Disclaimer: Harry Potter und alle Figuren, Schauplätze u.ä. aus den Büchern
sind Eigentum von Joanne K. Rowling.
Story: Charis' Leben scheint von Anfang an eher der dunklen Seite zugehörig zu sein: Ihre Eltern waren Todesser, nach einem Rausschmiss aus Durmstrang landet sie in Hogwarts in Slytherin. In einer Zeit, wo sich alle entscheiden müssen, auf welcher Seite sie stehen; kann die Zuneigung zu einem Mann sie dazu bringen, eine undeutlichere Wahl zu treffen?
Rating: PG-13!
Genre: Action/Drama/Angst/Tragedy, einen Hauch Humor/Romance.
Author's Note: Diese Geschichte entstand in ungefähr 2 Wochen stetiger Schreibarbeit. Sie sollte eine Kurzgeschichte werden und hat bereits jetzt 34 Seiten. Sie hätte selbstverständlich noch viel länger werden können, doch ich muss noch drei andere Geschichten weiter schreiben. Am Besten liest sich diese Geschichte mit düsterer, trauriger Musik. Zum letzten Kapitel empfehle ich entweder Rufus Wainwrights Hallelujah oder aber Mozarts Mondscheinsonate.
Gewidmet: Heinz, dem Mann, dem ich am meisten vertraue.
Claws of the world
Kapitel 1: Perfer et obdura
Schwer atmend saß Charis Marcioso auf dem kleinen Bett im Mädchenschlafsaal, vor ihr stand ein zu Platzen drohender Koffer und in ihren grünen Augen glitzerte ein ungebändigter Zorn. Auf dem Fußboden lagen Stücke einer Kleiderkombination verteilt, die früher einmal Charis' Schuluniform gewesen war. In jenem Moment betrat ein junger Mann den Raum. Überrascht streifte sein Blick die Stofffetzen und wandte sich dann amüsiert lächelnd Charis zu.,, Schade, ich dachte, du würdest deine Loyalität beweisen und in unserer Uniform nach Hogwarts reisen," meinte er und setzte sich neben sie auf das Bett.,, Tut mir Leid, Virgil, aber im Moment bin ich nicht in der Stimmung für solches Gefasel," knurrte sie finster. Virgil lachte sein typisches, kurzes Lachen und drückte sie freundschaftlich an sich.,, Nun komm schon, lass dir doch von diesem Trottel Bungler nicht alles vermiesen. Er hat dich zwar der Schule verwiesen, aber das war Pech. Du hättest Fredrick eben nicht mit diesem Fluch belegen sollen. Nicht jeder ist von deinen außergewöhnlichen Fähigkeiten begeistert," erwiderte ihr Freund.,, Fähigkeiten, die ich hier an dieser Schule errungen habe! Mit Karkaroffs ausdrücklicher Erlaubnis!" schnaubte Charis empört.,, Nun, aber Bungler ist nicht Karkaroff. Ich habe es dir oft genug gesagt! Du solltest lernen, dich zu beherrschen. Vor allem in Hogwarts. Albus Dumbledore wird schwarzmagische Flüche sicher noch weniger schätzen als Bungler," warnte Virgil sie.,, Dumbledore!" Charis' Zunge bis angewidert in dieses Wort.,, Freund der Schlammblüter und Muggel! Virgil, ich gehöre nicht dort hin!" ,, Solange du nach Slytherin kommst, wirst du sicher keine Schlammblüter unter deinen Hauskameraden zählen müssen. Und ich wüsste nicht, wohin du sonst kommen solltest. Außerdem könnte ich sehr bald jemanden wie dich benötigen." Charis seufzte.,, Fängt das schon wieder an? Deine merkwürdigen Andeutungen langweilen mich langsam. Kannst du mich nicht endlich einweihen?" fragte sie missmutig. ,, Bald, Charis, bald," vertröstete er sie und stand dann auf.,, So," sagte er mit einem Ton in der Stimme, der keinen Widerspruch duldete:,, Und jetzt setz deine Uniform wieder zusammen, zieh sie an und zeige den Leuten in Hogwarts, wie wir Durmstrangschüler wirklich sind." ,, Ach, wie sind wir denn? Verfroren und verlogen?" fragte sie, endlich wieder grinsend. Virgil hob eine Augenbraue, bückte sich und gab ihr einen kurzen Kuss auf ihr rabenschwarzes, langes Haar.,, Nein. Klug und gefährlich. Perfer et obdura, Charis!"
Etwas später saß Charis schweigend und trotz allem immer noch etwas verstimmt dreinblickend in der fliegenden Kutsche, die ihr Onkel Syron Marcioso ihr hatte zur Verfügung stellen müssen um sie nach Hogwarts zu bringen. Zwar kamen die Schüler an Schuljahrs- Ferienanfang und Schuljahrs- Ferienende per Schiff nach Durmstrang und zurück, doch da es Anfang Dezember und demnach mitten im Schuljahr war lag der Schiffsverkehr buchstäblich auf Eis. Obwohl Charis wohl wusste, dass die Kutsche zu prunkvoll war um damit in Hogwarts einzutreffen, hatte es für sie keine andere Möglichkeit gegeben. Apparieren konnte sie noch nicht - nun, zumindest sollte sie es noch nicht können und andere Reisemöglichkeiten wie der ,Fahrende Ritter' hatten nicht die geringste Ahnung, wo Durmstrang überhaupt lag.
Außerdem hatte die Kutsche den Vorteil, dass sie keinen Kutscher brauchte. Es gab niemand, der sie um jeden Preis in ein heiteres Gespräch verwickeln wollte. Gelangweilt nahm Charis ihre lateinische Ausgabe von Contra legem aus ihrer schwarzen Schultasche. Dieses Buch, dessen Titel locker als der eines vom Zaubereiministerium herausgebrachten Gesetzbuches durchgehen konnte, war in Wahrheit gefüllt mit schwarzmagischen Flüchen, Tränken und anderen wichtigen Zaubersprüchen. Es war nur auf lateinisch erschienen und es gab in der ganzen Zaubererwelt nur noch 4 Stück davon. Eines gehört Catilina Sanctur, Virgils Vater. Dieser hatte nichts dagegen, dass Virgil sich mit diesem Buch befasste. Und Latein war eines der Fächer, die man ab dem dritten Schuljahr in Durmstrang belegen konnte. Vertieft in das Buch merkte Charis gar nicht, wie schnell die Zeit verging und wie schnell sie die eisigen Ebenen um Durmstrang herum verließen.
Am späten Nachmittag erreichte die fliegende Kutsche die Ländereien von Hogwarts und ,parkte' sich selbst einige Meter von Hagrids Hütte entfernt. Charis stieg aus, ergriff ihren Koffer und tappte durch den Schnee in Richtung des Schlosses. Die Kutsche erhob sich wieder in die Lüfte und machte sich auf den Weg zurück nach London, wo sie hergekommen war. Da der Unterricht für die Schüler schon seit einer Stunde geendet hatte, hatte keiner etwas von ihrem Erscheinen mitbekommen. Die junge Frau zog ihren Umhang mit dem Durmstrang- Emblem zu, den sie in der warmen Kutsche geöffnet hatte. Zwar war sie von Durmstrang kältere Temperaturen gewöhnt, jedoch wehte auch hier ein eisiger Wind.
Während sie durch den Schnee ging, sah sie sich um. Das Gelände um Hogwarts schien groß, von weitem konnte sie die Silhouette der Zuschauerränge des Quidditch-Feldes sehen. Das Schloss selbst war größer als Durmstrang und wirkte imposanter. Allerdings machte es keinen besonders gut geschützten oder auch nur bedrohlichen Eindruck.,, Wenn der Dunkle Lord hier einmarschieren wollte, würde ihn garantiert nichts daran hindern," dachte sie verächtlich, als sie die Eingangstreppe empor stieg. Mit der rechten Hand öffnete sie das rechte Eingangstor und betrat Hogwarts. Sie stellte ihren Koffer ab, zog ihre Drachenlederhandschuhe aus und inspizierte von hier aus das Innere des Schlosses. Vor ihr führte eine Treppe hinauf, zu ihrer linken sah sie eine große Tür und rechts ein herunterführender Gang.
