Einzug ins feindliche Lager
Sirius stand vor der Tür, die das Tor ins Verderben darstellen sollte. Er sah die Tür nicht aber er wusste nur zu gut wo sie sich befand. Als "unerzogener Bengel" wusste man so etwas einfach. So etwas banales wie ein Passwort erst recht, da brauchte er, lieber Professor Dumbledore bitteschön keinen "geheimen Zettel" dafür, wo es draufstand, aber nach angeben war Sirius jetzt einfach nicht zu Mute.
"Borgins Unterwäsche" Wäre ihm nicht so mulmig gewesen, hätte er sich über dieses blödsinnige Passwort jetzt ordentlich zerbastelt, aber eigentlich hätte er lieber den schwarzen wuscheligen Hundeschwanz eingeklemmt und wäre davon gerannt. Die nasse Wand tat sich auf und ein, zum Glück, leerer, in prunkvollem grün-silber gehaltener Gemeinschaftsraum ekelte ihm entgegen. Natürlich - es war ja auch Mittagszeit. Sirius betrat den Schlafsaal mit der Ziffer 3, in dem er den Raum der dritten Klasse vermutete, stellte seine Tasche angewidert auf einen alten muffigen Stuhl und drapierte das Bild seines Vaters provozierend neben das Malfoy´s. Das musste man schon sagen, diese beiden Männer ähnelten sich, trotz ihres Hasses, den ihre Söhne von ihnen geerbt hatten, aufeinander, doch schon erheblich in einigen Dingen. War Lucius' Papa zwar stark muggelfeindlich, was Mr Black nun ganz und gar nicht von sich behauptete, so hatten sie doch die selbe Stellung im Parlament, erzogen ihre Söhne gleich streng, achteten sehr auf ihre Abstammung und ihren Stand (obwohl Mr Black ja eigentlich vorgab nichts gegen Muggelfamilien zu haben). Nun, das hasste Sirius an seinem Vater, dass seine Ansichten sich in einander so widersprachen und dass er so verdammt engstirnig war.
Der Junge sah sich um. Das Zimmer war nicht weniger komfortabel eingerichtet als ihres und doch wirkte es protziger und pomfortionöser als das der Gryffindors. Nur Ordnung konnten die Slytherins nicht halten und eines fiel Sirius ganz besonders auf... auch ein Malfoy schien ab und zu seine Streicheleinheiten zu brauchen, die kleine Kuschelspinne, auf seinem Kopfkissen liebevoll drapiert, sah schon ziemlich zerknautscht aus.
Sirius trat in den Gemeinschaftsraum zurück... sein Blick fiel auf das Punktebarometer der Slytherins. "Sie liegen mit ca. 35 Punkten hinter uns. Das ist knapp...", schoss es ihm durch den Kopf, während ein anderer Gedanke blitzartig seine Gehirnwindungen passierte...
"Jim!"
Der Angerufene sah den völlig aus der Puste geratenen Sirius mit fragendem Blick an, während er sich den Teller mit Erbsen und "Toad in a hole" vollhäufte und noch liebevoll drei Rosmarin- Würstchen mehr darin drapierte.
"Was ist, Überläufer?"
"James, hör mit dem Mist auf, mir ist die Idee gekommen!" sprudelte es aus Sirius heraus. In diesem Augenblick legte sich eine kalte Hand auf seine eigene.
"Mr Black? Sollten Sie nicht am Tisch der Slytherins sitzen?" Professor McGonnagal zog eine Augenbraue hoch.
"A-aber Professor!" der Junge erbleichte.
"Abmarsch."
Sie ließ ihn stehen und ging auf den Lehrertisch zu.
"Was interessiert es diese...an welchem Tisch ich sitze! *grmpl*"
Arthur Weasley stand auf und schluckte ein Würstchen runter.
"Komm Blag, dasch gehörd schu deina Schdrafe. Isch musch disch schu dein Disch begleidn!" damit nahm er Sirius' Umhangärmel und zog ihn an den Tisch der Slyths.
Malfoy war gerade damit beschäftigt, sich mit Snape zu streiten, als sie beide eine große schlacksige Gestalt vor sich auftauchen sahen. Ihre Augen musterten sie langsam von unten bis oben, bis sie merkten, dass sie eigentlich abfällig gucken sollten.
"Slytherins! Dieser Junge wird ab heute an eurem Tisch essen." sagte Arthur laut, langsam und deutlich, denn er vermutete, dass es sonst nicht alle verstehen würden.
Auch wenn Lucius und Severus meistens nicht einer Meinung waren, sagten sie jetzt einstimmig : "Nein!!!"
"Doch!!!"
"Verschwinde, Black!"
"Er wird nicht verschwinden, und ihr werdet jetzt ganz artig sein und ihn in Ruhe lassen, habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?" Der Vertrauensschüler sprach wieder so, dass es alle verstehen mussten.
Beschämt, da sich schon einige Hufflepuffs vom Nachbartisch umdrehten, senkten die Streithähne ihre Häupter und machten Platz für Sirius.
"Sehr schön, guten Appetit."
"Was soll das, Black?"
"Halt dein großes Mundwerk, Snape oder es landet im Kartoffelbrei."
Professor Dumbledore funkelte unter seiner Brille hindurch zum Tisch herüber und die Slytherins unterließen sofort jegliche Streitereien. Es herrschte dicke Luft beim weiteren Essen. Einerseits brannte Sirius darauf, James und Remus von seiner Idee zu erzählen, andererseits Malfoys auf ihn stierende Augen in Glasmurmeln zu verwandeln und außerdem war ihm der Appetit vergangen. Vier Wochen an einem Tisch, in einem Schlafsaal, Bad, jeden Tag Streitigkeiten und ständig Angst vor Flüchen, Angriffen in der Nacht und nur selten ein aufmunterndes Wort seiner Freunde. Die Tränen stiegen in ihm hoch, er fühlte er würde wahnsinnig werden in dieser Zeit, aller Tatendrang zu neuen Dummheiten fiel von ihm ab und er spürte, dass in ihm eine Mauer aufstieg, die alle Gedanken blockierte. Völlige Blödsinnigkeiten traten an deren Stelle. Vorhin hatte ihn James nicht verteidigt und er schaute auch nicht rüber, was gar nicht stimmte, denn sein bester Freund schaute natürlich zu ihm hin, aber da Sirius Augen schon ganz nass waren, konnte er nichts mehr sehen. Nun hatte er sich das aber einmal eingebildet und er beschloss ihnen nichts mehr davon zu erzählen. Vollkommen rot und nicht mehr ansprechbar stand er auf und verließ ohne ein Wort den Essensaal.
