In den Kerkern und auf dem Turm
Der sanfte Lichtkreis, den die kleine Kerze über die aufgeschlagene Seite eines uralten Buches malte, flackerte kurz, als Snape plötzlich aufstand und den Raum mit eiligen Schritten durchquerte. Remus drehte den Kopf etwas um ihm nachzusehen, doch als er merkte, dass er sich hätte umdrehen müssen, lies er sein Kinn wieder auf die verschränkten Arme sinken, die so bequem wie möglich auf der Holzplatte des Schreitischs lagen. Etwas zu bequem, wie er mit einem unterdrückten Gähnen feststellte. Das Dämmerlicht, das mit Ausnahme des Schreibtisches und dem offenen Kamin überall herrschte, machte ihn schläfrig.
//Zehn Minuten hat er gesagt…// Wütend schnaubte Remus in seinen Robenärmel. Es schien mal wieder alles schief zu laufen. Warum konnte nicht einmal alles so klappen, wie er es geplant hatte, aber das wäre einfach zu schön gewesen. Man beschließt einfach ein neuer Mensch zu werden und dann läuft alles wie von selbst. Beneidenswerterweise gab es Menschen, bei denen das der Fall zu sein schien.
Eine gedämpfte Explosion aus der anderen Ecke des Raumes riss Remus aus seinen Gedanken. Erschocken wandte er sich zum Kamin um. //Severus?// „Snape?" Das Bild, was sich ihm dort bot, hätte im Gryffindorturm für mindestens eine Woche Gesprächsstoff gesorgt. Severus Snape, größte (und einzige) Hoffnung Professor Venerys, saß mit einem Gesichtsausdruck, der sowohl Erstaunen, als Verärgerung deutlich zeigte, neben dem nun dunkelviolett lodernden Feuer, eine Schöpfkelle in der linken Hand und die halblangen Haare wirr im Gesicht, während der kleine Kessel über den Boden rollte. Grau-braune Flüssigkeit bildete eine große Pfütze und floss in die Fugen. Jedes mal, wenn der dünne Henkel auf den unregelmäßigen Steinboden traf, erklag ein helles Kicken. Snape sah vom Kessel zum Feuer und wieder zurück, als könnte er noch nicht fassen, was gerade passiert war.
Dann warf er Remus einen wütenden Blick zu. „Na los, fang schon an zu lachen." Snape bemühte sich beherrscht zu klingen, aber sogar durch den ganzen Raum konnte Remus das Zittern in seiner Stimme hören. „A… Alles in Ordnung?" Remus machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu, blieb aber vor dem kleinen See stehen und sah Snape fragend an. „Sieht das für dich so aus? Ja?" Knurrte Snape, holte tief Luft und begann im nächsten Augenblick heftig zu husten. Remus kniete sich neben die Flüssigkeit auf dem Boden und versuchte einen eventuellen Geruch festzustellen. „Ist das Zeug etwa giftig?" „Sollte es…" Snape wurde von einem Hustenanfall unterbrochen. „Sollte es eigentlich nicht." „Aber wenn, dann sollten wir zum Krankenflügel, ich bringe ..." Remus war in gebührendem Abstand um die grau-braune Lache herumgegangen und packte Snape am Arm.
„Nein." Stieß dieser fast panisch hervor und fügte dann als er Remus erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte etwas ruhiger hinzu. „Nein, nicht nötig." Remus ließ seinen Arm los und bereute es im nächsten Augenblick. Die perfekte Chance und er hatte sie mal wieder verpasst. Anstatt Snape noch einmal zu berühren, was Remus einfach zu plump vorkam, wandte er sich wieder dem missglückten Trank zu. „Und was…" Seine eigene Stimme kam Remus hier unten viel zu laut vor. Flüsternd fuhr er fort. „Was genau sollte das werden?"
Snape zögerte und beobachtete Remus argwöhnisch während er langsam aufstand um das Desaster aus einer anderen Perspektive begutachten zu Können. „Auftrag von Professor Dippet."