In diesem Moment bemerkte sie die staubfarbene Katze, die um ihre Füße herumstrich.,, Miau!" maunzte sie, auf eine Art, die nicht besonders nach einer liebenswerten, alten Hauskatze klang. Charis hob eine Augenbraue.,, Was bist du denn für eine hässliche Kreatur?" fragte sie.,, Was hast du zu meiner Katze gesagt?" ertönte plötzlich eine giftige, männliche Stimme. Sie hob den Kopf. Ein ungepflegt aussehender Mann mit strähnigen, braunen Haaren und einer heruntergekommenen Robe kam die Treppe hinunter. Sein Blick fiel auf ihre Stiefel, die eine Pfütze aus Schnee und Matsch hinterlassen hatten.,, Und wieso hast du dir deine Füße nicht abgetrocknet? Komm mit, dass setzt eine Strafe und Punktabzug!" keifte er.,, Das glaube ich kaum," erwiderte Charis ruhig.,, Was hast du gesagt?" Der Mann vor ihr bekam einen roten Kopf.,, Ich sagte, dass ich das kaum glaube. Ich muss zuerst zum Direktor. Er erwartet mich bereits. Und ich will mich doch nicht verspäten," erklärte sie, umging den Mann und machte sich daran, die Treppe hochzugehen.
,, Warte gefälligst! Ich bringe dich zum Direktor! Mal sehen, was er von dir halten wird, nachdem du gleich eine Straftat begangen hast!" sagte der Mann und führte sie finster durch das Schloss. Charis zuckte nur mit den Schultern. Zumindest hatte sie nun jemanden gefunden, der ihr den Weg zu Dumbledores Büro zeigte.
Sie folgte dem Mann durch einige Korridore und über einigre Treppen, bevor er endlich vor einem Wasserspeier stehen blieb.,, Weihnachtsschokolade," knurrte er finster und der Wasserspeier gab den Eingang zu einer Treppe frei.,, Das darf doch nicht wahr sein," flüsterte Charis. Weihnachtsschokolade! Offensichtlich war der gute Herr Direktor schon etwas senil. Langsam stieg sie die Treppen hinauf und fand sich in einem großen Büro wieder. Überall an den Wänden hingen Porträts von älteren Zauberern und Zauberinnen. Wahrscheinlich die ehemaligen Direktoren Hogwarts. Auch schien Dumbledore eine ganz Bibliothek an Büchern zu Besitzen. Der Direktor selbst saß an seinem Schreibtisch. Neben diesem saß - auf einer Stange - ein rotgoldener Vogel, ein Phoenix, wie Charis erkannte. Dumbledore sah auf und als er Charis erblickte, glitzerten seine Augen amüsiert hinter den halbmondförmigen Brillengläsern.,, Ah, Miss Charis Marcioso, wenn ich mich nicht irre?" fragte er, stand auf, kam auf sie zu und streckte ihr die Hand zu. Charis ergriff sie und schüttelte sie kurz.,, Ja," antwortete sie einsilbig. Der Blick des Schulleiters traf Filch.,, Argus? Was wünschen Sie?" fragte er überrascht.,, Diese junge Dame da," sagte Filch, mit eindeutig abwertender Betonung auf Dame, ,, hat bereits mich beleidigt und das Schloss beschmutzt!" ,, Ich habe nicht Sie beleidigt, ich habe lediglich Ihre Katze eine hässliche Kreatur genannt! Was nichts ist, als die Wahrheit. Und dafür, dass meine Stiefel nass sind, wenn ich durch den Schnee tappe, kann ich jawohl nichts!" erwiderte Charis mit wütendem Blick.
Dumbledore hob eine Augenbraue. Zwar hatte er bereits einiges über seinen neuen Schützling gehört, dennoch erforderte es einiges, gleich in den ersten fünf Minuten in Hogwarts Ärger zu bekommen.,, Beruhigen Sie sich, alle beide. Miss Marcioso, es wird wohl das Beste sein, wenn Sie sich wegen Ihrer Äußerung gegenüber Mrs. Norris bei Mister Filch entschuldigen. Das mit der Beschmutzung lasse ich dieses Mal durchgehen." Verblüfft und immer noch wütend sah Charis Dumbledore an. Er verlangte, dass sie sich bei diesem wandelnden Flohsack entschuldigte? Widerwillen trat in ihre Augen, doch sie entschloss sich, es sich nicht gleich am ersten Abend mit Dumbledore zu Verderben, an Virgils Worte denkend.,, Entschuldigung," knirschte sie. Der Schulleiter musterte sie. Sie war wohl sturköpfig. Und hasste es, sich zu entschuldigen. Filchs sah sie weiterhin hasserfüllt an.,, Da dies nun geklärt ist," fuhr Dumbledore fort.,, Kann ich Sie endlich offiziell vorstellen: Miss Marcioso, Argus Filch, der Hausmeister von Hogwarts. Argus, Charis Marcioso, unser Neuzugang aus Durmstrang." Filch nickte ihr kurz zu und Charis erwiderte den Gruß genauso.,, Sie können jetzt gehen, Argus," sagte der Direktor ruhig und der Hausmeister entfernte sich.
,, Nun, Miss Marcioso. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise," wandte Dumbledore sich an Charis und sein Blick fiel auf ihre Durmstrang -Uniform. Dies entging der jungen Frau nicht und in Gedanken grinste sie höhnisch.,, Ja," erwiderte sie kühl.,, Ich kann mir vorstellen, dass Sie etwas erschöpft sind und sich gerne ausruhen würden, daher denke ich, es wäre passend, Sie nun einem Haus zu zu teilen. Ihr Stundenplan wurde übrigens bereits an Ihren alten von Durmstrang angepasst," erklärte Dumbledore und ging zu einem Regal hinter seinem Schreibtisch. Er holte einen alten, äußerst schäbig aussehenden Hut aus dem Regal und hielt ihn Charis hin.,, Wenn Sie bitte diesen Hut aufsetzen würden?" Charis wich einen Schritt zurück.,, Wozu das denn?" fragte sie irritiert. Der Direktor lächelte.,, So werden bei uns die Schüler eingeteilt. Normalerweise singt er immer ein Lied dazu, aber ich fürchte, mitten im Schuljahr ist dies unmöglich. Von jedem der vier Gründer der Häuser in Hogwarts hat er einen kleinen Teil ihres Gehirns inne, sodass er befähigt ist, jeden Schüler in das zu ihm passende Haus einzuteilen. Sie brauchen keine Angst zu haben, sobald er sie eingeteilt hat, dürfen Sie ihn wieder abnehmen." ,, Das will ich auch hoffen!" dachte Charis, nahm mit spitzen Fingern den Hut aus Dumbledores Händen und setzte ihn widerwillig auf.,, Huch!" sagte der Hut und rutschte auf ihrem Kopf ein Stück nach links. Charis zuckte kurz zusammen.,, Wen haben wir denn hier? Ein Neuzugang, mitten im Schuljahr? Aus Durmstrang?" kicherte er leise.,, Ja, du verdammtes, neumalkluges." dachte Charis finster als der Hut schon wieder anfing zu Lachen.,, Na, na, ich kann Gedanken lesen!" ,, Mach schneller oder du hast es die letzte Zeit gekonnt!" dachte Charis, ohne ihre Gedanken kontrollieren zu Können.,, In Ordnung, bloß nicht aufregen. Also, was sehe ich? Sehr viel Ehrgeiz und einen starken Willen. Hm, wirst du etwa eine Gryffindor?" ,, Oh wehe! Dann wirst du dir wünschen, nie gelebt zu haben!" erwiderte Charis in Gedanken.,, Oh, vielleicht doch eher nicht," verbesserte sich der Hut schnell.,, Na also!" dachte Charis befriedigt.,, Und klug bist du auch. Aber auch sehr listig. Und, oh, du besitzt also eine Passion für." ,, Sei ruhig," knurrte die junge Frau, sodass nur der Hut es hören konnte.,, Tja, vielleicht hättest du eine Gryffindor werden können wenn du gleich nach Hogwarts gekommen wärest. Aber so: Slytherin!" rief der Hut.
