Kapitel 25 - Zwischen allen Stühlen von Molly
Anmerkung: Was genau in dieser Nacht geschieht, reiche ich nach... fg Mir ist im Moment vor allem der Fortgang der Story wichtig, bevor mir noch mehr wirres Zeug einfällt und das Ganze biblische Ausmaße annimmt... (und wozu habe ich mir jetzt das Büchlein angeschafft?) Molly =)
Mit einem unterdrückten Schmerzensschrei wachte Severus Snape an diesem Morgen auf und presste sofort eine Hand auf das brennende Todessermal an seinen linken Unterarm. Voldemort! Irritiert schaute sich Severus um und brauchte einige Sekunden, um sich zu orientieren - dies war Florence' Zimmer, die Möbel standen anders und die ersten Sonnenstrahlen drangen durch die nur hastig zugezogenen schweren Samtvorhänge... Florence zwinkerte, langsam erwachend und sah ihren Liebhaber der letzten Nacht seine Kleidungsstücke vom Boden aufsammeln. "Was ist los?", brummelte sie und richtete sich etwas im Bett auf. "Voldemort ruft mich - ich muß mich beeilen!", flüsterte Severus und stürzte halb angezogen auf die Tür zum Gang zu, als er sich es noch einmal anders überlegte und zurückkehrte. "Ich liebe diesen verschlafen Ausdruck in deinem Gesicht!", er beugte sich zu einem flüchtigen Kuss hinunter. "Es ist fast noch Nacht... Was will er denn bloß?", fragte Florence und schüttelte den letzten Schlaf von sich. "Wenn ich nicht wegkomme, werde ich es nicht erfahren! Ich melde mich, sobald ich zurück bin!" Mit diesen Worten verließ er hastig Florence' Räume, ein dumpfes Poltern verriet ihm beim Hinausstürzen, daß Florence immer noch zuerst aus dem Bett fiel, anstatt einfach aufzustehen... Vor dem völlig zerwühlten Bett auf dem Boden sitzend starrte Florence ihm einige Sekunden nach... Sie fühlte sich plötzlich leer und gleichzeitig erfüllt von einem neuen Gefühl, eines, daß sie noch nie verspürt hatte... *** Er war so schnell es nur ging, in seine Räume gerannt und seinen Besen geholt, um eine Stelle außerhalb der Bannmauern Hogwarts zu erreichen. Er wußte sehr wohl, warum der Dunkle Lord ihn gerufen hatte - die letzten Vorbereitungen zur "Befreiung" Askabans mußten getroffen werden. Und er, Severus Snape, hatte seine Aufgabe noch nicht zu Ende geführt. In den Kellern des Anwesens seines Gebieters brodelte ein Kessel, der noch auf die letzten Zutaten wartete. Der Trank, den er braute, sollte den noch gefangenen Todessern ihre Menschlichkeit zurückgeben, die ihnen die Dementoren im Laufe der letzten Jahre entzogen hatten. Es hatte Wochen gedauert, bis Severus die richtige Rezeptur im Kopf entworfen hatte. Weitere Wochen waren vergangen, in denen er unauffällig die Zutaten organisieren mußte. Zum Teil konnte er sie unter dem Deckmantel seines Forschungsauftrages für das St. Mungo - Hospital direkt beim Ministerium bestellen, andere Zutaten mußte er anonym in der Nocturngasse erstehen, wieder andere hatte Lucius Malfoy für ihn besorgt - eine Zusammenarbeit, die Severus an die Grenzen seiner seelischen Belastbarkeit geführt hatte. Der Trank stand kurz vor der Vollendung, es war auch höchste Zeit, wollte Severus nicht erneut einen Cruciatus - Fluch seines Gebieters erdulden. Schmerzen waren seit je her Severus' Wegbegleiter gewesen, auf die er nur zu gern verzichtet hätte, besonders nach der letzten Nacht. Schmerzen waren ohne Hoffnung besser zu ertragen, da sie einer versteinerten Seele zumindest eine Art von Lebendigkeit aufzeigten. Doch nun hatte Severus' Hoffnung geschöpft und seinen totgeglaubten, automatisierten Körper auf andere Weise gespürt - Schmerz würde nun wieder zu der Qual werden, die sie für ihren Verursacher auch bei jemandem bewirken sollte. In der Zuflucht des Dunklen Lords herrschte dieselbe rege Betriebsamkeit wie früher, als noch niemand etwas von Harry Potter wußte. Als Severus dort mitten auf einem Korridor apparierte, sprang eine Gruppe von Todessern schreckhaft zurück, er war direkt vor ihnen erschienen, groß und vermummt wie er war, wirkte er noch bedrohlicher als in seinem Unterricht für Neville Longbottom... Severus wendete sich von der Gruppe ab und blickte sich zur Orientierung um, dann ging er auf eine große, verwitterte Tür zu, hinter der der Empfangssaal Lord Voldemorts lag. Unaufgefordert trat er ein, was die Gruppe von offensichtlich wesentlich "niederrangigen" Todessern zu heftigem Getuschel veranlaßte. Warum sollte er auch klopfen? Immerhin war er gerufen worden und sein Stand innerhalb der bestialischen Rangordnung der Anhänger des Lords maßen ihm Rechte zu, wie sie sich andere nur erträumen konnten. Severus war sich dessen nur zu bewußt und genoß und fürchtete seinen Rang zugleich. Irritiert bemerkte er die Anwesenheit eines anderen Todessers im Raum. "Ihr habt nach mir gerufen, Meister?" "Ah, mein Giftmischer! Ja, ich habe Dich erwartet. Meine treue Beraterin hier teilte mir mit, daß du den Trank für meine treuesten Gefährten noch heute fertigstellen solltest! Noch vor Neumond, um die Kräfte stärker zu bündeln!", schnarrte Lord Voldemort und lächelte kalt. 'Humbug!', dachte Severus bei sich, antwortete aber diplomatisch: "Bis dahin ist noch etwas Zeit, Meister, aber ich kann den Trank noch heute fertigstellen, ich habe eine neue Lieferung an Zutaten erhalten!" "Nun denn, frisch ans Werk, Giftmischer!", entließ ihn der Dunkle Lord und Severus deutete eine Art Verbeugung an... Er hatte immer noch nicht herausgefunden, wer die neue Beraterin war, aber es war in jedem Fall keine ihm bekannte Hexe - vielleicht aus dem Ausland? Nein, dafür war der Akzent zu britisch... In angemessener Geschwindigkeit zog sich Severus Snape, der Giftmischer Lord Voldemorts aus dem Audienzsaal zurück und eilte auf dem schnellsten Weg in das eigens für ihn eingerichtete Labor im Keller, um sein Werk zu vollenden. *** Florence Farstalker saß bereits eine Weile meditierend auf einer Lichtung im Verbotenen Wald, als hinter ihr drei Gestalten das Dickicht des Bäume verließen. Sie drehte sich nicht um, denn sie wußte, wer sie waren. Sie schwieg, straffte aber ihren Körper, um zu signalisieren, daß sie sich der Anwesenheit der Anderen bewußt war. "Du hast es also getan?", sang eine sanfte weibliche Stimme, die ihr nur zu vertraut war. "Ja.", antwortete Florence. "Und bist du nun zufrieden?", sang eine männliche Stimme. Florence schwieg. War sie zufrieden mit ihrem fast gescheiterten Schachzug, den sie gerade noch im letzten Moment machen konnte? "Du bist dir nicht sicher, stimmt's?", fragte die Frau wieder fast singend. Florence mußte