A/N: Ich freue mich, dass euch die Story auch weiterhin gefällt!!!
Und jetzt zu euren Fragen:
Mila Meliandra: Ich habe insgesamt 10 Chapters geplant.
Jukari: Das freut mich wirklich, dass gerade meine Story deine Lieblingsstory ist!
Black Pearl: Deine Frage wird in diesem Chapter beantwortet (-;
Danke an alle, die mir Reviews geschrieben haben!!! Ich hoffen, dass ich es schaffe, das nächste Chapter etwas schneller zu veröffentlichen!!!
Eingeständnisse
Jetzt war es bereits länger als 11 Monate her, dass man Legolas gefunden hatte.
Während dieser Zeit hatte er so viel gelernt und Thranduil war sehr stolz auf ihn. Als er Sindarin so weit gelernt hatte, dass er seinen Vater einigermaßen verstand, begann dieser ihn in den elbischen Runen und der Geschichte seines Volkes zu unterrichten. Es war offensichtlich, dass ihm dieser Unterricht keinen großen Spaß machte, aber er gab sich größte Mühe, seinen Vater stolz zu machen, er lernte sehr schnell und war stets aufmerksam. Aber woran er wirklich Spaß hatte, waren die Reitstunden, die ihm Eloran erteilte. Vor zwei Monaten hatten sie auch angefangen, ihm beizubringen, mit Waffen umzugehen, was er ebenfalls zu mögen schien. Er war darin sehr talentiert, besonders was das Bogenschießen betraf.
Elrond hatte Düsterwald vor fast vier Wochen verlassen und, obwohl Legolas darüber etwas traurig zu sein schien, kam er doch sehr gut zurecht. Eigentlich gab es nur noch ein Problem: Die anderen Elben mochten ihn noch immer nicht, aber sie zeigten es nicht mehr so offen und Legolas hatte mit der Zeit auch seine Angst verloren. Er wusste, dass sie es nicht wagen würden, ihm weh zu tun.
Aber wähend der letzten Tage waren Thranduil und seine beiden älteren Söhne ziemlich besorgt um das jüngste Mitglied der Familie. Legolas aß nur noch wenig und saß die meiste Zeit in seinem Zimmer herum und wollte niemanden sehen. Er schenkte seinem Vater oder seinen Brüdern während den Unterrichtsstunden nur noch wenig Aufmerksamkeit und er wollte nicht einmal mehr mit seinen Brüdern ausreiten gehen, was normalerweise eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war.
Das schlimmste war, dass die Albträume wiedergekommen waren. Er hatte nun mehr als fünf Monate völlig ruhig durchgeschlafen und jetzt wachte er wieder schweißgebadet auf. Es war nicht so schlimm wie zuvor, er schrie nicht mehr, als er erwachte, aber manchmal, wenn er nicht mehr einschlafen konnte, ging er in das Zimmer seines Vaters und blieb für den Rest der Nacht dort. Da konnte er ruhen um ohne Angst haben zu müssen.
Aber es war einfach nicht möglich, so weiterzumachen.
Eines Tages konnte Thranduil es nicht mehr aushalten, seinen Sohn so zu sehen und er ging einfach in sein Zimmer. Normalerweise hätte er das nicht getan, doch er wusste auch, dass Anklopfen sinnlos war. Legolas hätte ihn nicht hereingebeten.
"Legolas, möchtest du reden?"
Er sah zu seinem Vater auf. "Über was, ada?" Noch immer war der Akzent in seiner schönen Stimme zu hören, aber es war viel besser geworden.
"Du benimmst dich in letzter Zeit so merkwürdig, Liebling. Was ist denn los?"
"Nichts, mir geht es gut."
"Darum hast du auch wieder Albträume und darum isst du auch so wenig. Legolas, vertraust du mir denn nicht?"
Schnell schüttelte er seinen Kopf. "Nein, ada, du weißt, dass ich dir vertraue, aber ..." Wieder brach er ab.
"Was, Legolas? Ich kann dir nicht helfen, wenn ich es nicht weiß", versuchte Thranduil verzweifelt.
"Nichts, lass mich allein!", schrie Legolas ihn an.
Nie zuvor hatte er seine Stimme gegen seinen Vater erhoben, aber der König wusste, dass es jetzt falsch gewesen wäre, ihn zu strafen. Er seufzte nur traurig.
"Schon gut, Legolas. Aber ich bin da, falls du mir etwas sagen möchtest."
Er verstand es einfach nicht!
Und selbst wenn er es täte, er hätte ihm nie helfen können.
Keiner konnte das ...
Legolas saß auf seinem Bett und nachdem sein Vater das Zimmer verlassen hatte, ließ er seinen Tränen endlich freien Lauf. Monatelan hatte er versucht, nicht daran zu denken, warum die Orks ihn hierher gebracht hatten. Aber jetzt musste er der Tatsache ins Gesicht sehen, dass sie in drei Wochen und zwei Tagen angreifen würden.
Und sie erwarteten, dass der König dann tot sein würde.
Traurig dachte Legolas an die letzten Monate, die er mit seiner Familie verbracht hatte. Es war wundervoll gewesen, so anders als seine Zeit in Mordor.
Nur ein schöner Traum.
Noch immer gehörte er nicht wirklich zu den Elben und das würder er auch nie. Einzig und allein sein Vater und seine Brüder akzeptierten ihn vollständig.
Aber vielleicht waren die Worte der Orks doch war gewesen.
Liebten sie ihn wirklich? Legolas wünschte es sich so sehr.
Er fühlte sich so sicher, wenn sie bei ihm waren, doch er wusste auch, dass das alles nur eine Lüge sein konnte.
Vielleicht war es besser, zu den Orks zurück zu kehren, vielleicht war das die einzige Möglichkeit, wirklich sicher zu sein.
Er würde einer von ihnen sein, wirklich einer von ihnen sein, dafür musste er nur den König töten.
