Kapitel 22 - Advent, Advent... - von Molly
Ein eisiger Atlantikwind pfiff über die Uferlandschaft um Breakington herum, einen kleinen Dorf in der Nähe von Fishguard in Wales. Der Winter setze dieses Jahr früh ein, sagten die Fischer in der Gegend. Es war Ende November, als sich zwei vermummte Gestalten und ein großer schwarzer Hund durch Kälte und Nieselregen kämpften. Sie hatten bis nach Vollmond warten müssen, um ihren Ausflug hierher unternehmen zu können. In dem Dorf gab es nur eine Kneipe, Zum Lachenden Dritten. Es wurde bereits dunkel, als die drei durchnäßten Gestalten die Tür zum verräucherten Inneren aufstießen. Der Hund schüttelte sich ausgiebig und fing an zu knurren, als er eine andere vermummte Gestalt an der Theke sah. Es war in Breakington nichts besonderes, daß Kneipenbesucher auch im Sommer lange Umhänge trugen und die Kapuzen nicht abnahmen. Schließlich besuchte ja kaum noch ein Muggel den Pub. Die beiden Vermummten gingen auf die Gestalt am Tresen zu und keilten sie ein. "Hallo Peter!" begrüßte Remus Lupin den zutiefst erschrockenen Barbesucher. Peter Pettigrew drehte sich erschrocken mit dem Rücken zur Theke, doch der große schwarze Hund versperrte den Weg zur Tür und knurrte bedrohlich. "Ich denke, du wirst uns nun ein paar Fragen beantworten müssen, Wurmschwanz!" zischte Severus Snape ihm von der anderen Seite ins Ohr. Gemeinsam gingen die drei Vermummten in eine ruhige Ecke der Bar und setzten sich. Der große Sirius - Hund setzte sich so hin, daß keiner freiwillig zum Separee kam. Peter Pettigrew spürte zwei Zauberstäbe beidseits zwischen seinen Rippen. "Hallo Freunde... l..lang nicht gesehen!" stammelte er und Severus schnaubte. "Nun, das war ja eine interessante Showeinlage vor zwei Wochen, wirklich war!" in Remus' Augen blitzte der blanke Hass. "D..das war nicht meine Idee, ehrlich nicht... er hat mich gezwungen, wißt ihr?" "Sicher, Wurmschwanz, sicher. Genauso wie Sirius dich gezwungen hat, jahrelang als die Ratte, die du bist, zu leben..." spöttelte Severus und stach etwas fester mit dem Zauberstab zu. "Uns würde zu gern interessieren, was man sich denn nun so in Todesser - Kreisen erzählt..." "W..was meint ihr? ER ist wütend auf alle... besonders auf Malfoy..." stammelte Peter panisch und klammerte sich mit den Händen an der Tischplatte fest. "Malfoy? Wirklich? Und wieso?" fragte Remus und zog die Augenbrauen hoch. "Weil er immer noch nicht Zaubereiminister ist, obwohl Fudge abgesetzt wurde... Dumbledore hat noch zuviel Einfluß im Ministerium... Und weil er über dich, Severus, die Kontrolle verloren hat! Malfoy sagt, Dumbledore hätte dich ebenfalls mit einem Imperiumsfluch bedacht in dieser Nacht und ER glaubt ihm nicht... hält es für eine Ausrede!" Peter sammelte sich wieder, er erschien sich nützlich, da seine beiden Sitznachbarn (und Sirius) aufmerksam zuhörten. Severus zog seinen Zauberstab wieder etwas aus Peter's Rippen und sagte leise: "Da muß ich Malfoy ausnahmsweise mal recht geben: Dumbledore hatte mich unter Kontrolle gebracht... Mich interessiert viel mehr, ob ich noch willkommen bin bei Voldemort oder nicht!" Peter zuckte bei der Nennung des Namens zusammen: "Ich kann IHM ausrichten, daß Malfoy recht hatte... Dann kannst du wiederkommen... Bestimmt sogar! ER braucht dich immer noch, auch wenn die Neue nun SEIN Liebling ist!" "Wer ist die Neue?" schaltete sich nun kalt lächelnd Remus ein. "Ich weiß es nicht!" "Ich beherrsche den Cruciatus, das weißt du doch sicher, oder?" zischte Severus spitz. "Ich kann euch doch nicht sagen, was ich nicht weiß! Ich... ich kann versuchen herauszufinden, wer sie ist, ehrlich, das würde ich tun!" Peter war sich nun nicht mehr so sicher in seiner Position. "Severus, falls wir beobachtet werden, ist diese Ratte es nicht wert, dafür nach Askaban zu gehen! Probier es lieber mit Veritaserum, das hast du doch mit, oder?" fragte Remus an Severus gewandt. "Ich würde ihn lieber leiden sehen! Außerdem ist mir das Zeug zu teuer für dieses Etwas..." er warf Peter einen angeekelten Blick zu. Dieser fing an zu wimmern und Tränen standen in seinen Augen: "Ich weiß es wirklich nicht... Bitte nicht den Cruciatus, bitte nicht..." Remus und Severus schauten sich kurz an, dann sprach Severus wieder: "Noch etwas anderes: Warum hast du Voldemort nichts von meiner Verbindung zu Florence bisher erzählt? Dachtest du, du könntest mich später damit erpressen?" Er rammte den Zauberstab wieder tiefer zwischen Peter's Rippen und sein Gesicht war versteinert, während Peter zusammenzuckte. "Jaaaa, das hatte ich vor..." heulte Peter und Remus hielt ihm den Mund zu, während er die erstaunt aufblickenden anderen Gäste im Pub kurz entschuldigend anlächelte. "Nun, wenn das so ist, dann ist dir wohl hoffentlich bewußt, daß ich auch einige Dinge über dich ausplaudern könnte, nicht wahr? Zum Beispiel etwas über dieses Gespräch..." Severus grinste fies, "Und das du uns die Namen sämtlicher Todesser und Sympathisanten im Ministerium gegeben hast, nicht wahr? Und das wirst du jetzt auch brav tun, oder ich überlege mir einen besonders schmerzhaften Tod für dich... Ich bin da nicht so zimperlich wie Remus und Sirius..."