nicht überlegen, bevor sie antwortete: "Nein, ich bin mir nicht sicher... Aber wer sagt, daß dies nicht im Sinne der Prophezeiung war?" Nun mischte sich eine tiefe, fast donnernde Stimme ein: "Ihr spielt schon genug mit den Elementen herum. Es ist schwer geworden, die Zukunft zu enträtseln!" Eine Art Fauchen entrang sich Florence' Kehle, bevor sie nur mit Mühe unterdrückter Wut entgegnete: "Es war doch immer schwer, die Zukunft zu enträtseln, oder etwa nicht?" Was sie taten, war immerhin zum Wohle aller lebender Geschöpfe auf der Erde. Wenn sie nicht einiges veränderten, standen ihre Chancen noch schlechter, als ehedem. "Die Zentauren sind sich nicht einig in der Auslegung der Sterne, Astaldoadarien, zuviel ist in Bewegung geraten durch unser Zutun...", sang wieder die Frau sanft und Florence verspürte einen Stich im Magen. Es war lange her, daß sie jemand bei ihrem richtigen Namen genannt hatte... Und sie war sich nicht sicher, ob sie darüber erfreut oder verärgert sein sollte. "Was ist mit dem Gesandten? Sirius hat schon lang nichts mehr von ihm gehört!", wechselte sie das Thema und ballte unbewußt die Fäuste. "Es geht ihm gut. Aber ob er Erfolg hatte, ist noch nicht gewiß. Sie wollten sich beraten und uns unterrichten, sobald sie zu einem Schluß gekommen sind. Den Gesandten schickten sie zu uns zurück, denn sie rechnen nicht mit einer schnellen Entscheidung.", sang nun wieder die männliche Stimme fast emotionslos. Florence schluckte. Das hörte sich nicht gut an! "Wo ist er nun?" "Er erholt sich bei seinen achtgliedrigen Freunden von den Strapazen der Reise. Sobald er sich erholt hat, möchte er seine alte Position wieder einnehmen.", sang nun wieder die weibliche Stimme. "Ja, das ist auch in unserem Sinne. Nuquernalainion braucht ihn.", entgegnete Florence und dachte an ihren Onkel und die vielen Gespräche, die sie in letzter Zeit in seinem Büro geführt hatten, wobei sie es allerdings peinlichst vermieden hatte, auf ihre eigene, sehr ungewöhnliche Tat einzugehen. Es reichte, wenn ihre drei derzeitigen Gesprächspartner ihr dafür Vorwürfe machten. Am häufigsten hatten sie über Harry Potter gesprochen, dem ehemals übermütigen und lebenslustigen Jungen, der in den letzten Jahren so oft mit Lord Voldemort zusammengestoßen war, so viele in seiner Umgebung verloren hatte und immer noch fröhlich geblieben war. Doch seit dem Verschwinden von Hagrid hatte er sich verändert. Er war ernster geworden, zu ernst für sein Alter. Das hing zwar auch mit dem Verteidigungstraining von Severus und Remus zusammen, aber es wurde Zeit, daß Hagrid zurückkehrte. "Die Zeichen stehen auf Sturm, Florence, Wanderin zwischen den Welten!", donnerte nach einer kurzen, betretenen Pause der Zentaur los. "Ich weiß, Askaban wird in den nächsten Tagen fallen.", seufzte Florence und reckte sich erneut, als könnte sie damit das unangenehme Gefühl, das sich in ihr ausbreitete, abschütteln, "Sollen wir eingreifen und es verhindern?" "Es ist nicht mehr zu verhindern. Wenn ihr es versuchen solltet, wird es nur unnötig viele Tote geben und die Reihen der Menschen wären geschwächt. Ihr braucht alle Kräfte, die ihr bis zum Tag der Bestimmung sammeln könnt.", sang nun wieder die männliche Stimme fast bedauernd. "Und du weißt, daß wir uns noch nicht an eure Seite stellen können, sichtbar für die Anhänger des finsteren Lords...", ergänzte die Frauenstimme. Obwohl Florence sich vorgenommen hatte, fest und ernst zu bleiben, liefen ihr die Tränen über das Gesicht, als sie sich nach einer kurzen Pause umdrehte und den dreien ins Gesicht schauen wollte, Hilfe brauchte, wie selten zuvor in ihrem Leben. Doch hinter ihr war niemand mehr. *** "Ist Severus schon zurück?", fragte Florence, als sie an diesem Abend das Büro ihres Onkels betrat. "Nein, noch nicht. Und ich fürchte, wir werden ihn einige Tage auch nicht mehr zu sehen bekommen!", antwortete Albus Dumbledore und hielt einen Brief hoch, der am Nachmittag per Eule eingetroffen war. Florence nahm den Brief entgegen und las: "Sehr geehrter Direktor Dumbledore, mit Bedauern muß ich Ihnen mitteilen, daß ich aufgrund dringender privater Angelegenheiten diese Osterferien nicht in Hogwarts verbringen kann. Spätestens zu Schulbeginn werde ich allerdings wieder meinen Tätigkeiten als Hausvorstand von Slytherin nachgehen können. Severus Snape PS: Bitte richten Sie Miß Parkinson und Mister Malfoy aus, daß sie sich mit allen Angelegenheiten an Sie wenden können, wie wir es bereits im Falle eines solchen Notfalls früher besprochen haben." Florence runzelte die Stirn und schaute ihren Onkel fragend an, während sie den Brief auf seinen Schreibtisch legte. Albus Dumbledore seufzte leise und nahm den Brief in die Hand: "Was er hier schreibt, bedeutet, daß Voldemort ihn nicht gehen läßt, bis die 'Befreiung' Askabans geschehen ist und er selbst kein genaues Datum kennt. Der Hinweis auf Draco Malfoy bedeutet, daß wir ihn auf keinen Fall vor die Tore von Hogwarts gehen lassen dürfen, da Severus befürchtet, daß er dann sofort von seinem Vater entführt und zum Todesser gemacht wird." Florence rauschte das Blut in den Ohren und sie spürte, wie sämtliche Farbe ihr ohnehin schon blasses Gesicht verließ. "Und was dich besonders beunruhigen wird ist die Tatsache, daß der abgemachte Code für 'Ich bin in Sicherheit, ich komme in jedem Fall zurück' nicht in diesem Brief steht.", fuhr Dumbledore fort und wagte es kaum, seiner Nichte in die Augen zu schauen, die sich gerade anfingen, mit Tränen zu füllen. Florence schluchzte laut auf, bevor sie sich sammelte und Albus von ihrem Treffen im Wald berichtete, wohlweislich die letzte Nacht verschweigend. Einen Großteil konnte sich Albus Dumbledore, der größte Zauberer seiner Zeit, sowieso schon denken. Aber eben nicht alles. *** Es war nicht unbedingt ein Zufall, daß Rubeus Hagrid genau am selben Tag wieder in Hogwarts erschien, als auch Askaban von Todessern gestürmt wurde und sich die Dementoren auf die Seite Voldemorts schlugen. Doch gerade deshalb gab es kein Festmahl, wie es Ostern üblich war oder zu der Rückkehr des verloren geglaubten Wildhüters angebracht gewesen wäre. Schüler wie Lehrer waren entsetzt, wenn auch zumindest einige unter ihnen damit gerechnet hatten. Albus Dumbledore zog sich nach dem Abendessen allein in seine Räume zurück und war für niemanden zu sprechen. Florence Farstalker kontrollierte noch einmal den Vorrat an der Droge, die die Cruciatus-Opfer im St. Mungo - Hospital heilen sollte, bevor sie sich