Das würde gar nicht so schwer sein.
Eigentlich würde es sogar sehr einfach sein.
Sie vertrauten ihm, er durfte sich frei im Palast bewegen. Es würde kein Problem sein, einen dieser langen Dolche zu bekommen, die die Elben in der Schlacht benutzten. Dann würde er in das Zimmer seines Vaters gehen, an sein Bett herantreten und ...
Ohne es zu wollen, begann er wieder zu weinen. Nie war er dazu in der Lage, diesen Gedanken weiterzuführen.
Er wusste nicht, warum es so schwer war, daran zu denken, ihn zu töten, er wusste nur, dass er es tun würde.
Es gab keine andere Wahl.
Er würde die wunderschönen Erinnerungen der letzten Monate ignorieren, er würde die Bilder in seinem Kopf ignorieren, Bilder in denen sein Vater ihn anlächelte, ihn in den Arm nahm, ihm sagte, dass er ihn liebte.
Die ganze Zeit versuchte er sich davon zu überzeugen, dass das eine Lüge gewesen war, alles eine Lüge.
Noch in dieser Nacht würde er es tun und dann würde er den Palast verlassen. Wahrscheinlich wäre er dann schon wieder bei den Orks bevor irgendjemand den toten König finden würde.
Und nur Stunden später würden sie angreifen und Düsterwald würde ihnen gehören, alle Elben würden fallen.
Ja, der Plan war wahrlich perfekt.
Warum konnte er dann nicht aufhören, Tränen zu vergießen?
In der Nacht verließ er seine Gemächer und schlich leise zu den Raum, in dem die Waffen aufbewahrt wurden. Am Tag zuvor hatte er es geschafft, den Schlüssel aus dem Zimmer seines Vaters zu entwenden während alle anderen beim Essen waren. Keiner hatte daraufhin verdacht geschöpft, denn Legolas hatte in letzter Zeit oft beim Essen gefehlt.
Es war leicht gewesen, denn der König benutzte diesen Schlüssel selten, also würde er es nicht merken, zumindest nicht rechtzeitig.
Als er die Waffenkammer betreten hatte sah er sich um und wählte nach einer schier endlosen Zeit, kurz genug um ihn zu verstecken, falls ihn jemand wider erwartens in den Korridoren überraschen sollte.
Doch er war lang genug um zu töten.
Fast schon widerwillig steckte er ihn ein.
Dann verließ er den Raum.
Leise öffnete Legolas die hölzerne Tür und betrat er die Gemächer seines Vaters.
Er hatte das schon so oft getan. Jedesmal wenn er einen Albtraum gehabt und nachher nicht wieder hatte einschlafen können, war er zu seinem Vater gekommen, der ihm immer erlaubt hatte, zu bleiben. Wenn es so schlimm gewesen war, dass Legolas trotzdem nicht wieder hatte einschlafen können, hatte er ihn in den Arm genommen und hatte ihn festgehalten, bis er endlich wieder eingeschlafen konnte. Manchmal hatte er sogar leise für ihn gesungen ...
'Nein!', dachte Legolas. 'Denke jetzt nicht daran. Es war eine Lüge, nur eine Lüge!'
Doch was wenn nicht?"
Langsam näherte er sich dem Bett seines Vaters und nahm den Dolch zur Hand.
Die Augen des älteren Elben waren geöffnet, doch Legolas wusste, dass er schlief.
Als er neben dem Bett stand berührte er mit der Dolchspitze die Brust seines Vaters und wieder rannen Tränen aus seinen Augen. Wieder gingen ihm so viele Fragen durch den Kopf.
Soll ich es wirklich tun?
Hatten die Orks recht, oder sind sie es gewesen, die mich angelogen haben?
Was haben sie schon getan, als mir immer wieder weh zu tun?
Warum soll ich ihnen eher glauben als meiner Familie?
Ohne es zu wollen ließ er plötzlich den Dolch aus seiner Hand fallen und er fiel zu Boden.
Dann ließ er sich neben dem Bett seines Vaters auf den Boden sinken und weinte.
Er hatte versagt.
Thranduil erwachte als er ein Geräusch neben seinem Bett hörte. Er wusste nicht, was es gewesen war, doch er hatte auch keine Zeit darüber nachzudenken.
Legolas saß am Boden und schluchzte leise in sich hinein.
Sofort stand der König auf, setzte sich neben ihn und nahm ihn in den Arm. "Ruhig, Legolas. Was ist denn, hattest du wieder einen Albtraum?"
Der jüngere Elb schüttelte nur den Kopf, hielt sich an seinem Vater fest und schien gar nicht erst zu versuchen, sich zu beruhigen.
Thranduil sah ein, dass es keinen Sinn hatte. Deshalb zog er Legolas vorsichtig hoch und half ihm, sich auf das Bett zu setzten.
Die ganze Zeit über hielt er ihn fest und flüsterte tröstende Worte.
Nach fast einer halben Stunde hörte Legolas endlich auf zu weinen, aber er sah noch immer nicht auf, vergrub sein Gesicht in der Schulter seines Vaters.
Thranduil seufzte. Selten hatte er sich so hilflos gefühlt. Er wollte so gerne etwas für Legolas tun, doch er wusste nicht, was ihm fehlte. Sanft brachte er ihn dazu, sich hinzulegen und legte eine weiche Decke über den jetzt zitternden Körper. Der König wusste, dass das Zittern nicht von der Kälte kam, es brauchte schon extreme Temperaturen um einen Elb zum Frieren zu bringen, aber er wollte, dass sein Sohn sich beruhigte. Jetzt, da er sein Gesicht sehen konnte, brach die Verzweiflung in seinen dunklen Augen ihm das Herz. Er setzte sich an die Bettkante und streichelte das blonde Haar.
"Bitte, Liebling, sag mir doch, was los ist. Vor ein paar Tagen war doch noch alles in Ordnung."
