Kapitel 23 - Neues Jahr, neues Spiel von Molly
"Und, was sagt die gute Sybill so?" wollte Remus wissen, als Florence am späten Vormittag in seine Räume kam. Sie hustete verkrampft, der Parfümduft im Turm der Wahrsagerin hing ihr immer noch in den Lungen, und das bekam ihr ganz und gar nicht! Zudem war ihr schwindelig und schlecht... Während der Ferien wurde offensichtlich die Tür zu dem Räucherreich nicht geöffnet und von Lüften hatte Sybill Trelawney bisher wohl auch nur gerüchteweise gehört... "Ich denke, sie war begeistert... zumindest stürzte sie sich sofort auf ihre Berechnungen und Horoskoptabellen..." Ein weiterer Hustenanfall hielt sie vom Sprechen ab und Tränen verwischten ihren Blick, während sie sich auf einen Sessel fallen ließ. Remus schüttelte den Kopf: "Wenn ich bedenke, daß Severus sein Büro mit Flüchen versiegelt... das hat Sybill gar nicht nötig, bei dem Parfümgestank in ihren Räumen... Laß uns raus gehen, du brauchst frische Luft!" Am Seeufer angekommen hörten auch die Hustenkrämpfe auf und Florence konnte wieder normal atmen. Sie wischte sich die letzten Tränen aus den Augen und blickte über das Wasser. Hier hatte sie Remus auch damals vor dem Frühlingsball ihr Herzensleid gebeichtet... Nur lag nun tiefer Schnee und sie war dankbar für ihre neuen Handschuhe, ihre alten waren eigentlich nur noch eine Ansammlung von Löchern mit dünn gescheuertem Leder drum herum gewesen... Anscheinend war Severus aufmerksamer, als sie gedacht hatte. Severus... Remus formte einen Schneeball und drohte damit grinsend einigen Schülern, die daraufhin pfeifend ihre Hände auf dem Rücken hielten und lachend außer Wurfweite eilten. "Und nun zu dem, was du mir erzählen möchtest..." "Eigentlich möchte ich dir gar nichts erzählen..." Florence formte nun ihrerseits einen Schneeball und bewahrte ihn in der Hand... Remus mit Schneeball war eine kalte Gefahr... Sie lächelte, doch Remus ließ nicht locker: "Also, ihr habt gestern eure Beziehung wieder aufleben lassen, ja?" fragte er und sah sie nun ernst an. "Nein." "Sollst Du mich anlügen?" Remus drohte mit seinem Schneeball. "Hör auf mit dem Blödsinn! Nein, haben wir nicht... Zumindest nicht ganz..." "Was habe ich denn unter 'nicht ganz' zu verstehen?" Florence seufzte: "Wenn... ach, ich weiß auch nicht... Ich war kurz davor... Wir haben uns geküßt!" "Und?" "Dann bin ich weggelaufen... Ich will das einfach nicht!" erklärte Florence fest und stampfte mit dem Fuß auf wie ein trotziges Kind. "Und du hast ihn einfach stehen lassen? Der arme Sev..." Remus hatte wirklich Mitleid mit Severus. Auch wenn er noch so uninteressiert tat, war er dennoch auf einen Wink von Florence bereit, alles zu tun... Remus hatte sich noch nie so sehr verliebt gehabt, aber auch er wurde schon einmal nach einer wilden Knutscherei stehen gelassen und ahnte, was Severus durchmachte... Kein Wunder, daß er so schnell vom Frühstück verschwunden war! "Es gibt 3 Milliarden Frauen auf der Welt, da wird doch wohl eine darunter sein, mit der Severus was anfangen kann!" entrüstete sich Florence und pfefferte ihren Schneeball über den zugefrorenen See. "Nun, eine gibt es..." Remus grinste. 'Nun gib dir schon einen Ruck, Mädel!' dachte er bei sich - irgendwie kam es ihm vor wie damals, als er noch versuchte, Florence mit Sirius zu verkuppeln. "Was ist das hier? Verkehrte Welt? Als wir noch zur Schule gingen, hat jeder versucht, mich vor Severus zu warnen - und jetzt sind wir wieder fast alle zusammen, und ihr versucht mich hartnäckig, in seine Arme zu treiben: du, mein Onkel, Minerva..." "Minerva McGonagall? Ernsthaft? Ist nicht wahr..." Remus war verblüfft. Ausgerechnet von der hatte er das nicht erwartet! "REMUS! Hast du begriffen, was ich gesagt habe?" "Schrei nicht so... bitte! Es ist doch nur so, daß ihr beide immer noch nicht die Finger voneinander lassen könnt, oder sehe ich das verkehrt? Ich meine, zum Küssen gehören zwei..." "Es war ein Weihnachtskuß! Ganz normal... nur das er halt etwas ausgeartet ist..." seufzte Florence verzweifelt und Tränen standen in ihren Augen, die sie sich hastig wegwischte. "... und wenn du nicht weggelaufen wärest?" fragte Remus sanft und hielt sie am Arm. "Dann hätten wir wohl Albus geweckt... Wir waren noch nie besonders leise..." Innerhalb von Sekundenbruchteilen ging ihr Lachen in Schluchzen und Tränen über. Remus nahm sie fest in seinen Arm, während sie hemmungslos weiterheulte. Eigentlich war es doch eine klare Angelegenheit: er war völlig verrückt nach ihr, sie nach ihm, nur daß Florence ein Trotzkopf war. Remus seufzte tief: "Was sagt eigentlich deine Mutter zu ihm?" Florence hörte augenblicklich auf, zu weinen und blickte ihn von unten an: "Meine Mutter?" "Ja, deine Mutter, du weißt schon, diese unglaublich schöne Frau, die... aua!" Florence hatte ihm auf den Oberarm geboxt. "Meine Mutter ist der festen Überzeugung, daß er der Dunkle aus der Prophezeiung ist! Alle haben sich gegen mich verschworen! Niemand läßt mich meine eigenen Entscheidungen treffen!" fauchte Florence und riß sich aus Remus' Armen. "Es geht doch auch um mich, oder nicht? Nebenbei auch ein bißchen um die Rettung der Menschheit, aber ich bin auch noch da! Ich bin nicht nur die Unglücksbringerin, die Braut Voldemorts, die Halbelbe... Warum versteht das keiner? Ich bin Florence und ich will selbst entscheiden, was ich zu tun oder zu lassen habe!" Wütend trat sie gegen den Schnee und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Flo, es ist mir egal, was die anderen sagen oder warum sie es sagen... Es ist doch aber so, daß ihr beide euch liebt... Nach all den Jahren noch... Und was ist... ach, vergiß die Frage! Ich will doch nur, daß du glücklich bist! Und ich ..." "Welche Frage soll ich vergessen? Stell sie!" "Ich wollte fragen, was denn so schrecklich an Severus wäre, aber die Frage beantwortet sich wohl von selbst..." Remus grinste, doch Florence lächelte nicht einmal. "Ich kann mir nicht helfen, Flo... Ich mag Severus... er erinnert mich ziemlich an dich, wenn er denn mal seine menschliche Seite zeigt." "Alles an ihm ist schrecklich. Die zwei Jahre, die ich hier in Hogwarts gefangen war, waren einfach fürchterlich. Wir haben uns entweder nur gestritten oder im Bett gelegen. Er macht mich wahnsinnig! Ständig findet er etwas auszusetzen, er ist unausgeglichen, cholerisch, empfindlich, sarkastisch..." sie schniefte, "... und ich liebe ihn, daß ist das Schlimmste an ihm..." Remus schaute betreten zu Boden. Florence wies diese Charakterzüge ebenfalls auf, nur war sie etwas ausgeglichener oder konnte sich zumindest besser beherrschen. Die beiden waren sich wahrscheinlich wirklich viel zu ähnlich, als daß ihre Beziehung nicht einem Kriegsschauplatz gleichen konnte. "Flo, er betet den Boden an, auf dem du gehst. Und du liebst ihn doch auch, warum könnt ihr nicht einfach von vorn anfangen? Ob er nun der Dunkle ist oder nicht, ist doch egal, oder?" "Es würde wieder genauso laufen, wie das letzte Mal. Und was würde passieren, wenn es im Sommer nur eine Möglichkeit gäbe, die Tore der Hölle zu schließen? Was glaubst du, wie er es verkraften würde, wenn ich mich umbringen muß? Oder wenn ich es nicht tue, weil ich ihm nicht zu sehr wehtun will? Ich kann mir den Luxus eines Gefühlslebens nicht leisten, auch wenn ich es will. Wenn wir das hier überleben, werde ich nach Kanada gehen. Dort gibt es jemanden, mit dem ich besser auskommen würde. Ich müßte nur 'Ja' sagen... Ich bin wirklich eine Unglücksbringerin, nicht wahr?" Tränen schossen in ihre Augen und Remus schloß sie erneut in seine Arme. "Nein, bist du nicht... Es fällt bloß schwer, dich nicht zu lieben... Ich liebe dich ja auch irgendwie..." Er seufzte tief und schaute über den vereisten See hinweg, die weinende Florence noch immer in den Armen haltend.