zu ihren alten Schulfreunden Sirius Black und Remus Lupin in deren Räume begab. Sie sprachen diesen Abend nicht viel, aber sie waren zusammen und stärkten sich damit gegenseitig. Harry Potter, Hermine Granger und Ron Weasley saßen zusammen in Hagrid's Hütte und versuchten, sich von Hagrid aufmuntern zu lassen, indem sie sich von ihm die Abenteuer der letzten Monate erzählen ließen. Draco Malfoy saß lang wie versteinert im Gemeinschaftsraum der Slytherins und antwortete nicht, wenn ihn jemand ansprach. Das erste Mal rührte er sich wieder, als Kevin Rabanus im Schlaf laut aufschrie und eine seiner Visionen hatte. Draco war zur Stelle, um ihn aufzuwecken und zu trösten, auch wenn er selbst innerlich vereist zu sein schien. Am nächsten Morgen war im Tagespropheten zu lesen: "Askaban gefallen! Die Anhänger desjenigen, der nicht genannt werden darf, eroberten am gestrigen Ostersonntag gegen halb 4 nachmittags die Gefängnisinsel Askaban, wo viele verurteilte Todesser inhaftiert waren. Der Angriff dauerte kaum eine halbe Stunde, dann hatten ca. 250 Todesser die Festung erobert. Ihnen zu Hilfe kamen die dort angestellten Dementoren, die sich in einem Akt niederträchtigsten Verrats auf die Seite des Dunklen Lord schlugen und den Todessern die Tore öffneten. Die wenigen Auroren, die das Ministerium für Zauberei zur Unterstützung der Wachen abgestellt hatte, waren in kurzer Zeit getötet worden. Zu beklagen sind 15 Auroren, die im Dienste der Allgemeinheit einen tapferen aber aussichtslosen Kampf schlugen und letztendlich verlieren mußten. Der 'Tagesprophet' spricht den Familien der Opfer, die vorerst nicht genannt werden sollen auf Wunsch des Ministeriums, sein tiefstes Mitgefühl aus. "Diese Opfer wären nicht nötig gewesen, wenn nicht einige wenige nach dem Angriff auf Hogwarts darauf bestanden hätten, zusätzlich Menschen zur Bewachung der inhaftierten Verbrecher abzustellen!", äußerte sich Zaubereiminister Lucius Malfoy in einem Interview mit dem TP, "Wir konnten nicht ahnen, daß Sie - wissen - schon - wer jemals so weit gehen würde! Und wie wir nun wissen, hätten wir es mit allen verfügbaren Auroren auch nicht geschafft, die Angriffswelle zu stoppen, im Gegenteil, es wären nur mehr Opfer dabei herausgekommen! Und es wären gar keine gewesen, wenn wir Askaban wie in den langen Jahren zuvor nur von den Dementoren hätten bewachen lassen!" Der Verlust von Askaban allein sei schon schlimm genug, daß die Dementoren übergelaufen seien, nicht erwarten zu gewesen, doch die 15 zu beklagenden Opfer waren unnötig, erklärte Minister Malfoy weiterhin, "Und ich frage mich, ob es einen Sinn hat, diese Opfer posthum zu ehren, wo ihr Tod doch so wenig genutzt hat!" Der Direktor Hogwarts, Albus Dumbledore, der seit dem Angriff im letzten November auf seine Schule als treibende Kraft hinter der Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen in Askaban gilt, war für den TP nicht zu sprechen, ebenso wenig seine engsten Mitarbeiter und Vertrauten. Alastor Moody, auch 'Mad Eye Moody genannt, ehemaliger und derzeitig pensionierter Auror war hingegen zu einem kurzen Statement bereit: "Was heißt hier, der Angriff kam überraschend? Wir wußten seit fast 3 Jahren, seitdem Harry Potter Zeuge der Wiederauferstehung von ... (Anmerkung der Redaktion: Mr. Moody nennt hier den Namen von Sie - wissen - schon - wem) war, daß er vorhatte, Askaban unter Kontrolle zu bringen! Doch während Cornelius Fudge sich noch durch sein Nichtstun selbst disqualifizierte, geht Malfoy gleich einen Schritt weiter: er arbeitet ... noch direkt in die Arme! 15 Auroren, die alle noch nicht einmal ein Jahr nach ihrer Ausbildung dabei waren als zusätzlichen Schutz abzustellen und erfahrenere Kräfte über die Feiertage in den Urlaub zu schicken war nur eine von vielen 'Glanzleistungen', die sich unser neuer Minister bisher geleistet hat! Und wagen sie es nicht, Albus Dumbledore in irgendeiner Form für den Tod der Grünschnäbel verantwortlich zu machen! Immerhin war er einer der wenigen, die überhaupt die Gefahr erkannten und vor ihr warnten!" Zur Zeit ist die Insel Askaban in fester Hand der Anhänger des Dunklen Lords, weshalb der TP nicht tiefergehend an Ort und Stelle recherchieren kann, doch macht man sich Augenzeugen, die die Insel überflogen haben, zufolge scheinbar zum Aufbruch bereit..." Auf drei weiteren Seiten waren Interviews mit verschiedenen Mitarbeitern des Ministeriums und entsetzter Hexen und Zauberer zu lesen. In der Großen Halle saßen die Schüler in kleineren Grüppchen versammelt und lasen gemeinschaftlich in verschiedenen Exemplaren des Tagespropheten, was genau sich am Vortag abgespielt hatte. Unter den Slytherins hatten sich verschiedene Gruppen gebildet: zum Einen diejenigen, die ihre Freude kaum verhehlten, dann wieder Andere, die entsetzt zu sein schienen. Als Draco Malfoy mit Kevin Rabanus an der Hand zum Frühstück erschien, wurde es still. Draco redete leise mit dem erschöpft wirkenden Erstklässler, zeigte aber keinerlei Emotionen. Sein Vater hatte ihm bereits eine Eule geschickt und gefordert, daß Draco nichts von sich geben solle, weder Begeisterung noch geheucheltes Entsetzen. Geheucheltes Entsetzen. Draco hätte nicht zu heucheln brauchen, er WAR entsetzt! Sehr viel entsetzter, als er selbst geglaubt hätte, es in diesem Fall sein zu können. Sicher, sein Vater, Lucius Malfoy, hatte ihn von Kindesbeinen an zu einem Slytherin und potentiellen Todesser erzogen, doch Draco ging nicht erst seit diesem Schuljahr eigene gedankliche Wege. Und die Tatsache, daß er sich für Lavender Brown, eine Gryffindor, interessierte, oder besser: hoffnungslos in sie verknallt war, machte ihn für das Gedankengut seines Vaters nicht offener. Kevin Rabanus setzte sich blaß und unsicher auf den Beinen auf die Bank am Slytherintisch, Draco setzte sich direkt daneben. Crabbe und Goyle waren über die Ferien bei ihren Eltern und sonst wagte es wohl kaum jemand der Slytherins, Draco anzusprechen. Nicht in dieser Situation, nicht, wo dieser Erstklässler Rabanus alles mithören konnte. Langsam begannen wieder die Gespräche und Draco riskierte einen Blick durch die Große Halle: Der Lehrertisch wirkte ohne Severus Snape leer und verwaist, auch wenn sonst fast alle Lehrer anwesend waren. Direktor Dumbledore wirkte erschöpft und müde, Remus Lupin nicht weniger müde und Madam Farstalker hatte einen grünlichen Schimmer auf den Wangen, als wäre ihr übel. Draco mußte innerlich lächeln: es war kein Geheimnis, daß die alten