Zuerst einmal ein Danke an die lieben Leute, die mir reviewt haben und
denen ihr es verdankt die Geschichte fertig lesen zu können:
Mystical Selena, Miss Shirley-Blythe, tau, sympathex
Ihr habt mich wirklich motiviert, mich mit der Tastatur abzuquälen.
A/N: So, es hat leider etwas länger gedauert (immer diese ablenkenden Prüfungen nebenher)aber nun hab ich es geschafft, den 2. Teil einzutippen, mit ein paar neuen Dumbledore-Szenen. Ich hoffe dadurch ist es nicht zu unübersichtlich geworden.
also just read, ach ja und reviews nicht vergessen
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Disclaimer: alles JKR, nix mir, nur mein kranker geist
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Snape, Spion seines Freundes
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Wieder schien der Vollmond, wie damals in jener verhängnisvollen Nacht. Nur diesmal schien sein Licht sanfter, tauchte die Umrisse des Schlosses in sein helles Licht und gab dem Schloss einen geheimnisvollen Glanz. Es wirkte so ruhig und friedlich und es war sein letzter Anker, der Snape am Leben hielt, um einmal in seinem Leben etwas richtig zu machen.
Snape kämpfte sich durch den hohen Schnee, der die Wiese zwischen dem Verbotenen Wald und dem Schloss bedeckte. Niemand hatte einen Weg freigeschaufelt, warum auch? Niemand ging in den Wald, schließlich war er nicht umsonst verboten. Er konzentrierte seine letzten Kräfte darauf, die Schule zu erreichen. Wenn er jetzt hinfallen würde, hätte er nicht mehr die Kraft aufzustehen. Dann würde er hier erfrieren, ohne dass sein Leben oder Tod den kleinsten Sinn gehabt hätte.
Snape war so konzentriert auf das große Tor, dass er die beißende Kälte nicht wahrnahm, vor die ihm sein durchnässter Umhang nicht schützen konnte. Er merkte nicht wie der hohe Schnee in seine Stiefel eindrang und seine Zehen erfrieren ließ. Er konzentrierte sich nur darauf, einmal in seinem Leben nicht zu versagen.
Im schien es eine Ewigkeit zu dauern bis er das Tor erreicht hatte. Es schien sich von ihm weg zu bewegen, ihn zu verhöhnen und zu verspotten. Er gehöre hier nicht her, seine Anwesenheit sei eine Beleidigung für dieses ehrwürdige Schloß, er solle zurückkehren in seinen Gulag, um still und leise zu verrotten. Ja, das Tor hatte Recht! Er verdiente keinen Platz auf dieser Welt.
"Aber ich habe noch etwas letztes wichtiges zu erledigen." Snape war sich nicht bewusst, dass er den Verhöhnungen des Tores laut geantwortet hatte. Zu tief war er in seinen Gedanken versunken, zu laut die Stimmen seiner Opfer.
Endlich hatte er das Tor erreicht, es war genauso groß und einschüchternd wie er es als Schüler in Erinnerung hatte. Zu diesem Ort war er mit Hoffung gekommen, Hoffnung endlich Freunde zu finden und seine Fähigkeiten entwickeln zu können. Aber diese Hoffnung war schnell erloschen, seine "Schulfreunde" hatten Snape schnell als hinterhältigen Bastard abgestempelt und er hatte sie gehasst dafür.
Aber jetzt als er seinen Erinnerungen nachhing, spürte er keinen Hass mehr auf sie. Sie hatten Recht gehabt, von Anfang an! Es wäre besser für ihn und die Welt gewesen, wenn ihn damals der Werwolf erwischt hätte. Wie viele Menschen wären dann heute noch Leben? Ja, damals hatte es ihn geschmerzt, dass alle beteiligten Personen einfach so davon gekommen sind, ohne Strafe. Es hatte seinen Hass nur weiter verstärkt. Es ist allen egal gewesen, dass er sterben hätte können. Snape war ja nur ein Übel, dass möglichst schnell vom Antlitz der Erde gelöscht werden musste, besser früher als später. Aber damals hatte es ihn tief getroffen, dass niemand diesen Mordversuch ernst genommen hatte, ihn als Mensch ernst genommen hatte. Es war nur ein harmloser Streich, es ist ja nichts passiert, sagten sie ihm damals. Sogar Dumbledore hatte ihm nicht geholfen. Warum sollte er ihm jetzt helfen, vielleicht sollte er wieder gehen und sich in ein dunkles Loch verkriechen und so sterben wie er gelebt hatte, einsam und voller Schmerzen.
Er wollte sich schon zu gehen anwenden, als plötzlich ein Bild vor seinen Augen erschien. Es war Dumbledore, wie er über eine kleine dunkle Gestalt in einem großen weißen Bett gebeugt war. Snape erkannte sich selbst in der kleinen Gestalt. Seine Hauskollegen hatten ihn wieder einmal verprügelt und als er im Krankensaal aufgewacht war, saß Dumbledore neben ihm und er hatte seine Hand gehalten. Dumbledore wollte von ihm wissen, wer ihm das angetan hatte. Aber man verrät als Slytherin keinen anderen Bewohner des Hauses, schon gar nicht gegenüber einem Lehrer. Snape hatte es ihnen später mit seinen Tränken mehrfach heimgezahlt, aber Dumbledore hatte er kein Wort verraten. Als auch der Direktor eingesehen hatte, dass er aus diesem stillen kleinen Jungen nichts herausbekommen würde, war Dumbledore aufgestanden und hatte sich schon zur Türe gewand, als er sich noch einmal umdrehte und den verletzten Jungen mit seinem Blick fixierte. "Wann immer du meine Hilfe brauchst oder einfach nur reden willst, meine Tür steht dir immer offen."
'Seine Tür steht immer offen und er wird dich nicht abweisen.' Wieder diese Stimme in Snapes Kopf. Wurde er langsam verrückt, dass er Stimmen hörte? Hatte sein Gewissen effektivere Wege gefunden, als ihn an Essen und Schlaf zu hindern, um sich bemerkbar zu machen? Snape wusste die Antwort nicht, aber die Stimme hatte ihn in seinem Beschluss bestärkt und Mut gegeben. Er straffte seinen nun gar nicht mehr so kleinen Körper, der noch immer in schwarz gehüllt war und hob seinen Zauberstab: "Alohomora" Die Tür schwang leise auf und Snape trat ein.
Die ganze Halle war weihnachtlich geschmückt. Er hatte sich so sehr von der Welt zurückgezogen, dass er ganz auf Weihnachten vergessen hatte. Aber er hatte dieses Fest so und so nie gemocht. Menschen, die einen das ganze Jahr über geärgert und verspottet haben, heuchelten nun Freundschaft und versuchten nett zu sein. Auf diese falschen Nettigkeiten hatte er gerne verzichtet und er hatte sich zu dieser Zeit noch mehr in sich zurückgezogen und war noch gemeiner zu jedem, der auch nur ein Wort mit ihm wechseln wollte.
Wenigstens würden jetzt fast keine Schüler hier sein und es würde hoffentlich niemand den maskierten Death Eater bemerken, der langsam die Stufen hoch steig, um zum Büro des Direktors zu gelangen. Snape überlegte, wie er reagieren sollte, wenn jemand seine Anwesenheit bemerken würde und wie er überhaupt in das Büro von Dumbledore gelangen sollte. Aus seiner Erfahrung als Schüler wusste er, dass der Gargoyle ein Passwort benötigte, um den Zugang zur Stiege und somit auch zum Büro frei zu geben. Auch die Vorliebe für Süßigkeiten als Passwörter war ihm bekannt, Snape war als Schüler schließlich öfters zum Direktor gerufen worden, auch wenn ihm selten etwas bewiesen werden konnte.
Als er den Gargoyle erreicht hatte und er gerade anfangen wollte alle ihm bekannten Süßigkeiten aufzuzählen, sprang der Gargoyle von allein zur Seite und die Treppe setzte sich in Bewegung.
Snape sprang reflexartig hinter eine Säule, seinen Zauberstab auf die Stelle gerichtet, wo er vermutete, dass bald jemand erscheinen würde und den tödlichen Fluch auf seinen Lippen. Als nach ein paar Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit erschienen, sich immer noch niemand sehen ließ, entspannte er sich etwas und es gelang ihn, den Death Eater wieder in eine dunkle Ecke zu drängen.
Eine neue Welle des Selbsthass durchflutete ihn. So sehr er es auch verabscheute zu töten, war er dazu in diesem Moment bereit dazu gewesen, egal ob Freund oder Feind. Nur weil ihn eine Bewegung erschreckt hatte! Snape hatte abgeschlossen mit der Welt, Frieden mit sich selbst war ein Luxus, den er sich nicht gestattete und er war bereit sein erbärmliches Leben loszulassen. Aber kaum trat eine unerwartete Situation ein, übernahm der Bastard in ihm, der schleimige Diener seines Meisters und wollte töten, um diesen Körper zu schützen. Die Ausbildung als Death Eater war sehr gründlich gewesen.
