Disclaimer: hat sich nix geändert (*seufz*)
Vielen lieben Dank, an alle die reviewt haben!! Das ermuntert doch wirklich zum weiterschreiben!
„Meister, Meister gib mir Rosen
Rosen auf mein weisses Kleid,
stech die Blumen in den blossen,
unberührten Mädchenleib.
Und aus seinen tiefen Stichen
Wuchsen Blätter, wuchsen Blüten,
wuchsen unbekannte Schmerzen
in dem jungen Mädchenherzen.
Später hat man sie gesehn,
einsam an den Wassern stehn.
Niemals hat man je erfahr´n,
welchen Preis der Meister nahm."
(Subway to Sally)
Kapitel 16
Am nächsten Morgen besuchte mich Tante Milikka in der Kräuterküche.
Sie sah mir über die Schulter, als ich in dem großen Kessel rührte und nickte beifällig. Dann setzte sie sich auf die Eckbank und blickte mich mit gerunzelter Stirn an.
„Asharra, gibt es vielleicht irgendetwas, was du mir erzählen möchtest?"
Ich blickte von meinem Kessel auf.
„Ich wüsste nicht was, Tante."
„Nun, in letzter Zeit kommst du mir ein wenig..sagen wir mal, verändert vor!"
„Wie meinst du das?"
Ich fischte einen Kräuterstängel aus dem Sud.
„Du scheinst ein wenig unkonzentriert zu sein.."
„Ich hatte viel zu tun, in den letzten Tagen!"
Meine Tante beugte sich zu mir vor und betrachtete mich misstrauisch.
„Asharra, warst du schon einmal schwanger?"
Ich hätte beinah die Kelle fallen lassen.
„Ich weiß, ich bin nicht deine Mutter. Aber solange du unter meinem Dach wohnst, bin ich für dich verantwortlich. Und, mein Kind, du bist schon Anfang zwanzig, höchste Zeit ein paar fähige Töchter in die Welt zu setzen!"
Ich war so geschockt, dass ich keinen Ton herausbrachte.
„Aus deinem Schweigen schließe ich, das du noch nicht gesegneter Umstände warst. Nun gut, das ist keine Katastrophe. Daran können wir noch etwas ändern."
„Ich weiß noch gar nicht, ob ich jetzt schon Kinder will!" wand ich mit zittriger Stimme ein.
„Ach was, natürlich willst du welche! Du hast zu wollen! Das ist Pflicht jeder Hexe!" sie war aufgestanden und tigerte auf und ab.
„Und morgen feiern wir ein Fest zu Shoras Ehren! Eine fantastische Gelegenheit, ich erwarte, dass du die Göttin geziemend ehrst, wie es sich gehört! Hab keine Angst, Nichte, ich werde dir helfen!"
Diese Seite kannte ich an meiner Tante ja noch gar nicht und ich hatte kein Bedürfnis, mehr von ihr kennen zu lernen.
„Ich habe da ein Tränklein in meinen privaten Vorratsschränken. Ich weiß ja, mein Kind, dein doch sehr…ungewöhnliches…Aussehen, macht es dir nicht leicht, die Männer anzulocken, aber nur ein paar Tropfen von diesem Elixier und sie werden dir zu Füssen liegen!"
Es gefiel mir nicht, wie sie das Wort ´ungewöhnlich´ betonte.
„Also such dir morgen abend einen Anständigen aus, hörst du! Bloß keinen Schwächling, es hat mich Wochen gekostet, Malicia diesen Waldläufer auszutreiben!"
Sie wandte sich zum gehen.
„Merke dir, ich dulde keine Skandale in diesem Haus! Und ich hoffe doch sehr, dass du nicht denselben törichten Fehler machst, den deine Mutter bei der Wahl deines Erzeugers begangen hat!"
Und bevor ich sie fragen konnte, was sie damit meinte, war sie auch schon zur Tür hinaus.
Was zum Teufel, hatte mein Vater mit dieser ganzen Sache zu tun??
Ich legte einen Deckel auf den Kessel und beschloss, Licia in ihrem Studierzimmer einen Besuch abzustatten.
„Komm nur herein, ich bin eh gerade fertig dem Buch!"
Ich zog die Tür hinter mir zu und sah Licia in geschäftiger Eile durch den Raum gehen.
„Wie kommst du voran mit deinem Trank? Wir haben noch eine Menge zu tun heute, wir müssen die Gästezimmer für die Besucher vorbereiten!"
Sie drückte mir einen leeren Korb in die Hand.
