**Klein-Bli**: Abwarten und Tee trinken! *most vicious grin*
Thema Psychotherapeut... (Psychologiestudenten vor!) Abhandlung Teil 2:
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Erkennen
Ja, mein Prinz, dann ergeht es dir wie mir. Nur ist es nicht der König, der meine Seele zerrissen hat...
Sie reden noch kurz miteinander, dann wendet sich sein Anführer ab und läßt ihn stehen. Er sieht ihm nach, und noch immer bemerkt er mich nicht. Zu sehr kreisen seine Gedanken um ihn, den standhaften Menschen.
Ich gehe auf ihn zu. Nun, mein abweisender Prinz, sage ich gelassen, wie fühlt es sich an, wenn dein Herz sich nach jemandem verzehrt, der deine wahren Gefühle nie erwidern wird? Er starrt mich an, wütend über meine Worte und in der Gewißheit, daß ich sein kleines Geheimnis kenne. Du wirst ihn nie besitzen, denn seine ganze Liebe gehört einer Elbin. Ich weide mich an seiner Überraschung, habe ich doch längst mehr über seine Gefährten in Erfahrung gebracht. Dann bleibe ich vor ihm stehen und sehe an ihm herunter. Ja, auch du hast deinen Meister gefunden. Selbst dir kann jemand widerstehen. Und daher verschließt du die Augen vor allem, was dir zu Nahe kommen könnte. Was dich mehr berühren könnte, als du bewältigen kannst... was dich...- Sein Blick läßt mich innehalten.
Was weißt du schon davon! zischt er drohend. Du, der sich jeden einfach nimmt, wie es ihm gefällt! Mit allen Mitteln, und seien sie auch noch so niederträchtig! Seine Augen durchbohren mich, und ich spüre, wie jedes einzelne seiner Worte eine blutrote Spur in mir hinterläßt. Er hat recht. Doch bei ihm ist es anders. Ach ja? sage ich trotzig. Und war es nicht ebenso niederträchtig, wie du mich behandeltest? Dein Verlangen zu stillen und dann keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden? Ich gehe noch dichter an ihn heran und versuche, seinem Blick standzuhalten. Mag sein, daß ich mir nehme, wonach mir begehrt. Aber zumindest begehre ich es ehrlich. Denn für dich war ich nichts weiter als der Ersatz für ihn, den du nicht haben kannst!
Nur schwer vermag ich das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken, und seine Nähe zwingt mich erneut auf den schmalen Grat zwischen Zorn und Verlangen. Doch ich widerstehe dem plötzlichen Drang, seine Lippen zu berühren und ihn in einem alles verzehrenden Kuß gefangenzunehmen, auch wenn es mich alle Beherrschung kostet. Nein, mein Prinz, nicht dieses Mal. Wenn du nicht erkennst, was ich in meinem Innersten für dich empfinde, so soll es bei dem einen Mal bleiben, das wir miteinander verbracht haben.
Ich starre ihn an und sehe, wie sich sein Gesichtsausdruck allmählich verändert. Sein Blick gleitet über meine Züge, mustert mich abschätzend, nachdenklich, in sich gekehrt. Und dann, plötzlich, hebt er seine Hand und streicht mit den Fingerspitzen über meine Wange. Wenn du glaubst, ich sah in dir nur einen Ersatz, dann irrst du, Hauptmann. sagt er leise, und seine Stimme dringt bis in den letzten Winkel meiner Seele. So sanft, so warm, so... herzlich? Was sahst du dann? bringe ich verwirrt hervor. Doch er zögert.
Verzweifelt versuche ich, seine Gedanken in seinen Augen zu lesen, die winzigen Bewegungen seiner Augenbrauen zu deuten, doch vergeblich. Zu schnell hat er sich wieder unter Kontrolle, nimmt ruckartig seine Hand herunter und weicht vor mir zurück. Nichts, was ich nicht jederzeit woanders finden könnte. sagt er schroff und wendet sich zum Gehen.
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