Schulfreunde Professor Lupin und Madam Farstalker des Öfteren dem Rotwein zusprachen, wahrscheinlich hatten beide gestern wieder eines dieser Gelage, wohl um Vergessen zu suchen... Minerva McGonagall wirkte noch verbissener und biestiger als sonst und den anderen anwesenden Lehrern stand der Schock direkt ins Gesicht geschrieben. Rubeus Hagrid, gerade erst gestern zurückgekehrt, wirkte wütend, wie bei solch einem grobschlächtigen Kerl nicht anders zu erwarten gewesen war. Langsam glitt Draco's Blick durch die Halle, bis er auf den von Harry Potter traf: Harry blickte ihn ernst und durchdringend an. Nicht unfreundlich, aber abschätzend. Dann schien sich sein Blick zu ändern, war das Mitleid? Draco war verwirrt, besonders, als Harry Potter ihm auch noch zunickte und sich wortlos an sein Frühstück machte. Konnte Harry Potter, sein Erzfeind seit sieben Jahren etwa wissen, was Draco dachte und was er von seinem Vater und den Todessern hielt? Oder war er etwa insgeheim auf Voldemort's Seite gewechselt und hielt alle Welt zum Narren, indem er Glauben machte, er, Harry Potter, sei Voldemort's erbittertster Feind? Draco war wie versteinert, erst langsam konnte er den Blick von Harry wenden, dabei sah er zufällig zu Lavender Brown, die ihn mit ihren Blicken fast erdolcht hätte... Soviel dann zu den Chancen bei seiner Angebeteten. Innerlich schluchzend fiel Draco etwas in sich zusammen und versuchte sich auf das Frühstück zu konzentrieren, zumindest äußerlich. Ob sich Severus Snape auch so fühlen mußte? Abgelehnt von jedermann, die ihn nicht kannten? Die nicht wußten, wieviel er für seine Schüler tat? Wenn er Lavender wieder etwas mehr für sich einnehmen wollte (was er in den letzten Wochen schon ansatzweise geschafft hatte), müßte er sich als Gegner der Theorien und Machenschaften Voldemorts und seines Vaters zu erkennen geben. Doch war er bereit zur offenen Rebellion gegen seinen übermächtigen Vater? Nein, das war Draco Malfoy nicht. Zumindest noch nicht. *** "Was hast du, Harry?", fragte Hermine, die den stummen Blickkontakt zwischen Harry und Draco beobachtet hatte. Harry tat sich eine zweite Portion Rührei auf und schüttelte den Kopf, als er sagte: "Malfoy tut mir Leid." "BITTE???", entrüstete sich Ron und spuckte dabei sein Marmeladentoast fast wieder aus, von dem er gerade abgebissen hatte. "Ja, ich glaube, DAS mußt du uns jetzt wirklich erklären!", bemerkte Hermine und schüttelte die Krümel von Ron's Toast von ihrer Bluse, bevor sie Harry bohrend anstarrte. "Malfoy steht nicht völlig auf der Seite seines Vaters, ist euch das noch nicht aufgefallen?", fragte Harry und aß seelenruhig weiter. "Seine Mutter hat Malfoy-Manor verlassen, schon im Winter. Dumbledore hat es mir neulich gesagt. Und die Art, wie er sich heute benimmt, zeigt doch nur, daß er sich noch nicht entschieden hat, zu wem er halten soll: zu seiner Mutter oder zu seinem Vater!" "Wie meinst du das?", fragten Ron und Hermine fast gleichzeitig. Harry seufzte. "Lucius Malfoy ist Zaubereiminister und überzeugter Todesser, das wissen wir. Wenn seine Frau ihn auf dem Höhepunkt der Macht verläßt, heißt das doch wohl, daß sie nicht mehr mit den Vorstellungen ihres Mannes einverstanden ist. Draco Malfoy ist so eine Art Scheidungskind: zwischen den Stühlen. Darum tut er mir Leid." "Und wie kommst du darauf, daß er nicht zu seinem Vater hält?", fragte Hermine ungläubig. "Weil er nicht mehr zu seinem Vater nach Haus gefahren ist, seitdem seine Mutter seinen Vater verlassen hat, stimmt's?", fragte Ron und Harry nickte. *** Severus Snape war nicht wohl bei dem Gedanken, seine alten Schulfreunde, die Lestranges wiederzusehen. Und doch freute er sich darauf wie ein Kind. Gesehen hatte er sie natürlich schon, immerhin war er ja auch bei dem Überfall auf Askaban dabei gewesen. Doch da waren sie fast nur leere Körperhüllen gewesen, die atmeten und sich bewegten, innerlich jedoch fast tot. Auch als er ihnen etwas von seinem Zaubertrank einflößte, waren sie noch leer und automatisiert erschienen. Der Trank brauchte eine Weile, ehe er wirkte. Und seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen. Severus saß in seinem Labor im Anwesen des Dunklen Lords und grübelte vor sich hin. Was würden sie wohl sagen, wenn sie aufeinandertrafen? Würden sie sich freuen, ihn zu sehen? Würden sie dankbar sein für das, was Severus für sie getan hatte? Daß er sie gedeckt hatte vor dem Ministerium, damals, als Voldemort verschwand? (Hätten sie nicht die Longbottoms angegriffen, wären sie nie entdeckt worden!) Daß er mitgeholfen hatte, sie aus Askaban zu befreien? Daß er ihnen durch den Trank eine schnellere und vor allem vollständige Erholung von den Auswirkungen der Gefangenschaft gegeben hatte? Oder würden sie ihn verraten, daß er es war, der die Auroren damals zuerst von ihnen ablenkte, was nur ein Spion des Ministeriums hätte tun können? Wußten sie von seinem Verrat an Voldemort? Würden sie ihn der Rache des Irrsinnigen ausliefern? Seit Stunden wartete Severus darauf, zu Voldemort gerufen zu werden. Er wußte, daß der Dunkle Lord sich gerade mit dem Ehepaar unterhielt. Was würden sie erzählen? Wurden sie vielleicht gerade gefoltert? Severus schwirrte der Kopf und ein unangenehmes Gefühl der Angst breitete sich in ihm aus. Angst - wann hatte er das letzte Mal dieses Gefühl verspürt? Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal Angst um sich selbst gehabt hatte. Er hatte viele Ängste auszustehen gehabt, was Florence anging, doch um sich selbst... Severus schreckte aus seinen Gedanken hoch und sein Herz raste wie wild, als es an der Tür klopfte und ein junger Todesser hereintrat: "Der Dunkle Lord wünscht Sie im Audienzsaal zu sehen!" Severus schluckte. "Ich komme!", antwortete er und versuchte sich zu sammeln, bevor er aufstand. Doch sein Herz raste wie wild weiter. Nun verspürte er wirklich keine Freude mehr auf das Wiedersehen mit Charlie und seiner Frau. Auch keine Angst mehr... Severus Snape war erfüllt von Panik, als er sich aufmachte zu dem Treffen mit seinen alten Freunden. 'Er wird mich töten! Auf der Stelle! Oder er läßt mich zuerst leiden, bis mir der Tod wie eine Gnade vorkommt!', waren die einzigen Gedanken, die noch durch seinen Kopf hallten, während er durch die Korridore des Anwesens ging. Als er vor der geschlossenen schweren Tür zum Audienzsaal stand, hatte er einen anderen Gedanken: 'Ich werde Flo nie wieder sehen!' Und dieser Gedanke versetzte ihn mehr in Panik, als die Aussicht auf seinen baldigen Tod.
