KAPITEL 3
Minas Tirith, Gondor
Anfang des Vierten Zeitalters, zweiter Tag nach der Krönung des neuen Königs
Auf den Straßen der Stadt herrschte trotz der frühen Stunde schon reges Treiben. Zahlreiche Gaukler und Verkäufer liefen herum, zeigten oder übten Kunststückchen oder bauten ihre Stände wieder auf. Auch Legolas und Gimli waren, wie konnte es auch anders sein, schon auf den Beinen. Sie schlenderten ziellos durch die Gassen und schaute den Leuten zu, die ihren gewohnten Tätigkeiten nachgingen. Gimli gähnte vor sich hin. Es war verständlich, dass er müde war, denn sie hatten in der Nacht nicht viel geschlafen, weil man bis spät nach Mitternacht gefeiert hatte.
"Gimli, du bist doch wohl nicht mehr müde" ,stichelte Legolas, "Du hast doch geschlafen wie ein Brett! Und dein Geschnarche habe ich bis in mein Zimmer gehört."
"Erstens habe ich zwar geschlafen, aber nur...wenige Stunden. Und Zweitens schnarche ich nicht. Selbst wenn es so wäre, dann so leise, dass selbst ein Elb es nicht hören würde. Und jetzt lass mich..."
Gimli war immer etwas morgenmuffig, vor allem wenn er nicht geschlafen hatte. Legolas wusste das, und es gelang ihm immer wieder, Gimli dazu zu bringen, dass es sich noch mehr ärgerte.
Dem Zwerg fiel auf, dass er besser nichts gesagt hätte, denn das war genau das, was dieser verflixte Elb ja beabsichtigt hatte...Elben waren schon schlimm genug, wenn er sie nicht kannte und sie nur herumstolzieren sah, aber dieser hier...aber alles in allem konnte er Legolas ja gut leiden. Eigentlich. Gimli wurde aus seinen müden Gedanken gerissen, als Legolas ihn an der Schulter festhielt.
"Gimli!! Schläfst du? Wir wollten hier entlang!"
Der Elb drehte Gimli herum und deutete auf die große Freitreppe, die an der Seite des Palastes zu einem großen Balkon führte. Eigentlich war es schon mehr ein kleiner Park, den man dort gebaut hatte. Dort wuchs der Silberne Baum und es gab mehrere Brunnenanlagen. Man konnte bei schönem Wetter, so wie heute, sogar das Schattengebirge sehen. Die beiden gingen zur Treppe und begannen hinaufzusteigen. Legolas schritt leichtfüßig voran, aber Gimli tappte lustlos hinter ihm her ("Zu dieser Zeit auch noch Treppen steigen...und dann auch noch so viele...").
Als sie oben ankamen, Legolas mit einigem Vorsprung, Gimli schnaufend und ächzend, und an der Mauer am Rande des Dachgarten standen, meinte dann auch Gimli etwas widerstrebend, dass es hier wirklich eine schöne Aussicht sei. Der Waldelb stimmte lächelnd zu. Er holte tief Luft und schaute über die weiten Ebenen zu den grauen Bergen, die im Morgendunst noch nicht richtig zu sehen waren. Aber man konnte sie förmlich spüren; obwohl keine Gefahr mehr von der anderen Seite drohte, schien doch irgendeine dunkle Macht von diesen Bergen auszugehen.
"O-Oh...das ist...ziemlich...hoch..." Legolas wandte seinen Blick von den dunklen Schemen ab und Gimli zu, der über die Brüstung nach unten spähte. Der Zwerg hatte sich am Rand festgeklammert und stand auf den Zehenspitzen, damit er etwas sehen konnte. Legolas lächelte und sah auch nach unten. Von hier oben sah man anstatt der Leute nur viele kleine bunte Punkte, die sich bewegten. Das heißt, für Gimli sahen sie wie Punkte aus. Legolas konnte mit seinen Augen weitaus besser sehen. "Ich glaube das war nicht so gut..." ,sagte Gimli mit heiserer Stimme und trat zwei Schritte zurück. "Oooh...hilf mir..." Der Zwerg wurde ziemlich schnell ziemlich grün im Gesicht.
Legolas unterdrückte ein Grinsen. Er hatte gewusst, dass Gimli Höhenangst hatte, aber gar nicht mehr daran gedacht. Er stützte ihn im Rücken und führte ihn zu einer Bank. Gimli setzte sich ächzend.
"Ich schwöre dir, ich setze nie wieder einen Fuß auf diesen Balkon, wenn ich hier leben wieder runter bin."
"Jaja, das sagst du immer, aber lassen kannst du es doch nicht. Aber ich bin froh, dass du mir nicht die Schuld gibst." Legolas setzte sich neben seinen Freund und ließ den Blick über die verschiedenen Blumenbeete wandern.
"Das wollte ich gerade sagen! Du bist ja auch schuld, schließlich hast du mich hier hoch geschleppt! Ich glaube ich werde schlafen gehen...einfach zu viel Stress für mich mit dir."
Gimli erhob sich schwankend. Der Elb seufzte und bot ihm seine Hilfe an, die der Zwerg aber ablehnte. "Ich bin alt genug, allein zu gehen. Und ich nehme die Innentreppe."
"Bist du sicher, dass du gehen kannst?" Legolas verstummte gleich, als Gimli ihm einen vernichtenden Blick zuwarf. "Schon gut, schon gut. Ich komme dich zum Mittagessen rufen, wenn du willst. Ich bleibe noch hier."
Gimli machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten, sondern ging zur Tür am anderen Ende des "Parks", die nach drinnen führte.
