Kapitel 4: Manus manum lavat

Am späten Nachmittag kehrte Charis wieder nach Hogwarts zurück, den Kopf voller Gedanken. Virgil, ein Todesser. Snape, ein Todesser. Malfoy, ein Todesser. Sie, auf dem besten Wege einer zu werden. Verwirrung füllte ihre Gedanken und sie schalte sich deswegen. Doch trotz ihrer Faible für schwarzmagische Künste, ihre Schullaufbahn in Durmstrang, ihres Landens in Slytherin und ihrer Ahnung, dass ihr späterer Beruf nicht unbedingt auf dem Gesetz basieren würde hatte sie sich nie vorgestellt, einmal ein Handlanger Voldemorts zu werden und wahrscheinlich in einem Krieg zu kämpfen, nach dem die ganze Zauberwelt noch einmal neu geordnet werden musste.

Beim Abendessen begegnete sie Margarethe. Charis fiel ein, dass sie sich noch bei ihr entschuldigen musste und tat dies auch, als sie später zusammen auf einer Couch im Gemeinschaftsraum saßen.,, Margarethe, wegen heute.." begann sie, doch ihre Schulkameradin unterbrach sie lächelnd.,, Schon okay, Charis! Manche Leute haben es halt nicht gerne, wenn andere von ihrem Tête - â - Tête wissen. Aber sag mal, wer war den dein gut aussehender Freund? Kreusa und Vesta sind vor Enttäuschung fast gestorben, als er dich geküsst hat." ,, Und du auch," dachte Charis grinsend, sagte aber nur:,, Oh, das war nicht mein ,Freund'. Nur ein sehr guter ehemaliger Schulkamerad von mir. Er wollte mich einfach nur besuchen." Margarethe bedachte sie mit einem ungläubigen Blick.,, Du meinst ihr seid kein Paar?" ,, Nein," erwiderte die junge Frau.,, Wenn ich das Kreusa und Vesta erzähle, fallen sie vor Glück in Ohnmacht," meinte Margarethe.,, Vielleicht solltest du das nicht tun. Ich bezweifle stark, dass er Interesse an den Beiden haben wird, zu mal er dann nach Hogwarts kommen müsste," sagte Charis und Margarethe seufzte.,, Schade."

Am Dienstag hatte Charis eine Doppelstunde Zaubertränke. Obwohl sie genau über die Auffälligkeit ihres Verhaltens Bescheid wusste, konnte sie es nicht vermeiden, Snape durchgehend anzustarren. Er war gemein und hinterhältig, natürlich, schließlich waren das Anzeichen eines Slytherin, doch konnte er auch ein kaltblütiger Mörder sein? Wahrscheinlich. Wenn sie es sein konnte, konnte Snape es wohl dreimal.

Snape spürte Charis' auf ihn gerichtete Blicke. Mehrmals sah er von seinem Pult hoch und blickte in ihre grünen Augen. Was bei Merlin wollte sie? Ihn mit ihren Blicken ausziehen? Wohl kaum. Sie sah berechend aus, kühl und berechnend. Und er machte sie nervös. Es gab nur wenige Personen, die das zustande brachten, doch Miss Marcioso schaffte es. Ihre Augen hatten eine merkwürdige Intensität, als wollte sie irgendetwas von ihm wissen und versuchte dies, durch stetiges Starren zu erreichen. Am Ende der ersten Stunde reichte es ihm.,, Miss Marcioso, würden Sie bitte so freundlich sein und mir erklären, wieso Sie mich die ganze Zeit anstarren?" fragte er entnervt. Er hatte geglaubt, sie würde nun verlegen zu Boden blicken, doch das tat sie nicht. Sie hielt seinen Blick. Verdammt, sie war ziemlich hartnäckig.,, Ich starre gar nicht, Professor, Sie starren," erwiderte sie ruhig. Snape hob eine Augenbraue. Mittlerweile starrten sie jeder an.,, Ach, wirklich. Und wieso meinen Sie sollte ich Sie die ganze Zeit beobachten?" fragte er.,, Vielleicht, weil Sie mich wegen meines Zaubertranks loben wollten, denn ich bereits seit 10 Minuten fertig gestellt habe?" fragte sie. Der Zaubertränkemeister lächelte ein dünnlippiges Lächeln. Sie war nicht dumm. Einem Gryffindor hätte er für diese Bemerkung mindesten 10 Punkte abgezogen, doch selbstverständlich würde er dies nie bei einem Slytherin versuchen.,, Genau," meinte er, ,, Wenn Sie alle bitte einen Blick in Miss Marciosos Kessel werfen würden?"