Wenn er sich nicht einmal selbst unter Kontrolle hatte, sich selbst nicht vertrauen konnte, warum sollte sich jemand anderes die Mühe machen? Er würde heute allem ein Ende machen, aufhören hier Zeit mit unnützen Gedanken verschwenden und stattdessen Dumbledore überzeugen, ihn anzuhören.
Entschlossen betrat er die Treppe, die sich nach oben bewegte, es konnte also gar niemand das Büro verlassen. Aber in seinen überspannten und übermüdeten Zustand hatte er es zuerst nicht bemerkt. 'Vielleicht hat der Direktor statt Passwörter eine Alterslinie eingeführt.' Der logische Teil seines Denkens, dem er auch seine schmerzhaft exakten Erinnerungen an alle seine Opfer verdankte, versuchte noch das Geheimnis der Treppe zu erkunden, als er schon die Türe zum Büro des Direktors erreicht hatte und anklopfte.
Ein gedämpftes "Herein!" erklang, Snape konnte aber nicht feststellen ob es erstaunt klang. Ohne zu Zögern, er hatte heute schon genug Zeit damit vergeudet sich schmerzhaften Erinnerungen zu stellen, betrat er ein großes ovales Büro voller Bilder und heller freundlicher Möbel. Der Raum wurde von einem großen Schreibtisch beherrscht, hinter dem Dumbledore saß, vor ihm lagen diverse Briefe und andere Papiere.
Wenn der Direktor überrascht war einen Death Eater in voller Uniform zu sehen, zu dessen Füßen sich das Wasser des geschmolzenen Schnees sammelte, so ließ er es sich nicht anmerken.
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Dumbledore betrachtete interessiert die schwarze Gestalt, die mitten in der Nacht Hogwarts betreten hatte. Der schwarze Umhang und die Maske gaben sie als Death Eater aus. 'Aber wie konnte ein Death Eater überhaupt Hogwarts betreten?', dachte der alte Zauberer verwundert. Es gab unzählige Schutzbanne, die ein feindseliges Eindringen verhindern sollten. Andererseits war der Death Eater allein und er wirkte überhaupt nicht gefährlich auf ihn. Der nasse Umhang klebte an seinen Körper, zumindest ging Dumbledore davon aus, dass es auf Grund der Größe ein Mann war. Der Death Eater wirkte trotz des dicken Umhangs ausgezerrt und er schien nicht sehr sicher auf seinen Beinen zu stehen.
Er hatte zwar seinen Zauberstab in der Hand, die aber zitterte, wie Dumbledore bemerkte. Viele hielten den Direktor für leicht verrückt oder senil, aber er war ein sehr scharfsinniger Mensch und auch ein solcher Beobachter. Dieser Mensch wollte etwas sehr wichtiges von ihm, wenn er mitten in der Nacht seinen größten Feind aufsuchte und er würde herausfinden was. Aber noch viel mehr interessierte ihn, wer hinter der Maske steckte. Seine Neugierde war geweckt.
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"Dürfte ich erfahren wer sie sind und was ich für sie tun kann?" Neugierde war aus seiner Stimme herauszuhören, aber keine Angst. Als wäre es normal für den Direktor spät in der Nacht Besuch von einem Diener seines ärgsten Feindes zu erhalten.
Snape war so verwundert, Dumbledore an seinem Schreibtisch sitzen zu sehen, fast als hätte er auf jemanden gewartet, dass er gar nicht bemerkte hatte, dass er noch die Maske trug. Er betrachtete einfach diesen völlig wehrlosen alten Mann, dessen Zauberstab einen Meter von ihm entfernt auf dem Tisch lag. Snape brauchte nur seinen eigenen Zauberstab heben, um den einzigen Zauberer zu töten, den Voldemort jemals gefürchtet hat.
"Haben sie keine Angst, dass ich sie töten könnte?" Keine Emotionen lagen in der Stimme, nur die Kälte, die Snapes ganzen Körper im Griff hatte. Diese Kälte konnte von keinem Feuer vertreiben werden, sie hatte sich tief in sein Inneres gefressen, über Jahre hinweg, vielleicht schon seit seiner Kindheit. Seine einzige Hoffnung auf Wärme war der Tod und die Hölle, die unweigerlich darauf folgen würde.
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Diese kalte Stimme gab Dumbledore einen Stich in seinem Herzen, sie klang so hoffnungslos, als hätte der Besitzer dieser Stimme alle seine Gefühle abgetötet und den Willen zum Leben verloren. Aber noch schlimmer war, dass ihm diese Stimme irgendwie bekannt vorkam. Konnte es sein das dieser Mensch Hogwarts als Schüler besucht hatte? Die Maske verdeckte fast das ganze Gesicht und ließ keine Rückschlüsse auf das Alter zu. Auch die starre aufrechte Haltung, die sich der Death Eater bemühte beizubehalten, gab den Direktor keine weiteren Hinweise auf die Identität seines späten Besuchers.
Er musste ihn dazu bringen seine Maske abzunehmen. Sicher, er könnte die Maske einfach wegzaubern, aber Dumbledore hatte das Gefühl, dass der Mann etwas wichtiges loswerden wollte und er sah keinen Sinn dahinter diese Chance so leichtfertig zu vertun und den ohnehin schon mitgenommenen Mann noch mehr zu zumuten.
"Ich glaube nicht, dass sie gekommen sind, um mich tu töten. Setzen sie sich und nehmen sie die Maske ab, ich sehe gerne das Gesicht meines Gesprächspartners."
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Langsam schritt Snape auf den Tisch zu und legte seinen Zauberstab darauf. Dumbledore hatte Recht, er wollte niemanden mehr verletzen oder töten, außer sich selbst. Er musste nur noch seine Informationen weitergeben und dann konnte er sich endlich der Dunkelheit ergeben, die schon so lange in ihm war und nur darauf wartete ihn zu seiner gerechten Strafe zu verhelfen.
Er ließ sich kraftlos in den Sessel vor dem Schreibtisch fallen, wo über viele Jahre hinweg Schüler gesessen hatten und ihre Vergehen gebeichtet haben. Auch Snape würde hier und jetzt beichten, aber er erwartete kein Verständnis, er wollte nur sicher gehen, dass seine Informationen ihr Ziel erreichten.
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Dumbledore beobachtete den Mann genau, als er sich seinem Schreibtisch näherte. Zuerst dachte er, er hätte einen schweren Fehler gemacht, da der Zauberstab seines Gegenübers noch immer annähernd in seine Richtung zeigte. Als der Death Eater seine Stab auf den Tisch legte und sich in einen der beiden Sessel vor dem Schreibtisch setzte, wirkten seine Bewegungen so müde und so resigniert, als hätte er mit seinem Zauberstab auch seine ganze Kraft hergegeben. Hatte der maskierte Mann eben noch groß und unnahbar gewirkt, wirkte er in dem Sessel wie ein zerknirschter Erstklässer nach einem misslungenen Streich. Dumbledores Gefühl, dass dieser Mann hier einmal Schüler war, wurde immer stärker. Welcher seiner ehemaligen Schützlinge saß nun vor ihm, bei welchen Schüler war seine Unterstützung und Hilfe nicht ausreichend gewesen, um ihn vor der Dunklen Seite zu bewahren?
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Der Direktor würde ihm nicht glauben, wenn Snape sein Gesicht nicht zeigte, auch wenn er den Triumph in Dumbledores Gesicht nicht sehen wollte, wenn der alte Mann bemerkte, dass die "Guten" mit ihrer Einschätzung seiner Person doch Recht gehabt haben.
Widerwillig schlug er die Kapuze seines Umhangs zurück und nahm die Maske ab. Innerlich wappnete er sich gegen den Triumph, den er sicher war, gleich zu sehen zu bekommen, oder vielleicht auch Ekel und Abscheu, die er schon so gut kannte. Er atmete noch einmal tief durch und hob dann den Kopf, um Dumbledore in die Augen zu sehen.
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Fettiges und verfilztes Haar hing ihm ins Gesicht, die bleiche kränklich gelbe Haut spannte sich über die eingefallenen Wangen wie über einen Totenschädel. Die schwarzen Augen konnte nicht einmal das Licht des Feuers erreichen, sie waren völlig glanzlos und stumpf. Sie glichen zwei endlos tiefen Tunneln. Auch im Gesicht war kein Leben zu erkennen, es war genauso eine Maske wie die Death Eater Maske, nur konnte sie nicht so einfach abgenommen werden.
Dumbledore vergaß kurzzeitig zu atmen. Das war nicht das Gesicht eines Lebenden, es glich eher einem Zombie. Sogar die Augen waren tot. Wie schrecklich war Voldemort, dass er seinen eigenen Anhängern so etwas antun konnte? Aber diese Augen und die schwarzen Haare erinnerten den Direktor an einen Schüler. Ein kleines düsteres Kind, dass immer um alles kämpfen musste und dass keine Freunde hatte, um ihn zu helfen. Konnte er es wirklich sein? Dieser Schüler, der nie aufgegeben hatte, der immer um seine Würde gekämpft hatte und sich nie geschlagen gegeben hatte. konnte dieser gebrochene Mann derselbe sein? Welche schrecklichen Dinge hatte er erlebt und getan, um seinen Glauben an sich zu verlieren und den letzten Funken Lebenswillen aufgegeben zu haben?
