Dies Irae –
Kapitel 8: Happy Halloween
Hermione Granger sah auf die Uhr auf ihrem Nachtisch. Es war fast halb acht Uhr abends und sie saß alleine in ihrem Schlafsaal und blätterte etwas deprimiert in Geschichte Hogwarts, während im Gemeinschaftsraum unüberhörbar jede Menge los war. Sämtliche Schüler des Hauses Gryffindor tummelten sich dort und rannten zwischen dem Aufenthaltsraum, ihren Schlafsälen und den Badezimmern hin und her. So laut und hektisch war es sonst nie.
Hermione versuchte das alles zu ignorieren und wunderte sich gleichzeitig, wo Parvati, Lavender und Alexia abgeblieben waren. Ihre Ballkleider hingen noch an den Schränken oder lagen auf den Betten.
Wenn nur Parvati nicht da wäre, so hätte Hermione geglaubt, sie wäre sauer auf sie und wollte sie weder sehen, noch mit ihr sprechen. Aber nach diesem Tag, nach diesen Tagen, war sie sich eigentlich gar nichts mehr sicher. Sie wünschte sich, dass dieser Fluch alles wäre, was sie bedrückte und wunderte sich bei diesem Gedanken, dass sie in den letzten Stunden überhaupt nicht an die nahende Bedrohung gedacht hatte – stattdessen...
Sie schüttelte den Kopf. „Das darf doch alles echt nicht wahr sein..." murmelte sie vor sich hin. „Warum gerade jetzt... und auch noch er..." Sie fuhr sich mit den Händen über die Augen und hielt einige Sekunden die Luft an.
Plötzlich sah Hermione auf. Es war ganz still geworden. Aus dem Gemeinschaftsraum waren weder Schritte, noch Stimmen zu hören. Sie mussten alle schon zur Großen Halle aufgebrochen sein.
„Oh, gut, du bist nicht verheult. Dann müssen wir keine roten Augen mit Make-Up kaschieren," erklang plötzlich Parvati Partils Stimme voller Elan.
Hermione fuhr erschrocken zusammen. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie Parvati, Lavender und Alexia hereingekommen waren.
Abgesehen von ihren Winterumhängen, die zeigten, dass die drei wohl draußen unterwegs gewesen sein mussten, trug Alexia auf ihren Händen einen flachen Karton, der etwa 50x70 cm groß war und das Logo einer Boutique aus Hogsmeade aufgedruckt hatte. Lavender hielt zwei Tüten in der Hand. In einer war ein Schuhkarton, in der waren anderen kleine Schächtelchen mit Accessoires.
Hermione hatte bei diesem Anblick eine unbestimmte Ahnung, was die drei vorhatten. „Ich geh nicht auf den Ball," sagte sie schwermütig. „Aber ihr solltet euch vielleicht beeilen, sonst kommt ihr noch zu spät."
„Das macht nichts," erklärte Lavender mit Schulterzucken. „Dann haben wir einen umso besseren Auftritt."
Alexia und Parvati grinsten zustimmend.
„Genau wie du," fügte Alexia hinzu.
„Ich sagte bereits, dass ich nicht hingehe," erwiderte Hermione verärgert. „Und ich hab eh nichts anzuziehen," fügte sie die Einkäufe ignorierend hinzu.
„Das sehen wir aber anders," konterte Alexia und legte den Karton neben Hermione aufs Bett.
Lavender legten die Tüte mit den Schuhen daneben.
Hermione sah ungläubig auf die Sachen, dann zu jeder einzelnen ihrer drei Mitschülerinnen. „Ich fass es nicht, dass ihr ein Kleid für mich gekauft habt."
„Na und ob wir das haben!" entgegnete Parvati fröhlich. „Mädels, wir müssen uns beeilen," sagte sie dann zu den anderen beiden.
Alexia und Lavender nickten ihr zu und begannen sich umzuziehen, während Hermione wie versteinert da saß und kopfschüttelnd auf die Mitbringsel ihrer Freundinnen starrte. Sie wusste, dass sie es gut gemeint hatten, aber sie hatte nach wie vor keine Lust mitzugehen. Noch dazu ganz allein.