Remus nickte als wüsste er nun genaustens worum es sich handelte und gab sich mit der Erklärung zufrieden.
„So eine Scheiße." Wütend schob Sirius das Schachbrett von sich in die Mitte des Tisches und starrte wortlos in Richtung Fenster. //Schon wieder verloren. Fuck. So ein verdammter scheiß Tag.// „He, alles klar Sirius?" James beugte sich über den Tisch zu Sirius hinüber, stieß dabei ein paar Schachfiguren um, die darauf empört zu schimpfen begannen, und versuchte ihm ins Gesicht zu sehen. Gerade als James Sirius an der Schulter rütteln wollte, knurrte dieser „Ja! Ja verdammt, es ist alles in Ordnung." Mit einem Seufzen lies James sich wieder in seinen Sessel sinken und suchte nach einem geeigneten Thema um das Gespräch fortzusetzen. „Wo ist eigentlich Remus, wollte der dir nicht das mit Zauberkunst erklären?"
In dem Moment als Remus' Name fiel, erstarrte Sirius, ballte dann seine großen Hände zu Fäusten und versuchte verzweifelt sich zu beruhigen. Zwecklos. „Es. Ist. Mir SCHEIß EGAL wo er ist! Klar!?!" schrie er plötzlich und funkelte James dann wutentbrannt an.
Einige Augenblicke war es fast völlig still im Gemeinschaftsraum der Gryffindors, nur das Feuer im Kamin knisterte ein wenig. Eine kleine Gruppe Viertklässler sah erschocken zu ihnen herüber und begann dann aufgeregt zu tuscheln. Arthur Weasleys älterer Bruder warf den beiden Jungen einen missbilligenden Blick zu und widmete sich dann wieder seinen Zaubertrankaufgaben. Die Jägerin des Quidditchteams, Fances Anderson, klopfte ihrer hustenden Freundin, die sich vor Schreck an einem Plätzchen verschluckt hatte, auf den Rücken.
James sah seinen Freund verwirrt an und versuchte freundlich zu lächeln, doch als er Sirius' Gesichtsausdruck näher betrachtete beschränkte er sich auf die Frage. „Was hast du eigentlich? Du kannst es mir doch sagen." „Einen Scheißdreck werde ich dir sagen." Zischte Sirius, stand auf und verließ den Gemeinschaftsraum durch das Porträtloch.
Kaum hatte der Durchgang sich wieder hinter ihm geschlossen, war es still. Beinahe unheimlich still. In einem Bild gegenüber der fetten Dame stand gerade ein alter Zauberer mit Lesebrille und studierte ein kleines Buch. „He." Versuchte Sirius auf sich aufmerksam zu machen. Der Mann sah fragend auf. „Wie viel Uhr ist es?" Der alte Mann blinzelte, sah dann neben sich auf seinen Schreibtisch und antwortete mit heiserer Stimme „Fast neun mein Junge, was treibst du denn noch so spät auf dem Gang." Ohne eine Antwort lief Sirius den Gang hinunter.
Die Kerker. Jedes Mal wenn er die Kerker betrat, dankte Sirius dem Sprechenden Hut in Gedanken, dass er in nicht nach Slytherin gesteckt worden war. Allein die Luft hier war unerträglich. Sirius bemühte sich auf der Mitte der Treppe zu gehen, damit er die feuchten Wände nicht berührte, doch an einigen Stellen wurde die Treppe so eng, dass es sich einfach nicht vermeiden lies. Wieso war er auch nicht die Haupttreppe gegangen, dort kannte er sich besser aus und hier… Sirius warf einen angewiderten Blick auf seinen Robenärmel und stieg dann weiter die Treppe hinab. //Merlin…Merlin. Was soll der Scheiß// Sirius sah in einen etwas breiteren Gang zu seiner Rechten. Gerade als er sich entschlossen hatte, hier mit der Suche nach „Merlin" zu beginnen, erfüllte ein gedämpfter Knall den Korridor.