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"Severus?" So viel Mitgefühl und Traurigkeit schwang in dieser Frage, die eigentlich eine Feststellung war, mit. Mit Abscheu und Triumph wäre Snape fertig geworden, aber diese freundlichen blitzblauen Augen, die in sein Innerstes zu sehen schienen und das Mitgefühl, das in der Stimme lag, trafen ihn völlig unvorbereitet. Er konnte diesem Blick nicht standhalten. Es war zu ungewohnt für ihn etwas anderes als Ekel oder Angst in einem Gesicht zu sehen, egal ob das Gesicht eines Death Eaters, eines Opfers oder sein eigenes war.
"Was ist passiert?" Diese sanfte Stimme ließ ihn erschaudern. Er wollte sich in die Arme von Dumbledore werfen, weinen und alles vergessen. Aber das konnte er natürlich nicht tun, er musste es endlich hinter sich bringen. Ihn hatte in seiner Kindheit nie jemand umarmt und getröstet, er würde auch jetzt ohne diese lächerlichen Sentimentalitäten auskommen.
"Sieht man das nicht?", fragte Snape und versuchte seiner Stimme einen spöttischen Klang zu geben. Er versuchte seinen Schutzwall wieder aufzubauen, den Dumbledore mit einem Blick und ein paar Worten so einfach niedergerissen hatte. Aber er hielt seinen Blick weiterhin gesenkt, er wagte es nicht noch einmal den Blick seines ehemaligen Direktors zu begegnen, aus Angst seine Schutzwälle endgültig zu verlieren. "Ich bin ein Death Eater!" Das letzte Wort spuckte er gerade zu aus. "Besser gesagt ich war einer."
Für Snape schien mit diesen beiden kurzen Sätzen alles erklärt. Er war nicht hierher gekommen und über seine verpfuschtes Leben zu reden, sondern um mit seinem Wissen ein paar andere, wertvolle Leben zu retten. Er griff zum Schreibtisch und nahm Pergament und Feder an sich und schrieb mit zitternder Hand eine Reihe von Namen auf.
"Hier ist eine Liste von allen Death Eatern, die mir bekannt sind. Sie haben mir einmal ihre Hilfe angeboten und das ist meine einzige Bitte an sie. Geben sie diese Liste den Ministerium weiter, damit alle nach Askaban kommen."
Snape legte das Pergament zurück auf den Tisch und sah Dumbledore, der noch kein Zeichen der Zustimmung gegeben hatte, noch einmal tief in die Augen. Verzweifelt suchte er nach einer Bestätigung, dass der alte Mann die Wichtigkeit und Richtigkeit dieses Pergaments begriffen hatte. "Versprechen sie es mir!!"
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Dumbledore wandte den Blick nicht von seinem ehemaligen Schüler ab. Er versuchte noch immer den stillen Jungen und diesen verzweifelten Mann als ein und dieselbe Person zu sehen. Aber er konnte sich diese entsetzliche Veränderung einfach nicht erklären. Er wollte ihm helfen, niemand hat so Leben verdient, dass einen so zeichnete, nicht einmal ein Death Eater. Besser gesagt ein Ex-Death Eater, der gerade in seinem Büro sein Wissen aufschrieb, eine Liste aller Death Eater. Das würde dem Ministerium die Möglichkeit zu einem großen Schlag geben.
Severus, der seit dem ersten kurzen Augenkontakt, den Kopf gesenkt hatte, schaute ihn nun wieder an, mit so einer Verzweiflung und Intensität, als würde er Dumbledore als seinen letzten Rettungsring ansehen. Er wollte, nein musste diesem armen Kind helfen. Er wusste noch nicht wie, aber er war überzeugt er würde schon einen Weg finden.
"Ja, ich verspreche es. Und was dich angeht, Severus"-
"Machen sie sich keine Mühe, ich werde meinen Tod nicht dem inkompetenten Ministerium überlassen. Ich vertraue lieber auf mein Talent in der Kunst des Tränkebrauens." Die völlig emotionslose Stimme und die dumpfen Augen ließen Dumbledore einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Was war ihm bloß passiert, dass sein ehemaliger Schüler über seinen eigenen Tod wie über das Wetter sprach. Wie sollte er jemanden helfen, der nicht mehr leben wollte? Er musste ihm eine neue Aufgabe, ein neues Ziel in seinem Leben geben. Aber dazu musste er verstehen, wie er zu diesem wandelnden Toten geworden war.
Und so stelle er DIE Frage, die Frage die schon seit Jahrtausenden die Menschheit beschäftigte. Die Frage, auf die es Millionen Antworten gab und gleichzeitig keine einzige. Die Frage, die am schwersten zu beantworten war, da sich die Antwort mit jeder Sekunde die verstrich veränderte.
"Warum?"
"Warum was?" Snape hatte sein Ziel erreicht, Dumbledore würde die Informationen weiterleiten. Er wollte hier nicht mehr herumsitzen und reden.
"Warum willst du deinem Leben ein Ende setzen? Du bist noch so jung!"
"Haben sie mir nicht zugehört?!" Ich bin ein Death Eater, ich habe Menschen getötet!"
"Aber du hast dich geändert, du hast Voldemort den Rücken zugekehrt. Du hast deine Fehler eingesehen und bereut."
"Ja, ich habe meine Fehler erkannt, aber sie können nicht wieder gut gemacht werden. Eine Entschuldigung holt keine Toten ins Leben zurück!" Warum verstand ihn Dumbledore nicht, er hatte keine Entschuldigung oder zweite Chance verdient. Er was ein Mörder, der Abschaum der Menschheit, alle "Guten" wussten es und hatten es ihm auch ins Gesicht gesagt. Warum konnte nicht auch Dumbledore einfach sein wahres Wesen akzeptieren und ihn in Ruhe lassen?
"Jeder macht Fehler, sogar ich. Sie sind da, um aus ihnen zu lernen."
"Manche Fehler sind so groß, dass sie einen zerstören, und viele andere gleich mit."
"Severus,.. bitte erzähl mir, warum du dich Voldemort angeschlossen hast und noch viel wichtiger, warum du dich von ihm angewandt hast. Ich möchte dich verstehen und dir helfen."
"Niemand kann mir helfen, ich verdiene keine Hilfe, nur den Tod!"
"Erzähl es mir, wenigstens damit ich dich verstehe." Dumbledores Stimme hatte nun einen schärferen Unterton, nachdem er mit seinen früheren Bitten keine Antworten bekommen hatte. Er würde nicht so leicht aufgeben. Jedes Menschenleben war kostbar, er musste nur noch den Besitzer davon überzeugen. Das eine einfache Aufgabe zu nennen, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Er musste Severus Handlungen verstehen, wenn er eine neue Aufgabe für ihn finden wollte.
Auch Severus hatte den schärferen Ton gehört und fügte sich nun der Bitte des Direktors, in der Hoffnung dadurch schneller das Büro wieder verlassen zu können, um sich endlich der Dunkelheit zu ergeben. Severus erzählte seine Geschichte, von der "liebevollen" Erziehung seines Vaters bis zum Überfall heute in der Nacht. Er ließ nichts aus, weder seinen Hass, noch seinen Stolz ein Death Eater gewesen zu sein, noch eines seiner Opfer. Die ganze Zeit hielt er seinen Kopf gesenkt und redete mit leiser aber klarer Stimme, so dass Dumbledore jedes einzelne Wort verstand.
Nachdem Severus geendet hatte, wartete er auf eine Reaktion von Dumbledore, auf Worte des Abscheus oder einen Fluch. Vielleicht würde der alte Mann ihn sofort töten, das würde ihm ersparen einen Trank zu brauen.
Dumbledore hatte die Geschichte mit Entsetzen angehört, jeder neue Satz vergrößerte seine Sorgen. Kein Wunder, dass dieses arme Kind auf die falsche Seite gegangen war. Aber auch sein Wille, dieser verlorenen Seele zu helfen, wuchs mit jeder neuen schrecklichen Information die er hörte. Eine Idee fing an in seinen Kopf zu entstehen. Diese Aufgabe würde Severus sicher nicht ablehnen, aber konnte er sie vor sich selbst rechtfertigen?
"Severus, Kind, sieh mir in die Augen."
Dumbledores Stimme war noch immer sanft und mitfühlend. Langsam hob Severus den Kopf und sah den Direktor an, der den jungen Mann voller Verständnis ansah. Er hatte den alten Mann gerade alle seine Morde gestanden, all die dunklen Gedanken, die er in seinem Herzen weggeschlossen hatte, seine ganze düstere Existenz hatte er vor ihm ausgebreitet. Aber dieser Mann sah nicht vor Abscheu weg, wie es der Rest der Welt immer getan hatte, wie Severus es verdient hatte, er sah ihn an, mit Verständnis!