Die Wochen bis Weihnachten verstrichen nun schnell. Lucius Malfoy wurde wirklich Zaubereiminister, doch der Schaden, den er vorläufig anrichtete, hielt sich in Grenzen. Albus Dumbledore hatte noch genügend Verbündete, auch in ausländischen Ministerien, die Druck ausüben konnten. Außerdem konnten nun, nachdem Peter geplaudert hatte, alle diejenigen Todesser im Ministerium, die er kannte, nach Askaban geschafft werden. Voldemort tobte, konnte diese Verhaftungen aber nicht mit Severus in Verbindung bringen. Harry bekam Nachhilfe in Angriffs- und Verteidigungszaubern und Neville Longbottom schien ausreichend gerüstet für die Flugprüfung zu sein. Ravenclaw verlor gegen Hufflepuff 60:170 im Quidditch und Severus Snape war so fies wie immer. Er hatte noch keine weitere Einladung von Voldemort bekommen, obwohl Peter Pettigrew auch bei ihrem nächsten Treffen im Lachenden Dritten beteuerte, daß er Severus in Schutz genommen hätte. Hagrid war noch immer nicht wieder aufgetaucht, allerdings wurde auch seine Leiche nicht gefunden. Harry, Ron und Hermine kümmerten sich in Dumbledore's Auftrag um Fang, den Saurüden, der sein Herrchen wirklich sehr vermißte. Hausmeister Filch hatte mit seinem immer schlimmer werdenden Bein so arg zu kämpfen, daß Madam Pomfrey ihn zwangsweise im Krankenflügel einquartierte. Was zuerst wie eine Befreiung für die Schüler wirkte, erwies sich leider für alle zum großen Nachteil, denn Peeves drehte nun völlig durch. Kein Tag verging, an dem der Poltergeist nicht irgendetwas völlig ruinierte oder Schüler wie Lehrer angriff. Als er jedoch Direktor Dumbledore eines Morgens den Boden seines Schlafzimmers in eine Eisfläche verwandelte und der Direktor sich beim Sturz den Arm brach, wurde der Geisterrat einberufen. Peeves stand nun unter ständiger Aufsicht durch den Blutigen Baron und benahm sich soweit. Andernfalls wäre er aus Hogwarts ausgewiesen worden. Severus ging den meisten Lehrern aus dem Weg, nur Remus und gelegentlich Florence besuchten ihn in seinem Büro, wenn er bei den Mahlzeiten besonders angegriffen aussah. Auch wenn er unter dem Imperiumsfluch gehandelt hatte und die meisten Lehrer ihn nicht anders behandelten wie vor dem Fluchsturm, so fühlte sich Severus dennoch unbehaglich in deren Gegenwart. Kevin Rabanus hatte nur noch wenige Alpträume und Draco hätte öfter die Nächte durchschlafen können, wenn er nicht ständig in Gedanken bei Lavender Brown gewesen wäre. Ein Brief von seiner Mutter änderte jedoch Draco's Problemlage gewaltig. "Ich kann Sie nicht gegen den Willen ihres Vaters über Weihnachten in Hogwarts lassen, Mr. Malfoy... So leid es mir tut!" und Severus tat es wirklich leid, Draco am Wochenende vor den Ferien diese Absage erteilen zu müssen. "Sir, ich bitte Sie! Ich möchte nicht nach Haus!" bettelte Draco und seine Hände schwitzten vor Aufregung, "Sie verstehen nicht..." "Nein, ich verstehe wirklich nicht. Bisher waren Sie doch fast immer über die Feiertage bei ihren Eltern... Und ich denke, nachdem Ihr Vater nun zum Minister ernannt wurde, wird es für Ihre Familie ein besonders freudiges Fest..." Severus biß sich auf die Zunge, um nur ja nicht sarkastisch zu klingen. "Das ist ja gerade, Sir... Meine Mutter hat meinen Vater verlassen und versteckt sich vor ihm... Sie hatten einen besonders heftigen Streit und sie hat Angst, zurückzukehren... Bitte sagen Sie es keinem, Sir, aber meine Mutter hat mich davor gewarnt, nach Malfoy - Manor zu gehen... Mein Vater kann sehr jähzornig werden..." Draco schluckte schwer. Noch wußte niemand von dem Verschwinden seiner Mutter. Und in ihrem Brief hatte sie angedeutet, daß sein Vater vorhätte, ihn zum Todesser machen zu lassen, und das so bald wie möglich. Severus musterte Draco kalt. Er ahnte, was für Gefühle der junge Mann vor ihm haben mußte. Er selbst war schon in einer ähnlichen Situation gewesen. "Ich könnte Ihrem Vater eine Nachricht zukommen lassen, mit der Bitte, sie an diesem Weihnachtsfest in Hogwarts teilnehmen zu lassen. Es wird das erste Mal sein, daß die Siebtklässler, die an Weihnachten hier sind, an einer besonderen Veranstaltung teilnehmen werden." Er grinste, "Welche, muß ich nur noch mit Direktor Dumbledore absprechen..." Draco seufzte erleichtert auf, doch Severus unterbrach seine Dankesworte: "Das ist aber keine Garantie dafür, daß Ihr Vater einwilligt. Und solang sie noch keine 18 sind, hat Ihr Vater immer noch das letzte Wort zu sprechen in dieser Angelegenheit., Mr. Malfoy!" Davon ließ sich Draco seine Laune aber nur unwesentlich verderben. Egal, was Lucius Malfoy mit ihm vorhatte, eine offizielle Veranstaltung seinem Sohn zu verwehren war nicht seine Art. Severus ging noch am gleichen Tag zu Albus Dumbledore und fand ihn und Florence bei einer Tasse Tee vor. "Ah, Severus, traust du dich auch mal wieder ans Tageslicht?" witzelte Dumbledore und bot ihm an, Platz zu nehmen. "Möchtest du etwas Tee?" "Nur, wenn du aufhörst, so alte Witze zu machen!" reagierte Severus gereizt und Florence und Albus zwinkerten sich vielsagend zu. Severus schilderte kurz seine Unterhaltung mit Draco und äußerte seine Bedenken, den Jungen zu Weihnachten aus Hogwarts wegzuschicken: "Ich könnte mir gut vorstellen, daß Lucius ihm jetzt schon das Dunkle Mal einbrennen lassen will. Immerhin fühlt er sich jetzt auf dem Höhepunkt seiner Macht." Florence dachte mit Schaudern daran zurück, wie man ihr das Dunkle Mal eingebrannt hatte. Es war kleiner als das der Todesser und auf ihrer linken Schulter unter wahnsinnigen Schmerzen eingeritzt worden, als sie vor vielen Jahren Voldemort's Gefangene gewesen war. Das war auch einer der Gründe, warum sie immer hochgeschlossene Kleidung trug. Das und der Anhänger von Severus. Nur das rote Seidennachthemd hatte einen tiefen Ausschnitt. Es war eigentlich erstaunlich, daß Severus Florence seit dem Fluchsturm nicht auf den Anhänger angesprochen hatte. Aber er hatte ja auch nichts dazu gesagt, als sie ihre Haare entfärbt hatte. 'Männer!' dachte sie und setzte noch hinzu: 'Und ein Sturkopf obendrein!' "Hmmm, hat denn einer von euch eine Idee, was wir den Siebtklässlern als besondere Veranstaltung anbieten könnten?" fragte Dumbledore in die Stille, nachdem Severus geendet hatte und Florence sich in ihren Gedanken verlor. "Auf keinen Fall einen Ball! Dafür reicht die Zeit nicht und ich wäre schneller im Urlaub, als du gucken könntest!" rief Severus aus und schämte sich schon fast wieder für seine Voreiligkeit. Dumbledore mußte grinsen: "Nun, wenn nicht zu Weihnachten, dann vielleicht zum Frühlingsanfang, was haltet ihr davon? Eine alte Tradition wiederbeleben?" "NEIN!" kam es wie aus einem Mund sowohl von Florence wie auch Severus. "Also gut, ab nächstes Jahr gibt es wieder einen Frühlingsball... Aber davon haben wir immer noch nichts für Weihnachten..." Albus mußte sich ein lautes Lachen arg verkneifen, seine beiden Gäste waren kreidebleich geworden! Florence fand als erste die Sprache wieder: "Ich kenne in Litauen eine Theatergruppe von Hexen und Zauberern, die zu jeder Tat bereit wären, wenn es verhindert, daß jemand zum Todesser wird. Die Theatergruppe ist nur eine Tarnung, daher kenne ich sie... und ich habe einen Übersetzungsstein in meinem Büro, die Sprache wäre dann auch kein Problem..." "Severus, was hältst du davon? Ich bin dafür!" meinte Dumbledore und Severus nickte: "Und wenn du dir dann auch noch die Idee mit dem Frühlingsball aus dem Kopf schlägst, bekommst du sogar etwas zu Weihnachten! Du weißt sehr wohl, wie ich solche Veranstaltungen verabscheue!" "Nun, wir werden sehen, was die anderen Lehrer dazu sagen... Aber ich denke, Florence, du solltest schleunigst eine Eule abschicken, sonst muß der junge Malfoy wirklich zu seinem Vater!" Albus Dumbledore grinste verschmitzt in seinen Bart hinein... So einfach konnte man die beiden also in Panik geraten lassen... Dann war vielleicht doch noch nicht alle Hoffnung verloren!