Anmerkung: Was genau in dieser Nacht geschieht, reiche ich nach... fg Mir ist im Moment vor allem der Fortgang der Story wichtig, bevor mir noch mehr wirres Zeug einfällt und das Ganze biblische Ausmaße annimmt... (und wozu habe ich mir jetzt das Büchlein angeschafft?) Molly =)
Mit einem unterdrückten Schmerzensschrei wachte Severus Snape an diesem Morgen auf und presste sofort eine Hand auf das brennende Todessermal an seinen linken Unterarm. Voldemort! Irritiert schaute sich Severus um und brauchte einige Sekunden, um sich zu orientieren - dies war Florence' Zimmer, die Möbel standen anders und die ersten Sonnenstrahlen drangen durch die nur hastig zugezogenen schweren Samtvorhänge... Florence zwinkerte, langsam erwachend und sah ihren Liebhaber der letzten Nacht seine Kleidungsstücke vom Boden aufsammeln. "Was ist los?", brummelte sie und richtete sich etwas im Bett auf. "Voldemort ruft mich - ich muß mich beeilen!", flüsterte Severus und stürzte halb angezogen auf die Tür zum Gang zu, als er sich es noch einmal anders überlegte und zurückkehrte. "Ich liebe diesen verschlafen Ausdruck in deinem Gesicht!", er beugte sich zu einem flüchtigen Kuss hinunter. "Es ist fast noch Nacht... Was will er denn bloß?", fragte Florence und schüttelte den letzten Schlaf von sich. "Wenn ich nicht wegkomme, werde ich es nicht erfahren! Ich melde mich, sobald ich zurück bin!" Mit diesen Worten verließ er hastig Florence' Räume, ein dumpfes Poltern verriet ihm beim Hinausstürzen, daß Florence immer noch zuerst aus dem Bett fiel, anstatt einfach aufzustehen... Vor dem völlig zerwühlten Bett auf dem Boden sitzend starrte Florence ihm einige Sekunden nach... Sie fühlte sich plötzlich leer und gleichzeitig erfüllt von einem neuen Gefühl, eines, daß sie noch nie verspürt hatte... *** Er war so schnell es nur ging, in seine Räume gerannt und seinen Besen geholt, um eine Stelle außerhalb der Bannmauern Hogwarts zu erreichen. Er wußte sehr wohl, warum der Dunkle Lord ihn gerufen hatte - die letzten Vorbereitungen zur "Befreiung" Askabans mußten getroffen werden. Und er, Severus Snape, hatte seine Aufgabe noch nicht zu Ende geführt. In den Kellern des Anwesens seines Gebieters brodelte ein Kessel, der noch auf die letzten Zutaten wartete. Der Trank, den er braute, sollte den noch gefangenen Todessern ihre Menschlichkeit zurückgeben, die ihnen die Dementoren im Laufe der letzten Jahre entzogen hatten. Es hatte Wochen gedauert, bis Severus die richtige Rezeptur im Kopf entworfen hatte. Weitere Wochen waren vergangen, in denen er unauffällig die Zutaten organisieren mußte. Zum Teil konnte er sie unter dem Deckmantel seines Forschungsauftrages für das St. Mungo - Hospital direkt beim Ministerium bestellen, andere Zutaten mußte er anonym in der Nocturngasse erstehen, wieder andere hatte Lucius Malfoy für ihn besorgt - eine Zusammenarbeit, die Severus an die Grenzen seiner seelischen Belastbarkeit geführt hatte. Der Trank stand kurz vor der Vollendung, es war auch höchste Zeit, wollte Severus nicht erneut einen Cruciatus - Fluch seines Gebieters erdulden. Schmerzen waren seit je her Severus' Wegbegleiter gewesen, auf die er nur zu gern verzichtet hätte, besonders nach der letzten Nacht. Schmerzen waren ohne Hoffnung besser zu ertragen, da sie einer versteinerten Seele zumindest eine Art von Lebendigkeit aufzeigten. Doch nun hatte Severus' Hoffnung geschöpft und seinen totgeglaubten, automatisierten Körper auf andere Weise gespürt - Schmerz würde nun wieder zu der Qual werden, die sie für ihren Verursacher auch bei jemandem bewirken sollte. In der Zuflucht des Dunklen Lords herrschte dieselbe rege Betriebsamkeit wie früher, als noch niemand etwas von Harry Potter wußte. Als Severus dort mitten auf einem Korridor apparierte, sprang eine Gruppe von Todessern schreckhaft zurück, er war direkt vor ihnen erschienen, groß und vermummt wie er war, wirkte er noch bedrohlicher als in seinem Unterricht für Neville Longbottom... Severus wendete sich von der Gruppe ab und blickte sich zur Orientierung um, dann ging er auf eine große, verwitterte Tür zu, hinter der der Empfangssaal Lord Voldemorts lag. Unaufgefordert trat er ein, was die Gruppe von offensichtlich wesentlich "niederrangigen" Todessern zu heftigem Getuschel veranlaßte. Warum sollte er auch klopfen? Immerhin war er gerufen worden und sein Stand innerhalb der bestialischen Rangordnung der Anhänger des Lords maßen ihm Rechte zu, wie sie sich andere nur erträumen konnten. Severus war sich dessen nur zu bewußt und genoß und fürchtete seinen Rang zugleich. Irritiert bemerkte er die Anwesenheit eines anderen Todessers im Raum. "Ihr habt nach mir gerufen, Meister?" "Ah, mein Giftmischer! Ja, ich habe Dich erwartet. Meine treue Beraterin hier teilte mir mit, daß du den Trank für meine treuesten Gefährten noch heute fertigstellen solltest! Noch vor Neumond, um die Kräfte stärker zu bündeln!", schnarrte Lord Voldemort und lächelte kalt. 'Humbug!', dachte Severus bei sich, antwortete aber diplomatisch: "Bis dahin ist noch etwas Zeit, Meister, aber ich kann den Trank noch heute fertigstellen, ich habe eine neue Lieferung an Zutaten erhalten!" "Nun denn, frisch ans Werk, Giftmischer!", entließ ihn der Dunkle Lord und Severus deutete eine Art Verbeugung an... Er hatte immer noch nicht herausgefunden, wer die neue Beraterin war, aber es war in jedem Fall keine ihm bekannte Hexe - vielleicht aus dem Ausland? Nein, dafür war der Akzent zu britisch... In angemessener Geschwindigkeit zog sich Severus Snape, der Giftmischer Lord Voldemorts aus dem Audienzsaal zurück und eilte auf dem schnellsten Weg in das eigens für ihn eingerichtete Labor im Keller, um sein Werk zu vollenden. *** Florence Farstalker saß bereits eine Weile meditierend auf einer Lichtung im Verbotenen Wald, als hinter ihr drei Gestalten das Dickicht des Bäume verließen. Sie drehte sich nicht um, denn sie wußte, wer sie waren. Sie schwieg, straffte aber ihren Körper, um zu signalisieren, daß sie sich der Anwesenheit der Anderen bewußt war. "Du hast es also getan?", sang eine sanfte weibliche Stimme, die ihr nur zu vertraut war. "Ja.", antwortete Florence. "Und bist du nun zufrieden?", sang eine männliche Stimme. Florence schwieg. War sie zufrieden mit ihrem fast gescheiterten Schachzug, den sie gerade noch im letzten Moment machen konnte? "Du bist dir nicht sicher, stimmt's?", fragte die Frau wieder fast singend. Florence mußte nicht überlegen, bevor