Allerdings – neugierig auf das Kleid war Hermione ja schon. Ein Blick darauf könnte ja nicht schaden. Also hob sie vorsichtig den Deckel des Kartons ab und strich behutsam das raschelnde, dünne Seidenpapier beiseite, in das das Kleid im Karton zum Schutz eingelegt war. Ein feiner schwarzer Stoff, auf dem Millionen kleiner Sterne zu funkeln schienen, kam zum Vorschein. Hermione hielt unwillkürlich den Atem an. Sie berührte den Stoff vorsichtig, als ob er sich unter ihren Händen wie ein Traum in Luft auflösen könnte.
„Zieh es an," redete ihr Parvati leise zu.
Hermione sah auf und erblickte neben sich Parvati, die ein langes, schwarzes Samtkleid mit Träger-Ärmeln, die gerade den Schulter-Arm-Übergang bedeckten, trug und einen ziemlich tiefen, geschwungenen V-Ausschnitt hatte.
„Nein," erwiderte Hermione sanft und ein melancholisch-verträumter Unterton lag in diesem einen kleinen Wort.
„Na los," meinte Alexia, die nun ein rotes, ärmel- und trägerloses Kleid und lange, bis über die Ellenbogen reichenden rote Handschuhe trug.
„Es wird dir super stehen," sagte Lavender, die ein hellblaues Kleid mit dünnen Trägern anhatte und sich gerade die passenden, mittellangen Handschuhe überstreifte.
„Geht ihr nur und amüsiert euch, ich bleibe hier," erwiderte Hermione leise.
„Hermione," begann Parvati ganz ruhig. „Zieh das jetzt bitte an... sonst helf' ich mit einem Zauber nach!"
„Das würdest du nicht wagen."
Parvati sah sie herausfordernd an. „Und ob ich das würde."
Alexia und Lavender sahen dem beginnenden Streit zu, entschieden sich nach einem kurzen Blickwechsel, den Schlafsaal zu verlassen.
„Wir gehen schon mal vor," sagte Lavender.
„Ist gut," nickte Parvati und ging zu den beiden. Sie reichte Alexia einen kleinen versiegelten Umschlag, den sie bisher in ihrer Hand verborgen hatte. „Gebt den bitte Harry," flüsterte sie ihnen zu.
Als die beiden weg waren, ging Parvati zu Hermione. „Ich mach dir einen Vorschlag," begann sie diplomatisch, „wir machen dich jetzt fertig, gehen da hin und wenn es dir gefällt, bleibst du. Wenn nicht, kannst du ja nach einer Stunde wieder gehen. Hm?"
Hermione wollte sofort ablehnen, aber etwas hielt sie innerlich zurück. „Na gut," antwortete sie schließlich ganz langsam, woraufhin Parvati über das ganze Gesicht strahlte.
„Dann los," lächelte Parvati und holte ihrer Frisiersachen, während Hermione das Kleid auspackte.
Harry Potter, der zum ersten Mal seit langem keine Schuluniform oder Freizeitklamotten, sondern einen schwarzen Smoking und ein dunkelblaues Hemd trug, lehnte sich lässig gegen die Kante eines Tisches im Gemeinschaftsraum von Gryffindor. Er war der Einzige im Raum und starrte gedankenverloren ins Kaminfeuer. In der rechten Hand hielt er einen kleinen Zettel, neben ihm auf dem Tisch lag ein kleiner Umschlag, in dem er gesteckt hatte.
Als er den Umschlag vor wenigen Minuten von Alexia Barrows erhalten hatte, hatte er gewartet, bis sie und Lavender mit ihren Begleitern den Raum verlassen hatte, ehe er ihn geöffnet hatte. Es war eine Nachricht von Parvati. Sie erklärte in ihren kurzen Schreiben, was den Ball betreffend sie vorhatte.
Harry las die Zeilen jetzt noch mal und ihm huschte dabei ein Lächeln über die Lippen. Er erinnerte sich dabei an das Gespräch mit Parvati vor wenigen Stunden. Sie hatte gesagt, dass es ein sehr interessanter Abend werden würde. Damit würde sie bestimmt Recht behalten. Zumindest bis Mitternacht, fügte er noch hinzu und seufzte lautlos.
Die Wanduhr schlug nun Acht. Der Ball hatte nun offiziell begonnen. Somit war ihnen schon mal ein interessanter Auftritt sicher und das war es ja auch genau, was Parvati beabsichtigte.
„Mr Potter, Sie sehen zum Anbeißen aus," riss ihn Parvatis Stimme aus den Gedanken.
