24.08. Sonntag

Liebes Tagebuch!

Brrr, drau§en ist es bitterkalt, es regnet, der Wind heult bei Staerke 10 und dennoch hatten Ron und Harry mich doch dazu bewegen koennen, mit ihnen nach Hogsmeade zu gehen. Resultat waren zwei Taschen voll mit unnutzem Kram ( Ron und Harry wollen wohl Fred und Georges Nachfolge antreten, wenn diese endlich ihre Pruefung gemacht und verschwunden sind, denn sie haben Zonkos Scherzartikelladen halb leer gekauft) und eine Tuete mit wichtigen Utensilien ( selbstverstaendlich meine ich damit meine Errungenschaften, eine Buch mit dem Titel: Animagische Erscheinungsformen und welche Faehigkeiten sie besitzen und ein Buch: 1000 magische Zaubertrankzutaten).

Vielleicht sollte ich auch mal ein Buch schreiben. Genug Stoff haette ich ja, erinnere man sich nur an all die bestandenen Abenteuer mit Harry und Ron. Wie waere der Titel: How to survive a friendship with the famous Harry Potter and his friend Ron Weasley?

Dann wuerde ich diese Hogsmeade-Episode auch erwaehnen, denn als wir wieder in Hogwarts ankamen waren wir bis zur Unterwaesche nass.

Blitzschnell bildete sich eine riesengro§e Pfuetze unter unseren Schuhen, die uns ueberall hinfolgte. Wenn Filch je rauskriegt, dass wir fuer diese UEberschwemmung verantwortlich sind, werden wir bis an unser Lebensende an der Strafarbeit dafuer knabbern.

Ich wei§, ich bin etwas schlecht gelaunt heute. Aber jedes Mal, wenn ich dem Aufsatz fuer Snape eine Zutat hinzufuege, lodert in mir eine unerklaerliche Antipathie auf.

25.08. Montag

Es stimmt schon, was man ueber England sagt. Das Wetter bei uns einfach unmoeglich.

Gestern haette man noch den Katastrophenschutz alarmieren koennen und heute war das schoenste Badewetter. Passend dazu war ich auch mit Ron und Harry am See. Der Krake lag am Strand und lie§ sich braeunen, ebenso wie der Rest der Schule. Ein richtiger Massenauflauf war das.

Ich mag Menschenmassen nicht besonders, vor allem wenn sie so laut und kindisch sind wie diese. Also bin ich relativ frueh wieder herein gegangen und hab mich um Snapes Aufsatz gekuemmert. Er ist fertig. Noch einmal lass ich m ir so etwas aber nicht gefallen! Schlie§lich soll ich in diesem Extra-Kurs mehr lernen als im normalen Unterricht, nicht weniger.

Ron und Harry schwaermen die ganze Zeit von der ersten Stunde bei Lupin, die sie gestern hinter sich gebracht haben. Ich wei§ nicht, was die beiden an Verteidigung gegen die dunklen Kuenste noch so anziehend finden. Letztes Schuljahr habe ich das intensiv genug erlebt, um dieses Fach mit einem gewissen Unbehagen zu betrachten. Auch den Slytherins gegenueber bin ich seitdem noch misstrauischer.

Dracos Vater ist wieder einmal davon gekommen, auch wenn eine Hausdurchsuchung Ð durchgefuehrt von Mister Weasley Ð ihn diesen Sommer ganz schoen in Schwierigkeiten gebracht hat. Gewisse Dinge, die er unter seinem Teppich versteckt hielt, waren alles andere als legale Artikel. Draco hat Ron am Anfang des Schuljahres im Zug dafuer versprochen, dass er ihn beim ersten Quidditch-Spiel vom Besen fegt. Ron hat das nicht weiter gekuemmert, aber ich an seiner Stelle waere vorsichtig.

Ich habe nicht die geringsten Zweifel, dass Draco seinem Vater an Arroganz und Hinterlist in keinster Weise nachsteht.

Aber Ron hoert mir ja nicht zu, er glaubt, dass ich mir zu viele Sorgen mache. Und vielleicht tue ich das. Aber ich habe schon genug ermordete Bekannte. Ich brauche keine ermordete beste Freunde, seien sie nun durch einen Fluch gestorben oder vom Besen gefallen.

30.08. Samstag

Liebes Tagebuch!

Ich habe heute ausfuehrlich mit Professor McGonagall ueber das Buch gesprochen, das ich gekauft habe. Sie sagte, dass man sich genau ueberlegen sollte, was fuer ein Tier man nimmt und sprach einige mit mir durch. Bis naechste Stunde muss ich mich entschieden haben.