sie antwortete: "Nein, ich bin mir nicht sicher... Aber wer sagt, daß dies nicht im Sinne der Prophezeiung war?" Nun mischte sich eine tiefe, fast donnernde Stimme ein: "Ihr spielt schon genug mit den Elementen herum. Es ist schwer geworden, die Zukunft zu enträtseln!" Eine Art Fauchen entrang sich Florence' Kehle, bevor sie nur mit Mühe unterdrückter Wut entgegnete: "Es war doch immer schwer, die Zukunft zu enträtseln, oder etwa nicht?" Was sie taten, war immerhin zum Wohle aller lebender Geschöpfe auf der Erde. Wenn sie nicht einiges veränderten, standen ihre Chancen noch schlechter, als ehedem. "Die Zentauren sind sich nicht einig in der Auslegung der Sterne, Astaldoadarien, zuviel ist in Bewegung geraten durch unser Zutun...", sang wieder die Frau sanft und Florence verspürte einen Stich im Magen. Es war lange her, daß sie jemand bei ihrem richtigen Namen genannt hatte... Und sie war sich nicht sicher, ob sie darüber erfreut oder verärgert sein sollte. "Was ist mit dem Gesandten? Sirius hat schon lang nichts mehr von ihm gehört!", wechselte sie das Thema und ballte unbewußt die Fäuste. "Es geht ihm gut. Aber ob er Erfolg hatte, ist noch nicht gewiß. Sie wollten sich beraten und uns unterrichten, sobald sie zu einem Schluß gekommen sind. Den Gesandten schickten sie zu uns zurück, denn sie rechnen nicht mit einer schnellen Entscheidung.", sang nun wieder die männliche Stimme fast emotionslos. Florence schluckte. Das hörte sich nicht gut an! "Wo ist er nun?" "Er erholt sich bei seinen achtgliedrigen Freunden von den Strapazen der Reise. Sobald er sich erholt hat, möchte er seine alte Position wieder einnehmen.", sang nun wieder die weibliche Stimme. "Ja, das ist auch in unserem Sinne. Nuquernalainion braucht ihn.", entgegnete Florence und dachte an ihren Onkel und die vielen Gespräche, die sie in letzter Zeit in seinem Büro geführt hatten, wobei sie es allerdings peinlichst vermieden hatte, auf ihre eigene, sehr ungewöhnliche Tat einzugehen. Es reichte, wenn ihre drei derzeitigen Gesprächspartner ihr dafür Vorwürfe machten. Am häufigsten hatten sie über Harry Potter gesprochen, dem ehemals übermütigen und lebenslustigen Jungen, der in den letzten Jahren so oft mit Lord Voldemort zusammengestoßen war, so viele in seiner Umgebung verloren hatte und immer noch fröhlich geblieben war. Doch seit dem Verschwinden von Hagrid hatte er sich verändert. Er war ernster geworden, zu ernst für sein Alter. Das hing zwar auch mit dem Verteidigungstraining von Severus und Remus zusammen, aber es wurde Zeit, daß Hagrid zurückkehrte. "Die Zeichen stehen auf Sturm, Florence, Wanderin zwischen den Welten!", donnerte nach einer kurzen, betretenen Pause der Zentaur los. "Ich weiß, Askaban wird in den nächsten Tagen fallen.", seufzte Florence und reckte sich erneut, als könnte sie damit das unangenehme Gefühl, das sich in ihr ausbreitete, abschütteln, "Sollen wir eingreifen und es verhindern?" "Es ist nicht mehr zu verhindern. Wenn ihr es versuchen solltet, wird es nur unnötig viele Tote geben und die Reihen der Menschen wären geschwächt. Ihr braucht alle Kräfte, die ihr bis zum Tag der Bestimmung sammeln könnt.", sang nun wieder die männliche Stimme fast bedauernd. "Und du weißt, daß wir uns noch nicht an eure Seite stellen können, sichtbar für die Anhänger des finsteren Lords...", ergänzte die Frauenstimme. Obwohl Florence sich vorgenommen hatte, fest und ernst zu bleiben, liefen ihr die Tränen über das Gesicht, als sie sich nach einer kurzen Pause umdrehte und den dreien ins Gesicht schauen wollte, Hilfe brauchte, wie selten zuvor in ihrem Leben. Doch hinter ihr war niemand mehr. *** "Ist Severus schon zurück?", fragte Florence, als sie an diesem Abend das Büro ihres Onkels betrat. "Nein, noch nicht. Und ich fürchte, wir werden ihn einige Tage auch nicht mehr zu sehen bekommen!", antwortete Albus Dumbledore und hielt einen Brief hoch, der am Nachmittag per Eule eingetroffen war. Florence nahm den Brief entgegen und las: "Sehr geehrter Direktor Dumbledore, mit Bedauern muß ich Ihnen mitteilen, daß ich aufgrund dringender privater Angelegenheiten diese Osterferien nicht in Hogwarts verbringen kann. Spätestens zu Schulbeginn werde ich allerdings wieder meinen Tätigkeiten als Hausvorstand von Slytherin nachgehen können. Severus Snape PS: Bitte richten Sie Miß Parkinson und Mister Malfoy aus, daß sie sich mit allen Angelegenheiten an Sie wenden können, wie wir es bereits im Falle eines solchen Notfalls früher besprochen haben." Florence runzelte die Stirn und schaute ihren Onkel fragend an, während sie den Brief auf seinen Schreibtisch legte. Albus Dumbledore seufzte leise und nahm den Brief in die Hand: "Was er hier schreibt, bedeutet, daß Voldemort ihn nicht gehen läßt, bis die 'Befreiung' Askabans geschehen ist und er selbst kein genaues Datum kennt. Der Hinweis auf Draco Malfoy bedeutet, daß wir ihn auf keinen Fall vor die Tore von Hogwarts gehen lassen dürfen, da Severus befürchtet, daß er dann sofort von seinem Vater entführt und zum Todesser gemacht wird." Florence rauschte das Blut in den Ohren und sie spürte, wie sämtliche Farbe ihr ohnehin schon blasses Gesicht verließ. "Und was dich besonders beunruhigen wird ist die Tatsache, daß der abgemachte Code für 'Ich bin in Sicherheit, ich komme in jedem Fall zurück' nicht in diesem Brief steht.", fuhr Dumbledore fort und wagte es kaum, seiner Nichte in die Augen zu schauen, die sich gerade anfingen, mit Tränen zu füllen. Florence schluchzte laut auf, bevor sie sich sammelte und Albus von ihrem Treffen im Wald berichtete, wohlweislich die letzte Nacht verschweigend. Einen Großteil konnte sich Albus Dumbledore, der größte Zauberer seiner Zeit, sowieso schon denken. Aber eben nicht alles. *** Es war nicht unbedingt ein Zufall, daß Rubeus Hagrid genau am selben Tag wieder in Hogwarts erschien, als auch Askaban von Todessern gestürmt wurde und sich die Dementoren auf die Seite Voldemorts schlugen. Doch gerade deshalb gab es kein Festmahl, wie es Ostern üblich war oder zu der Rückkehr des verloren geglaubten Wildhüters angebracht gewesen wäre. Schüler wie Lehrer waren entsetzt, wenn auch zumindest einige unter ihnen damit gerechnet hatten. Albus Dumbledore zog sich nach dem Abendessen allein in seine Räume zurück und war für niemanden zu sprechen. Florence Farstalker kontrollierte noch einmal den Vorrat an der Droge, die die Cruciatus-Opfer im St. Mungo - Hospital heilen sollte, bevor sie sich zu ihren alten