Kapitel 3: Homo homini lupo
Am nächsten Morgen begab sich Charis leicht gerädert und müde mit Seron an den Frühstückstisch. Dort saß bereits Margarethe, die ihr freundlich zunickte. Sofort in der ersten Stunde bekamen sie ihren Test von Professor Figg zurück. ,, Herzlichen Glückwunsch, Miss Marcioso, Sie haben trotz allem Zweidrittel der Punkte erreicht. Mir ist allerdings aufgefallen, dass Sie zu keinem der Flüche das Verbotsdatum wussten," sagte Figg und sah sie leicht stirnrunzelnd an.,, Das lässt sich sehr leicht erklären, Professor, in Durmstrang wurde diese Angabe nicht als erwähnenswert eingestuft," erwiderte Charis ruhig. Figg hob beide Augenbrauen. ,, Das ist auch nicht weiter verwunderlich," dachte sie im Stillen.,, Nun, bei uns wird diese Angabe durch aus als erwähnenswert eingestuft, wie Sie bemerkt haben sogar als prüfungswert. Sie werden einiges nachlernen müssen. Und merken Sie sich das bitte." Charis' Augen verengten sich. Figg konnte sie nicht ausstehen, so viel war sicher.,, Nun, zumindest beruht das auf Gegenseitigkeit," dachte Charis.
Beim Abendessen kam Serons Eule zurück, mit der Antwort von Virgil. Charis steckte den Brief ein, so wollte ihn nicht hier im Beisein aller lesen. Seron grinste sie an.,, Oh, ein geheimer Brief! Es wird doch kein Verehrer sein?" Amüsiert lächelte Charis. Virgil war seither ihr bester Freund gewesen, sie hatten alles zusammen unternommen. Immer. Von daher konnte man ihn vielleicht auch als Verehrer bezeichnen, im weitesten Sinne.,, Wenn du es so nennen möchtest," meinet sie achselzuckend. Hatte sie nun einen erwarteten Blick von ihrem Gegenüber erwartet, so wurde sie enttäuscht. Seron grinste nur wissend und aß seelenruhig weiter.
Da heute Abend kein Treffen der Gemeinschaft angesagt worden war, hatte Charis alle Zeit der Welt. Zunächst machte sie ihre Hausaufgaben, ihr Ehrgeiz zwang sie, einen guten Abschluss zu machen, selbst wenn sie an dieser von Schlammblütern bevölkerten Schule sitzen musste. Danach widmete sie sich dem Brief von Virgil. ,, Per aspera ad astra!" wisperte sie und der Brief öffnete sich. Manchmal konnte Virgil ein echter Träumer sein.
Liebe Charis!
Ich wage es mich, davon auszugehen, dass du dein kleines Duell mit Harry Potter überlebt hast, wenn du diese Zeilen liest. Sag mir, warst du erfolgreich? Wenn nein, werde ich ehrlich daran zweifeln, dass deine ,Spezial - Ausbildung' etwas gebracht hast. Dann erledigt sich übrigens auch alles, was mit meinem Versprechen zu tun hat. Solltest du jedoch gewonnen habe ( woran ich eigentlich kaum zweifle) : Herzlichen Glückwunsch! Dann kannst du ja jetzt deine Studien der nichtstaubtrockenen dunklen Künste wieder aufnehmen. Vielleicht solltest du Malfoys Sohn ein paar Griffe beibringen. Sein Vater würde sich sicherlich darüber freuen. Mit unserer kleinen ,Gemeinschaft' hier geht es auch gut voran. Sage mir Bescheid, ob ich mein Versprechen halten muss, oder nicht.
Virgil
,, Na, du hast dich ja gerade zu an Informationen überschlagen!" knurrte Charis leicht verärgert. Gerade als sie eine Antwort aufsetzen wollte, betrat Margarethe mit zwei anderen Slytherins den Schlafsaal.,, Hallo Charis! Darf ich dir Vesta Sulla und Kreusa Sulla vorstellen?" Charis nickte den Beiden freundlich zu.,, Hallo." ,, Wir wollten dich nur fragen, ob du vielleicht Lust hast, am Samstag mit uns nach Hogsmeade zu gehen," fuhr Margarethe fort.,, Hogsmeade?" frage Charis irritiert. ,, Ja, ein kleines Dorf, nur zwei Kilometer von Hogwarts entfernt. Schülern ab dem dritten Schuljahr ist es gestattet, dort ihren Samstag zu verbringen," erklärte Margarethe. Charis zuckte mit den Schultern.,, Okay," erwiderte sie. Margarethe lächelte und ging mit den zwei anderen Mädchen weiter zu ihren Betten. Sich wieder dem Brief zuwendend, ergriff Charis ihre Feder. Nur 10 Wörter standen nachher auf dem Pergament, dass sie am nächsten Morgen mit Serons Eule losschickte:
Lieber Virgil!
Habe gewonnen. Du musst dein Versprechen halten.
Charis
Severus Snape korrigierte gerade eine Arbeit der Sechstklässler, als das dunkle Mal auf seinem Arm plötzlich zu brennen anfing, das untrügliche Zeichen dafür, dass er lieber schnell aus Hogwarts verschwinden und apparieren sollte. Gott sei Dank zog Voldemort die Stille der Nacht vor, sodass Snape sich keine Sorgen machen musste, von herumrennenden Schülern gesehen zu werden.,, Und selbst wenn," dachte er, ,, Ich würde sie mit 20 Punkten Abzug zurück ins Bett schicken, bevor sie anfangen könnten, sich Gedanken zu machen." Leise schloss er das Eingangstor hinter sich und ging in Richtung Verbotener Wald, einen gebührenden Abstand zu Hagrids Hütte einhaltend.
Es war eine relativ klare Nacht für Dezember, doch als er apparierte und in dem kleinen Wald wiedererschien, indem sich sozusagen ihr Hauptquartier befand, schien jedes Licht ausgelöscht.,, Lumos," flüsterte Snape und mit erhobenem Zauberstab bahnte er sich seinen Weg durch den dunklen Wald zu einem alten, von außen baufälligem Herrenhaus.
Die Türen waren selbstverständlich mit einem Passwortschutzzauber belegt worden, sodass sie Snape erst nach den Worten:,, Oderint dum metuant." einließen.,, Wie wahr, wie wahr," dachte der Zaubertränkemeister und seine Lippen kräuselten sich zu einem schiefen Grinsen. Innen war das alte Gemäuer bestens renoviert, Voldemort hatte natürlich dafür gesorgt, dass das Haus seinen Anforderungen entsprach. Überall brannten blaue Fackeln und er ging davon aus, dass nicht wenige der Möbel teure Antiquitäten waren.
Snape ging eine alte Treppe mit mahagonifarbenem Geländer hoch und folgte dann einem langen Korridor, der nach links führte und an einer schweren Tür endete. Als er diese öffnete, gab sie ein Knirschen von sich. Die restlichen Todesser waren bereits eingetroffen, 21 an der Zahl. Seit seinem Auferstehen hatte Voldemort bereits emsig für Nachschub sorgen lassen. Auf einem alten Stuhl - der fast als Thron durchgehen konnte - mit schwarzem Polster saß er, der dunkle Lord und grinste, als Snape den Raum betrat. Dadurch zog sich die vernarbte Haut in seinem Gesicht stark nach oben und bildete Falten, die ihn diabolischer denn je aussehen ließen.
,, Snape, wie schön, dass du uns auch mit deiner Anwesenheit beehrst," sagte Voldemort und einige der Todesser grinsten ebenfalls unter ihren schwarzen Masken.,, Vergib uns, dass wir das Treffen bereits ohne dich begonnen haben," fuhr der dunkle Lord fort, seine Stimme triefend vor Ironie. Snapes Blick fiel auf einen Mann in der Mitte, der vor Voldemort kniete. Zwar konnte er sein Gesicht nicht sehen, doch er vermutete, dass es sich um einen Todesser handelte, der neu aufgenommen werden sollte. ,, Fahren wir also mit der Zeremonie fort. Brenne ihm das dunkle Mal ein, Snape." Langsam ging der Angesprochene auf die Gestalt zu, ergriff die magische, schwarze Klinge die Pettigrew ihm reichte und sah dem jungen Mann ins Gesicht. Er kannte ihn bereits, er war auf drei oder vier vorangegangen Treffen bereits sozusagen als inoffizielles Mitglied dabei gewesen. Nun streckte er ihm furchtlos seinen linken Arm hin. Mehr noch, er lächelte sogar. Seine eisblauen Augen ließen Snape erschaudern. In ihnen spiegelte sich so sehr der Hunger nach Macht und der Glauben, alles richtig gemacht zu haben, dass der Zaubertränkemeister nicht bezweifelte, dass er in Voldemorts Reihen eine große Position annehmen würde, sollte er seinen ersten Aurorenangriff überstehen.
