Kapitel 27 - Triumphe und Niederlagen
Es war allen mehr als Recht, daß vor allem Arthur Weasley den Ruhm für die Heilung der Todesser - Opfer im St. Mungo - Hospital für magische Krankheiten einstrich. Zwar wies Mr. Weasley immer wieder darauf hin, daß er den Heiltrank nur im Auftrag von Albus Dumbledore ins Hospital brachte, der den Trank aus Guatemala erhalten hätte, doch schien ihm niemand wirklich zuhören zu wollen. Und Albus Dumbledore sorgte dafür, daß die Verbindung mit Hogwarts nicht zu offensichtlich wurde. Denn es gab in Hogwarts 2 Personen, die so einen Trank herstellen konnten - und auch hergestellt hatten - die er im Moment nicht so dem Licht der Öffentlichkeit aussetzen wollte - egal ob nun die Mithilfe der guatemalischen Hexen erwähnt wurde oder nicht. Lucius Malfoy kam nicht umhin, Mr. Weasley wieder im Ministerium arbeiten zu lassen und die Suspendierung aufzuheben - neben einer kräftigen Gehaltserhöhung, die Mrs. Weasley kurzfristig in Ohnmacht versetzte. Zwar verhielt sich Minister Malfoy nicht weniger bösartig als früher gegenüber Arthur Weasley, doch nun beschritt er keine offiziellen Wege mehr für seine Attacken gegen ihn. Lucius Malfoy wußte nur zu gut, daß sein Ansehen erheblich gelitten hätte, wenn er Mr. Weasley zu offensichtlich angriff - immerhin war der nun ein von den Medien gefeierter Held. Die Heilung der Opfer, allen voran die der Longbottoms, wurde in ganz Britannien gefeiert - fast 16 Jahre hatten sie im Dämmerzustand zugebracht und nun konnten sie zum ersten Mal ihren fast erwachsenen Sohn wieder in die Arme nehmen - Neville erhielt eine Woche Sonderurlaub von der Schule, um seine Eltern in ihrem neuen Leben zu begrüßen. Bevor er von seiner Großmutter aus Hogwarts abgeholt wurde, hatte er 2 Tage lang gleichzeitig gelacht und geweint vor Glück - und die meisten Schüler hatten ihn mit Glückwünschen überhäuft - nur die Slytherins hielten sich zurück. Für Britannien war es, als ob ein gewaltiger Ruck durch das ganze Land ging - niemand schien mehr zu tun, als ob sich alles trotz Voldemort halbwegs normal abspielen würde. Im Ministerium ging eine Anzeige nach der anderen ein, die Todesser bloßstellte. Die Auroren waren im Dauereinsatz und hatten ihre liebe Mühe, allen Anzeigen nachzugehen. Der Lord tobte und Peter Pettigrew berichtete Remus und Severus nicht ohne Schadenfreude, daß Voldemort Lucius Malfoy fast in der Luft zerrissen hätte. Severus war bei diesem Treffen nicht zugegen gewesen, der Lord hatte ihn nicht rufen lassen - außerdem war Severus nicht sicher, ob er gegangen wäre. Ein grandioser Heiltrank sah doch sehr nach seiner Handschrift aus. *** Florence atmete tief die sanfte Frühsommerluft ein und führte die Siebtklässler von Gryffindor und Slytherin vor die Tore des Hogwarts - Schulgeländes. Mit einer Woche Verspätung sollten nun die Schüler ihren ersten praktischen Unterricht im Apparieren erhalten. In der vergangenen Woche war an Unterricht in Hogwarts nicht zu denken gewesen. Kaum waren Remus und Sirius aus der Winkelgasse zurück gekehrt und Albus Dumbledore Bericht erstattet, hatte der Direktor eine Eule zum Fuchsbau geschickt und Arthur Weasley nach Hogwarts beordert. Einen Tag später verabreichten die Ärzte im St. Mungo - Hospital den Trank, den Florence und Severus zusammen entwickelt hatten und das Chaos begann. Es schien kaum einen Schüler in Hogwarts zu geben, der kein Familienmitglied im Hospital hatte, der nun plötzlich geheilt war - um einer unerlaubten Massenflucht vorzubeugen, hatte Albus Dumbledore den Schülern 3 Tage schulfrei gegeben und den Hogwarts-Express zu einer Sonderfahrt bereitstellen lassen - und an den anderen Tagen in der letzten Woche wurde soviel getuschelt und erzählt, daß die Lehrer die Segel strichen und ihren Lehrplan änderten. Stattdessen wurde den Schülern gestattet, auch während des Unterrichts über ihr Wiedersehen mit ihren geheilten Verwandten zu berichten. Selbst Professor Binns sah ein, daß er mit dem normalen Lehrstoff nicht durchkommen würde und unterrichtete die Schüler nun kurzfristig in der Geschichte der größten Helden im Kampf gegen Schwarzmagier in diesem und dem letzten Jahrhundert - immerhin ein Kompromiß! In Slytherin war es stiller. Doch auch dort überwog die Freude, denn auch Angehörige der Slytherins waren aus ihrer katatonischen Starre erlöst worden - wenige zwar (und zum Teil auch dem Lord unliebsam gewordene Todesser), aber dennoch. Und nun stand Florence zum ersten Mal seit Monaten wieder vor den Toren von Hogwarts, im Schlepptau eine Klasse, deren Zusammensetzung immer noch brisant war wie am ersten Tag. Nur Neville Longbottom fehlte bei den Gryffindors - er durfte noch etwas länger bei seinen Eltern bleiben. Es hatte Florence einige Mühe gekostet, Remus und Severus als Leibwache für diesen ersten "Ausflug" abzuwimmeln, Sirius hingegen ließ nicht locker. Als "Schnuffel" - Hund begleitete er die Lehrerin und ihre Schüler zum Unterricht vor den Toren Hogwarts. Alles verlief relativ friedlich (seit Monaten schon verzichtete Draco Malfoy weitgehend auf seine Attacken auf Harry, Ron und Hermine), dennoch blieb Sirius höchst wachsam. Florence demonstrierte der Klasse das Apparieren und zauberte sich einige Meter weiter. Für Geübte war die Unterstützung durch den Zauberstab nicht mehr unbedingt nötig, Anfänger jedoch sollten in den ersten 5 Jahren ihren immer dabei haben. So verlangte es das Gesetz zum Apparieren. Es konnte ja sein, daß man versehentlich direkt vor ein paar Muggeln apparierte und schnell einen Gedächtniszauber aussprechen mußte... Was übrigens zum Standardprogramm für die Prüfung gehörte. "So, und nun sind Sie dran. Wer will es zu erst probieren?", fragte Florence und lächelte der Klasse aufmunternd zu. "Miß Granger vielleicht?" Miß Granger jedoch hatte noch mehr Panik als an ihrem ersten Schultag und vor der Auswahlzeremonie durch den Sorting Hat. Kaltschweißig schüttelte sie den Kopf und zerquetschte fast Ron's Hand mit der ihren. Florence zog überrascht die Augenbrauen hoch: ausgerechnet Hermine hätte sie so eine Panik nicht zugetraut. "Nun, irgendwer muß anfangen! Wenn es Sie beruhigt, ich helfe Ihnen bei Ihrem ersten Versuch..." Sie sah ihren Schülern in die Gesichter und nun war es an Florence, Panik zu entwickeln: hatte sie vielleicht zu viel von den Risiken erzählt? Ihr Blick blieb auf Draco Malfoy ruhen, der nicht blasser als sonst aussah. "Mr. Malfoy? Darf ich Sie bitten, den Anfang zu machen?" Draco schluckte und trat zu seiner Lehrerin - auch er hatte nicht gerade ein allzu zuversichtliches Gefühl für diesen ersten Versuch, auch wenn sein Selbstbewußtsein sonst kaum in der Großen Halle Platz fand. Er hatte sich verändert, kein Zweifel. "Sehr gut, Mr. Malfoy!" Florence trat hinter ihn und legte ihre Hände auf seine Schultern - wobei sie ihre Arme ziemlich weit nach oben heben mußte - Draco war mittlerweile fast so groß wie sein Vater - und Florence klein und zierlich, sie reichte Draco gerade mal bis zur Brust. "Atmen Sie tief durch, Mr. Malfoy. