Disclaimer:  Mittelerde und seine Bewohner gehören J.R.R. Tolkien!

                  Asharra sowie alle anderen Hexen, die in dieser Geschichte vorkommen, gehören mir allein (*mit-wildem-Blick-umherguck*)!!!

„Du bist reich, du bist schön,

 gestern hab ich dich gesehn

 und nun sehn ich mich nach deinem süßen Munde

 Augen sanft wie Mondenschein

 Rosenblätter würd ich streun

 Verse schenkt ich dir aus tiefstem Herzensgrunde

 Doch unerreichbar fern bist du auf ewig

 Frommer Wunsch wird es sein

 Der mir fuhr ins Herz hinein

 Und seitdem verfluch ich jede volle Stunde!"

                                             (Subway to Sally)

Kapitel 14

Ich lag in meinem schmalen Bett und konnte nicht schlafen.

Diese ganze Geschichte drohte mir aus der Hand zu gleiten. Mit jedem weiteren dieser ´Geschenke´ drohte die Möglichkeit, dass Sonya, oder schlimmer noch, meine Tante, darüber stolperten, bevor ich es finden und entsorgen konnte. An den Aufstand, den diese Aufdeckung mit sich bringen würde, wollte ich gar nicht erst denken. Wenn Tante Milikka schon einen harmlosen Waldläufer als nicht geeignet für ihre Tochter ansah, dann konnte ich mir mit Leichtigkeit ausmalen, was sie zu einem Uruk-hai zu sagen hätte. Außerdem würde diese Sache auch mit Sicherheit eine Bestrafung für mich mitsichbringen. Und nachdem ich mich jetzt hier so gut eingelebt hatte, spürte ich kein Bedürfnis danach, den Untergrund so schnell wieder zu sehen.

Ich hatte es am Anfang nicht für möglich gehalten, aber hier war ich tatsächlich freier in meinen Handlungen und in meinem Bewegungsradius. Solange ich meine mir zugewiesene Arbeit tat, und zwar gründlich, konnte ich mit wenigen Beschränkungen gehen wohin und tun was ich wollte. Es lag mir also sehr am Herzen, meine Tante nicht unnötig zu verärgern.

Das mit den Geschenken musste aufhören! Ich würde im Garten lauern, bis er das nächste arme Tier ablegte und es dann direkt entsorgen.

Nachdem ich mich zu diesem Entschluss durchgerungen hatte, stand ich auf und zog einen knielangen dunklen Kimono über mein kurzes Spagettiträgernachthemd. Wozu mich richtig umziehen, wenn ich eh in wenigen Minuten wieder in meinem Bett liegen würde?

Leise und barfuss ging ich auf den Flur und horchte an Licias Tür. Diesmal würde ich mich alleine darum kümmern.

Da ich bis auf leise Atemzüge keine weiteren Geräusche hören konnte, kehrte ich in meine Kammer zurück und kletterte durch das Fenster hinaus in den Garten.

Mauhur musterte das Rebhuhn, das er am Nachmittag erbeutet hatte. Es war noch unzerrupft mit einem schönen, seidig glänzenden Gefieder und prachtvollen Schwanzfedern. Er knurrte befriedigt. Sehr schön, ein würdiges Geschenk für seinen Engel!

Norgak hatte recht gehabt, sie zu beschenken war eindeutig eine sehr gute Idee gewesen! Es war nicht schwer gewesen, das Haus zu finden und noch leichter, das Zimmer, in dem sie wohnte. Ihr Duft hatte ihn geleitet. Es lebten noch andere Frauen in dem Haus, hatte er fast beiläufig festgestellt, aber nur diese eine interessierte ihn. Darum hatte er seine Liebesgaben an den Stellen ausgelegt, an denen ihr Duft am stärksten war.

Und sie hatte sie angenommen!

Alle Tiere, die er für sie erjagt hatte, hatte sie mit in das Haus genommen, wenn das kein gutes Zeichen war! Mauhur hatte sich bereits entschlossen so weiterzumachen, bis sie ihn erhörte und sich dazu herabließ, ihn aufzusuchen. Im Garten vielleicht, dachte er. Und deswegen wollte er Norgak nicht dabei haben, wenn er seine Geschenke für sie deponierte. Er hatte schließlich gemerkt, wie dieser kleine Snaga seinen Engel angegafft hatte!