Silvester verbrachten alle Lehrer und der Sirius - Hund gemeinsam im Lehrerzimmer, das zu diesem Zweck festlich geschmückt worden war. Severus ertrug die vielen Menschen um ihn herum kaum. Das letzte Mal, daß er sich aus seinem Büro heraus getraut hatte, um an einer anderen Massenversammlung als den Mahlzeiten teilzunehmen, war am zweiten Weihnachtstag gewesen. Das Stück und die Schauspieler waren nicht schlecht, aber er ertrug Florence' Nähe nicht. Auch zu den Mahlzeiten brauchte er fast immer eine Extraaufforderung von Albus Dumbledore, dem das Geschehen in seinem Büro am Heiligen Abend natürlich nicht entgangen war. Auch er war ein guter Schauspieler! Und sich schlafend zu stellen, war wahrlich keine Kunst. Severus hatte sich in eine dunkle Ecke gesetzt und beobachtete mißtrauisch die Party um ihn herum. Wenn er sich nur griesgrämig genug zeigte, würde selbst Dumbledore es ihm hoffentlich nicht verübeln, wenn er sich vorzeitig absetzte. Oh nein! Remus kam mit zwei gefüllten Rotweingläsern auf ihn zu! Panisch schätzte er den Weg bis zur Tür ab, doch da saß Sirius ihn anknurrend vor... Das war ein abgekartetes Spiel! "Keine Chance, zu entkommen, mein Freund!" Remus drückte ihm ein Glas in die Hand und setzte sich neben den vor Wut kochenden Severus. "Du ahnst ja gar nicht, mit was ich Si... Schnuffel bestechen mußte, damit er mir diesen Gefallen tut! Cheers!" Severus knurrte und trank einen Schluck Wein. Hoffentlich erwartete Remus jetzt keinen Small Talk von ihm... oder überhaupt irgendein Wort... "Nun, wie ist es denn da unten, so allein im Tiefgeschoß? Warm habt ihr es ja da unten, keine Frage... Ich habe in der letzten Woche ja oft genug vor deinem Büro gestanden und mir die Finger wund geklopft... Du solltest dir mal ein Schild anschaffen: 'Bitte nicht stören!' oder 'Bin zum Angeln!', das würde helfen... Oder du machst demnächst einfach mal auf, wenn jemand klopft!" "Wenn ich nicht aufmache, will ich nicht gestört werden." "Ah ja... Nun denn... Womit hat dich Dumbledore denn erpresst, daß du heute hier bist und nicht tief unten in den Eingeweiden des Schlosses dein Selbstmitleid pflegst?" fragte Remus provozierend und beobachtete Florence, die den beiden demonstrativ den Rücken zuwendete und sich mit Professor Sprout unterhielt. "Erstens pflege ich kein Selbstmitleid und Zweitens damit, bei Neville Longbottom's Nachhilfestunden von Florence anwesend sein zu müssen..." raunzte Severus und leerte schnell sein Glas in einem Zug. Wenn das Glas leer wäre, könnte e sich vielleicht doch noch von der Party verdrücken, Sirius wurde gerade von Sybill Trelawney gekrault und war abgelenkt. "Erstens liebst du es, dein Selbstmitleid ins Dramatische zu übersteigern und Zweitens brauchst du nicht so schnell zu trinken, ich habe die Flasche hier! Glas her!" Remus griff nach dem leeren Glas seines unfreiwilligen Gesprächspartners und füllte nach. "Was soll das hier werden? Willst du mich abfüllen und ärgern oder was?" Im Grunde tat es gut, mit irgendjemandem zu reden, aber Severus wollte es Remus nicht so einfach machen. "Abfüllen ja, ärgern nein. Du kannst dir ja eventuell denken, daß ich über Heiligabend Bescheid weiß... Hier geblieben!" Remus krallte sich tief in Severus' Unterarm, als dieser gerade aufspringen wollte und zog ihn zurück auf das Sofa, auf dem beide saßen. "Ich habe Flo dazu meine Meinung gesagt und ich sage sie dir auch: ich halte euch beide für völlig übergeschnappt: du tust, als würdest du nichts mehr von ihr wollen und zelebrierst dein Selbstmitleid, daß es zum Kotzen ist. Entschuldige, aber so sehe ich das. Und Flo ist auch nicht viel besser: sie schiebt alle möglichen Gründe vor, nur um ja auf Distanz zu bleiben. Ich weiß nicht, wie es damals zwischen euch war, Flo behauptet, ihr hättet euch fast nur gestritten, aber so schlimm kann es ja wohl nicht gewesen sein, wenn ihr euch heute immer noch gegenseitig so anschmachtet wie damals James und Lily!" Severus zog bei der Erwähnung von James Potter eine Grimasse, als hätte Remus ihm gerade vorgeschlagen, fritierte Flubberwürmer zu essen. Remus fuhr fort: "Ich mag euch beide, daß du nicht unbedingt mit Sirius auskommst, verstehe ich, aber ich hasse es, ständig zwischen euch dreien hin und her zu tänzeln! Wenn ich dir einen Vorschlag machen darf: setzt dich mit den beiden mal einzeln zusammen. Sirius ist zwar mindestens so ein sturer Esel wie du, aber er ist auch ganz in Ordnung. Ihr müßt euch ja nicht gleich anfreunden, aber..." "Remus, wenn du wert auf eine intakte Gesundheit legst, erspare mir deine Ratschläge. Ich habe es Dumbledore schon erklärt: ich gehe allen aus dem Weg, weil ich es so will. Ich habe ihm und den Schülern meines Hauses gegenüber Verpflichtungen, die ich erfüllen werde, und das war's. Mehr werde ich nicht tun. Wenn ich noch einmal zu Voldemort gerufen werden sollte, werde ich nach Möglichkeit dasselbe tun, wie schon in den letzten Jahren, ich erfülle meine Aufgabe im Plan und basta. Finde dich damit ab oder laß es." Severus stand auf und Remus hinderte ihn nicht daran, die Party zu verlassen. Severus hatte im Grunde recht: er erfüllte genug Aufgaben, um sich ein Privatleben, besonders nicht so ein schwieriges mit den beiden ehemaligen Rumtreibern und natürlich Florence leisten zu können. Allein die Leitung des Hauses Slytherin war ein Vollzeitjob, auch wenn es immer so aussah, als ob Severus seine Schüler nur mit Blicken schon im Griff hatte. Und die Todessergeschichte... es war nie wirklich sicher, daß er auch heil von den Treffen wiederkäme, besonders jetzt, wo er seit über einem Monat nicht mehr gerufen worden war. Die nächste Einladung könnte tödlich verlaufen... Remus versank in seinen Sorgen und Gedanken, bis Sirius seine Schnauze auf seinen Schoß legte und ihn fragend anblickte. "Es hat keinen Sinn. Die beiden müssen das selbst regeln. Und ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob es so, wie es jetzt ist, nicht doch am Besten ist... Immerhin wissen wir alle nicht, wer den Sommer überlebt und wer nicht. Oder überhaupt bis dahin..." erklärte Remus leise und kraulte den Hund hinter den Ohren. Sybill Trelawney hatte Remus und Severus beobachtet, ebenso Florence' Reaktion auf Severus' Abgang... Aber es war auch schwer nicht mitzubekommen, wie Florence erst ihr Glas fallen ließ und Professor Sinistra verzweifelt versuchte, die Rotweinflecken wieder aus dem Umhang zu bekommen. Sie ging hinüber zu der Fluglehrerin, die sich abseits in einen Sessel hatte fallen lassen und mit den Tränen kämpfte. "Mein Kind, was hattest du anderes erwartet? Natürlich mußte er gehen. Remus Lupin hätte ihm das Himmelreich anbieten können, und er wäre gegangen. Du mußt schon selbst mit ihm reden!" Florence blickte erstaunt auf und mußte blinzeln, als sie sah, wer da so mit ihr gesprochen hatte: "Sybill? Ist es so offensichtlich, was hier geschieht?" Sybill Trelawney zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben ihr hin. "Nun, auch wenn einige der Meinung sind, ich würde nur falsche Voraussagen machen, so bin ich doch dazu in der Lage, Fakten zu deuten und mit meinen Berechnungen und Ahnungen zu einem recht komplexen Bild zu verweben..." Sybill Trelawney wurde erst vor 14 Jahren in Hogwarts angestellt, lange nach der Schulzeit von Florence und Severus, auch nach der Zeit, die Florence in der Schule Asyl genoß. Aber es war ihr gut gelungen, die Zeichen zu deuten. Oder Albus hatte geplaudert. In Florence gefror alles zu Eis, nur ihre Ohren glühten und ihr Gesicht schien taub zu werden, als Professor Trelawney weitersprach: "Ich habe übrigens das Buch gefunden... Wäre es nach der Geschichte mit Professor Litigant nicht schlauer gewesen, es aus der Bibliothek zu nehmen?" "Ja, wahrscheinlich... Aber hier überschlugen sich die Ereignisse ja förmlich, darum hat wohl keiner von uns mehr daran gedacht..." Florence schluckte und starrte aus dem Fenster in die Silvesternacht. "Bald beginnt das Neue Jahr, das, indem sich alles ändern wird... Ich habe auch noch etwas anderes herausgefunden und Direktor Dumbledore hielt es für richtig, wenn ich es dir selbst sage!" aufmunternd tätschelte Sybill die Hände der jüngeren, deren volle Aufmerksamkeit sie nun genoß...