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen zu Beginn erzählt habe? Wenn man nicht weiß, wie das eigene Körperschema aussieht, sollte man das Apparieren lieber lassen und den Besen nehmen. Schließen Sie die Augen und machen Sie sich ein Bild von Ihrem Körper - spüren Sie Ihren Körper..., konzentrieren Sie sich zunächst auf sich selbst, alles andere ist im Moment unwichtig..." Draco tat wie ihm geheißen und auch Florence schloß die Augen. Sie spürte seine Konzentration und flüsterte: "Und jetzt denken Sie daran, wie Sie unter dem Baum 5 Meter links von Ihnen stehen - nein, nur denken, nicht den Baum ansehen - wenn sie weiter weg apparieren wollen, können Sie ja auch nicht vorher kurz gucken, wo Sie hin wollen... Den Zauberstab in der linken Hand..." Er wurde wieder unsicherer, doch Florence' Nähe beruhigte ihn wieder etwas, dann: "Ausatmen und los..." plopp Florence hatte die Arme immer noch nach oben gestreckt, doch vor ihr stand nun niemand mehr. Etwa sieben Meter weiter links von ihr holte Draco gierig Luft und hustete. Er war noch ganz! "Mr. Malfoy, alles in Ordnung?", rief Florence und lief zu ihm hinüber, die Klasse folgte, die Slytherins jubelten. "Alles noch da, wo es hingehört?", fragte die Lehrerin und klopfte Draco, der immer noch heftig hustete, auf den Rücken. "Ja, ich denke schon...", sagte er und der Husten verebbte, "Das war... unglaublich! Für einen Augenblick konnte ich alles sehen! Wo ich war, wo ich hinwollte..." "Und nur 2 Meter daneben, das ist wirklich gut für den ersten Versuch!", Florence grinste dem vor Freude strahlendem Slytherin zu. 'Neville hätte ich wahrscheinlich entweder in Hogsmeade oder Nebraska wiedergefunden...', dachte sie bei sich und wurde unsanft aus ihren Gedanken gerissen, als sich eine Gestalt aus dem Schatten der Bäume löste. Behandschuhte Hände klatschten langsam und träge, während die Sonne das lächelnde Gesicht von Lucius Malfoy beschien: "Sehr gut, mein Sohn!" Sirius knurrte und kläffte und stellte sich zwischen Florence und dem immer näher kommenden Malfoy. "Was wollen Sie hier? Ich habe nicht gern Zuschauer bei meinem Unterricht!", fauchte Florence und war im Gesicht vor Wut und Angst gleichzeitig kalkweiß geworden. "Oh, das wußte ich nicht, verzeihen Sie mir bitte... Madam Farstalker? So war doch Ihr Name, nicht wahr?" Lucius Malfoy deutete eine Verbeugung an, die Florence aus ihren persönlichen Erfahrungen mit diesem Mann heraus nur als Zynismus erachten konnte. "Ich kam nicht umhin, Zeuge dieses Unterrichts zu werden, da ich gerade auf dem Weg zu Direktor Dumbledore bin und hier zwangsläufig vorbei mußte." Lucius lächelte katzenartig und an seinen Sohn gewandt fuhr er fort: "Und da es gerade mein Sohn war, mit dem Sie übten, wollte ich auch nicht stören - womöglich hätte mein unangemeldetes Erscheinen ihn in seiner Konzentration gestört..." Sirius knurrte immer noch und Florence baute sich vor Minister Malfoy auf - hätten ihre Blicke töten können, wäre vom Minister nicht viel mehr als ein Häufchen Asche übrig geblieben. "Nun, wenn Sie zu Direktor Dumbledore möchten - dort drüben ist das Eingangstor zum Schulgelände - ich würde gern mit meinem Unterricht fortfahren" Obwohl Florence diese Worte mehr zischte als sprach, überschlug sich ihre Stimme mehrmals. Draco war blaß, doch er blickte seinem Vater ohne Regung in die Augen. Innerlich jedoch durchlebte er gerade die Hölle. "Draco, wenn ich das Gespräch mit deinem Direktor beendet habe, würde ich mich gern noch mit dir unter 4 Augen unterhalten." In Lucius Malfoy's Augen blitzte es kurz auf, bevor er erneut eine Verbeugung vor Florence andeutete. "Madam Farstalker..." Er warf noch einen geringschätzigen Blick auf den beständig knurrenden und kläffenden Sirius - Hund, bevor er hocherhobenen Hauptes in Richtung Hogwarts weiterging. Quälend langsam verlor das Adrenalin im Blut seine Wirkung - nur wenige Schüler wußten, was gerade wirklich geschehen war. Daß die Anspannung zwischen ihrer Lehrerin und dem Minister auf mehr beruhte als nur auf ihrer Verärgerung über die Unterbrechung ihres Unterrichts war jedoch allen klar. Harry, Ron und Hermine hatten unwillkürlich ihre Zauberstäbe fest umklammert gehabt und ließen sie nur langsam wieder etwas los. Draco starrte wie vom Donner gerührt seinem Vater hinterher. Florence folgte kurz seiner Blickrichtung, dann wandte sie sich Draco direkt zu und sagte leise: "Sie müssen nicht mit ihm reden, wenn Sie nicht wollen. Wir könnten Etwas arrangieren..." "Nein.", fiel er ihr ins Wort, "Ich muß mit ihm sprechen.", erklärte er fest, schüttelte seine Erstarrung ab und folgte der Klasse zum Ausgangspunkt seines Apparationsversuches, wo sie alle ihre Taschen auf dem Rasen liegen hatten. Sirius winselte und legte den Kopf schief, Florence schaute zu ihm hinab und zuckte mit den Schultern: "Wenn er es will... niemand kann ihm das verwehren..." Während des restlichen Unterrichts machten noch fast alle Schüler einen ersten Versuch, doch einige mußten sich noch eine Woche bis zum nächsten Unterricht gedulden - nicht alle waren so erfolgreich wie Draco (Crabbe hatte nach seinem ersten Versuch zuerst die Beine seitenverkehrt und mußte sich von Florence wieder zurecht zaubern lassen), der stumm und teilnahmslos das Geschehen beobachtete. Mit seinen Gedanken jedoch war der junge Malfoy ziemlich weit entfernt - bei seinem Vater. *** Severus fuhr aus dem Schlaf hoch - sein Mal am linken Unterarm brannte wie Feuer. Neben ihm schlief Florence noch wie eine Tote, sie war erst nach Mitternacht aus dem Verbotenen Wald zurück gekehrt und hätte sich fast mitsamt ihrer Kleidung einfach nur auf sein Bett geworfen. "Soll ich Poppy mal fragen, ob ich ihren Heiltrank für dich eventuell verbessern kann?", hatte Severus gefragt, denn Florence war in letzter Zeit sehr schnell erschöpft. "Nein, laß alles, wie es ist - ich müßte mich einfach nur ein bißchen schonen, ihr Trank ist gut nur ich viel zu aktiv... Das wird schon!", hatte sie geantwortet und eben jenes Lächeln aufgesetzt, daß Severus seit jeher Verheißung und Verdammnis in einem bedeutete. Dabei hatte er es belassen gehabt - Diskussionen mit Florence waren schon immer sinnlos und er hatte sich nicht schon wieder mit ihr streiten wollen. Ein Blick auf das Stundenglas auf dem Nachttisch verriet ihm, daß erst 4 Stunden seit diesem kurzen Gespräch mit seiner Geliebten vergangen waren. Es war mitten in der Nacht und Voldemort rief nach ihm - schlief dieses Monstrum denn niemals? Hastig suchte er im Schein seines Zauberstabs etwas Kleidung zusammen und griff nach seinem Besen. 'Komme was da wolle, wenn ich jetzt nicht bei ihm erscheine, wird er mich bei der nächsten Gelegenheit umbringen - hoffentlich ist diese nicht schon heute...', dachte Severus und verließ seine Privaträume und Hogwarts. Im Anwesen des Schwarzen Lords war es ruhig, aber nicht ausgestorben, hinter einigen Türen konnte Severus Stimmen hören. Nervös zupfte er seine Kleidung zurecht und öffnete die Tür zum 'Audienzsaal'. Voldemort wartete nicht allein auf ihn, Peter Pettigrew und Lucius Malfoy leisteten ihm Gesellschaft. 