Ich denke, dass ich nichts zu gro§es waehlen werde, lieber ein kleineres, wendiges, unauffaelliges Tier. Keine Katze wie McGonagall, aber vielleicht so etwas in der Richtung. Oder eines, das fliegen kann. Denn mit dem Besen kann ich ja nun nicht so herausragend gut umgehen...

Na ja, ich habe ja noch zwei Wochen, um mich zu entscheiden.

04.09. Donnerstag

Liebes Tagebuch!

Zunaechst einmal entschuldige, dass ich solange nicht geschrieben habe, aber ich war vollkommen mit Schulaufgaben und dem Buch ueber Animagi beschaeftigt, dass ich in Hogsmeade gekauft habe!

Nun aber zu Schlagzeile des Tagespropheten von heute: Neues Buch von Gilderoy Lockhart: Tagebuch eines Gratwandlers, Teil 1.

Artikel lautet wie folgt:

Erst vor einem halben Jahr tauchte der beruehmte Ð beruechtigte Schriftsteller und Abenteurer Gilderoy Lockhart wieder auf, nachdem er sich lange auf der Suche nach seinem Gedaechtnis befunden hatte. Der wegen seiner geklauten Geschichten in Verruf gekommene Zauberer mit dem strahlend Laecheln, welches viele Hausfrauen und Bewunderinnen taeuschte, entschuldigte sich damals vielmals fuer seine , straefliche VergangenheitÕ ( Zitat aus der Ausgabe vom 24.02) und schwor , nie wieder etwas AEhnliches zu tunÕ.

Viele hofften nun, er meinte damit das gesamte Gebiet der Schriftstellerei, doch diese Hoffnung wurde von Lockhart heute zerstoert. Mit viel Tra Tra feierte er sein, ComebackÕ mit dem Buch: Tagebuch eines Grandwandlers Teil 1.

Dieses ist das Erste eine Folge von Buechern, die Lockhart als, schonungslose AutobiographieÕ beschreibt.

In Teil 1 erzaehlt Lockhart in gewohnt herzzerei§endem und selbstbeschoenigendem Stil, was ihn zu seinen Vergehen trieb.

Der zweite Teil, den wir laut Autor, bereits vor Weihnachten in den Haenden halten duerfen, soll sich weit gehend mit seiner Professorentaetigkeit in Hogwarts vor knapp vier Jahren beschaeftigen und einige ,schockierende EinblickeÕ beinhalten.

Ja, ich gebe es nur ungern zu, auch Lockharts Name stand einmal sehr oft in einem meiner Tagebuecher, aber dies hat sich natuerlich erledigt. Dennoch bin ich ehrlich darauf gespannt, was fuer, EinblickeÕ er gewaehren wird. Ich fuerchte, Harry und Ron werden nicht gut wegkommen.

Snape scheint seine Schikanierungen wieder zurueck geschraubt haben. Er wird sich wohl langsam mit dem Gedanken anfreunden muessen, dass er mich am Hals hat (wie er vermutlich ausdruecken wuerde).

Ich wusste doch, dass er mich nicht bezwingen wuerde.

05.09. Freitag / 06.09 Samstag

Liebes Tagebuch!

Es ist kurz vor Mitternacht.

Drau§en ist es dunkel.

Alle schlafen.

Ich stecke in gro§en, gro§en Schwierigkeiten.

Heute betrat ich betont ruhig die Kerker und den Unterrichtsraum fuer Zaubertraenke. Ich hab betont ruhig die Liste mit den Zutaten an Snape uebergeben. Dieser las sie nicht einmal durch, sondern schmiss sie weg. Ohne nur einen Blick darauf zu werfen. Dabei sah er mir genau in die Augen.

In jenem Moment wusste ich: Diese wuerde kein harmloses Spielchen werden. Dies war der Beginn eines Machtkampfes. Snape bedeutete mir, mich zu setzen und ich folgte dem.

,, Miss Granger,Ò sagte er mit dieser eisigen Gelassenheit in der Stimme, die ihn so autoritaer wirken laesst.,, Ich moechte, dass sie diese hier,Ò er stellte ein Tablett mit Phiolen vor mir auf den Tisch,,, reinigen. Blitzblank. Ich habe vor, einige von diesen zu fuellen.Ò Erst da bemerkte ich den Kessel neben dem Lehrertisch, in dem etwas vor sich hin brodelte. Snape wandte sich ab und ruehrte in dem Kessel herum, waehrend ich die vor mir liegenden Gefae§e betrachtete.

Sie hatten viele verschiedene Formen, bauchig, langhalsig, eng... Aber eines hatten sie gemeinsam: Sie waren alle hoffnungslos dreckig.