"Ein Frohes Neues Jahr wünsche ich dir, mein Giftmischer!" empfing Lord Voldemort den sehr nervösen Severus Snape. Es war kalt und windig an diesem Neujahrsmorgen und das Kaminfeuer in Voldemort's "Empfangshalle" wärmte nicht den ganzen Raum in dem verwitterten alten Gut. Severus nickte und sah sich der Panik nahe um: außer ihm war niemand zu sehen oder zu hören, er war mit dem Dunklen Lord allein. Es war gerade einmal ein halbes Jahr her, daß er zuletzt mit Voldemort allein war und die Folgen hatte er noch gut in Erinnerung. "Wurmschwanz hat sich sehr für dich eingesetzt... Sonst würdest du unser heutiges Treffen nicht überleben... Ich habe mir viel Zeit zum Nachdenken genommen und ich glaube dir, Wurmschwanz und meinem Freund Lucius. Albus Dumbledore beherrscht die dunklen Techniken und wendet sie nach Bedarf an, auch wenn er es nie öffentlich zugeben würde. Und er hat einen Narren an dir gefressen, ebenso wie ich!" Die Fratze auf dem "Thron" vor Severus verzog sich zu einem grausamen Grinsen. "Außerdem: neues Jahr, neues Spiel, nicht wahr?" Severus schluckte. In Hogwarts hatte sich heute morgen noch niemand gerührt gehabt, wenn er nicht wiederkommen würde, wußte niemand, wohin er gegangen war. Alle würden glauben, Severus sei aus gekränkter Eitelkeit verschwunden... Lord Voldemort schien die Gedanken seines Gegenübers gelesen zu haben, denn er lachte höhnisch auf: "Ja, ich habe dich so früh gerufen, damit keiner davon etwas erfährt, wo du hingehst... Und so werde ich es auch in Zukunft tun: ich bin es leid, daß Dumbledore stets weiß, wo du bist! Unsere neue Allianz bleibt unter uns, oder ich werde für deinen langsamen und unangenehmen Tod sorgen, Spion!" Neue Allianz? Severus überlegte fieberhaft, kam jedoch zu keinem Ergebnis, was damit gemeint sein könnte. Seine Zunge war wie gelähmt, als er Voldemort nach einigen Sekunden der Stille danach fragte, denn nur das konnte er mit seinem Schweigen bezweckt haben: "Was habe ich unter einer neuen Allianz zu verstehen, Meister?" Der Dunkle Lord lehnte sich mit kaltem Grinsen vor und seine Worte schnitten die Luft wie Schwerter aus Eis: "Daß du ab sofort nur noch für mich spionierst! Für Dumbledore bist du nie gerufen worden, verstanden? Ich habe Aufgaben für dich, die du erfüllen wirst oder er kann sich nach einem neuen Hauslehrer für Slytherin umschauen! Und das könnte schwierig werden..." Severus mußte nicht lang überlegen, bis er das Angebot annahm. Albus Dumbledore hatte ihn oft genug betrogen, warum sollte er nicht auch sein eigenes Süppchen kochen? Wenigstens mußte er dann nicht so oft quer durch das Schulgebäude laufen, um Bericht zu erstatten: "Es wird mir eine Freude sein, Euch wieder zu dienen, Meister!"
"Lucius Malfoy ist noch unser Untergang! Was Voldemort nicht selbst schafft, erledigt Malfoy für ihn!" fluchte Albus Dumbledore laut in seinem Büro und erschreckte damit seine Besucher. Remus, Sirius in Menschengestalt und Florence waren ihm vom Frühstückstisch bis in sein Büro gefolgt, nachdem der Direktor schon in der Großen Halle fast einen Wutanfall bekommen hatte. Noch immer hielt er den Brief des Ministeriums in den Händen und schaute immer wieder auf die feinsäuberlich geschriebenen Zeilen, als könnte sich der Inhalt dadurch ändern. "Was hat er denn nun angerichtet?" fragte Sirius wütend, da er schlimmstes befürchtete. "Hat er dich etwa entlassen?" fragte Remus besorgt, nur Florence schwieg. "Lest selbst!" rief Albus Dumbledore vor Wut kochend und drückte seiner Nichte den Brief in die Hand, bevor er nervös und wütend seine Runden um den Schreibtisch zog. Florence las erstaunt den Brief, bevor sich ihre Miene verfinsterte und sie wütend schnaubte: "Das kann er doch nicht tun! Sitzen im Schulbeirat nur noch Marionetten?" Remus zog ihr den Brief aus den Händen, bevor sie ihn in ihrer Wut noch völlig zerknüllte und las ihn selbst, währen Sirius über seiner Schulter hing und mitlas: "Sehr geehrter Direktor Dumbledore, mit heutigen Erlass ist es in Zukunft nur noch Kindern aus reinblütigen Zaubererfamilien gestattet, an dem Unterricht Ihrer Schule teilzunehmen. Die bereits aufgenommenen Kinder aus Muggel- und Mischlingsfamilien können vorläufig weiter unterrichtet werden, entsprechende Vorbereitungen für eine komplette Bereinigung ihrer Schülerschaft laufen. Sobald in meinem Ministerium die Abteilung zur Unterdrückung magischer Fähigkeiten bei Mischlingen und Muggelgeborenen ihren Dienst aufnimmt, werden auch diese nicht mehr in Hogwarts unterrichtet werden müssen. Mit besten Wünschen Lucius Malfoy - Zaubereiminister Britanniens" "Das kann doch wohl nicht wahr sein!" rief Sirius entrüstet aus und der erbleichte Remus legte vorsichtig den Brief auf den Schreibtisch, als würde es sich dabei um hochexplosiven Sprengstoff handeln. "Severus hatte recht: Lucius Malfoy fühlt sich auf dem Höhepunkt seiner Macht! Und wir haben uns gefragt, warum er nicht schon mehr Schaden angerichtet hat..." sinnierte Florence, als Dumbledore sie unterbrach: "JA! Er hat im Stillen diesen Unfug verzapft, etwas Schlimmeres konnte er ja kaum anrichten! Wenn wir nur noch Reinblütige unterrichten dürfen, ist das schon schlimm genug, aber die magischen Talente von allen anderen zu unterdrücken, ist eine schlicht unglaubliche Schande! Wo steckt Severus überhaupt?" "Er war noch in der Großen Halle, als wir dir folgten... Ich weiß nicht, warum er nicht mitkam, er redet mit uns ja nicht mehr." antwortete Remus, während Sirius und Florence sich betreten ansahen. Es war bereits Ende Januar und Severus verkroch sich immer noch in seinem Büro oder seinem Unterricht. Jeden Sonntagnachmittag, wenn Florence mit Neville Longbottom in die Kerker ging, um ihm Nachhilfe in Zaubertränken zu geben, war das Labor bereits geöffnet, so daß sie nie fragen mußte. Severus ließ sich nur noch höchst selten bei den Mahlzeiten blicken und sonst außerhalb des Unterrichts sahen ihn höchstens noch die Slytherins. Auch zu dem letzten Quidditchspiel war er nicht erschienen, obwohl die Mannschaft seines Hauses gegen Hufflepuff spielte und 230:40 gewann. Harry, Ron und Hermine zufolge verhielt er sich im Unterricht wie früher: cholerisch, mies, ungerecht, sarkastisch, allerdings nicht auffälliger als sonst. Es war einfach so, als hätte er mit den anderen einfach nur nichts zu tun und ein Freund von Small Talk war er noch nie gewesen. "Ich werde ihn heute nach dem Unterricht zu mir rufen. So geht das nicht weiter..." Albus Dumbledore hatte sich vorläufig wieder beruhigt, auch wenn er innerlich noch kochte. Es mußte doch eine Möglichkeit geben, das Ganze noch mindestens bis zum Sommer hinauszuzögern, denn auch Harry war nicht von reinem Blut. Und wenn er von den Leuten des Ministeriums bearbeitet werden würde, bevor... Nicht auszudenken! "Und ihr solltet eure Schüler nicht warten lassen, Remus, Flo... Sirius, für dich habe ich eine andere Aufgabe! Ich brauche deine Fähigkeiten als Hund!"