Legolas sah ihm noch kurz nach, dann lehnte er sich zurück und schloss die Augen. In manchen Augenblicken war er froh, wenn Gimli bei ihm war, aber morgens war er immer ganz schlecht gelaunt. Dann fasste er schon die kleinste Kleinigkeit falsch auf. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er sich erst mal schlafen legte.
In diesem Augenblick hörte er eine Stimmen, von der er lange geglaubt hatte, er würde sie nie wieder hören: Es war die Stimme seiner Schwester! Legolas setzte sich schnell auf und sah sich um. Als er sie nirgends entdeckte, stand er auf und lief suchend umher.
"...noch nie gewesen? Das kann ich mir nicht vorstellen." Das war Lucille, die Dienerin ihrer Schwester. Legolas wandte sich nach links und sah die beiden an der Brüstung stehen und hinunterblicken.
Legolas lächelte. "Alæ, Schwesterlein!" ,rief er ihnen entgegen und schritt schnell auf sie zu.
Finariel drehte sich erstaunt um, und als sie ihren Bruder erkannte, lief sie freudig auf ihn zu. "Legolas! Wie bin ich froh, dich wieder zu sehen! Du warst so lange fort..."
Sie kam bei ihm an, und er umarmte sie glücklich. Er hatte sie ja auch alle vermisst und war froh, sie wohlbehalten hier zu treffen.
"Wo sind die anderen? Und was macht ihr hier? Geht es euch gut?" die Fragen sprudelten nur so aus Legolas heraus.
"Immer mit der Ruhe. Vater und Mutter sind bei dem König, und Erelas und Dorolas laufen irgendwo herum. Wir haben eine Einladung von Aragorn bekommen, aber wir konnten nicht rechtzeitig zur Krönungszeremonie kommen, weil...ach, das erklärt dir besser Vater. Uns geht es allen gut. Wir haben dich schon gesucht! Wir sind nämlich gestern schon angekommen. Hat man dir denn nicht davon berichtet?"
"Nein...ach, ich denke, es wird wohl noch etwas dauern, bis Aragorn hier alles unter Kontrolle hat. Was soll Vater mir erklären? Kannst du das nicht? Was hat sich denn Neues getan in unserer Heimat? Ich freue mich schon, wenn ich wieder unter vertrauten Bäumen laufen und vertraute Wege gehen kann..."
"Eigentlich hat sich nicht vieles verändert..." Legolas' Schwester dachte kurz nach. "Und Vater spricht darüber besser mit dir, weil ich auch nicht alles weiß, worum es geht. Wir können ihn ja suchen gehen!"
Sie nahm ihn an der Hand und sie gingen in den Palast hinein.
Kurze Zeit später hatten sie ihre Eltern gefunden und Legolas wurde herzlich begrüßt. Schließlich gingen sie alle in die Gemächer, die Legolas während seines Aufenthaltes in Gondor bewohnte. Sie bestanden aus einem Schlafzimmer mit einem großen, bequemen Bett und einem Schrank, in dem man fast wohnen konnte, einem Badezimmer und einem Arbeitszimmer mit unzähligen Büchern über unterschiedliche Völker Mittelerdes. In diesem Zimmer gab es auch ein großes Sofa und gemütliche Sessel, und dort saß nun die Königsfamilie aus dem Düsterwald, Dorolas und Erelas eingeschlossen, die bald dazugestoßen waren. Legolas erzählte erst mal von den Erlebnissen mit seinen Gefährten. Vor allem seine Eltern waren erstaunt, dass er Freundschaft mit einem Zwerg geschlossen hatte, wo doch zwischen Elben und Zwergen kein sonderlich gutes Verhältnis bestand. Aber Legolas erklärte, dass Gimli nicht ganz so starrköpfig sei als andere Zwerge, mit denen er bisher Bekanntschaft gemacht hatte. Als er von ihrem Wettbewerb auf Helms Klamm erzählte, bei dem es darum ging, wer die meisten Orks erlegte, lachten seine Geschwister, und sogar sein Vater musste schmunzeln.
Sie merkten gar nicht, wie die Zeit verging, und irgendwann hörte man draußen auf dem Flur eine mürrische Stimme näher kommen. Plötzlich flog die Tür auf, und ein schlecht gelaunter Gimli stand blinzelnd im Zimmer.
"Ah, seht, das ist Gimli, Gloins Sohn! Komm her, Freund!", sagte Legolas lächelnd zu Gimli.
Der Zwerg schaute nur verdutzt in die Runde, dann, sich an seine guten Manieren erinnernd, verbeugte er sich vor den Elben. Er sprach mit gesenktem Kopf: "Verzeiht, meine Hoheit, aber ich war nicht darauf vorbereitet, Sie alle hier zu treffen...Sie sind doch Legolas' Familie, oder?" vergewisserte er sich schnell.
Thranduil erhob sich und ging auf den Zwerg zu. Dieser vermied es, dem Elbenkönig in die Augen zu blicken und brummelte.
Thranduil lächelte den Zwerg an: "Ihr braucht euch nicht zu scheuen, mich anzusehen. Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Herr Gimli. Setzt Euch doch zu uns!"
Gimli hob den Kopf . "Öhm...eigentlich...versteht mich nicht falsch, aber ich wollte Legolas rufen. Es ist schon weit nach Mittag, und er wollte mich we...rufen, um zum Essen zu gehen."
Der König warf seinem Sohn einen schnellen Blick zu, dann sagte er zu Gimli: "Ihr habt wohl recht, wir haben nicht auf die Zeit geachtet. Wir werden bald etwas essen gehen, leistet uns doch Gesellschaft!"