Sirius runzelte die Stirn und entschied sich für den linken Gang.
Der war etwas breiter, aber dafür gerade so hoch, dass man aufrecht gehen konnte. //Seltsame Architektur.// Im Abstand von drei oder vier Metern säumten steinerne Standbilder mehr oder weniger berühmter Zauberer den Gang, so dass es aussah, als stützten sie die Decke mit ihren Köpfen. //Geschmacklos.// Seltsamer Weise schien die Luft in diesem Gang etwas frischer, die Steine glatter und dennoch verrieten die Spinnenweben an den Statuen, dass sich hierher auch die Hauselfen nur selten verirrten.
Lustlos trottete Sirius den Flur entlang und hielt halbherzig nach einer Statue Ausschau, die dem berühmten Merlin ähn… //Merlin.// Sirius blieb überrascht vor einem Standbild aus Onyx oder irgendeinem anderen schwarzen Stein stehen und sah sich verstohlen zur Treppe, von der er gekommen war, um. Es war wieder völlig still. Mit kleinen Schritten ging er auf die Statue zu und sah an Merlins rechter Seite vorbei auf eine völlig normale, graue Steinmauer. „Gang? Von wegen Gang." Schnaubte er und tastete langsam den kalten Stein ab. //Malfoy, wenn du mich verarschst, kannst du was erleben, das schwöre ich dir.//
Sirius schlug vor Wut und Enttäuschung mit einer Faust gegen die Wand und erstarrte. Mit einem leisen knirschen glitt ein Teil der Wand hinter Merlin zurück und gab einen schmalen Durchgang frei. Ohne zu zögern trat Sirius hindurch und fand sich auf einer schmalen Wendeltreppe, die weit nach oben führte, wie weit war von hier aus unmöglich abzuschätzen.
An der Stelle eines Treppengeländers folgte der Körper einer unterarmdicken Schlange dem Treppenverlauf. Sie war aus dem gleichen Stein, wie schon das Standbild Merlins und schien sich im flackernden Licht der Fackeln über den rauen Stein zu kriechen. Am Fuß der Treppe, genau unter Sirius Füssen war eine Messingplatte in den Boden eingelassen. „Tam serpentibus meis in caelo duco." Da Sirius Lateinkentnisse allerdings nicht sehr ausgeprägt waren, stieg er ohne die Inschrift weiter zu beachten, über die Platte hinweg und machte sich daran die Treppe empor zu steigen.
Es ging leichter als er angenommen hatte, die Stufen schienen unter seinen Füssen hinweg zu fließen und selbst als er nach einiger Zeit vor einem offenen Durchgang ins Freie ankam, spürte er nicht die geringste Anstrengung. Die Aussicht, die sich Sirius bot, war überwältigend und seltsam vertraut. Weit unten begann der Verbotene Wald, mit der Hütte des Wildhüters, der gerade seinem Nachfolger, einem ungewöhnlich großen Jungen, irgendetwas an einem wilden Eber, oder etwas ähnlichem, erklärte. Weiter in der Ferne lagen im leichten Dämmerlicht endlos Wiesen und Wälder und vor all dem, stolz und einsam hob sich eine schlanke dunkle Gestalt gegen den Abendhimmel ab. Langes, blondes Harr fiel über die Schulter, den Rücken hinab und tanzte im böigen Wind. Erst als Lucius sich umdrehte wurde Sirius bewusst, dass er nicht vor, sondern auf den Zinnen stand. Panik erfasste ihn.
„So führe ich meine Schlangen in den Himmel." Seine ruhige Stimme war lediglich ein Flüstern. „Was…" Sirius starrte ungläubig auf das Bild, das sich ihm bot. "Was zum Teufel tust du da Malfoy?" schrie er plötzlich und stürmte im nächsten Augenblick vorwärts, packte den blonden Jungen am Oberarm und riss ihn von der Brüstung herunter. Lucius verlor das Gleichgewicht und stieß vor Überraschung einen heiseren Schrei aus.