"Du wolltest mich sprechen?" fragte Severus mies gelaunt, als er in Dumbledore's Büro eintrat. "Ja, allerdings! Setzt dich, ich habe schlechte Neuigkeiten!" erwiderte Dumbledore und drückte ihm den Brief vom Ministerium in die Hand. "Lies!" Severus Snape setzte sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch und las mit ausdrucksloser Miene die Mitteilung durch. Danach drehte er das Blatt, als könnte auf der Rückseite noch der Vermerk stehen: "Dies ist nur ein schlechter Scherz" "Und was sagst du dazu?" Albus Dumbledore hatte sich zurückgelehnt und sein Bart lag wie ein silbrig - weißer Teppich auf seinem Oberkörper und Bauch. Seine Hände hatten sich in stiller Wut in den Armlehnen verkrallt. Die Stille, die nun folgte, war so spannungsgeladen wie an dem Tag, als Remus und Sirius in Hogwarts eintrafen. "Was soll ich schon dazu sagen? Lucius Malfoy ist ein Wahnsinniger, aber das war uns ja bekannt." sagte Severus leise, als er sich vor beugte und den Brief auf dem Schreibtisch vor ihm ablegte. "Wußtest du von der Geschichte?" fragte Dumbledore gereizt. "Nein, woher auch?" entgegnete Severus erstaunt und blickte seinen Mentor fragend an. "Severus, du sollst mich nicht belügen! Ich glaube dir kein Wort, daß Voldemort dich noch nicht wieder zu sich gerufen hat! Die Hauselfen haben schön öfters in den letzten Wochen gesehen, wie du frühmorgens das Schloß verläßt!" "Direktor Dumbledore," begann Severus und wurde offiziell, "ich habe keine Ahnung, was die Hauselfen Ihnen so alles erzählen. Ich arbeite nicht für Minister Malfoy oder gar Lord Voldemort. Wenn ich das Schloß verlasse, habe ich dafür private Gründe, die Sie, verzeihen Sie bitte, nichts angehen!" Nun fiel Albus alles aus dem Gesicht: ungläubig starrte er Severus an und schluckte. Er stand doch nicht schon wieder unter dem Imperiumsfluch? Eine Hauselfe stellte ein Tablett mit Tee auf den Schreibtisch und verschwand schnell in einem der Geheimgänge, die nur die dienstbaren kleinen Geister in Hogwarts kannten. Durch diese kurze Ablenkung hatte er den Blick von Severus genommen, der scheinbar ungerührt vor ihm saß. Als er den Zaubertranklehrer wieder anblickte, stutzte er kurz, bevor er sagte: "Es hätte ja sein können. Man sieht von dir in letzter Zeit nicht viel und da liegt der Verdacht nahe, daß es sich um etwas handeln könnte, daß uns auch betrifft, wenn du so geschäftig bist. Im Übrigen bin ich mit deiner Anwesenheit in der Öffentlichkeit nicht zufrieden. Ich verlange, daß die Hauslehrer zu allen Mahlzeiten anwesend sind, und erst recht, wenn die Quidditchmannschaften ihrer Häuser spielen. Es war neulich ein sehr gutes Spiel. Draco Malfoy macht sich als Sucher..." "Wie du meinst... Ich werde häufiger zum Essen kommen, aber die Hauselfen sollten in Zukunft ihre Nasen aus meinen Angelegenheiten raushalten, Albus... Es gibt Dinge, die keinen von euch etwas angehen."
Es klopfte leise an der Bürotür, als Severus noch spätabends Hausaufgaben korrigierte. "Ja, herein..." sagte er gedankenverloren und legte die Feder ab. Wahrscheinlich nur Draco Malfoy oder Kevin Rabanus... "Guten Abend Severus! Du besserst dich!" begrüßte ihn Remus Lupin freudig lächelnd und schloß die Tür hinter sich wieder. Ungläubig betrachtete Severus den Aufsatz, den er gerade durchsah: er war von Hermine Granger und er stand wie vor ein paar Wochen wieder vor dem gleichen Problem: Punkte abziehen für simples, aber fehlerfreies Zusammentragen der Fakten aber keinerlei Verständnis für die Materie an sich, als Remus seine Räume betrat. "Wenn du deinen Trank willst, den habe ich heute Morgen einer Hauselfe in die Hand gedrückt..." versuchte er den Werwolf abzuwimmeln. "Oh, den habe ich auch sofort erhalten, darum geht es nicht. Ich habe ein anderes Problem. Flo und ich haben mit Harry Potter Angriffs- und Verteidigungsflüche geübt, aber wir kommen nicht weiter. Die Todesser verwenden einige Flüche, die wir nicht genau kennen. Es wird Zeit, daß du dich auch um die Ausbildung des Jungen kümmerst, die Zeit läuft uns sonst davon!" erwiderte Remus freundlich und setzte sich auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch. "Nun ja, ich bin ziemlich beschäftigt und habe nicht allzuviel Zeit. Es gibt sicher auch noch andere Wege." bemerkte Severus knapp und griff wieder nach seiner Feder. "Du verstehst nicht richtig: Albus erwartet, daß du ihn unterrichtest! Du wirst sicher einen Termin finden. Harry ist sehr flexibel, was die Zeiten angeht!" Remus lächelte immer noch freundlich, auch wenn er langsam wütend wurde. Severus überlegte kurz, dann antwortete er: "Sonntagnachmittags kann ich nicht ins Labor, da hätte ich unter Umständen Zeit..." "Gut, dann werde ich das Harry morgen ausrichten." Remus war enttäuscht: Severus hatte den einzigen Termin in der Woche gewählt, an dem Florence wegen der Nachhilfe für Neville nicht mitmachen konnte. Samstags waren sowohl Florence wie auch Harry mit der Flugnachhilfe beschäftigt, aber die hätte man unter Umständen ja auch verschieben können, dann hätten beide Zeit gehabt... Er wünschte Severus noch eine gute Nacht und verließ das Büro. Auf dem Weg in seine eigenen Räume schüttelte er nachdenklich den Kopf. Er hatte noch immer nicht völlig die Hoffnung aufgegeben, Florence und Severus zusammen zu bringen. Aber beide waren tunlichst darauf bedacht, sich so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen...
"Sind Sie sicher, daß er kommen wird?" fragte Harry Remus am folgenden Sonntag, als sie zusammen in einem leer geräumten Klassenzimmer auf Severus warteten. "Ja, Harry. Er hatte mich heute Morgen noch einmal nach dem Klassenraum gefragt. Er wird kommen." antwortete Remus und blickte aus dem Fenster. Der Schnee war schon vor 3 Wochen geschmolzen, aber es war immer noch eisig kalt draußen. Sirius war wieder irgendwo dort im Verbotenen Wald für Dumbledore unterwegs und würde heute Abend wieder ein heißes Bad verlangen, was sich manchmal etwas schwierig gestaltete. Es war nicht erlaubt, Haustiere mit in das große Badezimmer für die Lehrkräfte mitzunehmen. Und erst recht nicht, sie zu baden. Die Klassentür öffnete sich und ein schlecht gelaunter Severus Snape trat grußlos ein. Schlecht gelaunt war er zwar nicht zuletzt aufgrund der folgenden Stunden, die er mit Harry Potter friedlich in einem Raum zusammensein mußte, sondern auch, weil er auf dem Weg nach oben Florence begegnet war. Und sie hatte ihn freundlich gegrüßt, während Neville Longbottom fast an die Wand des Flures gesprungen war, als er an ihnen vorbeirauschte. Er hatte gehofft, daß er ihr durch den Sonntagstermin gänzlich entgehen könnte, da sie in den letzten zwei Wochen jedesmal an seiner Tür geklopft hatte und nach verschiedene Zutaten aus dem Giftschrank fragte. "Was wurde bisher geübt?" fragte er knapp und wandte sich damit an Remus. Drei Stunden später fühlte sich Harry, als wäre er unter einen Bus gekommen. Professor Snape hatte ihm so vieles erklärt und üben lassen, daß er sich völlig ausgelaugt fühlte. Die Dunklen Künste waren anstrengender, als er erwartet hatte. Und sie vergifteten einen auf Dauer, hatte er das Gefühl. "Ich denke, das reicht für heute. Harry, geh schon einmal vor zum Abendessen, ich muß noch kurz mit Professor Snape reden!" beendete Remus Lupin die Sitzung und Harry wankte benommen aus dem Raum. Kaum war die Tür wieder geschlossen, fuhr er Severus an: "Was hast du dir dabei gedacht? Denkst du, er könnte innerhalb von einem Nachmittag alles lernen? Oder wolltest du dir den Cruciatus für nächste Woche aufheben?" "Den und die beiden anderen Unverzeihlichen." entgegnete Severus seelenruhig und ordnete seinen Umhang neu. "Bist du wahnsinnig? Du weißt doch genau, daß die verboten sind! Und einiges von dem, was du heute in petto hattest, gehört mit auf diese Liste!" fauchte Remus. Er konnte einfach nicht glauben, wie kühl Severus Harry in einigen der widerwärtigsten Flüche unterrichtet hatte, als ob sie nichts weiter als simple Verwandlungszauber seien. Und Harry hatte sie erstaunlich schnell erlernt. "Er wird alles gebrauchen können, was er erhalten kann. Wenn sowieso nicht alles umsonst ist, immerhin scheint Albus mit seiner Verzögerungstaktik das Ministerium nur unwesentlich zu behindern. Bald wird die Abteilung zur Unterdrückung magischer Fähigkeiten ihren Dienst aufnehmen und Harry Potter wird zu den ersten gehören, deren Gedächtnis geändert wird." erklärte Severus ruhig und in seinen Augen funkelte es seltsam.
