Disclaimer:  Ich bin eine arme Langzeitstudentin, die sich von Toastbrot und 5-Minutenterrine ernährt.

                  Hätte ich auch nur die leiseste Vermutung, dass ich mit diesem Schmus Geld verdienen könnte,

                  hätte ich mich längst in sonnigere Gefilde abgesetzt (Aloha eh…)!!

So, dann will ich euch mal nicht länger auf die Folter spannen !!

„Die Nacht ist heut gewitterschwer,

 die Luft ist voll von Lärm und Licht.

 Und im heißen Fackelmeer hat nichts mehr

 Menschliches Gesicht!

 Trommeln schlagen, Funken fliegen,

 alles kreischt aus vollen Lungen

 und im Kreis der Feuer liegen

 nackte Leiber eng umschlungen!

 Noch bevor der Morgen graut,

 küsst der Bräutigam die Braut!

 Hoch am Firmament die Sterne

 Sind mit Wolken dicht verhängt.

 Schwarz umschleiert ist der Becher,

 der das rote Blut empfängt!

 Geigen kreischen, Hörner schallen

 Schwarze Schatten nähern sich

 Und der schwärzeste von allen

 Zeigt sich nackt und königlich!"

                          (Subway to Sally)

Kapitel 19

„Darf ich mich vorstellen, meine Damen, mein Name ist Dorhian!"

Wir musterten den Elb ungeniert.

Er war hochgewachsen und von schlanker, anmutiger Gestalt. Er trug eine silberne, knielange bestickte Tunika mit Stehkragen, eine lindgrüne Wollhose und rehbraune Lederstiefel. Um seine Taille hatte er ein Schwert gegürtet. Goldenes, leicht gewelltes Haar floss wie ein Wasserfall über seine Schultern und wurde an beiden Schläfen mit fein ziselierten Spangen aus dem Gesicht zurückgehalten. Porzellanfarbene Haut spannte sich über zarte Wangenknochen, die Lippen waren voll und rosig. Er hätte aus einem Märchenbuch für kleine Menschenkinder entsprungen sein können. Nur die Augen. Die Augen waren blau wie ein Gletscher.

Und genau so eisig.

Der Märchenprinz lächelte und der eisige Blick verschwand. Er hielt zwei Becher in den Händen und reichte sie uns mit einer höflichen Verbeugung. Wir nahmen sie ihm zögernd ab.

„Gestattet mir, nach euren Namen zu fragen, werte Damen!"

Licia kicherte.

„Namen haben hier keine Bedeutung, Herr Elb! Aber ihr könnt uns ´Schönheit´und ´Anmut´ nennen, wenn ihr wollt!"

Ich nahm einen Schluck aus dem Becher. Wenn ich nichts sagte, würde er vielleicht wieder weggehen!

„Nun, ´Schönheit´, was feiert ihr heute Nacht?"

„Eine berechtigte Frage, Herr Elb! Wir feiern unserer Göttin zu Ehren!" Licia hatte ihren Becher bereits halb geleert und wurde allmählich anhänglich. Ich fühlte mich wie das berühmte fünfte Rad am Wagen. Unauffällig musterte ich unseren Gast aus den Augenwinkeln. Hatte ich mir den eisigen Ausdruck in seinen Augen wirklich nur eingebildet? Mir fröstelte.

„Ihr würdet diesem armen Herrn Elben eine wahre Gunst erweisen, wenn ihr ihm erlaubtet, heute Nacht an eurer Seite zu verweilen, Schönheit!"

Er strich Licia eine silberne Locke aus dem Gesicht. Das wurde jetzt selbst mir zu viel.

„Entschuldigt mich, aber ´Anmut´ muss sich mal kurz frisch machen!" ich erhob mich und stellte meinen Becher ab. Das war noch nicht einmal gelogen. Nach drei Bechern Lakh´cha musste ich wirklich dringend mal für kleine Hexen. Und danach konnte ich ja ein wenig Ausschau nach meinem Uruk halten. Nachdem ich mein Geschäft erledigt hatte, traf ich auf eine ausgelassene Lili und eine wild kichernde Nova.

Lili schwankte und hielt sich an meinem Arm fest.

„Schau nur, dort drüben, schau doch nur!" sie wies mit fahriger Geste in eine bestimmte Richtung. Ich reckte meinen Hals.