"Nichts war in Ordnung." Seine Stimme war vom Weinen rau geworden. "Nichts war jemals in Ordnung." Der Akzent der Dunklen Sprache stach jetzt wieder deutlicher hervor, was Thranduil auf die Aufregung zurückführte.
"Aber warum, Legolas? Bist du denn nicht glücklich hier? Habe ich etwas falsch gemacht? Oder deine Brüder?"
Der jüngere Elb schüttelte nur den Kopf.
Plötzlich berührte Thranduils Fuß etwas, das auf dem Boden lag. Als er genauer hinsah, erkannte er einen Dolch.
Er nahm ihn in die Hand und zeigte ihn Legolas. "Hast du den mitgebracht?"
Keine Antwort.
"Legolas, wofür hast du den Dolch gebraucht?"
Der jüngere Elb schloss die Augen, wagte es nicht seinen Vater anzusehen.
"Es ... es war kein Zufall, dass die Orks mich hergebracht haben. Sie wollten, dass ich dich töte. Sie glaubten, dass es dann einfach wäre, Düsterwald zu erobern. Sie werden in drei Wochen angreifen und erwarten, dass du dann tot bist. Aber ich konnte es nicht ..." Wieder schluchzte er schwer.
Noch immer waren seine Augen geschlossen, noch immer wagte er es nicht, seinen Vater anzusehen, er wollte seine Wut nicht sehen.
Er glaubte, dass Thranduil ihn jetzt anschreien würde, oder sogar schlagen. Und er war sich vollkommen sicher, dass er nicht länger in Düsterwald würde bleiben dürfen. Sein Vater würde ihn jetzt hassen, genau wie seine Brüder.
Die nächsten Sekunden erschienen Legolas wie eine Ewigkeit.
Warum sagte sein Vater denn nichts?
Warum tat er überhaupt nichts?
Plötzlich spürte er eine Hand in seinem Haar, doch zu seiner Überraschung wurder er nicht bestraft. Er streichelte liebevoll das Haar seines Sohnes, wie er es schon so oft getan hatte.
Langsam öffnete Legolas seine Augen, sah seinen Vater endlich an.
In dessen Augen aber konnte er nur die Liebe sehen, die sich unter den Tränen verbarg, die sich langsam zu formen begannen.
Thranduil konnte nicht bestreiten, dass er geschockt war, zu hören, dass Legolas nur hier war, um ihn zu töten. Aber er sah auch, unter welchen Druck sein Sohn stand, obwohl dessen tiefblaue Augen geschlossen waren.
Wieder rannen Tränen sein schönes Gesicht herab und der König spürte, dass sich nun auch welche in seinen Augen formten.
Endlich schaffte er es, seine Fassung wieder zu erlangen, er berührte liebevoll das blonde Haar seines Kindes.
Ängstlich sah Legolas zu ihm auf.
Jetzt fiel es Thranduil noch schwerer, gegen die Tränen anzukämpfen, aber er musste jetzt stark sein für Legolas und so lächelte er ihn liebevoll an. "Ich bin sehr stolz auf dich, Legolas."
Das Lächeln des Königs wurde etwas weiter als er den irritierten Blick seines Sohnes sah.
"Wie kannst du stolz sein? Ich bin ... ich bin hierhergekommen um dich zu ..." Er brach ab.
"Ja, aber das hast du nicht. Du hast mir vertraut anstelle das zu tun, was die Orks von dir wollten."
Legolas seufzte, setzte sich auf und legte seinen Kopf an die Schulter seines Vaters. Thranduil konnte spüren, dass er sich langsam wieder entspannte. Er blieb für eine Weile stumm und dann fing er wieder zu sprechen an. Seine Stimme war sanft und leise, so leise, dass selbst sein Vater ihn kaum verstehen konnte. "Mein ganzes Leben lang hat man mir erzählt, dass man Elben nicht vertrauen kann. Dass sie lügen, wenn sie über Liebe reden. Vielleicht ist es falsch, dir zu vertrauen."
"Legolas, sieh mich an." Ohne zu zögern tat er das und Thranduil lächelte wieder. Es war ganz offensichtlich, dass Legolas ihm mehr vertraute, als er es sich selbst eingestehen wollte. "Sieh mir in die Augen. Denkst du wirklich, dass ich dich anlüge, wenn ich sage, dass ich dich liebe?"
Legolas sah zu ihm auf, seine Augen waren weit geöffnet, doch er weinte nicht mehr. "Nein.", sagte er, diesmal war kein Zweifel mehr in seiner Stimme. "Du lügst mich nicht an."
Thranduil streichelte ihn noch einmal. "Das stimmt. Ich würde dich niemals anlügen." Sanft drückte er seinen Sohn wieder nach unten. "Ruh dich jetzt aus. Du hast die letzten paar Tage nicht viel geschlafen."
"Aber hast du denn nicht verstanden?" Wieder war die Verzweiflung in Legolas' Stimme zu hören. "Die Orks werden in drei Wochen angreifen!" Er setzte sich wieder auf.
"Ich habe dich sehr genau verstanden." Noch immer sprach Thranduil in einer sehr sanften Stimme um seinen Sohn zu beruhigen. "Und drei Wochen sind mehr als genug um uns für eine Schlacht vorzubereiten. Du hast viele Leben gerettet indem du mir rechtzeitig alles erzählt hast. Und jetzt, leg dich hin!"
Endlich gehorchte Legolas und ließ sich wieder auf dem Bett zurücksinken.
"Du bist müde, nicht wahr."
"Ja." Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
"Dann schlaf jetzt. Ich werde die ganz Nacht bei dir sein."
Legolas nickte und entspannte sich. Innerhalb von Sekunden war er eingeschlafen.
Als der König am nächsten Morgen erwachte war Legolas noch im tiefen Schlaf.