"Und, was sagt die gute Sybill so?" wollte Remus wissen, als Florence am späten Vormittag in seine Räume kam. Sie hustete verkrampft, der Parfümduft im Turm der Wahrsagerin hing ihr immer noch in den Lungen, und das bekam ihr ganz und gar nicht! Zudem war ihr schwindelig und schlecht... Während der Ferien wurde offensichtlich die Tür zu dem Räucherreich nicht geöffnet und von Lüften hatte Sybill Trelawney bisher wohl auch nur gerüchteweise gehört... "Ich denke, sie war begeistert... zumindest stürzte sie sich sofort auf ihre Berechnungen und Horoskoptabellen..." Ein weiterer Hustenanfall hielt sie vom Sprechen ab und Tränen verwischten ihren Blick, während sie sich auf einen Sessel fallen ließ. Remus schüttelte den Kopf: "Wenn ich bedenke, daß Severus sein Büro mit Flüchen versiegelt... das hat Sybill gar nicht nötig, bei dem Parfümgestank in ihren Räumen... Laß uns raus gehen, du brauchst frische Luft!" Am Seeufer angekommen hörten auch die Hustenkrämpfe auf und Florence konnte wieder normal atmen. Sie wischte sich die letzten Tränen aus den Augen und blickte über das Wasser. Hier hatte sie Remus auch damals vor dem Frühlingsball ihr Herzensleid gebeichtet... Nur lag nun tiefer Schnee und sie war dankbar für ihre neuen Handschuhe, ihre alten waren eigentlich nur noch eine Ansammlung von Löchern mit dünn gescheuertem Leder drum herum gewesen... Anscheinend war Severus aufmerksamer, als sie gedacht hatte. Severus... Remus formte einen Schneeball und drohte damit grinsend einigen Schülern, die daraufhin pfeifend ihre Hände auf dem Rücken hielten und lachend außer Wurfweite eilten. "Und nun zu dem, was du mir erzählen möchtest..." "Eigentlich möchte ich dir gar nichts erzählen..." Florence formte nun ihrerseits einen Schneeball und bewahrte ihn in der Hand... Remus mit Schneeball war eine kalte Gefahr... Sie lächelte, doch Remus ließ nicht locker: "Also, ihr habt gestern eure Beziehung wieder aufleben lassen, ja?" fragte er und sah sie nun ernst an. "Nein." "Sollst Du mich anlügen?" Remus drohte mit seinem Schneeball. "Hör auf mit dem Blödsinn! Nein, haben wir nicht... Zumindest nicht ganz..." "Was habe ich denn unter 'nicht ganz' zu verstehen?" Florence seufzte: "Wenn... ach, ich weiß auch nicht... Ich war kurz davor... Wir haben uns geküßt!" "Und?" "Dann bin ich weggelaufen... Ich will das einfach nicht!" erklärte Florence fest und stampfte mit dem Fuß auf wie ein trotziges Kind. "Und du hast ihn einfach stehen lassen? Der arme Sev..." Remus hatte wirklich Mitleid mit Severus. Auch wenn er noch so uninteressiert tat, war er dennoch auf einen Wink von Florence bereit, alles zu tun... Remus hatte sich noch nie so sehr verliebt gehabt, aber auch er wurde schon einmal nach einer wilden Knutscherei stehen gelassen und ahnte, was Severus durchmachte... Kein Wunder, daß er so schnell vom Frühstück verschwunden war! "Es gibt 3 Milliarden Frauen auf der Welt, da wird doch wohl eine darunter sein, mit der Severus was anfangen kann!" entrüstete sich Florence und pfefferte ihren Schneeball über den zugefrorenen See. "Nun, eine gibt es..." Remus grinste. 'Nun gib dir schon einen Ruck, Mädel!' dachte er bei sich - irgendwie kam es ihm vor wie damals, als er noch versuchte, Florence mit Sirius zu verkuppeln. "Was ist das hier? Verkehrte Welt? Als wir noch zur Schule gingen, hat jeder versucht, mich vor Severus zu warnen - und jetzt sind wir wieder fast alle zusammen, und ihr versucht mich hartnäckig, in seine Arme zu treiben: du, mein Onkel, Minerva..." "Minerva McGonagall? Ernsthaft? Ist nicht wahr..." Remus war verblüfft. Ausgerechnet von der hatte er das nicht erwartet! "REMUS! Hast du begriffen, was ich gesagt habe?" "Schrei nicht so... bitte! Es ist doch nur so, daß ihr beide immer noch nicht die Finger voneinander lassen könnt, oder sehe ich das verkehrt? Ich meine, zum Küssen gehören zwei..." "Es war ein Weihnachtskuß! Ganz normal... nur das er halt etwas ausgeartet ist..." seufzte Florence verzweifelt und Tränen standen in ihren Augen, die sie sich hastig wegwischte. "... und wenn du nicht weggelaufen wärest?" fragte Remus sanft und hielt sie am Arm. "Dann hätten wir wohl Albus geweckt... Wir waren noch nie besonders leise..." Innerhalb von Sekundenbruchteilen ging ihr Lachen in Schluchzen und Tränen über. Remus nahm sie fest in seinen Arm, während sie hemmungslos weiterheulte. Eigentlich war es doch eine klare Angelegenheit: er war völlig verrückt nach ihr, sie nach ihm, nur daß Florence ein Trotzkopf war. Remus seufzte tief: "Was sagt eigentlich deine Mutter zu ihm?" Florence hörte augenblicklich auf, zu weinen und blickte ihn von unten an: "Meine Mutter?" "Ja, deine Mutter, du weißt schon, diese unglaublich schöne Frau, die... aua!" Florence hatte ihm auf den Oberarm geboxt. "Meine Mutter ist der festen Überzeugung, daß er der Dunkle aus der Prophezeiung ist! Alle haben sich gegen mich verschworen! Niemand läßt mich meine eigenen Entscheidungen treffen!" fauchte Florence und riß sich aus Remus' Armen. "Es geht doch auch um mich, oder nicht? Nebenbei auch ein bißchen um die Rettung der Menschheit, aber ich bin auch noch da! Ich bin nicht nur die Unglücksbringerin, die Braut Voldemorts, die Halbelbe... Warum versteht das keiner? Ich bin Florence und ich will selbst entscheiden, was ich zu tun oder zu lassen habe!" Wütend trat sie gegen den Schnee und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Flo, es ist mir egal, was die anderen sagen oder warum sie es sagen... Es ist doch aber so, daß ihr beide euch liebt... Nach all den Jahren noch... Und was ist... ach, vergiß die Frage! Ich will doch nur, daß du glücklich bist! Und ich ..." "Welche Frage soll ich vergessen? Stell sie!" "Ich wollte fragen, was denn so schrecklich an Severus wäre, aber die Frage beantwortet sich wohl von selbst..." Remus grinste, doch Florence lächelte nicht einmal. "Ich kann mir nicht helfen, Flo... Ich mag Severus... er erinnert mich ziemlich an dich, wenn er denn mal seine menschliche Seite zeigt." "Alles an ihm ist schrecklich. Die zwei Jahre, die ich hier in Hogwarts gefangen war, waren einfach fürchterlich. Wir haben uns entweder nur gestritten oder im Bett gelegen. Er macht mich wahnsinnig! Ständig findet er etwas auszusetzen, er ist unausgeglichen, cholerisch, empfindlich, sarkastisch..." sie schniefte, "... und ich liebe ihn, daß ist das Schlimmste an ihm..." Remus schaute betreten zu Boden. Florence wies diese Charakterzüge ebenfalls auf, nur war sie etwas ausgeglichener oder konnte sich zumindest besser beherrschen. Die beiden waren sich wahrscheinlich wirklich viel zu ähnlich, als daß ihre Beziehung nicht einem Kriegsschauplatz gleichen konnte. "Flo, er betet den Boden an, auf dem du gehst. Und du liebst ihn doch auch, warum könnt ihr nicht einfach von vorn anfangen? Ob er nun der Dunkle ist oder nicht, ist doch egal, oder?" "Es würde wieder genauso laufen, wie das letzte Mal. Und was würde passieren, wenn es im Sommer nur eine Möglichkeit gäbe, die Tore der Hölle zu schließen? Was glaubst du, wie er es verkraften würde, wenn ich mich umbringen muß? Oder wenn ich es nicht tue, weil ich ihm nicht zu sehr wehtun will? Ich kann mir den Luxus eines Gefühlslebens nicht leisten, auch wenn ich es will. Wenn wir das hier überleben, werde ich nach Kanada gehen. Dort gibt es jemanden, mit dem ich besser auskommen würde. Ich müßte nur 'Ja' sagen... Ich bin wirklich eine Unglücksbringerin, nicht wahr?" Tränen schossen in ihre Augen und Remus schloß sie erneut in seine Arme. "Nein, bist du nicht... Es fällt bloß schwer, dich nicht zu lieben... Ich liebe dich ja auch irgendwie..." Er seufzte tief und schaute über den vereisten See hinweg, die weinende Florence noch immer in den Armen haltend.