Der harte Aufprall jagte Lucius einen stechenden Schmerz durch die Schulter und den Hinterkopf, obwohl er dort erstaunlich weich gelandet war. Einen Moment hielt er die Augen geschlossen und sah noch immer den schwindelerregenden Abgrund vor sich, in den er eben geblickt hatte. Sirius aufbrausende Stimme riss ihn in die Realität zurück. „Hast du sie noch alle Malfoy?" schrie er, hielt kurz inne und fügte dann etwas leiser wie zu sich selbst hinzu „Du könntest tot sein. Was ist eigentlich los mit euch, seid ihr alle lebensmüde?" Das letzte Wort hatte Sirius aggressiver ausgesprochen, als er beabsichtigt hatte. Er warf Lucius einen entschuldigenden Blick zu, doch der sah ungläubig zu ihm auf.
Die Worte sickerten langsam in Lucius' Bewusstsein und plötzlich, als er sich seiner Lage wieder bewusst wurde, richtete er sich auf und seine Züge nahmen augenblicklich den gewohnten arroganten Ausdruck an. „Was denkst du eigentlich wer du bist, Black?" So sehr er sich auch bemühte belustigt zu klingen, er spürte, dass seine Stimme zitterte und er war sich sicher, dass auch Black das kaum entgangen war.
„Du…" Sirius schnappte nach Luft „Du wärst fast von diesem scheiß Turm gesprungen!" „Glaubst du?" Sirius sah ihn irritiert an. „Du glaubst also wirklich, dass ein Malfoy den Freitod wählt?" „Was weiß ich. Deine Familie interessiert mich einen scheiß Dreck, Malfoy!" „Oh, Sirius." Lucius klang überrascht. „Du kannst ja richtig edelmütig sein, für ein Schlammblut." Fügte er mit einem überheblichen Lächeln hinzu.
Sirius packte seine Schulter, stieß ihn hart auf den Steinboden und presste Lucius' Oberkörper mit seinem ganzen Gewicht auf den Stein. Dieser würgte ein erschrockenes Keuchen hervor. „Du. Wirst. Mich. Nie wieder. Beleidigen. Verstanden?" knurrte Sirius, während er sich weit nach unten über Malfoys Gesicht beugte.
Remus zögerte einen Moment. Schon wieder eine Chance verpasst. Warum konnte er eigentlich nichts durchziehen? //Wenn du etwas wirklich willst, dann wirst du es auch bekommen.// Wer hatte das gesagt? Niemand den er kannte vermutlich. Zum Glück, denn Remus hasste diesen einfachen Satz. Was konnte er denn dafür, dass es nicht alles so einfach verlief, wie für andere Leute?
„Sev… Snape" verbesserte Remus sich und spürte, wie im die Röte ins Gesicht stieg. //Das sieht man in diesem violetten Licht sowieso nicht, also…// versuchte Remus sich selbst zu beruhigen. Severus, der den Kessel in eine Ecke gestellt hatte und missgelaunt den Boden betrachtete, sah fragend zu ihm hinüber und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. Da Remus nichts einfiel, was er jetzt hätte sagen können, ging er mit unsicheren Schritten auf den schwarzhaarigen Jungen zu, bis ihre Gesichter unmittelbar voreinander waren. Misstrauisch wich Severus mit dem Oberkörper ein Stück von Remus ab und warf einen flüchtigen Blick zu seinem Schreibtisch. Bevor Remus recht wusste was er tat, hatte er eine Hand in Severus Nacken geschoben, zog ihn zu sich hinunter und küsste ihn behutsam auf die Lippen. //Er wird dich töten, er wird dich dafür töten.// schoss es Remus plötzlich durch den Kopf und er ließ erschocken die Hand sinken.
Severus starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, doch Remus wich nicht zurück, aus Angst seine Beine würden ihn nicht mehr tragen. Mit einem Mal enspannte sich Severus Gesichtsausdruck und ein leichtes Lächeln huschte über seine Mundwinkel, bevor er Remus' Kuss unsicher erwiderte.
