A/N: Hallo zusammen! Nun gibbet gleich zwei neue Teile^_~. Sorry, dass es so lange gedauert hat,. doch die Geschichte nähert sich nun ihrem Ende....
Danke an Koishii für das Fb und Caron für´s Beta!^^
Alles nicht mir!
Viel Spaß beim Lesen und happy C&Cing!
~~**~~
Es sah so aus, als ob es eine dieser schlaflosen, ruhigen und merkwürdig inspirierten Nächte werden würde, an deren Ende zunächst der morgendliche Vogelgesang und schließlich der Sonnenaufgang in aller Stille stand.
Aya hatte sie schon oft erlebt, solche Stunden, in denen er sich vollkommen seinen Gedanken widmete, sie fließen ließ. In denen er spürte, wie die Müdigkeit unterschwellig nach und nach an seinen Muskeln zerrte, an seiner Kondition. Und der Tag danach, durchsetzt mit halb zufallenden Lidern, schweren Gliedern, fahrigen Bewegungen.
Er war sich nicht sicher, ob er solche Nächte liebte oder hasste. Er wusste nur, dass sie ein merkwürdiges Gefühl in ihm auslösten. So auch jetzt, als er in der Küche stand und sich Tee kochte. Dabei mied er tunlichst das Wohnzimmer, immer noch nicht genau wissend, wie er seinem Nemesis überhaupt entgegentreten sollte.
Nachträglich konnte er sich wirklich für sein unüberlegtes, primitives Verhalten ohrfeigen. Sich so von der Lust treiben zu lassen....
Er konnte nicht sagen, dass es ihm leid tat, nein. Er konnte nicht erklären, wieso. Es war einfach so, dass er den Vorfall nicht bedauerte. Auch wenn er daran dachte, was Crawford kurz zuvor zugestoßen war, was ER ihm beinahe angetan hätte.....
"Was geschieht morgen?", durchbrach eine kalte, emotionslose Stimme seine Gedanken und ließ ihn ruhig hochsehen. Es war eine gute Frage, die Aya zunächst selbst noch nicht beantworten konnte. Das, was feststand, war seine Mission. Er würde morgen die gesamte Basis in die Luft jagen, in erster Linie jedoch dafür sorgen, dass weder Lasgo noch dieser ominöse Hintermann den kommenden Tag überleben würden.
Doch was diese Frage auch implizierte, war die Angst des älteren Mannes. Vor Lasgo. Aya konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Er gönnte Crawford diese Angst, die Ungewissheit vor der Zukunft.
"Was soll schon passieren?", erwiderte er und widmete sich vollstens dem vor sich hinziehenden Tee. "Lasgo bekommt das zurück, was er verlangt und ich erledige meine Mission. Nichts weiter."
Seine kleine, persönliche Rache an dem Menschen, der seine Familie getötet hatte.
Nichts als Stille antwortete ihm und Aya sah schließlich auf, nur um einem unlesbaren Blick aus dunklen, ernsten Augen entgegen zu treten. Er wusste, dass Crawford versuchte, ihn einzuschätzen, zu entscheiden, ob Ironie oder bitterer Ernst in seinen Worten mitschwang.
Aya musste unwillkürlich lächeln. Ironie oder Ernst...was von beiden war es? Just in diesem Augenblick hätte er die Antwort darauf selbst nicht geben können. Ein Teil in ihm wünschte sich, dass es ernst war, der Teil, der auch bereit gewesen war, den älteren Mann zu schänden. Doch dann....dann war da noch Ran, der gute, unschuldige Ran.
Und Ran erinnerte sich nun an den ersten Augenblick, an das Mitleid....
Der Tee gewann von Minute zu Minute immer mehr an Bedeutung, wurde zu einem Fixpunkt in Ayas eingeschränkter Sicht. Wieso konnte er Crawford nicht mehr in die dunklen Augen sehen? Das misshandelte Gesicht?
"Warum kommt Schuldig nicht und hilft dir?", fragte er plötzlich, auch für ihn unerwartet. Irgendetwas....irgendetwas musste die Stille durchbrechen.
"Er hat selbst einen Auftrag zu erledigen, ich kann ihn damit nicht behelligen."
"Und der Kleine?"
Crawford lachte. Es war kein fröhlicher Ton, nichts Freundliches. Bitterkeit war das Einzige, was Aya heraushören konnte.
"Unser Telekinet? Selbst wenn er nicht mit Schuldig unterwegs wäre....bliebe er immer noch ein Kind. Oder würdest du Takatori Junior darauf ansetzen, dich zu retten?"
Aya zuckte bei dem verhassten Namen innerlich wie äußerlich zusammen. Machte es dem Schwarz auch noch Spaß, ihn darauf hinzuweisen, dass Omi eigentlich Sprössling der Familie war, die Aya abgrundtief verachtete?
"Ich würde OMI nicht mit einer solchen Aufgabe betrauen", betonte der rothaarige Mann den jetzigen, unschuldigen Namen des jüngstens Weißmitgliedes und funkelte sein Gegenüber an, als Warnung, das Spiel nicht zu weit zu treiben.
Doch dieser schien nichts derartiges im Sinn zu haben. Vielmehr begegnete er den aufgebrachten, violetten Augen mit einer schier gespenstischen Ruhe.
"Dann steht es wohl schlecht für mich", entgegnete der ältere Mann mit einem hintergründigen Lächeln um den schmalen Mund herum.
Es war doch interessant zu sehen wie nun die pulverisierten Teeblätter in der durchsichtigen Tasse umherwirbelten, ganz den Gesetzen der Schwerkraft folgend. Zumal sie Aya eine willkommene Ablenkung waren.
Er würde ihn also morgen ohne zu zögern Lasgo ausliefern, damit dieser ein zweites Mal sein Spiel mit ihm trieb, ihn aufs Neue.....
Der bittere Geschmack, welcher sich nun in Ayas Mund ausbreitete, war sicherlich nur Zufall, ausgelöst durch Sodbrennen. Was anderes konnte es nicht sein, nein, das war unmöglich.
So hilflos....so gedemütigt hatte der andere Mann ausgesehen, als er vor ihm lag....nackt....missbraucht. Durfte...KONNTE Aya Gott spielen? Einfach so über das Schicksal eines Anderen entscheiden? Gut...er tat es mit jedem Mord, den er beging, immer und immer wieder, doch das hier...das war etwas anderes....
Oder?
Das Orakel würde seine gerechte Strafe erhalten für die Verbrechen, die er verübt hatte. Aber war Vergewaltigung die richtige Rache? War er als Assassin besser als Lasgo, der seinen Spaß daraus nährte, Menschen zu foltern, sie zu quälen?
Auch wenn seine Opfer alles andere als unschuldig waren?
Und was, wenn er den Schwarz gehen ließ? Was, wenn er auf diese Gelegenheit verzichtete und seinen Feind das nächste Mal stellte?
Aya hatte die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub. Beides war auf seine Weise inakzeptabel und nicht legitim, doch für eines musste er sich entscheiden. Eine der beiden Möglichkeiten war das, was morgen die Zukunft entscheiden würde.
"Ich werde morgen diesen Ring sprengen. Am Abend wird nichts davon mehr existieren, keine Person und keines der Gebäude", nahm er den Beinahe-Dialog wieder auf und fügte schließlich ruhig an: "Lasgo verlangt dich gegen Abend zurück."
Aya wusste, dass er damit alles aufs Spiel setzte, seinen Auftrag, Weiß, sein Leben, das seiner Schwester, doch irgendwie war er sich sicher, dass Crawford ihn nicht verraten würde....was in keinster Weise an etwaigen Sinneswandlungen oder plötzlichen Gewissensbissen des älteren Mannes lag.
Nein, es war ein Handel, ein Deal. Crawfords Verschwiegenheit gegen diese wichtige, lebensrettende Information.
Ran hatte seine Wahl getroffen. Es würde einen Waffenstillstand geben, bis sie diesem Ring entkommen waren. Erst dann wurde die Jagd Gut gegen Böse wieder aufgenommen....