Silvester verbrachten alle Lehrer und der Sirius - Hund gemeinsam im Lehrerzimmer, das zu diesem Zweck festlich geschmückt worden war. Severus ertrug die vielen Menschen um ihn herum kaum. Das letzte Mal, daß er sich aus seinem Büro heraus getraut hatte, um an einer anderen Massenversammlung als den Mahlzeiten teilzunehmen, war am zweiten Weihnachtstag gewesen. Das Stück und die Schauspieler waren nicht schlecht, aber er ertrug Florence' Nähe nicht. Auch zu den Mahlzeiten brauchte er fast immer eine Extraaufforderung von Albus Dumbledore, dem das Geschehen in seinem Büro am Heiligen Abend natürlich nicht entgangen war. Auch er war ein guter Schauspieler! Und sich schlafend zu stellen, war wahrlich keine Kunst. Severus hatte sich in eine dunkle Ecke gesetzt und beobachtete mißtrauisch die Party um ihn herum. Wenn er sich nur griesgrämig genug zeigte, würde selbst Dumbledore es ihm hoffentlich nicht verübeln, wenn er sich vorzeitig absetzte. Oh nein! Remus kam mit zwei gefüllten Rotweingläsern auf ihn zu! Panisch schätzte er den Weg bis zur Tür ab, doch da saß Sirius ihn anknurrend vor... Das war ein abgekartetes Spiel! "Keine Chance, zu entkommen, mein Freund!" Remus drückte ihm ein Glas in die Hand und setzte sich neben den vor Wut kochenden Severus. "Du ahnst ja gar nicht, mit was ich Si... Schnuffel bestechen mußte, damit er mir diesen Gefallen tut! Cheers!" Severus knurrte und trank einen Schluck Wein. Hoffentlich erwartete Remus jetzt keinen Small Talk von ihm... oder überhaupt irgendein Wort... "Nun, wie ist es denn da unten, so allein im Tiefgeschoß? Warm habt ihr es ja da unten, keine Frage... Ich habe in der letzten Woche ja oft genug vor deinem Büro gestanden und mir die Finger wund geklopft... Du solltest dir mal ein Schild anschaffen: 'Bitte nicht stören!' oder 'Bin zum Angeln!', das würde helfen... Oder du machst demnächst einfach mal auf, wenn jemand klopft!" "Wenn ich nicht aufmache, will ich nicht gestört werden." "Ah ja... Nun denn... Womit hat dich Dumbledore denn erpresst, daß du heute hier bist und nicht tief unten in den Eingeweiden des Schlosses dein Selbstmitleid pflegst?" fragte Remus provozierend und beobachtete Florence, die den beiden demonstrativ den Rücken zuwendete und sich mit Professor Sprout unterhielt. "Erstens pflege ich kein Selbstmitleid und Zweitens damit, bei Neville Longbottom's Nachhilfestunden von Florence anwesend sein zu müssen..." raunzte Severus und leerte schnell sein Glas in einem Zug. Wenn das Glas leer wäre, könnte e sich vielleicht doch noch von der Party verdrücken, Sirius wurde gerade von Sybill Trelawney gekrault und war abgelenkt. "Erstens liebst du es, dein Selbstmitleid ins Dramatische zu übersteigern und Zweitens brauchst du nicht so schnell zu trinken, ich habe die Flasche hier! Glas her!" Remus griff nach dem leeren Glas seines unfreiwilligen Gesprächspartners und füllte nach. "Was soll das hier werden? Willst du mich abfüllen und ärgern oder was?" Im Grunde tat es gut, mit irgendjemandem zu reden, aber Severus wollte es Remus nicht so einfach machen. "Abfüllen ja, ärgern nein. Du kannst dir ja eventuell denken, daß ich über Heiligabend Bescheid weiß... Hier geblieben!" Remus krallte sich tief in Severus' Unterarm, als dieser gerade aufspringen wollte und zog ihn zurück auf das Sofa, auf dem beide saßen. "Ich habe Flo dazu meine Meinung gesagt und ich sage sie dir auch: ich halte euch beide für völlig übergeschnappt: du tust, als würdest du nichts mehr von ihr wollen und zelebrierst dein Selbstmitleid, daß es zum Kotzen ist. Entschuldige, aber so sehe ich das. Und Flo ist auch nicht viel besser: sie schiebt alle möglichen Gründe vor, nur um ja auf Distanz zu bleiben. Ich weiß nicht, wie es damals zwischen euch war, Flo behauptet, ihr hättet euch fast nur gestritten, aber so schlimm kann es ja wohl nicht gewesen sein, wenn ihr euch heute immer noch gegenseitig so anschmachtet wie damals James und Lily!" Severus zog bei der Erwähnung von James Potter eine Grimasse, als hätte Remus ihm gerade vorgeschlagen, fritierte Flubberwürmer zu essen. Remus fuhr fort: "Ich mag euch beide, daß du nicht unbedingt mit Sirius auskommst, verstehe ich, aber ich hasse es, ständig zwischen euch dreien hin und her zu tänzeln! Wenn ich dir einen Vorschlag machen darf: setzt dich mit den beiden mal einzeln zusammen. Sirius ist zwar mindestens so ein sturer Esel wie du, aber er ist auch ganz in Ordnung. Ihr müßt euch ja nicht gleich anfreunden, aber..." "Remus, wenn du wert auf eine intakte Gesundheit legst, erspare mir deine Ratschläge. Ich habe es Dumbledore schon erklärt: ich gehe allen aus dem Weg, weil ich es so will. Ich habe ihm und den Schülern meines Hauses gegenüber Verpflichtungen, die ich erfüllen werde, und das war's. Mehr werde ich nicht tun. Wenn ich noch einmal zu Voldemort gerufen werden sollte, werde ich nach Möglichkeit dasselbe tun, wie schon in den letzten Jahren, ich erfülle meine Aufgabe im Plan und basta. Finde dich damit ab oder laß es." Severus stand auf und Remus hinderte ihn nicht daran, die Party zu verlassen. Severus hatte im Grunde recht: er erfüllte genug Aufgaben, um sich ein Privatleben, besonders nicht so ein schwieriges mit den beiden ehemaligen Rumtreibern und natürlich Florence leisten zu können. Allein die Leitung des Hauses Slytherin war ein Vollzeitjob, auch wenn es immer so aussah, als ob Severus seine Schüler nur mit Blicken schon im Griff hatte. Und die Todessergeschichte... es war nie wirklich sicher, daß er auch heil von den Treffen wiederkäme, besonders jetzt, wo er seit über einem Monat nicht mehr gerufen worden war. Die nächste Einladung könnte tödlich verlaufen... Remus versank in seinen Sorgen und Gedanken, bis Sirius seine Schnauze auf seinen Schoß legte und ihn fragend anblickte. "Es hat keinen Sinn. Die beiden müssen das selbst regeln. Und ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob es so, wie es jetzt ist, nicht doch am Besten ist... Immerhin wissen wir alle nicht, wer den Sommer überlebt und wer nicht. Oder überhaupt bis dahin..." erklärte Remus leise und kraulte den Hund hinter den Ohren. Sybill Trelawney hatte Remus und Severus beobachtet, ebenso Florence' Reaktion auf Severus' Abgang... Aber es war auch schwer nicht mitzubekommen, wie Florence erst ihr Glas fallen ließ und Professor Sinistra verzweifelt versuchte, die Rotweinflecken wieder aus dem Umhang zu bekommen. Sie ging hinüber zu der Fluglehrerin, die sich abseits in einen Sessel hatte fallen lassen und mit den Tränen kämpfte. "Mein Kind, was hattest du anderes erwartet? Natürlich mußte er gehen. Remus Lupin hätte ihm das Himmelreich anbieten können, und er wäre gegangen. Du mußt schon selbst mit ihm reden!" Florence blickte erstaunt auf und mußte blinzeln, als sie sah, wer da so mit ihr gesprochen hatte: "Sybill? Ist es so offensichtlich, was hier geschieht?" Sybill Trelawney zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben ihr hin. "Nun, auch wenn einige der Meinung sind, ich würde nur falsche Voraussagen machen, so bin ich doch dazu in der Lage, Fakten zu deuten und mit meinen Berechnungen und Ahnungen zu einem recht komplexen Bild zu verweben..." Sybill Trelawney wurde erst vor 14 Jahren in Hogwarts angestellt, lange nach der Schulzeit von Florence und Severus, auch nach der Zeit, die Florence in der Schule Asyl genoß. Aber es war ihr gut gelungen, die Zeichen zu deuten. Oder Albus hatte geplaudert. In Florence gefror alles zu Eis, nur ihre Ohren glühten und ihr Gesicht schien taub zu werden, als Professor Trelawney weitersprach: "Ich habe übrigens das Buch gefunden... Wäre es nach der Geschichte mit Professor Litigant nicht schlauer gewesen, es aus der Bibliothek zu nehmen?" "Ja, wahrscheinlich... Aber hier überschlugen sich die Ereignisse ja förmlich, darum hat wohl keiner von uns mehr daran gedacht..." Florence schluckte und starrte aus dem Fenster in die Silvesternacht. "Bald beginnt das Neue Jahr, das, indem sich alles ändern wird... Ich habe auch noch etwas anderes herausgefunden und Direktor Dumbledore hielt es für richtig, wenn ich es dir selbst sage!" aufmunternd tätschelte Sybill die Hände der jüngeren, deren volle Aufmerksamkeit sie nun genoß...