Der sanfte Lichtkreis, den die kleine Kerze über die aufgeschlagene Seite eines uralten Buches malte, flackerte kurz, als Snape plötzlich aufstand und den Raum mit eiligen Schritten durchquerte. Remus drehte den Kopf etwas um ihm nachzusehen, doch als er merkte, dass er sich hätte umdrehen müssen, lies er sein Kinn wieder auf die verschränkten Arme sinken, die so bequem wie möglich auf der Holzplatte des Schreitischs lagen. Etwas zu bequem, wie er mit einem unterdrückten Gähnen feststellte. Das Dämmerlicht, das mit Ausnahme des Schreibtisches und dem offenen Kamin überall herrschte, machte ihn schläfrig.
//Zehn Minuten hat er gesagt…// Wütend schnaubte Remus in seinen Robenärmel. Es schien mal wieder alles schief zu laufen. Warum konnte nicht einmal alles so klappen, wie er es geplant hatte, aber das wäre einfach zu schön gewesen. Man beschließt einfach ein neuer Mensch zu werden und dann läuft alles wie von selbst. Beneidenswerterweise gab es Menschen, bei denen das der Fall zu sein schien.
Eine gedämpfte Explosion aus der anderen Ecke des Raumes riss Remus aus seinen Gedanken. Erschocken wandte er sich zum Kamin um. //Severus?// „Snape?" Das Bild, was sich ihm dort bot, hätte im Gryffindorturm für mindestens eine Woche Gesprächsstoff gesorgt. Severus Snape, größte (und einzige) Hoffnung Professor Venerys, saß mit einem Gesichtsausdruck, der sowohl Erstaunen, als Verärgerung deutlich zeigte, neben dem nun dunkelviolett lodernden Feuer, eine Schöpfkelle in der linken Hand und die halblangen Haare wirr im Gesicht, während der kleine Kessel über den Boden rollte. Grau-braune Flüssigkeit bildete eine große Pfütze und floss in die Fugen. Jedes mal, wenn der dünne Henkel auf den unregelmäßigen Steinboden traf, erklag ein helles Kicken. Snape sah vom Kessel zum Feuer und wieder zurück, als könnte er noch nicht fassen, was gerade passiert war.
Dann warf er Remus einen wütenden Blick zu. „Na los, fang schon an zu lachen." Snape bemühte sich beherrscht zu klingen, aber sogar durch den ganzen Raum konnte Remus das Zittern in seiner Stimme hören. „A… Alles in Ordnung?" Remus machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu, blieb aber vor dem kleinen See stehen und sah Snape fragend an. „Sieht das für dich so aus? Ja?" Knurrte Snape, holte tief Luft und begann im nächsten Augenblick heftig zu husten. Remus kniete sich neben die Flüssigkeit auf dem Boden und versuchte einen eventuellen Geruch festzustellen. „Ist das Zeug etwa giftig?" „Sollte es…" Snape wurde von einem Hustenanfall unterbrochen. „Sollte es eigentlich nicht." „Aber wenn, dann sollten wir zum Krankenflügel, ich bringe ..." Remus war in gebührendem Abstand um die grau-braune Lache herumgegangen und packte Snape am Arm.
„Nein." Stieß dieser fast panisch hervor und fügte dann als er Remus erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte etwas ruhiger hinzu. „Nein, nicht nötig." Remus ließ seinen Arm los und bereute es im nächsten Augenblick. Die perfekte Chance und er hatte sie mal wieder verpasst. Anstatt Snape noch einmal zu berühren, was Remus einfach zu plump vorkam, wandte er sich wieder dem missglückten Trank zu. „Und was…" Seine eigene Stimme kam Remus hier unten viel zu laut vor. Flüsternd fuhr er fort. „Was genau sollte das werden?"
Snape zögerte und beobachtete Remus argwöhnisch während er langsam aufstand um das Desaster aus einer anderen Perspektive begutachten zu Können. „Auftrag von Professor Dippet."
