Disclaimer. Mittelerde mit allem drum und dran gehört Tolkien.
Mir armen Studenten gehören lediglich Asharra und ihre Sippe!
"Komm schließ die Augen
Glaube mir
Wir werden fliegen
Übers Meer!
Ich bin nach deiner Liebe so krank
Die sich an meinem Blut betrank!"
(In Extremo)
Kapitel 7
Norgak seufzte missmutig.
Seit Stunden schon saß sein großer und mächtiger Anführer nun dort im Gras und trug einen merkwürdig dümmlichen Gesichtsausdruck zu Tage. Unauffällig versuchte Norgak ihn aus den Augenwinkeln zu mustern und zuckte unwillkürlich zusammen. Mauhur lächelte! So etwas gehörte sich einfach nicht für einen kämpfenden Uruk-hai, einer Geißel der Menschheit und Albtraum aller freien Völker Mittelerdes! Und erst recht nicht für einen Anführer, der seinen Männern ein Vorbild zu sein hatte! Er linste noch einmal hinüber. Da war es schon wieder, oder vielleicht immer noch? Ein richtiges, echtes, seliges Lächeln. Ein Lächeln und nicht das sporadisch vorkommende Grinsen, das er von Mauhur gewöhnt war und welches seine gefährlichen Fangzähne entblößte, so dass es mehr einer Drohgebärde gleichkam als einer Freundlichkeitsbezeugung.
Er schnaubte empört.
Und eine Ungerechtigkeit war es sowieso! Da bekam man schon mal eine ordentliche Frau zu Gesicht und dann stellte der eigene Anführer schon sofort Besitzansprüche auf sie fest. Und zwar alleinige Besitzansprüche, was im Klartext hieß, dass er seinen Anführer zum Zweikampf herausfordern müsste, wollte er die Frau für sich selber. Und er musste zugeben, sie war wirklich ein Prachtexemplar! Wäre er ihr allein begegnet, dann würde er jetzt in diesem Augenblick wohl eher über eine geeignete Strategie nachdenken, um sie angemessen zu umwerben, anstatt sich über Mauhur zu ärgern!
Aber vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren, immerhin war die Frau nicht allein gewesen! Mauhur mochte das vielleicht entgangen sein, aber er hatte ganz deutlich die zweite Frau gesehen, wie sie im Wasser schwamm und mit der Anderen herumtollte. Und dann ihre großen runden Augen, die so voller Überraschung waren, als sie merkten, dass sie nicht allein waren. Überraschung und dieser Hauch von Furcht und ihr nasses silbernes Haar, das über die schmalen Schultern floss und sie nach unten drückte. Er konnte sich gut vorstellen, sich mit diesen großen Augen und den schmächtigen Schultern zu trösten, wenn Mauhur ihn schon nicht an der Anderen teilhaben ließ, ja vielleicht war doch noch nicht alles verdorben…
Mauhur indes gingen ganz andere Gedanken durch den Kopf. Nicht lange nachdem sein Engel ihn verlassen hatte und wer weiß wohin entflohen war, hatten sie sich aufgemacht und das Ufer des Weihers abgesucht. Und tatsächlich hatte es nicht lange gedauert und sie stolperten über zwei Bündel sorgfältig zusammengefalteter Kleider, die unter einem Busch lagen und ganz offensichtlich von seinem Engel bei der Flucht zurückgelassen wurden. Und es waren ihre, da war er sich sicher, denn ihr so betörender Duft haftete ihnen an. Es hatte ihn einiges an Selbstbeherrschung abverlangt, die ordentlichen Bündel nicht zu durchsuchen, das Gesicht in sie hineinzuwühlen und in dem Geruch von Schweiß und Weiblichkeit zu schwelgen, ihre Fährte aufzunehmen und die Spur zurück zu verfolgen, oh ja, das war hart gewesen. Aber es hätte den Plan zunichte gemacht, der bereits in seinem Kopf Gestalt angenommen hatte. Nämlich die Bündel unberührt zu lassen und abzuwarten, bis sein Engel kommen und sie sich zurückholen würde. Und kommen würde sie, denn sie hatte nichts Ängstliches an sich gehabt, auch nicht in dem winzigen Augenblick, als ihre Blicke sich trafen. In dem Ihren war keine Furcht zu sehen gewesen. Nur eine Herausforderung und die gedachte er anzunehmen!
Und so hatten sie sich also zurückgezogen, wieder ein kleines Stück in den Wald hinein, nah genug, um die Stelle zu überblicken, aber weit genug um nicht frühzeitig entdeckt zu werden.
Und als sie dort so saßen und warteten, kamen ihm ganz neue Gedanken. Wenn sie kam, was sollte er tun? Was sollte er ihr sagen? Sollte er überhaupt etwas sagen? Sollte er sie nicht stattdessen lieber packen, sie sich über die Schulter schmeißen und mit ihr diesen gottverdammten Wald verlassen? Aber wohin dann?
Zurück zu seinem Heerlager, wo er nur ein kleiner Anführer unter vielen wäre? Dort könnte er sie nicht lange behalten, die höheren Ranges würden sie ihm schnell wegnehmen. Und könnte er das ertragen? Woher kam überhaupt dieser letzte Gedanke? Was genau empfand er eigentlich und warum? Und wenn sie wirklich so stark und furchtlos war, konnte er sie dann überhaupt zwingen? Sollte er sie dann nicht als gleichgestellt behandeln? Was war das nur für ein Gefühl, Liebe?
Oder Lust? Beides?
Mauhur war verwirrt. Sein Leben begann auf einmal unheimlich kompliziert zu werden.