"Ich werfe dir rein gar nichts vor. Ich möchte dein Freund sein, bitte lass mich dir helfen", flehte ihn Dumbledore nun an.
Nicht nur, dass der Direktor ihn noch ansehen konnte, er wollte ihm auch noch helfen und sein Freund sein. Niemand hatte je etwas für Severus getan oder ihn kennen lernen oder sogar sein Freund sein wollen. Nur dieser alte Mann mit den gütigen blauen Augen wollte sein Freund sein, nachdem er ihn kennen gelernt hatte, nachdem er in den Abgrund seiner Seele geblickt hatte!
Tränen fingen an Severus über die Wangen zu strömen, erst bemerkte er es gar nicht. Er hatte schon so lange nicht mehr geweint, er hatte es sich selbst verboten, weil es ein Zeichen der Schwäche war. Aber jetzt strömten die Tränen immer heftiger, er fing an unkontrolliert zu schluchzen.
Plötzlich fühlte er Wärme und spürte eine Berührung. Dumbledore war aufgestanden und nahm Severus in seine Arme, wie ein Vater sein Kind. Er hielt Severus einfach fest, während er weinte und von Krämpfen geschüttelt wurde.
Behutsam nahm der ältere dem jüngeren Mann den nassen Umhang ab. Der knochige Körper erschreckte ihn, Severus war nicht einfach nur dünn, er war am verhungern. Noch zwei Wochen und er hätte sich einfach zu Tode gehungert. Dumbledore würde nicht zulassen, dass Severus starb! Er würde nicht noch einmal versagen, wie in der Schulzeit von Severus. Damals hatte er gedacht, dass Severus stark wäre, dass er seinen Weg gehen würde und die harten Worte der anderen Schüler ihn nicht beeinflussen könnten. Wie sehr hatte er sich getäuscht, Severus hatte ihn schon damals mit seiner Maske getäuscht. Dumbledore würde nicht zulassen, dass Severus ihn mit seiner Maske noch einmal täuschte. Er würde versuchen sein Freund zu sein, etwas was sich Severus so sehr gewünscht hatte, aber die bekommen hatte.
Severus weinte noch lange in den Armen des Direktors, an ihn geklammert wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. Die Tränen reinigten seine Seele, schwemmten seinen Hass weg, der ihn so lange begleitet hatte.
Nachdem er sich endlich beruhigt hatte und die dampfenden Schüssel Suppe gegessen hatte, die ihm Dumbledore in die Hand gedrückt hatte, wandte er sich seinem neuen Freund, seinem einzigen Freund zu.
"Was soll ich jetzt machen Direktor Dumbledore?"
"Albus."
Severus sah ihn nur verständnislos an.
"Ich bestehe darauf, dass mich meine Freunde Albus nennen", meinte er lächelnd.
"Du willst noch immer mein Freund sein, Direk- ähm..Albus?", unsicher wie ein kleines Kind sah er Albus an.
"Mehr denn je! Was du nun tun sollst? Dazu hätte ich eine Frage: Warum hast du mir die Namen der Death Eater gegeben?"
"Ich wollte einmal etwas "gutes" tun, als kleine Wiedergutmachung für alles schlechte, dass ich gemacht habe und um weitere schlimme Taten zu verhindern."
Dumbledore zögerte kurz, bevor er weiter sprach. "Wärst du bereit, dass weiterhin zu tun?"
Natürlich, ich werde alles tun, was du willst." Severus war bereit in die Hölle zu gehen für seinen einzigen Freund, der einzige der ihm jemals Wärme und das Gefühl der Geborgenheit gegeben hatte.
"Ich will, dass du zu Voldemort zurückkehrst und mich weiterhin mit Informationen versorgst. Ich will sicher gehen, dass du weißt, dass es nur eine Bitte ist Severus, kein Befehl."
"Ich soll zum Lord zurück und spionieren??" Severus konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Das war schlimmer als die Hölle je sein könnte.
"Es ist nur eine Bitte, du musst es nicht machen", beruhigte ihn Albus.
Sein Freund Albus, der ihn heute so sehr geholfen hatte, brauchte nun seine Hilfe und bat Severus um etwas. Das konnte er einfach nicht ablehnen, egal ob Befehl oder Bitte. Er würde Albus nie in seinem Leben enttäuschen, dass schwor er sich in diesem Moment. "Ich werde töten müssen!"
"Ja, aber du würdest mehr Menschen retten können, sieh es als Wiedergutmachung."
Nichts konnte Severus Taten wieder gut machen, keine noch so gute Handlungen oder noch so großen Schmerzen, aber das konnte Albus nicht verstehen. Er ist nie auf der Seine der Dunkelheit gewesen. Aber er würde Albus nicht enttäuschen. "Ich werde spionieren!" Das leichte Zittern in der Stimme seines neuen Spions entging Albus nicht. Er wusste welche große Bürde er da seinen Schützling zumutete, aber er wusste keinen anderen Weg, um Severus einen Sinn in seinen Leben zu geben, ganz zu schweigen von den vielen Leben, die das Ministerium mit diesen Informationen retten würde können. Albus beruhigte sein Gewissen damit, dass er Severus nicht gezwungen hatte, sondern dass dieser freiwillig zugestimmt hatte.
Sie besprachen noch einige Details des Plans und wie sie am besten ihre Informationen austauschen können, da Severus ja schlecht einfach in Hogwarts apparieren konnte, wenn er etwas erfuhr. Damit würden sie sich beide leichtsinnig in Gefahr begeben.
Als die Morgendämmerung anbrach, hatten sie endlich alles Details ihres Plans besprochen und Severus machte sich auf, um sich erneut der Welt zu stellen. An der Tür drehte er sich noch einmal um und fixierte Albus. "Hast du keine Angst, dass ich wieder dem Lord verfalle oder das Ganze nur ein ausgeklügelter Plan des Lords war?"
"Nein, ich vertraue dir voll und ganz!"
Severus brachte gerade noch ein Nicken zusammen, er war zu überwältigt zum sprechen. Albus vertraue ihm. Er war sein Freund und wollte ihm helfen. Glücklich, trocken, mit vollem Magen und mit einer nie gekannten Wärme verließ er das Schloß.
In diesem Moment ging die Sonne auf und der Schnee glitzerte wie Tausenden von Diamanten und gab der ganzen Umgebung etwas surreales. Vielleicht begann jetzt auch für Severus ein neuer glitzernder Tag, mit einer schützenden und wärmenden Sonne, die halbmondförmige Brillen trug.
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A/N: So für alle Leute die an ein Happy End glauben, die sollten jetzt aufhören zu lesen. Ich gehöre aber nicht dazu, die Welt ist kein romantischer Platz und ich bin kein romantischer Mensch. Ich sehe meine Hauptfigur (natürlich meine ich JKR Figur *zähneknirsch*) gerne leiden. Ich glaube nicht, dass Snape ein glücklicher Mensch ist, also bekommt er bei mir auch kein glückliches Ende. Ich weiß, ich mein ein sadistischer Mensch. Also alle die meine Meinung teilen, einfach weiter lesen, dauert nicht mehr lange.
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Aber manchen Menschen ist einfach kein glückliches Leben gegönnt, und Snape gehörte dazu. Seine Hochstimmung hielt bis zu seinem nächsten Death Eater Treffen an. Dann war er wieder gezwungen zu töten. Diesmal für den guten Zweck, um seine Tarnung zu wahren. Dieses eine Opfer würde mehrere andere Menschen retten. Das waren Ausreden, dass wusste Snape, die seinen Opfern nicht halfen, sie nicht wieder lebendig machten. Mit dem Mord kam auch sein Hass und die anklagenden Stimmen seiner Opfer wieder zurück. Nun hasste er Voldemort, aber auch sich selbst, für seine Leben voller Fehler, für die er nun wohl noch sehr lange bezahlen würde.
Nur in der Nähe von Albus konnte Severus seinen Hass vergessen und das Gefühl auskosten, gewollt und akzeptiert zu werden, um seiner selbst Willen. Aber Albus konnte ihm nicht helfen, wenn er an seinem Schreibtisch saß bis spät in die Nacht und Angst hatte, ins Bett zu gehen, Angst vor den Stimmen seiner Opfer in seinen Träumen.
Albus hatte Severus mit dem Auftrag zu spionieren ans Leben gebunden, es stand ihm nicht mehr zu selbst über seinen Tod zu bestimmen. Es würde Albus schwer treffen, wenn er sich das Leben nahm und es war ein zu einfacher Weg sich seiner Verantwortung zu entziehen, anstatt für seine Taten zu büßen. Er war bestraft mit dem Leben, jede Nacht seinen Opfern zu begegnen und jede wache Stunde von seinem Selbsthass zerfressen zu werden. Er hatte seinen Weg gewählt, nun musste er die Konsequenzen tragen.
+++++++ Ende, diesmal wirklich *g* +++++++
So, das war meine Version, warum Snape Spion wird und warum im Dumbledore so vertraut. Ich hoffe es hat euch gefallen.
ich würde mich natürlich sehr über reviews freuen, so wie jeder Autor...