'Aha, Massaker zu viert...', schoß es ihm bös durch den Kopf. Er durchschritt den Raum und blieb auf gleicher Höhe wie Malfoy und Pettigrew stehen. "Ihr habt nach mir gerufen, Meister?" Voldemort's rotglimmende Augen hatten ihn seit seinem Eintreten nicht losgelassen, nun jedoch kam Bewegung in die Fratze auf dem 'Thron' vor ihm. "Der Giftmischer... Mein Freund Lucius hier hat mir gerade von seiner Unterhaltung mit deinem 'Arbeitgeber' am gestrigen Tage erzählt - unangenehme Sache, das... Die Kommission zur Unterdrückung der Fähigkeiten bei Schlammblütlern wird erst im nächsten Schuljahr mit der Arbeit beginnen können... Alle verfügbaren Kräfte muß mein Minister nun einsetzen, um meine Anhänger, seine eigenen Freunde zu jagen..." Severus blickte verstohlen zu Malfoy hinüber - die Auswirkungen des Cruciatus - Fluchs waren geübten Augen nicht zu verbergen. Der Minister war noch sehr blass um die Nase und rang mit dem Gleichgewicht und um eine ausdruckslose Miene. 'MEIN Minister... ob er Lucius als sein Privateigentum betrachtet?', dachte der Zaubertranklehrer bei sich und verbot sich jedes Mitleid mit Malfoy - immerhin konnte er selbst auch noch schnell genug in den Genuß der gleichen Bestrafung kommen - oder Schlimmerem... "Allerdings konnte er mir auch gute Nachrichten übermitteln - die Halbelbe geht nun regelmäßig vor die Tore von Hogwarts - sie gibt Unterricht im Apparieren... Ziemlich leichtsinnig vom alten Dumbledore, dieses Kleinod nur von einem kläffenden Köter bewachen zu lassen...", Voldemort grinste schräg. "Du hattest Recht, irgendwann mußte sie aus Hogwarts heraus kommen - und das macht die Sache etwas leichter für uns, sie hier her zu bringen. Im Übrigen wirst es nicht mehr du sein, dem diese Aufgabe zufällt." Severus war im ersten Augenblick viel zu verwirrt, um das ganze Ausmaß des eben Gehörten richtig einschätzen zu können. "Darf ich fragen, wer sie nun zu Euch bringt?" Voldemort starrte Severus ausdruckslos an - nur in seinen roten Augen schien es zu blitzen. Dann sah er kurz zu Malfoy, der daraufhin einen Schritt nach vorn tat. "Ich werde es tun.", sagte Lucius Malfoy zu dem entsetzen Zaubertranklehrer. *** "Und was machen wir nun?", fragte Sirius ratlos in die kleine Runde, die ungläubig die neuesten Nachrichten von Severus im Büro des Schuldirektor gehört hatte. Remus hatte einen Punkt auf dem Fußboden fixiert, Florence starrte aus dem Fenster, Albus Dumbledore saß kerzengerade hinter seinem Schreibtisch und durchspielte in Gedanken sämtliche mögliche Szenarien, die sich aus der Änderung ergaben. Severus saß blaß in einem Sessel und beobachtete alle Anwesenden in ihren Reaktionen. Bisher waren sie immer davon ausgegangen, daß er, Severus, Florence zu Voldemort bringen würde - in Absprache mit dem Orden des Phönix. Wenn jedoch nun Lucius Malfoy diese Aufgabe übernahm, konnte Florence schon beim nächsten Unterricht entführt werden - oder erst irgendwann im Juni. Was allerdings auch nicht mehr so lang hin war. Bestenfalls hatten sie noch sieben Wochen, bis Malfoy zuschlagen würde. Im schlechtesten Fall nur noch 7 Tage. Severus' Blick schweifte nun wieder zu Albus Dumbledore hinüber, der ihn kurz fixierte. 'Kein Wort!', hallte es in Severus' Kopf wieder und er verstand. Florence sagte als erste etwas in die Stille hinein: "Wie schnell könnten wir Kevin auf Harry fixieren?" Remus, Sirius und Severus schauten erstaunt zu ihr hinüber. Sie hatte ihnen den Rücken zugedreht und schaute weiterhin aus dem Fenster. Nur Albus Dumbledore schien nicht überrascht zu sein angesichts der seltsamen Frage seiner Nichte. "Am Samstag spielt Gryffindor gegen Hufflepuff. Das wäre eine Gelegenheit, erste Bande zu knüpfen.", antworte er und Florence drehte sich zu den anderen um. "Gut, dann fehlt nur noch die Entscheidung, wer Harry in Gefahr bringt. Ich bin Schiedsrichterin, ich bin schon beschäftigt." "Worüber redet ihr eigentlich gerade?", fragte Remus und nahm Sirius die Worte aus dem Mund. "Ich ahne etwas...", ließ sich Severus vernehmen und ein Lächeln huschte über sein Gesicht, "Zwei Fliegen mit einer Klappe, oder?" "Hallo? Könnten wir vielleicht auch mal etwas mehr erfahren?", fragte nun Sirius relativ ungehalten. Dumbledore räusperte sich, "Es geht um Kevin Rabanus. Bisher waren wir davon ausgegangen, daß Severus Flo zu Voldemort bringt. Kevin ist ein Seher - und er ist stark auf Severus als 'Ersatzvater' fixiert. Mit Kevin's Hilfe hätten wir den genauen Aufenthaltsort von Severus und damit Flo herausfinden können. Nun ist Severus aber wieder in der Gunst von Voldemort gesunken - was bedeuten könnte, daß er gar nicht bei der eigentlichen Zeremonie anwesend sein könnte. Und Flo können wir nicht zu sehr in Kevin's Aufmerksamkeitsbereich bringen - Voldemort wird sich sehr intensiv in ihrer Seele umschauen und die Verbindung entdecken. Wenn Severus nun aber Harry zu Voldemort bringt, können wir davon ausgehen, daß zumindest Harry bei dem Ritual sein wird - die Anwesenheit eines mächtigen Feindes verstärkt - nach Aussagen von Sybill Trelawney - den Zauber, den Voldemort anzuwenden gedenkt." "Wir haben in den letzten Monaten mehrere Szenarien in Gedanken durchgespielt, unter anderem auch einige, in denen Severus aus diversen Gründen nicht anwesend sein könnte. Und wir haben dafür vorgesorgt, daß Voldemort's neue Beraterin von Sybill's Entdeckung ebenfalls in Kenntnis gesetzt wurde - und Harry ist ihr schon länger ein Dorn im Auge. Wenn nun nicht nur ich sondern auch Harry zu Voldemort gebracht werden, könnt ihr dennoch durch Kevin geleitet werden.", fügte Florence ergänzend hinzu. "Ihr wißt, wer seine Beraterin ist?", fragte Severus erstaunt. Remus und Sirius schauten nur ungläubig von einem zum anderen. "Sybill und Minerva haben es vor einigen Wochen herausgefunden. Eigentlich keine große Überraschung, wenn man es genau bedenkt...", antwortete der Direktor, "Aber wir können es euch im Moment noch nicht verraten. Für Severus ist das Wissen zu gefährlich und ihr beide", er blickte hinüber zu Remus und Sirius, "seid mir manchmal zu impulsiv, wenn ich ehrlich bin. Wenn es darum geht, Harry zu schützen seid ihr beide schon mehrmals recht weit gegangen. Und wir brauchen die Beraterin noch..." "BITTE?????", entrüstete sich Sirius und bestätigte damit unweigerlich Albus' Behauptung. *** Draco Malfoy hatte die ganze Nacht im Gemeinschaftsraum der Slytherins gesessen und ins Kaminfeuer gestarrt. Kurz bevor die anderen Schüler seines Hauses langsam erwachten und sich zum Frühstück in der Großen Halle aufmachten, hatte sich der Gewittersturm von Gedanken in seinem Kopf langsam gelegt. Er fühlte sich noch viel zu jung, um mit dem ganzen Chaos um sich herum umzugehen und wußte doch, daß er im Laufe diesen Schuljahres sehr viel reifer geworden war, als sein Alter und vor allem seine behütete Kindheit normalerweise zugelassen hätten. Ja, seine Kindheit war behütet gewesen. Seine Mutter hatte ihn immer spüren lassen, wie sehr sie ihn liebte, und sein Vater... Sein Vater war immer schon jähzornig gewesen. Und doch berechenbar. Es gab kaum etwas, daß er seinem Sohn je abgeschlagen hatte. 