"Hmpf... Theater... Das ist ja überhaupt nicht meine Welt... Muß ich wirklich da hin?" fragte Remus und suchte sich etwas Brot aus einem Korb beim Abendessen am Heiligen Abend. "Ja, mußt du. Du bist über Weihnachten hier und es ist deine Pflicht, Übermorgen zur Aufführung zu kommen!" fauchte Florence ihm zu. Dieselbe Diskussion hatte sie gerade zu ihrer Rechten mit Severus geführt, der sogar mit einer ernsthaften Erkrankung gedroht hatte, falls er zum Erscheinen gezwungen werden sollte. Die Siebtklässler waren auch nicht gerade besonders begeistert gewesen, nur Draco Malfoy und einige Mädchen hatten bei der Ankündigung gestrahlt. Der Sirius - Hund winselte unter dem Tisch leise auf und Remus beugte sich zu ihm hinunter: "Ja, ganz recht! Wenn ich da hin muß, kommst du mit!" Florence hätte alle drei auf der Stelle in Frösche verwandeln können. Warum waren Männer eigentlich nur an Quidditch und Essen interessiert? Anstelle der Männer (und des Hundes) um sie herum malträtierte sie ihre Kartoffeln, bis sie von Püree kaum noch zu unterscheiden waren. "Mal etwas anderes," sprach Remus sie nun wieder an, "was machst du heute Abend?" "Gute Nacht!" verabschiedete sich Severus und verließ den Tisch. Florence schaute ihm kurz hinterher, bevor sie Remus antwortete: "Ich bin heute bei meinem Onkel zu Gast... Ist eine Art Tradition..." Was würde Severus wohl heute noch machen? "Schade, ich dachte, wir könnten Karten spielen oder so... Aber dann werde ich wohl meinen Abend zwangsläufig mit Si... Schnuffel verbringen müssen..." flüsterte Remus leise, aber der Hund hatte ihn dennoch gehört und fing an zu knurren. "Ach, Ruhe da unten!"
Severus ging in sein Büro und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen. 'Nichts ist deprimierender als Weihnachten...' dachte er und öffnete eine Tür seines Schreibtisches. Warme Socken für Albus, eine Flasche Wein für Remus, ein Halsband für Sirius (das hatte er sich einfach nicht verkneifen können), ein kleines Taschenbuch über Zaubertränke für Draco (das Geschenk würde natürlich anonym bleiben, aber der Junge tat ihm einfach leid) und ein paar neue Fliegerhandschuhe für Florence... Mit Ausnahme des Pflanzenaufpäppeltranks für Dr. Herba, den er gestern schon mit einer Eule weggeschickt hatte, lagen alle Geschenke für seine besten oder auch einzigen Freunde (falls man den verlängerten Waffenstillstand zwischen ihm und Sirius als eine Art Freundschaft bezeichnen konnte) auf der Tischplatte und warteten darauf, eingepackt zu werden. Severus schenkte Albus sonst immer ein Buch zu Weihnachten, aber Florence hatte ihn dieses Jahr darauf aufmerksam gemacht, daß er mit Socken wesentlich mehr anfangen könnte. Einpacken... es gab einen Spruch dafür... Severus konnte sich nicht erinnern. Vielleicht sollte er McGonagall über den Kamin fragen? Nein, dann würde sie vielleicht auch ein Geschenk erwarten. Und wenn er ihr etwas schenkte, mußte er mindestens auch Flitwick und Sprout etwas schenken... Weihnachtsgeschenke zogen immer eine Art Kettenreaktion hinter sich her. Albus hatte er immer nur am Heiligabend das Buch so in die Hand gedrückt. Wie zur Hölle sollte er nun dieses gräßlich bunte Papier um diese unförmigen Gegenstände bekommen? Ganz zu schweigen von den Schleifen... Warum hatte er sich die Geschenke nicht gleich im Laden einpacken lassen? Warum hatte er überhaupt Geschenke besorgt? Severus blickte noch einmal in seinen Schreibtisch und entdeckte die letzte Flasche Wein, die er noch übrig hatte. Es war Florence' Lieblingswein... vielleicht sollte er... nein, sie war vorhin wohl von Remus eingeladen worden, und Remus war gleichbedeutend mit Sirius... und womöglich noch der Potter - Junge! Nein, sonst war er Heiligabend immer zu Albus gegangen, und das würde er auch heute tun! Er würde die Flasche Wein mitnehmen statt der Socken, niemand würde jemals etwas von diesen Geschenken zu sehen bekommen! Die Socken und die Handschuhe (etwas vergrößert) könnte er eventuell selbst tragen, das Buch würde in einem seiner Regale verschwinden, den Wein konnte er noch weiter aufheben und das Halsband... Fang, Hagrid's riesiger Saurüde könnte auch mal ein neues vertragen! Bekam halt niemand etwas von ihm, es würde seinem Ansehen schon nicht weiter schaden... Er griff die Flasche aus dem Schreibtisch, entstaubte sie und machte sich auf den Weg zum Büro von Albus Dumbledore. Seine neuen sich selbst geschenkten Sachen ließ er auf dem Tisch zurück. Er könnte sie auch später wegräumen... Und dann auch gleich dieses fürchterliche Geschenkpapier verbrennen!
Florence und ihr Onkel saßen in seinen Privaträumen und beobachteten das Feuer im Kamin. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, daß sie so auf Weihnachten warteten. Fast 16 Jahre, um genau zu sein. Sie sprachen nicht, aber die Stille hatte etwas beruhigendes in dieser unruhigen Zeit an sich. Gelegentlich nippten sie an dem Wein, den Florence mitgebracht hatte und lauschten dem Knistern und Prasseln des Feuers. Erstaunt blickte beide auf, als sie hörten, wie nebenan jemand ins Büro kam. "Albus?" "Wir sind hier, Severus!" rief Dumbledore und lächelte: manchmal waren seine Pläne wirklich idiotensicher, selbst wenn er mit den beiden unausgeglichensten und streitsüchtigsten Menschen auf der ganzen Welt plante! Severus trat in die Privaträume ein und versuchte, seine Überraschung über Florence' Anwesenheit so weit wie möglich zu verstecken: "Ich habe hier etwas für dich, Albus..." Er hielt die bauchige Flasche französischen Rotweins hoch und bemerkte, daß Florence offenbar eine Flasche des selben Weines mitgebracht hatte. Zumindest stand eine geöffnete auf dem kleinen Tisch neben Albus' Sessel. "Oh, Nachschub! Wunderbar! Setz dich zu uns, wir starren zwar nur in den Kamin, aber wir könnten uns unter Umständen auch zu einer Unterhaltung durchringen, nicht wahr Flo?" Dumbledore wartete keine Proteste ab und rückte durch einen Zauber einen dritten Sessel an den Kamin, bevor er Severus ein Glas Wein in die Hand befehligte. Kurz nach Mitternacht starrten Severus und Florence schweigend ins Kaminfeuer. Der Wein war geleert und Albus Dumbledore schlief schon eine Weile in seinem Sessel. Bisher hatten sich beide nicht getraut, aufzustehen und das Zimmer zu verlassen. Sie hatten sich in den letzten Stunden gut unterhalten, Wein getrunken und Severus auf seine sarkastische Art Florence und ihren Onkel des öfteren zum Lachen gebracht. Zum ersten Mal seit langer Zeit waren sowohl Florence als auch Severus glücklich und hatten ihre Sorgen aus diesem Zimmer verbannt. Und sie wußten auch, daß sie sie sehr schnell wieder einholen würden, sobald sie diesen Abend beendeten. Ein lautes Schnarchen riß beide aus ihren Gedanken: Albus sägte offenbar einen ganzen Wald um! Lächelnd ließ Severus in zu seinem Bett schweben, während Florence die Decken zurückschlug mit Hilfe ihres Zauberstabs. Die Gläser und leeren Flaschen ließen sie gemeinsam magisch verschwinden. Nach einem kurzen Abschiedsblick auf den Schlafenden löschten sie die Kerzen und verließen leise den Raum. "Warte!" flüsterte Florence im Büro ihres Onkels und hielt Severus an der Hand fest. "Was?" fragte er ebenfalls flüsternd und drehte sich zu ihr um. "Fröhliche Weihnachten, Sturkopf!" "Oh, ja... Fröhliche Weihnachten, Zicke!" flüsterte er und beide grinsten sich