Snape ergriff den Arm des Mannes, murmelte die Beschwörung und ritzte dann scheinbar tief in das Fleisch. Nur ein kurzes Stöhnen entwich dem Neuankömmling. Snape formte mit der Klinge eine Schlange und ließ dann den Arm des Mannes los. Der Rest geschah dank der schwarzen Magie, die die Klinge in sich hatte. Langsam verformte sich seine schnell und unschön gezogene Schlange zu dem Todessermal, während das Blut aus dem Arm des Mannes auf den grünen Teppich tropfte. Doch bevor er zu viel Blut verloren hätte, war die Zeichnung fertig und die Wunde schloss sich auf wundersame Weise. Snape wusste, dass sie noch einige Tage brennen würde, doch Voldemorts neuem Anhänger würde dies herzlich wenig ausmachen.,, So, nun bist du also ein offizieller Todesser," sagte Voldemort leise. ,, Sag mir, was ist das für ein Gefühl?" ,, Ein gutes," erwiderte der junge Mann und stand auf.,, Es er füllt mich mit Stolz, in Eurem Dienste zu stehen." Voldemort schenkte ihm eines seiner unschönen Lächeln und fuhr dann fort:,, Zwar haben wir bereits wertvolle Anhänger dazu gewonnen, doch unsere Zahl ist doch noch nicht befriedigt. Ich plane, spätestens in drei Wochen mit den ersten, wirklichen Angriffen zu beginnen. Snape, wie sieht es unter deinen Schülern aus?" Der Zaubertränkemeister hatte mit dieser Frage gerechnet. Langsam schüttelte er den Kopf.,, Ich habe noch keinen gefunden, der Euren Anforderungen entspricht, Meister," erwiderte er.,, Ich glaube, du suchst nicht richtig, Severus. Keiner im Hause Slytherin dabei, der uns genügen würde? Kaum vorstellbar," höhnte ein Todesser. Snape erkannte Lucius Malfoy. Voldemort ging jedoch nicht auf Lucius' Kommentar ein.,, Und wie steht es mit dir, Sanctur? Kannst du uns bald den Neuzugang bringen, wie du es mir beim letzten Treffen versprochen hast?" fragte Voldemort, an den jungen Mann gewandt, dem Snape eben das dunkle Mal eingebrannt hat.,, Ich denke, in drei Wochen müsste ich soweit sein, Meister. Wenn es überhaupt solange dauert." Voldemort lächelte zufrieden.,, Gut. Ich hoffe, ihr alle werdet eure Bemühungen von nun an verbessern. Jetzt verschwindet." Nacheinander verließ jeder einzelne Todesser das Schloss und apparierte, Snape tat es ihnen gleich. Selbstverständlich hatte er bei seiner Angabe gelogen. Es gab einige Schüler in seinem Haus, von denen er sich durchaus vorstellen konnte, dass sie Voldemort gerne dienen würden. Lagston, zum Beispiel. Doch er hatte nicht vor irgendeinen von ihnen in diese Höllengrübe hineinzugeleiten.
Hogsmeade war ein ruhiges, schönes Dorf. Doch Charis' hatte nicht viel übrig für Scherzartikelläden und ähnliches. Die ganze Zeit versuchte sie verzweifelt, ein Geschäft zu erspähen, das ein wenig mehr in ihr Interessengebiet fiel. Aber sie fand keines. Und Margarethe und ihre Freundinnen wollte sie nicht fragen. Sie war sich noch nicht sicher, was sie von den Dreien halten sollte und zum Vertrauen war es definitiv zu früh. Aber sie nahm sich vor, nächsten Samstag alleine hier her zu kommen und sich ein wenig umzusehen. Selbst in einem so kleinen Dorf wie Hogsmeade musste es einen schwarzmagischen Laden geben.
Noch am selben Abend bekam Charis wieder Post. Diesmal hatte Virgil seine eigene Eule, Nostradamus, geschickt. Charis las sich den Brief zweimal durch, bevor sie eine Antwort verfasste.
Liebe Charis!
Ich muss dich dringend sprechen, da ich vorhabe, mein Versprechen einzulösen. Kann ich dich in Hogwarts sehen? Oder an einem anderen Platz? Strengste Geheimhaltung ist notwendig. Sag mir Bescheid!
Virgil
Am nächsten Samstagnachmittag ging Charis schon am frühen Mittag allein nach Hogsmeade. Zwar hatte Margarethe sie gefragt, ob sie ihnen wieder Gesellschaft leisten wollte, doch Charis hatte mit dem Vorwand, Kopfschmerzen zu haben, abgelehnt. Nun durchsuchte sie ganz Hogsmeade nach dunklen Seitenecken. Das Klischee, schwarzmagische Geschäfte lägen bevorzugt in dunkleren Gegenden, traf vollkommen zu. Und tatsächlich fand sie, 50 Meter vom Pub: Die drei Besen entfernt eine kleine Gasse, die ihre Aufmerksamkeit weckte. Beim Betreten viel ihr sofort ein eigenartiger Geruch auf - auf eine Weise modrig - und sie glaubte, am Ziel ihrer Suche zu sein.
Nachdem sie etwa 200 Meter gegangen war ohne etwas anderes zu sehen als ab und zu ein schäbiges Haus, traf sie auf das erste Geschäft: Herolds Geschäft der krummen Artefakte. Charis grinste bei diesem Namen. Ihr Blick fiel auf die Öffnungszeiten: 23:00 - 24:59 Uhr. Dies war nicht unüblich ei schwarzmagischen Läden und sie hatte so etwas erwartet. Dennoch überkam sie ein Gefühl der Enttäuschung. Wenn sie wirklich in dieses Geschäft wollte, müsste sie eine Möglichkeit finden, sich nachts aus Hogwarts hinaus zu schleichen. In der Hoffnung, ein Geschäft aufzutreiben, dass auch tagsüber geöffnet hatte, landete sie in einer heruntergekommenen Absteige, die den verheißungsvollen Titel: Zur düsteren Spelunke trug.
Die junge Frau schnitt eine Grimasse, beschloss aber einzutreten. Es war tatsächlich äußerst düster in dem Gasthaus, nur eine einzige Person war anwesend und die stand hinter der Bar. Offensichtlich der Besitzer. Vor ihm stand eine angebrochene Flasche Old Fire Wishkey und als er Charis erblickte, lächelte er dümmlich.,, Willkommen in der düsteren Spelunke, Lady. Mein Name ist Tom und ich bin sozusagen der Chef hier!" Charis war froh, dass sie ihren Schulumhang nicht angezogen hatte. Der Wirt hätte sie vermutlich sofort rausgeschmissen.,, Hallo. Ich bin neu hier in der Gegend. Sagen Sie, gibt es in dieser Straße auch noch andere Geschäfte, die bereits geöffnet haben?" ,, Eines, ja. Madame Belvederes Haus der 1001 Omen. Da können Sie aber nur Amulette, Tränke und so 'nen Kram kaufen," erwiderte der Wirt.,, Ich werde trotzdem einmal vorbeischauen." Gerade als sie sich wieder zur Tür wandte, fiel ihr noch etwas ein.,, Haben Sie auch heute Nachmittag gegen drei noch auf?" fragte Charis.,, Sicher, Lady, ich hab immer auf - außer zwischen 1 Uhr nachts und 11 Uhr morgens," antwortete der Wirt. Charis nickte ihm freundlich zu und machte sich dann auf den Weg Madame Belvedere Haus zu suchen.
Nach einigen Schritten hatte sie es auch schon gefunden. Als sie eintrat, krächzte jemand.,, Kundschaft! Kundschaft!" Verdutzt sah die junge Frau sich um. Auf der Verkaufstheke saß ein schwarzer Rabe. Plötzlich trat eine ältere Frau aus einem Hinterraum. Sie hatte graues, langes Haar und nur noch ein Auge, das nun auf Charis gerichtet war.,, Guten Tag, Fräulein, was darf es sein?" fragte die Alte und Charis konnte eine Reihe schwarz verfärbter Zahnstümpfe in ihrem Mund sehen. ,, Noch nichts, ich sehe mich nur um, danke," erwiderte sie höflich. Die Besitzerin lächelte ihr zu.,, Bitte, bitte. Amulette und Ringe sind heute im Angebot," sagte sie und deutete auf die Theke. Unter einer Glasplatte waren verschiedene Amulette und Ringe ausgelegt.