Charis wusste, dass sie noch einmal Glück gehabt hatte, als sich ihre Mitschüler um ihren Kessel versammelten. Doch sie vermied jeden weiteren Starrkontakt mit Snape für diese Stunde, vorsorglich.

Am folgenden Freitag kehrte Severus Snape nach einem weiteren Todessertreffen erschöpft und müde nach Hogwarts zurück. Voldemort hatte ihn zwar heute nicht nach Neuankömmlingen gefragt, da Malfoy, McNair und dieser Sanctur versprachen, für welche zu sorgen, dafür hatte er ihm aufgetragen, sechs Eiltränke zu brauen. Wahrscheinlich für das erste Todesserkommando, das er losschicken würde. Zwar waren Eiltränke eigentlich kein großes Problem für den Zaubertränkemeister, doch es ärgerte ihn, dass er immer noch keine Informationen beschaffen konnte. Voldemort hatte bereits Lucius eingeweiht, wann und wo der Angriff stattfinden sollte, doch er selbst hatte noch kein Wort erfahren. Würde er am Ende gar nichts erfahren und einfach nur schnell einberufen werden? Diese Vorstellung behagte ihm gar nicht. Als er am Slytherin - Gemeinschaftsraum vorbeikam, hörte er merkwürdige Geräusche. Gemurmel. Er runzelte die Stirn. Was machten seine Schüler dort drinnen? Sollte er eintreten und sie stören?

Nachdem er eine Minute unschlüssig vor dem Eingang zum Gemeinschaftsraum gestanden hatte, beschloss er, heute nichts zu unternehmen, sondern morgen Abend noch einmal um diese Uhrzeit herzukommen. Dann würde sich zeigen, warum seine Schüler nachts um ein nicht in ihren Betten lagen.
Den Samstag verbrachte Charis wieder in Hogsmeade, diesmal mit Margarethe und den Sulla - Schwestern. Aus Slytherin waren einige in den Ferien, die am Donnerstag begonnen hatten, in Hogwarts geblieben. Die Mitglieder der Gemeinschaft, natürlich und ein paar Erst- und Zweitklässler. Ihre drei Schulkameradinnen wollten Weihnachtsgeschenke kaufen. Das Fest fiel auf übermorgen, Montag. Charis beschäftigten andere Dinge. Virgil hatte ihr heute Morgen einen Brief geschrieben, der sie ärgerlich gemacht hatte.

Liebe Charis!

Nun, hast du deine Observation schon gestartet? Der dunkle Lord hat mir versichert, dass er mir bald die Erlaubnis geben würde, dich zu einem Treffen mitzunehmen. Vielleicht hast du bis dahin ja den guten Snape schon in deiner Hand. Noch eine Information, die dir helfen könnte: Die Todessertreffen finden meist freitags statt.

Virgil

,,Bei ihm klingt das alles so verdammt einfach," dachte sie und schüttelte den Kopf. Kein Wunder, er musste ja auch nicht versuchen, seinen Professor auszuspionieren. Schließlich hatte sie freitags außerdem meistens ein Treffen der Gemeinschaft. Noch hatte sie keine Ahnung, wie sie dass alles arrangieren sollte.

Weihnachten kam und ging, Charis erhielt einen schönen, silbernen Reisemantel von Virgil, einen Brief und Taschengeld von ihrem Onkel, eine schwarze Schreibfeder von Margarethe und einen Kuss von Lagston, der allerdings auf einen Mistelzweig zurückzuführen war und nichts weiteres bedeutete - zumindest aus Charis' Sicht.

Am Freitag traf sich wieder einmal die Gemeinschaft. Obwohl Virgil sie antrieb, endlich ihren neuen Pflichten nachzugehen, verließ Charis das Treffen nicht frühzeitig. Da sie noch keine wahre Todesserin war, hatten diese Aufgaben eine niedrigere Priorität für sie.