'Auch eine Art von Liebesbeweis', dachte Draco bitter. Und das Gespräch mit seinem Vater am gestrigen Nachmittag - nein, Draco hatte nicht offen rebelliert. Er hatte im Grunde überhaupt nichts getan, nur zugehört. Und was er gehört hatte, überstieg sein Fassungsvermögen - in gewisser Weise. Er hatte die ganze Nacht dazu gebraucht, um seine Gedanken und Emotionen zu ordnen, sich und seine eigene Position neu zu Überdenken. Als die ersten Slytherins an ihm vorbei zum Frühstück strömten, schloß er sich ihnen an. Es gab etwas, das er noch zu erledigen hatte, das war ihm in der letzten Nacht bewußt geworden. Und je früher, desto besser, falls überhaupt noch etwas zu retten war. *** "Potter!" Harry, Ron und Hermine blieben mitten in der Eingangshalle stehen und drehten sich zum Sprecher um. "Euch beide habe ich nicht gemeint. Ich will mit Potter allein reden!", sagte Draco zu Ron und Hermine. "Und wenn wir nun einfach dabei bleiben, Malfoy?", fragte Ron provozierend, doch Harry winkte ab. "Ist schon okay, Ron. Geh doch schon mal mit Hermine vor, ich komme gleich nach." Harry war zwar überrascht, aber etwas in Draco's Blick sagte ihm, daß er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Bereitwillig folgte er Draco in den Innenhof des Schlosses. Auf dem Weg dorthin hatten beide kein Wort miteinander gewechselt. Es war Draco, der das Schweigen brach: "Potter, ich möchte mit dir Frieden schließen." 'Bitte?', dachte Harry. "Wie meinst du das?" Draco schluckte, "Ich sehe keinen Sinn darin, daß wir uns weiter gegenseitig das Leben schwer machen.", sagte er fest, "Fast 7 Jahre haben wir uns ständig bekämpft und bald ist unsere gemeinsame Schulzeit vorbei - vielleicht etwas spät, aber hoffentlich noch nicht zu spät, um Frieden zu schließen." "Aber warum kommst du ausgerechnet jetzt damit an? In gut zwei Monaten werden wir eh nichts mehr miteinander zu tun haben, also was soll das?", fragte Harry verärgert. Vor dieser Frage hatte sich Draco gefürchtet. Nun mußte er Harry wohl oder übel einen Teil seines Seelenlebens - und der Überlegungen der letzten Nacht - offenbaren. "Mein Vater ist mit Arthur Weasley zur Schule gegangen, und sie haben sich genau so verhalten wie wir beide. Sie haben sich nie vertragen - nun bekämpfen sie sich immer noch, obwohl es dafür eigentlich keinen Grund mehr gibt. Sie haben den richtigen Zeitpunkt einfach verpasst. Ich will nicht so enden - wer weiß, ob wir später nicht zusammen arbeiten müssen?" Draco zwang sich zu einem Lächeln; er fühlte sich unglaublich verwundbar. Was, wenn Harry nun ablehnte? 'Dann habe ich wenigstens mein Gewissen beruhigt und guten Willen gezeigt...' Harry war verunsichert: war das wieder nur eine Finte von Malfoy oder sein Ernst? 'Mein Vater und Professor Snape haben sich auch nie vertragen - und trotzdem hat mein Vater ihm das Leben gerettet... Und Snape hat meines gerettet, weil er sich nicht bei meinem Vater revanchieren konnte... Und er haßt mich dennoch...' "Malfoy... Ich kann dazu jetzt nichts sagen. So einfach ist das alles nicht aus der Welt zu schaffen, wie du vielleicht denkst!", sagte Harry. Draco spürte die Wut in sich aufkeimen - und machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder ins Schloß, bevor er noch etwas Falsches sagte. 'Potter ist genauso arrogant und überheblich, wie ich es immer gedacht habe...' "Was ist zum Beispiel mit allem, was du und dein Vater den Weasleys angetan habt? Oder Hermine?", rief Harry hinter ihm her und rannte, bis er Draco eingeholt und überholt hatte. "Glaubst du, das ist so einfach mit einem 'Entschuldigung, ich will nicht so werden wie mein Daddy' aus der Welt zu schaffen? Glaubst du das wirklich?" "NEIN!!!", schrie Draco ihn an und blieb abrupt stehen, "Natürlich nicht! Ich weiß das! ABER WAS SOLL ICH DENN SONST TUN?" Er war kurz davor, völlig die Fassung zu verlieren - so verzweifelt war er bisher nur einmal zuvor in seinem Leben gewesen - als er Angst hatte, nach Haus zurück zu kehren. "Ich kann das nicht rückgängig machen - und ich will es auch gar nicht! Ich will es nur abschließen, verflucht! Ich habe dich nicht um Verzeihung gebeten, sondern nur um Frieden!" Er drängte sich an Harry vorbei und rannte hinein. Zurück ließ er einen sehr nachdenklichen Harry. 'Malfoy... Es gibt sehr wohl noch einen Grund, warum dein und Ron's Vater sich immer noch bekämpfen...' *** Harry war Draco eine Antwort immer noch schuldig geblieben, als er am Samstag hinaus auf das Quidditchfeld ging, und Draco ging davon aus, daß das Gespräch damit beendet war. Und er war es Leid, sich Gedanken über Potter und seine Freunde zu machen - was aber leider nicht hieß, daß er sich nicht doch ständig welche machte. Draco saß auf der Slytherintribüne und verfolgte das Geschehen auf dem Spielfeld - Gryffindor gegen Hufflepuff. Wenn Potter das Spiel soweit hinauszögerte, daß seine Mannschaft beim Fang des Schnatzes mit 80 Punkten vorlag, hätte Gryffindor trotz allem den Quidditch - Pokal in diesem Jahr gewonnen. Dabei hatten die Slytherins so gut wie noch nie seit 7 Jahren gespielt - unfair aber erfolgreich. Harry ließ sich nichts anmerken, aber er spürte förmlich Draco's Blicke in seinem Rücken. Er war immer noch wütend auf Malfoy und sein Friedensangebot - allerdings kam ihm in den letzten Tagen auch öfter der Gedanke, daß ER es hätte sein müssen, der dieses Angebot als erster machte. Gekränkte Eitelkeit? Ron und Hermine hatten im ersten Moment, nachdem Harry ihnen von der seltsamen Unterhaltung mit Malfoy berichtet hatte, mit völligem Unglauben reagiert. Ron hatte sogar gemeint, daß wäre nur ein Trick gewesen, damit Malfoy Zeit hätte, eine Oberfiesheit bis zum Schulabschluß zu organisieren. Hermine war fast geplatzt vor Wut und wollte Draco mit irgendetwas verhexen, konnte sich aber nicht entscheiden, bis sich ihre Wut wieder etwas gelegt hatte. Danach war sie ebenso wie Harry nachdenklich geworden. Nur für Ron war diese Angelegenheit beendet - er dachte einfach nicht mehr darüber nach, ließ Draco aber nicht aus den Augen. Falls er doch etwas planen sollte. Harry flog hoch oben über dem Spielfeld und wartete auf den Anpfiff durch Madam Farstalker. Sie warf den Quaffel in die Luft und pfiff gleichzeitig auf ihrer Trillerpfeife - das Spiel konnte beginnen. Remus Lupin saß neben Severus Snape auf der Lehrertribüne und zückte seinen Zauberstab. Sirius saß unten am Spielfeldrand und beobachtete das Geschehen über sich. Remus schluckte schwer und vergewisserte sich mit einem Blick, ob alle bereit waren, dann zielte er so unauffällig wie möglich auf Harry und flüsterte: "Conspiceri non..."