Mir sank das Herz in die Hose. Dafuer wuerde ich Ewigkeiten brauchen und wer wusste, bis wann Snape die Gefae§e brauchen wuerde. Der Trank, den er brauchte, schien nicht mehr lange zu brauchen. Doch ich erinnerte mich an eines meiner Versprechen: Ich werde nicht aufgeben, egal was Snape mich putzen laesst!

Au§erdem, vielleicht hatte er ja noch etwas mit dem Trank vor, wobei ich assistieren durfte?

Also begann ich, die Phiolen zu putzen. Per Hand. Mit Lappen.

Nach einer halben Stunde fing mein Handgelenk an zu schmerzen. Natuerlich muss ich zu Hause schon mal im Haushalt helfen und kenne mich daher mit Spuelen usw. aus, aber immer seine Finger in Phiolen zu quetschen und die Hand zu drehen ist dagegen ein ziemlich harter Brocken.

Nach 45 Minuten kam Snape wieder zu mir herueber und betrachtete meine Arbeit.,, Miss Granger, ich werde in einer knappen Viertelstunde mit diesem Trank fertig sein. Bis dahin sollten Sie genug Gefae§e fertig haben, meinen Sie nicht?Ò fragte er kurz und ging wieder zurueck zum Kessel.

Fest entschlossen, diese Arbeit genauso gewissenhaft zu erledigen wie die Aufsaetze, schrubbte ich noch schneller. Natuerlich waere es viel einfacher gewesen, den Zauberstab zu benutzen, doch das wollte Snape ja offensichtlich nicht, da er mir ja den Lappen gegeben hatte.

Und entgegen all meinen Befuerchtungen waren die Gefae§e sogar schon sauber, als der Trank noch nicht fertig war. Exakt 1 1/2 Minuten vorher, um genau zu sein. Snape bedachte mich mit einem veraergerten Blick.,, Sie koennen mir helfen, den Trank in die Gefae§e zu fuellen,. Und passen Sie blo§ auf, dass Sie nichts verschuetten,Ò knurrte er und ich machte mich an die Arbeit. Snape bewachte mich mit Argusaugen und das machte die Sache nicht gerade leichter, aber am Ende sahen meine gefuellten Phiolen auch nicht anders aus als seine; gleichmae§ig gefuellt mit einer giftgruenen Fluessigkeit, die sehr scharf roch.

Die auf dem Lehrertisch stehenden Phiolen zustoepselnd, wunderte ich mich, was dieser Trank sein koennte.

,, Nun, was denken Sie, was das ist?Ò fragte Snape. Ich wollte es nicht, aber ich musste mit den Schultern zucken. Seine Lippen kraeuselten sich zu einem Laecheln.,, Es scheint Ihnen nicht viel zu bringen, auch an sonnigen Tagen drinnen zu sitzen und zu erlernen, Miss Granger,Ò meinte er. Erstaunt sah ich auf. Woher wusste er? Na ja, er war Lehrer, also durfte er wohl oder uebel im Schloss auf und abgehen wie er es wuenschte.,, Dies ist Skerogift,Ò erklaerte Snape.,, Beruehrt es einen Menschen, wird diese Stelle sofort veraetzt. Kleidung und Haut und wirkt es lange genug ein, sogar der Knochen. Es kann also passieren, dass man nachher keinen Arm mehr besitzt.Ò

Unwillkuerlich muss ich wohl ein Stueck zurueck gewichen sein, denn Snape sagte haemisch.

,, Haben Sie etwa Angst, Miss Granger? Ich wusste doch gleich, dass diese Studien fuer einen Gryffindor nicht zu meistern sind.Ò Er machte eine kurze Pause, waehrend ich mich bemuehte, meinen Zorn zu unterdruecken.,, Nun, Sie werden mir bis zum naechsten Mal alles ueber diesen Trank, seine Zutaten und alle bisherigen Anwendungen herausschreiben. Sie koennen jetzt gehen.Ò

Ich wollte mich abwenden, Tagebuch, wirklich! Aber mich erfasste ein solcher Zorn, dass ich es einfach nicht konnte. Ich verlor meine Beherrschung.