Tante Milikka hatte nicht übertrieben, als sie mit der Stärke ihres Liebeselixieres angegeben hatte. Um Iphania scharte sich eine ganze Traube Männer. Vor zwanzig Jahren hätte man Iphania wohl guten Gewissens als schön bezeichnen können, aber das Alter und ein ausschweifender Lebensstil hatten es nicht gut mit ihr gemeint. Ihre Haut war welk und schlaff geworden, ihre kleinen Knopfaugen blickten stets missgünstig und um ihren herben Mund, der von einem mächtigen Doppelkinn gestützt wurde, hatte sich ein verkniffener Zug eingegraben. Ihre besten Jahre lagen eindeutig schon lange hinter ihr.

Jetzt drängte sich eine ganze Meute um sie herum und versuchte sie zu fassen. Geschah ihr recht!

„Gut nicht?"

„Ach was, einmalig! Die macht uns heute Nacht keine Schwierigkeiten mehr!" vom lachen wurde mir schwindelig und ich stützte mich auf Lili.

„Habt ihr euch schon umgesehen?" wollte ich wissen.

Nova zuckte mit den Schultern.

„Ein wenig, aber der Abend ist noch jung und die Auswahl noch nicht so reichlich. Wo ist Licia?"

„Dort drüben, bei dem Opferfelsen. Sie hat sich einen Elben aufgegabelt!"

„Ich kann sie aber nicht sehen!"

Ich drehte mich um. Tatsächlich. Licia und ihr Elb hatten sich verdrückt.

„Na und wenn schon. Dann hat wenigstens eine von uns ihren Spaß!"

„Oh, aber Asharra, ich gedenke durchaus heute abend noch Spaß zu haben! Sieh mal, die beiden Hübschen da hinten!"sie deutete mit dem Zeigefinger in Richtung Waldrand, wo zwei dunkelhaarige Soldaten standen. Lili schüttelte herausfordernd ihr Haar.

„Du hast Recht Schwesterchen, die beiden sehen wirklich einsam aus, so ganz allein da unten. Komm, lass uns zu ihnen gehen!"

Lili nahm Nova bei der Hand und sie gingen den Hügel hinunter.

Ich ging auf den Waldsaum zu und betrat das Dickicht.

Hier war es kühl und still. Ich setze mich auf einen alten Baumstamm und beobachtete das rege Treiben auf der Festwiese. Wahrscheinlich war es klüger, hier zu warten, bis mein Uruk mich fand, als in meinem benebelten Zustand planlos durch den Wald zu irren. Ich strich meine Schleier glatt und ordnete mein wirres Haar. Plötzlich fühlte ich eine Präsenz in meiner unmittelbaren Nähe. Ich drehte mich um.

„Na, ´Anmut´, so ganz allein hier draußen?"

Was zum Teufel, trieb dieser Elb hier draußen, sollte er nicht bei Licia sein?

„Allerdings, das sieht man doch oder?"

Er lachte leise. Der eisige Ausdruck war in seine Augen zurückgekehrt.

„Aber, aber, meine Süße, wer wird denn so schnippisch sein? Freust du dich etwa nicht, mich zu sehen?"

Er kam näher. Meine Nackenhaare sträubten sich.

„Was tut ihr hier im Wald, Herr Elb, solltet ihr nicht mit meiner Schwester unterwegs sein?"

„Eifersüchtig, ´Anmut´?" er setzte sich neben mich auf den Baumstamm.

Mir wurde sehr unbehaglich.

„Keineswegs und jetzt bitte ich euch höflichst, mich allein zu lassen. Ich erwarte Besuch!"

„Du willst mich wegschicken? Bist du dir sicher, dass du auf dieses Geschenk verzichten willst? Keine Frau weist mich je zurück!"

Er runzelte die Stirn.

„Aber ich tue es! Auf der Festwiese gibt es viele Frauen, die euch begehren mögen, aber ich tue es nicht! Und nun lasst mich bitte allein!" meine Stimme war scharf geworden.

Er rückte näher an mich heran, so nah, dass ich den Weindunst riechen konnte, der ihn umnebelte.

„Du weißt nicht wovon du sprichst! Gerade jemand, der so dürftig aussieht wie du, sollte dankbar sein für meine Gunst! Komm her, es wird dir schon gefallen!" er griff nach mir.

Ich wich seinen Händen aus und sprang auf. Vielleicht war es doch besser, zu den anderen zurückzugehen!

Aber als ich ihm entfleuchen wollte, griff er nach einem meiner Schleier und zog mit Wucht daran. Der plötzliche Zug und mein vom Zaubertrank stark angegriffenes Gleichgewichtsgefühl arbeiteten gegen mich und ich ging äußerst ungraziös zu Boden.