Er schnaubte.

Dann stopfte er das Rebhuhn unter seinen Arm und schlich los. Die Wunde an seinem Oberarm war jetzt schon fast vollständig verheilt, aber eine lange Narbe würde er trotzdem davon zurückbehalten. Aber wenn schon, diese Narbe stammte von seinem Engel und er würde sie mit Stolz tragen! Seine andere Hand glitt an den Dolch, der sicher an seinem breiten Ledergürtel befestigt war. Ein weiteres Liebespfand, das er von ihr erhalten hatte! Einen Dolch wie diesen hatte er noch nie zuvor gesehen. Das Material erinnerte an Mithril, wies aber einen violett-schwärzlichen Glanz im Mondlicht auf. Die eingravierten Runen und Bilder waren des Tages nicht sichtbar, genau wie das Metall im Sonnenlicht eigenartig stumpf wirkte. Lediglich in der Dunkelheit konnte man sie erkennen. Er runzelte die Stirn. Die Bilder waren leicht zu erkennen gewesen, ein geflügelter Drachen und eine mächtige Schlange, aber die Runen hatte er nicht lesen können. Und noch andere Dinge wunderten ihn. Die Klinge des Dolches war nicht gerade und ebenmäßig wie die derer, die er kannte. Diese wies an einer Seite, kurz über der Parierstange, drei Zacken auf und der gesamte Dolch hatte eine schlangenähnliche Krümmung. Er hatte Glück gehabt, dass der Dolch nicht sonderlich tief in seinen Arm eingedrungen war! Die drei Zacken hätten sich sonst wie Widerhaken in sein Fleisch gebohrt und die Verletzung erheblich vergrößert.

Leichtfüßig wie eine Katze sprang er geduckt über den Gartenzaun. Nun ja, wenn sein Engel ihm etwas Gleichwertiges im Austausch dafür gab, bekam sie ihn vielleicht wieder!

Ich kletterte aus meinem Fenster und suchte nach einem geeigneten Versteck.

Die Schwarzbeerbüsche schieden schon einmal aus, denn da konnte man mich viel zu leicht entdecken. Ich ließ meinen Blick umherschweifen. Gartenlaube? Ungeeignet! Bäuchlings im Tomatenbeet? Zu auffällig! Geduckt in den Rosenrabatten? Zu stachelig! Gewächshaus? Sackgasse! Und so weiter..

Schließlich kletterte ich in einen halbwegs dicht belaubten Baum und machte es mir in einer Astgabel bequem. Der Wind war recht kühl und mir fröstelte. Vielleicht hätte ich mir doch die Zeit nehmen sollen um mich richtig anzuziehen. Dafür war es jetzt allerdings schon zu spät und ich hatte auch keine Lust, die ganze Duck-und-Schleich Prozedur noch einmal durchzuziehen.

Ich musste nicht lange warten.

Nach einer guten halben Stunde in meiner Astgabel sah ich einen Schatten über unseren Gartenzaun hüpfen. Ich nutzte die Gelegenheit und beobachtete meinen ´Gönner´. Er machte einen gesunden Eindruck und ich entdeckte, dass sein Arm jetzt nicht mehr verbunden war. Er trug wieder seine Rüstung, war aber nur leicht bewaffnet. Als mir einfiel, dass ich selber gänzlich unbewaffnet war, sog ich unwillkürlich scharf die Luft ein. Und erstarrte. Hatte er das gehört? Er war bereits ein Stückchen näher und sah sich aufmerksamer um. Ich hielt die Luft an. Mein eigener Herzschlag dröhnte in meinen Ohren. Warum hielt der Kerl ausgerechnet auf den Baum zu, in dem ich mich versteckt hatte, warum nicht mein Fenster oder das Gewächshaus? So war das nicht geplant gewesen!

Er kam immer näher. Warum war ich blöde Kuh denn nicht noch ein paar Äste höher hinauf geklettert? Licia würde mich auslachen, wenn sie je davon erfuhr!