Doch der Zwerg lehnte ab. "Ich...danke, das ist wirklich nett von Ihnen, aber ich...zöge es vor, lieber jetzt etwas zu essen. Ich weiß ja nicht, ob es später noch genug gibt..." ,fügte er fast geflüstert hinzu und wich in Richtung Tür zurück.
"Dann wünschen wir Euch einen guten Appetit, vielleicht sehen wir uns später wieder."
"Danke, Ihr seid wirklich sehr freundlich, Majestät." Damit ging Gimli hinaus und schloss die Tür.
Erelas sagte zu Legolas: "Er ist ein wenig schüchtern, dein Zwerg, was?" ,und brach in Lachen aus.
Legolas grinste. "Das ist nur, wenn er niemanden kennt. Sonst ist er ganz anders, glaubt mir. Ich denke, wir sollten auch etwas essen gehen. Ich habe schon Hunger, muss ich sagen..."
Die Elben erhoben sich, und Legolas wollte schon hinaus gehen, aber sein Vater hielt ich zurück. Er sagte zu den anderen, sie sollten schon einmal vor gehen, sie beide müssten noch etwas bereden. Er wechselte einen Blick mit seiner Frau, woraufhin diese mit leicht gesenktem Kopf vor ging.
Als alle das Zimmer verlassen hatten, herrschte zunächst erst einmal unbehagliches Schweigen. Dann begann Thranduil.
"Mein Sohn, ich muss etwas wichtiges mit dir bereden. Am besten wir setzen uns wieder, es wir etwas länger dauern."
Sie setzten sich, und Thranduil sprach nach einem kleinen Seufzer weiter.
"Es bringt wohl nichts, weiter um den heißen Brei herumzureden, deshalb komme ich gleich auf den Punkt. Aber ich bitte dich, höre mich zuerst an, bevor du irgendwelche Einwände sagen willst."
Legolas fühlte sich gar nicht gut, wenn sein Vater so sprach, verhieß das gar nichts gutes. "Es geht darum, dass deine Mutter und ich uns entschlossen haben, Mittelerde bald mit dem Schiff zu verlassen."
WAS?? Aber das...ihr könnt doch nicht einfach...was soll ich denn dann machen?? Nein!"
Legolas sprang auf. Er konnte das einfach nicht glauben! Aus welchem Grund haben sie sich nur dafür entschieden?
"Legolas, bitte, bleib ruhig. Ich kann deine Reaktion verstehen, aber es ist jetzt nötig, dass du Ruhe bewahrst und mir weiter zuhörst. Wir haben uns dazu entschlossen, weil wir nun schon fast viertausend Jahre hier leben und es ist...wie soll ich es dir erklären...es ist einfach nicht mehr so, wie es früher war. Ich will dir auf gar keinen Fall wehtun, auch deinen Geschwistern nicht, das liegt uns ferner als alles andere. Aber wir denken auch, dass Düsterwald in deinen Händen gut aufgehoben sein wird. Wir vertrauen dir, und bitte vertrau du uns, zumindest in der jetzigen Angelegenheit."
Der Prinz blickte seinen Vater mit unbewegter Miene an. Man sah es Thranduil zwar auf den ersten Blick nicht an, aber er war wirklich müde. Nicht körperlich, sondern seelisch. Er hatte schon viel Leid und Trauer gesehen und ertragen müssen, in den langen Jahren, die er nun schon hier verweilte. Man sah es in seinen Augen. Sie hatten diesen wissenden Ausdruck...aber trotz allem strahlte der Elb solch eine Wärme und Weisheit aus, und Legolas konnte es sich einfach nicht vorstellen, ohne ihn und seine Mutter weiter zu leben.
"Wissen...wissen es die anderen schon? Die Zwillinge und Dorolas meine ich..." Legolas sprach stockend. Er konnte es gar nicht fassen, was seine Eltern vor hatten.
"Ich denke, Finn ahnt etwas, aber gesagt habe ich es ihnen noch nicht...Bitte, versuch uns zu verstehen. Ich weiß, es ist schwer für dich, aber Düsterwald braucht dich. Und deine Geschwister auch."
"Ja...ich weiß. Aber es ist so schwer...ich kann es einfach nicht glauben! All die Jahre die ich mit euch verbracht habe...alles das soll zu Ende sein?" Er drehte sich abrupt um uns starrte aus dem Fenster. Sein Vater kam langsam zu ihm, aber Legolas blockte ab.
"Nein. Es...bitte geh. Ich muss jetzt allein sein."
"Legolas, ich..."
"Vater, bitte! Lass mich..."
Der Elbenkönig sah traurig zu seinem Sohn, dann drehte er sich wortlos um und ging hinaus.
Legolas stand noch eine Zeit lang am Fenster und starrte nach draußen. Er nahm jedoch gar nicht wahr, was er sah, denn er war zu tief in Gedanken versunken. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Er konnte Düsterwald nicht führen, er war dazu nicht bereit, er...
Ich muss jetzt stark sein, ich bin schon mit so vielem fertig geworden und ich weiß, was ich zu tun habe..., sagte er sich schließlich, um sich Mut zu machen.
Er drehte sich ins Zimmer. Aber...er musste hier raus, es kam ihm vor, als ob er keine Luft mehr bekäme. Das Zimmer schien immer kleiner zu werden... schnellen Schrittes war er an der Tür und ging in Richtung Hof.