Mittlerweile war die Gemeinschaft auf Seite 20 des Contra legem angelangt. Der ersten Seite, auf der ein Fluch dargestellt war. Und dieser musste nun geübt werden. Gerade versuchte es Lagston. Der Fluch, den sie erlernten, war aufgebaut auf Stasius und ähnlich dem Imperius - mit ihm ließ sich - wenn auch nur kurzzeitig - der Willen des Gegners kontrollieren. Lagstons ,Opfer' war Malfoy, doch dieser hatte keine Mühe, sich Lagstons Wünschen zu widersetzen. Charis saß gelangweilt auf der Couch und beobachtete das Treiben eine Weile, bevor sie sagte:,, Genug, ich zeige es euch ein letztes Mal." Sie hob ihren Zauberstab, deutete auf Malfoy und rief: Stacerius!"

In jenem Moment betrat Severus Snape den Raum. Charis wirbelte herum, ebenso wie der Rest der Gemeinschaft, außer Malfoy. Snape sah sich um, zückte seinen Zauberstab, deutete auf Malfoy und sprach den Gegenfluch. Dann trat er auf den Tisch zu, wo das Contra legem immer noch aufgeschlagen lag. Snape sah es, nahm es ihn die Hand und fragte in bedrohlichem Tonfall:,, Wem gehört dieses Buch?" Alle schwiegen, bis Charis sagte:,, Mir." Der Zaubertränkemeister bedachte sie mit einem kalten Blick.,, Mitkommen." Der Rest der Gemeinschaft sah Charis bestürzt hinterher, als diese hinter Snape den Gemeinschaftsraum verließ.

Snape führte sie in sein Büro, forderte sie aber nicht auf, sich zu setzen. Er knallte das Buch auf seinen Tisch.,, Dafür werden Sie fliegen, ist Ihnen das klar?" fragte er ruhig. Charis schwieg.,, Mitternächtliche Aktivitäten, benutzen eines verbotenen Fluches, besitzen eines verbotenen Buches - was glauben Sie, wie viele Punkte ich meinem Haus deswegen abziehen muss?" ,, Sie müssen gar nichts - wenn Sie es nicht weiter erzählen," erwiderte die junge Frau. Etwas in ihrer Stimme machte Snape stutzig.,, Und am besten gebe ich Ihnen das Buch noch zurück? Nein, Dumbledore wird davon erfahren. Obwohl ich Ihre Intelligenz bewundere, Miss Marcioso: Für Unruhestifter wie Sie es sind hat auch Slytherin keinen Platz."

,, Ich weiß, das Sie ein Todesser sind," sagte Charis in beiläufigen Ton. Snape starrte sie wie vom Donner gerührt an.,, Beweisen Sie es," zischte er.,, Oh, das kann ich nicht. Aber ich bin sicher, ein paar Auroren im Zaubereiministerium müssten wissen, wie es geht. Sie könnten Ihnen Freitagnachts folgen - oder ähnliches. Ich bin mir sicher, wir wissen beide, wohin Sie sie führen würden - direkt zu Voldemort," erklärte sie wie beiläufig. Ihre Gedanken jedoch rasten. Sie erwartete fast, dass er sie kurzum verhexte, dem Ausdruck in seinen Augen nach hätte er es liebend gerne getan. Stattdessen trat er blitzschnell auf sie zu, packte ihren linken Arm und krempelte ihre Robe hoch. Als kein dunkles Mal sichtbar wurde, ließ er sie wieder los.,, Woher wissen Sie es?" fragte er, um eine ruhige Stimmlage bemüht. Sie verwirrte ihn.

,, Sagen wir, von einem guten Bekannten." ,, Ein Todesser?" Charis zuckte nur mit den Schultern.,, Es muss ein Todesser sein," dachte Snape, ,, Nur wer?" ,, Und was denken Sie, was ich nun tun werde, Miss Marcioso?" fragte er.,, Nun, es wäre sicherlich etwas auffällig, wenn ich ohne alles davon komme. Aber Sie könnten beschließen, dass mein Buch doch nur eine harmlose Fälschung ist und ich einfach eine Strafarbeit wegen nächtlicher Aktivitäten bekomme - sagen wir, mit 15 Punkten Abzug," schlug sie vor. Zum Teufel, sie war schlau.