Neugierig warf Charis einen Blick auf sie. Von einigen hatte sie bereits gehört. Die Alte beobachtete sie, während sie die Schilder studierte.,, Leider muss man über genügend schwarzmagischer Erfahrung verfügen, um mit diesen Amuletten umgehen zu könne," erklärte sie wie beiläufig. Charis schenkte ihr ein dünnlippiges Lächelnd.,, Danke, doch ich denke, ich bin dem gewachsen," meinte sie. Madame Belvedere stieß ein bellendes Lachen aus.,, Ich wollte Sie nicht beleidigen, Fräulein. Doch manche Personen neigen zur Selbstüberschätzung wenn Sie ein Amulett sehen, dass Ihnen gefällt. Mein letzter Kunde hat das Amulett der verlorenen Zeit gekauft - wissen Sie, welche Kraft es birgt?" fragte sie. Charis nickte. Das Amulett hatte die Kraft, jeden Gegner um das 100fache zu verlangsamen, wenn man es im Griff hatte.,, Und als er es dann anwenden wollte, hat er so die Kontrolle darüber verloren, dass er seitdem eine ganze Stunde braucht, um sich eine Tasse Tee einzuschütten."
Charis grinste. Dann fiel ihr Blick auf einen Amulette mit einem rot glühenden Stein in sich.,, Was ist das?" fragte sie interessiert. Die Alte trat zu ihr und folgte der Richtung ihres Fingers.,, Oh, das ist ein Amulett der gebündelten Kräfte. Nicht besonders selten, aber wirkungsvoll. Es bündelt die schwarzmagischen Kräfte des Trägers bei jedem Fluch, den er schleudert. So wird die Intensität des Fluches auf bis zu 20 % gesteigert," erklärte sie.,, Ist bis jetzt selten passiert, dass jemand es falsch benutzt hat." ,, Wie viel kostet es?" fragte Charis.,, Normalerweise 990 Galeonen. Aber heue nur 800." Charis dachte nach. Sie hatte definitiv genug Geld im Schloss, um dieses Amulett zu kaufen. Nur musste sie dies noch holen.,, Ich habe gerade nicht so viel bei mir. Aber wenn sie mir es zurücklegen könnten? Ich würde es heute noch abholen," sagte sie.,, Sicher, Fräulein. Ich habe noch bis um 16 Uhr geöffnet," erwiderte die Alte.,, Danke," meinte Charis und verließ den Laden. Sie sah auf ihre Uhr. 13:59 Uhr. Um 15:00 Uhr wollte sie sich mit Virgil in den drei Besen treffen. Wenn sie sich beeilte, könnte sie bis dahin noch der Besitzer dieses Amuletts sein.
Charis beeilte sich, als sie zurück nach Hogwarts ging. Auf halbem Wege kam ihr Margarethe mit den beiden Sulla - Mädchen entgegen. Verblüfft sah Margarethe sie an, dann wich ihre Verblüffung einer beleidigten Miene.,, Du hättest es ruhig einfach sagen können, wenn du alleine nach Hogsmeade gewollt hättest. Ich hätte dir schon nicht den Kopf abgerissen." Und sie marschierte mit Kreusa und Vesta an ihr vorbei. Charis rollte mit den Augen. Um Margarethe würde sie sich später kümmern.
Im Schloss ging sie direkt zu ihrem Schlafsaal und öffnete dort wieder ihren Koffer. Sie nahm einen kleinen Lederbeutel heraus und steckte diesen ihr ihre Tasche. In dem Beutel waren noch an die 1000 Galeonen. 1200 hatte sie zu Schuljahresbeginn mit nach Durmstrang genommen.
Manche Leute hätten nun gesagt, dies wäre viel, doch für Charis war es die übliche Menge. Die Familie Marcioso war dank ihres Alters auch sehr reich und nicht nur ihre Eltern hatten ihr ein großes Erbe zurückgelassen ( mit dem sie bis an den Rest ihrer Tage ausgesorgt hätte, vorausgesetzt sie fand einen einigermaßen guten Beruf und verdiente noch ein wenig dazu) auch ihr Onkel, bei dem sie seit dem Tode ihrer Eltern lebte, war gut im Geschäft und gab seiner einzigen Nichte gerne ein großzügiges Taschengeld.
Um 14:45 Uhr betrat sie wieder das Geschäft der Alten, in der Hand den Beutel. ,, Das Fräulein! Das Fräulein!" krächzte der Rabe und die Alte erschien wieder aus dem Hinterraum.,, Ah! So schnell hatte ich Sie gar nicht wieder erwartet!" begrüßte sie ihre Kundin. Charis legte den Lederbeutel auf die Theke, nahm ihren Zauberstab hervor und sagte:,, Cresco!" Der Beutel fing an, zu wachsen und sich auszudehnen, bis er schließlich die Achtfache Größe angenommen hatte.,, Nehmen Sie sich, was Ihnen zusteht," sagte Charis und die Alte nahm ihrerseits einen Beutel von einem Regel, zückte ihren Zauberstab und sagte:,, Accio, 800 Galeonen." Die Galeonen flogen geradewegs aus Charis' Beutel in den der Frau. Charis nahm den Beutel wieder von der Theke und die Frau rief:,, Enervate!" Die Glasscheibe schon sich nach links und die Alte nahm das Amulett heraus.,, Bitte sehr," sagte sie. ,, Danke," erwiderte Charis, nahm das Amulett und legte es um, so dass ihr Umhang es verdeckte.,, Beehren Sie mich bald wieder, Fräulein!" forderte Madame Belvedere sie zum Abschied auf.
Zufrieden verließ Charis das Geschäft. Es war bereits 14:53 Uhr, sodass sie sich beeilen musste, um pünktlich in den drei Besen zu erscheinen. Obwohl sie es gerade so schaffte, saß Virgil bereits an einem freien Tisch. Einige Mädchen aus Hogwarts saßen an den Nachbartischen und flüsterten sich gegenseitig etwas zu, während sie immer wieder zu Charis' Freund herüberschauten. Dieser gab vor, keine Notiz davon zu nehmen. Auch Margarethe und ihre beiden Freundinnen saßen im Pub und auch sie schienen von dem jungen Mann faszinierte. Charis konnte dies durchaus verstehen. Mit seinen 1,94 m, seiner schlanken Statur und dem mittelbraunem Haar sah Virgil wirklich gut aus, aber das faszinierendste an ihm waren seine eisblauen Augen und seine mächtige, selbstbewusste Ausstrahlung.,, Charis, wie schön dich wieder zu sehen!" rief Virgil als er sie erblickte und stand auf, um sie zu umarmen.,, Dito, Virgil," erwiderte sie und drückte ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Lippen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Margarethe, Kreusa und Vesta enttäuscht den Blick abwandten.,, Lass uns woanders hingehen. Hier sind zu viele meiner Schulkameraden," schlug sie vor. Virgil nickte und zusammen verließen sie den Pub.
Während sie sich auf den Weg zu der: Düsteren Spelunke machten, fragte Virgil:,, Nun, wie läut eure Gemeinschaft?" Charis zuckte mit den Schultern.,, Ich kann - ohne angeben zu müssen - behaupten, dass ich die jenige mit der meisten Erfahrung bin." ,, Das überrascht mich gar nicht. Übrigens habe ich einen Brief von Meister Terzio bekommen. Er würde uns gerne nach unserem Schulabschluss wieder sehen - damit wir die Expertenausbildung absolvieren können," erzählte er ihr. Meister Terzio war ein Freund von Karkaroff, der seit Jahren besonders begabten Schülern aus Durmstrang, die Karkaroff als befähig genug hielt, Stillschweigen zu halten, eine Lehrlingsausbildung in schwarzmagischen Flüchen beibrachte. Er rühmte sich damit, auch Leute wie Malfoy ausgebildet zu haben, selbstverständlich erst nachdem dieser Hogwarts verlassen hatte.,, Das freut mich. Hat er schon einen Preis genannt?" fragte sie.,, Ja. 7500 Galeonen," erwiderte Virgil, ohne mit der Wimper zu zucken. Charis hob eine Augenbraue.,, 2500 mehr als das letzte Mal. Aber ich denke, Syron wird mich bezuschussen." ,, Oder ich," erwiderte Virgil.