Leise stand er auf und ging auf die Tür zu, wobei er darauf achtete, seinen Sohn nicht zu wecken. Auf dem Weg nahm er den Dolch mit sich, der auf einem Tisch nahe dem Bett lag.
Er würde ihn zurückbringen, solange die Bediensteten sich noch nicht in den Gängen aufhielten. Niemand außer seinen Söhnen und ihm selbst sollte davon wissen. Thranduil wusste, dass Legolas ihm nie wehtun würde, aber die anderen, die ihn sowieso nicht mochten, wussten das nicht, das würde ihnen nur wieder einen Grund geben, misstrauisch zu sein.
Nachdem er den Dolch zurückgebracht hatte kam er ins Esszimmer, wo Eloran und Filian bereits warteten.
"Guten Morgen, ada!"
"Guten Morgen, ihr beiden!"
"Möchte Legolas nichts essen?", fragte Eloran, wobei die Sorge klar in seiner Stimme zu hören war.
"Er schläft, er kann essen, wenn er aufwacht. Er hat in letzter Zeit nicht viel Schlaf gekriegt." Dann erzählte Thranduil alles, was in der Nacht zuvor passiert war.
Filian schüttelte den Kopf. "Das muss ja schrecklich für ihn gewesen sein."
"Das war es, aber das ist ja jetzt vorbei."
Er brach sofort ab als sich die Tür öffnete.
Als Legolas aufwachte sah er sich suchend nach seinem Vater um. Aber Thranduil musste wohl schon früher gegangen sein und so ging Legolas in sein Zimmer um sich anzukleiden. Als er fertig war ging er in Richtung Esszimmer. Auf dem Weg dorthin ging ihm alles, was passiert war, noch einmal durch den Kopf.
Würde das Verhältnis zu seiner Familie je wieder so sein wie vorher?
Aber als er ernsthaft zurückdachte, wurde ihm klar, dass Thranduil recht gehabt hatte. Er hätte ihm nie etwas tun können. Eine Weile hatte er es selbst nicht wahrhaben wollen, aber er liebte ihn viel zu sehr, um ihn weh zu tun. Niemals wäre er in der Lage, ihn zu töten, niemals.
Und jetzt glaubte er auch, dass seine Familie seine Liebe erwiederte. Sonst hätte Thranduil ihm nie vergeben können. Und auch seine Brüder hatten ihm oft ihre Liebe gezeigt.
Wie hatte er nur so blind sein können?
"Es gibt nichts, wovor ich Angst haben müsste.", sagte er sich selbst bevor er die zögernd die Tür öffnete. Bei Weitem zögernder als er es vorgehabt hatte.
"Guten Morgen." Seine Stimme war ebenfalls sehr leise, wofür er sich hätte ohrfeigen können. Innerlich wusste er, dass er seine Familie nicht fürchten musste. Und doch hatte er noch immer Angst. Sie bedeuteten ihm mehr, als er sich selbst eingestehen wollte.
"Guten Morgen, Legolas.", sagte sein Vater lächelnd. "Willst du nicht zu uns kommen und auch etwas essen? Du bist doch sicher hungrig."
Legolas hatte nicht einmal wahrgenommen, dass er stehengeblieben war. Sofort ging er zu dem Tisch und setzte sich.
Für einen Moment waren alle still, dann sprach Eloran. "Legolas, du hast nicht wirklich geglaubt, dass wir dich nicht lieben würden, oder?"
Diese Worte schmerzten. Natürlich wusste Legolas, dass sie ihn liebten. Doch alles war so schwer gewesen, und das hatte ihn sehr verwirrt.
"Nein, irgendwie wusste ich, dass die Orks mich angelogen haben. Aber du musst versuchen mich zu verstehen, Eloran, ich habe ihren Worten etwa vierzig Jahre lang zuhören müssen. Es war schwer, sie zu vergessen. Natürlich vertraue ich dir - und ich liebe dich. Bitte glaub mir doch."
Da stand Eloran auf, ging zu seinem kleinen Bruder hinüber und umarmte ihn. "Ist schon gut, ich glaube dir, und ich bin sicher nicht der einzige."
Wieder musste Legolas gegen die Tränen ankämpfen, doch diesmal waren diese aus Erleichterung heraus.
Auch Filan kam zu ihm und nahm ihn in den Arm. "Keine Sorge, Legolas. Alles wird gut."
Thranduil war über die Reaktion seiner Söhne sehr erleichtert.
Er wusste, dass Legolas sich ihrer Liebe jetzt sicher sein musste.
Nach dem Essen ging der König zu seinem Heeresführer und besprach mit ihm den Angriff der Orks.
Als sie fertig waren und Thranduil Sorin aufgetragen hatte, alles vorzubereiten, kehrte der König zu seinen Söhnen zurück.
Die drei saßen in den privaten Räumen der königlichen Familie. Legolas und Filian spielten Schach und Eloran half Legolas ein wenig, da dieser das Spiel gerade erst erlernt hatte.
"Eloran, würdest du mir bitte einen Gefallen tun?"
Sein ältester Sohn sah Thranduil an. "Sicher. Um was geht es denn?"
"Reite bitte nach Lorièn und bitte Celeborn, uns beizustehen. Wahrscheinlich ist das gar nicht nötig, aber ich weiß nicht, wie viele Orks kommen werden, und ich möchte nichts riskieren."
"Natürlich. Ich werde sofort losreiten."
"Danke. Und sei vorsichtig."
"Keine Sorge, das werde ich."
Als er weg war sah Thranduil den ängstlichen Blick in Legolas' Augen und setzte sich neben seinen jüngsten Sohn. "Hab keine Angst. Eloran wird in zwei Wochen zurück sein. Und dank dir wird die Attacke der Orks auch nicht so gefährlich sein. Du hast wahrscheinlich viele Leben gerettet, indem du uns gewarnt hast. Vielleicht hast du sogar Düsterwald gerettet."