Er rannte fast und achtete nicht darauf, wer ihm entgegen kam. Schließlich kam er nach draußen. Er musste jetzt zuerst seine Gedanken sammeln, und das gelang ihm am besten im Wald. Das einzige Problem war, dass es hier keinen Wald gab...Doch, natürlich gab es Wald, ein Stück nördlich der Stadt, sie waren doch durchgeritten...
Entschlossen lief er zum Stall und ging zu seinem Pferd Arod. Er flüsterte ihm elbische Worte zu und öffnete die Stalltür. Dann ging er hinaus und Arod folgte ihm. Draußen sprang Legolas auf, und ritt schnell, ohne Sattel und Zaum, die abschüssige Straße hinunter, die aus der Stadt hinausführte.
Im Wald war es schattig und kühl. Legolas saß an einen Baum gelehnt da und dachte an gar nichts. Für einen Menschen mag es ungewöhnlich klingen, an gar nichts zu denken, aber Elben sind dazu wohl in der Lage. Der Elb saß still, die Augen geschlossen und hörte dem Rauschen der Blätter zu. Er hatte den Entschluss gefasst, sich nicht unterkriegen zu lassen, egal was auf ihn zu käme. Sein Vater hatte es schließlich auch geschafft, Düsterwald zu einem blühenden Königreich zu machen. Und für ihn war es gewiss nicht leichter gewesen, denn zu dieser Zeit war Mittelerde nicht so gewesen, wie es jetzt war. Legolas stand seufzend auf. Es war spät geworden und er sollte besser zur Stadt zurück reiten. Er pfiff leise, und Arod kam zwischen den Bäumen hervor.
Der Hengst suchte sich geschickt seinen Weg aus dem Wald heraus, und als sie auf offenem Gelände waren, trieb Legolas ihn zu einem schnellen Galopp an. Als sie die Stadt erreicht hatten merkte man dem Pferd trotzdem kaum an, dass es fast die ganze Strecke galoppiert war. Legolas parierte ihn durch. Es war merklich dunkel geworden, die Bewohner der Stadt hatten die Staßenlampen angezündet und aus den Häusern drang Kerzenschein. Der Elbenprinz brachte sein Pferd in den Stall und versorgte es, dann entschloss er sich, noch kurz auf den großen Balkon zu gehen. Er hatte noch keinen Hunger, und nach einem Gespräch mit seinen Eltern oder Gimli war ihm auch nicht zumute.
Im Osten sah man über den Bergen noch einen kleinen Schimmer der untergehenden Sonne. Das Gebirge war in blutroten Schimmer getaucht. Das war ein seltener Anblick, als ob die Berge ein riesiges Mahnmal für die vergangenen Tage wäre. Legolas stand, die Arme auf der Brüstung aufgestützt, allein im dunkler werdenden Abendlicht. So sah Valenya ihn wieder. Sie kam von der inneren Treppe auf den Balkon, und sie erkannte die Silhouette des Elben. Ihr Herz machte vor Freude einen kleinen Sprung. Leise ging sie auf Legolas zu und stellte sich schweigend neben ihn. Der Elb schien tief in Gedanken versunken, denn er bemerkte sie nicht. Schließlich sprach sie ihn an. "Die Berge sehen unheimlich aus, findet Ihr nicht?"
Von ihm kam zuerst nur ein leises "Mhmm.", dann drehte er sich schnell zu ihr um. "Valenya! Was machst du hier, wie lange stehst du schon da? Es tut mir leid, ich."
"Ist schon gut, du brauchst nicht so viel zu reden.", sagte sie lächelnd. Dann umarmte sie ihn.
Sie roch wieder nach Blüten, und wieder wollte er sie innerlich nicht loslassen. Sie trat einen Schritt von ihm zurück und lächelte ihn an.
"Wie geht es dir, Legolas?"
"Ganz gut, danke, und dir? Wie ich sehe hat dein Vater dich am Leben gelassen."
"Ja, er hat ganz anders reagiert, als ich erwartet hatte." Die Erinnerung an ihre Heimkehr aus Rohan stand ihr noch immer vor Augen. "Er war sehr besorgt, weil er nicht wusste, wo ich steckte. Als ich heimkam, war er so froh wie ich ihn schon lange nicht mehr erlebt hatte. Seine Ansichten haben sich zum Teil auch geändert." Wenn auch nicht ganz, fügte sie in Gedanken hinzu.
"Ich habe es dir doch gesagt. Jeder Vater wäre nach so etwas stolz auf seine Tochter." Legolas betrachtete sie. Ihre blauen Augen strahlten förmlich, aber doch war es ihm, als ob sie irgendetwas bedrücke. Sie trug ein zart lavendelfarbenes Kleid mit kunstvoller Blütenstickerei und ihre hellen Haare waren von den Schläfen an nach hinten geflochten.
"Ich muss dich ja nicht fragen, ob ihr Erfolg hattet bei eurer Aufgabe. Aber wenn du willst, kannst du mir erzählen, was dich bedrückt.", sagte sie ernst. Sie hatte also seine Sorgen bemerkt.
"Also.wie wäre es, wenn du mich jetzt zum Essen begleitest, dann erzähle ich es dir." Es würde ihm wahrscheinlich gut tun, mit ihr darüber zu reden.
"Einverstanden."
So, ich hab mal ein bisschen weiter geschrieben. Mit dem nächsten Kapitel wird's noch ein wenig dauern, weil meine Diskette sich selbst zerstört hat und klein-Val so schlau war und die Geschichte nirgendwo sonst gespeichert hat. Ich habe dazugelernt.