Wenig später erreichten sie die Düstere Spelunke. Zusammen traten sie ein. Immer noch war außer ihnen niemand anwesend, außer Tom, der Besitzer.,, Ah, Lady, wie ich sehe, haben Sie Begleitung mitgebracht," grinste er.,, In der Tat," erwiderte Charis.,, Gibt es hier auch ein Hinterzimmer?" Toms Grinsen wuchs und er leckte sich über die Lippen.,, Na ja, wir haben drei Fremdenzimmer, wenn Ihnen das genügt." ,, Das genügt uns," sagte Virgil, ,, Wir werden es auch nicht länger als ein oder zwei Stunden benötigen." ,, Das macht dann 15 Galeonen," erklärte Tom. Virgil gab ihm 20.,, Sorgen Sie dafür, dass uns keiner stört." Der Wirt nickte und gab ihm einen Zimmerschlüssel.,, Durch die Tür da, einfach das letzte der drei Zimmer." Tom deutete auf eine hölzerne Tür in der hinteren Ecke.,, Danke," sagte Virgil und ging durch die Tür. Charis folgte ihm.
Das Zimmer war spärlich eingerichtet, ein altes Bett, ein Tisch und ein Stuhl und abgetrennt ein kleines Bad, indem einige dicke Spinnen ihr Lager aufgeschlagen hatten. Charis und Virgil ließen sich auf dem Bett nieder.,, Was für eine Bruchbude," kommentierte Virgil grinsend.,, Ganz deiner Meinung. Aber sag, was führt dich zu mir? Sehnsucht?" fragte die junge Frau.,, Das auch. Aber ich habe es dir doch bereits mitgeteilt: Ich will endlich mein Versprechen einlösen." ,, Das wird aber auch Zeit," meinte Charis. Virgils Gesicht wurde ernst.,, Charis, versprich mir, dass du mir bis ans Ende zuhörst." Verwundert sah sie ihn an.,, Warum sollte ich es nicht tun?" ,, Versprich es mir einfach!" drängte ihr Freund.,, Okay, ich verspreche dir bis ans Ende zuhöre," sagte sie.,, Gut. Ich habe dir ja bereits berichtet, dass mein Vater in gutem, gesellschaftlichen Kontakt zu Malfoy steht." Charis nickte.
,, Nun, auch ich hatte das Vergnügen, mit Mister Malfoy ein paar Worte zu wechseln. Das war noch in den Sommerferien. Er sagte, er wüsste eine Beschäftigung für mich, die mir sicher gelegen käme und mich vieles lehren würde. Eine Beschäftigung, die sozusagen einen Eintritt in eine Gemeinschaft einschließen würde, die ich nach meinem Eintritt nicht mehr verlassen könnte. Er sagte auch, dass es gefährlich werden könnte und absolute Geheimhaltung erforderte. Ich erwiderte, dass er mein Interesse geweckt hätte und daraufhin nahm er mich zu insgesamt fünf Treffen dieser Gemeinschaft mit. Beim fünften Male trat ich in sie ein." Virgil machte eine Pause.,, Was ist das für eine Gesellschaft?" fragte Charis, ihre Neugier war geweckt worden. Virgils Augen fingen an zu glänzen.,, Eine, die dafür sorgen will, dass nur noch reinblütige Zauberer unsere Welt in die Hand nehmen. Eine, die schwarze Magie jeder weißen vorzieht und in der es keinen Platz für Schlammblutliebhaber wie Albus Dumbledore gibt."
Charis rutschte ein Stück von ihm weg und runzelte die Stirn. All dies hatte Ähnlichkeit mit. Voldemorts Todessern. Doch Voldemort war tot, vernichtet von Harry Potter, den sie im Duell geschlagen hatte. Sehr langsam krempelte Virgil seinen linken Ärmel hoch. Charis' Blick fiel auf das dunkle Mal. Ruckartig stand sie auf.,, Da kann nicht sein!" hauchte sie.,, Doch, Charis! Der dunkle Lord ist wiederauferstanden!" sagte Virgil begeistert. Die junge Frau schüttelte den Kopf.,, Nein." Virgil stand auf und ergriff ihre Arme.,, Charis, ich habe ihn gesehen! Und mir kannst du doch vertrauen, oder?" fragte er. Als sie nicht antwortete, schüttelte er sie kurz. Unglauben zeigte sich in seinen Augen.,, Oder?" fragte er wieder.,, Ja," presste Charis hervor.,, Aber ich verstehe nicht, was du von mir willst." Virgil lächelte sie an.,, Kannst du dir das nicht denken? Ich habe dem dunklen Lord von dir erzählt, Charis. Er würde es begrüßen, dich als Todesserin zu begrüßen." ,, Was?" fragte sie tonlos.,, Überleg es dir Charis! Die Möglichkeiten! Wir beide, Todesser, an Voldemorts Seite. Wir könnten so viel lernen!" Charis schluckte. Sie wusste, dass ihre Eltern auch Anhänger Voldemorts gewesen und deswegen gestorben waren. In diesem Moment sagte Virgil:,, Deine Eltern wären sicher stolz auf dich. Ihre Tochter tritt in ihre Fußstapfen." ,, Meine Eltern sind deswegen gestorben und haben mich im Stich gelassen!" rief sie wütend. Genau so hatte sie als kleines Kind gedacht. Zwar war dieser Glaube irgendwann verblasst, genauso wie ihre Erinnerungen an ihre Eltern, doch im Moment kam alles wieder hoch.,, Das glaubst du doch selbst nicht!" meinte Virgil.
Charis wandte sich ab und sah durch ein schmutziges Fenster nach draußen. Virgils Miene wurde hart.,, Charis, glaubst du, ich lasse zu, dass du deine Begabung verschwendest? Oder glaubst du etwa, du wirst einen legalen Beruf finden, in dem du deine ganzen schwarzmagischen Kenntnisse ausüben darfst? Eigentlich hast du deine Entscheidung auf wessen Seite du stehst, schon getroffen, als du die Lehrlingsausbildung bei Meister Terzio akzeptiert hast. Und ich biete dir nichts weiter an als das Erreichen einer neuen Stufe. Du hast genauso wenig eine Wahl wie ich sie gehabt habe. Aber entweder du bleibst auf dieser Stufe deiner Entwicklung stehen oder aber du beschließt, weiterzugehen. Mit mir," sagte er schonungslos. Charis schloss die Augen. Er hatte Recht. Sie hatte keine Wahl. Sie war als eine Marcioso geboren, mit denselben Anlagen wie ihre Eltern. Sie hatte akzeptiert, dass diese Anlagen sich weiterbildeten und zu Eigenschaften geworden waren. Also würde sie auch denselben Weg gehen. Gehen müssen. Langsam öffnete sie ihre Augen wieder und drehte sich um.,, In Ordnung. Ich akzeptiere."
Virgil lächelte.,, Ich habe es doch gewusst. Der dunkle Lord wird erfreut sein, dies zu hören. Zwar musst du jetzt noch eine Zeit lang warten, bevor er dich zu sich aufnimmt, aber bis es soweit ist, habe ich bereits einen Auftrag für dich. Heißt einer deiner Lehrer zufällig Severus Snape?" fragte er. Charis nickte verblüfft.,, Ja. Wieso fragst du?" Virgils Lächeln wurde breiter.,, Nun, weil ich die Ehre hatte, ihn kennen zu lernen. Auf den Todessetreffen." ,, Du meinst." erwiderte die junge Frau.,, In der Tat. Er ist ein Todesser. Allerdings hat er das letzte Mal Voldemort ausspioniert. Für die andere Seite. Er hat geschworen, dies nicht wieder zu tun, aber selbstverständlich sind wir alle äußerst misstrauisch. Es wäre gut, wenn du ein wenig dein Auge auf ihn hättest." Charis schnaubte.,, Und wie soll ich das bitte sehr machen? Ich kann ihm schlecht die ganze Zeit hinterher rennen," meinte sie. ,, Du wirst schon eine Möglichkeit finden. Denk daran, du bist eine Frau." Charis sah ihn verblüfft an, doch bevor sie etwas erwidern konnte, sagte Virgil:,, Nun, ich muss langsam wieder zurück nach Durmstrang. Begleitest du mich noch ein Stück?" Charis nickte.
A/N: Voilà, Chapter Number 3. Homo homini lupo heißt: Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Per aspera ad astra heißt: Durch die rauen Anfänge zu den Sternen und Oderint dum metuant bedeutet: Mögen sie mich hassen, so lange sie mich fürchten.