Es war allen mehr als Recht, daß vor allem Arthur Weasley den Ruhm für die Heilung der Todesser - Opfer im St. Mungo - Hospital für magische Krankheiten einstrich. Zwar wies Mr. Weasley immer wieder darauf hin, daß er den Heiltrank nur im Auftrag von Albus Dumbledore ins Hospital brachte, der den Trank aus Guatemala erhalten hätte, doch schien ihm niemand wirklich zuhören zu wollen. Und Albus Dumbledore sorgte dafür, daß die Verbindung mit Hogwarts nicht zu offensichtlich wurde. Denn es gab in Hogwarts 2 Personen, die so einen Trank herstellen konnten - und auch hergestellt hatten - die er im Moment nicht so dem Licht der Öffentlichkeit aussetzen wollte - egal ob nun die Mithilfe der guatemalischen Hexen erwähnt wurde oder nicht. Lucius Malfoy kam nicht umhin, Mr. Weasley wieder im Ministerium arbeiten zu lassen und die Suspendierung aufzuheben - neben einer kräftigen Gehaltserhöhung, die Mrs. Weasley kurzfristig in Ohnmacht versetzte. Zwar verhielt sich Minister Malfoy nicht weniger bösartig als früher gegenüber Arthur Weasley, doch nun beschritt er keine offiziellen Wege mehr für seine Attacken gegen ihn. Lucius Malfoy wußte nur zu gut, daß sein Ansehen erheblich gelitten hätte, wenn er Mr. Weasley zu offensichtlich angriff - immerhin war der nun ein von den Medien gefeierter Held. Die Heilung der Opfer, allen voran die der Longbottoms, wurde in ganz Britannien gefeiert - fast 16 Jahre hatten sie im Dämmerzustand zugebracht und nun konnten sie zum ersten Mal ihren fast erwachsenen Sohn wieder in die Arme nehmen - Neville erhielt eine Woche Sonderurlaub von der Schule, um seine Eltern in ihrem neuen Leben zu begrüßen. Bevor er von seiner Großmutter aus Hogwarts abgeholt wurde, hatte er 2 Tage lang gleichzeitig gelacht und geweint vor Glück - und die meisten Schüler hatten ihn mit Glückwünschen überhäuft - nur die Slytherins hielten sich zurück. Für Britannien war es, als ob ein gewaltiger Ruck durch das ganze Land ging - niemand schien mehr zu tun, als ob sich alles trotz Voldemort halbwegs normal abspielen würde. Im Ministerium ging eine Anzeige nach der anderen ein, die Todesser bloßstellte. Die Auroren waren im Dauereinsatz und hatten ihre liebe Mühe, allen Anzeigen nachzugehen. Der Lord tobte und Peter Pettigrew berichtete Remus und Severus nicht ohne Schadenfreude, daß Voldemort Lucius Malfoy fast in der Luft zerrissen hätte. Severus war bei diesem Treffen nicht zugegen gewesen, der Lord hatte ihn nicht rufen lassen - außerdem war Severus nicht sicher, ob er gegangen wäre. Ein grandioser Heiltrank sah doch sehr nach seiner Handschrift aus. *** Florence atmete tief die sanfte Frühsommerluft ein und führte die Siebtklässler von Gryffindor und Slytherin vor die Tore des Hogwarts - Schulgeländes. Mit einer Woche Verspätung sollten nun die Schüler ihren ersten praktischen Unterricht im Apparieren erhalten. In der vergangenen Woche war an Unterricht in Hogwarts nicht zu denken gewesen. Kaum waren Remus und Sirius aus der Winkelgasse zurück gekehrt und Albus Dumbledore Bericht erstattet, hatte der Direktor eine Eule zum Fuchsbau geschickt und Arthur Weasley nach Hogwarts beordert. Einen Tag später verabreichten die Ärzte im St. Mungo - Hospital den Trank, den Florence und Severus zusammen entwickelt hatten und das Chaos begann. Es schien kaum einen Schüler in Hogwarts zu geben, der kein Familienmitglied im Hospital hatte, der nun plötzlich geheilt war - um einer unerlaubten Massenflucht vorzubeugen, hatte Albus Dumbledore den Schülern 3 Tage schulfrei gegeben und den Hogwarts-Express zu einer Sonderfahrt bereitstellen lassen - und an den anderen Tagen in der letzten Woche wurde soviel getuschelt und erzählt, daß die Lehrer die Segel strichen und ihren Lehrplan änderten. Stattdessen wurde den Schülern gestattet, auch während des Unterrichts über ihr Wiedersehen mit ihren geheilten Verwandten zu berichten. Selbst Professor Binns sah ein, daß er mit dem normalen Lehrstoff nicht durchkommen würde und unterrichtete die Schüler nun kurzfristig in der Geschichte der größten Helden im Kampf gegen Schwarzmagier in diesem und dem letzten Jahrhundert - immerhin ein Kompromiß! In Slytherin war es stiller. Doch auch dort überwog die Freude, denn auch Angehörige der Slytherins waren aus ihrer katatonischen Starre erlöst worden - wenige zwar (und zum Teil auch dem Lord unliebsam gewordene Todesser), aber dennoch. Und nun stand Florence zum ersten Mal seit Monaten wieder vor den Toren von Hogwarts, im Schlepptau eine Klasse, deren Zusammensetzung immer noch brisant war wie am ersten Tag. Nur Neville Longbottom fehlte bei den Gryffindors - er durfte noch etwas länger bei seinen Eltern bleiben. Es hatte Florence einige Mühe gekostet, Remus und Severus als Leibwache für diesen ersten "Ausflug" abzuwimmeln, Sirius hingegen ließ nicht locker. Als "Schnuffel" - Hund begleitete er die Lehrerin und ihre Schüler zum Unterricht vor den Toren Hogwarts. Alles verlief relativ friedlich (seit Monaten schon verzichtete Draco Malfoy weitgehend auf seine Attacken auf Harry, Ron und Hermine), dennoch blieb Sirius höchst wachsam. Florence demonstrierte der Klasse das Apparieren und zauberte sich einige Meter weiter. Für Geübte war die Unterstützung durch den Zauberstab nicht mehr unbedingt nötig, Anfänger jedoch sollten in den ersten 5 Jahren ihren immer dabei haben. So verlangte es das Gesetz zum Apparieren. Es konnte ja sein, daß man versehentlich direkt vor ein paar Muggeln apparierte und schnell einen Gedächtniszauber aussprechen mußte... Was übrigens zum Standardprogramm für die Prüfung gehörte. "So, und nun sind Sie dran. Wer will es zu erst probieren?", fragte Florence und lächelte der Klasse aufmunternd zu. "Miß Granger vielleicht?" Miß Granger jedoch hatte noch mehr Panik als an ihrem ersten Schultag und vor der Auswahlzeremonie durch den Sorting Hat. Kaltschweißig schüttelte sie den Kopf und zerquetschte fast Ron's Hand mit der ihren. Florence zog überrascht die Augenbrauen hoch: ausgerechnet Hermine hätte sie so eine Panik nicht zugetraut. "Nun, irgendwer muß anfangen! Wenn es Sie beruhigt, ich helfe Ihnen bei Ihrem ersten Versuch..." Sie sah ihren Schülern in die Gesichter und nun war es an Florence, Panik zu entwickeln: hatte sie vielleicht zu viel von den Risiken erzählt? Ihr Blick blieb auf Draco Malfoy ruhen, der nicht blasser als sonst aussah. "Mr. Malfoy? Darf ich Sie bitten, den Anfang zu machen?" Draco schluckte und trat zu seiner Lehrerin - auch er hatte nicht gerade ein allzu zuversichtliches Gefühl für diesen ersten Versuch, auch wenn sein Selbstbewußtsein sonst kaum in der Großen Halle Platz fand. Er hatte sich verändert, kein Zweifel. "Sehr gut, Mr. Malfoy!" Florence trat hinter ihn und legte ihre Hände auf seine Schultern - wobei sie ihre Arme ziemlich weit nach oben heben mußte - Draco war mittlerweile fast so groß wie sein Vater - und Florence klein und zierlich, sie reichte Draco gerade mal bis zur Brust. "Atmen Sie tief durch, Mr. Malfoy. