhne Bill und Charly und die Zwillinge Fred und George (alle lächelten Harry aufmunternd zu), Mad-Eye Moody, Mrs. Figg, Madam Rosmerta aus den Drei Besen in Hogsmeade, Mundungus Fletcher (ihn hatte Harry im letzten Schuljahr kennengelernt), Madam Maxime von Beauxbaton und, zu Harry's Überraschung Florean Fortescue aus der Winkelgasse. Ungefähr zwanzig weitere Personen hatten sich noch im Büro des Schuldirektors eingefunden, die Harry aber seines Wissens nach noch nicht gesehen hatte. Dumbledore selbst saß hinter seinem Schreibtisch und lächelte ihn verschmitzt an: "Ah, Harry! Gut, wo wir nun für heute vollzählig sind, können wir ja auch beginnen. Erst einmal einen kurzen Bericht zu den Geschehnissen am Donnerstagabend. Alastor, möchtest du?" fragte er an Mad- Eye Moody gewandt, der nickte und das Wort ergriff: "Wir haben 137 Leichen auf dem Feld zwischen Hogwarts und Hogsmeade gefunden. Einige hatten wir schon im Verdacht, für Voldemort zu arbeiten, bei anderen waren wir mehr als überrascht...." Ungefähr eine Stunde lang berichteten die Mitglieder des Phönixordens über die Geschehnisse seit dem Sommer, wo wohl das letzte Treffen stattgefunden hatte. Harry fiel auf, daß Lupin, Snape und Madam Farstalker gelegentlich die Köpfe zusammensteckten und leise tuschelten. Sein Pate Sirius war immer noch als Hund zu ihm herüber gekommen und ließ sich von Harry streicheln. Harry saß mitten zwischen den Weasleys und Mrs. Weasley drückte ihm kurz die Hand, als Dumbledore ihn ansprach. Harry war in Gedanken abgeschweift und erschrak. "Harry? Oh, gut! Jetzt, wo wir mit dem Vorgeplänkel fertig sind, sollten wir mit dem eigentlichen Hauptthema des heutigen Treffens beginnen: In einigen Monaten haben wir die Chance, Lord Voldemort endgültig zu vernichten. Und du, Harry, spielst dabei eine ganz besondere Rolle. Wir wissen, daß er dich mittlerweile berühren kann, aber er kann nicht gegen den Zwilling seines Zauberstabs kämpfen, den du trägst. Ich wünschte, wir könnten dich dabei aus dem Spiel lassen, aber niemand könnte mit deinem Stab die gleichen guten Ergebnisse erzielen, wie du. Professor Snape wird dich zu einem Treffen nächsten Sommer mitnehmen, zu dem wir alle hier und noch einige Freunde auch auftauchen werden. Während du Voldemort beschäftigst, werden wir uns der Todesser annehmen und dich weiter unterstützen! Professor Lupin und, wenn du möchtest, auch Professor Snape und Madam Farstalker werden dich bis dahin noch in einigen Angriffszaubern unterrichten. Ich hoffe, du bist mit unserem Plan einverstanden?" Harry nickte stumm. Er fühlte sich noch lang nicht bereit, Voldemort gegenüber zu treten, aber wenn er noch bis zum Sommer Zeit hatte, von Lupin, Madam Farstalker und... Snape zu lernen, könnte er es eventuell schaffen, dem Orden etwas Zeit zu gewinnen. Gegen so viele und vor allem Dumbledore selbst könnte wohl auch Voldemort nicht bestehen, oder? "Harry, ich möchte dir nichts vormachen: es wird nicht einfach werden. Aber das ist unsere letzte Chance, ihn endgültig zu vernichten. Je länger wir warten, desto mehr Macht wird er gewinnen. Wir mußten gestern alle Pläne ändern, aber diesen Punkt haben wir beibehalten müssen."" erklärte Dumbledore und sah dabei sehr ernst aus. "Ja, ich will gegen ihn kämpfen! Er hat meine Eltern getötet." entgegnete Harry fest und unterdrückte das mulmige Gefühl in seinem Magen. "Nun, dann erkläre ich nun die groben Vorgehensweisen bis dahin, die Einzelheiten werden wir jedem per Eule zukommen lassen!" fuhr Dumbledore daraufhin immer noch sehr ernst fort. Eine weitere Stunde verstrich, in der viel Organisatorisches besprochen wurde, was Harry nicht unbedingt immer verstand. "Ich glaube, wir haben alles nötige besprochen, ich bitte nur Alastor, Remus, Severus, Minerva, Florence und Arthur noch ein bißchen hier zu bleiben, ihr anderen könnt gehen, ich sehe, daß es einige doch sehr ermüdet hat" sagte Dumbledore und spielte damit auf Professor Trelawney an, die seit einer halben Stunde leise in einem Sessel vor sich hin schnarchte. Die meisten lachten und verließen das Büro wieder etwas fröhlicher und gelöster. Während des gesamten Treffens war die Spannung teilweise nicht zum Aushalten gewesen. Nachdem