an. Schneller, als Severus ausweichen konnte, drückte Florence ihm einen Kuß auf. Verlegen standen sie einander gegenüber, immer noch Flo's Hand in seiner. Vorsichtig und einem nicht benennbaren Impuls folgend beugte er sich nun zu ihr hinab: Severus suchte in ihren Augen nach irgendeiner Regung, bevor sein Mund den ihren fand. Zuerst zuckte sie kurz zurück, dann jedoch schlang sie ihre Arme um ihn und erwiderte den Kuß. Einige heftige Minuten später wären sie beinahe über den Schreibtisch im Büro gestolpert und sie lösten sich verwirrt von einander. In Florence stieg Panik auf: was taten sie hier eigentlich? Weihnachten war zwar das Fest der Liebe, aber so? "Nein, so geht das nicht! Entschuldige..." keuchte sie mit schrillem Unterton und rannte schnell an Severus vorbei aus dem Büro hinaus. "Was... oh Flo..." Severus war nun völlig verwirrt. Erst wollte er ihr folgen, doch dann wurde ihm klar, daß er vermutlich nur die halbe Nacht mit dem Bild von Sir Cadogan diskutieren würde. Florence würde er erst wieder am nächsten Morgen sehen, egal ob er ihr folgte oder nicht... Langsam, mit brennenden Eingeweiden und dem wunderbaren, solang vermißten Geschmack ihres Kusses auf der Zunge ging er hinunter zu den Kerkern. In seinen Ohren rauschte es immer noch, während sich in seinem Hals ein eisiger Kloß zu bilden begann. Was hatte er jetzt wieder falsch gemacht? Immerhin hatte sie doch angefangen, oder etwa nicht? Sie wußte doch sehr wohl, wie empfänglich er für alles von ihr war... Er war ein immer noch verliebter Dummkopf, der für einen Kuß, eine Umarmung von ihr alles tun würde... Wenn sie ihn nicht wollte, warum hatte sie ihn dann nicht gleich weggestoßen? Und es schien ihr ja wohl auch gefallen zu haben... Sonst hätte sie wohl nicht versucht, sein Hemd zu öffnen... Severus wußte nicht, ob er Lachen oder Schreien sollte! Wären sie nicht an den Schreibtisch gestoßen, hätten sie wohl... Daran durfte er gar nicht denken! Wütend nahm er den Versiegelungsfluch von seinem Büro und warf die Tür hinter sich zu. Schwer atmend lehnte er sich mit dem Rücken an die Tür und versuchte, seinen Kopf wieder zu Klären... Ein Blick auf seinen Schreibtisch erledigte die Notwendigkeit für eine kalte Dusche allerdings sofort: die Geschenke waren weg! "Was..." er stürzte zum Schreibtisch: das Geschenkpapier und die Schleifen waren ebenfalls weg! Hastig rannte er um den Tisch und öffnete die Seitentür: da lagen die Reste des Papiers und der Schleifen... Severus überlegte kurz, dann: "DIESE VERFLUCHTEN HAUSELFEN!!!"
"Fröhliche Weihnachten, Severus!" begrüßte ihn am nächsten Morgen Remus grinsend, "Den Wein werden wir demnächst wohl mal köpfen müssen, nicht wahr?" Sirius knurrte bedrohlich. Severus ließ sich auf seinen Stuhl fallen und erwiderte den Weihnachtsgruß, wobei zumindest das "Fröhliche" etwas gequält klang. "Danke für das Schattenpulver, wo habt ihr das denn her? Ich dachte, das steht beim Ministerium auf dem absoluten Index?" "Steht es auch, aber wir haben unsere Verbindungen..." Remus war bester Laune und wies auf Sirius' funkelnagelneues Halsband: "Schau nur, mein 'Hundchen' freut sich auch über sein Geschenk..." Das Geknurre unter dem Tisch wurde noch lauter und ein paar dunkle Kläffer mischten sich hinzu. Als sie nach dem Aufwachen ihre Geschenke geöffnet hatten, war Remus vor Lachen fast aus dem Bett gefallen: Sirius hingegen schimpfte über Severus' Geschenk wie ein Rohrspatz. Erst auf der Treppe war es Remus gelungen, dem Sirius - Hund das Halsband anzulegen, wobei er nicht nur gegen den sich wild sträubenden Hund, sondern auch gegen seinen eigenen Lachkrampf ankämpfen mußte... Severus hatte einen begnadeten Humor, leider zeigte er diesen viel zu selten... Severus mußte nicht lang gegen das Grinsen ankämpfen, aus dem Augenwinkel sah er Florence die Große Halle betreten. Der Stich in seinem Magen, das Rauschen in seinem Kopf und der Kloß in seinem Hals nahmen jeden Ausdruck von seinem Gesicht. Das versprach das peinlichste Frühstück aller Zeiten zu werden! Elegant stolzierte Florence den Gang zum Lehrertisch hinunter. Mit hoch erhobenem Kopf setzte sie sich auf ihren Platz zwischen Remus und Severus und begrüßte beide sehr höflich, bedankte sich für die Geschenke und schleuderte mit zitternden Händen ihr Frühstücksmesser vom Tisch. Auch wenn sie sich noch so sehr anstrengte, das Ereignis vom gestrigen Abend hatte sie zu sehr verwirrt, als daß es ihr heute morgen gelungen wäre, sich völlig zu beherrschen. Sie beugte sich rasch zur Seite, um das Messer aufzuheben, doch ihr Kopf knallte hart mit dem von Severus zusammen, der sich ebenfalls gen Fußboden gebeugt hatte, um ihr zu helfen. "Au!" rutschte es hier heraus und sie rieb sich die getroffene Stelle an der Stirn, während Severus nur das Gesicht verzog. Einige Sekunden blickten sie sich in die Augen... "Wuff?" kläffte Sirius und Florence und Severus wurden sich darüber bewußt, daß sie immer noch halb unter dem Tisch hingen. Wortlos, dafür aber mit leicht geröteten Gesichtern setzten sie sich wieder auf und er legte das Messer neben ihren Teller... Bei allen Elementen, wie peinlich konnte es denn noch werden? "Severus, noch einmal vielen Dank für die Socken!" schaltete sich nun Albus Dumbledore ein und sowohl Severus wie auch Florence seufzten erleichtert leise auf. "Kannst du etwas mit dem Buch anfangen?" fragte der Ältere weiter und Severus nickte: 'Mit dem Buch schon, nur nicht mit dem Photorahmen, Mr. Anonymus!' dachte er bei sich. Florence hatte ihm ebenfalls ein Buch geschenkt, mit einer kleinen gemeinen Widmung: "Fröhliche Weihnachten, Nachtschattengewächs! Komm mal öfter ans Tageslicht, Du wirst schon nicht zu Staub zerfallen! Flo" Einen Moment war er versucht, sie darauf anzusprechen, aber er wußte, daß er heute nicht besonders amüsiert klingen würde. Er würde schweigen, genauso, wie er zu der Kette mit dem Drachenanhänger schweigen würde. Immer wieder hatte er in den letzten Wochen darüber nachgedacht und war zu keinem Schluß gekommen. Und daß sie gestern vor ihm weggerannt war, brachte seine Überlegungen auch nicht voran: Erst eine wilde Knutscherei und dann die Flucht... Erst andauernd Streit und dann der Anhänger... Ob sie ihn auch heute trug? Er brachte keinen Bissen runter und war dankbar, daß sie mittlerweile nicht mehr an jedem freien Tag experimentieren mußten. Wenn er heute neben ihr im Labor arbeiten sollte, würde er nur versuchen, den gestrigen Abend zu wiederholen, ohne Flucht ihrerseits nach Möglichkeit... Severus stand auf und nickte allen nur kurz zum Abschied zu, er wollte sich in seinem Büro vergraben. Remus schaute ihm verwundert hinterher, dann wendete er sich der errötenden Florence zu: "Gehen wir nachher spazieren? Schnuffel wollte den Tag mit Harry verbringen und ich glaube, es gibt da etwas, das du mir ganz dringend erzählen möchtest, nicht wahr?" Sirius legte den Kopf schief, bevor er aufstand und zu Harry, Ron und Hermine an den Gryffindortisch ging. Wenn Remus dasselbe dachte wie er, wollte er besser gar nichts davon hören. Nicht einmal Andeutungen! "Remus, ich glaube nicht..." begann Florence doch Remus' Blick machte deutlich, daß es für sie kein Entrinnen gab. Sie seufzte tief, dann fuhr sie fort: "Ja, nachher. Ich muß erst zu Sybill Trelawney und sie genauer in unsere Pläne einweihen..."