Danke für das Review, Leyla. Hat mich gefreut ^-^
@suzy sorry dass ich deine noch nicht weiter gelesen hab, tut mir echt leid *schäm*
Minas Tirith, Gondor
Anfang des Vierten Zeitalters, zweiter Tag nach der Krönung des neuen Königs
Auf den Straßen der Stadt herrschte trotz der frühen Stunde schon reges Treiben. Zahlreiche Gaukler und Verkäufer liefen herum, zeigten oder übten Kunststückchen oder bauten ihre Stände wieder auf. Auch Legolas und Gimli waren, wie konnte es auch anders sein, schon auf den Beinen. Sie schlenderten ziellos durch die Gassen und schaute den Leuten zu, die ihren gewohnten Tätigkeiten nachgingen. Gimli gähnte vor sich hin. Es war verständlich, dass er müde war, denn sie hatten in der Nacht nicht viel geschlafen, weil man bis spät nach Mitternacht gefeiert hatte.
"Gimli, du bist doch wohl nicht mehr müde" ,stichelte Legolas, "Du hast doch geschlafen wie ein Brett! Und dein Geschnarche habe ich bis in mein Zimmer gehört."
"Erstens habe ich zwar geschlafen, aber nur...wenige Stunden. Und Zweitens schnarche ich nicht. Selbst wenn es so wäre, dann so leise, dass selbst ein Elb es nicht hören würde. Und jetzt lass mich..."
Gimli war immer etwas morgenmuffig, vor allem wenn er nicht geschlafen hatte. Legolas wusste das, und es gelang ihm immer wieder, Gimli dazu zu bringen, dass es sich noch mehr ärgerte.
Dem Zwerg fiel auf, dass er besser nichts gesagt hätte, denn das war genau das, was dieser verflixte Elb ja beabsichtigt hatte...Elben waren schon schlimm genug, wenn er sie nicht kannte und sie nur herumstolzieren sah, aber dieser hier...aber alles in allem konnte er Legolas ja gut leiden. Eigentlich. Gimli wurde aus seinen müden Gedanken gerissen, als Legolas ihn an der Schulter festhielt.
"Gimli!! Schläfst du? Wir wollten hier entlang!"
Der Elb drehte Gimli herum und deutete auf die große Freitreppe, die an der Seite des Palastes zu einem großen Balkon führte. Eigentlich war es schon mehr ein kleiner Park, den man dort gebaut hatte. Dort wuchs der Silberne Baum und es gab mehrere Brunnenanlagen. Man konnte bei schönem Wetter, so wie heute, sogar das Schattengebirge sehen. Die beiden gingen zur Treppe und begannen hinaufzusteigen. Legolas schritt leichtfüßig voran, aber Gimli tappte lustlos hinter ihm her ("Zu dieser Zeit auch noch Treppen steigen...und dann auch noch so viele...").
Als sie oben ankamen, Legolas mit einigem Vorsprung, Gimli schnaufend und ächzend, und an der Mauer am Rande des Dachgarten standen, meinte dann auch Gimli etwas widerstrebend, dass es hier wirklich eine schöne Aussicht sei. Der Waldelb stimmte lächelnd zu. Er holte tief Luft und schaute über die weiten Ebenen zu den grauen Bergen, die im Morgendunst noch nicht richtig zu sehen waren. Aber man konnte sie förmlich spüren; obwohl keine Gefahr mehr von der anderen Seite drohte, schien doch irgendeine dunkle Macht von diesen Bergen auszugehen.
"O-Oh...das ist...ziemlich...hoch..." Legolas wandte seinen Blick von den dunklen Schemen ab und Gimli zu, der über die Brüstung nach unten spähte. Der Zwerg hatte sich am Rand festgeklammert und stand auf den Zehenspitzen, damit er etwas sehen konnte. Legolas lächelte und sah auch nach unten. Von hier oben sah man anstatt der Leute nur viele kleine bunte Punkte, die sich bewegten. Das heißt, für Gimli sahen sie wie Punkte aus. Legolas konnte mit seinen Augen weitaus besser sehen. "Ich glaube das war nicht so gut..." ,sagte Gimli mit heiserer Stimme und trat zwei Schritte zurück. "Oooh...hilf mir..." Der Zwerg wurde ziemlich schnell ziemlich grün im Gesicht.
Legolas unterdrückte ein Grinsen. Er hatte gewusst, dass Gimli Höhenangst hatte, aber gar nicht mehr daran gedacht. Er stützte ihn im Rücken und führte ihn zu einer Bank. Gimli setzte sich ächzend.
"Ich schwöre dir, ich setze nie wieder einen Fuß auf diesen Balkon, wenn ich hier leben wieder runter bin."
"Jaja, das sagst du immer, aber lassen kannst du es doch nicht. Aber ich bin froh, dass du mir nicht die Schuld gibst." Legolas setzte sich neben seinen Freund und ließ den Blick über die verschiedenen Blumenbeete wandern.
"Das wollte ich gerade sagen! Du bist ja auch schuld, schließlich hast du mich hier hoch geschleppt! Ich glaube ich werde schlafen gehen...einfach zu viel Stress für mich mit dir."
Gimli erhob sich schwankend. Der Elb seufzte und bot ihm seine Hilfe an, die der Zwerg aber ablehnte. "Ich bin alt genug, allein zu gehen. Und ich nehme die Innentreppe."
"Bist du sicher, dass du gehen kannst?" Legolas verstummte gleich, als Gimli ihm einen vernichtenden Blick zuwarf. "Schon gut, schon gut. Ich komme dich zum Mittagessen rufen, wenn du willst. Ich bleibe noch hier."
Gimli machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten, sondern ging zur Tür am anderen Ende des "Parks", die nach drinnen führte.