Doch die Frage war nun, wie es weitergehen sollte. Was war am Besten.....sollte Crawford sofort gehen, oder sollte er bis zum Abend warten und dann im ausgebrochenen Tumult fliehen? Zum ersten Mal wünschte Aya sich, dass das Geschenk des Orakels ihm helfen würde, den besten Weg für die Zukunft zu finden....denn zuviel stand auf dem Plan, als dass er leichtfertig handeln konnte.
Der ruhige Blick des älteren Mannes hielt ihn für einen Moment unwissentlich gefangen, bevor Aya sich abwandte und an seinem Feind vorbei in das Wohnzimmer ging, sich schließlich schlaff auf das Sofa fallen lassend. Das würde eine wahrhaftig lange Nacht werden....
Er wollte, dass Crawford ihm nachkam. Komisch, aber es war so. Er wollte wissen, wie der morgige Tag ausgehen würde, wie er handeln musste.
Ein leises Geräusch ließ ihn hochsehen und seinen Feind begutachten, der nun wie schon zuvor am Türrahmen gelehnt stand und ihn seinerseits fixierte. Vor ein paar Tagen hätte Aya das nicht toleriert und wäre seinem Gegenüber an den Hals gegangen. Doch nun....
Eine unbequeme Stille breitete sich zwischen ihnen aus, ließ Aya unsicher an seinem Tee nippen. Sie hatten sich beinahe alles gesagt, zumindest das, was von Relevanz war. Was blieb also übrig? Nichts außer einer seichten Unterhaltung, die keiner von ihnen bereit war zu führen. Doch Aya verspürte auch nicht die geringste Lust, sich zurück ins Schlafzimmer zu begeben und gewaltsam zu versuchen, seinen Körper zum Schlaf zu zwingen.
Crawford stieß sich vom Türrahmen ab und ließ sich neben Aya in einem der gemütlichen Sessel nieder. Er zuckte deutlich zusammen, was der rothaarige Mann stumm zur Kenntnis nahm. Es versetzte ihm in gewisser Weise einen Stich, seinen Feind so zu sehen, schon alleine deswegen, weil er ihm so nicht ebenbürtig war. Geschwächt durch Lasgo.
"Wie sieht dein weiteres Vorgehen aus?"
Aya war sich bewusst, was genau in dieser kalten Frage mitschwang. Crawford ordnete sich ihm - bewusst oder unbewusst - unter, erkannte seine augenblickliche Macht über ihn an. Die Macht, ihn zu vernichten oder ihm die Freiheit zu schenken.
Der rothaarige Mann strich sich eine seiner Strähnen zurück hinter das Ohr und schloss für einen Moment die Augen. Er wusste, was Crawford meinte. Es ging in diesem Moment nicht darum, für welchen Weg Aya sich entschied, nein, das war schon längst festgelegt, es ging darum, wie der morgige Tag aussehen würde, welches Risiko Aya bereit war einzugehen um beides zu vereinbaren: Den Auftrag und sein Gewissen namens Ran.
"Es ist am Besten, wenn wir bis morgen Abend warten."
Aya stockte. Es war unangenehm, das "wir" auszusprechen.
"Du würdest heute Nacht nicht weit kommen, nicht mit den Wachen, die überall auf dem Gelände patrouillieren. Zudem kann ich dich nicht unbemerkt hier weg schaffen. Ergo bleibt nur noch der morgige Abend."
"Solch Vertrauen in meine Fähigkeiten", spöttelte das Orakel lächelnd und fixierte Aya mit einem dunklen, ruhigen Blick.
"Ich habe handfeste Beweise, oder etwa nicht?", gab Aya ebenso gelassen, ja beinahe hämisch zurück und verzog seine Lippen zu einem Grinsen, während er sein Gegenüber degradierend taxierte, seinen Blick über die angespannte Form vor ihm gleiten ließ.
"Sie sind nur allzu sichtbar", erwiderte der amerikanische Mann immer noch lächelnd, während in seinen Augen bereits ein dunkler Funken mehr und mehr an Größe gewann. Das Versprechen auf Rache, auch für das, was Aya getan hatte.
Und der Weiß wusste das. Er sah diesen Film an Bosheit, der ihm in dem Moment Schmerz versprach, in dem so etwas noch einmal vorfallen sollte. Doch nie....nie wieder würde Aya sich so derartig gehen lassen, dass er sich zu einer Vergewaltigung hinreißen ließe.
Nie wieder.
"Sie werden verblassen." Es war als kalte, herablassende Replik geplant, und dennoch verließen die Worte Ayas Lippen mit einem unsicheren Zittern, das, zwar kaum hörbar, dennoch deutlich erkennbar für den anderen Mann war.
"Werden sie das, ja? Weißt du das so genau?"
"Ja, werden sie. Genau wie Trauer, Hass und Schmerz, werden sie mit der Zeit einfach verschwinden....es dauert nur etwas. "
Aya schmunzelte leicht, während seine Hände erneut ihren Anker ergriffen und die Teetasse umklammerten. Es war eine deutliche Provokation des Weiß, aber schlicht und ergreifend auch die Wahrheit.
"Und was mache ich, wenn es solange wie bei dir dauert?"
Aya sah ruckartig auf und entdeckte pure, höhnische Bosheit in den dunklen Augen seines Gegenübers. Der Schwarz war zurück, mit voller mentaler Stärke.
Seine Finger entließen langsam die Tasse, stellten sie ab.
"Wenn ich es mir genau überlege", erwiderte der rothaarige Assassin zögernd, während er sich lächelnd vorbeugte, aufstand und um den anderen Mann herumging. "Eine Vergewaltigung wird nicht so leicht vergessen.....eigentlich nie. Du wirst auch noch Monate, Jahre danach seine Hände auf dir spüren, den Schmerz, den er dir zugefügt hat. Du wirst dich an die Erniedrigung erinnern, welche er dir zugefügt hat. Sag mir, Crawford...wie oft hat Lasgo sich an dir vergangen? Wie oft hat er dich benutzt, bevor du zusammengebrochen bist?"
Aya war währenddessen hinter seinem Geschenk stehen geblieben, hatte sich mit beiden Händen auf die Lehnen gestützt und ihm die letzten Worte ins Ohr gewispert. Obwohl er es nicht sehen konnte, wusste er, dass das Gesicht des Orakels angespannt war, dass die schmalen Lippen zu einer Linie gepresst waren, während der ältere Mann versuchte, nicht auf diese Worte zu reagieren.
Es dennoch nun tat, als er langsam aufstand, sich zu seinem Nemesis umdrehte und bedrohlich nahe an ihn heranglitt.
"Wie oft?", wiederholte er wispernd die vorherige Frage. "Wie oft.....soll ich dir zeigen, WIE oft, Ran Fujimiya?"
Damit griff er ruckartig nach dem jüngeren Mann und presste ihn bäuchlings über die Sessellehne, gleichzeitig die Hände des Weiß hinter seinem Rücken verschränkend. Aya konnte nicht vielmehr, als erschrocken zusammen zu zucken und vehement zu versuchen, sich gegen den anderen Mann zu wehren, was jedoch angesichts des unbezwingbaren Griffs um seine eigenen Gliedmaßen schier unmöglich war.
Die Vorderseite Crawfords presste sich wütend gegen sein eigenes Hinterteil, als das Orakel erbost knurrte:
"Sei vorsichtig mit dem, was du wünschst, Aya, denn vielleicht erfülle ich es dir....aber....vielleicht auch nicht. Vielleicht stelle ich mich mit dir und Lasgo nicht auf eine Stufe."
Damit stieß er sich ab, ließ Aya los und fast über die Lehne stürzen. Der rothaarige Mann merkte es nicht, viel zu geschockt vom direkten Vergleich zwischen Lasgo und ihm selbst. Doch war er soweit hergeholt? Hatte er selbst denn nicht auch versucht, sich an Crawford zu vergehen?
Aya stemmte sich hoch und kämpfte sich in die Waagerechte, um schließlich Crawford zu begegnen. Ihm und aufgebrachten, hasserfüllten braunen Augen, die ihn fixierten, die ihn töten wollten.