Ein eisiger Atlantikwind pfiff über die Uferlandschaft um Breakington herum, einen kleinen Dorf in der Nähe von Fishguard in Wales. Der Winter setze dieses Jahr früh ein, sagten die Fischer in der Gegend. Es war Ende November, als sich zwei vermummte Gestalten und ein großer schwarzer Hund durch Kälte und Nieselregen kämpften. Sie hatten bis nach Vollmond warten müssen, um ihren Ausflug hierher unternehmen zu können. In dem Dorf gab es nur eine Kneipe, Zum Lachenden Dritten. Es wurde bereits dunkel, als die drei durchnäßten Gestalten die Tür zum verräucherten Inneren aufstießen. Der Hund schüttelte sich ausgiebig und fing an zu knurren, als er eine andere vermummte Gestalt an der Theke sah. Es war in Breakington nichts besonderes, daß Kneipenbesucher auch im Sommer lange Umhänge trugen und die Kapuzen nicht abnahmen. Schließlich besuchte ja kaum noch ein Muggel den Pub. Die beiden Vermummten gingen auf die Gestalt am Tresen zu und keilten sie ein. "Hallo Peter!" begrüßte Remus Lupin den zutiefst erschrockenen Barbesucher. Peter Pettigrew drehte sich erschrocken mit dem Rücken zur Theke, doch der große schwarze Hund versperrte den Weg zur Tür und knurrte bedrohlich. "Ich denke, du wirst uns nun ein paar Fragen beantworten müssen, Wurmschwanz!" zischte Severus Snape ihm von der anderen Seite ins Ohr. Gemeinsam gingen die drei Vermummten in eine ruhige Ecke der Bar und setzten sich. Der große Sirius - Hund setzte sich so hin, daß keiner freiwillig zum Separee kam. Peter Pettigrew spürte zwei Zauberstäbe beidseits zwischen seinen Rippen. "Hallo Freunde... l..lang nicht gesehen!" stammelte er und Severus schnaubte. "Nun, das war ja eine interessante Showeinlage vor zwei Wochen, wirklich war!" in Remus' Augen blitzte der blanke Hass. "D..das war nicht meine Idee, ehrlich nicht... er hat mich gezwungen, wißt ihr?" "Sicher, Wurmschwanz, sicher. Genauso wie Sirius dich gezwungen hat, jahrelang als die Ratte, die du bist, zu leben..." spöttelte Severus und stach etwas fester mit dem Zauberstab zu. "Uns würde zu gern interessieren, was man sich denn nun so in Todesser - Kreisen erzählt..." "W..was meint ihr? ER ist wütend auf alle... besonders auf Malfoy..." stammelte Peter panisch und klammerte sich mit den Händen an der Tischplatte fest. "Malfoy? Wirklich? Und wieso?" fragte Remus und zog die Augenbrauen hoch. "Weil er immer noch nicht Zaubereiminister ist, obwohl Fudge abgesetzt wurde... Dumbledore hat noch zuviel Einfluß im Ministerium... Und weil er über dich, Severus, die Kontrolle verloren hat! Malfoy sagt, Dumbledore hätte dich ebenfalls mit einem Imperiumsfluch bedacht in dieser Nacht und ER glaubt ihm nicht... hält es für eine Ausrede!" Peter sammelte sich wieder, er erschien sich nützlich, da seine beiden Sitznachbarn (und Sirius) aufmerksam zuhörten. Severus zog seinen Zauberstab wieder etwas aus Peter's Rippen und sagte leise: "Da muß ich Malfoy ausnahmsweise mal recht geben: Dumbledore hatte mich unter Kontrolle gebracht... Mich interessiert viel mehr, ob ich noch willkommen bin bei Voldemort oder nicht!" Peter zuckte bei der Nennung des Namens zusammen: "Ich kann IHM ausrichten, daß Malfoy recht hatte... Dann kannst du wiederkommen... Bestimmt sogar! ER braucht dich immer noch, auch wenn die Neue nun SEIN Liebling ist!" "Wer ist die Neue?" schaltete sich nun kalt lächelnd Remus ein. "Ich weiß es nicht!" "Ich beherrsche den Cruciatus, das weißt du doch sicher, oder?" zischte Severus spitz. "Ich kann euch doch nicht sagen, was ich nicht weiß! Ich... ich kann versuchen herauszufinden, wer sie ist, ehrlich, das würde ich tun!" Peter war sich nun nicht mehr so sicher in seiner Position. "Severus, falls wir beobachtet werden, ist diese Ratte es nicht wert, dafür nach Askaban zu gehen! Probier es lieber mit Veritaserum, das hast du doch mit, oder?" fragte Remus an Severus gewandt. "Ich würde ihn lieber leiden sehen! Außerdem ist mir das Zeug zu teuer für dieses Etwas..." er warf Peter einen angeekelten Blick zu. Dieser fing an zu wimmern und Tränen standen in seinen Augen: "Ich weiß es wirklich nicht... Bitte nicht den Cruciatus, bitte nicht..." Remus und Severus schauten sich kurz an, dann sprach Severus wieder: "Noch etwas anderes: Warum hast du Voldemort nichts von meiner Verbindung zu Florence bisher erzählt? Dachtest du, du könntest mich später damit erpressen?" Er rammte den Zauberstab wieder tiefer zwischen Peter's Rippen und sein Gesicht war versteinert, während Peter zusammenzuckte. "Jaaaa, das hatte ich vor..." heulte Peter und Remus hielt ihm den Mund zu, während er die erstaunt aufblickenden anderen Gäste im Pub kurz entschuldigend anlächelte. "Nun, wenn das so ist, dann ist dir wohl hoffentlich bewußt, daß ich auch einige Dinge über dich ausplaudern könnte, nicht wahr? Zum Beispiel etwas über dieses Gespräch..." Severus grinste fies, "Und das du uns die Namen sämtlicher Todesser und Sympathisanten im Ministerium gegeben hast, nicht wahr? Und das wirst du jetzt auch brav tun, oder ich überlege mir einen besonders schmerzhaften Tod für dich... Ich bin da nicht so zimperlich wie Remus und Sirius..."
