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"Späte Einsicht"

Eine Ranma1/2 FanFiction

Von Mark Soul


Disclaimer:
Das original Ranma1/2 ist Eigentum von Rumiko Takahashi. Sie ist so cool
und läßt uncoole Leute wie mich ihre Sachen benutzen damit ich meine
Geschichtchen schreiben kann.

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Ich habe ihn getötet. Ich habe das geschafft was ich so oft versucht habe.
Ich habe ihn besiegt. Ranma Saotome, meinen Rivalen, meinen Gegner.

Seit dem Tag als ich begriffen habe das ich Akane liebte, hatte ich Träume
wie ich ihr Herz gewinnen würde. Es waren schöne Träume, solche von denen ich
wußte das sie nie wahr werden würde, aber trotz allem - ich habe sie gerne
geträumt.

Es war eigentlich immer der gleiche Traum. Der Ort war oft ein anderer, die
Zeit immer verschieden, sogar seine Tat war nie die gleiche. Doch im Grunde
war es immer der gleiche Traum: Ranma Saotome würde etwas Schlimmes tun, ein
Verbrechen, er würde Akane verletzen.

Und dann im letzten Augenblick, kurz bevor es zu spät ist, würde ich kommen.
Ich würde sie retten. In einem allerletzten Kampf mit Ranma würden wir beide
unser Bestes geben. Aber natürlich würde ich gewinnen. Ich würde Ranma
besiegen, Akane retten, und dann mit ihr für den Rest unseres Lebens
glücklich zusammen sein.

Und dann wurde mein Traum plötzlich wahr. Es war genau so wie ich es mir immer
vorgestellt hatte. Und ich wußte genau was ich zu tun hatte.

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"Wo zur Hölle ist nur das Tendo-Dojo?"

Dieser fast schon berühmte Satz stammte von niemand geringerem als Ryoga
Hibiki. Seit nunmehr fast vier Tagen versuchte er nun schon das Haus zu
finden, in dem Akane, seine Liebe, wohnte. Aufgrund langjähriger Erfahrung
konnte er sagen das er sich in Tokyo befand, aber wo genau, und wo er nun die
Tendos finden konnte, das wußte er nicht.

Mit sinkender Stimmung trottete er weiter die Straße entlang, bog wahllos
links oder rechts ab ... und dann sah er es. Nicht das Tendo-Dojo. Etwas
anderes.

Akane lag auf der Straße, ohnmächtig, mit einer häßlich blutenden Platzwunde
am Kopf. Ihr himmelblaues Kleid war fast zur Gänze zerrissen; die Bluse
ebenfalls, ihre Schulter und ein Teil ihrer linken Brust waren entblößt.

Neben ihr kniete Ranma. Den Oberkörper über sie gebeugt hatte er sie an ihren
Armen gepackt und hielt sie fest, ohne Zweifel um die Schandtat zu vollenden
die er begonnen hatte.

Ryoga sah rot. Er riß seinen Rucksack herunter, dann gab es für ihn kein
Halten mehr.

"RANMA! Jetzt stirbst du!"

Der angesprochene Junge schaffte es um Haaresbreite dem Schlag auszuweichen.
Halb überrascht, halb verärgert taumelte er zurück und wandte sich seinem
Kontrahenten zu.

"Es ist nicht so wie du denkst, Ryoga. Laß mich erklären..."

"Was ich gesehen habe ist Erklärung genug. Wie konntest du nur so tief
sinken, Akane das anzutun?"

"Ryoga, ich..."

Doch Ryoga hielt die Zeit des Redens für beendet. Schneller als jemals zuvor
sprang er auf Ranma zu. Dieser wich aus, stolperte aber über eine hinter ihm
liegende Person. Ryoga schrie triumphierend auf, packte seinen Gegner und
schlug besinnungslos auf ihn ein.

Ohne seine Schnelligkeit wäre es wohl das Ende für Ranma gewesen. Von den
ersten Schlägen benommen nutzte er den Kachuu Tenshin Amaguriken um zu
blocken, und gleichzeitig den verlorenen Jungen zurück zu schlagen.

Beide angeschlagen trennten sie sich wieder. Doch Ryoga war noch lange nicht
fertig. Dieses Mal würde er Ranma vernichten, endgültig. Seine schmerzenden
Rippen ignorierend schoß er vor, den Zeigefinger ausgestreckt.

"Bakusai Tenketsu!"

Mit lautem Krach explodierte die Mauer, blendete die Sicht der Kämpfer und
überschüttete sie mit scharfen Gesteinssplittern. Der Eine war zäh genug um
das Bombardement auszuhalten, der Andere schnell genug um dem meisten
auszuweichen. Dem meisten, nicht allem. Dafür war er ein besserer Stratege
als sein Gegner, und konnte ihn überrumpeln noch bevor dieser ihn
wiedergefunden hatte.

"Kachuu Tenshin Amaguriken!"

So zog sich der Kampf in die Länge. Mal hatte Ranma die Oberhand, dann wieder
Ryoga. Beide gaben alles, setzten ihr gesamtes Können ein. Beide wußten das
dieser Kampf nicht eher enden würde bis einer von ihnen am Boden lag. Es war
die finale Auseinandersetzung - Ranma gegen Ryoga.

Der Jäger atmete schwer. Er wußte das er auf Dauer im Nachteil sein würde. Er
war zwar in Kraft und Ausdauer überlegen, aber sein Gegner war flexibler und
hatte jahrelange Erfahrung auf seiner Seite. Und die Zahl der Treffer die er
einsteckte überwog derer die er an Ranma austeilte.