"Ein Frohes Neues Jahr wünsche ich dir, mein Giftmischer!" empfing Lord Voldemort den sehr nervösen Severus Snape. Es war kalt und windig an diesem Neujahrsmorgen und das Kaminfeuer in Voldemort's "Empfangshalle" wärmte nicht den ganzen Raum in dem verwitterten alten Gut. Severus nickte und sah sich der Panik nahe um: außer ihm war niemand zu sehen oder zu hören, er war mit dem Dunklen Lord allein. Es war gerade einmal ein halbes Jahr her, daß er zuletzt mit Voldemort allein war und die Folgen hatte er noch gut in Erinnerung. "Wurmschwanz hat sich sehr für dich eingesetzt... Sonst würdest du unser heutiges Treffen nicht überleben... Ich habe mir viel Zeit zum Nachdenken genommen und ich glaube dir, Wurmschwanz und meinem Freund Lucius. Albus Dumbledore beherrscht die dunklen Techniken und wendet sie nach Bedarf an, auch wenn er es nie öffentlich zugeben würde. Und er hat einen Narren an dir gefressen, ebenso wie ich!" Die Fratze auf dem "Thron" vor Severus verzog sich zu einem grausamen Grinsen. "Außerdem: neues Jahr, neues Spiel, nicht wahr?" Severus schluckte. In Hogwarts hatte sich heute morgen noch niemand gerührt gehabt, wenn er nicht wiederkommen würde, wußte niemand, wohin er gegangen war. Alle würden glauben, Severus sei aus gekränkter Eitelkeit verschwunden... Lord Voldemort schien die Gedanken seines Gegenübers gelesen zu haben, denn er lachte höhnisch auf: "Ja, ich habe dich so früh gerufen, damit keiner davon etwas erfährt, wo du hingehst... Und so werde ich es auch in Zukunft tun: ich bin es leid, daß Dumbledore stets weiß, wo du bist! Unsere neue Allianz bleibt unter uns, oder ich werde für deinen langsamen und unangenehmen Tod sorgen, Spion!" Neue Allianz? Severus überlegte fieberhaft, kam jedoch zu keinem Ergebnis, was damit gemeint sein könnte. Seine Zunge war wie gelähmt, als er Voldemort nach einigen Sekunden der Stille danach fragte, denn nur das konnte er mit seinem Schweigen bezweckt haben: "Was habe ich unter einer neuen Allianz zu verstehen, Meister?" Der Dunkle Lord lehnte sich mit kaltem Grinsen vor und seine Worte schnitten die Luft wie Schwerter aus Eis: "Daß du ab sofort nur noch für mich spionierst! Für Dumbledore bist du nie gerufen worden, verstanden? Ich habe Aufgaben für dich, die du erfüllen wirst oder er kann sich nach einem neuen Hauslehrer für Slytherin umschauen! Und das könnte schwierig werden..." Severus mußte nicht lang überlegen, bis er das Angebot annahm. Albus Dumbledore hatte ihn oft genug betrogen, warum sollte er nicht auch sein eigenes Süppchen kochen? Wenigstens mußte er dann nicht so oft quer durch das Schulgebäude laufen, um Bericht zu erstatten: "Es wird mir eine Freude sein, Euch wieder zu dienen, Meister!"
"Lucius Malfoy ist noch unser Untergang! Was Voldemort nicht selbst schafft, erledigt Malfoy für ihn!" fluchte Albus Dumbledore laut in seinem Büro und erschreckte damit seine Besucher. Remus, Sirius in Menschengestalt und Florence waren ihm vom Frühstückstisch bis in sein Büro gefolgt, nachdem der Direktor schon in der Großen Halle fast einen Wutanfall bekommen hatte. Noch immer hielt er den Brief des Ministeriums in den Händen und schaute immer wieder auf die feinsäuberlich geschriebenen Zeilen, als könnte sich der Inhalt dadurch ändern. "Was hat er denn nun angerichtet?" fragte Sirius wütend, da er schlimmstes befürchtete. "Hat er dich etwa entlassen?" fragte Remus besorgt, nur Florence schwieg. "Lest selbst!" rief Albus Dumbledore vor Wut kochend und drückte seiner Nichte den Brief in die Hand, bevor er nervös und wütend seine Runden um den Schreibtisch zog. Florence las erstaunt den Brief, bevor sich ihre Miene verfinsterte und sie wütend schnaubte: "Das kann er doch nicht tun! Sitzen im Schulbeirat nur noch Marionetten?" Remus zog ihr den Brief aus den Händen, bevor sie ihn in ihrer Wut noch völlig zerknüllte und las ihn selbst, währen Sirius über seiner Schulter hing und mitlas: "Sehr geehrter Direktor Dumbledore, mit heutigen Erlass ist es in Zukunft nur noch Kindern aus reinblütigen Zaubererfamilien gestattet, an dem Unterricht Ihrer Schule teilzunehmen. Die bereits aufgenommenen Kinder aus Muggel- und Mischlingsfamilien können vorläufig weiter unterrichtet werden, entsprechende Vorbereitungen für eine komplette Bereinigung ihrer Schülerschaft laufen. Sobald in meinem Ministerium die Abteilung zur Unterdrückung magischer Fähigkeiten bei Mischlingen und Muggelgeborenen ihren Dienst aufnimmt, werden auch diese nicht mehr in Hogwarts unterrichtet werden müssen. Mit besten Wünschen Lucius Malfoy - Zaubereiminister Britanniens" "Das kann doch wohl nicht wahr sein!" rief Sirius entrüstet aus und der erbleichte Remus legte vorsichtig den Brief auf den Schreibtisch, als würde es sich dabei um hochexplosiven Sprengstoff handeln. "Severus hatte recht: Lucius Malfoy fühlt sich auf dem Höhepunkt seiner Macht! Und wir haben uns gefragt, warum er nicht schon mehr Schaden angerichtet hat..." sinnierte Florence, als Dumbledore sie unterbrach: "JA! Er hat im Stillen diesen Unfug verzapft, etwas Schlimmeres konnte er ja kaum anrichten! Wenn wir nur noch Reinblütige unterrichten dürfen, ist das schon schlimm genug, aber die magischen Talente von allen anderen zu unterdrücken, ist eine schlicht unglaubliche Schande! Wo steckt Severus überhaupt?" "Er war noch in der Großen Halle, als wir dir folgten... Ich weiß nicht, warum er nicht mitkam, er redet mit uns ja nicht mehr." antwortete Remus, während Sirius und Florence sich betreten ansahen. Es war bereits Ende Januar und Severus verkroch sich immer noch in seinem Büro oder seinem Unterricht. Jeden Sonntagnachmittag, wenn Florence mit Neville Longbottom in die Kerker ging, um ihm Nachhilfe in Zaubertränken zu geben, war das Labor bereits geöffnet, so daß sie nie fragen mußte. Severus ließ sich nur noch höchst selten bei den Mahlzeiten blicken und sonst außerhalb des Unterrichts sahen ihn höchstens noch die Slytherins. Auch zu dem letzten Quidditchspiel war er nicht erschienen, obwohl die Mannschaft seines Hauses gegen Hufflepuff spielte und 230:40 gewann. Harry, Ron und Hermine zufolge verhielt er sich im Unterricht wie früher: cholerisch, mies, ungerecht, sarkastisch, allerdings nicht auffälliger als sonst. Es war einfach so, als hätte er mit den anderen einfach nur nichts zu tun und ein Freund von Small Talk war er noch nie gewesen. "Ich werde ihn heute nach dem Unterricht zu mir rufen. So geht das nicht weiter..." Albus Dumbledore hatte sich vorläufig wieder beruhigt, auch wenn er innerlich noch kochte. Es mußte doch eine Möglichkeit geben, das Ganze noch mindestens bis zum Sommer hinauszuzögern, denn auch Harry war nicht von reinem Blut. Und wenn er von den Leuten des Ministeriums bearbeitet werden würde, bevor... Nicht auszudenken! "Und ihr solltet eure Schüler nicht warten lassen, Remus, Flo... Sirius, für dich habe ich eine andere Aufgabe! Ich brauche deine Fähigkeiten als Hund!"