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen zu Beginn erzählt habe? Wenn man nicht weiß, wie das eigene Körperschema aussieht, sollte man das Apparieren lieber lassen und den Besen nehmen. Schließen Sie die Augen und machen Sie sich ein Bild von Ihrem Körper - spüren Sie Ihren Körper..., konzentrieren Sie sich zunächst auf sich selbst, alles andere ist im Moment unwichtig..." Draco tat wie ihm geheißen und auch Florence schloß die Augen. Sie spürte seine Konzentration und flüsterte: "Und jetzt denken Sie daran, wie Sie unter dem Baum 5 Meter links von Ihnen stehen - nein, nur denken, nicht den Baum ansehen - wenn sie weiter weg apparieren wollen, können Sie ja auch nicht vorher kurz gucken, wo Sie hin wollen... Den Zauberstab in der linken Hand..." Er wurde wieder unsicherer, doch Florence' Nähe beruhigte ihn wieder etwas, dann: "Ausatmen und los..." plopp Florence hatte die Arme immer noch nach oben gestreckt, doch vor ihr stand nun niemand mehr. Etwa sieben Meter weiter links von ihr holte Draco gierig Luft und hustete. Er war noch ganz! "Mr. Malfoy, alles in Ordnung?", rief Florence und lief zu ihm hinüber, die Klasse folgte, die Slytherins jubelten. "Alles noch da, wo es hingehört?", fragte die Lehrerin und klopfte Draco, der immer noch heftig hustete, auf den Rücken. "Ja, ich denke schon...", sagte er und der Husten verebbte, "Das war... unglaublich! Für einen Augenblick konnte ich alles sehen! Wo ich war, wo ich hinwollte..." "Und nur 2 Meter daneben, das ist wirklich gut für den ersten Versuch!", Florence grinste dem vor Freude strahlendem Slytherin zu. 'Neville hätte ich wahrscheinlich entweder in Hogsmeade oder Nebraska wiedergefunden...', dachte sie bei sich und wurde unsanft aus ihren Gedanken gerissen, als sich eine Gestalt aus dem Schatten der Bäume löste. Behandschuhte Hände klatschten langsam und träge, während die Sonne das lächelnde Gesicht von Lucius Malfoy beschien: "Sehr gut, mein Sohn!" Sirius knurrte und kläffte und stellte sich zwischen Florence und dem immer näher kommenden Malfoy. "Was wollen Sie hier? Ich habe nicht gern Zuschauer bei meinem Unterricht!", fauchte Florence und war im Gesicht vor Wut und Angst gleichzeitig kalkweiß geworden. "Oh, das wußte ich nicht, verzeihen Sie mir bitte... Madam Farstalker? So war doch Ihr Name, nicht wahr?" Lucius Malfoy deutete eine Verbeugung an, die Florence aus ihren persönlichen Erfahrungen mit diesem Mann heraus nur als Zynismus erachten konnte. "Ich kam nicht umhin, Zeuge dieses Unterrichts zu werden, da ich gerade auf dem Weg zu Direktor Dumbledore bin und hier zwangsläufig vorbei mußte." Lucius lächelte katzenartig und an seinen Sohn gewandt fuhr er fort: "Und da es gerade mein Sohn war, mit dem Sie übten, wollte ich auch nicht stören - womöglich hätte mein unangemeldetes Erscheinen ihn in seiner Konzentration gestört..." Sirius knurrte immer noch und Florence baute sich vor Minister Malfoy auf - hätten ihre Blicke töten können, wäre vom Minister nicht viel mehr als ein Häufchen Asche übrig geblieben. "Nun, wenn Sie zu Direktor Dumbledore möchten - dort drüben ist das Eingangstor zum Schulgelände - ich würde gern mit meinem Unterricht fortfahren" Obwohl Florence diese Worte mehr zischte als sprach, überschlug sich ihre Stimme mehrmals. Draco war blaß, doch er blickte seinem Vater ohne Regung in die Augen. Innerlich jedoch durchlebte er gerade die Hölle. "Draco, wenn ich das Gespräch mit deinem Direktor beendet habe, würde ich mich gern noch mit dir unter 4 Augen unterhalten." In Lucius Malfoy's Augen blitzte es kurz auf, bevor er erneut eine Verbeugung vor Florence andeutete. "Madam Farstalker..." Er warf noch einen geringschätzigen Blick auf den beständig knurrenden und kläffenden Sirius - Hund, bevor er hocherhobenen Hauptes in Richtung Hogwarts weiterging. Quälend langsam verlor das Adrenalin im Blut seine Wirkung - nur wenige Schüler wußten, was gerade wirklich geschehen war. Daß die Anspannung zwischen ihrer Lehrerin und dem Minister auf mehr beruhte als nur auf ihrer Verärgerung über die Unterbrechung ihres Unterrichts war jedoch allen klar. Harry, Ron und Hermine hatten unwillkürlich ihre Zauberstäbe fest umklammert gehabt und ließen sie nur langsam wieder etwas los. Draco starrte wie vom Donner gerührt seinem Vater hinterher. Florence folgte kurz seiner Blickrichtung, dann wandte sie sich Draco direkt zu und sagte leise: "Sie müssen nicht mit ihm reden, wenn Sie nicht wollen. Wir könnten Etwas arrangieren..." "Nein.", fiel er ihr ins Wort, "Ich muß mit ihm sprechen.", erklärte er fest, schüttelte seine Erstarrung ab und folgte der Klasse zum Ausgangspunkt seines Apparationsversuches, wo sie alle ihre Taschen auf dem Rasen liegen hatten. Sirius winselte und legte den Kopf schief, Florence schaute zu ihm hinab und zuckte mit den Schultern: "Wenn er es will... niemand kann ihm das verwehren..." Während des restlichen Unterrichts machten noch fast alle Schüler einen ersten Versuch, doch einige mußten sich noch eine Woche bis zum nächsten Unterricht gedulden - nicht alle waren so erfolgreich wie Draco (Crabbe hatte nach seinem ersten Versuch zuerst die Beine seitenverkehrt und mußte sich von Florence wieder zurecht zaubern lassen), der stumm und teilnahmslos das Geschehen beobachtete. Mit seinen Gedanken jedoch war der junge Malfoy ziemlich weit entfernt - bei seinem Vater. *** Severus fuhr aus dem Schlaf hoch - sein Mal am linken Unterarm brannte wie Feuer. Neben ihm schlief Florence noch wie eine Tote, sie war erst nach Mitternacht aus dem Verbotenen Wald zurück gekehrt und hätte sich fast mitsamt ihrer Kleidung einfach nur auf sein Bett geworfen. "Soll ich Poppy mal fragen, ob ich ihren Heiltrank für dich eventuell verbessern kann?", hatte Severus gefragt, denn Florence war in letzter Zeit sehr schnell erschöpft. "Nein, laß alles, wie es ist - ich müßte mich einfach nur ein bißchen schonen, ihr Trank ist gut nur ich viel zu aktiv... Das wird schon!", hatte sie geantwortet und eben jenes Lächeln aufgesetzt, daß Severus seit jeher Verheißung und Verdammnis in einem bedeutete. Dabei hatte er es belassen gehabt - Diskussionen mit Florence waren schon immer sinnlos und er hatte sich nicht schon wieder mit ihr streiten wollen. Ein Blick auf das Stundenglas auf dem Nachttisch verriet ihm, daß erst 4 Stunden seit diesem kurzen Gespräch mit seiner Geliebten vergangen waren. Es war mitten in der Nacht und Voldemort rief nach ihm - schlief dieses Monstrum denn niemals? Hastig suchte er im Schein seines Zauberstabs etwas Kleidung zusammen und griff nach seinem Besen. 'Komme was da wolle, wenn ich jetzt nicht bei ihm erscheine, wird er mich bei der nächsten Gelegenheit umbringen - hoffentlich ist diese nicht schon heute...', dachte Severus und verließ seine Privaträume und Hogwarts. Im Anwesen des Schwarzen Lords war es ruhig, aber nicht ausgestorben, hinter einigen Türen konnte Severus Stimmen hören. Nervös zupfte er seine Kleidung zurecht und öffnete die Tür zum 'Audienzsaal'. Voldemort wartete nicht allein auf ihn, Peter Pettigrew und Lucius Malfoy leisteten ihm Gesellschaft. 