Aya lag eine Entschuldigung auf den Lippen, welche diese jedoch nie verließ, da sich die des Amerikaners nun öffneten und scharfe, hasserfüllte Worte verstießen, die Aya - ob er es wollte oder nicht - trafen.
"Du und deine selbstgerechten Handlungen, Abyssinian! Deine Selbstgerechtigkeit KOTZT mich an, Weiß, hat es schon immer getan! Du BIST kein weißer Jäger, egal, wie OFT du das noch betonst, wie oft du noch persönliche Motive deiner Rache vorschiebst. Wie OFT du dich über andere erhebst. Über MICH erhebst. Du bist keinen Deut besser, keinen! Lasgo und du....ihr seid euch nicht nur ähnlich...ihr könntet gleiches Blut in euch tragen. Wie Vater und Sohn!", herrschte Crawford ihn an, während seine dunklen Augen den anderen Mann fixierten, während kampferprobte Hände sich zu Fäusten ballten, während die geschändete Gestalt des Älteren sich verkrampfte, vor Wut beinahe zitterte.
Und dennoch....der erneute Vergleich zwischen ihm und Lasgo erzürnte Aya mehr als dass er es sich bewusst war und er schoss auf das Orakel zu, in der festen Absicht, Crawford beim Stoff des dünnen Sweatshirts zu packen und gegen die nächstliegende Wand zu donnern, was jedoch effektiv durch zwei stahlharte Griffe um seine Gelenke unterbunden wurde.
"Wag es, Schwarz, mich mit diesem......ABSCHAUM......zu vergleichen...", begann er fauchend, wurde jedoch von seinem Gegenüber abgewürgt.
"Warum sollte ich es NICHT tun, Fujimiya? Was ist denn der Unterschied zwischen euch? Dass du aufgehört hast, bevor du dich mir aufgezwungen hättest? Ist es das, ja?" Crawford lachte bitter auf. "Glaube mir, Ran, das ist keinen Deut besser als er. Und als ich. Wir sind vom gleichen Schlag, auch wenn du das vehement bestreitest!"
"Blödsinn!", zischte Aya und wehrte sich gegen den starken Griff des Schwarz, kam schließlich frei und stieß den Amerikaner zur Seite, während er in Richtung Küche flüchtete. Er wollte die Konfrontation nicht. Nicht heute. Niemals. Er hatte Recht, Crawford nicht. Fertig aus.
Er war gut.
Obwohl er Menschen tötete.
Seine Opfer waren Verbrecher.
"Du kannst nicht über mich richten, wenn du selbst Blut an deinen Händen hast", hörte er Crawford wütend sagen und drehte sich noch einmal um. Er wusste nicht, was ihn dazu antrieb, wusste nur, dass es die Stimme des dunkelhaarigen Mannes war, die ihn zurückhielt.
Und da stand er. Das sonst so ebenmäßige Gesicht zu einer einzigen Maske des Zorns verzogen, fixierte Crawford ihn, auch wenn er ihn nicht sah, nicht sehen konnte.
Eskalation?
Oder Kompromiss?
Aya schluckte eine ebenso zornige Antwort herunter und drehte sich schließlich erneut weg, auch, weil er sich selbst eine Replik auf diesen Vorwurf nicht gestattete, wusste er doch genau, dass Crawford mit dem Recht hatte.
Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht.....
Aya schnaubte erbittert auf.
Sein Glashaus war schon längst eingestürzt.
Das Geräusch der laut zufallenden Küchentür trennte ihn entgültig von seinem Geschenk, dem Mann, den er hasste, mehr denn je, leidenschaftlicher denn je.
Nur noch ein paar Stunden.....
Wie einfach wäre es jetzt doch, den anderen Mann ohne Gewissen zu töten und alle Probleme damit zu umschiffen.
Wie einfach.....
~~**~~
Crawford war ihm nicht nachgekommen, was Aya mit einem erleichterten Seufzen quittierte. Ein paar Stunden noch, bis er sich endlich wieder seinem normalen Leben widmen konnte. Seinem Leben mit Weiß.
In ein paar Stunden konnte er Crawford wieder als das sehen, was er war: sein Feind. Nicht sein Geschenk, nicht ein hilfloser, geschändeter Mann.
Doch ungeachtet aller Antipathien stand dem älteren Mann eine Antwort auf die Frage nach Ungewissheit zu. Er musste wissen, wie es morgen weitergehen würde. Er brauchte den zeitlichen Ablauf des morgigen Tages. Und so sehr Aya Crawford auch hasste, dieses beruhigende Wissen wollte er ihm nicht vorenthalten. Genauso wenig wie die Versicherung auf einen momentanen Waffenstillstand.
Aya verließ mit gestrafften Schultern die Küche, den Schwarz im Wohnzimmer vermutend. Und in der Tat, Crawford war dort, wo Aya ihn das letzte Mal gesehen hatte, nur dass er nun erneut in dem Sessel am Fenster saß, die Beine vorsichtig übereinander geschlagen, die Augen vertieft nach draußen gerichtet, die gesamte Gestalt angespannt.
Für einen Moment verlor sich der rothaarige Mann wie so oft in den vergangenen Stunden im Anblick seines Feindes, der hilflosen Gestalt. Wie so oft drifteten seine Gedanken für einen Moment ab, ließen ihn von seinem ursprünglichen Auftrag abweichen. Doch dann war dieser Augenblick auch schon vorbei, alle Sinne Ayas wieder vollkommen funktionstüchtig und auf die morgige Mission gerichtet.
"Wir....", riss er sich und den Schwarz aus der Starre "...sind uns, denke ich, einig, dass der Waffenstillstand erst dann beendet ist, wenn wir beide am morgigen Abend unversehrt die Basis verlassen haben. Dazu gehört auch, dass ich bestimmte Zeitpunkte festsetze, die du einhalten wirst, es sei denn, du willst versuchen, auf eigene Faust zu fliehen."
Aya ließ seine dominanten Worte einwirken, ließ dem älteren Mann Zeit, seine Gesichtszüge soweit zu kontrollieren, dass das anfangs hochmütige Lächeln nun ganz verschwand und das Orakel nickte.
"In diesem Fall bin ich wohl ganz auf deine Kompetenzen angewiesen", erwiderte Crawford nicht ohne zynischen Unterton, als er seinen Blick wieder dem Fenster und somit den dahinter liegenden Bäumen widmete.
Aya wusste, warum sich nun die Kiefer des Anderes so immens aufeinander pressten, dass er das Knirschen beinahe zu hören glaubte. Crawford WOLLTE seine Abhängigkeit in diesem Punkt nicht eingestehen, wollte nicht akzeptieren, dass er auch morgen die Kontrolle an den jüngeren Mann abgeben musste.
Doch hatte er eine Wahl?
Nein.
"Ich werde gegen halb fünf wieder hier sein, dann, wenn die ersten Detonationen für Unruhe und Verwirrung im Lager sorgen und wir unbemerkt entkommen können. Lasgo hatte geplant, dich gegen sieben wieder einzufordern, also wird die Zwischenspanne wohl groß genug sein. Aber ich denke nicht, dass er bis dahin noch lebt."
Der Weiß lächelte unsichtbar für den anderen Mann. Nein.....Lasgo würde dann nicht mehr leben....
Crawford nickte leicht, als Zeichen dafür, dass er verstanden hatte. Dass er Ayas Plan akzeptierte, ihm nicht widersprach.
Und der rothaarige Mann....er drehte sich nun schweigend um, ließ sich von seinen Beinen über das mahagonifarbene Parkett tragen, bevor er durch den Türrahmen trat, dann jedoch noch für einen Augenblick dort verweilte.
"Morgen ist alles vorbei.....", sagte er leise, wusste nicht, ob Crawford es nun gehört hatte oder warum genau er das getan hatte. Irgendwie schien es ihm ein Bedürfnis, seinem Feind diese Versicherung zuzusprechen, obwohl er selbst wusste, dass zumindest für das Orakel mit dem morgigen Tag gar nichts vorbei sein würde.
Damit begab er sich in sein Schlafzimmer, die Tür hinter sich schließend. Er würde versuchen zu schlafen, auch wenn er daran wahrscheinlich scheiterte. Und er würde den kommenden Tag erwarten.