„Der Lakh´cha ist fast fertig, nur ein paar Zutaten fehlen noch. Ich habe ihn nach meinem Lieblingsrezept zubereitet!"
„Da bin ich ja mal gespannt! Mutters Trank schmeckt irgendwie immer ein bisschen herb."
Wir hatten den Raum verlassen und Licia schloss die schwere Eichentür hinter sich ab.
„Dann komm mal mit, ich zeige dir jetzt die Wäschekammer!"
Wir gingen in den ersten Stock und betraten einen kleinen, muffigen Raum mit mannshohen Schränken. Licia schloss den größten mit einem zierlichen Schlüssel aus ihrem verdammt schweraussehenden Schlüsselbund auf und eine Staubwolke kam uns entgegen. Dann beugte sie sich tief in das hölzerne Ungetüm hinein und reichte mir Bettbezüge heraus.
„Mal sehen, das gute Leinene mit der Seidenspitze ist für Großtante Serafina, Lillith und Sunavoa bekommen das mit der Lochstickerei und die kleinen Biester Rochelle und Kitrin können sich von mir aus mit schnöder Baumwolle begnügen!" mit Spinnweben im Haar kam sie wieder zum Vorschein und ging zu einem anderen Schrank.
„Und jetzt noch ein paar Handtücher und Tischdeckchen!"
„Wer sind Rochelle und Kitrin?"
Sie nötigte mir einen weiteren Stapel Handtücher auf.
„Sunavoas jüngere Schwestern. Rochelle ist sechzehn und darf schon am Fest teilnehmen. Kitrin ist aber erst dreizehn und kommt nur mit, weil sie Sonyas beste Freundin ist!"
Sie reichte mir einen Satz grauenvoll kitschig bestickte Zierdeckchen.
„Und glaub mir, im Doppelpack sind die beiden noch unerträglicher als einzeln! Rochelle ist eine von diesen angehenden Möchtegern-Nekromantinnen und wird sich wohl hauptsächlich in der Gruft rumtreiben. Und zwar genau solange, bis Sunavoa sie dazu verdonnert, uns auf Schritt und Tritt zu folgen, um mal ein paar Kontakte zu knüpfen! Oh wie ich mich schon darauf freue!"
Sie verdrehte die Augen und ließ sich resigniert auf einen Stapel Wolldecken plumpsen.
„Kommt sonst noch wer?"
„Ja, einige von Mutters Freundinnen, alles alte Schachteln, deren Namen ich mir eh nicht merken kann und die mich dauernd fragen, wann ich denn endlich mal ein Kind bekommen möchte!"
Ich setzte mich neben sie.
„Darüber wollte ich sowieso mit dir reden. Deine Mutter hat mich eben besucht und wollte mir ein Elixier aufnötigen, dass Männer angeblich willenlos machen soll."
„Das Männer willenlos macht? Ach ja, ich weiß, was du meinst. Nimm es bloß nicht, sag ich dir. Mir hat sie es letztes Jahr auch aufgedrängt und das Ergebnis war nicht gerade sonderlich atemberaubend."
„Wie meinst du das?" ich zog die Augenbrauen hoch.
„Weil es nicht auf alle Männer gleich wirkt! Ich hatte einen ganzen Schwarm von ekligen Typen am Hals, die mir den ganzen Abend keine Ruhe ließen! Ich musste die ganze Zeit von einer Deckung zur anderen hüpfen um sie abzuschütteln und die Männer, die mich wirklich interessiert haben, hatten gar keine Chance mich anzusprechen, oder das Elixier hat bei ihnen nicht gewirkt. Nimm es bloß nicht!"
Licia sortierte mit übertriebener Wucht einen Stapel Zierdeckchen.
„Das hatte ich eh nicht vor, aber ich habe die unangenehme Vorahnung, dass dein Mutter mich zwangsverkuppeln möchte!"
Ich nahm ihr eines der Deckchen aus den Händen und entfaltete es. Es war mit Häschen und Küken bestickt. Mir schauderte.
„Grausig, nicht wahr? Die hat Sonya alle gemacht. Die schlimmsten hab ich schon vor einiger Zeit diskret entsorgt!"
Sie stopfte die Deckchen in den Korb und erhob sich.
„Mach dir nicht so viele Sorgen wegen Mutter, morgen abend wird sie eh kaum Zeit für uns haben, der Besuch wird sie voll in Anspruch nehmen. Und zur Not können wir uns immer noch auf Lili und Nova verlassen, die beiden sind gute Freundinnen von mir, obwohl wir uns selten genug sehen. Es wird schon alles werden! Lass uns jetzt gehen und die Zimmer fertig machen!"