Schulfreunden Sirius Black und Remus Lupin in deren Räume begab. Sie sprachen diesen Abend nicht viel, aber sie waren zusammen und stärkten sich damit gegenseitig. Harry Potter, Hermine Granger und Ron Weasley saßen zusammen in Hagrid's Hütte und versuchten, sich von Hagrid aufmuntern zu lassen, indem sie sich von ihm die Abenteuer der letzten Monate erzählen ließen. Draco Malfoy saß lang wie versteinert im Gemeinschaftsraum der Slytherins und antwortete nicht, wenn ihn jemand ansprach. Das erste Mal rührte er sich wieder, als Kevin Rabanus im Schlaf laut aufschrie und eine seiner Visionen hatte. Draco war zur Stelle, um ihn aufzuwecken und zu trösten, auch wenn er selbst innerlich vereist zu sein schien. Am nächsten Morgen war im Tagespropheten zu lesen: "Askaban gefallen! Die Anhänger desjenigen, der nicht genannt werden darf, eroberten am gestrigen Ostersonntag gegen halb 4 nachmittags die Gefängnisinsel Askaban, wo viele verurteilte Todesser inhaftiert waren. Der Angriff dauerte kaum eine halbe Stunde, dann hatten ca. 250 Todesser die Festung erobert. Ihnen zu Hilfe kamen die dort angestellten Dementoren, die sich in einem Akt niederträchtigsten Verrats auf die Seite des Dunklen Lord schlugen und den Todessern die Tore öffneten. Die wenigen Auroren, die das Ministerium für Zauberei zur Unterstützung der Wachen abgestellt hatte, waren in kurzer Zeit getötet worden. Zu beklagen sind 15 Auroren, die im Dienste der Allgemeinheit einen tapferen aber aussichtslosen Kampf schlugen und letztendlich verlieren mußten. Der 'Tagesprophet' spricht den Familien der Opfer, die vorerst nicht genannt werden sollen auf Wunsch des Ministeriums, sein tiefstes Mitgefühl aus. "Diese Opfer wären nicht nötig gewesen, wenn nicht einige wenige nach dem Angriff auf Hogwarts darauf bestanden hätten, zusätzlich Menschen zur Bewachung der inhaftierten Verbrecher abzustellen!", äußerte sich Zaubereiminister Lucius Malfoy in einem Interview mit dem TP, "Wir konnten nicht ahnen, daß Sie - wissen - schon - wer jemals so weit gehen würde! Und wie wir nun wissen, hätten wir es mit allen verfügbaren Auroren auch nicht geschafft, die Angriffswelle zu stoppen, im Gegenteil, es wären nur mehr Opfer dabei herausgekommen! Und es wären gar keine gewesen, wenn wir Askaban wie in den langen Jahren zuvor nur von den Dementoren hätten bewachen lassen!" Der Verlust von Askaban allein sei schon schlimm genug, daß die Dementoren übergelaufen seien, nicht erwarten zu gewesen, doch die 15 zu beklagenden Opfer waren unnötig, erklärte Minister Malfoy weiterhin, "Und ich frage mich, ob es einen Sinn hat, diese Opfer posthum zu ehren, wo ihr Tod doch so wenig genutzt hat!" Der Direktor Hogwarts, Albus Dumbledore, der seit dem Angriff im letzten November auf seine Schule als treibende Kraft hinter der Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen in Askaban gilt, war für den TP nicht zu sprechen, ebenso wenig seine engsten Mitarbeiter und Vertrauten. Alastor Moody, auch 'Mad Eye Moody genannt, ehemaliger und derzeitig pensionierter Auror war hingegen zu einem kurzen Statement bereit: "Was heißt hier, der Angriff kam überraschend? Wir wußten seit fast 3 Jahren, seitdem Harry Potter Zeuge der Wiederauferstehung von ... (Anmerkung der Redaktion: Mr. Moody nennt hier den Namen von Sie - wissen - schon - wem) war, daß er vorhatte, Askaban unter Kontrolle zu bringen! Doch während Cornelius Fudge sich noch durch sein Nichtstun selbst disqualifizierte, geht Malfoy gleich einen Schritt weiter: er arbeitet ... noch direkt in die Arme! 15 Auroren, die alle noch nicht einmal ein Jahr nach ihrer Ausbildung dabei waren als zusätzlichen Schutz abzustellen und erfahrenere Kräfte über die Feiertage in den Urlaub zu schicken war nur eine von vielen 'Glanzleistungen', die sich unser neuer Minister bisher geleistet hat! Und wagen sie es nicht, Albus Dumbledore in irgendeiner Form für den Tod der Grünschnäbel verantwortlich zu machen! Immerhin war er einer der wenigen, die überhaupt die Gefahr erkannten und vor ihr warnten!" Zur Zeit ist die Insel Askaban in fester Hand der Anhänger des Dunklen Lords, weshalb der TP nicht tiefergehend an Ort und Stelle recherchieren kann, doch macht man sich Augenzeugen, die die Insel überflogen haben, zufolge scheinbar zum Aufbruch bereit..." Auf drei weiteren Seiten waren Interviews mit verschiedenen Mitarbeitern des Ministeriums und entsetzter Hexen und Zauberer zu lesen. In der Großen Halle saßen die Schüler in kleineren Grüppchen versammelt und lasen gemeinschaftlich in verschiedenen Exemplaren des Tagespropheten, was genau sich am Vortag abgespielt hatte. Unter den Slytherins hatten sich verschiedene Gruppen gebildet: zum Einen diejenigen, die ihre Freude kaum verhehlten, dann wieder Andere, die entsetzt zu sein schienen. Als Draco Malfoy mit Kevin Rabanus an der Hand zum Frühstück erschien, wurde es still. Draco redete leise mit dem erschöpft wirkenden Erstklässler, zeigte aber keinerlei Emotionen. Sein Vater hatte ihm bereits eine Eule geschickt und gefordert, daß Draco nichts von sich geben solle, weder Begeisterung noch geheucheltes Entsetzen. Geheucheltes Entsetzen. Draco hätte nicht zu heucheln brauchen, er WAR entsetzt! Sehr viel entsetzter, als er selbst geglaubt hätte, es in diesem Fall sein zu können. Sicher, sein Vater, Lucius Malfoy, hatte ihn von Kindesbeinen an zu einem Slytherin und potentiellen Todesser erzogen, doch Draco ging nicht erst seit diesem Schuljahr eigene gedankliche Wege. Und die Tatsache, daß er sich für Lavender Brown, eine Gryffindor, interessierte, oder besser: hoffnungslos in sie verknallt war, machte ihn für das Gedankengut seines Vaters nicht offener. Kevin Rabanus setzte sich blaß und unsicher auf den Beinen auf die Bank am Slytherintisch, Draco setzte sich direkt daneben. Crabbe und Goyle waren über die Ferien bei ihren Eltern und sonst wagte es wohl kaum jemand der Slytherins, Draco anzusprechen. Nicht in dieser Situation, nicht, wo dieser Erstklässler Rabanus alles mithören konnte. Langsam begannen wieder die Gespräche und Draco riskierte einen Blick durch die Große Halle: Der Lehrertisch wirkte ohne Severus Snape leer und verwaist, auch wenn sonst fast alle Lehrer anwesend waren. Direktor Dumbledore wirkte erschöpft und müde, Remus Lupin nicht weniger müde und Madam Farstalker hatte einen grünlichen Schimmer auf den Wangen, als wäre ihr übel. Draco mußte innerlich lächeln: es war kein Geheimnis, daß die alten Schulfreunde Professor