Harry wandte seinen Blick zur Treppe, die zu den Mädchenschlafsälen hinaufführte. Dort stand seine Klassenkameradin Parvati Patil. Sie trug ein langes, weites Kleid aus schwarzem Samt, das von einer Mischung aus Trägern und Ärmeln, die über ihre Schulter griffen, gehalten wurden und einen gewagten V-Ausschnitt bildeten. Dazu trug sie schwarze, samtene Handschuhe, eine dünne silberne Kette, an der ein tropfenförmiger kleiner Diamant hing, und ihr langes Haar fiel in kleinen Locken über ihren Rücken.
„Und Sie, Miss Patil," griff er ihr Scherz-Siezen auf, „werden heute Abend bestimmt einige Herzen brechen."
Sie neigte den Kopf und lächelte. „Ich werd mir alle Mühe geben."
Er erwiderte ihr Lächeln. „Wo ist sie?"
Parvati sah hinter sich die Treppe hoch. „Hermione, jetzt komm schon."
„Ich kann in diesen Schuhen nicht laufen!" ertönte Hermione Stimme.
„Jammer nicht, komm einfach. Bis wir in der Großen Halle sind, hast du dich an sie gewöhnt."
„Ja – oder ihr könnt mich dann gleich zu Madam Pomfrey tragen," rief Hermione zurück.
„Entweder du kommst jetzt oder ich hol dich," erwiderte Parvati gereizt.
Hermione antwortete nicht, aber wenige Augenblicke später erschien sie neben Parvati und Harrys Augen wurden bei ihrem Anblick ein ganzes Stück größer und er vergaß fast zu atmen. Sie sah im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend aus. Vom Bücherwurm mit den störrischen Locken in Schuluniform war weit und breit keine Spur mehr. Jetzt stand dort eine junge Frau in einem schulterfreien, langen, schwarzen, nach unten weit-fließendem Kleid, auf dem sämtliche Sterne des Himmels zu tanzen schienen. Die freien Schultern wurden von feinem, schwarz-glitzerndem Tüll umfasst. Ihre langen dunkelblond-hellbraunen Haare waren kunstvoll hochgesteckt, nur ein paar wenige gelockte Strähnen fielen heraus. Als Glanzlichter funkelten zwei kleine zierliche Diamantohrringe heraus. Eine Kette trug Hermione nicht, aber wie Parvati hatte aus sie lange schwarze Handschuhe an, die bis zu den Ellenbogen reichten.
Harry sah sie einfach nur gebannt an und Hermione hielt seinem Blick stand – auch wenn er ihr so unangenehm war, wie das Kleid ungewohnt war. Sie stützte sich mit der rechten Hand an der Wand des Treppenaufgangs und hatte Angst hinzufallen, wenn sie einen Schritt in diesen Schuhen machen würde. Dazu noch war sie in diesem Augenblick so sprachlos wie Harry. Er hatte auf sie noch sie so erwachsen gewirkt... und gutaussehend. Dieser schwarze Anzug, zu dem er kein weißes, sondern ein dunkelblaues Satinhemd trug – und ganz lässig keine Krawatte oder Fliege –, stand ihm unglaublich gut. Trotz seiner Brille, aber auch gerade wegen seiner Brille, und den schwarzen Haaren, die machten, was sie wollten, sah er nicht mehr wie der brave Schuljunge aus.
Als Parvati bemerkte wie Harry und Hermione sich ansahen, wusste sie sofort, dass der Abend noch viel interessanter und aufregender werden würde, als sie es sich vorgestellt hatte.
„Also," begann sie und bedauerte es, die beiden in diesem wahrhaft magischen Augenblick stören zu müssen, „wir sollten jetzt gehen."
Hermione nickte und machte ein paar Schritte in den Raum hinein. Sie ging unsicher, aber sie fiel nicht hin, was sie schon mal als sehr gut erachtete. Parvati schritt in ihren hohen Schuhen lässig neben ihr.
Harry nickte ebenfalls und stieß sich vom Tisch ab. Er ging auf beide zu, trat in ihre Mitte und bot jeder einen Arm zum Unterhacken. „Ladies," lächelte er.
Vor dem Eingang zur Großen Halle angekommen, konnte Hermione immer noch nicht glauben, wo sie gerade war, mit wem sie da war und was sie anhatte. Sie fasste es einfach nicht, was Parvati da alles eingefädelt hatte. Nicht nur, dass sie sie dazu gebracht hatte, ein Abendkleid und hochhackige Schuhe zu tragen und auf diesem Ball zu gehen – nein, sie ging auch noch mit Harry da hin. Harry, der jetzt sogar zwei Begleiterinnen für den Ball hatte.
Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf die Halle frei. Es war ein unglaublicher Anblick. Die großen, langen Haustische waren fort und die Mitte der Halle war zur Tanzfläche hergerichtet worden. Der Lehrertisch stand noch wie immer, der Rest der Halle wurde von kleinen Tischgruppen gesäumt, an denen alle so sitzen konnten, wie sie wollten. Unter der verzauberten Decke, die einen typischen Oktoberhimmel zeigte, schwebten Kerzen und Kürbisse. Die Wände waren natürlich auch geschmückt. In der rechten hinteren Ecke der Halle, von Eingang aus gesehen, schwebten einige Musikinstrumente über dem Boden und spielten.
Die Schüler trugen fast nur Ballkleider und mugglemodische Smokings, ähnlich dem, den Harry anhatte. Alle waren an den Tischen und in der Halle in kleinen Grüppchen verteilt – die Häuserzugehörigkeit war kaum mehr zu erkennen. Die meisten unterhielten sich, doch als nun die Türe aufging und Harry James Potter mit Parvati Patil links und Hermione Granger rechts bei sich eingehackt, eintrat, lag alle Aufmerksamkeit im Saal bei ihnen.
Parvati lächelte hochzufrieden über diese Aufmerksamkeit, während es Hermione eher unangenehm war. Auf Harry traf keines dieser Gefühle zu. Er hatte sich aufgrund seiner Narbe und seines bekannten Namens längst an Aufmerksamkeit gewöhnt – auch wenn er sie nie suchte und sie ihm eigentlich nur lästig war. Er führte seine Begleiterinnen ganz ruhig zu einer Tischgruppe, wo sich Lavender und Seamus Finnegan, Alexia und Dean Thomas, sowie Ron und Padma gerade aufhielten.
Die Blicke sämtlicher Anwesender – auch die der Lehrer – folgten ihnen. Erst nach und nach, führten alle ihre Gespräche weiter.
„Bei Merlin," begann Ron, „bist du das Hermione?"
„Interessant," antwortete Hermione. „Das hab ich mich vorhin vor dem Spiegel auch gefragt."
Alexia grinste zufrieden. „Also, ich bin sicher, das wird ein toller Abend."
Die anderen lächelten zustimmend, aber das Lächeln von Harry, Hermione und Ron war nun plötzlich sehr gequält und aufgesetzt. Ihre Freunde merkten und wussten das natürlich nicht, aber was Alexia gesagt hatte, hatte die drei urplötzlich wieder daran denken lassen, was ihnen in dieser Nacht bevorstand.
„Wo ist eigentlich Ginny?" fiel Hermione dann plötzlich noch ein und sie sah sich suchend um.
„Ist ne gute Frage," antwortete Ron. „Heut Mittag hab ich sie noch gefragt, mit wem sie zum Ball geht und sie meinte, ich würde bestimmt überrascht sein."
Hermione wollte etwas erwidern, da sah sie, dass Professor Dumbledore etwas sagen wollte.
„Meine Lieben," begann Albus Dumbledore am Lehrertisch und stand auf, „nachdem nun alle anwesend sind, möchte ich euch ganz herzlich zum diesjährigen Halloween-Ball begrüßen und euch viel Spaß wünschen!"
Die Schüler klatschten höflich und der Schulleiter wollte sich schon hinsetzten, als ihm noch etwas einfiel.
„Ach ja," meinte er, „es darf getanzt werden." Er gab den verzauberten Instrumenten ein Zeichen und sie begannen einen Walzer zu spielen. „Ich weiß, dass diese Musik nicht ganz eurem Geschmack entspricht, aber da sich in diesem Jahr scheinbar schon Muggelmode durchsetzt, können wir auch eine alte Muggeltradition aufgreifen, die da wäre, einen Ball mit einem Walzer zu eröffnen." Er bedeutete den Schülern, auf die Tanzfläche zu gehen.
Die Schüler lösten sich nur widerwillig aus ihren Grüppchen und tatsächlich kamen auf der Tanzfläche nur acht Paare zustande. Darunter waren Ron und Padma und Dean mit Alexia. Lavender und Seamus saßen an einem der Tische und wollten erst später tanzen. Parvati setzte sich zu den beiden. Sie wollte, dass Harry mit Hermione tanzte und hoffte, dass dieser Plan aufgehen würde.