Mystical Selena, Miss Shirley-Blythe, tau, sympathex
Ihr habt mich wirklich motiviert, mich mit der Tastatur abzuquälen.
A/N: So, es hat leider etwas länger gedauert (immer diese ablenkenden Prüfungen nebenher)aber nun hab ich es geschafft, den 2. Teil einzutippen, mit ein paar neuen Dumbledore-Szenen. Ich hoffe dadurch ist es nicht zu unübersichtlich geworden.
also just read, ach ja und reviews nicht vergessen
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Disclaimer: alles JKR, nix mir, nur mein kranker geist
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Snape, Spion seines Freundes
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Wieder schien der Vollmond, wie damals in jener verhängnisvollen Nacht. Nur diesmal schien sein Licht sanfter, tauchte die Umrisse des Schlosses in sein helles Licht und gab dem Schloss einen geheimnisvollen Glanz. Es wirkte so ruhig und friedlich und es war sein letzter Anker, der Snape am Leben hielt, um einmal in seinem Leben etwas richtig zu machen.
Snape kämpfte sich durch den hohen Schnee, der die Wiese zwischen dem Verbotenen Wald und dem Schloss bedeckte. Niemand hatte einen Weg freigeschaufelt, warum auch? Niemand ging in den Wald, schließlich war er nicht umsonst verboten. Er konzentrierte seine letzten Kräfte darauf, die Schule zu erreichen. Wenn er jetzt hinfallen würde, hätte er nicht mehr die Kraft aufzustehen. Dann würde er hier erfrieren, ohne dass sein Leben oder Tod den kleinsten Sinn gehabt hätte.
Snape war so konzentriert auf das große Tor, dass er die beißende Kälte nicht wahrnahm, vor die ihm sein durchnässter Umhang nicht schützen konnte. Er merkte nicht wie der hohe Schnee in seine Stiefel eindrang und seine Zehen erfrieren ließ. Er konzentrierte sich nur darauf, einmal in seinem Leben nicht zu versagen.
Im schien es eine Ewigkeit zu dauern bis er das Tor erreicht hatte. Es schien sich von ihm weg zu bewegen, ihn zu verhöhnen und zu verspotten. Er gehöre hier nicht her, seine Anwesenheit sei eine Beleidigung für dieses ehrwürdige Schloß, er solle zurückkehren in seinen Gulag, um still und leise zu verrotten. Ja, das Tor hatte Recht! Er verdiente keinen Platz auf dieser Welt.
"Aber ich habe noch etwas letztes wichtiges zu erledigen." Snape war sich nicht bewusst, dass er den Verhöhnungen des Tores laut geantwortet hatte. Zu tief war er in seinen Gedanken versunken, zu laut die Stimmen seiner Opfer.
Endlich hatte er das Tor erreicht, es war genauso groß und einschüchternd wie er es als Schüler in Erinnerung hatte. Zu diesem Ort war er mit Hoffung gekommen, Hoffnung endlich Freunde zu finden und seine Fähigkeiten entwickeln zu können. Aber diese Hoffnung war schnell erloschen, seine "Schulfreunde" hatten Snape schnell als hinterhältigen Bastard abgestempelt und er hatte sie gehasst dafür.
Aber jetzt als er seinen Erinnerungen nachhing, spürte er keinen Hass mehr auf sie. Sie hatten Recht gehabt, von Anfang an! Es wäre besser für ihn und die Welt gewesen, wenn ihn damals der Werwolf erwischt hätte. Wie viele Menschen wären dann heute noch Leben? Ja, damals hatte es ihn geschmerzt, dass alle beteiligten Personen einfach so davon gekommen sind, ohne Strafe. Es hatte seinen Hass nur weiter verstärkt. Es ist allen egal gewesen, dass er sterben hätte können. Snape war ja nur ein Übel, dass möglichst schnell vom Antlitz der Erde gelöscht werden musste, besser früher als später. Aber damals hatte es ihn tief getroffen, dass niemand diesen Mordversuch ernst genommen hatte, ihn als Mensch ernst genommen hatte. Es war nur ein harmloser Streich, es ist ja nichts passiert, sagten sie ihm damals. Sogar Dumbledore hatte ihm nicht geholfen. Warum sollte er ihm jetzt helfen, vielleicht sollte er wieder gehen und sich in ein dunkles Loch verkriechen und so sterben wie er gelebt hatte, einsam und voller Schmerzen.
Er wollte sich schon zu gehen anwenden, als plötzlich ein Bild vor seinen Augen erschien. Es war Dumbledore, wie er über eine kleine dunkle Gestalt in einem großen weißen Bett gebeugt war. Snape erkannte sich selbst in der kleinen Gestalt. Seine Hauskollegen hatten ihn wieder einmal verprügelt und als er im Krankensaal aufgewacht war, saß Dumbledore neben ihm und er hatte seine Hand gehalten. Dumbledore wollte von ihm wissen, wer ihm das angetan hatte. Aber man verrät als Slytherin keinen anderen Bewohner des Hauses, schon gar nicht gegenüber einem Lehrer. Snape hatte es ihnen später mit seinen Tränken mehrfach heimgezahlt, aber Dumbledore hatte er kein Wort verraten. Als auch der Direktor eingesehen hatte, dass er aus diesem stillen kleinen Jungen nichts herausbekommen würde, war Dumbledore aufgestanden und hatte sich schon zur Türe gewand, als er sich noch einmal umdrehte und den verletzten Jungen mit seinem Blick fixierte. "Wann immer du meine Hilfe brauchst oder einfach nur reden willst, meine Tür steht dir immer offen."
'Seine Tür steht immer offen und er wird dich nicht abweisen.' Wieder diese Stimme in Snapes Kopf. Wurde er langsam verrückt, dass er Stimmen hörte? Hatte sein Gewissen effektivere Wege gefunden, als ihn an Essen und Schlaf zu hindern, um sich bemerkbar zu machen? Snape wusste die Antwort nicht, aber die Stimme hatte ihn in seinem Beschluss bestärkt und Mut gegeben. Er straffte seinen nun gar nicht mehr so kleinen Körper, der noch immer in schwarz gehüllt war und hob seinen Zauberstab: "Alohomora" Die Tür schwang leise auf und Snape trat ein.
Die ganze Halle war weihnachtlich geschmückt. Er hatte sich so sehr von der Welt zurückgezogen, dass er ganz auf Weihnachten vergessen hatte. Aber er hatte dieses Fest so und so nie gemocht. Menschen, die einen das ganze Jahr über geärgert und verspottet haben, heuchelten nun Freundschaft und versuchten nett zu sein. Auf diese falschen Nettigkeiten hatte er gerne verzichtet und er hatte sich zu dieser Zeit noch mehr in sich zurückgezogen und war noch gemeiner zu jedem, der auch nur ein Wort mit ihm wechseln wollte.
Wenigstens würden jetzt fast keine Schüler hier sein und es würde hoffentlich niemand den maskierten Death Eater bemerken, der langsam die Stufen hoch steig, um zum Büro des Direktors zu gelangen. Snape überlegte, wie er reagieren sollte, wenn jemand seine Anwesenheit bemerken würde und wie er überhaupt in das Büro von Dumbledore gelangen sollte. Aus seiner Erfahrung als Schüler wusste er, dass der Gargoyle ein Passwort benötigte, um den Zugang zur Stiege und somit auch zum Büro frei zu geben. Auch die Vorliebe für Süßigkeiten als Passwörter war ihm bekannt, Snape war als Schüler schließlich öfters zum Direktor gerufen worden, auch wenn ihm selten etwas bewiesen werden konnte.
Als er den Gargoyle erreicht hatte und er gerade anfangen wollte alle ihm bekannten Süßigkeiten aufzuzählen, sprang der Gargoyle von allein zur Seite und die Treppe setzte sich in Bewegung.
Snape sprang reflexartig hinter eine Säule, seinen Zauberstab auf die Stelle gerichtet, wo er vermutete, dass bald jemand erscheinen würde und den tödlichen Fluch auf seinen Lippen. Als nach ein paar Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit erschienen, sich immer noch niemand sehen ließ, entspannte er sich etwas und es gelang ihn, den Death Eater wieder in eine dunkle Ecke zu drängen.
Eine neue Welle des Selbsthass durchflutete ihn. So sehr er es auch verabscheute zu töten, war er dazu in diesem Moment bereit dazu gewesen, egal ob Freund oder Feind. Nur weil ihn eine Bewegung erschreckt hatte! Snape hatte abgeschlossen mit der Welt, Frieden mit sich selbst war ein Luxus, den er sich nicht gestattete und er war bereit sein erbärmliches Leben loszulassen. Aber kaum trat eine unerwartete Situation ein, übernahm der Bastard in ihm, der schleimige Diener seines Meisters und wollte töten, um diesen Körper zu schützen. Die Ausbildung als Death Eater war sehr gründlich gewesen.