Legolas sah ihm noch kurz nach, dann lehnte er sich zurück und schloss die Augen. In manchen Augenblicken war er froh, wenn Gimli bei ihm war, aber morgens war er immer ganz schlecht gelaunt. Dann fasste er schon die kleinste Kleinigkeit falsch auf. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er sich erst mal schlafen legte.
In diesem Augenblick hörte er eine Stimmen, von der er lange geglaubt hatte, er würde sie nie wieder hören: Es war die Stimme seiner Schwester! Legolas setzte sich schnell auf und sah sich um. Als er sie nirgends entdeckte, stand er auf und lief suchend umher.
"...noch nie gewesen? Das kann ich mir nicht vorstellen." Das war Lucille, die Dienerin ihrer Schwester. Legolas wandte sich nach links und sah die beiden an der Brüstung stehen und hinunterblicken.
Legolas lächelte. "Alæ, Schwesterlein!" ,rief er ihnen entgegen und schritt schnell auf sie zu.
Finariel drehte sich erstaunt um, und als sie ihren Bruder erkannte, lief sie freudig auf ihn zu. "Legolas! Wie bin ich froh, dich wieder zu sehen! Du warst so lange fort..."
Sie kam bei ihm an, und er umarmte sie glücklich. Er hatte sie ja auch alle vermisst und war froh, sie wohlbehalten hier zu treffen.
"Wo sind die anderen? Und was macht ihr hier? Geht es euch gut?" die Fragen sprudelten nur so aus Legolas heraus.
"Immer mit der Ruhe. Vater und Mutter sind bei dem König, und Erelas und Dorolas laufen irgendwo herum. Wir haben eine Einladung von Aragorn bekommen, aber wir konnten nicht rechtzeitig zur Krönungszeremonie kommen, weil...ach, das erklärt dir besser Vater. Uns geht es allen gut. Wir haben dich schon gesucht! Wir sind nämlich gestern schon angekommen. Hat man dir denn nicht davon berichtet?"
"Nein...ach, ich denke, es wird wohl noch etwas dauern, bis Aragorn hier alles unter Kontrolle hat. Was soll Vater mir erklären? Kannst du das nicht? Was hat sich denn Neues getan in unserer Heimat? Ich freue mich schon, wenn ich wieder unter vertrauten Bäumen laufen und vertraute Wege gehen kann..."
"Eigentlich hat sich nicht vieles verändert..." Legolas' Schwester dachte kurz nach. "Und Vater spricht darüber besser mit dir, weil ich auch nicht alles weiß, worum es geht. Wir können ihn ja suchen gehen!"
Sie nahm ihn an der Hand und sie gingen in den Palast hinein.
Kurze Zeit später hatten sie ihre Eltern gefunden und Legolas wurde herzlich begrüßt. Schließlich gingen sie alle in die Gemächer, die Legolas während seines Aufenthaltes in Gondor bewohnte. Sie bestanden aus einem Schlafzimmer mit einem großen, bequemen Bett und einem Schrank, in dem man fast wohnen konnte, einem Badezimmer und einem Arbeitszimmer mit unzähligen Büchern über unterschiedliche Völker Mittelerdes. In diesem Zimmer gab es auch ein großes Sofa und gemütliche Sessel, und dort saß nun die Königsfamilie aus dem Düsterwald, Dorolas und Erelas eingeschlossen, die bald dazugestoßen waren. Legolas erzählte erst mal von den Erlebnissen mit seinen Gefährten. Vor allem seine Eltern waren erstaunt, dass er Freundschaft mit einem Zwerg geschlossen hatte, wo doch zwischen Elben und Zwergen kein sonderlich gutes Verhältnis bestand. Aber Legolas erklärte, dass Gimli nicht ganz so starrköpfig sei als andere Zwerge, mit denen er bisher Bekanntschaft gemacht hatte. Als er von ihrem Wettbewerb auf Helms Klamm erzählte, bei dem es darum ging, wer die meisten Orks erlegte, lachten seine Geschwister, und sogar sein Vater musste schmunzeln.
Sie merkten gar nicht, wie die Zeit verging, und irgendwann hörte man draußen auf dem Flur eine mürrische Stimme näher kommen. Plötzlich flog die Tür auf, und ein schlecht gelaunter Gimli stand blinzelnd im Zimmer.
"Ah, seht, das ist Gimli, Gloins Sohn! Komm her, Freund!", sagte Legolas lächelnd zu Gimli.
Der Zwerg schaute nur verdutzt in die Runde, dann, sich an seine guten Manieren erinnernd, verbeugte er sich vor den Elben. Er sprach mit gesenktem Kopf: "Verzeiht, meine Hoheit, aber ich war nicht darauf vorbereitet, Sie alle hier zu treffen...Sie sind doch Legolas' Familie, oder?" vergewisserte er sich schnell.
Thranduil erhob sich und ging auf den Zwerg zu. Dieser vermied es, dem Elbenkönig in die Augen zu blicken und brummelte.
Thranduil lächelte den Zwerg an: "Ihr braucht euch nicht zu scheuen, mich anzusehen. Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Herr Gimli. Setzt Euch doch zu uns!"
Gimli hob den Kopf . "Öhm...eigentlich...versteht mich nicht falsch, aber ich wollte Legolas rufen. Es ist schon weit nach Mittag, und er wollte mich we...rufen, um zum Essen zu gehen."
Der König warf seinem Sohn einen schnellen Blick zu, dann sagte er zu Gimli: "Ihr habt wohl recht, wir haben nicht auf die Zeit geachtet. Wir werden bald etwas essen gehen, leistet uns doch Gesellschaft!"