Harry sah, wie die Pärchen auf der Tanzfläche zu tanzen begannen und er registrierte im Augenwinkel, dass Parvati sich hinsetzte. Dabei musste er unwillkürlich an den Weihnachtsball denken, auf den sie ihn im vierten Schuljahr begleitet hatte. Damals hatte sie unbedingt mit ihm tanzen wollen – jetzt zog sie sich von vorneherein zurück. Er fragte sich, ob das Absicht war, woraufhin ihm sofort klar wurde, dass es das tatsächlich sein musste, nachdem Parvati alles Vorhergegangene so perfekt eingefädelt und hinbekommen hatte. Und eigentlich – eigentlich war es ihm auch sehr recht so.
„Mione, willst du tanzen?" Er bot Hermione seine Hand.
Hermione sah ihn überrascht an, aber noch bevor sie darüber nachdenken oder antworten konnte, legte ihre Hand in seine und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Als sie zu tanzen begannen, war Hermione noch recht verkrampft und hatte wieder Angst in diesen Schuhen gleich zu stolpern – aber wie um ihr diese Angst zu nehmen, begann Harry so sicher und souverän zu führen und sie zu halten, dass sie im nächsten Augenblick schon nicht mehr daran dachte und den Tanz einfach nur genoss.
„Albus, in wenigen Minuten ist Mitternacht," sagte Minerva McGonagall und beugte sich zu ihrem Kollegen hinüber.
Dumbledore, der – wie duzende anderer Schüler – Harry und Hermione schon den ganzen Abend beim Tanzen zusah, lehnte sich nun in seinem Stuhl zurück und alle Freude verschwand mit einem mal aus seinen Augen. „Ja," war seine schlichte Antwort.
Minerva sah zur Tanzfläche und verfolgte die beiden Gryffindor-Schüler einige Sekunden mit ihrem Blick. Sie waren ein wirklich schönes Paar. Das war ihr schon früher aufgefallen, aber heute war es besonders offensichtlich. Die Lehrerin hatte den Eindruck, dass sich etwas zwischen Harry und Hermione verändert hatte. Sie sah auch, wie glücklich alle anderen Schüler waren und wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als diesen unseligen Fluch auf sich nehmen zu können.
„Der Himmel," rief Severus Snape, der neben Dumbledore saß, plötzlich leise.
Dumbledore und McGongall sahen zur verzauberten Decke, die genau das wiedergab, was am Himmel draußen vor sich ging. Jetzt zogen gerade ziemlich dunkle Wolken, in den klaren Oktoberhimmel.
„Ich fürchte, es beginnt," erwiderte Minerva leise.
Wie aufs Stichwort zischte plötzlich ein Blitz durch den Himmel. Die verzauberten Instrumente verstummten augenblicklich und die Schüler sahen sich erschrocken und verwirrt um. Der Blitz war natürlich draußen niedergegangen, die Decke hatte nur gezeigt, was am Himmel über Hogwarts passierte – und zeigte es nun weiter. Die Wolken wurden dichter. Es würde jeden Augenblick anfangen zu regnen.
Ein unruhiges Murmeln wurde in der Halle laut und Ron ließ Padma an ihrem Tisch zurück und ging zu Harry und Hermione auf die Tanzfläche, die sich schon nach ihm umgesehen hatten und ihn nun bei sich erwarteten. Die drei blickten fragend zu Dumbledore und McGongall, die ihnen beunruhigt zunickten.
Ein weiterer Blitz zuckte plötzlich über den Himmel – aber diesmal schoss er wie von einer der Wände reflektiert zum Boden der Halle und als sein blendendes Licht verblasst war, stand dort eine Frau mit fahler, weißer Haut. Sie trug ein einfaches schwarzes Kleid über das ihr langes, glattes, schwarzes Haar fast bis zum Boden floss. Ihre Augen waren ebenfalls schwarz und kalt.
Zeitgleich mit ihrem Erscheinen, wurden am Himmel drei glühende rote Punkte durch die dichte Wolkendecke sichtbar. Sie verbanden sich durch blutrote Fäden zu einem Dreieck und strahlen nach Außen rotes Licht ab. Es tauchte nicht das Innere der Halle, sondern – wie durch die Fenster erkennbar war – das Schlossgelände und das Schloss draußen in blutrotes Licht.
Als es abgeklungen war, hob die Fremde ihren finsteren Blick. „Es möge beginnen," sprach sie mit eisiger Stimme.