,, Morgen Abend um 20 Uhr! Und oh wehe Sie sind nicht pünktlich!" schnappte er. Charis grinste, nahm ihr Buch vom Tisch und ging zur Tür.,, Gute Nacht," sagte sie und verließ das Büro. Snape nahm an seinem Schreibtisch Platz.,, Woher weiß Sie es?" fragte er halblaut, doch die Stille antwortete ihm genauso wenig wie jedem anderen.

,, Puh," dachte Charis.,, Das hätte auch ganz anders ausgehen können!" Als sie im Gemeinschaftsraum ankam, war keiner mehr auf.,, Typisch," knurrte sie leicht verärgert und schlich in ihren Schlafsaal. Sie wusste, dass Snape dem Vorhaben nur zugestimmt hatte, weil ihr Wissen ihn überrascht hatte. Nur wie sollte es weitergehen? Gut, bei der Strafarbeit morgen würde sie ihn überwachen können, doch danach? Der Gedanke, dass sie sich jeden Freitag hinter ihm herschleichen müsste, behagte ihr nicht besonders.

Virgil hatte noch eine andere Möglichkeit angesprochen; Charis wusste genau, wie er die Worte: Du bist eine Frau gemeint hatte - keineswegs, weil er ihre Observationsgabe schätzte. Doch Snape war nicht dumm und sie schätzte ihn auch nicht als so notgeil ein, als das er ohne weiteres etwas mit seiner Schülerin anfing. Wieso also sollte er bei ihr eine Ausnahme machen? Weil sie aus Durmstrang kam? Weil sie reifer war als Mädchen wie Margarethe, Kreusa und Vesta? Charis schüttelte frustriert den Kopf. Sie würde am Ende wohl doch freitags ihrem Lehrer hinter her spionieren müssen.

Am nächsten Morgen beim Frühstück entschuldigte sich Lagston umständlich und stotternd wegen der letzten Nacht bei ihr. Er sagte sogar, er sei bereit, einen Teil der Verantwortung zu übernehmen. Als Charis ihm jedoch klar machte, dass sie lediglich 15 Punkte verloren und sie eine Strafarbeit aufbekommen hatte, verwandelte sich seine kriecherische Miene in pure Verblüffung.,, Wie hast du denn das geschafft?" Im selben Moment breitete sich ein dreckiges Grinsen auf seinen Lippen aus. Charis seufzte innerlich, da er aber weiter kein Kommentar abgab, schwieg sie ebenfalls. Sollte er denken, was immer er wollte.

Pünktlich um 20 Uhr klopfte Charis an Professor Snapes Büro an.,, Herein," erklang seine Stimme, gleichgültig. Als sein Blick auf die junge Frau fiel, sagte er:,, Wie schön, dass Sie mich mit Ihrer Anwesenheit beehren, Miss Marcioso." ,, Charis," fiel sie ihm ins Wort. Er runzelte die Stirn.,, Finden Sie nicht, das reicht, nachdem was wir gestern Abend über einander gelernt haben?" fragte sie. Snape sah sie eindringlich an.,, Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir nichts übereinander gelernt haben, Miss Marcioso?" Er verlieh den letzten beiden Worten eine eindeutige Bedeutung. Charis zuckte mit den Achseln:,, Trotzdem ist Charis praktischer." ,, Von mir aus Charis. Aber für Sie heißt es immer noch Professor Snape," erwiderte er unwirsch. Wieder zuckte sie mit ihren Schultern. Der Zaubertränkelehrer stand von seinem Stuhl auf.,, Kommen Sie mit," sagte er und verließ das Büro. Charis folgte ihm. Zusammen betraten sie das Klassenzimmer. ,, Aus gewissen Gründen muss ich sechs Eiltränke brauen. Ihre Strafarbeit besteht darin, mir zu helfen. Dass ich Diskretion voraussetze, dürfte Ihnen jawohl klar sein?" Die junge Frau lächelte schief.,, Aber sicher." ,, Gut. Da Sie nicht gerade unfähig zu sein scheinen, können Sie drei Tränke selbst brauen, anstatt mir nur zu assistieren. Die Zutaten finden Sie vor sich auf dem Lehrertisch." Charis nickte und sie begannen.