Wird fortgesetzt ...
Und jetzt zu euren Fragen:
Mila Meliandra: Ich habe insgesamt 10 Chapters geplant.
Jukari: Das freut mich wirklich, dass gerade meine Story deine Lieblingsstory ist!
Black Pearl: Deine Frage wird in diesem Chapter beantwortet (-;
Danke an alle, die mir Reviews geschrieben haben!!! Ich hoffen, dass ich es schaffe, das nächste Chapter etwas schneller zu veröffentlichen!!!
Eingeständnisse
Jetzt war es bereits länger als 11 Monate her, dass man Legolas gefunden hatte.
Während dieser Zeit hatte er so viel gelernt und Thranduil war sehr stolz auf ihn. Als er Sindarin so weit gelernt hatte, dass er seinen Vater einigermaßen verstand, begann dieser ihn in den elbischen Runen und der Geschichte seines Volkes zu unterrichten. Es war offensichtlich, dass ihm dieser Unterricht keinen großen Spaß machte, aber er gab sich größte Mühe, seinen Vater stolz zu machen, er lernte sehr schnell und war stets aufmerksam. Aber woran er wirklich Spaß hatte, waren die Reitstunden, die ihm Eloran erteilte. Vor zwei Monaten hatten sie auch angefangen, ihm beizubringen, mit Waffen umzugehen, was er ebenfalls zu mögen schien. Er war darin sehr talentiert, besonders was das Bogenschießen betraf.
Elrond hatte Düsterwald vor fast vier Wochen verlassen und, obwohl Legolas darüber etwas traurig zu sein schien, kam er doch sehr gut zurecht. Eigentlich gab es nur noch ein Problem: Die anderen Elben mochten ihn noch immer nicht, aber sie zeigten es nicht mehr so offen und Legolas hatte mit der Zeit auch seine Angst verloren. Er wusste, dass sie es nicht wagen würden, ihm weh zu tun.
Aber wähend der letzten Tage waren Thranduil und seine beiden älteren Söhne ziemlich besorgt um das jüngste Mitglied der Familie. Legolas aß nur noch wenig und saß die meiste Zeit in seinem Zimmer herum und wollte niemanden sehen. Er schenkte seinem Vater oder seinen Brüdern während den Unterrichtsstunden nur noch wenig Aufmerksamkeit und er wollte nicht einmal mehr mit seinen Brüdern ausreiten gehen, was normalerweise eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war.
Das schlimmste war, dass die Albträume wiedergekommen waren. Er hatte nun mehr als fünf Monate völlig ruhig durchgeschlafen und jetzt wachte er wieder schweißgebadet auf. Es war nicht so schlimm wie zuvor, er schrie nicht mehr, als er erwachte, aber manchmal, wenn er nicht mehr einschlafen konnte, ging er in das Zimmer seines Vaters und blieb für den Rest der Nacht dort. Da konnte er ruhen um ohne Angst haben zu müssen.
Aber es war einfach nicht möglich, so weiterzumachen.
Eines Tages konnte Thranduil es nicht mehr aushalten, seinen Sohn so zu sehen und er ging einfach in sein Zimmer. Normalerweise hätte er das nicht getan, doch er wusste auch, dass Anklopfen sinnlos war. Legolas hätte ihn nicht hereingebeten.
"Legolas, möchtest du reden?"
Er sah zu seinem Vater auf. "Über was, ada?" Noch immer war der Akzent in seiner schönen Stimme zu hören, aber es war viel besser geworden.
"Du benimmst dich in letzter Zeit so merkwürdig, Liebling. Was ist denn los?"
"Nichts, mir geht es gut."
"Darum hast du auch wieder Albträume und darum isst du auch so wenig. Legolas, vertraust du mir denn nicht?"
Schnell schüttelte er seinen Kopf. "Nein, ada, du weißt, dass ich dir vertraue, aber ..." Wieder brach er ab.
"Was, Legolas? Ich kann dir nicht helfen, wenn ich es nicht weiß", versuchte Thranduil verzweifelt.
"Nichts, lass mich allein!", schrie Legolas ihn an.
Nie zuvor hatte er seine Stimme gegen seinen Vater erhoben, aber der König wusste, dass es jetzt falsch gewesen wäre, ihn zu strafen. Er seufzte nur traurig.
"Schon gut, Legolas. Aber ich bin da, falls du mir etwas sagen möchtest."
Er verstand es einfach nicht!
Und selbst wenn er es täte, er hätte ihm nie helfen können.
Keiner konnte das ...
Legolas saß auf seinem Bett und nachdem sein Vater das Zimmer verlassen hatte, ließ er seinen Tränen endlich freien Lauf. Monatelan hatte er versucht, nicht daran zu denken, warum die Orks ihn hierher gebracht hatten. Aber jetzt musste er der Tatsache ins Gesicht sehen, dass sie in drei Wochen und zwei Tagen angreifen würden.
Und sie erwarteten, dass der König dann tot sein würde.
Traurig dachte Legolas an die letzten Monate, die er mit seiner Familie verbracht hatte. Es war wundervoll gewesen, so anders als seine Zeit in Mordor.
Nur ein schöner Traum.
Noch immer gehörte er nicht wirklich zu den Elben und das würder er auch nie. Einzig und allein sein Vater und seine Brüder akzeptierten ihn vollständig.
Aber vielleicht waren die Worte der Orks doch war gewesen.
Liebten sie ihn wirklich? Legolas wünschte es sich so sehr.
Er fühlte sich so sicher, wenn sie bei ihm waren, doch er wusste auch, dass das alles nur eine Lüge sein konnte.
Vielleicht war es besser, zu den Orks zurück zu kehren, vielleicht war das die einzige Möglichkeit, wirklich sicher zu sein.
Er würde einer von ihnen sein, wirklich einer von ihnen sein, dafür musste er nur den König töten.