Als ich mich hochrappeln wollte, versetzte er mir einen Tritt gegen die Schulter und warf sich auf meine Beine. Ich schnappte nach Luft und versuchte mich zu befreien. Verdammter Lakh´cha! Im nüchternden Zustand hätte ich gute Chancen im Kampf gegen einen Elb gehabt, aber so konnte ich nur schwach strampeln. Er drehte mir den Arm auf den Rücken.

„Nicht gut genug für dich, was?" zischte er.

„Elende Schlampen, man hätte euch schon längst auf den Scheiterhaufen schaffen sollen, jede Einzelne von euch!"

Er lächelte irr.

„Es wird Zeit, Mittelerde von eurer Plage zu befreien, ihr habt uns lange Zeit genug genarrt! Dunkles Gezücht. Ihr wäret besser in euren stinkenden Höhlen geblieben, weit weg von den Blicken unschuldiger Geschöpfe! Ich möchte wissen, in welchem Anfall von Perversion euch der dunkle Herrscher geschaffen hat!"

Über meine Lippen kam lediglich ein gequetschtes Wimmern.

„Aber hab keine Angst, ´Anmut´, ich werde dich von deinem Leiden erlösen!"

Er griff nach seinem Dolch und senkte ihn an meine Kehle.

„Brennen sollst du!"

In dem Moment, von dem ich fürchtete, er würde mein letzter sein, erklang ein mächtiges ´Roooaaarr´ hinter dem Rücken meines Beinahe-Mörders und ein riesiger schwarzer Schatten löste sich aus der Dunkelheit zwischen den Bäumen und schlug dem Elben das Messer aus der Hand.

Mein Uruk-hai war gekommen, um mich zu retten!

Der Elb warf mich zu Boden und griff nach seinem Schwert. Von dem nachfolgenden Kampfgeschehen bekam ich nur die Hälfte mit, denn ich musste erst wieder zu Atem kommen und mir den Dreck aus meinen Augen wischen. Als ich endlich wieder klare Sicht hatte, tobte der Kampf mit unverminderter Härte weiter. Der Elb war ein Meister mit seinem Schwert und wäre zu anderen Zeiten sicher ein übermächtiger Gegner für den Uruk gewesen, aber dieser kämpfte mit der lodernden Wut eines Liebhabers, der seine Geliebte bedroht und beleidigt sehen musste.  Mit seinem mächtigen Scimitar drängte er den Elb Schritt um Schritt zurück. Dieser wehrte sich jedoch verbissen. Ich kroch auf allen Vieren aus der unmittelbaren Gefahrenzone.

Ein Schrei meldete schließlich das Ende des Kampfes. Ich hob den Kopf. Der Elb kauerte auf dem Waldboden und presste beide Hände gegen seine Brust. Dunkelrot schoss das Blut zwischen seinen Fingern hervor und durchtränkte seine edle silberne Tunika. Er atmete schwer.

Ich war gerettet!

Mein Retter drehte dem Elb den Rücken zu und ging zu mir hinüber. Er kniete vor mir nieder und nahm meine Hand.

Aus dem Augenwinkel sah ich etwas blitzen.

Der sterbende Elb hatte seinen Dolch geworfen. Triumph breitete sich auf seinen verzerrten Zügen aus.

Der Dolch flog durch die Luft.

Ich begriff.

Keine Zeit, ihn abzufangen.

Keine Zeit, ihm auszuweichen.

Er flog.

Genau auf den ungeschützten Nacken meines Retters zu.

Ich hatte nur noch eine Wahl.

Magie

Nur noch ein Meter.

Ich hob meine Hand.

Nur noch ein halber.

Ich öffnete meine Lippen.

Zwei Handbreit noch.

„Ashnagkh Taszhul!"

Die Zeit gefror für eine Sekunde lang.

Ich sah den Hass in den kalten blauen Augen des Elben.

Und die Liebe in den goldenen Luchsaugen des Uruk-hais.

Meines Uruk-hais.

Die Welt setzte sich wieder in Bewegung.

Der Dolch verglühte in der Luft.

Der unvermeidliche magische Rückstoss zischelte an der Wurfbahn entlang in den ausgestreckten Arm des Elben.

Seine Augen weiteten sich in ungläubigem Entsetzen.

Und dann loderte er auf wie eine Fackel.

„Brennen sollst du!" flüsterte ich.

Tränen liefen über mein Gesicht.