Während sie also Eiltränke für Voldemort herstellten, warf Snape einen Blick zu ihr rüber. Ihr schwarzes langes Haar hatte sie hinter die Ohren gestrichen und ihre Augen waren fest auf den Kessel gerichtet. Snape fragte sich, was sie noch alles über ihn wusste. Konnte sie von ihrem Informanten auch erfahren haben, dass er ihre Eltern ausgeliefert hatte? Vermutlich nicht. Sie erpresste ihn zwar, doch er hatte bis jetzt kein Anzeichen dafür entdecken können, dass sie ihn hasste. Würde sie es tun, hätte sie ihm wahrscheinlich bereits die Eingeweiden nach außen gedreht. Anhand der Vorstellung trat ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Just in diesem Moment sah Charis hoch.,, Wer starrt hier wen an, Professor?" fragte sie mit einem süffisantem Lächeln. Ärgerlich wandte Snape sich wieder seinem blubberndem Trank zu.,, Sehen Sie lieber zu, dass Sie Ihren Kessel nicht in die Luft jagen," knurrte er.,, Wieso? Ich werde doch nicht von Voldemort zur Rechenschaft gezogen," meinte sie und dachte:,, Noch nicht." Snapes Augen blitzen, als er sie wieder ansah:,, Aber von mir! Und glauben Sie mir, das wird noch viel unangenehmer sein!" Charis grinste. Er kochte vor Wut. Sie war ihren Eltern tatsächlich verdammt ähnlich.,, Sehen Sie endlich nach Ihren Tränken," wies er sie scharf an.

Um 22 Uhr waren sie schließlich fertig. Snape betrachtete die hellblaue Flüssigkeit, die in Charis' Kessel brodelte.,, Sie haben es wirklich geschafft, nichts zu vermasseln," meinte er unzufrieden.,, Schade, nicht wahr? Es hätte Ihnen bestimmt gut gefallen, mich zu kritisieren," erwiderte sie.,, In der Tat," dachte Snape.,, Sie können jetzt gehen." Charis machte sich auf den Weg zur Tür, als sie sich noch einmal umdrehte.,, Professor?" fragte sie und trat auf ihn zu.,, Ja?" erwiderte er missgelaunt. Die junge Frau musterte ihn, grinste dann und gab sich genau in jenem Augenblick einen Ruck, als er entnervt sagte:,, Was wollen Sie de..." Plötzlich berührten ihre Lippen die Seinen und ehe Snape die Situation überhaupt erfasst hatte, berührte ihre Zungenspitze bereits die Seine. Nach ewigen 10 Sekunden reagierte er endlich und schob sie so energisch zurück, dass sie rückwärts taumelte und fast auf dem kalten Steinboden landete.,, Raus," flüsterte er. Charis, die ebenso verwirrt aussah wie er, drehte sich abrupt um und knallte die Tür hinter sich zu. Snape nahm am Lehrertisch Platz. Zwar konnte er kaum leugnen, dass ihr Kuss ihm gefallen hatte - zum Teufel, wem hätte es nicht gefallen - doch er war sich sicher, dass sie es nicht freiwillig getan hatte. War es eine Wette gewesen? Wahrscheinlich. Snape stand auf und begann, die Tränke in entsprechende Flaschen zu füllen. In der Nacht ertappte er sich dabei, dass er von ihr träumte.

Charis war nach dem Kuss genauso verwirrt wie Snape. Nicht, weil er überraschend gekommen war, oh nein, sie hatte sich gedacht, dass ein Test ja nicht schaden könnte und sie hatte ihn schließlich geküsst, sondern weil sie während des Kusses ein merkwürdiges Gefühl gehabt hatte, dass sie nicht definieren konnte. Nun, eigentlich konnte sie es definieren, sogar sehr gut, aber sie wollte es nicht. Sie wollte sich selbst nicht eingestehen, dass sie für wenige Sekunden ein unerklärliches Verlangen nach diesem dünnen, schwarzhaarigen Mann gespürt hatte. Denn dieses Gefühl war falsch. Verlangen war zwar nicht immer gleichbedeutend mit Liebe, doch in diesem Falle hatte es sehr nahe daran gelegen. Und sie durfte sich nicht verlieben. Nicht in Severus Snape. Schließlich sollte sie ihn überwachen. Und unter diesem Aspekt wäre es sicherlich äußerst ungünstig, wenn sie aufgrund emotionaler Schwäche die Zügel aus der Hand gab.
A/N: Man glaubt es kaum, doch Manus Manum lavat heißt schlicht und ergreifend: Eine Hand wäscht die Andere.