Remus nickte als wüsste er nun genaustens worum es sich handelte und gab sich mit der Erklärung zufrieden.
„So eine Scheiße." Wütend schob Sirius das Schachbrett von sich in die Mitte des Tisches und starrte wortlos in Richtung Fenster. //Schon wieder verloren. Fuck. So ein verdammter scheiß Tag.// „He, alles klar Sirius?" James beugte sich über den Tisch zu Sirius hinüber, stieß dabei ein paar Schachfiguren um, die darauf empört zu schimpfen begannen, und versuchte ihm ins Gesicht zu sehen. Gerade als James Sirius an der Schulter rütteln wollte, knurrte dieser „Ja! Ja verdammt, es ist alles in Ordnung." Mit einem Seufzen lies James sich wieder in seinen Sessel sinken und suchte nach einem geeigneten Thema um das Gespräch fortzusetzen. „Wo ist eigentlich Remus, wollte der dir nicht das mit Zauberkunst erklären?"
In dem Moment als Remus' Name fiel, erstarrte Sirius, ballte dann seine großen Hände zu Fäusten und versuchte verzweifelt sich zu beruhigen. Zwecklos. „Es. Ist. Mir SCHEIß EGAL wo er ist! Klar!?!" schrie er plötzlich und funkelte James dann wutentbrannt an.
Einige Augenblicke war es fast völlig still im Gemeinschaftsraum der Gryffindors, nur das Feuer im Kamin knisterte ein wenig. Eine kleine Gruppe Viertklässler sah erschocken zu ihnen herüber und begann dann aufgeregt zu tuscheln. Arthur Weasleys älterer Bruder warf den beiden Jungen einen missbilligenden Blick zu und widmete sich dann wieder seinen Zaubertrankaufgaben. Die Jägerin des Quidditchteams, Fances Anderson, klopfte ihrer hustenden Freundin, die sich vor Schreck an einem Plätzchen verschluckt hatte, auf den Rücken.
James sah seinen Freund verwirrt an und versuchte freundlich zu lächeln, doch als er Sirius' Gesichtsausdruck näher betrachtete beschränkte er sich auf die Frage. „Was hast du eigentlich? Du kannst es mir doch sagen." „Einen Scheißdreck werde ich dir sagen." Zischte Sirius, stand auf und verließ den Gemeinschaftsraum durch das Porträtloch.
Kaum hatte der Durchgang sich wieder hinter ihm geschlossen, war es still. Beinahe unheimlich still. In einem Bild gegenüber der fetten Dame stand gerade ein alter Zauberer mit Lesebrille und studierte ein kleines Buch. „He." Versuchte Sirius auf sich aufmerksam zu machen. Der Mann sah fragend auf. „Wie viel Uhr ist es?" Der alte Mann blinzelte, sah dann neben sich auf seinen Schreibtisch und antwortete mit heiserer Stimme „Fast neun mein Junge, was treibst du denn noch so spät auf dem Gang." Ohne eine Antwort lief Sirius den Gang hinunter.
Die Kerker. Jedes Mal wenn er die Kerker betrat, dankte Sirius dem Sprechenden Hut in Gedanken, dass er in nicht nach Slytherin gesteckt worden war. Allein die Luft hier war unerträglich. Sirius bemühte sich auf der Mitte der Treppe zu gehen, damit er die feuchten Wände nicht berührte, doch an einigen Stellen wurde die Treppe so eng, dass es sich einfach nicht vermeiden lies. Wieso war er auch nicht die Haupttreppe gegangen, dort kannte er sich besser aus und hier… Sirius warf einen angewiderten Blick auf seinen Robenärmel und stieg dann weiter die Treppe hinab. //Merlin…Merlin. Was soll der Scheiß// Sirius sah in einen etwas breiteren Gang zu seiner Rechten. Gerade als er sich entschlossen hatte, hier mit der Suche nach „Merlin" zu beginnen, erfüllte ein gedämpfter Knall den Korridor.
Sirius runzelte die Stirn und entschied sich für den linken Gang.