,, Mit Verlaub, Sir,Ò sagte ich, bebend vor Zorn.,, Ich finde diese Aufgabe in keinster Weise gerecht!Ò Snape sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.,, Ach ja? Und wieso bitte sehr, Miss Granger?Ò fragte er bedrohlich leise.,, Weil es ist, als wuerde ich im Kreis gehen! Erst die Liste mit den Geraeten, dann die mit den Zutaten und nun schon wieder! Ich moechte hier etwas lernen, was ich noch nicht wei§! Und nicht etwa ueber eine Stunde meiner Zeit mit dem Putzen von Phiolen vergeuden,Ò erklaerte ich.,, Sie empfinden also das Putzen von Phiolen als Zeitverschwendung? Wieso haben Sie sie dann nicht einfach schnell mit einem Zauberspruch gereinigt?Ò fragte Snape mit oeliger Stimme. Ich starrte ihn an, als haette er den Verstand verloren.,, Aber... Der Lappen... Ich dachte,Ò stotterte ich.,, Ich kann mich nicht daran erinnern, gesagt zu haben, Sie muessten den Lappen benutzen. Ich habe ihn nur dazugegeben.Ò

Ich wusste ganz genau, dass ich auf keinen Fall sagen durfte, was ich dachte, aber ich tat es trotzdem.,, Und wenn ich ihn nicht benutzt haette, haetten Sie mich deswegen zurechtgewiesen, weil es Ihnen nicht passen wuerde, wenn Sie zugeben muessten, dass ich etwas richtig gemacht habe! Sie sind....Ò ein sadistisches Monster, wollte ich sagen, doch ich biss mir auf die Zunge.,, Ich bin was, Miss Granger?Ò fragte er, doch ich schwieg.,, Reden Sie schon, oder ich ziehe Gryffindor 100 Punkte ab.Ò ,, Ein Monster,Ò spie ich aus, genau wissend, dass er mir die Punkte abgezogen haette. Snape laechelte triumphierend.,, Das macht 50 Punkte Abzug von Gryffindor, Miss Granger. Und ich werde mit Professor Dumbledore ueber diesen Vorfall sprechen.Ò

Ich wei§ nicht mehr genau, was dann passiert ist. Ich habe meine Tasche genommen und drehte mich auf dem Absatz herum und wollte gehen. Dabei hatte ich wohl etwas zu viel Schwung. Meine Tasche stie§ gegen eine der noch offenen Phiolen, diese kippte um und der Inhalt ergoss sich ueber Snapes auf den Tisch abgestuetzte rechte Hand.

Das Geraeusch der auf dem Boden zerbrechenden Phiole mischte sich mit einem ueberraschten Aufschrei von Snape und lie§ mich herumfahren.

Snape sah auf seine Hand herab, auf der sich langsam das Skerogift einaetze und die obersten Hautschichten loeste. Vollkommen hilflos stand ich vor Snape, nicht faehig irgendetwas zu tun, da ich nicht wusste, was ich tun sollte. Dieser sah auf, bemueht um einen ,normalenÕ Gesichtsausdruck und herrschte mich an:,, Stehen Sie nicht so herum, holen Sie mir die rote, kugelfoermige Phiole aus dem Vorratsraum!Ò

Ich nickte und stolperte praktisch in den Vorratsraum hinein. Panisch sah ich mich nach der Phiole um und entdeckte sie nach einer halben Ewigkeit endlich. Ich ergriff sie und rannte zurueck zu Snape, wobei ich fast in das auf dem Boden verschuettete Skerogift getreten werde.,, Schuetten Sie es ueber meine Hand,Ò sagte Snape und ich kam dem sofort nach. Meine Haende zitterten immer noch. Es gab ein zischendes Geraeusch und ich musste wegsehen, als das Gegengift seine Wirkung tat.

Obwohl ich sehr schnell gewesen war, konnte man auf Snapes Hand bereits die rote Fleischschicht schimmern sehen, wie bei Verbrennungen.,, Hauen Sie ab,Ò blaffte Snape mich an.,, AÑaber...Ò stotterte ich.,, Raus hier, Granger!Ò

Verstoert lief ich hinauf zum Gryffindorgemeinschaftsraum. Ron und Harry sahen mir bestuerzt nach, als ich an ihnen vorbeilief ohne irgendetwas zu sagen.

Ich gestehe, Tagebuch, ich habe Angst. Angst, was Snape jetzt wohl Dumbledore erzaehlt, nach diesem ganzen Malheur. Nach meiner Beleidigung sah es ja schon schlecht aus, aber Snape wird mein zufaelliges Umsto§en der Flasche garantiert als bebabsichtlichen taetlichen Angriff darlegen und dann wird Dumbledore mich wohl von der Schule verweisen.

Und obwohl genau dies mein schlimmster Albtraum ist, so jagt mich noch ein ganz anderer Gedanke: Snapes Augen, als er mich ansah und in denen ich trotz seinem Zorn Schmerz lesen konnte. Ich habe nie daran gedacht, dass dieser Mann Schmerz empfinden kann. Da habe ich mich wohl getaeuscht. Koerperlichen empfindet er sehr wohl.