'Aha, Massaker zu viert...', schoß es ihm bös durch den Kopf. Er durchschritt den Raum und blieb auf gleicher Höhe wie Malfoy und Pettigrew stehen. "Ihr habt nach mir gerufen, Meister?" Voldemort's rotglimmende Augen hatten ihn seit seinem Eintreten nicht losgelassen, nun jedoch kam Bewegung in die Fratze auf dem 'Thron' vor ihm. "Der Giftmischer... Mein Freund Lucius hier hat mir gerade von seiner Unterhaltung mit deinem 'Arbeitgeber' am gestrigen Tage erzählt - unangenehme Sache, das... Die Kommission zur Unterdrückung der Fähigkeiten bei Schlammblütlern wird erst im nächsten Schuljahr mit der Arbeit beginnen können... Alle verfügbaren Kräfte muß mein Minister nun einsetzen, um meine Anhänger, seine eigenen Freunde zu jagen..." Severus blickte verstohlen zu Malfoy hinüber - die Auswirkungen des Cruciatus - Fluchs waren geübten Augen nicht zu verbergen. Der Minister war noch sehr blass um die Nase und rang mit dem Gleichgewicht und um eine ausdruckslose Miene. 'MEIN Minister... ob er Lucius als sein Privateigentum betrachtet?', dachte der Zaubertranklehrer bei sich und verbot sich jedes Mitleid mit Malfoy - immerhin konnte er selbst auch noch schnell genug in den Genuß der gleichen Bestrafung kommen - oder Schlimmerem... "Allerdings konnte er mir auch gute Nachrichten übermitteln - die Halbelbe geht nun regelmäßig vor die Tore von Hogwarts - sie gibt Unterricht im Apparieren... Ziemlich leichtsinnig vom alten Dumbledore, dieses Kleinod nur von einem kläffenden Köter bewachen zu lassen...", Voldemort grinste schräg. "Du hattest Recht, irgendwann mußte sie aus Hogwarts heraus kommen - und das macht die Sache etwas leichter für uns, sie hier her zu bringen. Im Übrigen wirst es nicht mehr du sein, dem diese Aufgabe zufällt." Severus war im ersten Augenblick viel zu verwirrt, um das ganze Ausmaß des eben Gehörten richtig einschätzen zu können. "Darf ich fragen, wer sie nun zu Euch bringt?" Voldemort starrte Severus ausdruckslos an - nur in seinen roten Augen schien es zu blitzen. Dann sah er kurz zu Malfoy, der daraufhin einen Schritt nach vorn tat. "Ich werde es tun.", sagte Lucius Malfoy zu dem entsetzen Zaubertranklehrer. *** "Und was machen wir nun?", fragte Sirius ratlos in die kleine Runde, die ungläubig die neuesten Nachrichten von Severus im Büro des Schuldirektor gehört hatte. Remus hatte einen Punkt auf dem Fußboden fixiert, Florence starrte aus dem Fenster, Albus Dumbledore saß kerzengerade hinter seinem Schreibtisch und durchspielte in Gedanken sämtliche mögliche Szenarien, die sich aus der Änderung ergaben. Severus saß blaß in einem Sessel und beobachtete alle Anwesenden in ihren Reaktionen. Bisher waren sie immer davon ausgegangen, daß er, Severus, Florence zu Voldemort bringen würde - in Absprache mit dem Orden des Phönix. Wenn jedoch nun Lucius Malfoy diese Aufgabe übernahm, konnte Florence schon beim nächsten Unterricht entführt werden - oder erst irgendwann im Juni. Was allerdings auch nicht mehr so lang hin war. Bestenfalls hatten sie noch sieben Wochen, bis Malfoy zuschlagen würde. Im schlechtesten Fall nur noch 7 Tage. Severus' Blick schweifte nun wieder zu Albus Dumbledore hinüber, der ihn kurz fixierte. 'Kein Wort!', hallte es in Severus' Kopf wieder und er verstand. Florence sagte als erste etwas in die Stille hinein: "Wie schnell könnten wir Kevin auf Harry fixieren?" Remus, Sirius und Severus schauten erstaunt zu ihr hinüber. Sie hatte ihnen den Rücken zugedreht und schaute weiterhin aus dem Fenster. Nur Albus Dumbledore schien nicht überrascht zu sein angesichts der seltsamen Frage seiner Nichte. "Am Samstag spielt Gryffindor gegen Hufflepuff. Das wäre eine Gelegenheit, erste Bande zu knüpfen.", antworte er und Florence drehte sich zu den anderen um. "Gut, dann fehlt nur noch die Entscheidung, wer Harry in Gefahr bringt. Ich bin Schiedsrichterin, ich bin schon beschäftigt." "Worüber redet ihr eigentlich gerade?", fragte Remus und nahm Sirius die Worte aus dem Mund. "Ich ahne etwas...", ließ sich Severus vernehmen und ein Lächeln huschte über sein Gesicht, "Zwei Fliegen mit einer Klappe, oder?" "Hallo? Könnten wir vielleicht auch mal etwas mehr erfahren?", fragte nun Sirius relativ ungehalten. Dumbledore räusperte sich, "Es geht um Kevin Rabanus. Bisher waren wir davon ausgegangen, daß Severus Flo zu Voldemort bringt. Kevin ist ein Seher - und er ist stark auf Severus als 'Ersatzvater' fixiert. Mit Kevin's Hilfe hätten wir den genauen Aufenthaltsort von Severus und damit Flo herausfinden können. Nun ist Severus aber wieder in der Gunst von Voldemort gesunken - was bedeuten könnte, daß er gar nicht bei der eigentlichen Zeremonie anwesend sein könnte. Und Flo können wir nicht zu sehr in Kevin's Aufmerksamkeitsbereich bringen - Voldemort wird sich sehr intensiv in ihrer Seele umschauen und die Verbindung entdecken. Wenn Severus nun aber Harry zu Voldemort bringt, können wir davon ausgehen, daß zumindest Harry bei dem Ritual sein wird - die Anwesenheit eines mächtigen Feindes verstärkt - nach Aussagen von Sybill Trelawney - den Zauber, den Voldemort anzuwenden gedenkt." "Wir haben in den letzten Monaten mehrere Szenarien in Gedanken durchgespielt, unter anderem auch einige, in denen Severus aus diversen Gründen nicht anwesend sein könnte. Und wir haben dafür vorgesorgt, daß Voldemort's neue Beraterin von Sybill's Entdeckung ebenfalls in Kenntnis gesetzt wurde - und Harry ist ihr schon länger ein Dorn im Auge. Wenn nun nicht nur ich sondern auch Harry zu Voldemort gebracht werden, könnt ihr dennoch durch Kevin geleitet werden.", fügte Florence ergänzend hinzu. "Ihr wißt, wer seine Beraterin ist?", fragte Severus erstaunt. Remus und Sirius schauten nur ungläubig von einem zum anderen. "Sybill und Minerva haben es vor einigen Wochen herausgefunden. Eigentlich keine große Überraschung, wenn man es genau bedenkt...", antwortete der Direktor, "Aber wir können es euch im Moment noch nicht verraten. Für Severus ist das Wissen zu gefährlich und ihr beide", er blickte hinüber zu Remus und Sirius, "seid mir manchmal zu impulsiv, wenn ich ehrlich bin. Wenn es darum geht, Harry zu schützen seid ihr beide schon mehrmals recht weit gegangen. Und wir brauchen die Beraterin noch..." "BITTE?????", entrüstete sich Sirius und bestätigte damit unweigerlich Albus' Behauptung. *** Draco Malfoy hatte die ganze Nacht im Gemeinschaftsraum der Slytherins gesessen und ins Kaminfeuer gestarrt. Kurz bevor die anderen Schüler seines Hauses langsam erwachten und sich zum Frühstück in der Großen Halle aufmachten, hatte sich der Gewittersturm von Gedanken in seinem Kopf langsam gelegt. Er fühlte sich noch viel zu jung, um mit dem ganzen Chaos um sich herum umzugehen und wußte doch, daß er im Laufe diesen Schuljahres sehr viel reifer geworden war, als sein Alter und vor allem seine behütete Kindheit normalerweise zugelassen hätten. Ja, seine Kindheit war behütet gewesen. Seine Mutter hatte ihn immer spüren lassen, wie sehr sie ihn liebte, und sein Vater... Sein Vater war immer schon jähzornig gewesen. Und doch berechenbar. Es gab kaum etwas, daß er seinem Sohn je abgeschlagen hatte. 