Wenn er sich nicht einmal selbst unter Kontrolle hatte, sich selbst nicht vertrauen konnte, warum sollte sich jemand anderes die Mühe machen? Er würde heute allem ein Ende machen, aufhören hier Zeit mit unnützen Gedanken verschwenden und stattdessen Dumbledore überzeugen, ihn anzuhören.
Entschlossen betrat er die Treppe, die sich nach oben bewegte, es konnte also gar niemand das Büro verlassen. Aber in seinen überspannten und übermüdeten Zustand hatte er es zuerst nicht bemerkt. 'Vielleicht hat der Direktor statt Passwörter eine Alterslinie eingeführt.' Der logische Teil seines Denkens, dem er auch seine schmerzhaft exakten Erinnerungen an alle seine Opfer verdankte, versuchte noch das Geheimnis der Treppe zu erkunden, als er schon die Türe zum Büro des Direktors erreicht hatte und anklopfte.
Ein gedämpftes "Herein!" erklang, Snape konnte aber nicht feststellen ob es erstaunt klang. Ohne zu Zögern, er hatte heute schon genug Zeit damit vergeudet sich schmerzhaften Erinnerungen zu stellen, betrat er ein großes ovales Büro voller Bilder und heller freundlicher Möbel. Der Raum wurde von einem großen Schreibtisch beherrscht, hinter dem Dumbledore saß, vor ihm lagen diverse Briefe und andere Papiere.
Wenn der Direktor überrascht war einen Death Eater in voller Uniform zu sehen, zu dessen Füßen sich das Wasser des geschmolzenen Schnees sammelte, so ließ er es sich nicht anmerken.
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Dumbledore betrachtete interessiert die schwarze Gestalt, die mitten in der Nacht Hogwarts betreten hatte. Der schwarze Umhang und die Maske gaben sie als Death Eater aus. 'Aber wie konnte ein Death Eater überhaupt Hogwarts betreten?', dachte der alte Zauberer verwundert. Es gab unzählige Schutzbanne, die ein feindseliges Eindringen verhindern sollten. Andererseits war der Death Eater allein und er wirkte überhaupt nicht gefährlich auf ihn. Der nasse Umhang klebte an seinen Körper, zumindest ging Dumbledore davon aus, dass es auf Grund der Größe ein Mann war. Der Death Eater wirkte trotz des dicken Umhangs ausgezerrt und er schien nicht sehr sicher auf seinen Beinen zu stehen.
Er hatte zwar seinen Zauberstab in der Hand, die aber zitterte, wie Dumbledore bemerkte. Viele hielten den Direktor für leicht verrückt oder senil, aber er war ein sehr scharfsinniger Mensch und auch ein solcher Beobachter. Dieser Mensch wollte etwas sehr wichtiges von ihm, wenn er mitten in der Nacht seinen größten Feind aufsuchte und er würde herausfinden was. Aber noch viel mehr interessierte ihn, wer hinter der Maske steckte. Seine Neugierde war geweckt.
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"Dürfte ich erfahren wer sie sind und was ich für sie tun kann?" Neugierde war aus seiner Stimme herauszuhören, aber keine Angst. Als wäre es normal für den Direktor spät in der Nacht Besuch von einem Diener seines ärgsten Feindes zu erhalten.
Snape war so verwundert, Dumbledore an seinem Schreibtisch sitzen zu sehen, fast als hätte er auf jemanden gewartet, dass er gar nicht bemerkte hatte, dass er noch die Maske trug. Er betrachtete einfach diesen völlig wehrlosen alten Mann, dessen Zauberstab einen Meter von ihm entfernt auf dem Tisch lag. Snape brauchte nur seinen eigenen Zauberstab heben, um den einzigen Zauberer zu töten, den Voldemort jemals gefürchtet hat.
"Haben sie keine Angst, dass ich sie töten könnte?" Keine Emotionen lagen in der Stimme, nur die Kälte, die Snapes ganzen Körper im Griff hatte. Diese Kälte konnte von keinem Feuer vertreiben werden, sie hatte sich tief in sein Inneres gefressen, über Jahre hinweg, vielleicht schon seit seiner Kindheit. Seine einzige Hoffnung auf Wärme war der Tod und die Hölle, die unweigerlich darauf folgen würde.
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Diese kalte Stimme gab Dumbledore einen Stich in seinem Herzen, sie klang so hoffnungslos, als hätte der Besitzer dieser Stimme alle seine Gefühle abgetötet und den Willen zum Leben verloren. Aber noch schlimmer war, dass ihm diese Stimme irgendwie bekannt vorkam. Konnte es sein das dieser Mensch Hogwarts als Schüler besucht hatte? Die Maske verdeckte fast das ganze Gesicht und ließ keine Rückschlüsse auf das Alter zu. Auch die starre aufrechte Haltung, die sich der Death Eater bemühte beizubehalten, gab den Direktor keine weiteren Hinweise auf die Identität seines späten Besuchers.
Er musste ihn dazu bringen seine Maske abzunehmen. Sicher, er könnte die Maske einfach wegzaubern, aber Dumbledore hatte das Gefühl, dass der Mann etwas wichtiges loswerden wollte und er sah keinen Sinn dahinter diese Chance so leichtfertig zu vertun und den ohnehin schon mitgenommenen Mann noch mehr zu zumuten.
"Ich glaube nicht, dass sie gekommen sind, um mich tu töten. Setzen sie sich und nehmen sie die Maske ab, ich sehe gerne das Gesicht meines Gesprächspartners."
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Langsam schritt Snape auf den Tisch zu und legte seinen Zauberstab darauf. Dumbledore hatte Recht, er wollte niemanden mehr verletzen oder töten, außer sich selbst. Er musste nur noch seine Informationen weitergeben und dann konnte er sich endlich der Dunkelheit ergeben, die schon so lange in ihm war und nur darauf wartete ihn zu seiner gerechten Strafe zu verhelfen.
Er ließ sich kraftlos in den Sessel vor dem Schreibtisch fallen, wo über viele Jahre hinweg Schüler gesessen hatten und ihre Vergehen gebeichtet haben. Auch Snape würde hier und jetzt beichten, aber er erwartete kein Verständnis, er wollte nur sicher gehen, dass seine Informationen ihr Ziel erreichten.
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Dumbledore beobachtete den Mann genau, als er sich seinem Schreibtisch näherte. Zuerst dachte er, er hätte einen schweren Fehler gemacht, da der Zauberstab seines Gegenübers noch immer annähernd in seine Richtung zeigte. Als der Death Eater seine Stab auf den Tisch legte und sich in einen der beiden Sessel vor dem Schreibtisch setzte, wirkten seine Bewegungen so müde und so resigniert, als hätte er mit seinem Zauberstab auch seine ganze Kraft hergegeben. Hatte der maskierte Mann eben noch groß und unnahbar gewirkt, wirkte er in dem Sessel wie ein zerknirschter Erstklässer nach einem misslungenen Streich. Dumbledores Gefühl, dass dieser Mann hier einmal Schüler war, wurde immer stärker. Welcher seiner ehemaligen Schützlinge saß nun vor ihm, bei welchen Schüler war seine Unterstützung und Hilfe nicht ausreichend gewesen, um ihn vor der Dunklen Seite zu bewahren?
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Der Direktor würde ihm nicht glauben, wenn Snape sein Gesicht nicht zeigte, auch wenn er den Triumph in Dumbledores Gesicht nicht sehen wollte, wenn der alte Mann bemerkte, dass die "Guten" mit ihrer Einschätzung seiner Person doch Recht gehabt haben.
Widerwillig schlug er die Kapuze seines Umhangs zurück und nahm die Maske ab. Innerlich wappnete er sich gegen den Triumph, den er sicher war, gleich zu sehen zu bekommen, oder vielleicht auch Ekel und Abscheu, die er schon so gut kannte. Er atmete noch einmal tief durch und hob dann den Kopf, um Dumbledore in die Augen zu sehen.
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Fettiges und verfilztes Haar hing ihm ins Gesicht, die bleiche kränklich gelbe Haut spannte sich über die eingefallenen Wangen wie über einen Totenschädel. Die schwarzen Augen konnte nicht einmal das Licht des Feuers erreichen, sie waren völlig glanzlos und stumpf. Sie glichen zwei endlos tiefen Tunneln. Auch im Gesicht war kein Leben zu erkennen, es war genauso eine Maske wie die Death Eater Maske, nur konnte sie nicht so einfach abgenommen werden.
Dumbledore vergaß kurzzeitig zu atmen. Das war nicht das Gesicht eines Lebenden, es glich eher einem Zombie. Sogar die Augen waren tot. Wie schrecklich war Voldemort, dass er seinen eigenen Anhängern so etwas antun konnte? Aber diese Augen und die schwarzen Haare erinnerten den Direktor an einen Schüler. Ein kleines düsteres Kind, dass immer um alles kämpfen musste und dass keine Freunde hatte, um ihn zu helfen. Konnte er es wirklich sein? Dieser Schüler, der nie aufgegeben hatte, der immer um seine Würde gekämpft hatte und sich nie geschlagen gegeben hatte. konnte dieser gebrochene Mann derselbe sein? Welche schrecklichen Dinge hatte er erlebt und getan, um seinen Glauben an sich zu verlieren und den letzten Funken Lebenswillen aufgegeben zu haben?