sich die Tür hinter dem letzten geschlossen hatte, wandte sich Dumbledore an Alastor Moody: "Ich glaube, nun kann das eigentliche Treffen beginnen, oder? Florence, holst du bitte unsere Ehrengäste aus meinem Privatraum? Und Sirius, du kannst dich verwandeln, wir sind nun sicher." Florence öffnete die Tür zum Nachbarraum und ihre Mutter, Tim Rabanus, und Narzissa Malfoy betraten das Büro. Severus schluckte, als er Narzissa sah: was hatte die denn hier zu suchen? Dumbledore entging seine Reaktion nicht: "Du hattest mich doch einmal gefragt, wer mir zuerst von dem geplanten Anschlag auf James Potter erzählte, oder Severus? Nun, Narzissa zählt schon seit einiger Zeit wieder zu unseren Verbündeten. Und ich glaube, sie weiß auch heute wieder etwas Neues zu berichten, nicht wahr?" "Das ist wahr." begann Narzissa, "Mein Mann wird Ende nächster Woche zum Zaubereiminister ernannt werden. Cornelius Fudge wird den politischen Skandal nach dem Fluchsturmangriff nicht überstehen. Lucius hat alle wichtigen Leute im Ministerium in der Tasche oder sie arbeiten sowieso schon für den Dunklen Lord. Ich habe bereits eine Liste der mir bekannten Anhänger im Ministerium an Arthur und Alastor weitergegeben." Moody grunzte und Arthur Weasley schluckte schwer: "Albus, was ist, wenn Malfoy mich aus dem Ministerium entfernt? Dann haben wir kaum noch jemanden an der Quelle!" "Wir haben auch noch einigen Einfluß im Ministerium, er wird dich nicht so einfach entlassen können. Solang du nicht wieder irgendeinen Muggelgegenstand verhext!" Dumbledore grinste ihm aufmunternd zu und richtete nun das Wort an Tim Rabanus, dem Vater vom kleinen Kevin: "Wärest du bitte so nett, den anderen zu erzählen, warum du zu uns gestoßen bist?" "Mein Sohn ist Kevin, Severus, ich glaube, du weißt, welchen Jungen ich meine?" Severus nickte und lauschte erstaunt den Worten seines ehemaligen Mannschaftskapitäns: "Kevin ist ein Seher. Mehr noch, er kann sich in bestimmte Menschen, die er kennt hineinversetzen und sogar genau bestimmen, wo sich diese gerade befinden. Um Ihr - wißt - schon - wen nächstes Jahr ganz sicher zu finden, ist er unentbehrlich. Allerdings hatten wir im Sommer gehört, daß der Dunkle Lord auf ihn aufmerksam geworden war, darum haben seine Mutter und ich darum gebeten, ihn schon früher hier aufzunehmen. Und so begeistert, wie seine Briefe mittlerweile klingen, geht es ihm in Slytherin sehr gut, was nicht zuletzt dein Verdienst ist." Er lächelte Severus zu, der betreten zu Boden schaute. Florence' Mutter musterte Severus genau, sagte aber zunächst nichts. Florence wurde es so mulmig zumute, wie vorhin Harry. Ihre Mutter hatte von Severus bisher nur gehört, war ihm aber noch nie zuvor begegnet. Sie hatte Angst vor dem Urteil, daß ihre Mutter über ihn fällen würde. Warum eigentlich? Die Sache war doch schon längst nicht mehr wahr, soweit lag ihre Beziehung schon zurück. Und doch war Florence im Innersten verunsichert. "Wir müssen noch einen Weg finden, Peter zu erreichen. Er muß uns wenigstens sagen, wie Voldemort zu Severus steht. Sonst können wir ihn nicht mehr zu den Treffen gehen lassen." bemerkte Sirius und sowohl Severus wie auch Florence blickten ihn erstaunt an. Sirius zuckte mit den Schultern: "Naja, es könnte doch sonst sein, daß sie ihn umbringen, oder? Auch wenn mir einige hier nicht glauben werden, aber das will ich nun wirklich nicht. Diese Zeiten sind vorbei..." er lächelte betreten und hatte recht: Severus glaubte ihm kein Wort. Dumbledore schaltete sich ein, bevor die beiden sich noch in die Haare bekamen: "Gut. Peter erreichen. Hat jemand eine Idee?" "Ja. Habe ich. Ich weiß, wo er und die meisten Todesser sich betrinken. Dürfte nicht schwierig werden." antwortete Severus ernst und funkelte Sirius immer noch böse an. "Dann werden Sirius und ich ihn aufsuchen." sagte Remus, doch Severus schüttelte den Kopf: "Ich werde hingehen. Er muß mir sowieso noch einige Fragen beantworten!" "Wir gehen alle drei zusammen." sagte Sirius nun bestimmt. "Wir haben heute morgen Winky verhört und da gibt es noch einige brisante Details, die besonders dich, Minerva, interessieren könnten!" Dumbledore lächelte kalt und Florence und ihre Mutter nickten zustimmend.