Kaum hatte er seine Entscheidung mitgeteilt, nahm Charis den Hut von ihrem Kopf und gab in Dumbledore zurück.,, Slytherin, also," lächelte dieser. Obwohl er nicht überrascht klang, meinte die junge Frau ein Funken Enttäuschung in seiner Stimme zu hören.,, Nun gut. Ich schätze, Sie haben bereits eine andere Schuluniform in Ihrem Koffer?" fragte Dumbledore.,, Ja," erwiderte Charis.,, Dann muss ich Sie nur noch darauf hinweisen, dass Direktor Bungler mich sehr genau über Ihre diversen Vergehen aufgeklärt hat. Und ich fürchte, auch ich dulde keinerlei schwarzmagische Flüche in meiner Schule. Meine Toleranzgrenze ist diesbezüglich sogar noch niedriger als die von Direktor Bungler. Wenn Sie sich jedoch an die Schulregeln halten, denke ich, dass es Ihnen nicht schwer fallen wird, sich hier in Hogwarts wohl zu fühlen." Dumbledore warf einen Blick auf eine kleine, goldene Uhr auf seinem Schreibtisch.,, Ach, du liebe Güte, das Abendessen fängt gleich an! Ich lasse Ihren Koffer von einem Hauself in Ihren Schlafsaal bringen und werde Sie zur Großen Halle begleiten," erklärte Dumbledore. Charis nickte nur. An Ihrem Koffer hatte sie vorsorglich diverse Änderungen vorgenommen, sodass der Hauself - wenn er den die Frechheit besitzen würde, in ihren Koffer schauen zu wollen, was sie kaum glaubte - ihn nicht würde öffnen können.
Zusammen mit dem Direktor ging sie denselben Weg zurück, den sie mit Filch gekommen war. Schweigend gingen sie nebeneinander her. Nur einmal warf Dumbledore einen musternden Blick auf die neue Schülerin. Sie war groß -er schätzte sie auf 1,77m - und von schlanker Statur. Ihre Gesichtszüge schienen fast immer gleich zu bleiben, doch in ihren Augen konnte man erkennen, was in ihr vorging. Als sie ihn plötzlich ansah, lächelte er und wandte dann den Blick ab. Er kannte die Geschichte der Familie Marcioso und fragte sich, ob sie ihren Eltern gleich schlug. Es schien fast so. Sollte es so sein, war es gut, dass sie von Durmstrang verwiesen worden war. Er wusste, wie man dort mit den dunklen Künsten umging. Freizügig. Und wenn er sich an den Fluch erinnerte, den sie auf ihren Kameraden geworfen hatte, war sie sehr begabt in ihnen.
Wenig später erreichten sie die Große Halle. Die Tür stand offen, doch die meisten Schüler saßen bereits an ihren Tischen.,, Der Tisch ganz links ist der Gryffindor -Tisch," erklärte Dumbledore, ,, Und dort, der Lehrer mit den schwarzen Haaren und der schwarzen Robe ist Professor Severus Snape. Ihr Hauslehrer. Sie sollten ihn noch heute Abend aufsuchen und nach Ihrem Stundenplan fragen." Mit diesen Worten ließ Dumbledore sie auf der Türschwelle stehen und ging zum Lehrertisch. Charis bemerkte, wie einige Schüler neugierig den Blick auf sie wendeten.,, Wenn ihr denkt, dass ich mich jetzt vorstelle, habt ihr euch getäuscht," dachte sie und ging schnurstracks zum Slytherin - Tisch und nahm dort neben einem blonden jungen Platz, der sie interessiert musterte.
,, Ist etwas?" fragte Charis neugierig. Er deutete auf das Emblem auf ihrer Schuluniform.,, Durmstrang, hm?" fragte er grinsend.,, Ja," erwiderte sie kühl.,, Dann bist du wohl eine neue Schülerin? Freut mich, dass es dich in unser Haus verschlagen hat. Draco Malfoy," sagte er. Charis missmutige Miene verwandelte sich in ein leichtes, erkennendes Lächeln.,, Charis Marcioso," stellte sie sich vor. Virgils Vater hatte geschäftlich mit den Malfoys zu tun und Virgil hatte ihr von ihnen erzählt.,, Eine sehr ehrbare Familie, Charis," hatte er gesagt, ,, Ohne Zweifel reinblütig. Mit viel Geld. Und Lucius Malfoy ist einer der gerissensten Männer, die mir je untergekommen sind." Sicherlich konnte es kaum schaden, sich mit dem Spross dieser Familie gut zustellen.,, Nun, Charis, was hat dich denn auf diese Schule voller Schlammblüter verschlagen?" fragte Malfoy. Die junge Frau beugte sich leicht zu ihm herüber und flüsterte:,, Das erzähle ich dir ein anderes Mal." Draco grinste.,, Misstrauisch, hm? Mir kannst du vertrauen. Stimmt doch, Lagston, oder?" fragte er einen verschlagen aussehenden Gryffindor mit dunkelblondem Haar und blauen Augen.,, Sicher," erwiderte dieser und musterte Charis.,, Seron Lagston," sagte er.,, Welche Jahrgangsstufe bist du?" ,, Siebte," meinte Charis. Seron nickte zufrieden.,, Dachte ich's mir doch. Du bist bei mir. Kannst dich ruhig an mich halten. Ich zeig dir, wie man hier klar kommt." ,, Danke," erwiderte Charis, ,, Sobald ich Hilfe benötige, werde ich mich an dich wenden." ,, Oder an mich," beeilte sich Draco zu sagen. Seron stieß ein kurzes, heiseres Lachen aus.,, Draco, überschätz dich nicht! Schließlich bist du trotz allem noch ein Fünftklässler." Er zwinkerte Charis zu. Malfoy schien beleidigt, schluckte seinen Zorn jedoch herunter.,, Ich meinte, falls du mal verhindert sein solltest," knurrte er.,, Ach was, Frauen in Notlagen helfe ich doch immer wieder gerne," scherzte Seron und Charis schenkte ihm ein halbherziges Lächeln, bevor sie sich dem Essen zuwandte.
Als sie fertig gespeist hatten, erhoben sich die Schüler und verließen die Halle wieder. Auch Lagston stand auf.,, Komm, Charis, ich zeige dir den Weg in den Kerker," bot er ihr an und Charis nickte. Sei folgte dem Jungen bis dieser an einer scheinbar nackten Wand anhielt.,, Du brauchst ein Passwort, um in unseren Gemeinschaftsraum zu kommen," erklärte er, ,, Zurzeit ist es: Parsel!" Kaum hatte er die sechs Buchstaben ausgesprochen erschien plötzlich eine steinerne Tür in der Wand. Seron öffnete sie und ließ Charis dann mit einer weltmännischen Geste de Vortritt. Die junge Frau fand sich in einem Raum mit rohen Steinwänden und einigen Sesseln und Stühlen wieder. In einem Kamin prasselte ein Feuer. ,, Bitte sehr, unser Gemeinschaftsraum," sagte Seron.,, Nett," erwiderte Charis. ,, Durch den Durchgang dort hinten rechts geht es zu den Jungenschlafsälen. Links zu denen der Mädchen." ,, Danke," meinte Charis.,, Sobald ich meinen Koffer ausgepackt habe, muss ich noch zu Professor Snape. Kannst du mich dann vielleicht zu seinem Büro bringen?" fragte sie.,, Klar, ich warte hier," antwortete Seron und fläzte sich auf einen Sessel.