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"Severus?" So viel Mitgefühl und Traurigkeit schwang in dieser Frage, die eigentlich eine Feststellung war, mit. Mit Abscheu und Triumph wäre Snape fertig geworden, aber diese freundlichen blitzblauen Augen, die in sein Innerstes zu sehen schienen und das Mitgefühl, das in der Stimme lag, trafen ihn völlig unvorbereitet. Er konnte diesem Blick nicht standhalten. Es war zu ungewohnt für ihn etwas anderes als Ekel oder Angst in einem Gesicht zu sehen, egal ob das Gesicht eines Death Eaters, eines Opfers oder sein eigenes war.
"Was ist passiert?" Diese sanfte Stimme ließ ihn erschaudern. Er wollte sich in die Arme von Dumbledore werfen, weinen und alles vergessen. Aber das konnte er natürlich nicht tun, er musste es endlich hinter sich bringen. Ihn hatte in seiner Kindheit nie jemand umarmt und getröstet, er würde auch jetzt ohne diese lächerlichen Sentimentalitäten auskommen.
"Sieht man das nicht?", fragte Snape und versuchte seiner Stimme einen spöttischen Klang zu geben. Er versuchte seinen Schutzwall wieder aufzubauen, den Dumbledore mit einem Blick und ein paar Worten so einfach niedergerissen hatte. Aber er hielt seinen Blick weiterhin gesenkt, er wagte es nicht noch einmal den Blick seines ehemaligen Direktors zu begegnen, aus Angst seine Schutzwälle endgültig zu verlieren. "Ich bin ein Death Eater!" Das letzte Wort spuckte er gerade zu aus. "Besser gesagt ich war einer."
Für Snape schien mit diesen beiden kurzen Sätzen alles erklärt. Er war nicht hierher gekommen und über seine verpfuschtes Leben zu reden, sondern um mit seinem Wissen ein paar andere, wertvolle Leben zu retten. Er griff zum Schreibtisch und nahm Pergament und Feder an sich und schrieb mit zitternder Hand eine Reihe von Namen auf.
"Hier ist eine Liste von allen Death Eatern, die mir bekannt sind. Sie haben mir einmal ihre Hilfe angeboten und das ist meine einzige Bitte an sie. Geben sie diese Liste den Ministerium weiter, damit alle nach Askaban kommen."
Snape legte das Pergament zurück auf den Tisch und sah Dumbledore, der noch kein Zeichen der Zustimmung gegeben hatte, noch einmal tief in die Augen. Verzweifelt suchte er nach einer Bestätigung, dass der alte Mann die Wichtigkeit und Richtigkeit dieses Pergaments begriffen hatte. "Versprechen sie es mir!!"
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Dumbledore wandte den Blick nicht von seinem ehemaligen Schüler ab. Er versuchte noch immer den stillen Jungen und diesen verzweifelten Mann als ein und dieselbe Person zu sehen. Aber er konnte sich diese entsetzliche Veränderung einfach nicht erklären. Er wollte ihm helfen, niemand hat so Leben verdient, dass einen so zeichnete, nicht einmal ein Death Eater. Besser gesagt ein Ex-Death Eater, der gerade in seinem Büro sein Wissen aufschrieb, eine Liste aller Death Eater. Das würde dem Ministerium die Möglichkeit zu einem großen Schlag geben.
Severus, der seit dem ersten kurzen Augenkontakt, den Kopf gesenkt hatte, schaute ihn nun wieder an, mit so einer Verzweiflung und Intensität, als würde er Dumbledore als seinen letzten Rettungsring ansehen. Er wollte, nein musste diesem armen Kind helfen. Er wusste noch nicht wie, aber er war überzeugt er würde schon einen Weg finden.
"Ja, ich verspreche es. Und was dich angeht, Severus"-
"Machen sie sich keine Mühe, ich werde meinen Tod nicht dem inkompetenten Ministerium überlassen. Ich vertraue lieber auf mein Talent in der Kunst des Tränkebrauens." Die völlig emotionslose Stimme und die dumpfen Augen ließen Dumbledore einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Was war ihm bloß passiert, dass sein ehemaliger Schüler über seinen eigenen Tod wie über das Wetter sprach. Wie sollte er jemanden helfen, der nicht mehr leben wollte? Er musste ihm eine neue Aufgabe, ein neues Ziel in seinem Leben geben. Aber dazu musste er verstehen, wie er zu diesem wandelnden Toten geworden war.
Und so stelle er DIE Frage, die Frage die schon seit Jahrtausenden die Menschheit beschäftigte. Die Frage, auf die es Millionen Antworten gab und gleichzeitig keine einzige. Die Frage, die am schwersten zu beantworten war, da sich die Antwort mit jeder Sekunde die verstrich veränderte.
"Warum?"
"Warum was?" Snape hatte sein Ziel erreicht, Dumbledore würde die Informationen weiterleiten. Er wollte hier nicht mehr herumsitzen und reden.
"Warum willst du deinem Leben ein Ende setzen? Du bist noch so jung!"
"Haben sie mir nicht zugehört?!" Ich bin ein Death Eater, ich habe Menschen getötet!"
"Aber du hast dich geändert, du hast Voldemort den Rücken zugekehrt. Du hast deine Fehler eingesehen und bereut."
"Ja, ich habe meine Fehler erkannt, aber sie können nicht wieder gut gemacht werden. Eine Entschuldigung holt keine Toten ins Leben zurück!" Warum verstand ihn Dumbledore nicht, er hatte keine Entschuldigung oder zweite Chance verdient. Er was ein Mörder, der Abschaum der Menschheit, alle "Guten" wussten es und hatten es ihm auch ins Gesicht gesagt. Warum konnte nicht auch Dumbledore einfach sein wahres Wesen akzeptieren und ihn in Ruhe lassen?
"Jeder macht Fehler, sogar ich. Sie sind da, um aus ihnen zu lernen."
"Manche Fehler sind so groß, dass sie einen zerstören, und viele andere gleich mit."
"Severus,.. bitte erzähl mir, warum du dich Voldemort angeschlossen hast und noch viel wichtiger, warum du dich von ihm angewandt hast. Ich möchte dich verstehen und dir helfen."
"Niemand kann mir helfen, ich verdiene keine Hilfe, nur den Tod!"
"Erzähl es mir, wenigstens damit ich dich verstehe." Dumbledores Stimme hatte nun einen schärferen Unterton, nachdem er mit seinen früheren Bitten keine Antworten bekommen hatte. Er würde nicht so leicht aufgeben. Jedes Menschenleben war kostbar, er musste nur noch den Besitzer davon überzeugen. Das eine einfache Aufgabe zu nennen, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Er musste Severus Handlungen verstehen, wenn er eine neue Aufgabe für ihn finden wollte.
Auch Severus hatte den schärferen Ton gehört und fügte sich nun der Bitte des Direktors, in der Hoffnung dadurch schneller das Büro wieder verlassen zu können, um sich endlich der Dunkelheit zu ergeben. Severus erzählte seine Geschichte, von der "liebevollen" Erziehung seines Vaters bis zum Überfall heute in der Nacht. Er ließ nichts aus, weder seinen Hass, noch seinen Stolz ein Death Eater gewesen zu sein, noch eines seiner Opfer. Die ganze Zeit hielt er seinen Kopf gesenkt und redete mit leiser aber klarer Stimme, so dass Dumbledore jedes einzelne Wort verstand.
Nachdem Severus geendet hatte, wartete er auf eine Reaktion von Dumbledore, auf Worte des Abscheus oder einen Fluch. Vielleicht würde der alte Mann ihn sofort töten, das würde ihm ersparen einen Trank zu brauen.
Dumbledore hatte die Geschichte mit Entsetzen angehört, jeder neue Satz vergrößerte seine Sorgen. Kein Wunder, dass dieses arme Kind auf die falsche Seite gegangen war. Aber auch sein Wille, dieser verlorenen Seele zu helfen, wuchs mit jeder neuen schrecklichen Information die er hörte. Eine Idee fing an in seinen Kopf zu entstehen. Diese Aufgabe würde Severus sicher nicht ablehnen, aber konnte er sie vor sich selbst rechtfertigen?
"Severus, Kind, sieh mir in die Augen."
Dumbledores Stimme war noch immer sanft und mitfühlend. Langsam hob Severus den Kopf und sah den Direktor an, der den jungen Mann voller Verständnis ansah. Er hatte den alten Mann gerade alle seine Morde gestanden, all die dunklen Gedanken, die er in seinem Herzen weggeschlossen hatte, seine ganze düstere Existenz hatte er vor ihm ausgebreitet. Aber dieser Mann sah nicht vor Abscheu weg, wie es der Rest der Welt immer getan hatte, wie Severus es verdient hatte, er sah ihn an, mit Verständnis!