Am nächsten Morgen begab sich Charis leicht gerädert und müde mit Seron an den Frühstückstisch. Dort saß bereits Margarethe, die ihr freundlich zunickte. Sofort in der ersten Stunde bekamen sie ihren Test von Professor Figg zurück. ,, Herzlichen Glückwunsch, Miss Marcioso, Sie haben trotz allem Zweidrittel der Punkte erreicht. Mir ist allerdings aufgefallen, dass Sie zu keinem der Flüche das Verbotsdatum wussten," sagte Figg und sah sie leicht stirnrunzelnd an.,, Das lässt sich sehr leicht erklären, Professor, in Durmstrang wurde diese Angabe nicht als erwähnenswert eingestuft," erwiderte Charis ruhig. Figg hob beide Augenbrauen. ,, Das ist auch nicht weiter verwunderlich," dachte sie im Stillen.,, Nun, bei uns wird diese Angabe durch aus als erwähnenswert eingestuft, wie Sie bemerkt haben sogar als prüfungswert. Sie werden einiges nachlernen müssen. Und merken Sie sich das bitte." Charis' Augen verengten sich. Figg konnte sie nicht ausstehen, so viel war sicher.,, Nun, zumindest beruht das auf Gegenseitigkeit," dachte Charis.
Beim Abendessen kam Serons Eule zurück, mit der Antwort von Virgil. Charis steckte den Brief ein, so wollte ihn nicht hier im Beisein aller lesen. Seron grinste sie an.,, Oh, ein geheimer Brief! Es wird doch kein Verehrer sein?" Amüsiert lächelte Charis. Virgil war seither ihr bester Freund gewesen, sie hatten alles zusammen unternommen. Immer. Von daher konnte man ihn vielleicht auch als Verehrer bezeichnen, im weitesten Sinne.,, Wenn du es so nennen möchtest," meinet sie achselzuckend. Hatte sie nun einen erwarteten Blick von ihrem Gegenüber erwartet, so wurde sie enttäuscht. Seron grinste nur wissend und aß seelenruhig weiter.
Da heute Abend kein Treffen der Gemeinschaft angesagt worden war, hatte Charis alle Zeit der Welt. Zunächst machte sie ihre Hausaufgaben, ihr Ehrgeiz zwang sie, einen guten Abschluss zu machen, selbst wenn sie an dieser von Schlammblütern bevölkerten Schule sitzen musste. Danach widmete sie sich dem Brief von Virgil. ,, Per aspera ad astra!" wisperte sie und der Brief öffnete sich. Manchmal konnte Virgil ein echter Träumer sein.
Liebe Charis!
Ich wage es mich, davon auszugehen, dass du dein kleines Duell mit Harry Potter überlebt hast, wenn du diese Zeilen liest. Sag mir, warst du erfolgreich? Wenn nein, werde ich ehrlich daran zweifeln, dass deine ,Spezial - Ausbildung' etwas gebracht hast. Dann erledigt sich übrigens auch alles, was mit meinem Versprechen zu tun hat. Solltest du jedoch gewonnen habe ( woran ich eigentlich kaum zweifle) : Herzlichen Glückwunsch! Dann kannst du ja jetzt deine Studien der nichtstaubtrockenen dunklen Künste wieder aufnehmen. Vielleicht solltest du Malfoys Sohn ein paar Griffe beibringen. Sein Vater würde sich sicherlich darüber freuen. Mit unserer kleinen ,Gemeinschaft' hier geht es auch gut voran. Sage mir Bescheid, ob ich mein Versprechen halten muss, oder nicht.
Virgil
,, Na, du hast dich ja gerade zu an Informationen überschlagen!" knurrte Charis leicht verärgert. Gerade als sie eine Antwort aufsetzen wollte, betrat Margarethe mit zwei anderen Slytherins den Schlafsaal.,, Hallo Charis! Darf ich dir Vesta Sulla und Kreusa Sulla vorstellen?" Charis nickte den Beiden freundlich zu.,, Hallo." ,, Wir wollten dich nur fragen, ob du vielleicht Lust hast, am Samstag mit uns nach Hogsmeade zu gehen," fuhr Margarethe fort.,, Hogsmeade?" frage Charis irritiert. ,, Ja, ein kleines Dorf, nur zwei Kilometer von Hogwarts entfernt. Schülern ab dem dritten Schuljahr ist es gestattet, dort ihren Samstag zu verbringen," erklärte Margarethe. Charis zuckte mit den Schultern.,, Okay," erwiderte sie. Margarethe lächelte und ging mit den zwei anderen Mädchen weiter zu ihren Betten. Sich wieder dem Brief zuwendend, ergriff Charis ihre Feder. Nur 10 Wörter standen nachher auf dem Pergament, dass sie am nächsten Morgen mit Serons Eule losschickte:
Lieber Virgil!
Habe gewonnen. Du musst dein Versprechen halten.
Charis
Severus Snape korrigierte gerade eine Arbeit der Sechstklässler, als das dunkle Mal auf seinem Arm plötzlich zu brennen anfing, das untrügliche Zeichen dafür, dass er lieber schnell aus Hogwarts verschwinden und apparieren sollte. Gott sei Dank zog Voldemort die Stille der Nacht vor, sodass Snape sich keine Sorgen machen musste, von herumrennenden Schülern gesehen zu werden.,, Und selbst wenn," dachte er, ,, Ich würde sie mit 20 Punkten Abzug zurück ins Bett schicken, bevor sie anfangen könnten, sich Gedanken zu machen." Leise schloss er das Eingangstor hinter sich und ging in Richtung Verbotener Wald, einen gebührenden Abstand zu Hagrids Hütte einhaltend.
Es war eine relativ klare Nacht für Dezember, doch als er apparierte und in dem kleinen Wald wiedererschien, indem sich sozusagen ihr Hauptquartier befand, schien jedes Licht ausgelöscht.,, Lumos," flüsterte Snape und mit erhobenem Zauberstab bahnte er sich seinen Weg durch den dunklen Wald zu einem alten, von außen baufälligem Herrenhaus.
Die Türen waren selbstverständlich mit einem Passwortschutzzauber belegt worden, sodass sie Snape erst nach den Worten:,, Oderint dum metuant." einließen.,, Wie wahr, wie wahr," dachte der Zaubertränkemeister und seine Lippen kräuselten sich zu einem schiefen Grinsen. Innen war das alte Gemäuer bestens renoviert, Voldemort hatte natürlich dafür gesorgt, dass das Haus seinen Anforderungen entsprach. Überall brannten blaue Fackeln und er ging davon aus, dass nicht wenige der Möbel teure Antiquitäten waren.
Snape ging eine alte Treppe mit mahagonifarbenem Geländer hoch und folgte dann einem langen Korridor, der nach links führte und an einer schweren Tür endete. Als er diese öffnete, gab sie ein Knirschen von sich. Die restlichen Todesser waren bereits eingetroffen, 21 an der Zahl. Seit seinem Auferstehen hatte Voldemort bereits emsig für Nachschub sorgen lassen. Auf einem alten Stuhl - der fast als Thron durchgehen konnte - mit schwarzem Polster saß er, der dunkle Lord und grinste, als Snape den Raum betrat. Dadurch zog sich die vernarbte Haut in seinem Gesicht stark nach oben und bildete Falten, die ihn diabolischer denn je aussehen ließen.
,, Snape, wie schön, dass du uns auch mit deiner Anwesenheit beehrst," sagte Voldemort und einige der Todesser grinsten ebenfalls unter ihren schwarzen Masken.,, Vergib uns, dass wir das Treffen bereits ohne dich begonnen haben," fuhr der dunkle Lord fort, seine Stimme triefend vor Ironie. Snapes Blick fiel auf einen Mann in der Mitte, der vor Voldemort kniete. Zwar konnte er sein Gesicht nicht sehen, doch er vermutete, dass es sich um einen Todesser handelte, der neu aufgenommen werden sollte. ,, Fahren wir also mit der Zeremonie fort. Brenne ihm das dunkle Mal ein, Snape." Langsam ging der Angesprochene auf die Gestalt zu, ergriff die magische, schwarze Klinge die Pettigrew ihm reichte und sah dem jungen Mann ins Gesicht. Er kannte ihn bereits, er war auf drei oder vier vorangegangen Treffen bereits sozusagen als inoffizielles Mitglied dabei gewesen. Nun streckte er ihm furchtlos seinen linken Arm hin. Mehr noch, er lächelte sogar. Seine eisblauen Augen ließen Snape erschaudern. In ihnen spiegelte sich so sehr der Hunger nach Macht und der Glauben, alles richtig gemacht zu haben, dass der Zaubertränkemeister nicht bezweifelte, dass er in Voldemorts Reihen eine große Position annehmen würde, sollte er seinen ersten Aurorenangriff überstehen.