Charis bewegte sich Richtung linker Durchgang und ging dann die Treppe hoch. Sofort als die erste Abbiegung nach links kam, betrat sie diese. Ein paar Slytherins - jünger als sie - saßen auf einem Bett und schienen Hausaufgaben nachzugehen. ,, Hallo," sagte Charis und wartete auf eine Reaktion. Eines der Mädchen mit hellbraunen Haaren und einer eher stämmigen Figur wandte sich sofort zu ihr um. ,, Oh - hallo. Du bist sicher die Neue. Suchst du deinen Schlafsaal?" fragte sie gleichgültig.,, Ja. Siebte Klasse," fügte Charis noch hinzu.,, Da musst du die letzte Abbiegung links nehmen. Die Siebtklässler haben einen Schlafsaal für sich," erklärte das Mädchen und griff wieder nach ihrer Feder.,, Danke," erwiderte Charis und stieg die Treppen weiter hoch, bis sie an deren Ende gelangt war. Der Schlafsaal war verhältnismäßig groß und sie stellte fest, dass ihr Bett das erste rechts war. Ihr Koffer stand daneben und sie begann, ihn auszupacken. Ihre neue Uniform zog sie allerdings noch nicht an, sie hatte keine große Lust sich noch einmal um zu ziehen. Nachdem sie all ihre Kleidung und ihre Schulbücher aus dem Koffer geholt hatte, verschloss sie ihn wieder magisch und begab sich zurück in den Gemeinschaftsraum.
Seron hatte tatsächlich auf sie gewartet und als sie wieder herunter kam, sprang er auf.,, Na, das ging aber schnell. Normalerweise braucht ihr Mädchen doch eine halbe Ewigkeit um euch fertig zu machen und so weiter." ,, Ich nicht," sagte Charis kurz und Seron grinste.,, Das gefällt mir. Jetzt bring ich dich aber erst einmal zum guten, alten Snape. Mal sehen, ob wir nicht ein paar Kurse zusammen haben."
Wie auch eben folgte Charis Lagston durch die Korridore bis sie Snapes Büro ereicht hatten.,, Soll ich auf dich warten?" fragte Lagston.,, Nein, nicht notwendig," antwortete Charis und er zuckte mit den Schultern.,, Wie du willst." Charis klopfte an die hölzerne Tür an und eine kalte Stimme erklang.,, Herein!" Die junge Frau öffnete die Tür und fand sich in einem dunklen Raum wieder. An einem hölzernen Schreibtisch saß Professor Snape, den Dumbledore ihr bereits gezeigt hatte. Als sie eintrat, sah er auf und seine Mundwinkel kräuselten sich zu einem Lächeln.,, Charis Marcioso, nehme ich an?" Sie nickte. Sein Blick schweifte über ihre Uniform.,, Wir sind ein wenig sentimental, hm?" ,, Nein," erwiderte Charis. ,, Aber wir mögen Hogwarts nicht sonderlich?" Charis schwieg.,, Wie auch immer," fuhr Snape fort.,, Es freut mich natürlich, eine so begabte Schülerin in meinem Haus begrüßen zu dürfen. Ihr Stundenplan." Er stand auf und gab ihr das Pergament. Charis las es sich durch und runzelte die Stirn.,, Alte Runen? Wieso habe ich kein Latein mehr?" Snape war bereits wieder im Begriff, sich zu setzen. ,, Weil es dieses Fach in Hogwarts nicht gibt," erklärte er gleichmütig.,, Was? Und ich dachte, Hogwarts wäre zumindest eine renommierte Schule," giftete Charis entsetzt. Snape griff nach seiner Feder.,, Ist es auch. Aber Sie werden feststellen müssen, dass es einige Unterschiede gegenüber Durmstrang gibt. Sie können dann gehen."
Verärgert verließ Charis das Büro. Gott sei Dank hatte sie sich im vor zwei Jahren ein eigenes Lateinlehrbuch gekauft. Plötzlich erblickte sie Seron, der auf dem Boden saß, an eine Wand gelehnt.,, Was machst du denn noch hier?" fragte sie überrascht.,, Ich hab' auf dich gewartet. Und, was hast du so für Fächer?" fragte er, den patzigen Unterton in ihrer Stimme ignorierend und stand auf.,, Da, guck selbst," meinte sie und gab ihm ihren Stundenplan. Er musterte ihn, während sie zurückgingen. Als sie gerade wieder den Gemeinschaftsraum betraten, gab er ihr den Stundenplan zurück.,, Wir haben fast dieselben. Allerdings habe ich keine Alten Runen, sondern Wahrsagen. Wahrsagen ist ziemlich einfach, man erzählt der alten Trewlany nur irgendetwas Schreckliches, das in naher Zukunft passieren wird und bekommt die besten Noten. Was ist eigentlich dein bestes Fach?" ,, Dunkle Künste," gab Charis zurück.,, Dunkle Künste? Bei uns heißt das etwas anders: Verteidigung gegen die dunklen Künste," erklärte Seron. Charis blieb wie angewurzelt stehen.,, Ws heißt das: Verteidigung gegen die Dunklen Künste? Lernt ihr etwa nur Abwehrzauber?" fragte sie.,, In der Tat. Dumbledore will nicht, dass wir in Schwarzmagisches egal welcher Art herein gezogen werden." ,, Das darf doch nicht wahr sein!" dachte Charis.,, Allerdings," fuhr Seron fort und seine Augen glitzerten.,, Heißt das nicht, dass wir Slytherins nicht auch unsere Möglichkeiten hätten, uns gewisse Kenntnisse anzueignen." Charis warf ihm einen prüfenden Blick zu.,, Das heißt?" fragte sie. Serons Grinsen wurde noch breiter. ,, Eigentlich rede ich nicht gerne mit Leuten darüber, die ich erst eine Stunde kenne. Aber es scheint mir, als könntest du uns mit deinem Wissen bereichern. Nun, wir haben eine Art von Gemeinschaft gegründet, innerhalb unseres Hauses und bringen uns gegenseitig einiges bei." ,, Ich bin dabei," sagte Charis.,, Nicht so schnell, Charis," wandte Seron ein.,, Nur weil ich glaube, dass du ein wertvolles Mitglied bist, heißt das noch lange nicht, dass die anderen Mitglieder das auch denken werden." Die Aufforderung, die in seiner Stimme lag, war nicht zu überhören.,, Was soll ich deiner Meinung nach tun?" fragte sie.,, Ich werde mich heute mit meinen Kollegen beraten. Ein kleiner Vertrauensbeweis wird wohl von Nöten sein. Ich sage dir dann morgen Bescheid." Charis nickte und begab sich in ihren Schlafsaal. Alles in allem war ihr erster Tag gar nicht so schlecht verlaufen.
Nachdem Charis Snapes Büro verlassen hatte, sah dieser von seiner Unterrichtsvorbereitung auf. Das war also Charis Marcioso. Eine Slytherin. Diese Tatsache wunderte ihn nicht. Ihre Eltern mochten gestorben sein, als sie zwei gewesen war, doch dass hieß nicht, dass sie sie nicht geprägt hatten. Snape rief sich die Gesichter von Herodes und Lyra Marcioso ins Gedächtnis. Charis hatte mehr Ähnlichkeit mit ihrer Mutter, sie war wie sie auf ihre Weise anziehend, nicht schön, aber anziehend. Beide, ihr Vater und ihre Mutter waren äußerst fähige und äußerst mächtige Anhänger Voldemorts gewesen. Herodes war der Vorsteher einer kleinen, magischen Stadt in Wales gewesen und sehr reich. Zwei Jahre vor Voldemorts vorläufigem Fall waren er und seine Frau bei einer von Voldemorts Tötungsmissionen durch einen Hinterhalt von Auroren überrascht worden. Es hatte einen erbitterten Kampf gegeben, den das Ehepaar Marcioso nicht überlebt hatte. Snape erinnerte sich gut an diesen Tag. Er erinnerte sich auch gut daran, dass er Dumbledore von dieser Mission berichtet hatte. Charis hatte zweifelsohne auch ein großes Interesse an den Dunklen Künsten. Doch war sie auch - wie ihre Eltern - fasziniert an dem Dunklen Lord? Strebte auch sie nach Macht? Durmstrang hatte sie wahrscheinlich zumindest gelehrt, Muggel und Schlammblüter zu verachten. Snape seufzte und wandte sich dann wieder seinem Unterricht zu.
A/N: So viel zum ersten Kapitel. Perfer et obura bedeutet: Halte aus und sei stakr, Contra legem heißt Gegen das Gesetz.