Lupin und Madam Farstalker des Öfteren dem Rotwein zusprachen, wahrscheinlich hatten beide gestern wieder eines dieser Gelage, wohl um Vergessen zu suchen... Minerva McGonagall wirkte noch verbissener und biestiger als sonst und den anderen anwesenden Lehrern stand der Schock direkt ins Gesicht geschrieben. Rubeus Hagrid, gerade erst gestern zurückgekehrt, wirkte wütend, wie bei solch einem grobschlächtigen Kerl nicht anders zu erwarten gewesen war. Langsam glitt Draco's Blick durch die Halle, bis er auf den von Harry Potter traf: Harry blickte ihn ernst und durchdringend an. Nicht unfreundlich, aber abschätzend. Dann schien sich sein Blick zu ändern, war das Mitleid? Draco war verwirrt, besonders, als Harry Potter ihm auch noch zunickte und sich wortlos an sein Frühstück machte. Konnte Harry Potter, sein Erzfeind seit sieben Jahren etwa wissen, was Draco dachte und was er von seinem Vater und den Todessern hielt? Oder war er etwa insgeheim auf Voldemort's Seite gewechselt und hielt alle Welt zum Narren, indem er Glauben machte, er, Harry Potter, sei Voldemort's erbittertster Feind? Draco war wie versteinert, erst langsam konnte er den Blick von Harry wenden, dabei sah er zufällig zu Lavender Brown, die ihn mit ihren Blicken fast erdolcht hätte... Soviel dann zu den Chancen bei seiner Angebeteten. Innerlich schluchzend fiel Draco etwas in sich zusammen und versuchte sich auf das Frühstück zu konzentrieren, zumindest äußerlich. Ob sich Severus Snape auch so fühlen mußte? Abgelehnt von jedermann, die ihn nicht kannten? Die nicht wußten, wieviel er für seine Schüler tat? Wenn er Lavender wieder etwas mehr für sich einnehmen wollte (was er in den letzten Wochen schon ansatzweise geschafft hatte), müßte er sich als Gegner der Theorien und Machenschaften Voldemorts und seines Vaters zu erkennen geben. Doch war er bereit zur offenen Rebellion gegen seinen übermächtigen Vater? Nein, das war Draco Malfoy nicht. Zumindest noch nicht. *** "Was hast du, Harry?", fragte Hermine, die den stummen Blickkontakt zwischen Harry und Draco beobachtet hatte. Harry tat sich eine zweite Portion Rührei auf und schüttelte den Kopf, als er sagte: "Malfoy tut mir Leid." "BITTE???", entrüstete sich Ron und spuckte dabei sein Marmeladentoast fast wieder aus, von dem er gerade abgebissen hatte. "Ja, ich glaube, DAS mußt du uns jetzt wirklich erklären!", bemerkte Hermine und schüttelte die Krümel von Ron's Toast von ihrer Bluse, bevor sie Harry bohrend anstarrte. "Malfoy steht nicht völlig auf der Seite seines Vaters, ist euch das noch nicht aufgefallen?", fragte Harry und aß seelenruhig weiter. "Seine Mutter hat Malfoy-Manor verlassen, schon im Winter. Dumbledore hat es mir neulich gesagt. Und die Art, wie er sich heute benimmt, zeigt doch nur, daß er sich noch nicht entschieden hat, zu wem er halten soll: zu seiner Mutter oder zu seinem Vater!" "Wie meinst du das?", fragten Ron und Hermine fast gleichzeitig. Harry seufzte. "Lucius Malfoy ist Zaubereiminister und überzeugter Todesser, das wissen wir. Wenn seine Frau ihn auf dem Höhepunkt der Macht verläßt, heißt das doch wohl, daß sie nicht mehr mit den Vorstellungen ihres Mannes einverstanden ist. Draco Malfoy ist so eine Art Scheidungskind: zwischen den Stühlen. Darum tut er mir Leid." "Und wie kommst du darauf, daß er nicht zu seinem Vater hält?", fragte Hermine ungläubig. "Weil er nicht mehr zu seinem Vater nach Haus gefahren ist, seitdem seine Mutter seinen Vater verlassen hat, stimmt's?", fragte Ron und Harry nickte. *** Severus Snape war nicht wohl bei dem Gedanken, seine alten Schulfreunde, die Lestranges wiederzusehen. Und doch freute er sich darauf wie ein Kind. Gesehen hatte er sie natürlich schon, immerhin war er ja auch bei dem Überfall auf Askaban dabei gewesen. Doch da waren sie fast nur leere Körperhüllen gewesen, die atmeten und sich bewegten, innerlich jedoch fast tot. Auch als er ihnen etwas von seinem Zaubertrank einflößte, waren sie noch leer und automatisiert erschienen. Der Trank brauchte eine Weile, ehe er wirkte. Und seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen. Severus saß in seinem Labor im Anwesen des Dunklen Lords und grübelte vor sich hin. Was würden sie wohl sagen, wenn sie aufeinandertrafen? Würden sie sich freuen, ihn zu sehen? Würden sie dankbar sein für das, was Severus für sie getan hatte? Daß er sie gedeckt hatte vor dem Ministerium, damals, als Voldemort verschwand? (Hätten sie nicht die Longbottoms angegriffen, wären sie nie entdeckt worden!) Daß er mitgeholfen hatte, sie aus Askaban zu befreien? Daß er ihnen durch den Trank eine schnellere und vor allem vollständige Erholung von den Auswirkungen der Gefangenschaft gegeben hatte? Oder würden sie ihn verraten, daß er es war, der die Auroren damals zuerst von ihnen ablenkte, was nur ein Spion des Ministeriums hätte tun können? Wußten sie von seinem Verrat an Voldemort? Würden sie ihn der Rache des Irrsinnigen ausliefern? Seit Stunden wartete Severus darauf, zu Voldemort gerufen zu werden. Er wußte, daß der Dunkle Lord sich gerade mit dem Ehepaar unterhielt. Was würden sie erzählen? Wurden sie vielleicht gerade gefoltert? Severus schwirrte der Kopf und ein unangenehmes Gefühl der Angst breitete sich in ihm aus. Angst - wann hatte er das letzte Mal dieses Gefühl verspürt? Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal Angst um sich selbst gehabt hatte. Er hatte viele Ängste auszustehen gehabt, was Florence anging, doch um sich selbst... Severus schreckte aus seinen Gedanken hoch und sein Herz raste wie wild, als es an der Tür klopfte und ein junger Todesser hereintrat: "Der Dunkle Lord wünscht Sie im Audienzsaal zu sehen!" Severus schluckte. "Ich komme!", antwortete er und versuchte sich zu sammeln, bevor er aufstand. Doch sein Herz raste wie wild weiter. Nun verspürte er wirklich keine Freude mehr auf das Wiedersehen mit Charlie und seiner Frau. Auch keine Angst mehr... Severus Snape war erfüllt von Panik, als er sich aufmachte zu dem Treffen mit seinen alten Freunden. 'Er wird mich töten! Auf der Stelle! Oder er läßt mich zuerst leiden, bis mir der Tod wie eine Gnade vorkommt!', waren die einzigen Gedanken, die noch durch seinen Kopf hallten, während er durch die Korridore des Anwesens ging. Als er vor der geschlossenen schweren Tür zum Audienzsaal stand, hatte er einen anderen Gedanken: 'Ich werde Flo nie wieder sehen!' Und dieser Gedanke versetzte ihn mehr in Panik, als die Aussicht auf seinen baldigen Tod.