"Du wolltest mich sprechen?" fragte Severus mies gelaunt, als er in Dumbledore's Büro eintrat. "Ja, allerdings! Setzt dich, ich habe schlechte Neuigkeiten!" erwiderte Dumbledore und drückte ihm den Brief vom Ministerium in die Hand. "Lies!" Severus Snape setzte sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch und las mit ausdrucksloser Miene die Mitteilung durch. Danach drehte er das Blatt, als könnte auf der Rückseite noch der Vermerk stehen: "Dies ist nur ein schlechter Scherz" "Und was sagst du dazu?" Albus Dumbledore hatte sich zurückgelehnt und sein Bart lag wie ein silbrig - weißer Teppich auf seinem Oberkörper und Bauch. Seine Hände hatten sich in stiller Wut in den Armlehnen verkrallt. Die Stille, die nun folgte, war so spannungsgeladen wie an dem Tag, als Remus und Sirius in Hogwarts eintrafen. "Was soll ich schon dazu sagen? Lucius Malfoy ist ein Wahnsinniger, aber das war uns ja bekannt." sagte Severus leise, als er sich vor beugte und den Brief auf dem Schreibtisch vor ihm ablegte. "Wußtest du von der Geschichte?" fragte Dumbledore gereizt. "Nein, woher auch?" entgegnete Severus erstaunt und blickte seinen Mentor fragend an. "Severus, du sollst mich nicht belügen! Ich glaube dir kein Wort, daß Voldemort dich noch nicht wieder zu sich gerufen hat! Die Hauselfen haben schön öfters in den letzten Wochen gesehen, wie du frühmorgens das Schloß verläßt!" "Direktor Dumbledore," begann Severus und wurde offiziell, "ich habe keine Ahnung, was die Hauselfen Ihnen so alles erzählen. Ich arbeite nicht für Minister Malfoy oder gar Lord Voldemort. Wenn ich das Schloß verlasse, habe ich dafür private Gründe, die Sie, verzeihen Sie bitte, nichts angehen!" Nun fiel Albus alles aus dem Gesicht: ungläubig starrte er Severus an und schluckte. Er stand doch nicht schon wieder unter dem Imperiumsfluch? Eine Hauselfe stellte ein Tablett mit Tee auf den Schreibtisch und verschwand schnell in einem der Geheimgänge, die nur die dienstbaren kleinen Geister in Hogwarts kannten. Durch diese kurze Ablenkung hatte er den Blick von Severus genommen, der scheinbar ungerührt vor ihm saß. Als er den Zaubertranklehrer wieder anblickte, stutzte er kurz, bevor er sagte: "Es hätte ja sein können. Man sieht von dir in letzter Zeit nicht viel und da liegt der Verdacht nahe, daß es sich um etwas handeln könnte, daß uns auch betrifft, wenn du so geschäftig bist. Im Übrigen bin ich mit deiner Anwesenheit in der Öffentlichkeit nicht zufrieden. Ich verlange, daß die Hauslehrer zu allen Mahlzeiten anwesend sind, und erst recht, wenn die Quidditchmannschaften ihrer Häuser spielen. Es war neulich ein sehr gutes Spiel. Draco Malfoy macht sich als Sucher..." "Wie du meinst... Ich werde häufiger zum Essen kommen, aber die Hauselfen sollten in Zukunft ihre Nasen aus meinen Angelegenheiten raushalten, Albus... Es gibt Dinge, die keinen von euch etwas angehen."
Es klopfte leise an der Bürotür, als Severus noch spätabends Hausaufgaben korrigierte. "Ja, herein..." sagte er gedankenverloren und legte die Feder ab. Wahrscheinlich nur Draco Malfoy oder Kevin Rabanus... "Guten Abend Severus! Du besserst dich!" begrüßte ihn Remus Lupin freudig lächelnd und schloß die Tür hinter sich wieder. Ungläubig betrachtete Severus den Aufsatz, den er gerade durchsah: er war von Hermine Granger und er stand wie vor ein paar Wochen wieder vor dem gleichen Problem: Punkte abziehen für simples, aber fehlerfreies Zusammentragen der Fakten aber keinerlei Verständnis für die Materie an sich, als Remus seine Räume betrat. "Wenn du deinen Trank willst, den habe ich heute Morgen einer Hauselfe in die Hand gedrückt..." versuchte er den Werwolf abzuwimmeln. "Oh, den habe ich auch sofort erhalten, darum geht es nicht. Ich habe ein anderes Problem. Flo und ich haben mit Harry Potter Angriffs- und Verteidigungsflüche geübt, aber wir kommen nicht weiter. Die Todesser verwenden einige Flüche, die wir nicht genau kennen. Es wird Zeit, daß du dich auch um die Ausbildung des Jungen kümmerst, die Zeit läuft uns sonst davon!" erwiderte Remus freundlich und setzte sich auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch. "Nun ja, ich bin ziemlich beschäftigt und habe nicht allzuviel Zeit. Es gibt sicher auch noch andere Wege." bemerkte Severus knapp und griff wieder nach seiner Feder. "Du verstehst nicht richtig: Albus erwartet, daß du ihn unterrichtest! Du wirst sicher einen Termin finden. Harry ist sehr flexibel, was die Zeiten angeht!" Remus lächelte immer noch freundlich, auch wenn er langsam wütend wurde. Severus überlegte kurz, dann antwortete er: "Sonntagnachmittags kann ich nicht ins Labor, da hätte ich unter Umständen Zeit..." "Gut, dann werde ich das Harry morgen ausrichten." Remus war enttäuscht: Severus hatte den einzigen Termin in der Woche gewählt, an dem Florence wegen der Nachhilfe für Neville nicht mitmachen konnte. Samstags waren sowohl Florence wie auch Harry mit der Flugnachhilfe beschäftigt, aber die hätte man unter Umständen ja auch verschieben können, dann hätten beide Zeit gehabt... Er wünschte Severus noch eine gute Nacht und verließ das Büro. Auf dem Weg in seine eigenen Räume schüttelte er nachdenklich den Kopf. Er hatte noch immer nicht völlig die Hoffnung aufgegeben, Florence und Severus zusammen zu bringen. Aber beide waren tunlichst darauf bedacht, sich so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen...
"Sind Sie sicher, daß er kommen wird?" fragte Harry Remus am folgenden Sonntag, als sie zusammen in einem leer geräumten Klassenzimmer auf Severus warteten. "Ja, Harry. Er hatte mich heute Morgen noch einmal nach dem Klassenraum gefragt. Er wird kommen." antwortete Remus und blickte aus dem Fenster. Der Schnee war schon vor 3 Wochen geschmolzen, aber es war immer noch eisig kalt draußen. Sirius war wieder irgendwo dort im Verbotenen Wald für Dumbledore unterwegs und würde heute Abend wieder ein heißes Bad verlangen, was sich manchmal etwas schwierig gestaltete. Es war nicht erlaubt, Haustiere mit in das große Badezimmer für die Lehrkräfte mitzunehmen. Und erst recht nicht, sie zu baden. Die Klassentür öffnete sich und ein schlecht gelaunter Severus Snape trat grußlos ein. Schlecht gelaunt war er zwar nicht zuletzt aufgrund der folgenden Stunden, die er mit Harry Potter friedlich in einem Raum zusammensein mußte, sondern auch, weil er auf dem Weg nach oben Florence begegnet war. Und sie hatte ihn freundlich gegrüßt, während Neville Longbottom fast an die Wand des Flures gesprungen war, als er an ihnen vorbeirauschte. Er hatte gehofft, daß er ihr durch den Sonntagstermin gänzlich entgehen könnte, da sie in den letzten zwei Wochen jedesmal an seiner Tür geklopft hatte und nach verschiedene Zutaten aus dem Giftschrank fragte. "Was wurde bisher geübt?" fragte er knapp und wandte sich damit an Remus. Drei Stunden später fühlte sich Harry, als wäre er unter einen Bus gekommen. Professor Snape hatte ihm so vieles erklärt und üben lassen, daß er sich völlig ausgelaugt fühlte. Die Dunklen Künste waren anstrengender, als er erwartet hatte. Und sie vergifteten einen auf Dauer, hatte er das Gefühl. "Ich denke, das reicht für heute. Harry, geh schon einmal vor zum Abendessen, ich muß noch kurz mit Professor Snape reden!" beendete Remus Lupin die Sitzung und Harry wankte benommen aus dem Raum. Kaum war die Tür wieder geschlossen, fuhr er Severus an: "Was hast du dir dabei gedacht? Denkst du, er könnte innerhalb von einem Nachmittag alles lernen? Oder wolltest du dir den Cruciatus für nächste Woche aufheben?" "Den und die beiden anderen Unverzeihlichen." entgegnete Severus seelenruhig und ordnete seinen Umhang neu. "Bist du wahnsinnig? Du weißt doch genau, daß die verboten sind! Und einiges von dem, was du heute in petto hattest, gehört mit auf diese Liste!" fauchte Remus. Er konnte einfach nicht glauben, wie kühl Severus Harry in einigen der widerwärtigsten Flüche unterrichtet hatte, als ob sie nichts weiter als simple Verwandlungszauber seien. Und Harry hatte sie erstaunlich schnell erlernt. "Er wird alles gebrauchen können, was er erhalten kann. Wenn sowieso nicht alles umsonst ist, immerhin scheint Albus mit seiner Verzögerungstaktik das Ministerium nur unwesentlich zu behindern. Bald wird die Abteilung zur Unterdrückung magischer Fähigkeiten ihren Dienst aufnehmen und Harry Potter wird zu den ersten gehören, deren Gedächtnis geändert wird." erklärte Severus ruhig und in seinen Augen funkelte es seltsam.
