Dies Irae –

Epilog: Die Sterne lügen manchmal doch

Albus Dumbledore betrat sein Büro. Sein Gesichtsausdruck war wieder fröhlich und unbeschwert. Der Morgen graute. Hogwarts schlimmste Nacht war vorbei. Es war wieder alles beim Alten. Zumindest fast alles. Es war in jeglicher Hinsicht eine sehr außergewöhnliche Nacht gewesen, die interessante Erkenntnisse in Bezug auf die Familien Granger und Snape ans Licht gebracht hatte – und einer gewissen jungen Hexe und einem gewissen jungen Zauberer vielleicht ein Stück weit die Augen geöffnet hatte.

Aber eine Sache würde sich nie ändern... Dumbledore sah zum Rundregal hinter seinem Schreibtisch. Der Sprechende Hut lag dort und machte den Eindruck nur auf die Ankunft des Professors gewartet zu haben. Dumbledore musterte den Hut näher. Er war vollkommen trocken. Er sah aus wie immer. Keine Spur von dem, was er in dieser Nacht zusammen mit den Hexen und Zauberern von Hogwarts durchgemacht hatte.

„Eine interessante Nacht," meinte Dumbledore gelassen. „Voller Überraschungen."

„Oh ja..." stimmte der Hut langgezogen zu.

„Das Schwert?"

„Da, wo es hingehört."

Dumbledore nickte und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. Er machte ein paar Schritte zu jenem Fenster, vor dem das alte, magische Teleskop stand. „Prophezeiungen und Flüche sind schon eine seltsame Sache. Sie laden zu falschen Interpretationen geradezu ein, nicht wahr?"

Der Sprechende Hut antwortete diesmal nicht.

„Wer hätte gedacht, dass der Schlüssel zur Aufhebung dieses Fluches in Hermione Grangers Händen lag – und nicht in denen Harry Potters?"

„Nach allem was der Junge durchgemacht hat, nach allem was er ist, war es bequem und das Naheliegendste, anzunehmen, es sei seine Bestimmung, immer dem Bösen entgegenzutreten," erklang plötzlich Minerva McGonagalls Stimme.

Albus wandte sich ihr zu. Er war nicht allzu überrascht, dass sie da war.

Die Hexe kam mit erstem Gesichtsausdruck auf ihn zu und ein freundlicher Zug erhellte plötzlich ihre ernste Miene. „Führst du Selbstgespräche?"

„Ich unterhalte mich mit einem alten Freund," erwiderte er mit einem kurzen Seitenblick zum Sprechenden Hut, der nun wieder in seine übliche Schweigsamkeit verfallen war.

„Ja..." nickte Minerva.

„Wie geht es Miss Granger?"

„Ich glaube, sie schreibt gerade an ihre Eltern."

„Severus?"

„Hat sich zurückgezogen. Er wird etwas Zeit brauchen, um seine neue... Familie akzeptieren zu können."

„Harry?"

Minerva lachte leise auf. „Ich glaube, er denkt gerade über sich und Miss Granger nach – kein Wunder, nach dem, was sie da draußen mitangesehen haben."

Albus schmunzelte. „Ja, eine interessante Nacht,"  wiederholte er seinen eigenen Worte.

Minerva wandte sich zum Gehen. „Die Hauselfen werden jetzt schon das Frühstück auftischen. Nach einer solch ungewöhnlichen Nacht, kann man auch zu einer so unseligen Zeit frühstücken." Mit diesem Worten verließ sie das Büro.

Albus sah noch einmal zurück zum Sprechenden Hut. „Manchmal lügen die Sterne doch," murmelte er vor sich hin, bevor er Minerva folgte. „Oder leiten zumindest ganz schön in die Irre..."

Ende