~~**~~
Aya hatte Recht gehabt mit dem, was er vermutet hatte. Sein Körper hatte ihm keinen Schlaf gegönnt, so war er den Rest der Nacht wachgelegen, hatte schließlich den Sonnenaufgang beobachtet und sich dann aus dem Bett geschält.
Zeit, diesem Spuk ein Ende zu setzen.
Er duschte, begab sich in die Küche, machte sich Frühstück. Alles mechanisch, auf die Mission programmiert. Von nun an zählte kein Gedanke mehr, außer dem Sieg, der Vernichtung dieser Verbrecher.
Aya verschwendete keinen unnötigen Gedanken an Crawford und das, was geschehen würde. Von nun an gab es nicht die Möglichkeit des Versagens. Von nun an war er der perfekte Assassin, der alles kaltblütig ermordete, was sich ihm in den Weg stellte, was nicht gut war.
Zehn Uhr. Zeit, seiner Arbeit nachzugehen. Für ein paar Stunden noch, dann würde er wieder im "Kitten in the house" sein, seiner Realität. Aya ging in Richtung Wohnungstür, als ihn eine kalte, amüsierte Stimme zurückhielt und ihn sich umdrehen ließ.
"Wenn du dein normales Leben weiterleben willst, Kätzchen, solltest du diesen Auftrag nicht ausführen."
Der rothaarige Mann taxierte sein Gegenüber ausdruckslos, nahm die am Türpfosten gelehnte Gestalt in sich auf, prägte sich jedes Detail des geschundenen Körpers ein.
Dann lächelte er, drehte sich um und verließ das gemeinsame Apartment. Er begab sich zu den großen Hallen, zu Lasgo, wechselte ein paar freundliche Worte mit ihm, schlich sich schließlich unauffällig in die entlegenen Ecken der großen Lagerhalle, brachte, unsichtbar für die Überwachungskameras, Sprengköpfe an, die er heute Abend per Fernbedienung zünden würde.
Das Gleiche wiederholte er bei den Quartieren der übrigen Angestellten der Fabrik. Was übrig blieb, waren Lasgos eigene Residenz und der Fuhrpark, welche er ganz zu letzt selbst in die Luft jagen würde. Nachdem er Lasgo umgebracht hatte.
Zu sagen, Ayas Arbeit war ineffizient, wäre vermessen gewesen. Ganz im Gegenteil....der Weiß war schneller fertig als er selbst gedacht hatte und besah sich noch einmal seine Umgebung, die in weniger als fünf Stunden nicht mehr existieren würde. Nun galt es, Lasgos Spur aufzunehmen und sie bis zu seinem Mittelsmann zu verfolgen. Für Aya das Wichtigste am ganzen Auftrag überhaupt.
Und genau das tat er nun auch. Nach kurzer Suche fand er den älteren Mann, wie er sich auf seiner Terrasse entspannte, an einer Havanna zog. Sein gesamter Gesichtsausdruck war geprägt durch Zufriedenheit und Entspannung. Aber nicht mehr lange.....
Aya beobachtete von seinem Versteck aus, wie sich der Drogenhändler schließlich von seinem Platz in der warmen Herbstsonne erhob und ins Haus ging. Er folgte ihm ungesehen, unauffällig, übte sich in Geduld. Beobachtete jeden Schritt des Anderen, jede Bewegung, folgte ihm überall hin und das über drei Stunden.
Er wusste, dass Lasgo sich mit seinem Partner um halb drei traf. Es war nun viertel nach zwei und immer noch kein Anzeichen des ominösen Mannes, den Aya töten sollte. Also wartete er, bis schließlich auf die Sekunde genau ein schwarzer, abgedunkelter Mercedes vorfuhr, leise knirschend auf dem Kiesweg hielt und drei Personen ausstiegen. Zwei große, breitschultrige Männer, die eine dritte, anscheinend kleinere Gestalt vor seinen Blicken abschirmten.
Aya verfluchte seine derzeitige Position, aus der er nicht wirklich erkennen konnte, wer dieser Mittelsmann war und musste warten, bis sie alle das Haus betreten hatten, nur um dann ebenso unauffällig hinterher zu gehen und herauszufinden, wo genau sich sein Ziel befand.
Er entdeckte sowohl Lasgo als auch den Mittelsmann schließlich in einem etwas entlegenen Pavillon aus kugelsicherem und abhörgeschützten Glas, umgeben von sechs Leibwächtern, die sich rund herum postiert hatten und nun die Gegend vor eventuellen Störenfrieden sicherten.
Aya platzierte sich etwas weiter von der kleinen Gruppe entfernt in einem der Waldstücke und griff nach seinem Fernglas. Nun wollte er doch einmal sehen, wer nun der berüchtigte Mittelsmann war.
Der rothaarige Mann stockte für einen Moment als er merkte, dass es kein Mann, sondern eine Frau war, der weiblichen, schmalen Statur nach zur urteilen, dem schwarzen Kostüm nach zu schließen, das sich sanft um die schlanke Figur der Gestalt rankte.
Auch gut. Auftrag war Auftrag. Zu schade nur, dass die mit dem Rücken zu ihm stand und er nur Lasgos lächelndes Gesicht wahrnehmen konnte. Das und wie er sein Gegenüber nun herzlich umarmte und sie auf den Mund küsste.
Die Beiden setzten sich und Aya konnte einen Blick auf das Profil der ominösen Frau werfen, was ihm jedoch zur Hälfte durch einen breitgekrempelten Hut verhindert wurde. Er runzelte die Stirn. Irgendwoher.....irgendwoher kannte er sie. Hatte sie zumindest schon mal gesehen...
Aya konnte nicht hören, worüber die Beiden sprachen, natürlich nicht, konnte nur aus Gesten und Mimik erkennen, was gerade geschah. So sah er nun auch, dass Lasgo amüsiert auf die Kopfbekleidung der Frau deutete und sie ihr sanft abnahm. Sie lachte darauf, warf ihre schwarze Mähne nach hinten und lehnte sich gemütlich in dem großen Korbsessel zurück. Eben so, dass Aya nun eine klaren Blick auf ihre Frontalansicht werfen konnte.
Auf die ebenmäßige, alabasterfarbene Haut, die dunklen, mandelförmigen Augen, die hohe Stirn und markanten Wangenknochen. All das bezaubernd in seiner Schönheit. All das vernichtend in seiner Grausamkeit, als Aya nun die Ironie der ganzen Situation bewusst wurde.
Er kannte die Frau. Ja....er kannte sie nur zu gut.
Aya wusste nicht, dass er unter Schock stand, als er mit einer langsamen Bewegung das Fernglas sinken ließ und wie betäubt auf die kleine, nun ferne Gruppe vor ihm starrte.
Nein.....
Das war doch ein Irrtum, oder? Ein schrecklicher Irrtum....
Das war nicht Birman dort neben Lasgo. Nicht Birman, die lachte. Nicht Birman, die nun durch das Haar des älteren Mannes strich. Nicht Birman, die ihn verraten hatte. Nicht Birman, die er töten sollte.
~~~~~~
by Coco
Und noch einmal ich ^_^:
@Tonaradoss: Ob du noch FB geben darfst? *lach* sicherlich! Und Lemon gibbet nicht! Ätsch =P Wenn, dann müsstest du dich vertrauensvoll an die Herren Crawford und Fujimiya wenden...und schau sie dir an! Sehen die Beiden so aus, als ob sie miteinander in die Kiste springen wollen?
@Needoja: *lol*Das mit den Punkten ist gut, das muss ich mir merken!!
@Satsuki: Soso....Aya soll also leiden? Naja...mal schauen, was sich machen lässt, obwohl ich eher glaube, dass Crawford das Vorrecht darauf besitzt.
@D-chan: *sich verbeug* Vielen dank für dieses Kompliment! Es ist zwar schade, dass dir das Pairing nicht gefällt, aber schön, dass du die Geschichte trotzdem liest!
@farfu-chan: Vielen Dank! Um genau zu sein, habe ich bei dieser Geschichte schon ordentlich vorgearbeitet.