"Ich werfe dir rein gar nichts vor. Ich möchte dein Freund sein, bitte lass mich dir helfen", flehte ihn Dumbledore nun an.
Nicht nur, dass der Direktor ihn noch ansehen konnte, er wollte ihm auch noch helfen und sein Freund sein. Niemand hatte je etwas für Severus getan oder ihn kennen lernen oder sogar sein Freund sein wollen. Nur dieser alte Mann mit den gütigen blauen Augen wollte sein Freund sein, nachdem er ihn kennen gelernt hatte, nachdem er in den Abgrund seiner Seele geblickt hatte!
Tränen fingen an Severus über die Wangen zu strömen, erst bemerkte er es gar nicht. Er hatte schon so lange nicht mehr geweint, er hatte es sich selbst verboten, weil es ein Zeichen der Schwäche war. Aber jetzt strömten die Tränen immer heftiger, er fing an unkontrolliert zu schluchzen.
Plötzlich fühlte er Wärme und spürte eine Berührung. Dumbledore war aufgestanden und nahm Severus in seine Arme, wie ein Vater sein Kind. Er hielt Severus einfach fest, während er weinte und von Krämpfen geschüttelt wurde.
Behutsam nahm der ältere dem jüngeren Mann den nassen Umhang ab. Der knochige Körper erschreckte ihn, Severus war nicht einfach nur dünn, er war am verhungern. Noch zwei Wochen und er hätte sich einfach zu Tode gehungert. Dumbledore würde nicht zulassen, dass Severus starb! Er würde nicht noch einmal versagen, wie in der Schulzeit von Severus. Damals hatte er gedacht, dass Severus stark wäre, dass er seinen Weg gehen würde und die harten Worte der anderen Schüler ihn nicht beeinflussen könnten. Wie sehr hatte er sich getäuscht, Severus hatte ihn schon damals mit seiner Maske getäuscht. Dumbledore würde nicht zulassen, dass Severus ihn mit seiner Maske noch einmal täuschte. Er würde versuchen sein Freund zu sein, etwas was sich Severus so sehr gewünscht hatte, aber die bekommen hatte.
Severus weinte noch lange in den Armen des Direktors, an ihn geklammert wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. Die Tränen reinigten seine Seele, schwemmten seinen Hass weg, der ihn so lange begleitet hatte.
Nachdem er sich endlich beruhigt hatte und die dampfenden Schüssel Suppe gegessen hatte, die ihm Dumbledore in die Hand gedrückt hatte, wandte er sich seinem neuen Freund, seinem einzigen Freund zu.
"Was soll ich jetzt machen Direktor Dumbledore?"
"Albus."
Severus sah ihn nur verständnislos an.
"Ich bestehe darauf, dass mich meine Freunde Albus nennen", meinte er lächelnd.
"Du willst noch immer mein Freund sein, Direk- ähm..Albus?", unsicher wie ein kleines Kind sah er Albus an.
"Mehr denn je! Was du nun tun sollst? Dazu hätte ich eine Frage: Warum hast du mir die Namen der Death Eater gegeben?"
"Ich wollte einmal etwas "gutes" tun, als kleine Wiedergutmachung für alles schlechte, dass ich gemacht habe und um weitere schlimme Taten zu verhindern."
Dumbledore zögerte kurz, bevor er weiter sprach. "Wärst du bereit, dass weiterhin zu tun?"
Natürlich, ich werde alles tun, was du willst." Severus war bereit in die Hölle zu gehen für seinen einzigen Freund, der einzige der ihm jemals Wärme und das Gefühl der Geborgenheit gegeben hatte.
"Ich will, dass du zu Voldemort zurückkehrst und mich weiterhin mit Informationen versorgst. Ich will sicher gehen, dass du weißt, dass es nur eine Bitte ist Severus, kein Befehl."
"Ich soll zum Lord zurück und spionieren??" Severus konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Das war schlimmer als die Hölle je sein könnte.
"Es ist nur eine Bitte, du musst es nicht machen", beruhigte ihn Albus.
Sein Freund Albus, der ihn heute so sehr geholfen hatte, brauchte nun seine Hilfe und bat Severus um etwas. Das konnte er einfach nicht ablehnen, egal ob Befehl oder Bitte. Er würde Albus nie in seinem Leben enttäuschen, dass schwor er sich in diesem Moment. "Ich werde töten müssen!"
"Ja, aber du würdest mehr Menschen retten können, sieh es als Wiedergutmachung."
Nichts konnte Severus Taten wieder gut machen, keine noch so gute Handlungen oder noch so großen Schmerzen, aber das konnte Albus nicht verstehen. Er ist nie auf der Seine der Dunkelheit gewesen. Aber er würde Albus nicht enttäuschen. "Ich werde spionieren!" Das leichte Zittern in der Stimme seines neuen Spions entging Albus nicht. Er wusste welche große Bürde er da seinen Schützling zumutete, aber er wusste keinen anderen Weg, um Severus einen Sinn in seinen Leben zu geben, ganz zu schweigen von den vielen Leben, die das Ministerium mit diesen Informationen retten würde können. Albus beruhigte sein Gewissen damit, dass er Severus nicht gezwungen hatte, sondern dass dieser freiwillig zugestimmt hatte.
Sie besprachen noch einige Details des Plans und wie sie am besten ihre Informationen austauschen können, da Severus ja schlecht einfach in Hogwarts apparieren konnte, wenn er etwas erfuhr. Damit würden sie sich beide leichtsinnig in Gefahr begeben.
Als die Morgendämmerung anbrach, hatten sie endlich alles Details ihres Plans besprochen und Severus machte sich auf, um sich erneut der Welt zu stellen. An der Tür drehte er sich noch einmal um und fixierte Albus. "Hast du keine Angst, dass ich wieder dem Lord verfalle oder das Ganze nur ein ausgeklügelter Plan des Lords war?"
"Nein, ich vertraue dir voll und ganz!"
Severus brachte gerade noch ein Nicken zusammen, er war zu überwältigt zum sprechen. Albus vertraue ihm. Er war sein Freund und wollte ihm helfen. Glücklich, trocken, mit vollem Magen und mit einer nie gekannten Wärme verließ er das Schloß.
In diesem Moment ging die Sonne auf und der Schnee glitzerte wie Tausenden von Diamanten und gab der ganzen Umgebung etwas surreales. Vielleicht begann jetzt auch für Severus ein neuer glitzernder Tag, mit einer schützenden und wärmenden Sonne, die halbmondförmige Brillen trug.
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A/N: So für alle Leute die an ein Happy End glauben, die sollten jetzt aufhören zu lesen. Ich gehöre aber nicht dazu, die Welt ist kein romantischer Platz und ich bin kein romantischer Mensch. Ich sehe meine Hauptfigur (natürlich meine ich JKR Figur *zähneknirsch*) gerne leiden. Ich glaube nicht, dass Snape ein glücklicher Mensch ist, also bekommt er bei mir auch kein glückliches Ende. Ich weiß, ich mein ein sadistischer Mensch. Also alle die meine Meinung teilen, einfach weiter lesen, dauert nicht mehr lange.
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Aber manchen Menschen ist einfach kein glückliches Leben gegönnt, und Snape gehörte dazu. Seine Hochstimmung hielt bis zu seinem nächsten Death Eater Treffen an. Dann war er wieder gezwungen zu töten. Diesmal für den guten Zweck, um seine Tarnung zu wahren. Dieses eine Opfer würde mehrere andere Menschen retten. Das waren Ausreden, dass wusste Snape, die seinen Opfern nicht halfen, sie nicht wieder lebendig machten. Mit dem Mord kam auch sein Hass und die anklagenden Stimmen seiner Opfer wieder zurück. Nun hasste er Voldemort, aber auch sich selbst, für seine Leben voller Fehler, für die er nun wohl noch sehr lange bezahlen würde.
Nur in der Nähe von Albus konnte Severus seinen Hass vergessen und das Gefühl auskosten, gewollt und akzeptiert zu werden, um seiner selbst Willen. Aber Albus konnte ihm nicht helfen, wenn er an seinem Schreibtisch saß bis spät in die Nacht und Angst hatte, ins Bett zu gehen, Angst vor den Stimmen seiner Opfer in seinen Träumen.
Albus hatte Severus mit dem Auftrag zu spionieren ans Leben gebunden, es stand ihm nicht mehr zu selbst über seinen Tod zu bestimmen. Es würde Albus schwer treffen, wenn er sich das Leben nahm und es war ein zu einfacher Weg sich seiner Verantwortung zu entziehen, anstatt für seine Taten zu büßen. Er war bestraft mit dem Leben, jede Nacht seinen Opfern zu begegnen und jede wache Stunde von seinem Selbsthass zerfressen zu werden. Er hatte seinen Weg gewählt, nun musste er die Konsequenzen tragen.
+++++++ Ende, diesmal wirklich *g* +++++++
So, das war meine Version, warum Snape Spion wird und warum im Dumbledore so vertraut. Ich hoffe es hat euch gefallen.
ich würde mich natürlich sehr über reviews freuen, so wie jeder Autor...