Snape ergriff den Arm des Mannes, murmelte die Beschwörung und ritzte dann scheinbar tief in das Fleisch. Nur ein kurzes Stöhnen entwich dem Neuankömmling. Snape formte mit der Klinge eine Schlange und ließ dann den Arm des Mannes los. Der Rest geschah dank der schwarzen Magie, die die Klinge in sich hatte. Langsam verformte sich seine schnell und unschön gezogene Schlange zu dem Todessermal, während das Blut aus dem Arm des Mannes auf den grünen Teppich tropfte. Doch bevor er zu viel Blut verloren hätte, war die Zeichnung fertig und die Wunde schloss sich auf wundersame Weise. Snape wusste, dass sie noch einige Tage brennen würde, doch Voldemorts neuem Anhänger würde dies herzlich wenig ausmachen.,, So, nun bist du also ein offizieller Todesser," sagte Voldemort leise. ,, Sag mir, was ist das für ein Gefühl?" ,, Ein gutes," erwiderte der junge Mann und stand auf.,, Es er füllt mich mit Stolz, in Eurem Dienste zu stehen." Voldemort schenkte ihm eines seiner unschönen Lächeln und fuhr dann fort:,, Zwar haben wir bereits wertvolle Anhänger dazu gewonnen, doch unsere Zahl ist doch noch nicht befriedigt. Ich plane, spätestens in drei Wochen mit den ersten, wirklichen Angriffen zu beginnen. Snape, wie sieht es unter deinen Schülern aus?" Der Zaubertränkemeister hatte mit dieser Frage gerechnet. Langsam schüttelte er den Kopf.,, Ich habe noch keinen gefunden, der Euren Anforderungen entspricht, Meister," erwiderte er.,, Ich glaube, du suchst nicht richtig, Severus. Keiner im Hause Slytherin dabei, der uns genügen würde? Kaum vorstellbar," höhnte ein Todesser. Snape erkannte Lucius Malfoy. Voldemort ging jedoch nicht auf Lucius' Kommentar ein.,, Und wie steht es mit dir, Sanctur? Kannst du uns bald den Neuzugang bringen, wie du es mir beim letzten Treffen versprochen hast?" fragte Voldemort, an den jungen Mann gewandt, dem Snape eben das dunkle Mal eingebrannt hat.,, Ich denke, in drei Wochen müsste ich soweit sein, Meister. Wenn es überhaupt solange dauert." Voldemort lächelte zufrieden.,, Gut. Ich hoffe, ihr alle werdet eure Bemühungen von nun an verbessern. Jetzt verschwindet." Nacheinander verließ jeder einzelne Todesser das Schloss und apparierte, Snape tat es ihnen gleich. Selbstverständlich hatte er bei seiner Angabe gelogen. Es gab einige Schüler in seinem Haus, von denen er sich durchaus vorstellen konnte, dass sie Voldemort gerne dienen würden. Lagston, zum Beispiel. Doch er hatte nicht vor irgendeinen von ihnen in diese Höllengrübe hineinzugeleiten.
Hogsmeade war ein ruhiges, schönes Dorf. Doch Charis' hatte nicht viel übrig für Scherzartikelläden und ähnliches. Die ganze Zeit versuchte sie verzweifelt, ein Geschäft zu erspähen, das ein wenig mehr in ihr Interessengebiet fiel. Aber sie fand keines. Und Margarethe und ihre Freundinnen wollte sie nicht fragen. Sie war sich noch nicht sicher, was sie von den Dreien halten sollte und zum Vertrauen war es definitiv zu früh. Aber sie nahm sich vor, nächsten Samstag alleine hier her zu kommen und sich ein wenig umzusehen. Selbst in einem so kleinen Dorf wie Hogsmeade musste es einen schwarzmagischen Laden geben.
Noch am selben Abend bekam Charis wieder Post. Diesmal hatte Virgil seine eigene Eule, Nostradamus, geschickt. Charis las sich den Brief zweimal durch, bevor sie eine Antwort verfasste.
Liebe Charis!
Ich muss dich dringend sprechen, da ich vorhabe, mein Versprechen einzulösen. Kann ich dich in Hogwarts sehen? Oder an einem anderen Platz? Strengste Geheimhaltung ist notwendig. Sag mir Bescheid!
Virgil
Am nächsten Samstagnachmittag ging Charis schon am frühen Mittag allein nach Hogsmeade. Zwar hatte Margarethe sie gefragt, ob sie ihnen wieder Gesellschaft leisten wollte, doch Charis hatte mit dem Vorwand, Kopfschmerzen zu haben, abgelehnt. Nun durchsuchte sie ganz Hogsmeade nach dunklen Seitenecken. Das Klischee, schwarzmagische Geschäfte lägen bevorzugt in dunkleren Gegenden, traf vollkommen zu. Und tatsächlich fand sie, 50 Meter vom Pub: Die drei Besen entfernt eine kleine Gasse, die ihre Aufmerksamkeit weckte. Beim Betreten viel ihr sofort ein eigenartiger Geruch auf - auf eine Weise modrig - und sie glaubte, am Ziel ihrer Suche zu sein.
Nachdem sie etwa 200 Meter gegangen war ohne etwas anderes zu sehen als ab und zu ein schäbiges Haus, traf sie auf das erste Geschäft: Herolds Geschäft der krummen Artefakte. Charis grinste bei diesem Namen. Ihr Blick fiel auf die Öffnungszeiten: 23:00 - 24:59 Uhr. Dies war nicht unüblich ei schwarzmagischen Läden und sie hatte so etwas erwartet. Dennoch überkam sie ein Gefühl der Enttäuschung. Wenn sie wirklich in dieses Geschäft wollte, müsste sie eine Möglichkeit finden, sich nachts aus Hogwarts hinaus zu schleichen. In der Hoffnung, ein Geschäft aufzutreiben, dass auch tagsüber geöffnet hatte, landete sie in einer heruntergekommenen Absteige, die den verheißungsvollen Titel: Zur düsteren Spelunke trug.
Die junge Frau schnitt eine Grimasse, beschloss aber einzutreten. Es war tatsächlich äußerst düster in dem Gasthaus, nur eine einzige Person war anwesend und die stand hinter der Bar. Offensichtlich der Besitzer. Vor ihm stand eine angebrochene Flasche Old Fire Wishkey und als er Charis erblickte, lächelte er dümmlich.,, Willkommen in der düsteren Spelunke, Lady. Mein Name ist Tom und ich bin sozusagen der Chef hier!" Charis war froh, dass sie ihren Schulumhang nicht angezogen hatte. Der Wirt hätte sie vermutlich sofort rausgeschmissen.,, Hallo. Ich bin neu hier in der Gegend. Sagen Sie, gibt es in dieser Straße auch noch andere Geschäfte, die bereits geöffnet haben?" ,, Eines, ja. Madame Belvederes Haus der 1001 Omen. Da können Sie aber nur Amulette, Tränke und so 'nen Kram kaufen," erwiderte der Wirt.,, Ich werde trotzdem einmal vorbeischauen." Gerade als sie sich wieder zur Tür wandte, fiel ihr noch etwas ein.,, Haben Sie auch heute Nachmittag gegen drei noch auf?" fragte Charis.,, Sicher, Lady, ich hab immer auf - außer zwischen 1 Uhr nachts und 11 Uhr morgens," antwortete der Wirt. Charis nickte ihm freundlich zu und machte sich dann auf den Weg Madame Belvedere Haus zu suchen.
Nach einigen Schritten hatte sie es auch schon gefunden. Als sie eintrat, krächzte jemand.,, Kundschaft! Kundschaft!" Verdutzt sah die junge Frau sich um. Auf der Verkaufstheke saß ein schwarzer Rabe. Plötzlich trat eine ältere Frau aus einem Hinterraum. Sie hatte graues, langes Haar und nur noch ein Auge, das nun auf Charis gerichtet war.,, Guten Tag, Fräulein, was darf es sein?" fragte die Alte und Charis konnte eine Reihe schwarz verfärbter Zahnstümpfe in ihrem Mund sehen. ,, Noch nichts, ich sehe mich nur um, danke," erwiderte sie höflich. Die Besitzerin lächelte ihr zu.,, Bitte, bitte. Amulette und Ringe sind heute im Angebot," sagte sie und deutete auf die Theke. Unter einer Glasplatte waren verschiedene Amulette und Ringe ausgelegt.