Er hatte meinen Baum erreicht und legte etwas an den Stamm. Ich wagte es, mich ein paar Millimeter vorzulehnen. Ein Rebhuhn. Wie einfallsreich! Ich betete im Stillen zu Shora, dass er jetzt endlich gehen würde, aber sie schien mir heute nacht nicht allzu freundlich gesonnen. Mein Uruk blieb vor dem Baum stehen und schaute sich um. Nach einigen Momenten, die mir schier ewig vorkamen, drehte er sich zum gehen um. Ich konnte die Luft nun endgültig nicht mehr länger anhalten und atmete aus. Geschafft!

Dann passierten einige Dinge gleichzeitig!

1. Ich lehnte mich erleichtert zurück

2. Der Ast, auf dem ich saß, gab ein schaurig knirschendes Geräusch von sich

3. Der Uruk drehte sich um und erspähte mich in meinem Versteck

4. Um nicht vom Baum zu fallen, versuchte ich, auf den nächst höheren Ast zu klettern

5. Dabei verfing sich mein Kimono in den Zweigen

6. Der Uruk trat unter den Baum und streckte seinen Arm nach mir aus

7. der Ast brach endgültig und ich fiel vom Baum

8. OHNE meinen Kimono

9. Direkt in seine Arme!

Einen Moment lang waren wir beide wie betäubt.

Super, Asharra, das hat ja wunderbar geklappt, dachte ich mir. Ein Reinfall auf der ganzen Linie! Es ist mitten in der Nacht und anstatt in deinem Bett zu liegen, wie es sich gehört, liegst du hier in den Armen eines Uruk-hai, der wer weiß was von dir will. Und zur Krönung von allem bist du nur mit einem Hauch von einem Negligé mit Spaghettiträgern bekleidet!

Ich versuchte den Überraschungsmoment zu nutzen und hüpfte aus seinen Armen. Ich wäre nur zu gern schnellstmöglich Richtung Haus gerannt, aber ich musste diese Sache irgendwie zum Abschluss bringen. Also baute ich mich, halbwegs respekteinflössend wie ich hoffte, vor ihm auf und funkelte ihn an.

„Was in Shoras Namen hast du in unserem Garten zu suchen?"

Er sah mich belustigt an.

„Haben dir meine Geschenke nicht gefallen?"

Seine Stimme war tief und rau.

„Warum tust du das?"

„Ist das denn nicht die richtige Art und Weise, eine Frau zu umwerben?" er klang ein wenig unsicher.

„Hör auf, mir tote Tiere in den Garten zu legen, ich will das nicht!"

„Aber du hast auf mich gewartet!" er kam näher und griff nach meinem Arm.

„Warum sollte ich, hat eine Frau nicht das Recht, nachts im eigenen Garten zu sitzen?"

Er streichelte die Innenseite meines nackten Unterarmes. Mir wurde weich in den Knien.

„Du hast auf mich gewartet!" er streichelte meinen Oberarm.

Anscheinend drehten wir uns im Kreis. Ich beschloss das Gespräch abzubrechen, bevor ich noch ganz weich in der Birne wurde.

Als ich den Mund aufmachte, um ihn wegzuschicken, zog er mich an seinen Oberkörper heran und beugte sich zu mir herunter. Mir lief es kalt über den Rücken und in meinem Bauch flatterte ein ganzes Bataillon Schmetterlinge. Ich drehte mein Gesicht zur Seite, damit er mich nicht küssen konnte, aber er beugte sich zu meinem Schlüsselbein hinab. Wieder dieses Schnuffeln.

„Du riechst so gut!"schnurrte er in mein Haar. Mir wurde ganz leicht im Kopf.

 Ich hörte, wie er seinen Mund öffnete und dann zog er mit seiner spitzen schwärzlichen Zunge eine Schlangenlinie von meinem Schlüsselbein bis zu meinem Ohrläppchen. Ein kleines Wimmern kam über meine Lippen, dann gaben meine Knie vollends nach und ich sank gegen seine Brust. Er stieß ein zufriedenes Grollen aus, dessen Vibrationen auf meinen Körper übergriffen und mich wohlig durchschüttelten.

Hinter uns räusperte sich jemand.

„Ahem, Asharra, wie lange willst du noch da unten im Garten bleiben?"

Mein Uruk drehte sich um und verschwand in der Nacht.

Ich blickte auf wackligen Beinen zum Haus hinüber. Licia stand an ihrem geöffneten Fenster und blickte mich halb belustigt, halb besorgt an.

„Du kommst wohl besser erst mal wieder rein!"