Bis zum nächsten Mal!
Danke an Koishii für das Fb und Caron für´s Beta!^^
Alles nicht mir!
Viel Spaß beim Lesen und happy C&Cing!
~~**~~
Es sah so aus, als ob es eine dieser schlaflosen, ruhigen und merkwürdig inspirierten Nächte werden würde, an deren Ende zunächst der morgendliche Vogelgesang und schließlich der Sonnenaufgang in aller Stille stand.
Aya hatte sie schon oft erlebt, solche Stunden, in denen er sich vollkommen seinen Gedanken widmete, sie fließen ließ. In denen er spürte, wie die Müdigkeit unterschwellig nach und nach an seinen Muskeln zerrte, an seiner Kondition. Und der Tag danach, durchsetzt mit halb zufallenden Lidern, schweren Gliedern, fahrigen Bewegungen.
Er war sich nicht sicher, ob er solche Nächte liebte oder hasste. Er wusste nur, dass sie ein merkwürdiges Gefühl in ihm auslösten. So auch jetzt, als er in der Küche stand und sich Tee kochte. Dabei mied er tunlichst das Wohnzimmer, immer noch nicht genau wissend, wie er seinem Nemesis überhaupt entgegentreten sollte.
Nachträglich konnte er sich wirklich für sein unüberlegtes, primitives Verhalten ohrfeigen. Sich so von der Lust treiben zu lassen....
Er konnte nicht sagen, dass es ihm leid tat, nein. Er konnte nicht erklären, wieso. Es war einfach so, dass er den Vorfall nicht bedauerte. Auch wenn er daran dachte, was Crawford kurz zuvor zugestoßen war, was ER ihm beinahe angetan hätte.....
"Was geschieht morgen?", durchbrach eine kalte, emotionslose Stimme seine Gedanken und ließ ihn ruhig hochsehen. Es war eine gute Frage, die Aya zunächst selbst noch nicht beantworten konnte. Das, was feststand, war seine Mission. Er würde morgen die gesamte Basis in die Luft jagen, in erster Linie jedoch dafür sorgen, dass weder Lasgo noch dieser ominöse Hintermann den kommenden Tag überleben würden.
Doch was diese Frage auch implizierte, war die Angst des älteren Mannes. Vor Lasgo. Aya konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Er gönnte Crawford diese Angst, die Ungewissheit vor der Zukunft.
"Was soll schon passieren?", erwiderte er und widmete sich vollstens dem vor sich hinziehenden Tee. "Lasgo bekommt das zurück, was er verlangt und ich erledige meine Mission. Nichts weiter."
Seine kleine, persönliche Rache an dem Menschen, der seine Familie getötet hatte.
Nichts als Stille antwortete ihm und Aya sah schließlich auf, nur um einem unlesbaren Blick aus dunklen, ernsten Augen entgegen zu treten. Er wusste, dass Crawford versuchte, ihn einzuschätzen, zu entscheiden, ob Ironie oder bitterer Ernst in seinen Worten mitschwang.
Aya musste unwillkürlich lächeln. Ironie oder Ernst...was von beiden war es? Just in diesem Augenblick hätte er die Antwort darauf selbst nicht geben können. Ein Teil in ihm wünschte sich, dass es ernst war, der Teil, der auch bereit gewesen war, den älteren Mann zu schänden. Doch dann....dann war da noch Ran, der gute, unschuldige Ran.
Und Ran erinnerte sich nun an den ersten Augenblick, an das Mitleid....
Der Tee gewann von Minute zu Minute immer mehr an Bedeutung, wurde zu einem Fixpunkt in Ayas eingeschränkter Sicht. Wieso konnte er Crawford nicht mehr in die dunklen Augen sehen? Das misshandelte Gesicht?
"Warum kommt Schuldig nicht und hilft dir?", fragte er plötzlich, auch für ihn unerwartet. Irgendetwas....irgendetwas musste die Stille durchbrechen.
"Er hat selbst einen Auftrag zu erledigen, ich kann ihn damit nicht behelligen."
"Und der Kleine?"
Crawford lachte. Es war kein fröhlicher Ton, nichts Freundliches. Bitterkeit war das Einzige, was Aya heraushören konnte.
"Unser Telekinet? Selbst wenn er nicht mit Schuldig unterwegs wäre....bliebe er immer noch ein Kind. Oder würdest du Takatori Junior darauf ansetzen, dich zu retten?"
Aya zuckte bei dem verhassten Namen innerlich wie äußerlich zusammen. Machte es dem Schwarz auch noch Spaß, ihn darauf hinzuweisen, dass Omi eigentlich Sprössling der Familie war, die Aya abgrundtief verachtete?
"Ich würde OMI nicht mit einer solchen Aufgabe betrauen", betonte der rothaarige Mann den jetzigen, unschuldigen Namen des jüngstens Weißmitgliedes und funkelte sein Gegenüber an, als Warnung, das Spiel nicht zu weit zu treiben.
Doch dieser schien nichts derartiges im Sinn zu haben. Vielmehr begegnete er den aufgebrachten, violetten Augen mit einer schier gespenstischen Ruhe.
"Dann steht es wohl schlecht für mich", entgegnete der ältere Mann mit einem hintergründigen Lächeln um den schmalen Mund herum.
Es war doch interessant zu sehen wie nun die pulverisierten Teeblätter in der durchsichtigen Tasse umherwirbelten, ganz den Gesetzen der Schwerkraft folgend. Zumal sie Aya eine willkommene Ablenkung waren.
Er würde ihn also morgen ohne zu zögern Lasgo ausliefern, damit dieser ein zweites Mal sein Spiel mit ihm trieb, ihn aufs Neue.....
Der bittere Geschmack, welcher sich nun in Ayas Mund ausbreitete, war sicherlich nur Zufall, ausgelöst durch Sodbrennen. Was anderes konnte es nicht sein, nein, das war unmöglich.
So hilflos....so gedemütigt hatte der andere Mann ausgesehen, als er vor ihm lag....nackt....missbraucht. Durfte...KONNTE Aya Gott spielen? Einfach so über das Schicksal eines Anderen entscheiden? Gut...er tat es mit jedem Mord, den er beging, immer und immer wieder, doch das hier...das war etwas anderes....
Oder?
Das Orakel würde seine gerechte Strafe erhalten für die Verbrechen, die er verübt hatte. Aber war Vergewaltigung die richtige Rache? War er als Assassin besser als Lasgo, der seinen Spaß daraus nährte, Menschen zu foltern, sie zu quälen?
Auch wenn seine Opfer alles andere als unschuldig waren?
Und was, wenn er den Schwarz gehen ließ? Was, wenn er auf diese Gelegenheit verzichtete und seinen Feind das nächste Mal stellte?
Aya hatte die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub. Beides war auf seine Weise inakzeptabel und nicht legitim, doch für eines musste er sich entscheiden. Eine der beiden Möglichkeiten war das, was morgen die Zukunft entscheiden würde.
"Ich werde morgen diesen Ring sprengen. Am Abend wird nichts davon mehr existieren, keine Person und keines der Gebäude", nahm er den Beinahe-Dialog wieder auf und fügte schließlich ruhig an: "Lasgo verlangt dich gegen Abend zurück."
Aya wusste, dass er damit alles aufs Spiel setzte, seinen Auftrag, Weiß, sein Leben, das seiner Schwester, doch irgendwie war er sich sicher, dass Crawford ihn nicht verraten würde....was in keinster Weise an etwaigen Sinneswandlungen oder plötzlichen Gewissensbissen des älteren Mannes lag.
Nein, es war ein Handel, ein Deal. Crawfords Verschwiegenheit gegen diese wichtige, lebensrettende Information.
Ran hatte seine Wahl getroffen. Es würde einen Waffenstillstand geben, bis sie diesem Ring entkommen waren. Erst dann wurde die Jagd Gut gegen Böse wieder aufgenommen....