Das würde gar nicht so schwer sein.
Eigentlich würde es sogar sehr einfach sein.
Sie vertrauten ihm, er durfte sich frei im Palast bewegen. Es würde kein Problem sein, einen dieser langen Dolche zu bekommen, die die Elben in der Schlacht benutzten. Dann würde er in das Zimmer seines Vaters gehen, an sein Bett herantreten und ...
Ohne es zu wollen, begann er wieder zu weinen. Nie war er dazu in der Lage, diesen Gedanken weiterzuführen.
Er wusste nicht, warum es so schwer war, daran zu denken, ihn zu töten, er wusste nur, dass er es tun würde.
Es gab keine andere Wahl.
Er würde die wunderschönen Erinnerungen der letzten Monate ignorieren, er würde die Bilder in seinem Kopf ignorieren, Bilder in denen sein Vater ihn anlächelte, ihn in den Arm nahm, ihm sagte, dass er ihn liebte.
Die ganze Zeit versuchte er sich davon zu überzeugen, dass das eine Lüge gewesen war, alles eine Lüge.
Noch in dieser Nacht würde er es tun und dann würde er den Palast verlassen. Wahrscheinlich wäre er dann schon wieder bei den Orks bevor irgendjemand den toten König finden würde.
Und nur Stunden später würden sie angreifen und Düsterwald würde ihnen gehören, alle Elben würden fallen.
Ja, der Plan war wahrlich perfekt.
Warum konnte er dann nicht aufhören, Tränen zu vergießen?
In der Nacht verließ er seine Gemächer und schlich leise zu den Raum, in dem die Waffen aufbewahrt wurden. Am Tag zuvor hatte er es geschafft, den Schlüssel aus dem Zimmer seines Vaters zu entwenden während alle anderen beim Essen waren. Keiner hatte daraufhin verdacht geschöpft, denn Legolas hatte in letzter Zeit oft beim Essen gefehlt.
Es war leicht gewesen, denn der König benutzte diesen Schlüssel selten, also würde er es nicht merken, zumindest nicht rechtzeitig.
Als er die Waffenkammer betreten hatte sah er sich um und wählte nach einer schier endlosen Zeit, kurz genug um ihn zu verstecken, falls ihn jemand wider erwartens in den Korridoren überraschen sollte.
Doch er war lang genug um zu töten.
Fast schon widerwillig steckte er ihn ein.
Dann verließ er den Raum.
Leise öffnete Legolas die hölzerne Tür und betrat er die Gemächer seines Vaters.
Er hatte das schon so oft getan. Jedesmal wenn er einen Albtraum gehabt und nachher nicht wieder hatte einschlafen können, war er zu seinem Vater gekommen, der ihm immer erlaubt hatte, zu bleiben. Wenn es so schlimm gewesen war, dass Legolas trotzdem nicht wieder hatte einschlafen können, hatte er ihn in den Arm genommen und hatte ihn festgehalten, bis er endlich wieder eingeschlafen konnte. Manchmal hatte er sogar leise für ihn gesungen ...
'Nein!', dachte Legolas. 'Denke jetzt nicht daran. Es war eine Lüge, nur eine Lüge!'
Doch was wenn nicht?"
Langsam näherte er sich dem Bett seines Vaters und nahm den Dolch zur Hand.
Die Augen des älteren Elben waren geöffnet, doch Legolas wusste, dass er schlief.
Als er neben dem Bett stand berührte er mit der Dolchspitze die Brust seines Vaters und wieder rannen Tränen aus seinen Augen. Wieder gingen ihm so viele Fragen durch den Kopf.
Soll ich es wirklich tun?
Hatten die Orks recht, oder sind sie es gewesen, die mich angelogen haben?
Was haben sie schon getan, als mir immer wieder weh zu tun?
Warum soll ich ihnen eher glauben als meiner Familie?
Ohne es zu wollen ließ er plötzlich den Dolch aus seiner Hand fallen und er fiel zu Boden.
Dann ließ er sich neben dem Bett seines Vaters auf den Boden sinken und weinte.
Er hatte versagt.
Thranduil erwachte als er ein Geräusch neben seinem Bett hörte. Er wusste nicht, was es gewesen war, doch er hatte auch keine Zeit darüber nachzudenken.
Legolas saß am Boden und schluchzte leise in sich hinein.
Sofort stand der König auf, setzte sich neben ihn und nahm ihn in den Arm. "Ruhig, Legolas. Was ist denn, hattest du wieder einen Albtraum?"
Der jüngere Elb schüttelte nur den Kopf, hielt sich an seinem Vater fest und schien gar nicht erst zu versuchen, sich zu beruhigen.
Thranduil sah ein, dass es keinen Sinn hatte. Deshalb zog er Legolas vorsichtig hoch und half ihm, sich auf das Bett zu setzten.
Die ganze Zeit über hielt er ihn fest und flüsterte tröstende Worte.
Nach fast einer halben Stunde hörte Legolas endlich auf zu weinen, aber er sah noch immer nicht auf, vergrub sein Gesicht in der Schulter seines Vaters.
Thranduil seufzte. Selten hatte er sich so hilflos gefühlt. Er wollte so gerne etwas für Legolas tun, doch er wusste nicht, was ihm fehlte. Sanft brachte er ihn dazu, sich hinzulegen und legte eine weiche Decke über den jetzt zitternden Körper. Der König wusste, dass das Zittern nicht von der Kälte kam, es brauchte schon extreme Temperaturen um einen Elb zum Frieren zu bringen, aber er wollte, dass sein Sohn sich beruhigte. Jetzt, da er sein Gesicht sehen konnte, brach die Verzweiflung in seinen dunklen Augen ihm das Herz. Er setzte sich an die Bettkante und streichelte das blonde Haar.
"Bitte, Liebling, sag mir doch, was los ist. Vor ein paar Tagen war doch noch alles in Ordnung."