Story: Charis' Leben scheint von Anfang an eher der dunklen Seite zugehörig zu sein: Ihre Eltern waren Todesser, nach einem Rausschmiss aus Durmstrang landet sie in Hogwarts in Slytherin. In einer Zeit, wo sich alle entscheiden müssen, auf welcher Seite sie stehen; kann die Zuneigung zu einem Mann sie dazu bringen, eine undeutlichere Wahl zu treffen?
Rating: PG-13!
Genre: Action/Drama/Angst/Tragedy, einen Hauch Humor/Romance.
Author's Note: Diese Geschichte entstand in ungefähr 2 Wochen stetiger Schreibarbeit. Sie sollte eine Kurzgeschichte werden und hat bereits jetzt 34 Seiten. Sie hätte selbstverständlich noch viel länger werden können, doch ich muss noch drei andere Geschichten weiter schreiben. Am Besten liest sich diese Geschichte mit düsterer, trauriger Musik. Zum letzten Kapitel empfehle ich entweder Rufus Wainwrights Hallelujah oder aber Mozarts Mondscheinsonate.
Gewidmet: Heinz, dem Mann, dem ich am meisten vertraue.
Claws of the world
Kapitel 1: Perfer et obdura
Schwer atmend saß Charis Marcioso auf dem kleinen Bett im Mädchenschlafsaal, vor ihr stand ein zu Platzen drohender Koffer und in ihren grünen Augen glitzerte ein ungebändigter Zorn. Auf dem Fußboden lagen Stücke einer Kleiderkombination verteilt, die früher einmal Charis' Schuluniform gewesen war. In jenem Moment betrat ein junger Mann den Raum. Überrascht streifte sein Blick die Stofffetzen und wandte sich dann amüsiert lächelnd Charis zu.,, Schade, ich dachte, du würdest deine Loyalität beweisen und in unserer Uniform nach Hogwarts reisen," meinte er und setzte sich neben sie auf das Bett.,, Tut mir Leid, Virgil, aber im Moment bin ich nicht in der Stimmung für solches Gefasel," knurrte sie finster. Virgil lachte sein typisches, kurzes Lachen und drückte sie freundschaftlich an sich.,, Nun komm schon, lass dir doch von diesem Trottel Bungler nicht alles vermiesen. Er hat dich zwar der Schule verwiesen, aber das war Pech. Du hättest Fredrick eben nicht mit diesem Fluch belegen sollen. Nicht jeder ist von deinen außergewöhnlichen Fähigkeiten begeistert," erwiderte ihr Freund.,, Fähigkeiten, die ich hier an dieser Schule errungen habe! Mit Karkaroffs ausdrücklicher Erlaubnis!" schnaubte Charis empört.,, Nun, aber Bungler ist nicht Karkaroff. Ich habe es dir oft genug gesagt! Du solltest lernen, dich zu beherrschen. Vor allem in Hogwarts. Albus Dumbledore wird schwarzmagische Flüche sicher noch weniger schätzen als Bungler," warnte Virgil sie.,, Dumbledore!" Charis' Zunge bis angewidert in dieses Wort.,, Freund der Schlammblüter und Muggel! Virgil, ich gehöre nicht dort hin!" ,, Solange du nach Slytherin kommst, wirst du sicher keine Schlammblüter unter deinen Hauskameraden zählen müssen. Und ich wüsste nicht, wohin du sonst kommen solltest. Außerdem könnte ich sehr bald jemanden wie dich benötigen." Charis seufzte.,, Fängt das schon wieder an? Deine merkwürdigen Andeutungen langweilen mich langsam. Kannst du mich nicht endlich einweihen?" fragte sie missmutig. ,, Bald, Charis, bald," vertröstete er sie und stand dann auf.,, So," sagte er mit einem Ton in der Stimme, der keinen Widerspruch duldete:,, Und jetzt setz deine Uniform wieder zusammen, zieh sie an und zeige den Leuten in Hogwarts, wie wir Durmstrangschüler wirklich sind." ,, Ach, wie sind wir denn? Verfroren und verlogen?" fragte sie, endlich wieder grinsend. Virgil hob eine Augenbraue, bückte sich und gab ihr einen kurzen Kuss auf ihr rabenschwarzes, langes Haar.,, Nein. Klug und gefährlich. Perfer et obdura, Charis!"
Etwas später saß Charis schweigend und trotz allem immer noch etwas verstimmt dreinblickend in der fliegenden Kutsche, die ihr Onkel Syron Marcioso ihr hatte zur Verfügung stellen müssen um sie nach Hogwarts zu bringen. Zwar kamen die Schüler an Schuljahrs- Ferienanfang und Schuljahrs- Ferienende per Schiff nach Durmstrang und zurück, doch da es Anfang Dezember und demnach mitten im Schuljahr war lag der Schiffsverkehr buchstäblich auf Eis. Obwohl Charis wohl wusste, dass die Kutsche zu prunkvoll war um damit in Hogwarts einzutreffen, hatte es für sie keine andere Möglichkeit gegeben. Apparieren konnte sie noch nicht - nun, zumindest sollte sie es noch nicht können und andere Reisemöglichkeiten wie der ,Fahrende Ritter' hatten nicht die geringste Ahnung, wo Durmstrang überhaupt lag.
Außerdem hatte die Kutsche den Vorteil, dass sie keinen Kutscher brauchte. Es gab niemand, der sie um jeden Preis in ein heiteres Gespräch verwickeln wollte. Gelangweilt nahm Charis ihre lateinische Ausgabe von Contra legem aus ihrer schwarzen Schultasche. Dieses Buch, dessen Titel locker als der eines vom Zaubereiministerium herausgebrachten Gesetzbuches durchgehen konnte, war in Wahrheit gefüllt mit schwarzmagischen Flüchen, Tränken und anderen wichtigen Zaubersprüchen. Es war nur auf lateinisch erschienen und es gab in der ganzen Zaubererwelt nur noch 4 Stück davon. Eines gehört Catilina Sanctur, Virgils Vater. Dieser hatte nichts dagegen, dass Virgil sich mit diesem Buch befasste. Und Latein war eines der Fächer, die man ab dem dritten Schuljahr in Durmstrang belegen konnte. Vertieft in das Buch merkte Charis gar nicht, wie schnell die Zeit verging und wie schnell sie die eisigen Ebenen um Durmstrang herum verließen.
Am späten Nachmittag erreichte die fliegende Kutsche die Ländereien von Hogwarts und ,parkte' sich selbst einige Meter von Hagrids Hütte entfernt. Charis stieg aus, ergriff ihren Koffer und tappte durch den Schnee in Richtung des Schlosses. Die Kutsche erhob sich wieder in die Lüfte und machte sich auf den Weg zurück nach London, wo sie hergekommen war. Da der Unterricht für die Schüler schon seit einer Stunde geendet hatte, hatte keiner etwas von ihrem Erscheinen mitbekommen. Die junge Frau zog ihren Umhang mit dem Durmstrang- Emblem zu, den sie in der warmen Kutsche geöffnet hatte. Zwar war sie von Durmstrang kältere Temperaturen gewöhnt, jedoch wehte auch hier ein eisiger Wind.
Während sie durch den Schnee ging, sah sie sich um. Das Gelände um Hogwarts schien groß, von weitem konnte sie die Silhouette der Zuschauerränge des Quidditch-Feldes sehen. Das Schloss selbst war größer als Durmstrang und wirkte imposanter. Allerdings machte es keinen besonders gut geschützten oder auch nur bedrohlichen Eindruck.,, Wenn der Dunkle Lord hier einmarschieren wollte, würde ihn garantiert nichts daran hindern," dachte sie verächtlich, als sie die Eingangstreppe empor stieg. Mit der rechten Hand öffnete sie das rechte Eingangstor und betrat Hogwarts. Sie stellte ihren Koffer ab, zog ihre Drachenlederhandschuhe aus und inspizierte von hier aus das Innere des Schlosses. Vor ihr führte eine Treppe hinauf, zu ihrer linken sah sie eine große Tür und rechts ein herunterführender Gang.