Doch die Frage war nun, wie es weitergehen sollte. Was war am Besten.....sollte Crawford sofort gehen, oder sollte er bis zum Abend warten und dann im ausgebrochenen Tumult fliehen? Zum ersten Mal wünschte Aya sich, dass das Geschenk des Orakels ihm helfen würde, den besten Weg für die Zukunft zu finden....denn zuviel stand auf dem Plan, als dass er leichtfertig handeln konnte.
Der ruhige Blick des älteren Mannes hielt ihn für einen Moment unwissentlich gefangen, bevor Aya sich abwandte und an seinem Feind vorbei in das Wohnzimmer ging, sich schließlich schlaff auf das Sofa fallen lassend. Das würde eine wahrhaftig lange Nacht werden....
Er wollte, dass Crawford ihm nachkam. Komisch, aber es war so. Er wollte wissen, wie der morgige Tag ausgehen würde, wie er handeln musste.
Ein leises Geräusch ließ ihn hochsehen und seinen Feind begutachten, der nun wie schon zuvor am Türrahmen gelehnt stand und ihn seinerseits fixierte. Vor ein paar Tagen hätte Aya das nicht toleriert und wäre seinem Gegenüber an den Hals gegangen. Doch nun....
Eine unbequeme Stille breitete sich zwischen ihnen aus, ließ Aya unsicher an seinem Tee nippen. Sie hatten sich beinahe alles gesagt, zumindest das, was von Relevanz war. Was blieb also übrig? Nichts außer einer seichten Unterhaltung, die keiner von ihnen bereit war zu führen. Doch Aya verspürte auch nicht die geringste Lust, sich zurück ins Schlafzimmer zu begeben und gewaltsam zu versuchen, seinen Körper zum Schlaf zu zwingen.
Crawford stieß sich vom Türrahmen ab und ließ sich neben Aya in einem der gemütlichen Sessel nieder. Er zuckte deutlich zusammen, was der rothaarige Mann stumm zur Kenntnis nahm. Es versetzte ihm in gewisser Weise einen Stich, seinen Feind so zu sehen, schon alleine deswegen, weil er ihm so nicht ebenbürtig war. Geschwächt durch Lasgo.
"Wie sieht dein weiteres Vorgehen aus?"
Aya war sich bewusst, was genau in dieser kalten Frage mitschwang. Crawford ordnete sich ihm - bewusst oder unbewusst - unter, erkannte seine augenblickliche Macht über ihn an. Die Macht, ihn zu vernichten oder ihm die Freiheit zu schenken.
Der rothaarige Mann strich sich eine seiner Strähnen zurück hinter das Ohr und schloss für einen Moment die Augen. Er wusste, was Crawford meinte. Es ging in diesem Moment nicht darum, für welchen Weg Aya sich entschied, nein, das war schon längst festgelegt, es ging darum, wie der morgige Tag aussehen würde, welches Risiko Aya bereit war einzugehen um beides zu vereinbaren: Den Auftrag und sein Gewissen namens Ran.
"Es ist am Besten, wenn wir bis morgen Abend warten."
Aya stockte. Es war unangenehm, das "wir" auszusprechen.
"Du würdest heute Nacht nicht weit kommen, nicht mit den Wachen, die überall auf dem Gelände patrouillieren. Zudem kann ich dich nicht unbemerkt hier weg schaffen. Ergo bleibt nur noch der morgige Abend."
"Solch Vertrauen in meine Fähigkeiten", spöttelte das Orakel lächelnd und fixierte Aya mit einem dunklen, ruhigen Blick.
"Ich habe handfeste Beweise, oder etwa nicht?", gab Aya ebenso gelassen, ja beinahe hämisch zurück und verzog seine Lippen zu einem Grinsen, während er sein Gegenüber degradierend taxierte, seinen Blick über die angespannte Form vor ihm gleiten ließ.
"Sie sind nur allzu sichtbar", erwiderte der amerikanische Mann immer noch lächelnd, während in seinen Augen bereits ein dunkler Funken mehr und mehr an Größe gewann. Das Versprechen auf Rache, auch für das, was Aya getan hatte.
Und der Weiß wusste das. Er sah diesen Film an Bosheit, der ihm in dem Moment Schmerz versprach, in dem so etwas noch einmal vorfallen sollte. Doch nie....nie wieder würde Aya sich so derartig gehen lassen, dass er sich zu einer Vergewaltigung hinreißen ließe.
Nie wieder.
"Sie werden verblassen." Es war als kalte, herablassende Replik geplant, und dennoch verließen die Worte Ayas Lippen mit einem unsicheren Zittern, das, zwar kaum hörbar, dennoch deutlich erkennbar für den anderen Mann war.
"Werden sie das, ja? Weißt du das so genau?"
"Ja, werden sie. Genau wie Trauer, Hass und Schmerz, werden sie mit der Zeit einfach verschwinden....es dauert nur etwas. "
Aya schmunzelte leicht, während seine Hände erneut ihren Anker ergriffen und die Teetasse umklammerten. Es war eine deutliche Provokation des Weiß, aber schlicht und ergreifend auch die Wahrheit.
"Und was mache ich, wenn es solange wie bei dir dauert?"
Aya sah ruckartig auf und entdeckte pure, höhnische Bosheit in den dunklen Augen seines Gegenübers. Der Schwarz war zurück, mit voller mentaler Stärke.
Seine Finger entließen langsam die Tasse, stellten sie ab.
"Wenn ich es mir genau überlege", erwiderte der rothaarige Assassin zögernd, während er sich lächelnd vorbeugte, aufstand und um den anderen Mann herumging. "Eine Vergewaltigung wird nicht so leicht vergessen.....eigentlich nie. Du wirst auch noch Monate, Jahre danach seine Hände auf dir spüren, den Schmerz, den er dir zugefügt hat. Du wirst dich an die Erniedrigung erinnern, welche er dir zugefügt hat. Sag mir, Crawford...wie oft hat Lasgo sich an dir vergangen? Wie oft hat er dich benutzt, bevor du zusammengebrochen bist?"
Aya war währenddessen hinter seinem Geschenk stehen geblieben, hatte sich mit beiden Händen auf die Lehnen gestützt und ihm die letzten Worte ins Ohr gewispert. Obwohl er es nicht sehen konnte, wusste er, dass das Gesicht des Orakels angespannt war, dass die schmalen Lippen zu einer Linie gepresst waren, während der ältere Mann versuchte, nicht auf diese Worte zu reagieren.
Es dennoch nun tat, als er langsam aufstand, sich zu seinem Nemesis umdrehte und bedrohlich nahe an ihn heranglitt.
"Wie oft?", wiederholte er wispernd die vorherige Frage. "Wie oft.....soll ich dir zeigen, WIE oft, Ran Fujimiya?"
Damit griff er ruckartig nach dem jüngeren Mann und presste ihn bäuchlings über die Sessellehne, gleichzeitig die Hände des Weiß hinter seinem Rücken verschränkend. Aya konnte nicht vielmehr, als erschrocken zusammen zu zucken und vehement zu versuchen, sich gegen den anderen Mann zu wehren, was jedoch angesichts des unbezwingbaren Griffs um seine eigenen Gliedmaßen schier unmöglich war.
Die Vorderseite Crawfords presste sich wütend gegen sein eigenes Hinterteil, als das Orakel erbost knurrte:
"Sei vorsichtig mit dem, was du wünschst, Aya, denn vielleicht erfülle ich es dir....aber....vielleicht auch nicht. Vielleicht stelle ich mich mit dir und Lasgo nicht auf eine Stufe."
Damit stieß er sich ab, ließ Aya los und fast über die Lehne stürzen. Der rothaarige Mann merkte es nicht, viel zu geschockt vom direkten Vergleich zwischen Lasgo und ihm selbst. Doch war er soweit hergeholt? Hatte er selbst denn nicht auch versucht, sich an Crawford zu vergehen?
Aya stemmte sich hoch und kämpfte sich in die Waagerechte, um schließlich Crawford zu begegnen. Ihm und aufgebrachten, hasserfüllten braunen Augen, die ihn fixierten, die ihn töten wollten.
Aya lag eine Entschuldigung auf den Lippen, welche diese jedoch nie verließ, da sich die des Amerikaners nun öffneten und scharfe, hasserfüllte Worte verstießen, die Aya - ob er es wollte oder nicht - trafen.