Neugierig warf Charis einen Blick auf sie. Von einigen hatte sie bereits gehört. Die Alte beobachtete sie, während sie die Schilder studierte.,, Leider muss man über genügend schwarzmagischer Erfahrung verfügen, um mit diesen Amuletten umgehen zu könne," erklärte sie wie beiläufig. Charis schenkte ihr ein dünnlippiges Lächelnd.,, Danke, doch ich denke, ich bin dem gewachsen," meinte sie. Madame Belvedere stieß ein bellendes Lachen aus.,, Ich wollte Sie nicht beleidigen, Fräulein. Doch manche Personen neigen zur Selbstüberschätzung wenn Sie ein Amulett sehen, dass Ihnen gefällt. Mein letzter Kunde hat das Amulett der verlorenen Zeit gekauft - wissen Sie, welche Kraft es birgt?" fragte sie. Charis nickte. Das Amulett hatte die Kraft, jeden Gegner um das 100fache zu verlangsamen, wenn man es im Griff hatte.,, Und als er es dann anwenden wollte, hat er so die Kontrolle darüber verloren, dass er seitdem eine ganze Stunde braucht, um sich eine Tasse Tee einzuschütten."
Charis grinste. Dann fiel ihr Blick auf einen Amulette mit einem rot glühenden Stein in sich.,, Was ist das?" fragte sie interessiert. Die Alte trat zu ihr und folgte der Richtung ihres Fingers.,, Oh, das ist ein Amulett der gebündelten Kräfte. Nicht besonders selten, aber wirkungsvoll. Es bündelt die schwarzmagischen Kräfte des Trägers bei jedem Fluch, den er schleudert. So wird die Intensität des Fluches auf bis zu 20 % gesteigert," erklärte sie.,, Ist bis jetzt selten passiert, dass jemand es falsch benutzt hat." ,, Wie viel kostet es?" fragte Charis.,, Normalerweise 990 Galeonen. Aber heue nur 800." Charis dachte nach. Sie hatte definitiv genug Geld im Schloss, um dieses Amulett zu kaufen. Nur musste sie dies noch holen.,, Ich habe gerade nicht so viel bei mir. Aber wenn sie mir es zurücklegen könnten? Ich würde es heute noch abholen," sagte sie.,, Sicher, Fräulein. Ich habe noch bis um 16 Uhr geöffnet," erwiderte die Alte.,, Danke," meinte Charis und verließ den Laden. Sie sah auf ihre Uhr. 13:59 Uhr. Um 15:00 Uhr wollte sie sich mit Virgil in den drei Besen treffen. Wenn sie sich beeilte, könnte sie bis dahin noch der Besitzer dieses Amuletts sein.
Charis beeilte sich, als sie zurück nach Hogwarts ging. Auf halbem Wege kam ihr Margarethe mit den beiden Sulla - Mädchen entgegen. Verblüfft sah Margarethe sie an, dann wich ihre Verblüffung einer beleidigten Miene.,, Du hättest es ruhig einfach sagen können, wenn du alleine nach Hogsmeade gewollt hättest. Ich hätte dir schon nicht den Kopf abgerissen." Und sie marschierte mit Kreusa und Vesta an ihr vorbei. Charis rollte mit den Augen. Um Margarethe würde sie sich später kümmern.
Im Schloss ging sie direkt zu ihrem Schlafsaal und öffnete dort wieder ihren Koffer. Sie nahm einen kleinen Lederbeutel heraus und steckte diesen ihr ihre Tasche. In dem Beutel waren noch an die 1000 Galeonen. 1200 hatte sie zu Schuljahresbeginn mit nach Durmstrang genommen.
Manche Leute hätten nun gesagt, dies wäre viel, doch für Charis war es die übliche Menge. Die Familie Marcioso war dank ihres Alters auch sehr reich und nicht nur ihre Eltern hatten ihr ein großes Erbe zurückgelassen ( mit dem sie bis an den Rest ihrer Tage ausgesorgt hätte, vorausgesetzt sie fand einen einigermaßen guten Beruf und verdiente noch ein wenig dazu) auch ihr Onkel, bei dem sie seit dem Tode ihrer Eltern lebte, war gut im Geschäft und gab seiner einzigen Nichte gerne ein großzügiges Taschengeld.
Um 14:45 Uhr betrat sie wieder das Geschäft der Alten, in der Hand den Beutel. ,, Das Fräulein! Das Fräulein!" krächzte der Rabe und die Alte erschien wieder aus dem Hinterraum.,, Ah! So schnell hatte ich Sie gar nicht wieder erwartet!" begrüßte sie ihre Kundin. Charis legte den Lederbeutel auf die Theke, nahm ihren Zauberstab hervor und sagte:,, Cresco!" Der Beutel fing an, zu wachsen und sich auszudehnen, bis er schließlich die Achtfache Größe angenommen hatte.,, Nehmen Sie sich, was Ihnen zusteht," sagte Charis und die Alte nahm ihrerseits einen Beutel von einem Regel, zückte ihren Zauberstab und sagte:,, Accio, 800 Galeonen." Die Galeonen flogen geradewegs aus Charis' Beutel in den der Frau. Charis nahm den Beutel wieder von der Theke und die Frau rief:,, Enervate!" Die Glasscheibe schon sich nach links und die Alte nahm das Amulett heraus.,, Bitte sehr," sagte sie. ,, Danke," erwiderte Charis, nahm das Amulett und legte es um, so dass ihr Umhang es verdeckte.,, Beehren Sie mich bald wieder, Fräulein!" forderte Madame Belvedere sie zum Abschied auf.
Zufrieden verließ Charis das Geschäft. Es war bereits 14:53 Uhr, sodass sie sich beeilen musste, um pünktlich in den drei Besen zu erscheinen. Obwohl sie es gerade so schaffte, saß Virgil bereits an einem freien Tisch. Einige Mädchen aus Hogwarts saßen an den Nachbartischen und flüsterten sich gegenseitig etwas zu, während sie immer wieder zu Charis' Freund herüberschauten. Dieser gab vor, keine Notiz davon zu nehmen. Auch Margarethe und ihre beiden Freundinnen saßen im Pub und auch sie schienen von dem jungen Mann faszinierte. Charis konnte dies durchaus verstehen. Mit seinen 1,94 m, seiner schlanken Statur und dem mittelbraunem Haar sah Virgil wirklich gut aus, aber das faszinierendste an ihm waren seine eisblauen Augen und seine mächtige, selbstbewusste Ausstrahlung.,, Charis, wie schön dich wieder zu sehen!" rief Virgil als er sie erblickte und stand auf, um sie zu umarmen.,, Dito, Virgil," erwiderte sie und drückte ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Lippen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Margarethe, Kreusa und Vesta enttäuscht den Blick abwandten.,, Lass uns woanders hingehen. Hier sind zu viele meiner Schulkameraden," schlug sie vor. Virgil nickte und zusammen verließen sie den Pub.
Während sie sich auf den Weg zu der: Düsteren Spelunke machten, fragte Virgil:,, Nun, wie läut eure Gemeinschaft?" Charis zuckte mit den Schultern.,, Ich kann - ohne angeben zu müssen - behaupten, dass ich die jenige mit der meisten Erfahrung bin." ,, Das überrascht mich gar nicht. Übrigens habe ich einen Brief von Meister Terzio bekommen. Er würde uns gerne nach unserem Schulabschluss wieder sehen - damit wir die Expertenausbildung absolvieren können," erzählte er ihr. Meister Terzio war ein Freund von Karkaroff, der seit Jahren besonders begabten Schülern aus Durmstrang, die Karkaroff als befähig genug hielt, Stillschweigen zu halten, eine Lehrlingsausbildung in schwarzmagischen Flüchen beibrachte. Er rühmte sich damit, auch Leute wie Malfoy ausgebildet zu haben, selbstverständlich erst nachdem dieser Hogwarts verlassen hatte.,, Das freut mich. Hat er schon einen Preis genannt?" fragte sie.,, Ja. 7500 Galeonen," erwiderte Virgil, ohne mit der Wimper zu zucken. Charis hob eine Augenbraue.,, 2500 mehr als das letzte Mal. Aber ich denke, Syron wird mich bezuschussen." ,, Oder ich," erwiderte Virgil.