In diesem Moment bemerkte sie die staubfarbene Katze, die um ihre Füße herumstrich.,, Miau!" maunzte sie, auf eine Art, die nicht besonders nach einer liebenswerten, alten Hauskatze klang. Charis hob eine Augenbraue.,, Was bist du denn für eine hässliche Kreatur?" fragte sie.,, Was hast du zu meiner Katze gesagt?" ertönte plötzlich eine giftige, männliche Stimme. Sie hob den Kopf. Ein ungepflegt aussehender Mann mit strähnigen, braunen Haaren und einer heruntergekommenen Robe kam die Treppe hinunter. Sein Blick fiel auf ihre Stiefel, die eine Pfütze aus Schnee und Matsch hinterlassen hatten.,, Und wieso hast du dir deine Füße nicht abgetrocknet? Komm mit, dass setzt eine Strafe und Punktabzug!" keifte er.,, Das glaube ich kaum," erwiderte Charis ruhig.,, Was hast du gesagt?" Der Mann vor ihr bekam einen roten Kopf.,, Ich sagte, dass ich das kaum glaube. Ich muss zuerst zum Direktor. Er erwartet mich bereits. Und ich will mich doch nicht verspäten," erklärte sie, umging den Mann und machte sich daran, die Treppe hochzugehen.
,, Warte gefälligst! Ich bringe dich zum Direktor! Mal sehen, was er von dir halten wird, nachdem du gleich eine Straftat begangen hast!" sagte der Mann und führte sie finster durch das Schloss. Charis zuckte nur mit den Schultern. Zumindest hatte sie nun jemanden gefunden, der ihr den Weg zu Dumbledores Büro zeigte.
Sie folgte dem Mann durch einige Korridore und über einigre Treppen, bevor er endlich vor einem Wasserspeier stehen blieb.,, Weihnachtsschokolade," knurrte er finster und der Wasserspeier gab den Eingang zu einer Treppe frei.,, Das darf doch nicht wahr sein," flüsterte Charis. Weihnachtsschokolade! Offensichtlich war der gute Herr Direktor schon etwas senil. Langsam stieg sie die Treppen hinauf und fand sich in einem großen Büro wieder. Überall an den Wänden hingen Porträts von älteren Zauberern und Zauberinnen. Wahrscheinlich die ehemaligen Direktoren Hogwarts. Auch schien Dumbledore eine ganz Bibliothek an Büchern zu Besitzen. Der Direktor selbst saß an seinem Schreibtisch. Neben diesem saß - auf einer Stange - ein rotgoldener Vogel, ein Phoenix, wie Charis erkannte. Dumbledore sah auf und als er Charis erblickte, glitzerten seine Augen amüsiert hinter den halbmondförmigen Brillengläsern.,, Ah, Miss Charis Marcioso, wenn ich mich nicht irre?" fragte er, stand auf, kam auf sie zu und streckte ihr die Hand zu. Charis ergriff sie und schüttelte sie kurz.,, Ja," antwortete sie einsilbig. Der Blick des Schulleiters traf Filch.,, Argus? Was wünschen Sie?" fragte er überrascht.,, Diese junge Dame da," sagte Filch, mit eindeutig abwertender Betonung auf Dame, ,, hat bereits mich beleidigt und das Schloss beschmutzt!" ,, Ich habe nicht Sie beleidigt, ich habe lediglich Ihre Katze eine hässliche Kreatur genannt! Was nichts ist, als die Wahrheit. Und dafür, dass meine Stiefel nass sind, wenn ich durch den Schnee tappe, kann ich jawohl nichts!" erwiderte Charis mit wütendem Blick.
Dumbledore hob eine Augenbraue. Zwar hatte er bereits einiges über seinen neuen Schützling gehört, dennoch erforderte es einiges, gleich in den ersten fünf Minuten in Hogwarts Ärger zu bekommen.,, Beruhigen Sie sich, alle beide. Miss Marcioso, es wird wohl das Beste sein, wenn Sie sich wegen Ihrer Äußerung gegenüber Mrs. Norris bei Mister Filch entschuldigen. Das mit der Beschmutzung lasse ich dieses Mal durchgehen." Verblüfft und immer noch wütend sah Charis Dumbledore an. Er verlangte, dass sie sich bei diesem wandelnden Flohsack entschuldigte? Widerwillen trat in ihre Augen, doch sie entschloss sich, es sich nicht gleich am ersten Abend mit Dumbledore zu Verderben, an Virgils Worte denkend.,, Entschuldigung," knirschte sie. Der Schulleiter musterte sie. Sie war wohl sturköpfig. Und hasste es, sich zu entschuldigen. Filchs sah sie weiterhin hasserfüllt an.,, Da dies nun geklärt ist," fuhr Dumbledore fort.,, Kann ich Sie endlich offiziell vorstellen: Miss Marcioso, Argus Filch, der Hausmeister von Hogwarts. Argus, Charis Marcioso, unser Neuzugang aus Durmstrang." Filch nickte ihr kurz zu und Charis erwiderte den Gruß genauso.,, Sie können jetzt gehen, Argus," sagte der Direktor ruhig und der Hausmeister entfernte sich.
,, Nun, Miss Marcioso. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise," wandte Dumbledore sich an Charis und sein Blick fiel auf ihre Durmstrang -Uniform. Dies entging der jungen Frau nicht und in Gedanken grinste sie höhnisch.,, Ja," erwiderte sie kühl.,, Ich kann mir vorstellen, dass Sie etwas erschöpft sind und sich gerne ausruhen würden, daher denke ich, es wäre passend, Sie nun einem Haus zu zu teilen. Ihr Stundenplan wurde übrigens bereits an Ihren alten von Durmstrang angepasst," erklärte Dumbledore und ging zu einem Regal hinter seinem Schreibtisch. Er holte einen alten, äußerst schäbig aussehenden Hut aus dem Regal und hielt ihn Charis hin.,, Wenn Sie bitte diesen Hut aufsetzen würden?" Charis wich einen Schritt zurück.,, Wozu das denn?" fragte sie irritiert. Der Direktor lächelte.,, So werden bei uns die Schüler eingeteilt. Normalerweise singt er immer ein Lied dazu, aber ich fürchte, mitten im Schuljahr ist dies unmöglich. Von jedem der vier Gründer der Häuser in Hogwarts hat er einen kleinen Teil ihres Gehirns inne, sodass er befähigt ist, jeden Schüler in das zu ihm passende Haus einzuteilen. Sie brauchen keine Angst zu haben, sobald er sie eingeteilt hat, dürfen Sie ihn wieder abnehmen." ,, Das will ich auch hoffen!" dachte Charis, nahm mit spitzen Fingern den Hut aus Dumbledores Händen und setzte ihn widerwillig auf.,, Huch!" sagte der Hut und rutschte auf ihrem Kopf ein Stück nach links. Charis zuckte kurz zusammen.,, Wen haben wir denn hier? Ein Neuzugang, mitten im Schuljahr? Aus Durmstrang?" kicherte er leise.,, Ja, du verdammtes, neumalkluges." dachte Charis finster als der Hut schon wieder anfing zu Lachen.,, Na, na, ich kann Gedanken lesen!" ,, Mach schneller oder du hast es die letzte Zeit gekonnt!" dachte Charis, ohne ihre Gedanken kontrollieren zu Können.,, In Ordnung, bloß nicht aufregen. Also, was sehe ich? Sehr viel Ehrgeiz und einen starken Willen. Hm, wirst du etwa eine Gryffindor?" ,, Oh wehe! Dann wirst du dir wünschen, nie gelebt zu haben!" erwiderte Charis in Gedanken.,, Oh, vielleicht doch eher nicht," verbesserte sich der Hut schnell.,, Na also!" dachte Charis befriedigt.,, Und klug bist du auch. Aber auch sehr listig. Und, oh, du besitzt also eine Passion für." ,, Sei ruhig," knurrte die junge Frau, sodass nur der Hut es hören konnte.,, Tja, vielleicht hättest du eine Gryffindor werden können wenn du gleich nach Hogwarts gekommen wärest. Aber so: Slytherin!" rief der Hut.