'Auch eine Art von Liebesbeweis', dachte Draco bitter. Und das Gespräch mit seinem Vater am gestrigen Nachmittag - nein, Draco hatte nicht offen rebelliert. Er hatte im Grunde überhaupt nichts getan, nur zugehört. Und was er gehört hatte, überstieg sein Fassungsvermögen - in gewisser Weise. Er hatte die ganze Nacht dazu gebraucht, um seine Gedanken und Emotionen zu ordnen, sich und seine eigene Position neu zu Überdenken. Als die ersten Slytherins an ihm vorbei zum Frühstück strömten, schloß er sich ihnen an. Es gab etwas, das er noch zu erledigen hatte, das war ihm in der letzten Nacht bewußt geworden. Und je früher, desto besser, falls überhaupt noch etwas zu retten war. *** "Potter!" Harry, Ron und Hermine blieben mitten in der Eingangshalle stehen und drehten sich zum Sprecher um. "Euch beide habe ich nicht gemeint. Ich will mit Potter allein reden!", sagte Draco zu Ron und Hermine. "Und wenn wir nun einfach dabei bleiben, Malfoy?", fragte Ron provozierend, doch Harry winkte ab. "Ist schon okay, Ron. Geh doch schon mal mit Hermine vor, ich komme gleich nach." Harry war zwar überrascht, aber etwas in Draco's Blick sagte ihm, daß er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Bereitwillig folgte er Draco in den Innenhof des Schlosses. Auf dem Weg dorthin hatten beide kein Wort miteinander gewechselt. Es war Draco, der das Schweigen brach: "Potter, ich möchte mit dir Frieden schließen." 'Bitte?', dachte Harry. "Wie meinst du das?" Draco schluckte, "Ich sehe keinen Sinn darin, daß wir uns weiter gegenseitig das Leben schwer machen.", sagte er fest, "Fast 7 Jahre haben wir uns ständig bekämpft und bald ist unsere gemeinsame Schulzeit vorbei - vielleicht etwas spät, aber hoffentlich noch nicht zu spät, um Frieden zu schließen." "Aber warum kommst du ausgerechnet jetzt damit an? In gut zwei Monaten werden wir eh nichts mehr miteinander zu tun haben, also was soll das?", fragte Harry verärgert. Vor dieser Frage hatte sich Draco gefürchtet. Nun mußte er Harry wohl oder übel einen Teil seines Seelenlebens - und der Überlegungen der letzten Nacht - offenbaren. "Mein Vater ist mit Arthur Weasley zur Schule gegangen, und sie haben sich genau so verhalten wie wir beide. Sie haben sich nie vertragen - nun bekämpfen sie sich immer noch, obwohl es dafür eigentlich keinen Grund mehr gibt. Sie haben den richtigen Zeitpunkt einfach verpasst. Ich will nicht so enden - wer weiß, ob wir später nicht zusammen arbeiten müssen?" Draco zwang sich zu einem Lächeln; er fühlte sich unglaublich verwundbar. Was, wenn Harry nun ablehnte? 'Dann habe ich wenigstens mein Gewissen beruhigt und guten Willen gezeigt...' Harry war verunsichert: war das wieder nur eine Finte von Malfoy oder sein Ernst? 'Mein Vater und Professor Snape haben sich auch nie vertragen - und trotzdem hat mein Vater ihm das Leben gerettet... Und Snape hat meines gerettet, weil er sich nicht bei meinem Vater revanchieren konnte... Und er haßt mich dennoch...' "Malfoy... Ich kann dazu jetzt nichts sagen. So einfach ist das alles nicht aus der Welt zu schaffen, wie du vielleicht denkst!", sagte Harry. Draco spürte die Wut in sich aufkeimen - und machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder ins Schloß, bevor er noch etwas Falsches sagte. 'Potter ist genauso arrogant und überheblich, wie ich es immer gedacht habe...' "Was ist zum Beispiel mit allem, was du und dein Vater den Weasleys angetan habt? Oder Hermine?", rief Harry hinter ihm her und rannte, bis er Draco eingeholt und überholt hatte. "Glaubst du, das ist so einfach mit einem 'Entschuldigung, ich will nicht so werden wie mein Daddy' aus der Welt zu schaffen? Glaubst du das wirklich?" "NEIN!!!", schrie Draco ihn an und blieb abrupt stehen, "Natürlich nicht! Ich weiß das! ABER WAS SOLL ICH DENN SONST TUN?" Er war kurz davor, völlig die Fassung zu verlieren - so verzweifelt war er bisher nur einmal zuvor in seinem Leben gewesen - als er Angst hatte, nach Haus zurück zu kehren. "Ich kann das nicht rückgängig machen - und ich will es auch gar nicht! Ich will es nur abschließen, verflucht! Ich habe dich nicht um Verzeihung gebeten, sondern nur um Frieden!" Er drängte sich an Harry vorbei und rannte hinein. Zurück ließ er einen sehr nachdenklichen Harry. 'Malfoy... Es gibt sehr wohl noch einen Grund, warum dein und Ron's Vater sich immer noch bekämpfen...' *** Harry war Draco eine Antwort immer noch schuldig geblieben, als er am Samstag hinaus auf das Quidditchfeld ging, und Draco ging davon aus, daß das Gespräch damit beendet war. Und er war es Leid, sich Gedanken über Potter und seine Freunde zu machen - was aber leider nicht hieß, daß er sich nicht doch ständig welche machte. Draco saß auf der Slytherintribüne und verfolgte das Geschehen auf dem Spielfeld - Gryffindor gegen Hufflepuff. Wenn Potter das Spiel soweit hinauszögerte, daß seine Mannschaft beim Fang des Schnatzes mit 80 Punkten vorlag, hätte Gryffindor trotz allem den Quidditch - Pokal in diesem Jahr gewonnen. Dabei hatten die Slytherins so gut wie noch nie seit 7 Jahren gespielt - unfair aber erfolgreich. Harry ließ sich nichts anmerken, aber er spürte förmlich Draco's Blicke in seinem Rücken. Er war immer noch wütend auf Malfoy und sein Friedensangebot - allerdings kam ihm in den letzten Tagen auch öfter der Gedanke, daß ER es hätte sein müssen, der dieses Angebot als erster machte. Gekränkte Eitelkeit? Ron und Hermine hatten im ersten Moment, nachdem Harry ihnen von der seltsamen Unterhaltung mit Malfoy berichtet hatte, mit völligem Unglauben reagiert. Ron hatte sogar gemeint, daß wäre nur ein Trick gewesen, damit Malfoy Zeit hätte, eine Oberfiesheit bis zum Schulabschluß zu organisieren. Hermine war fast geplatzt vor Wut und wollte Draco mit irgendetwas verhexen, konnte sich aber nicht entscheiden, bis sich ihre Wut wieder etwas gelegt hatte. Danach war sie ebenso wie Harry nachdenklich geworden. Nur für Ron war diese Angelegenheit beendet - er dachte einfach nicht mehr darüber nach, ließ Draco aber nicht aus den Augen. Falls er doch etwas planen sollte. Harry flog hoch oben über dem Spielfeld und wartete auf den Anpfiff durch Madam Farstalker. Sie warf den Quaffel in die Luft und pfiff gleichzeitig auf ihrer Trillerpfeife - das Spiel konnte beginnen. Remus Lupin saß neben Severus Snape auf der Lehrertribüne und zückte seinen Zauberstab. Sirius saß unten am Spielfeldrand und beobachtete das Geschehen über sich. Remus schluckte schwer und vergewisserte sich mit einem Blick, ob alle bereit waren, dann zielte er so unauffällig wie möglich auf Harry und flüsterte: "Conspiceri non..."