"Du und deine selbstgerechten Handlungen, Abyssinian! Deine Selbstgerechtigkeit KOTZT mich an, Weiß, hat es schon immer getan! Du BIST kein weißer Jäger, egal, wie OFT du das noch betonst, wie oft du noch persönliche Motive deiner Rache vorschiebst. Wie OFT du dich über andere erhebst. Über MICH erhebst. Du bist keinen Deut besser, keinen! Lasgo und du....ihr seid euch nicht nur ähnlich...ihr könntet gleiches Blut in euch tragen. Wie Vater und Sohn!", herrschte Crawford ihn an, während seine dunklen Augen den anderen Mann fixierten, während kampferprobte Hände sich zu Fäusten ballten, während die geschändete Gestalt des Älteren sich verkrampfte, vor Wut beinahe zitterte.
Und dennoch....der erneute Vergleich zwischen ihm und Lasgo erzürnte Aya mehr als dass er es sich bewusst war und er schoss auf das Orakel zu, in der festen Absicht, Crawford beim Stoff des dünnen Sweatshirts zu packen und gegen die nächstliegende Wand zu donnern, was jedoch effektiv durch zwei stahlharte Griffe um seine Gelenke unterbunden wurde.
"Wag es, Schwarz, mich mit diesem......ABSCHAUM......zu vergleichen...", begann er fauchend, wurde jedoch von seinem Gegenüber abgewürgt.
"Warum sollte ich es NICHT tun, Fujimiya? Was ist denn der Unterschied zwischen euch? Dass du aufgehört hast, bevor du dich mir aufgezwungen hättest? Ist es das, ja?" Crawford lachte bitter auf. "Glaube mir, Ran, das ist keinen Deut besser als er. Und als ich. Wir sind vom gleichen Schlag, auch wenn du das vehement bestreitest!"
"Blödsinn!", zischte Aya und wehrte sich gegen den starken Griff des Schwarz, kam schließlich frei und stieß den Amerikaner zur Seite, während er in Richtung Küche flüchtete. Er wollte die Konfrontation nicht. Nicht heute. Niemals. Er hatte Recht, Crawford nicht. Fertig aus.
Er war gut.
Obwohl er Menschen tötete.
Seine Opfer waren Verbrecher.
"Du kannst nicht über mich richten, wenn du selbst Blut an deinen Händen hast", hörte er Crawford wütend sagen und drehte sich noch einmal um. Er wusste nicht, was ihn dazu antrieb, wusste nur, dass es die Stimme des dunkelhaarigen Mannes war, die ihn zurückhielt.
Und da stand er. Das sonst so ebenmäßige Gesicht zu einer einzigen Maske des Zorns verzogen, fixierte Crawford ihn, auch wenn er ihn nicht sah, nicht sehen konnte.
Eskalation?
Oder Kompromiss?
Aya schluckte eine ebenso zornige Antwort herunter und drehte sich schließlich erneut weg, auch, weil er sich selbst eine Replik auf diesen Vorwurf nicht gestattete, wusste er doch genau, dass Crawford mit dem Recht hatte.
Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht.....
Aya schnaubte erbittert auf.
Sein Glashaus war schon längst eingestürzt.
Das Geräusch der laut zufallenden Küchentür trennte ihn entgültig von seinem Geschenk, dem Mann, den er hasste, mehr denn je, leidenschaftlicher denn je.
Nur noch ein paar Stunden.....
Wie einfach wäre es jetzt doch, den anderen Mann ohne Gewissen zu töten und alle Probleme damit zu umschiffen.
Wie einfach.....
~~**~~
Crawford war ihm nicht nachgekommen, was Aya mit einem erleichterten Seufzen quittierte. Ein paar Stunden noch, bis er sich endlich wieder seinem normalen Leben widmen konnte. Seinem Leben mit Weiß.
In ein paar Stunden konnte er Crawford wieder als das sehen, was er war: sein Feind. Nicht sein Geschenk, nicht ein hilfloser, geschändeter Mann.
Doch ungeachtet aller Antipathien stand dem älteren Mann eine Antwort auf die Frage nach Ungewissheit zu. Er musste wissen, wie es morgen weitergehen würde. Er brauchte den zeitlichen Ablauf des morgigen Tages. Und so sehr Aya Crawford auch hasste, dieses beruhigende Wissen wollte er ihm nicht vorenthalten. Genauso wenig wie die Versicherung auf einen momentanen Waffenstillstand.
Aya verließ mit gestrafften Schultern die Küche, den Schwarz im Wohnzimmer vermutend. Und in der Tat, Crawford war dort, wo Aya ihn das letzte Mal gesehen hatte, nur dass er nun erneut in dem Sessel am Fenster saß, die Beine vorsichtig übereinander geschlagen, die Augen vertieft nach draußen gerichtet, die gesamte Gestalt angespannt.
Für einen Moment verlor sich der rothaarige Mann wie so oft in den vergangenen Stunden im Anblick seines Feindes, der hilflosen Gestalt. Wie so oft drifteten seine Gedanken für einen Moment ab, ließen ihn von seinem ursprünglichen Auftrag abweichen. Doch dann war dieser Augenblick auch schon vorbei, alle Sinne Ayas wieder vollkommen funktionstüchtig und auf die morgige Mission gerichtet.
"Wir....", riss er sich und den Schwarz aus der Starre "...sind uns, denke ich, einig, dass der Waffenstillstand erst dann beendet ist, wenn wir beide am morgigen Abend unversehrt die Basis verlassen haben. Dazu gehört auch, dass ich bestimmte Zeitpunkte festsetze, die du einhalten wirst, es sei denn, du willst versuchen, auf eigene Faust zu fliehen."
Aya ließ seine dominanten Worte einwirken, ließ dem älteren Mann Zeit, seine Gesichtszüge soweit zu kontrollieren, dass das anfangs hochmütige Lächeln nun ganz verschwand und das Orakel nickte.
"In diesem Fall bin ich wohl ganz auf deine Kompetenzen angewiesen", erwiderte Crawford nicht ohne zynischen Unterton, als er seinen Blick wieder dem Fenster und somit den dahinter liegenden Bäumen widmete.
Aya wusste, warum sich nun die Kiefer des Anderes so immens aufeinander pressten, dass er das Knirschen beinahe zu hören glaubte. Crawford WOLLTE seine Abhängigkeit in diesem Punkt nicht eingestehen, wollte nicht akzeptieren, dass er auch morgen die Kontrolle an den jüngeren Mann abgeben musste.
Doch hatte er eine Wahl?
Nein.
"Ich werde gegen halb fünf wieder hier sein, dann, wenn die ersten Detonationen für Unruhe und Verwirrung im Lager sorgen und wir unbemerkt entkommen können. Lasgo hatte geplant, dich gegen sieben wieder einzufordern, also wird die Zwischenspanne wohl groß genug sein. Aber ich denke nicht, dass er bis dahin noch lebt."
Der Weiß lächelte unsichtbar für den anderen Mann. Nein.....Lasgo würde dann nicht mehr leben....
Crawford nickte leicht, als Zeichen dafür, dass er verstanden hatte. Dass er Ayas Plan akzeptierte, ihm nicht widersprach.
Und der rothaarige Mann....er drehte sich nun schweigend um, ließ sich von seinen Beinen über das mahagonifarbene Parkett tragen, bevor er durch den Türrahmen trat, dann jedoch noch für einen Augenblick dort verweilte.
"Morgen ist alles vorbei.....", sagte er leise, wusste nicht, ob Crawford es nun gehört hatte oder warum genau er das getan hatte. Irgendwie schien es ihm ein Bedürfnis, seinem Feind diese Versicherung zuzusprechen, obwohl er selbst wusste, dass zumindest für das Orakel mit dem morgigen Tag gar nichts vorbei sein würde.
Damit begab er sich in sein Schlafzimmer, die Tür hinter sich schließend. Er würde versuchen zu schlafen, auch wenn er daran wahrscheinlich scheiterte. Und er würde den kommenden Tag erwarten.