Wenig später erreichten sie die Düstere Spelunke. Zusammen traten sie ein. Immer noch war außer ihnen niemand anwesend, außer Tom, der Besitzer.,, Ah, Lady, wie ich sehe, haben Sie Begleitung mitgebracht," grinste er.,, In der Tat," erwiderte Charis.,, Gibt es hier auch ein Hinterzimmer?" Toms Grinsen wuchs und er leckte sich über die Lippen.,, Na ja, wir haben drei Fremdenzimmer, wenn Ihnen das genügt." ,, Das genügt uns," sagte Virgil, ,, Wir werden es auch nicht länger als ein oder zwei Stunden benötigen." ,, Das macht dann 15 Galeonen," erklärte Tom. Virgil gab ihm 20.,, Sorgen Sie dafür, dass uns keiner stört." Der Wirt nickte und gab ihm einen Zimmerschlüssel.,, Durch die Tür da, einfach das letzte der drei Zimmer." Tom deutete auf eine hölzerne Tür in der hinteren Ecke.,, Danke," sagte Virgil und ging durch die Tür. Charis folgte ihm.
Das Zimmer war spärlich eingerichtet, ein altes Bett, ein Tisch und ein Stuhl und abgetrennt ein kleines Bad, indem einige dicke Spinnen ihr Lager aufgeschlagen hatten. Charis und Virgil ließen sich auf dem Bett nieder.,, Was für eine Bruchbude," kommentierte Virgil grinsend.,, Ganz deiner Meinung. Aber sag, was führt dich zu mir? Sehnsucht?" fragte die junge Frau.,, Das auch. Aber ich habe es dir doch bereits mitgeteilt: Ich will endlich mein Versprechen einlösen." ,, Das wird aber auch Zeit," meinte Charis. Virgils Gesicht wurde ernst.,, Charis, versprich mir, dass du mir bis ans Ende zuhörst." Verwundert sah sie ihn an.,, Warum sollte ich es nicht tun?" ,, Versprich es mir einfach!" drängte ihr Freund.,, Okay, ich verspreche dir bis ans Ende zuhöre," sagte sie.,, Gut. Ich habe dir ja bereits berichtet, dass mein Vater in gutem, gesellschaftlichen Kontakt zu Malfoy steht." Charis nickte.
,, Nun, auch ich hatte das Vergnügen, mit Mister Malfoy ein paar Worte zu wechseln. Das war noch in den Sommerferien. Er sagte, er wüsste eine Beschäftigung für mich, die mir sicher gelegen käme und mich vieles lehren würde. Eine Beschäftigung, die sozusagen einen Eintritt in eine Gemeinschaft einschließen würde, die ich nach meinem Eintritt nicht mehr verlassen könnte. Er sagte auch, dass es gefährlich werden könnte und absolute Geheimhaltung erforderte. Ich erwiderte, dass er mein Interesse geweckt hätte und daraufhin nahm er mich zu insgesamt fünf Treffen dieser Gemeinschaft mit. Beim fünften Male trat ich in sie ein." Virgil machte eine Pause.,, Was ist das für eine Gesellschaft?" fragte Charis, ihre Neugier war geweckt worden. Virgils Augen fingen an zu glänzen.,, Eine, die dafür sorgen will, dass nur noch reinblütige Zauberer unsere Welt in die Hand nehmen. Eine, die schwarze Magie jeder weißen vorzieht und in der es keinen Platz für Schlammblutliebhaber wie Albus Dumbledore gibt."
Charis rutschte ein Stück von ihm weg und runzelte die Stirn. All dies hatte Ähnlichkeit mit. Voldemorts Todessern. Doch Voldemort war tot, vernichtet von Harry Potter, den sie im Duell geschlagen hatte. Sehr langsam krempelte Virgil seinen linken Ärmel hoch. Charis' Blick fiel auf das dunkle Mal. Ruckartig stand sie auf.,, Da kann nicht sein!" hauchte sie.,, Doch, Charis! Der dunkle Lord ist wiederauferstanden!" sagte Virgil begeistert. Die junge Frau schüttelte den Kopf.,, Nein." Virgil stand auf und ergriff ihre Arme.,, Charis, ich habe ihn gesehen! Und mir kannst du doch vertrauen, oder?" fragte er. Als sie nicht antwortete, schüttelte er sie kurz. Unglauben zeigte sich in seinen Augen.,, Oder?" fragte er wieder.,, Ja," presste Charis hervor.,, Aber ich verstehe nicht, was du von mir willst." Virgil lächelte sie an.,, Kannst du dir das nicht denken? Ich habe dem dunklen Lord von dir erzählt, Charis. Er würde es begrüßen, dich als Todesserin zu begrüßen." ,, Was?" fragte sie tonlos.,, Überleg es dir Charis! Die Möglichkeiten! Wir beide, Todesser, an Voldemorts Seite. Wir könnten so viel lernen!" Charis schluckte. Sie wusste, dass ihre Eltern auch Anhänger Voldemorts gewesen und deswegen gestorben waren. In diesem Moment sagte Virgil:,, Deine Eltern wären sicher stolz auf dich. Ihre Tochter tritt in ihre Fußstapfen." ,, Meine Eltern sind deswegen gestorben und haben mich im Stich gelassen!" rief sie wütend. Genau so hatte sie als kleines Kind gedacht. Zwar war dieser Glaube irgendwann verblasst, genauso wie ihre Erinnerungen an ihre Eltern, doch im Moment kam alles wieder hoch.,, Das glaubst du doch selbst nicht!" meinte Virgil.
Charis wandte sich ab und sah durch ein schmutziges Fenster nach draußen. Virgils Miene wurde hart.,, Charis, glaubst du, ich lasse zu, dass du deine Begabung verschwendest? Oder glaubst du etwa, du wirst einen legalen Beruf finden, in dem du deine ganzen schwarzmagischen Kenntnisse ausüben darfst? Eigentlich hast du deine Entscheidung auf wessen Seite du stehst, schon getroffen, als du die Lehrlingsausbildung bei Meister Terzio akzeptiert hast. Und ich biete dir nichts weiter an als das Erreichen einer neuen Stufe. Du hast genauso wenig eine Wahl wie ich sie gehabt habe. Aber entweder du bleibst auf dieser Stufe deiner Entwicklung stehen oder aber du beschließt, weiterzugehen. Mit mir," sagte er schonungslos. Charis schloss die Augen. Er hatte Recht. Sie hatte keine Wahl. Sie war als eine Marcioso geboren, mit denselben Anlagen wie ihre Eltern. Sie hatte akzeptiert, dass diese Anlagen sich weiterbildeten und zu Eigenschaften geworden waren. Also würde sie auch denselben Weg gehen. Gehen müssen. Langsam öffnete sie ihre Augen wieder und drehte sich um.,, In Ordnung. Ich akzeptiere."
Virgil lächelte.,, Ich habe es doch gewusst. Der dunkle Lord wird erfreut sein, dies zu hören. Zwar musst du jetzt noch eine Zeit lang warten, bevor er dich zu sich aufnimmt, aber bis es soweit ist, habe ich bereits einen Auftrag für dich. Heißt einer deiner Lehrer zufällig Severus Snape?" fragte er. Charis nickte verblüfft.,, Ja. Wieso fragst du?" Virgils Lächeln wurde breiter.,, Nun, weil ich die Ehre hatte, ihn kennen zu lernen. Auf den Todessetreffen." ,, Du meinst." erwiderte die junge Frau.,, In der Tat. Er ist ein Todesser. Allerdings hat er das letzte Mal Voldemort ausspioniert. Für die andere Seite. Er hat geschworen, dies nicht wieder zu tun, aber selbstverständlich sind wir alle äußerst misstrauisch. Es wäre gut, wenn du ein wenig dein Auge auf ihn hättest." Charis schnaubte.,, Und wie soll ich das bitte sehr machen? Ich kann ihm schlecht die ganze Zeit hinterher rennen," meinte sie. ,, Du wirst schon eine Möglichkeit finden. Denk daran, du bist eine Frau." Charis sah ihn verblüfft an, doch bevor sie etwas erwidern konnte, sagte Virgil:,, Nun, ich muss langsam wieder zurück nach Durmstrang. Begleitest du mich noch ein Stück?" Charis nickte.
A/N: Voilà, Chapter Number 3. Homo homini lupo heißt: Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Per aspera ad astra heißt: Durch die rauen Anfänge zu den Sternen und Oderint dum metuant bedeutet: Mögen sie mich hassen, so lange sie mich fürchten.