"Nichts war in Ordnung." Seine Stimme war vom Weinen rau geworden. "Nichts war jemals in Ordnung." Der Akzent der Dunklen Sprache stach jetzt wieder deutlicher hervor, was Thranduil auf die Aufregung zurückführte.
"Aber warum, Legolas? Bist du denn nicht glücklich hier? Habe ich etwas falsch gemacht? Oder deine Brüder?"
Der jüngere Elb schüttelte nur den Kopf.
Plötzlich berührte Thranduils Fuß etwas, das auf dem Boden lag. Als er genauer hinsah, erkannte er einen Dolch.
Er nahm ihn in die Hand und zeigte ihn Legolas. "Hast du den mitgebracht?"
Keine Antwort.
"Legolas, wofür hast du den Dolch gebraucht?"
Der jüngere Elb schloss die Augen, wagte es nicht seinen Vater anzusehen.
"Es ... es war kein Zufall, dass die Orks mich hergebracht haben. Sie wollten, dass ich dich töte. Sie glaubten, dass es dann einfach wäre, Düsterwald zu erobern. Sie werden in drei Wochen angreifen und erwarten, dass du dann tot bist. Aber ich konnte es nicht ..." Wieder schluchzte er schwer.
Noch immer waren seine Augen geschlossen, noch immer wagte er es nicht, seinen Vater anzusehen, er wollte seine Wut nicht sehen.
Er glaubte, dass Thranduil ihn jetzt anschreien würde, oder sogar schlagen. Und er war sich vollkommen sicher, dass er nicht länger in Düsterwald würde bleiben dürfen. Sein Vater würde ihn jetzt hassen, genau wie seine Brüder.
Die nächsten Sekunden erschienen Legolas wie eine Ewigkeit.
Warum sagte sein Vater denn nichts?
Warum tat er überhaupt nichts?
Plötzlich spürte er eine Hand in seinem Haar, doch zu seiner Überraschung wurder er nicht bestraft. Er streichelte liebevoll das Haar seines Sohnes, wie er es schon so oft getan hatte.
Langsam öffnete Legolas seine Augen, sah seinen Vater endlich an.
In dessen Augen aber konnte er nur die Liebe sehen, die sich unter den Tränen verbarg, die sich langsam zu formen begannen.
Thranduil konnte nicht bestreiten, dass er geschockt war, zu hören, dass Legolas nur hier war, um ihn zu töten. Aber er sah auch, unter welchen Druck sein Sohn stand, obwohl dessen tiefblaue Augen geschlossen waren.
Wieder rannen Tränen sein schönes Gesicht herab und der König spürte, dass sich nun auch welche in seinen Augen formten.
Endlich schaffte er es, seine Fassung wieder zu erlangen, er berührte liebevoll das blonde Haar seines Kindes.
Ängstlich sah Legolas zu ihm auf.
Jetzt fiel es Thranduil noch schwerer, gegen die Tränen anzukämpfen, aber er musste jetzt stark sein für Legolas und so lächelte er ihn liebevoll an. "Ich bin sehr stolz auf dich, Legolas."
Das Lächeln des Königs wurde etwas weiter als er den irritierten Blick seines Sohnes sah.
"Wie kannst du stolz sein? Ich bin ... ich bin hierhergekommen um dich zu ..." Er brach ab.
"Ja, aber das hast du nicht. Du hast mir vertraut anstelle das zu tun, was die Orks von dir wollten."
Legolas seufzte, setzte sich auf und legte seinen Kopf an die Schulter seines Vaters. Thranduil konnte spüren, dass er sich langsam wieder entspannte. Er blieb für eine Weile stumm und dann fing er wieder zu sprechen an. Seine Stimme war sanft und leise, so leise, dass selbst sein Vater ihn kaum verstehen konnte. "Mein ganzes Leben lang hat man mir erzählt, dass man Elben nicht vertrauen kann. Dass sie lügen, wenn sie über Liebe reden. Vielleicht ist es falsch, dir zu vertrauen."
"Legolas, sieh mich an." Ohne zu zögern tat er das und Thranduil lächelte wieder. Es war ganz offensichtlich, dass Legolas ihm mehr vertraute, als er es sich selbst eingestehen wollte. "Sieh mir in die Augen. Denkst du wirklich, dass ich dich anlüge, wenn ich sage, dass ich dich liebe?"
Legolas sah zu ihm auf, seine Augen waren weit geöffnet, doch er weinte nicht mehr. "Nein.", sagte er, diesmal war kein Zweifel mehr in seiner Stimme. "Du lügst mich nicht an."
Thranduil streichelte ihn noch einmal. "Das stimmt. Ich würde dich niemals anlügen." Sanft drückte er seinen Sohn wieder nach unten. "Ruh dich jetzt aus. Du hast die letzten paar Tage nicht viel geschlafen."
"Aber hast du denn nicht verstanden?" Wieder war die Verzweiflung in Legolas' Stimme zu hören. "Die Orks werden in drei Wochen angreifen!" Er setzte sich wieder auf.
"Ich habe dich sehr genau verstanden." Noch immer sprach Thranduil in einer sehr sanften Stimme um seinen Sohn zu beruhigen. "Und drei Wochen sind mehr als genug um uns für eine Schlacht vorzubereiten. Du hast viele Leben gerettet indem du mir rechtzeitig alles erzählt hast. Und jetzt, leg dich hin!"
Endlich gehorchte Legolas und ließ sich wieder auf dem Bett zurücksinken.
"Du bist müde, nicht wahr."
"Ja." Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
"Dann schlaf jetzt. Ich werde die ganz Nacht bei dir sein."
Legolas nickte und entspannte sich. Innerhalb von Sekunden war er eingeschlafen.
Als der König am nächsten Morgen erwachte war Legolas noch im tiefen Schlaf.