Die Wochen bis Weihnachten verstrichen nun schnell. Lucius Malfoy wurde wirklich Zaubereiminister, doch der Schaden, den er vorläufig anrichtete, hielt sich in Grenzen. Albus Dumbledore hatte noch genügend Verbündete, auch in ausländischen Ministerien, die Druck ausüben konnten. Außerdem konnten nun, nachdem Peter geplaudert hatte, alle diejenigen Todesser im Ministerium, die er kannte, nach Askaban geschafft werden. Voldemort tobte, konnte diese Verhaftungen aber nicht mit Severus in Verbindung bringen. Harry bekam Nachhilfe in Angriffs- und Verteidigungszaubern und Neville Longbottom schien ausreichend gerüstet für die Flugprüfung zu sein. Ravenclaw verlor gegen Hufflepuff 60:170 im Quidditch und Severus Snape war so fies wie immer. Er hatte noch keine weitere Einladung von Voldemort bekommen, obwohl Peter Pettigrew auch bei ihrem nächsten Treffen im Lachenden Dritten beteuerte, daß er Severus in Schutz genommen hätte. Hagrid war noch immer nicht wieder aufgetaucht, allerdings wurde auch seine Leiche nicht gefunden. Harry, Ron und Hermine kümmerten sich in Dumbledore's Auftrag um Fang, den Saurüden, der sein Herrchen wirklich sehr vermißte. Hausmeister Filch hatte mit seinem immer schlimmer werdenden Bein so arg zu kämpfen, daß Madam Pomfrey ihn zwangsweise im Krankenflügel einquartierte. Was zuerst wie eine Befreiung für die Schüler wirkte, erwies sich leider für alle zum großen Nachteil, denn Peeves drehte nun völlig durch. Kein Tag verging, an dem der Poltergeist nicht irgendetwas völlig ruinierte oder Schüler wie Lehrer angriff. Als er jedoch Direktor Dumbledore eines Morgens den Boden seines Schlafzimmers in eine Eisfläche verwandelte und der Direktor sich beim Sturz den Arm brach, wurde der Geisterrat einberufen. Peeves stand nun unter ständiger Aufsicht durch den Blutigen Baron und benahm sich soweit. Andernfalls wäre er aus Hogwarts ausgewiesen worden. Severus ging den meisten Lehrern aus dem Weg, nur Remus und gelegentlich Florence besuchten ihn in seinem Büro, wenn er bei den Mahlzeiten besonders angegriffen aussah. Auch wenn er unter dem Imperiumsfluch gehandelt hatte und die meisten Lehrer ihn nicht anders behandelten wie vor dem Fluchsturm, so fühlte sich Severus dennoch unbehaglich in deren Gegenwart. Kevin Rabanus hatte nur noch wenige Alpträume und Draco hätte öfter die Nächte durchschlafen können, wenn er nicht ständig in Gedanken bei Lavender Brown gewesen wäre. Ein Brief von seiner Mutter änderte jedoch Draco's Problemlage gewaltig. "Ich kann Sie nicht gegen den Willen ihres Vaters über Weihnachten in Hogwarts lassen, Mr. Malfoy... So leid es mir tut!" und Severus tat es wirklich leid, Draco am Wochenende vor den Ferien diese Absage erteilen zu müssen. "Sir, ich bitte Sie! Ich möchte nicht nach Haus!" bettelte Draco und seine Hände schwitzten vor Aufregung, "Sie verstehen nicht..." "Nein, ich verstehe wirklich nicht. Bisher waren Sie doch fast immer über die Feiertage bei ihren Eltern... Und ich denke, nachdem Ihr Vater nun zum Minister ernannt wurde, wird es für Ihre Familie ein besonders freudiges Fest..." Severus biß sich auf die Zunge, um nur ja nicht sarkastisch zu klingen. "Das ist ja gerade, Sir... Meine Mutter hat meinen Vater verlassen und versteckt sich vor ihm... Sie hatten einen besonders heftigen Streit und sie hat Angst, zurückzukehren... Bitte sagen Sie es keinem, Sir, aber meine Mutter hat mich davor gewarnt, nach Malfoy - Manor zu gehen... Mein Vater kann sehr jähzornig werden..." Draco schluckte schwer. Noch wußte niemand von dem Verschwinden seiner Mutter. Und in ihrem Brief hatte sie angedeutet, daß sein Vater vorhätte, ihn zum Todesser machen zu lassen, und das so bald wie möglich. Severus musterte Draco kalt. Er ahnte, was für Gefühle der junge Mann vor ihm haben mußte. Er selbst war schon in einer ähnlichen Situation gewesen. "Ich könnte Ihrem Vater eine Nachricht zukommen lassen, mit der Bitte, sie an diesem Weihnachtsfest in Hogwarts teilnehmen zu lassen. Es wird das erste Mal sein, daß die Siebtklässler, die an Weihnachten hier sind, an einer besonderen Veranstaltung teilnehmen werden." Er grinste, "Welche, muß ich nur noch mit Direktor Dumbledore absprechen..." Draco seufzte erleichtert auf, doch Severus unterbrach seine Dankesworte: "Das ist aber keine Garantie dafür, daß Ihr Vater einwilligt. Und solang sie noch keine 18 sind, hat Ihr Vater immer noch das letzte Wort zu sprechen in dieser Angelegenheit., Mr. Malfoy!" Davon ließ sich Draco seine Laune aber nur unwesentlich verderben. Egal, was Lucius Malfoy mit ihm vorhatte, eine offizielle Veranstaltung seinem Sohn zu verwehren war nicht seine Art. Severus ging noch am gleichen Tag zu Albus Dumbledore und fand ihn und Florence bei einer Tasse Tee vor. "Ah, Severus, traust du dich auch mal wieder ans Tageslicht?" witzelte Dumbledore und bot ihm an, Platz zu nehmen. "Möchtest du etwas Tee?" "Nur, wenn du aufhörst, so alte Witze zu machen!" reagierte Severus gereizt und Florence und Albus zwinkerten sich vielsagend zu. Severus schilderte kurz seine Unterhaltung mit Draco und äußerte seine Bedenken, den Jungen zu Weihnachten aus Hogwarts wegzuschicken: "Ich könnte mir gut vorstellen, daß Lucius ihm jetzt schon das Dunkle Mal einbrennen lassen will. Immerhin fühlt er sich jetzt auf dem Höhepunkt seiner Macht." Florence dachte mit Schaudern daran zurück, wie man ihr das Dunkle Mal eingebrannt hatte. Es war kleiner als das der Todesser und auf ihrer linken Schulter unter wahnsinnigen Schmerzen eingeritzt worden, als sie vor vielen Jahren Voldemort's Gefangene gewesen war. Das war auch einer der Gründe, warum sie immer hochgeschlossene Kleidung trug. Das und der Anhänger von Severus. Nur das rote Seidennachthemd hatte einen tiefen Ausschnitt. Es war eigentlich erstaunlich, daß Severus Florence seit dem Fluchsturm nicht auf den Anhänger angesprochen hatte. Aber er hatte ja auch nichts dazu gesagt, als sie ihre Haare entfärbt hatte. 'Männer!' dachte sie und setzte noch hinzu: 'Und ein Sturkopf obendrein!' "Hmmm, hat denn einer von euch eine Idee, was wir den Siebtklässlern als besondere Veranstaltung anbieten könnten?" fragte Dumbledore in die Stille, nachdem Severus geendet hatte und Florence sich in ihren Gedanken verlor. "Auf keinen Fall einen Ball! Dafür reicht die Zeit nicht und ich wäre schneller im Urlaub, als du gucken könntest!" rief Severus aus und schämte sich schon fast wieder für seine Voreiligkeit. Dumbledore mußte grinsen: "Nun, wenn nicht zu Weihnachten, dann vielleicht zum Frühlingsanfang, was haltet ihr davon? Eine alte Tradition wiederbeleben?" "NEIN!" kam es wie aus einem Mund sowohl von Florence wie auch Severus. "Also gut, ab nächstes Jahr gibt es wieder einen Frühlingsball... Aber davon haben wir immer noch nichts für Weihnachten..." Albus mußte sich ein lautes Lachen arg verkneifen, seine beiden Gäste waren kreidebleich geworden! Florence fand als erste die Sprache wieder: "Ich kenne in Litauen eine Theatergruppe von Hexen und Zauberern, die zu jeder Tat bereit wären, wenn es verhindert, daß jemand zum Todesser wird. Die Theatergruppe ist nur eine Tarnung, daher kenne ich sie... und ich habe einen Übersetzungsstein in meinem Büro, die Sprache wäre dann auch kein Problem..." "Severus, was hältst du davon? Ich bin dafür!" meinte Dumbledore und Severus nickte: "Und wenn du dir dann auch noch die Idee mit dem Frühlingsball aus dem Kopf schlägst, bekommst du sogar etwas zu Weihnachten! Du weißt sehr wohl, wie ich solche Veranstaltungen verabscheue!" "Nun, wir werden sehen, was die anderen Lehrer dazu sagen... Aber ich denke, Florence, du solltest schleunigst eine Eule abschicken, sonst muß der junge Malfoy wirklich zu seinem Vater!" Albus Dumbledore grinste verschmitzt in seinen Bart hinein... So einfach konnte man die beiden also in Panik geraten lassen... Dann war vielleicht doch noch nicht alle Hoffnung verloren!