Doch der Zwerg lehnte ab. "Ich...danke, das ist wirklich nett von Ihnen, aber ich...zöge es vor, lieber jetzt etwas zu essen. Ich weiß ja nicht, ob es später noch genug gibt..." ,fügte er fast geflüstert hinzu und wich in Richtung Tür zurück.
"Dann wünschen wir Euch einen guten Appetit, vielleicht sehen wir uns später wieder."
"Danke, Ihr seid wirklich sehr freundlich, Majestät." Damit ging Gimli hinaus und schloss die Tür.
Erelas sagte zu Legolas: "Er ist ein wenig schüchtern, dein Zwerg, was?" ,und brach in Lachen aus.
Legolas grinste. "Das ist nur, wenn er niemanden kennt. Sonst ist er ganz anders, glaubt mir. Ich denke, wir sollten auch etwas essen gehen. Ich habe schon Hunger, muss ich sagen..."
Die Elben erhoben sich, und Legolas wollte schon hinaus gehen, aber sein Vater hielt ich zurück. Er sagte zu den anderen, sie sollten schon einmal vor gehen, sie beide müssten noch etwas bereden. Er wechselte einen Blick mit seiner Frau, woraufhin diese mit leicht gesenktem Kopf vor ging.
Als alle das Zimmer verlassen hatten, herrschte zunächst erst einmal unbehagliches Schweigen. Dann begann Thranduil.
"Mein Sohn, ich muss etwas wichtiges mit dir bereden. Am besten wir setzen uns wieder, es wir etwas länger dauern."
Sie setzten sich, und Thranduil sprach nach einem kleinen Seufzer weiter.
"Es bringt wohl nichts, weiter um den heißen Brei herumzureden, deshalb komme ich gleich auf den Punkt. Aber ich bitte dich, höre mich zuerst an, bevor du irgendwelche Einwände sagen willst."
Legolas fühlte sich gar nicht gut, wenn sein Vater so sprach, verhieß das gar nichts gutes. "Es geht darum, dass deine Mutter und ich uns entschlossen haben, Mittelerde bald mit dem Schiff zu verlassen."
WAS?? Aber das...ihr könnt doch nicht einfach...was soll ich denn dann machen?? Nein!"
Legolas sprang auf. Er konnte das einfach nicht glauben! Aus welchem Grund haben sie sich nur dafür entschieden?
"Legolas, bitte, bleib ruhig. Ich kann deine Reaktion verstehen, aber es ist jetzt nötig, dass du Ruhe bewahrst und mir weiter zuhörst. Wir haben uns dazu entschlossen, weil wir nun schon fast viertausend Jahre hier leben und es ist...wie soll ich es dir erklären...es ist einfach nicht mehr so, wie es früher war. Ich will dir auf gar keinen Fall wehtun, auch deinen Geschwistern nicht, das liegt uns ferner als alles andere. Aber wir denken auch, dass Düsterwald in deinen Händen gut aufgehoben sein wird. Wir vertrauen dir, und bitte vertrau du uns, zumindest in der jetzigen Angelegenheit."
Der Prinz blickte seinen Vater mit unbewegter Miene an. Man sah es Thranduil zwar auf den ersten Blick nicht an, aber er war wirklich müde. Nicht körperlich, sondern seelisch. Er hatte schon viel Leid und Trauer gesehen und ertragen müssen, in den langen Jahren, die er nun schon hier verweilte. Man sah es in seinen Augen. Sie hatten diesen wissenden Ausdruck...aber trotz allem strahlte der Elb solch eine Wärme und Weisheit aus, und Legolas konnte es sich einfach nicht vorstellen, ohne ihn und seine Mutter weiter zu leben.
"Wissen...wissen es die anderen schon? Die Zwillinge und Dorolas meine ich..." Legolas sprach stockend. Er konnte es gar nicht fassen, was seine Eltern vor hatten.
"Ich denke, Finn ahnt etwas, aber gesagt habe ich es ihnen noch nicht...Bitte, versuch uns zu verstehen. Ich weiß, es ist schwer für dich, aber Düsterwald braucht dich. Und deine Geschwister auch."
"Ja...ich weiß. Aber es ist so schwer...ich kann es einfach nicht glauben! All die Jahre die ich mit euch verbracht habe...alles das soll zu Ende sein?" Er drehte sich abrupt um uns starrte aus dem Fenster. Sein Vater kam langsam zu ihm, aber Legolas blockte ab.
"Nein. Es...bitte geh. Ich muss jetzt allein sein."
"Legolas, ich..."
"Vater, bitte! Lass mich..."
Der Elbenkönig sah traurig zu seinem Sohn, dann drehte er sich wortlos um und ging hinaus.
Legolas stand noch eine Zeit lang am Fenster und starrte nach draußen. Er nahm jedoch gar nicht wahr, was er sah, denn er war zu tief in Gedanken versunken. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Er konnte Düsterwald nicht führen, er war dazu nicht bereit, er...
Ich muss jetzt stark sein, ich bin schon mit so vielem fertig geworden und ich weiß, was ich zu tun habe..., sagte er sich schließlich, um sich Mut zu machen.
Er drehte sich ins Zimmer. Aber...er musste hier raus, es kam ihm vor, als ob er keine Luft mehr bekäme. Das Zimmer schien immer kleiner zu werden... schnellen Schrittes war er an der Tür und ging in Richtung Hof.