Leise stand er auf und ging auf die Tür zu, wobei er darauf achtete, seinen Sohn nicht zu wecken. Auf dem Weg nahm er den Dolch mit sich, der auf einem Tisch nahe dem Bett lag.
Er würde ihn zurückbringen, solange die Bediensteten sich noch nicht in den Gängen aufhielten. Niemand außer seinen Söhnen und ihm selbst sollte davon wissen. Thranduil wusste, dass Legolas ihm nie wehtun würde, aber die anderen, die ihn sowieso nicht mochten, wussten das nicht, das würde ihnen nur wieder einen Grund geben, misstrauisch zu sein.
Nachdem er den Dolch zurückgebracht hatte kam er ins Esszimmer, wo Eloran und Filian bereits warteten.
"Guten Morgen, ada!"
"Guten Morgen, ihr beiden!"
"Möchte Legolas nichts essen?", fragte Eloran, wobei die Sorge klar in seiner Stimme zu hören war.
"Er schläft, er kann essen, wenn er aufwacht. Er hat in letzter Zeit nicht viel Schlaf gekriegt." Dann erzählte Thranduil alles, was in der Nacht zuvor passiert war.
Filian schüttelte den Kopf. "Das muss ja schrecklich für ihn gewesen sein."
"Das war es, aber das ist ja jetzt vorbei."
Er brach sofort ab als sich die Tür öffnete.
Als Legolas aufwachte sah er sich suchend nach seinem Vater um. Aber Thranduil musste wohl schon früher gegangen sein und so ging Legolas in sein Zimmer um sich anzukleiden. Als er fertig war ging er in Richtung Esszimmer. Auf dem Weg dorthin ging ihm alles, was passiert war, noch einmal durch den Kopf.
Würde das Verhältnis zu seiner Familie je wieder so sein wie vorher?
Aber als er ernsthaft zurückdachte, wurde ihm klar, dass Thranduil recht gehabt hatte. Er hätte ihm nie etwas tun können. Eine Weile hatte er es selbst nicht wahrhaben wollen, aber er liebte ihn viel zu sehr, um ihn weh zu tun. Niemals wäre er in der Lage, ihn zu töten, niemals.
Und jetzt glaubte er auch, dass seine Familie seine Liebe erwiederte. Sonst hätte Thranduil ihm nie vergeben können. Und auch seine Brüder hatten ihm oft ihre Liebe gezeigt.
Wie hatte er nur so blind sein können?
"Es gibt nichts, wovor ich Angst haben müsste.", sagte er sich selbst bevor er die zögernd die Tür öffnete. Bei Weitem zögernder als er es vorgehabt hatte.
"Guten Morgen." Seine Stimme war ebenfalls sehr leise, wofür er sich hätte ohrfeigen können. Innerlich wusste er, dass er seine Familie nicht fürchten musste. Und doch hatte er noch immer Angst. Sie bedeuteten ihm mehr, als er sich selbst eingestehen wollte.
"Guten Morgen, Legolas.", sagte sein Vater lächelnd. "Willst du nicht zu uns kommen und auch etwas essen? Du bist doch sicher hungrig."
Legolas hatte nicht einmal wahrgenommen, dass er stehengeblieben war. Sofort ging er zu dem Tisch und setzte sich.
Für einen Moment waren alle still, dann sprach Eloran. "Legolas, du hast nicht wirklich geglaubt, dass wir dich nicht lieben würden, oder?"
Diese Worte schmerzten. Natürlich wusste Legolas, dass sie ihn liebten. Doch alles war so schwer gewesen, und das hatte ihn sehr verwirrt.
"Nein, irgendwie wusste ich, dass die Orks mich angelogen haben. Aber du musst versuchen mich zu verstehen, Eloran, ich habe ihren Worten etwa vierzig Jahre lang zuhören müssen. Es war schwer, sie zu vergessen. Natürlich vertraue ich dir - und ich liebe dich. Bitte glaub mir doch."
Da stand Eloran auf, ging zu seinem kleinen Bruder hinüber und umarmte ihn. "Ist schon gut, ich glaube dir, und ich bin sicher nicht der einzige."
Wieder musste Legolas gegen die Tränen ankämpfen, doch diesmal waren diese aus Erleichterung heraus.
Auch Filan kam zu ihm und nahm ihn in den Arm. "Keine Sorge, Legolas. Alles wird gut."
Thranduil war über die Reaktion seiner Söhne sehr erleichtert.
Er wusste, dass Legolas sich ihrer Liebe jetzt sicher sein musste.
Nach dem Essen ging der König zu seinem Heeresführer und besprach mit ihm den Angriff der Orks.
Als sie fertig waren und Thranduil Sorin aufgetragen hatte, alles vorzubereiten, kehrte der König zu seinen Söhnen zurück.
Die drei saßen in den privaten Räumen der königlichen Familie. Legolas und Filian spielten Schach und Eloran half Legolas ein wenig, da dieser das Spiel gerade erst erlernt hatte.
"Eloran, würdest du mir bitte einen Gefallen tun?"
Sein ältester Sohn sah Thranduil an. "Sicher. Um was geht es denn?"
"Reite bitte nach Lorièn und bitte Celeborn, uns beizustehen. Wahrscheinlich ist das gar nicht nötig, aber ich weiß nicht, wie viele Orks kommen werden, und ich möchte nichts riskieren."
"Natürlich. Ich werde sofort losreiten."
"Danke. Und sei vorsichtig."
"Keine Sorge, das werde ich."
Als er weg war sah Thranduil den ängstlichen Blick in Legolas' Augen und setzte sich neben seinen jüngsten Sohn. "Hab keine Angst. Eloran wird in zwei Wochen zurück sein. Und dank dir wird die Attacke der Orks auch nicht so gefährlich sein. Du hast wahrscheinlich viele Leben gerettet, indem du uns gewarnt hast. Vielleicht hast du sogar Düsterwald gerettet."
Wird fortgesetzt ...