"Hmpf... Theater... Das ist ja überhaupt nicht meine Welt... Muß ich wirklich da hin?" fragte Remus und suchte sich etwas Brot aus einem Korb beim Abendessen am Heiligen Abend. "Ja, mußt du. Du bist über Weihnachten hier und es ist deine Pflicht, Übermorgen zur Aufführung zu kommen!" fauchte Florence ihm zu. Dieselbe Diskussion hatte sie gerade zu ihrer Rechten mit Severus geführt, der sogar mit einer ernsthaften Erkrankung gedroht hatte, falls er zum Erscheinen gezwungen werden sollte. Die Siebtklässler waren auch nicht gerade besonders begeistert gewesen, nur Draco Malfoy und einige Mädchen hatten bei der Ankündigung gestrahlt. Der Sirius - Hund winselte unter dem Tisch leise auf und Remus beugte sich zu ihm hinunter: "Ja, ganz recht! Wenn ich da hin muß, kommst du mit!" Florence hätte alle drei auf der Stelle in Frösche verwandeln können. Warum waren Männer eigentlich nur an Quidditch und Essen interessiert? Anstelle der Männer (und des Hundes) um sie herum malträtierte sie ihre Kartoffeln, bis sie von Püree kaum noch zu unterscheiden waren. "Mal etwas anderes," sprach Remus sie nun wieder an, "was machst du heute Abend?" "Gute Nacht!" verabschiedete sich Severus und verließ den Tisch. Florence schaute ihm kurz hinterher, bevor sie Remus antwortete: "Ich bin heute bei meinem Onkel zu Gast... Ist eine Art Tradition..." Was würde Severus wohl heute noch machen? "Schade, ich dachte, wir könnten Karten spielen oder so... Aber dann werde ich wohl meinen Abend zwangsläufig mit Si... Schnuffel verbringen müssen..." flüsterte Remus leise, aber der Hund hatte ihn dennoch gehört und fing an zu knurren. "Ach, Ruhe da unten!"
Severus ging in sein Büro und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen. 'Nichts ist deprimierender als Weihnachten...' dachte er und öffnete eine Tür seines Schreibtisches. Warme Socken für Albus, eine Flasche Wein für Remus, ein Halsband für Sirius (das hatte er sich einfach nicht verkneifen können), ein kleines Taschenbuch über Zaubertränke für Draco (das Geschenk würde natürlich anonym bleiben, aber der Junge tat ihm einfach leid) und ein paar neue Fliegerhandschuhe für Florence... Mit Ausnahme des Pflanzenaufpäppeltranks für Dr. Herba, den er gestern schon mit einer Eule weggeschickt hatte, lagen alle Geschenke für seine besten oder auch einzigen Freunde (falls man den verlängerten Waffenstillstand zwischen ihm und Sirius als eine Art Freundschaft bezeichnen konnte) auf der Tischplatte und warteten darauf, eingepackt zu werden. Severus schenkte Albus sonst immer ein Buch zu Weihnachten, aber Florence hatte ihn dieses Jahr darauf aufmerksam gemacht, daß er mit Socken wesentlich mehr anfangen könnte. Einpacken... es gab einen Spruch dafür... Severus konnte sich nicht erinnern. Vielleicht sollte er McGonagall über den Kamin fragen? Nein, dann würde sie vielleicht auch ein Geschenk erwarten. Und wenn er ihr etwas schenkte, mußte er mindestens auch Flitwick und Sprout etwas schenken... Weihnachtsgeschenke zogen immer eine Art Kettenreaktion hinter sich her. Albus hatte er immer nur am Heiligabend das Buch so in die Hand gedrückt. Wie zur Hölle sollte er nun dieses gräßlich bunte Papier um diese unförmigen Gegenstände bekommen? Ganz zu schweigen von den Schleifen... Warum hatte er sich die Geschenke nicht gleich im Laden einpacken lassen? Warum hatte er überhaupt Geschenke besorgt? Severus blickte noch einmal in seinen Schreibtisch und entdeckte die letzte Flasche Wein, die er noch übrig hatte. Es war Florence' Lieblingswein... vielleicht sollte er... nein, sie war vorhin wohl von Remus eingeladen worden, und Remus war gleichbedeutend mit Sirius... und womöglich noch der Potter - Junge! Nein, sonst war er Heiligabend immer zu Albus gegangen, und das würde er auch heute tun! Er würde die Flasche Wein mitnehmen statt der Socken, niemand würde jemals etwas von diesen Geschenken zu sehen bekommen! Die Socken und die Handschuhe (etwas vergrößert) könnte er eventuell selbst tragen, das Buch würde in einem seiner Regale verschwinden, den Wein konnte er noch weiter aufheben und das Halsband... Fang, Hagrid's riesiger Saurüde könnte auch mal ein neues vertragen! Bekam halt niemand etwas von ihm, es würde seinem Ansehen schon nicht weiter schaden... Er griff die Flasche aus dem Schreibtisch, entstaubte sie und machte sich auf den Weg zum Büro von Albus Dumbledore. Seine neuen sich selbst geschenkten Sachen ließ er auf dem Tisch zurück. Er könnte sie auch später wegräumen... Und dann auch gleich dieses fürchterliche Geschenkpapier verbrennen!
Florence und ihr Onkel saßen in seinen Privaträumen und beobachteten das Feuer im Kamin. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, daß sie so auf Weihnachten warteten. Fast 16 Jahre, um genau zu sein. Sie sprachen nicht, aber die Stille hatte etwas beruhigendes in dieser unruhigen Zeit an sich. Gelegentlich nippten sie an dem Wein, den Florence mitgebracht hatte und lauschten dem Knistern und Prasseln des Feuers. Erstaunt blickte beide auf, als sie hörten, wie nebenan jemand ins Büro kam. "Albus?" "Wir sind hier, Severus!" rief Dumbledore und lächelte: manchmal waren seine Pläne wirklich idiotensicher, selbst wenn er mit den beiden unausgeglichensten und streitsüchtigsten Menschen auf der ganzen Welt plante! Severus trat in die Privaträume ein und versuchte, seine Überraschung über Florence' Anwesenheit so weit wie möglich zu verstecken: "Ich habe hier etwas für dich, Albus..." Er hielt die bauchige Flasche französischen Rotweins hoch und bemerkte, daß Florence offenbar eine Flasche des selben Weines mitgebracht hatte. Zumindest stand eine geöffnete auf dem kleinen Tisch neben Albus' Sessel. "Oh, Nachschub! Wunderbar! Setz dich zu uns, wir starren zwar nur in den Kamin, aber wir könnten uns unter Umständen auch zu einer Unterhaltung durchringen, nicht wahr Flo?" Dumbledore wartete keine Proteste ab und rückte durch einen Zauber einen dritten Sessel an den Kamin, bevor er Severus ein Glas Wein in die Hand befehligte. Kurz nach Mitternacht starrten Severus und Florence schweigend ins Kaminfeuer. Der Wein war geleert und Albus Dumbledore schlief schon eine Weile in seinem Sessel. Bisher hatten sich beide nicht getraut, aufzustehen und das Zimmer zu verlassen. Sie hatten sich in den letzten Stunden gut unterhalten, Wein getrunken und Severus auf seine sarkastische Art Florence und ihren Onkel des öfteren zum Lachen gebracht. Zum ersten Mal seit langer Zeit waren sowohl Florence als auch Severus glücklich und hatten ihre Sorgen aus diesem Zimmer verbannt. Und sie wußten auch, daß sie sie sehr schnell wieder einholen würden, sobald sie diesen Abend beendeten. Ein lautes Schnarchen riß beide aus ihren Gedanken: Albus sägte offenbar einen ganzen Wald um! Lächelnd ließ Severus in zu seinem Bett schweben, während Florence die Decken zurückschlug mit Hilfe ihres Zauberstabs. Die Gläser und leeren Flaschen ließen sie gemeinsam magisch verschwinden. Nach einem kurzen Abschiedsblick auf den Schlafenden löschten sie die Kerzen und verließen leise den Raum. "Warte!" flüsterte Florence im Büro ihres Onkels und hielt Severus an der Hand fest. "Was?" fragte er ebenfalls flüsternd und drehte sich zu ihr um. "Fröhliche Weihnachten, Sturkopf!" "Oh, ja... Fröhliche Weihnachten, Zicke!" flüsterte er und beide grinsten sich