Er rannte fast und achtete nicht darauf, wer ihm entgegen kam. Schließlich kam er nach draußen. Er musste jetzt zuerst seine Gedanken sammeln, und das gelang ihm am besten im Wald. Das einzige Problem war, dass es hier keinen Wald gab...Doch, natürlich gab es Wald, ein Stück nördlich der Stadt, sie waren doch durchgeritten...
Entschlossen lief er zum Stall und ging zu seinem Pferd Arod. Er flüsterte ihm elbische Worte zu und öffnete die Stalltür. Dann ging er hinaus und Arod folgte ihm. Draußen sprang Legolas auf, und ritt schnell, ohne Sattel und Zaum, die abschüssige Straße hinunter, die aus der Stadt hinausführte.
Im Wald war es schattig und kühl. Legolas saß an einen Baum gelehnt da und dachte an gar nichts. Für einen Menschen mag es ungewöhnlich klingen, an gar nichts zu denken, aber Elben sind dazu wohl in der Lage. Der Elb saß still, die Augen geschlossen und hörte dem Rauschen der Blätter zu. Er hatte den Entschluss gefasst, sich nicht unterkriegen zu lassen, egal was auf ihn zu käme. Sein Vater hatte es schließlich auch geschafft, Düsterwald zu einem blühenden Königreich zu machen. Und für ihn war es gewiss nicht leichter gewesen, denn zu dieser Zeit war Mittelerde nicht so gewesen, wie es jetzt war. Legolas stand seufzend auf. Es war spät geworden und er sollte besser zur Stadt zurück reiten. Er pfiff leise, und Arod kam zwischen den Bäumen hervor.
Der Hengst suchte sich geschickt seinen Weg aus dem Wald heraus, und als sie auf offenem Gelände waren, trieb Legolas ihn zu einem schnellen Galopp an. Als sie die Stadt erreicht hatten merkte man dem Pferd trotzdem kaum an, dass es fast die ganze Strecke galoppiert war. Legolas parierte ihn durch. Es war merklich dunkel geworden, die Bewohner der Stadt hatten die Staßenlampen angezündet und aus den Häusern drang Kerzenschein. Der Elbenprinz brachte sein Pferd in den Stall und versorgte es, dann entschloss er sich, noch kurz auf den großen Balkon zu gehen. Er hatte noch keinen Hunger, und nach einem Gespräch mit seinen Eltern oder Gimli war ihm auch nicht zumute.
Im Osten sah man über den Bergen noch einen kleinen Schimmer der untergehenden Sonne. Das Gebirge war in blutroten Schimmer getaucht. Das war ein seltener Anblick, als ob die Berge ein riesiges Mahnmal für die vergangenen Tage wäre. Legolas stand, die Arme auf der Brüstung aufgestützt, allein im dunkler werdenden Abendlicht. So sah Valenya ihn wieder. Sie kam von der inneren Treppe auf den Balkon, und sie erkannte die Silhouette des Elben. Ihr Herz machte vor Freude einen kleinen Sprung. Leise ging sie auf Legolas zu und stellte sich schweigend neben ihn. Der Elb schien tief in Gedanken versunken, denn er bemerkte sie nicht. Schließlich sprach sie ihn an. "Die Berge sehen unheimlich aus, findet Ihr nicht?"
Von ihm kam zuerst nur ein leises "Mhmm.", dann drehte er sich schnell zu ihr um. "Valenya! Was machst du hier, wie lange stehst du schon da? Es tut mir leid, ich."
"Ist schon gut, du brauchst nicht so viel zu reden.", sagte sie lächelnd. Dann umarmte sie ihn.
Sie roch wieder nach Blüten, und wieder wollte er sie innerlich nicht loslassen. Sie trat einen Schritt von ihm zurück und lächelte ihn an.
"Wie geht es dir, Legolas?"
"Ganz gut, danke, und dir? Wie ich sehe hat dein Vater dich am Leben gelassen."
"Ja, er hat ganz anders reagiert, als ich erwartet hatte." Die Erinnerung an ihre Heimkehr aus Rohan stand ihr noch immer vor Augen. "Er war sehr besorgt, weil er nicht wusste, wo ich steckte. Als ich heimkam, war er so froh wie ich ihn schon lange nicht mehr erlebt hatte. Seine Ansichten haben sich zum Teil auch geändert." Wenn auch nicht ganz, fügte sie in Gedanken hinzu.
"Ich habe es dir doch gesagt. Jeder Vater wäre nach so etwas stolz auf seine Tochter." Legolas betrachtete sie. Ihre blauen Augen strahlten förmlich, aber doch war es ihm, als ob sie irgendetwas bedrücke. Sie trug ein zart lavendelfarbenes Kleid mit kunstvoller Blütenstickerei und ihre hellen Haare waren von den Schläfen an nach hinten geflochten.
"Ich muss dich ja nicht fragen, ob ihr Erfolg hattet bei eurer Aufgabe. Aber wenn du willst, kannst du mir erzählen, was dich bedrückt.", sagte sie ernst. Sie hatte also seine Sorgen bemerkt.
"Also.wie wäre es, wenn du mich jetzt zum Essen begleitest, dann erzähle ich es dir." Es würde ihm wahrscheinlich gut tun, mit ihr darüber zu reden.
"Einverstanden."
So, ich hab mal ein bisschen weiter geschrieben. Mit dem nächsten Kapitel wird's noch ein wenig dauern, weil meine Diskette sich selbst zerstört hat und klein-Val so schlau war und die Geschichte nirgendwo sonst gespeichert hat. Ich habe dazugelernt.
Danke für das Review, Leyla. Hat mich gefreut ^-^
@suzy sorry dass ich deine noch nicht weiter gelesen hab, tut mir echt leid *schäm*