Kaum hatte er seine Entscheidung mitgeteilt, nahm Charis den Hut von ihrem Kopf und gab in Dumbledore zurück.,, Slytherin, also," lächelte dieser. Obwohl er nicht überrascht klang, meinte die junge Frau ein Funken Enttäuschung in seiner Stimme zu hören.,, Nun gut. Ich schätze, Sie haben bereits eine andere Schuluniform in Ihrem Koffer?" fragte Dumbledore.,, Ja," erwiderte Charis.,, Dann muss ich Sie nur noch darauf hinweisen, dass Direktor Bungler mich sehr genau über Ihre diversen Vergehen aufgeklärt hat. Und ich fürchte, auch ich dulde keinerlei schwarzmagische Flüche in meiner Schule. Meine Toleranzgrenze ist diesbezüglich sogar noch niedriger als die von Direktor Bungler. Wenn Sie sich jedoch an die Schulregeln halten, denke ich, dass es Ihnen nicht schwer fallen wird, sich hier in Hogwarts wohl zu fühlen." Dumbledore warf einen Blick auf eine kleine, goldene Uhr auf seinem Schreibtisch.,, Ach, du liebe Güte, das Abendessen fängt gleich an! Ich lasse Ihren Koffer von einem Hauself in Ihren Schlafsaal bringen und werde Sie zur Großen Halle begleiten," erklärte Dumbledore. Charis nickte nur. An Ihrem Koffer hatte sie vorsorglich diverse Änderungen vorgenommen, sodass der Hauself - wenn er den die Frechheit besitzen würde, in ihren Koffer schauen zu wollen, was sie kaum glaubte - ihn nicht würde öffnen können.
Zusammen mit dem Direktor ging sie denselben Weg zurück, den sie mit Filch gekommen war. Schweigend gingen sie nebeneinander her. Nur einmal warf Dumbledore einen musternden Blick auf die neue Schülerin. Sie war groß -er schätzte sie auf 1,77m - und von schlanker Statur. Ihre Gesichtszüge schienen fast immer gleich zu bleiben, doch in ihren Augen konnte man erkennen, was in ihr vorging. Als sie ihn plötzlich ansah, lächelte er und wandte dann den Blick ab. Er kannte die Geschichte der Familie Marcioso und fragte sich, ob sie ihren Eltern gleich schlug. Es schien fast so. Sollte es so sein, war es gut, dass sie von Durmstrang verwiesen worden war. Er wusste, wie man dort mit den dunklen Künsten umging. Freizügig. Und wenn er sich an den Fluch erinnerte, den sie auf ihren Kameraden geworfen hatte, war sie sehr begabt in ihnen.
Wenig später erreichten sie die Große Halle. Die Tür stand offen, doch die meisten Schüler saßen bereits an ihren Tischen.,, Der Tisch ganz links ist der Gryffindor -Tisch," erklärte Dumbledore, ,, Und dort, der Lehrer mit den schwarzen Haaren und der schwarzen Robe ist Professor Severus Snape. Ihr Hauslehrer. Sie sollten ihn noch heute Abend aufsuchen und nach Ihrem Stundenplan fragen." Mit diesen Worten ließ Dumbledore sie auf der Türschwelle stehen und ging zum Lehrertisch. Charis bemerkte, wie einige Schüler neugierig den Blick auf sie wendeten.,, Wenn ihr denkt, dass ich mich jetzt vorstelle, habt ihr euch getäuscht," dachte sie und ging schnurstracks zum Slytherin - Tisch und nahm dort neben einem blonden jungen Platz, der sie interessiert musterte.
,, Ist etwas?" fragte Charis neugierig. Er deutete auf das Emblem auf ihrer Schuluniform.,, Durmstrang, hm?" fragte er grinsend.,, Ja," erwiderte sie kühl.,, Dann bist du wohl eine neue Schülerin? Freut mich, dass es dich in unser Haus verschlagen hat. Draco Malfoy," sagte er. Charis missmutige Miene verwandelte sich in ein leichtes, erkennendes Lächeln.,, Charis Marcioso," stellte sie sich vor. Virgils Vater hatte geschäftlich mit den Malfoys zu tun und Virgil hatte ihr von ihnen erzählt.,, Eine sehr ehrbare Familie, Charis," hatte er gesagt, ,, Ohne Zweifel reinblütig. Mit viel Geld. Und Lucius Malfoy ist einer der gerissensten Männer, die mir je untergekommen sind." Sicherlich konnte es kaum schaden, sich mit dem Spross dieser Familie gut zustellen.,, Nun, Charis, was hat dich denn auf diese Schule voller Schlammblüter verschlagen?" fragte Malfoy. Die junge Frau beugte sich leicht zu ihm herüber und flüsterte:,, Das erzähle ich dir ein anderes Mal." Draco grinste.,, Misstrauisch, hm? Mir kannst du vertrauen. Stimmt doch, Lagston, oder?" fragte er einen verschlagen aussehenden Gryffindor mit dunkelblondem Haar und blauen Augen.,, Sicher," erwiderte dieser und musterte Charis.,, Seron Lagston," sagte er.,, Welche Jahrgangsstufe bist du?" ,, Siebte," meinte Charis. Seron nickte zufrieden.,, Dachte ich's mir doch. Du bist bei mir. Kannst dich ruhig an mich halten. Ich zeig dir, wie man hier klar kommt." ,, Danke," erwiderte Charis, ,, Sobald ich Hilfe benötige, werde ich mich an dich wenden." ,, Oder an mich," beeilte sich Draco zu sagen. Seron stieß ein kurzes, heiseres Lachen aus.,, Draco, überschätz dich nicht! Schließlich bist du trotz allem noch ein Fünftklässler." Er zwinkerte Charis zu. Malfoy schien beleidigt, schluckte seinen Zorn jedoch herunter.,, Ich meinte, falls du mal verhindert sein solltest," knurrte er.,, Ach was, Frauen in Notlagen helfe ich doch immer wieder gerne," scherzte Seron und Charis schenkte ihm ein halbherziges Lächeln, bevor sie sich dem Essen zuwandte.
Als sie fertig gespeist hatten, erhoben sich die Schüler und verließen die Halle wieder. Auch Lagston stand auf.,, Komm, Charis, ich zeige dir den Weg in den Kerker," bot er ihr an und Charis nickte. Sei folgte dem Jungen bis dieser an einer scheinbar nackten Wand anhielt.,, Du brauchst ein Passwort, um in unseren Gemeinschaftsraum zu kommen," erklärte er, ,, Zurzeit ist es: Parsel!" Kaum hatte er die sechs Buchstaben ausgesprochen erschien plötzlich eine steinerne Tür in der Wand. Seron öffnete sie und ließ Charis dann mit einer weltmännischen Geste de Vortritt. Die junge Frau fand sich in einem Raum mit rohen Steinwänden und einigen Sesseln und Stühlen wieder. In einem Kamin prasselte ein Feuer. ,, Bitte sehr, unser Gemeinschaftsraum," sagte Seron.,, Nett," erwiderte Charis. ,, Durch den Durchgang dort hinten rechts geht es zu den Jungenschlafsälen. Links zu denen der Mädchen." ,, Danke," meinte Charis.,, Sobald ich meinen Koffer ausgepackt habe, muss ich noch zu Professor Snape. Kannst du mich dann vielleicht zu seinem Büro bringen?" fragte sie.,, Klar, ich warte hier," antwortete Seron und fläzte sich auf einen Sessel.