Der war etwas breiter, aber dafür gerade so hoch, dass man aufrecht gehen konnte. //Seltsame Architektur.// Im Abstand von drei oder vier Metern säumten steinerne Standbilder mehr oder weniger berühmter Zauberer den Gang, so dass es aussah, als stützten sie die Decke mit ihren Köpfen. //Geschmacklos.// Seltsamer Weise schien die Luft in diesem Gang etwas frischer, die Steine glatter und dennoch verrieten die Spinnenweben an den Statuen, dass sich hierher auch die Hauselfen nur selten verirrten.
Lustlos trottete Sirius den Flur entlang und hielt halbherzig nach einer Statue Ausschau, die dem berühmten Merlin ähn… //Merlin.// Sirius blieb überrascht vor einem Standbild aus Onyx oder irgendeinem anderen schwarzen Stein stehen und sah sich verstohlen zur Treppe, von der er gekommen war, um. Es war wieder völlig still. Mit kleinen Schritten ging er auf die Statue zu und sah an Merlins rechter Seite vorbei auf eine völlig normale, graue Steinmauer. „Gang? Von wegen Gang." Schnaubte er und tastete langsam den kalten Stein ab. //Malfoy, wenn du mich verarschst, kannst du was erleben, das schwöre ich dir.//
Sirius schlug vor Wut und Enttäuschung mit einer Faust gegen die Wand und erstarrte. Mit einem leisen knirschen glitt ein Teil der Wand hinter Merlin zurück und gab einen schmalen Durchgang frei. Ohne zu zögern trat Sirius hindurch und fand sich auf einer schmalen Wendeltreppe, die weit nach oben führte, wie weit war von hier aus unmöglich abzuschätzen.
An der Stelle eines Treppengeländers folgte der Körper einer unterarmdicken Schlange dem Treppenverlauf. Sie war aus dem gleichen Stein, wie schon das Standbild Merlins und schien sich im flackernden Licht der Fackeln über den rauen Stein zu kriechen. Am Fuß der Treppe, genau unter Sirius Füssen war eine Messingplatte in den Boden eingelassen. „Tam serpentibus meis in caelo duco." Da Sirius Lateinkentnisse allerdings nicht sehr ausgeprägt waren, stieg er ohne die Inschrift weiter zu beachten, über die Platte hinweg und machte sich daran die Treppe empor zu steigen.
Es ging leichter als er angenommen hatte, die Stufen schienen unter seinen Füssen hinweg zu fließen und selbst als er nach einiger Zeit vor einem offenen Durchgang ins Freie ankam, spürte er nicht die geringste Anstrengung. Die Aussicht, die sich Sirius bot, war überwältigend und seltsam vertraut. Weit unten begann der Verbotene Wald, mit der Hütte des Wildhüters, der gerade seinem Nachfolger, einem ungewöhnlich großen Jungen, irgendetwas an einem wilden Eber, oder etwas ähnlichem, erklärte. Weiter in der Ferne lagen im leichten Dämmerlicht endlos Wiesen und Wälder und vor all dem, stolz und einsam hob sich eine schlanke dunkle Gestalt gegen den Abendhimmel ab. Langes, blondes Harr fiel über die Schulter, den Rücken hinab und tanzte im böigen Wind. Erst als Lucius sich umdrehte wurde Sirius bewusst, dass er nicht vor, sondern auf den Zinnen stand. Panik erfasste ihn.
„So führe ich meine Schlangen in den Himmel." Seine ruhige Stimme war lediglich ein Flüstern. „Was…" Sirius starrte ungläubig auf das Bild, das sich ihm bot. "Was zum Teufel tust du da Malfoy?" schrie er plötzlich und stürmte im nächsten Augenblick vorwärts, packte den blonden Jungen am Oberarm und riss ihn von der Brüstung herunter. Lucius verlor das Gleichgewicht und stieß vor Überraschung einen heiseren Schrei aus.