an. Schneller, als Severus ausweichen konnte, drückte Florence ihm einen Kuß auf. Verlegen standen sie einander gegenüber, immer noch Flo's Hand in seiner. Vorsichtig und einem nicht benennbaren Impuls folgend beugte er sich nun zu ihr hinab: Severus suchte in ihren Augen nach irgendeiner Regung, bevor sein Mund den ihren fand. Zuerst zuckte sie kurz zurück, dann jedoch schlang sie ihre Arme um ihn und erwiderte den Kuß. Einige heftige Minuten später wären sie beinahe über den Schreibtisch im Büro gestolpert und sie lösten sich verwirrt von einander. In Florence stieg Panik auf: was taten sie hier eigentlich? Weihnachten war zwar das Fest der Liebe, aber so? "Nein, so geht das nicht! Entschuldige..." keuchte sie mit schrillem Unterton und rannte schnell an Severus vorbei aus dem Büro hinaus. "Was... oh Flo..." Severus war nun völlig verwirrt. Erst wollte er ihr folgen, doch dann wurde ihm klar, daß er vermutlich nur die halbe Nacht mit dem Bild von Sir Cadogan diskutieren würde. Florence würde er erst wieder am nächsten Morgen sehen, egal ob er ihr folgte oder nicht... Langsam, mit brennenden Eingeweiden und dem wunderbaren, solang vermißten Geschmack ihres Kusses auf der Zunge ging er hinunter zu den Kerkern. In seinen Ohren rauschte es immer noch, während sich in seinem Hals ein eisiger Kloß zu bilden begann. Was hatte er jetzt wieder falsch gemacht? Immerhin hatte sie doch angefangen, oder etwa nicht? Sie wußte doch sehr wohl, wie empfänglich er für alles von ihr war... Er war ein immer noch verliebter Dummkopf, der für einen Kuß, eine Umarmung von ihr alles tun würde... Wenn sie ihn nicht wollte, warum hatte sie ihn dann nicht gleich weggestoßen? Und es schien ihr ja wohl auch gefallen zu haben... Sonst hätte sie wohl nicht versucht, sein Hemd zu öffnen... Severus wußte nicht, ob er Lachen oder Schreien sollte! Wären sie nicht an den Schreibtisch gestoßen, hätten sie wohl... Daran durfte er gar nicht denken! Wütend nahm er den Versiegelungsfluch von seinem Büro und warf die Tür hinter sich zu. Schwer atmend lehnte er sich mit dem Rücken an die Tür und versuchte, seinen Kopf wieder zu Klären... Ein Blick auf seinen Schreibtisch erledigte die Notwendigkeit für eine kalte Dusche allerdings sofort: die Geschenke waren weg! "Was..." er stürzte zum Schreibtisch: das Geschenkpapier und die Schleifen waren ebenfalls weg! Hastig rannte er um den Tisch und öffnete die Seitentür: da lagen die Reste des Papiers und der Schleifen... Severus überlegte kurz, dann: "DIESE VERFLUCHTEN HAUSELFEN!!!"
"Fröhliche Weihnachten, Severus!" begrüßte ihn am nächsten Morgen Remus grinsend, "Den Wein werden wir demnächst wohl mal köpfen müssen, nicht wahr?" Sirius knurrte bedrohlich. Severus ließ sich auf seinen Stuhl fallen und erwiderte den Weihnachtsgruß, wobei zumindest das "Fröhliche" etwas gequält klang. "Danke für das Schattenpulver, wo habt ihr das denn her? Ich dachte, das steht beim Ministerium auf dem absoluten Index?" "Steht es auch, aber wir haben unsere Verbindungen..." Remus war bester Laune und wies auf Sirius' funkelnagelneues Halsband: "Schau nur, mein 'Hundchen' freut sich auch über sein Geschenk..." Das Geknurre unter dem Tisch wurde noch lauter und ein paar dunkle Kläffer mischten sich hinzu. Als sie nach dem Aufwachen ihre Geschenke geöffnet hatten, war Remus vor Lachen fast aus dem Bett gefallen: Sirius hingegen schimpfte über Severus' Geschenk wie ein Rohrspatz. Erst auf der Treppe war es Remus gelungen, dem Sirius - Hund das Halsband anzulegen, wobei er nicht nur gegen den sich wild sträubenden Hund, sondern auch gegen seinen eigenen Lachkrampf ankämpfen mußte... Severus hatte einen begnadeten Humor, leider zeigte er diesen viel zu selten... Severus mußte nicht lang gegen das Grinsen ankämpfen, aus dem Augenwinkel sah er Florence die Große Halle betreten. Der Stich in seinem Magen, das Rauschen in seinem Kopf und der Kloß in seinem Hals nahmen jeden Ausdruck von seinem Gesicht. Das versprach das peinlichste Frühstück aller Zeiten zu werden! Elegant stolzierte Florence den Gang zum Lehrertisch hinunter. Mit hoch erhobenem Kopf setzte sie sich auf ihren Platz zwischen Remus und Severus und begrüßte beide sehr höflich, bedankte sich für die Geschenke und schleuderte mit zitternden Händen ihr Frühstücksmesser vom Tisch. Auch wenn sie sich noch so sehr anstrengte, das Ereignis vom gestrigen Abend hatte sie zu sehr verwirrt, als daß es ihr heute morgen gelungen wäre, sich völlig zu beherrschen. Sie beugte sich rasch zur Seite, um das Messer aufzuheben, doch ihr Kopf knallte hart mit dem von Severus zusammen, der sich ebenfalls gen Fußboden gebeugt hatte, um ihr zu helfen. "Au!" rutschte es hier heraus und sie rieb sich die getroffene Stelle an der Stirn, während Severus nur das Gesicht verzog. Einige Sekunden blickten sie sich in die Augen... "Wuff?" kläffte Sirius und Florence und Severus wurden sich darüber bewußt, daß sie immer noch halb unter dem Tisch hingen. Wortlos, dafür aber mit leicht geröteten Gesichtern setzten sie sich wieder auf und er legte das Messer neben ihren Teller... Bei allen Elementen, wie peinlich konnte es denn noch werden? "Severus, noch einmal vielen Dank für die Socken!" schaltete sich nun Albus Dumbledore ein und sowohl Severus wie auch Florence seufzten erleichtert leise auf. "Kannst du etwas mit dem Buch anfangen?" fragte der Ältere weiter und Severus nickte: 'Mit dem Buch schon, nur nicht mit dem Photorahmen, Mr. Anonymus!' dachte er bei sich. Florence hatte ihm ebenfalls ein Buch geschenkt, mit einer kleinen gemeinen Widmung: "Fröhliche Weihnachten, Nachtschattengewächs! Komm mal öfter ans Tageslicht, Du wirst schon nicht zu Staub zerfallen! Flo" Einen Moment war er versucht, sie darauf anzusprechen, aber er wußte, daß er heute nicht besonders amüsiert klingen würde. Er würde schweigen, genauso, wie er zu der Kette mit dem Drachenanhänger schweigen würde. Immer wieder hatte er in den letzten Wochen darüber nachgedacht und war zu keinem Schluß gekommen. Und daß sie gestern vor ihm weggerannt war, brachte seine Überlegungen auch nicht voran: Erst eine wilde Knutscherei und dann die Flucht... Erst andauernd Streit und dann der Anhänger... Ob sie ihn auch heute trug? Er brachte keinen Bissen runter und war dankbar, daß sie mittlerweile nicht mehr an jedem freien Tag experimentieren mußten. Wenn er heute neben ihr im Labor arbeiten sollte, würde er nur versuchen, den gestrigen Abend zu wiederholen, ohne Flucht ihrerseits nach Möglichkeit... Severus stand auf und nickte allen nur kurz zum Abschied zu, er wollte sich in seinem Büro vergraben. Remus schaute ihm verwundert hinterher, dann wendete er sich der errötenden Florence zu: "Gehen wir nachher spazieren? Schnuffel wollte den Tag mit Harry verbringen und ich glaube, es gibt da etwas, das du mir ganz dringend erzählen möchtest, nicht wahr?" Sirius legte den Kopf schief, bevor er aufstand und zu Harry, Ron und Hermine an den Gryffindortisch ging. Wenn Remus dasselbe dachte wie er, wollte er besser gar nichts davon hören. Nicht einmal Andeutungen! "Remus, ich glaube nicht..." begann Florence doch Remus' Blick machte deutlich, daß es für sie kein Entrinnen gab. Sie seufzte tief, dann fuhr sie fort: "Ja, nachher. Ich muß erst zu Sybill Trelawney und sie genauer in unsere Pläne einweihen..."