Mit wutverzerrtem Gesicht packte Ryoga Ranmas Arm und ignorierte die Schlage
der anderen Hand die ihn trafen. Mit einer nicht unerheblichen
Kraftanstrengung hob er den Jungen hoch über seinen Kopf, und warf ihn dann
wuchtig gegen die nächste Wand.

Ranma schrie auf als er als lebendes Geschoß die Mauer durchbrach. Ryoga
zögerte nicht lange und folgte durch den gewaltsam geschaffenen Eingang. Eine
alte, verlassene Lagerhalle grüßte ihn. Ryoga blinzelte, teils aus
Verwirrung, teils wegen den sich langsam senkenden Staub. Dann drängte er
alle unwichtigen Gedanken zur Seite und wandte sich wieder seiner Aufgabe
zu: Die Auslöschung seines Nemesis.

"So Ranma, jetzt sitzt du in der Falle. Hier kannst du nicht mehr
davonlaufen."

Ranma schien etwas sagen zu wollen, sparte sich dann aber den Atem als er
wieder angegriffen wurde. Er sprang zur Seite um dem Schlag auszuweichen, und
trat noch im Fall zu.

Beide Kämpfer landeten auf dem Boden. Beide Kämpfer waren gleichzeitig wieder
auf den Füßen.

Das Ringen ging weiter. Alte Kisten und Paletten zersplitterten unter den
Fäusten der Jungs. Beide atmeten schwer, der Schweiß stand ihnen auf der
Stirn, die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Es würde nicht mehr lange
dauern.

Dann machte Ryoga einen fatalen Fehler.

"Bakusai Tenketsu!"

Es war eine Bruchstelle wie jede andere. Wie immer war die Technik nicht auf
Ranma gezielt sondern auf den Beton neben ihn, um den Zopfträger in einem
Schauer aus Steinen auf Abstand zu halten, und ihn zusätzlich zu schwächen.

Ein lautes Krachen und Knirschen ging durch das Gebäude. Die Kontrahenten
hielten kurz inne um den Ursprung zu ergründen. Mit einer dunklen Vorahnung
sah Ryoga nach oben.

'Wie dumm von mir,' dachte er mit unnatürlicher Ruhe, 'den Stützpfeiler der
Halle zu zerstören.'

Ein Großteil der Decke schien sich in absurder Langsamkeit herab zu senken.
Und Ryoga befand sich genau darunter. Der Junge wußte noch in dem Moment als
er loslief das er es nicht schaffen würde. Dann traf ihn etwas mit ungeheurer
Wucht in die Seite, stieß ihn aus der Gefahrenzone in dem Augenblick als eine
wahre Flut aus Trümmern herabkam.

Als sich der Staub wieder gelegt hatte, war alles was Ryoga sah ein Berg aus
Geröll. Und eine Hand, die aus dem Haufen herausragte.

'Das kann er nicht überlebt haben,' dachte Ryoga schockiert. 'Niemand kann so
etwas überleben.'

Trotzdem ging er näher heran und fühlte nach dem Puls.

'Warum hat er mich gerettet? Er hätte entkommen können.'

Ein schwacher, ach so schwacher Herzschlag war zu spüren. Ohne zu wissen was
er tat, oder warum er es tat räumte er die Trümmer beiseite, Stein für Stein,
in immer größerer Eile. Es schien Ewigkeiten zu dauern bis er Ranma
freigeräumt hatte.

Der Puls war immer noch da, schwächer als zuvor. Als Ryoga sich über seinen
Gegner beugte zuckten dessen Lider, dann schlug er die Augen auf.

"... Ryoga, ich ..."

Er beugte sich weiter vor, versuchte die geflüsterten Worte zu verstehen.

"... bitte ... paß auf Akane auf ... sie haben sie nicht sehr verletzt ...
gib auf sie acht, ja?"

Die Worte waren noch nicht ganz in Ryogas Ohren verklungen, als Ranma Saotome
seinen letzten Atemzug tat und starb.

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Und erst jetzt sah ich die Wahrheit. Wie mich mein Haß geblendet hatte. Ich
sah Akane, wie sie verletzt auf dem Boden lag. Ich sah Ranma, wie er sich
über sie beugte um ihr zu helfen. Und ich sah auch die Punks, die
besinnungslos etwas weiter entfernt lagen, halb vom Schatten versteckt.

Aber nicht so versteckt, das ich behaupten könnte ich hätte sie nicht
gesehen. Ich hätte sie sehen müssen. Ich hätte erkennen müssen was wirklich
passiert war. Ranma ist sogar über einen von ihnen gestolpert als er mir
auswich. Aber ich habe es nicht, ich wollte es nicht. Ich wollte die
Wahrheit nicht sehen, wollte das meine Träume endlich wahr werden.

Ranma hat Akane nicht verletzt. Im Gegenteil, er hat sie beschützt. Er würde
ihr niemals etwas tun, nie in seinem ... Leben.

Und jetzt habe ich ihm sein genommen. Ich habe das geschafft was ich so oft
versucht habe. Ich habe ihn besiegt. Ranma Saotome, meinen Rivalen, meinen
Gegner.

Meinen Freund.





Was um Himmels Willen habe ich nur getan?

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Anmerkung des Autors:
Die Idee kam als ich 'Erkenntnis' von Hibiki auf fanfiction.net gelesen habe.
Das Thema der Fic packte mich, und ich erinnerte mich an eine Reihe anderer
Geschichten die eine ganz ähnliche Aussage haben. Und bevor ich es wußte
hatte ich es schon geschrieben.

mailto: mark_soul@gmx.de