Der harte Aufprall jagte Lucius einen stechenden Schmerz durch die Schulter und den Hinterkopf, obwohl er dort erstaunlich weich gelandet war. Einen Moment hielt er die Augen geschlossen und sah noch immer den schwindelerregenden Abgrund vor sich, in den er eben geblickt hatte. Sirius aufbrausende Stimme riss ihn in die Realität zurück. „Hast du sie noch alle Malfoy?" schrie er, hielt kurz inne und fügte dann etwas leiser wie zu sich selbst hinzu „Du könntest tot sein. Was ist eigentlich los mit euch, seid ihr alle lebensmüde?" Das letzte Wort hatte Sirius aggressiver ausgesprochen, als er beabsichtigt hatte. Er warf Lucius einen entschuldigenden Blick zu, doch der sah ungläubig zu ihm auf.
Die Worte sickerten langsam in Lucius' Bewusstsein und plötzlich, als er sich seiner Lage wieder bewusst wurde, richtete er sich auf und seine Züge nahmen augenblicklich den gewohnten arroganten Ausdruck an. „Was denkst du eigentlich wer du bist, Black?" So sehr er sich auch bemühte belustigt zu klingen, er spürte, dass seine Stimme zitterte und er war sich sicher, dass auch Black das kaum entgangen war.
„Du…" Sirius schnappte nach Luft „Du wärst fast von diesem scheiß Turm gesprungen!" „Glaubst du?" Sirius sah ihn irritiert an. „Du glaubst also wirklich, dass ein Malfoy den Freitod wählt?" „Was weiß ich. Deine Familie interessiert mich einen scheiß Dreck, Malfoy!" „Oh, Sirius." Lucius klang überrascht. „Du kannst ja richtig edelmütig sein, für ein Schlammblut." Fügte er mit einem überheblichen Lächeln hinzu.
Sirius packte seine Schulter, stieß ihn hart auf den Steinboden und presste Lucius' Oberkörper mit seinem ganzen Gewicht auf den Stein. Dieser würgte ein erschrockenes Keuchen hervor. „Du. Wirst. Mich. Nie wieder. Beleidigen. Verstanden?" knurrte Sirius, während er sich weit nach unten über Malfoys Gesicht beugte.
Remus zögerte einen Moment. Schon wieder eine Chance verpasst. Warum konnte er eigentlich nichts durchziehen? //Wenn du etwas wirklich willst, dann wirst du es auch bekommen.// Wer hatte das gesagt? Niemand den er kannte vermutlich. Zum Glück, denn Remus hasste diesen einfachen Satz. Was konnte er denn dafür, dass es nicht alles so einfach verlief, wie für andere Leute?
„Sev… Snape" verbesserte Remus sich und spürte, wie im die Röte ins Gesicht stieg. //Das sieht man in diesem violetten Licht sowieso nicht, also…// versuchte Remus sich selbst zu beruhigen. Severus, der den Kessel in eine Ecke gestellt hatte und missgelaunt den Boden betrachtete, sah fragend zu ihm hinüber und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. Da Remus nichts einfiel, was er jetzt hätte sagen können, ging er mit unsicheren Schritten auf den schwarzhaarigen Jungen zu, bis ihre Gesichter unmittelbar voreinander waren. Misstrauisch wich Severus mit dem Oberkörper ein Stück von Remus ab und warf einen flüchtigen Blick zu seinem Schreibtisch. Bevor Remus recht wusste was er tat, hatte er eine Hand in Severus Nacken geschoben, zog ihn zu sich hinunter und küsste ihn behutsam auf die Lippen. //Er wird dich töten, er wird dich dafür töten.// schoss es Remus plötzlich durch den Kopf und er ließ erschocken die Hand sinken.
Severus starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, doch Remus wich nicht zurück, aus Angst seine Beine würden ihn nicht mehr tragen. Mit einem Mal enspannte sich Severus Gesichtsausdruck und ein leichtes Lächeln huschte über seine Mundwinkel, bevor er Remus' Kuss unsicher erwiderte.