Charis bewegte sich Richtung linker Durchgang und ging dann die Treppe hoch. Sofort als die erste Abbiegung nach links kam, betrat sie diese. Ein paar Slytherins - jünger als sie - saßen auf einem Bett und schienen Hausaufgaben nachzugehen. ,, Hallo," sagte Charis und wartete auf eine Reaktion. Eines der Mädchen mit hellbraunen Haaren und einer eher stämmigen Figur wandte sich sofort zu ihr um. ,, Oh - hallo. Du bist sicher die Neue. Suchst du deinen Schlafsaal?" fragte sie gleichgültig.,, Ja. Siebte Klasse," fügte Charis noch hinzu.,, Da musst du die letzte Abbiegung links nehmen. Die Siebtklässler haben einen Schlafsaal für sich," erklärte das Mädchen und griff wieder nach ihrer Feder.,, Danke," erwiderte Charis und stieg die Treppen weiter hoch, bis sie an deren Ende gelangt war. Der Schlafsaal war verhältnismäßig groß und sie stellte fest, dass ihr Bett das erste rechts war. Ihr Koffer stand daneben und sie begann, ihn auszupacken. Ihre neue Uniform zog sie allerdings noch nicht an, sie hatte keine große Lust sich noch einmal um zu ziehen. Nachdem sie all ihre Kleidung und ihre Schulbücher aus dem Koffer geholt hatte, verschloss sie ihn wieder magisch und begab sich zurück in den Gemeinschaftsraum.
Seron hatte tatsächlich auf sie gewartet und als sie wieder herunter kam, sprang er auf.,, Na, das ging aber schnell. Normalerweise braucht ihr Mädchen doch eine halbe Ewigkeit um euch fertig zu machen und so weiter." ,, Ich nicht," sagte Charis kurz und Seron grinste.,, Das gefällt mir. Jetzt bring ich dich aber erst einmal zum guten, alten Snape. Mal sehen, ob wir nicht ein paar Kurse zusammen haben."
Wie auch eben folgte Charis Lagston durch die Korridore bis sie Snapes Büro ereicht hatten.,, Soll ich auf dich warten?" fragte Lagston.,, Nein, nicht notwendig," antwortete Charis und er zuckte mit den Schultern.,, Wie du willst." Charis klopfte an die hölzerne Tür an und eine kalte Stimme erklang.,, Herein!" Die junge Frau öffnete die Tür und fand sich in einem dunklen Raum wieder. An einem hölzernen Schreibtisch saß Professor Snape, den Dumbledore ihr bereits gezeigt hatte. Als sie eintrat, sah er auf und seine Mundwinkel kräuselten sich zu einem Lächeln.,, Charis Marcioso, nehme ich an?" Sie nickte. Sein Blick schweifte über ihre Uniform.,, Wir sind ein wenig sentimental, hm?" ,, Nein," erwiderte Charis. ,, Aber wir mögen Hogwarts nicht sonderlich?" Charis schwieg.,, Wie auch immer," fuhr Snape fort.,, Es freut mich natürlich, eine so begabte Schülerin in meinem Haus begrüßen zu dürfen. Ihr Stundenplan." Er stand auf und gab ihr das Pergament. Charis las es sich durch und runzelte die Stirn.,, Alte Runen? Wieso habe ich kein Latein mehr?" Snape war bereits wieder im Begriff, sich zu setzen. ,, Weil es dieses Fach in Hogwarts nicht gibt," erklärte er gleichmütig.,, Was? Und ich dachte, Hogwarts wäre zumindest eine renommierte Schule," giftete Charis entsetzt. Snape griff nach seiner Feder.,, Ist es auch. Aber Sie werden feststellen müssen, dass es einige Unterschiede gegenüber Durmstrang gibt. Sie können dann gehen."
Verärgert verließ Charis das Büro. Gott sei Dank hatte sie sich im vor zwei Jahren ein eigenes Lateinlehrbuch gekauft. Plötzlich erblickte sie Seron, der auf dem Boden saß, an eine Wand gelehnt.,, Was machst du denn noch hier?" fragte sie überrascht.,, Ich hab' auf dich gewartet. Und, was hast du so für Fächer?" fragte er, den patzigen Unterton in ihrer Stimme ignorierend und stand auf.,, Da, guck selbst," meinte sie und gab ihm ihren Stundenplan. Er musterte ihn, während sie zurückgingen. Als sie gerade wieder den Gemeinschaftsraum betraten, gab er ihr den Stundenplan zurück.,, Wir haben fast dieselben. Allerdings habe ich keine Alten Runen, sondern Wahrsagen. Wahrsagen ist ziemlich einfach, man erzählt der alten Trewlany nur irgendetwas Schreckliches, das in naher Zukunft passieren wird und bekommt die besten Noten. Was ist eigentlich dein bestes Fach?" ,, Dunkle Künste," gab Charis zurück.,, Dunkle Künste? Bei uns heißt das etwas anders: Verteidigung gegen die dunklen Künste," erklärte Seron. Charis blieb wie angewurzelt stehen.,, Ws heißt das: Verteidigung gegen die Dunklen Künste? Lernt ihr etwa nur Abwehrzauber?" fragte sie.,, In der Tat. Dumbledore will nicht, dass wir in Schwarzmagisches egal welcher Art herein gezogen werden." ,, Das darf doch nicht wahr sein!" dachte Charis.,, Allerdings," fuhr Seron fort und seine Augen glitzerten.,, Heißt das nicht, dass wir Slytherins nicht auch unsere Möglichkeiten hätten, uns gewisse Kenntnisse anzueignen." Charis warf ihm einen prüfenden Blick zu.,, Das heißt?" fragte sie. Serons Grinsen wurde noch breiter. ,, Eigentlich rede ich nicht gerne mit Leuten darüber, die ich erst eine Stunde kenne. Aber es scheint mir, als könntest du uns mit deinem Wissen bereichern. Nun, wir haben eine Art von Gemeinschaft gegründet, innerhalb unseres Hauses und bringen uns gegenseitig einiges bei." ,, Ich bin dabei," sagte Charis.,, Nicht so schnell, Charis," wandte Seron ein.,, Nur weil ich glaube, dass du ein wertvolles Mitglied bist, heißt das noch lange nicht, dass die anderen Mitglieder das auch denken werden." Die Aufforderung, die in seiner Stimme lag, war nicht zu überhören.,, Was soll ich deiner Meinung nach tun?" fragte sie.,, Ich werde mich heute mit meinen Kollegen beraten. Ein kleiner Vertrauensbeweis wird wohl von Nöten sein. Ich sage dir dann morgen Bescheid." Charis nickte und begab sich in ihren Schlafsaal. Alles in allem war ihr erster Tag gar nicht so schlecht verlaufen.
Nachdem Charis Snapes Büro verlassen hatte, sah dieser von seiner Unterrichtsvorbereitung auf. Das war also Charis Marcioso. Eine Slytherin. Diese Tatsache wunderte ihn nicht. Ihre Eltern mochten gestorben sein, als sie zwei gewesen war, doch dass hieß nicht, dass sie sie nicht geprägt hatten. Snape rief sich die Gesichter von Herodes und Lyra Marcioso ins Gedächtnis. Charis hatte mehr Ähnlichkeit mit ihrer Mutter, sie war wie sie auf ihre Weise anziehend, nicht schön, aber anziehend. Beide, ihr Vater und ihre Mutter waren äußerst fähige und äußerst mächtige Anhänger Voldemorts gewesen. Herodes war der Vorsteher einer kleinen, magischen Stadt in Wales gewesen und sehr reich. Zwei Jahre vor Voldemorts vorläufigem Fall waren er und seine Frau bei einer von Voldemorts Tötungsmissionen durch einen Hinterhalt von Auroren überrascht worden. Es hatte einen erbitterten Kampf gegeben, den das Ehepaar Marcioso nicht überlebt hatte. Snape erinnerte sich gut an diesen Tag. Er erinnerte sich auch gut daran, dass er Dumbledore von dieser Mission berichtet hatte. Charis hatte zweifelsohne auch ein großes Interesse an den Dunklen Künsten. Doch war sie auch - wie ihre Eltern - fasziniert an dem Dunklen Lord? Strebte auch sie nach Macht? Durmstrang hatte sie wahrscheinlich zumindest gelehrt, Muggel und Schlammblüter zu verachten. Snape seufzte und wandte sich dann wieder seinem Unterricht zu.
A/N: So viel zum ersten Kapitel. Perfer et obura bedeutet: Halte aus und sei stakr, Contra legem heißt Gegen das Gesetz.