~~**~~
Aya hatte Recht gehabt mit dem, was er vermutet hatte. Sein Körper hatte ihm keinen Schlaf gegönnt, so war er den Rest der Nacht wachgelegen, hatte schließlich den Sonnenaufgang beobachtet und sich dann aus dem Bett geschält.
Zeit, diesem Spuk ein Ende zu setzen.
Er duschte, begab sich in die Küche, machte sich Frühstück. Alles mechanisch, auf die Mission programmiert. Von nun an zählte kein Gedanke mehr, außer dem Sieg, der Vernichtung dieser Verbrecher.
Aya verschwendete keinen unnötigen Gedanken an Crawford und das, was geschehen würde. Von nun an gab es nicht die Möglichkeit des Versagens. Von nun an war er der perfekte Assassin, der alles kaltblütig ermordete, was sich ihm in den Weg stellte, was nicht gut war.
Zehn Uhr. Zeit, seiner Arbeit nachzugehen. Für ein paar Stunden noch, dann würde er wieder im "Kitten in the house" sein, seiner Realität. Aya ging in Richtung Wohnungstür, als ihn eine kalte, amüsierte Stimme zurückhielt und ihn sich umdrehen ließ.
"Wenn du dein normales Leben weiterleben willst, Kätzchen, solltest du diesen Auftrag nicht ausführen."
Der rothaarige Mann taxierte sein Gegenüber ausdruckslos, nahm die am Türpfosten gelehnte Gestalt in sich auf, prägte sich jedes Detail des geschundenen Körpers ein.
Dann lächelte er, drehte sich um und verließ das gemeinsame Apartment. Er begab sich zu den großen Hallen, zu Lasgo, wechselte ein paar freundliche Worte mit ihm, schlich sich schließlich unauffällig in die entlegenen Ecken der großen Lagerhalle, brachte, unsichtbar für die Überwachungskameras, Sprengköpfe an, die er heute Abend per Fernbedienung zünden würde.
Das Gleiche wiederholte er bei den Quartieren der übrigen Angestellten der Fabrik. Was übrig blieb, waren Lasgos eigene Residenz und der Fuhrpark, welche er ganz zu letzt selbst in die Luft jagen würde. Nachdem er Lasgo umgebracht hatte.
Zu sagen, Ayas Arbeit war ineffizient, wäre vermessen gewesen. Ganz im Gegenteil....der Weiß war schneller fertig als er selbst gedacht hatte und besah sich noch einmal seine Umgebung, die in weniger als fünf Stunden nicht mehr existieren würde. Nun galt es, Lasgos Spur aufzunehmen und sie bis zu seinem Mittelsmann zu verfolgen. Für Aya das Wichtigste am ganzen Auftrag überhaupt.
Und genau das tat er nun auch. Nach kurzer Suche fand er den älteren Mann, wie er sich auf seiner Terrasse entspannte, an einer Havanna zog. Sein gesamter Gesichtsausdruck war geprägt durch Zufriedenheit und Entspannung. Aber nicht mehr lange.....
Aya beobachtete von seinem Versteck aus, wie sich der Drogenhändler schließlich von seinem Platz in der warmen Herbstsonne erhob und ins Haus ging. Er folgte ihm ungesehen, unauffällig, übte sich in Geduld. Beobachtete jeden Schritt des Anderen, jede Bewegung, folgte ihm überall hin und das über drei Stunden.
Er wusste, dass Lasgo sich mit seinem Partner um halb drei traf. Es war nun viertel nach zwei und immer noch kein Anzeichen des ominösen Mannes, den Aya töten sollte. Also wartete er, bis schließlich auf die Sekunde genau ein schwarzer, abgedunkelter Mercedes vorfuhr, leise knirschend auf dem Kiesweg hielt und drei Personen ausstiegen. Zwei große, breitschultrige Männer, die eine dritte, anscheinend kleinere Gestalt vor seinen Blicken abschirmten.
Aya verfluchte seine derzeitige Position, aus der er nicht wirklich erkennen konnte, wer dieser Mittelsmann war und musste warten, bis sie alle das Haus betreten hatten, nur um dann ebenso unauffällig hinterher zu gehen und herauszufinden, wo genau sich sein Ziel befand.
Er entdeckte sowohl Lasgo als auch den Mittelsmann schließlich in einem etwas entlegenen Pavillon aus kugelsicherem und abhörgeschützten Glas, umgeben von sechs Leibwächtern, die sich rund herum postiert hatten und nun die Gegend vor eventuellen Störenfrieden sicherten.
Aya platzierte sich etwas weiter von der kleinen Gruppe entfernt in einem der Waldstücke und griff nach seinem Fernglas. Nun wollte er doch einmal sehen, wer nun der berüchtigte Mittelsmann war.
Der rothaarige Mann stockte für einen Moment als er merkte, dass es kein Mann, sondern eine Frau war, der weiblichen, schmalen Statur nach zur urteilen, dem schwarzen Kostüm nach zu schließen, das sich sanft um die schlanke Figur der Gestalt rankte.
Auch gut. Auftrag war Auftrag. Zu schade nur, dass die mit dem Rücken zu ihm stand und er nur Lasgos lächelndes Gesicht wahrnehmen konnte. Das und wie er sein Gegenüber nun herzlich umarmte und sie auf den Mund küsste.
Die Beiden setzten sich und Aya konnte einen Blick auf das Profil der ominösen Frau werfen, was ihm jedoch zur Hälfte durch einen breitgekrempelten Hut verhindert wurde. Er runzelte die Stirn. Irgendwoher.....irgendwoher kannte er sie. Hatte sie zumindest schon mal gesehen...
Aya konnte nicht hören, worüber die Beiden sprachen, natürlich nicht, konnte nur aus Gesten und Mimik erkennen, was gerade geschah. So sah er nun auch, dass Lasgo amüsiert auf die Kopfbekleidung der Frau deutete und sie ihr sanft abnahm. Sie lachte darauf, warf ihre schwarze Mähne nach hinten und lehnte sich gemütlich in dem großen Korbsessel zurück. Eben so, dass Aya nun eine klaren Blick auf ihre Frontalansicht werfen konnte.
Auf die ebenmäßige, alabasterfarbene Haut, die dunklen, mandelförmigen Augen, die hohe Stirn und markanten Wangenknochen. All das bezaubernd in seiner Schönheit. All das vernichtend in seiner Grausamkeit, als Aya nun die Ironie der ganzen Situation bewusst wurde.
Er kannte die Frau. Ja....er kannte sie nur zu gut.
Aya wusste nicht, dass er unter Schock stand, als er mit einer langsamen Bewegung das Fernglas sinken ließ und wie betäubt auf die kleine, nun ferne Gruppe vor ihm starrte.
Nein.....
Das war doch ein Irrtum, oder? Ein schrecklicher Irrtum....
Das war nicht Birman dort neben Lasgo. Nicht Birman, die lachte. Nicht Birman, die nun durch das Haar des älteren Mannes strich. Nicht Birman, die ihn verraten hatte. Nicht Birman, die er töten sollte.
~~~~~~
by Coco
Und noch einmal ich ^_^:
@Tonaradoss: Ob du noch FB geben darfst? *lach* sicherlich! Und Lemon gibbet nicht! Ätsch =P Wenn, dann müsstest du dich vertrauensvoll an die Herren Crawford und Fujimiya wenden...und schau sie dir an! Sehen die Beiden so aus, als ob sie miteinander in die Kiste springen wollen?
@Needoja: *lol*Das mit den Punkten ist gut, das muss ich mir merken!!
@Satsuki: Soso....Aya soll also leiden? Naja...mal schauen, was sich machen lässt, obwohl ich eher glaube, dass Crawford das Vorrecht darauf besitzt.
@D-chan: *sich verbeug* Vielen dank für dieses Kompliment! Es ist zwar schade, dass dir das Pairing nicht gefällt, aber schön, dass du die Geschichte trotzdem liest!
@farfu-chan: Vielen Dank! Um genau zu sein, habe ich bei dieser Geschichte schon ordentlich vorgearbeitet.
Bis zum nächsten Mal!
