6. Kapitel: Das Mysterium

Um genau 12 Uhr nachts, schlich sich Hermione aus ihrem Bett und nahm ihren Zauberstab von ihrer Kommode.

"Lumos" murmelte sie leise. Der Zauberstab fing sofort an zu glühen, einen unheimlichen Schatten auf Ginnys Gesicht werfend, die ihr Bett neben ihr hatte.

Ginny seufzte und Hermione glaubte das rothaarige Mädchen murmeln zu hören, "Harry, ich liebe dich so sehr..."

Ein Lachen erstickend ging Hermione auf Zehenspitzen aus dem Schlafsaal und zu den Toiletten. Als sie hereinkam sah sie gegenüber den Waschbecken eine große Ausstellungsvitrine wo eine Strähne schwarzen Haares, ein Anti-Warzen Trank, ein kastanienbrauner Pullover und die schwarze Brille lagen. An der Vitrinentür hing ein großes Schloss und Hermione wusste, dass die Mitglieder von dem Klub viele Beschützungszauber darauf gelegt hatten.

"Hmm.. leichte Zaubersprüche werden die Zauber entfernen und das Schloss ist eine simple Muggelerfindung. Das sollte einfach zu öffnen sein" flüsterte sie.

Mit einem schnipsen und einer Beschwörung ihres Zauberstabes waren die Zauber weg und das Schloss offen. Es schien alles zu leicht. Sie entfernte vorsichtig das Schloss und legte es auf ein Waschbecken um es vom Knarren zu hindern. Mit zitternden Fingern nahm Hermione die Brille und ging auf Zehenspitzen wieder aus der Toilette, nicht in Anbetracht ziehend was die Mädchen am nächsten Morgen, wenn sie ihr Gesichter waschen wollten, sagen würden.

Früher an diesem Abend

Als Harry seine stinkenden Socken auszog, bemerkte er eine große Warze auf seiner Zehe, die er vorher nicht bemerkt hatte. "Igitt" murmelte er und öffnete die oberste Schublade seiner Garderobe um den Anti-Warzen Trank zu nehmen. Dort gab es viele Fläschchen und Gläser die mit komisch aussehenden Flüssigkeiten gefüllt waren, aber keiner davon war eine kleine Flasche für Orangensaft mit stinkenden Anti-Warzen Trank gefüllt.

"Hey, hat einer von euch meinen Anti-Warzen Trank genommen?" fragte Harry die Jungs, die sich fürs Bett fertig machten. Es schien eine alberne Frage zu sein. Wer würde einen Anti-Warzen Trank stehlen? Die konnte man leicht von Madam Pomfrey bekommen.

"Nein, Harry. Keiner hat deinen Anti-Warzen Trank genommen." sagte Ron ruhig.

Wenn Harry es nicht besser wüsste, würde er denken in seiner Stimme ein bisschen Verachtung heraus zuhören.

"Ha! Harry hat eine Warze! Harry hat eine Warze!" spotteten Fred und George quer durch den Raum. Harry warf ihnen einen aufgebrachten Blick zu.

"Weißt du, Harry, ich denke niemand würde einen Anti-Warzen Trank aus deiner Schublade nehmen" erklärte Ron ihm, seinen gestrickten, kastanienbraunen Pullover von Mrs. Weasley ausziehend.

Hey, ich frage mich wo meiner ist, dachte sich Harry, seine mittlere Schublade durchsuchend. Es lag immer oben auf all seinen Roben , aber jetzt war er weg. Harry war sich völlig sicher, dass niemand diesen Pullover stehlen würde.

"Ron, meiner ist weg" murmelte Harry.

"Was?"

"Meinen Pullover, den deine Mutter für mich gemacht hat."

"Er ist jedenfalls nicht weggelaufen, oder doch?", sagte Ron sarkastisch.

Es war heute ein sehr merkwürdiger Tag gewesen. Zuerst fand er Hermione unter seinem Bett und jetzt waren die zwei unwahrscheinlichsten Dinge aus seinem Zimmer gestohlen worden. Sogar wenn Hermione sie genommen hatte, warum würde sie das tun? Es gab keine vernünftige Erklärung für all dies. Nach vielem Nachdenken, kam Harry eine Idee. Wenn es einen Dieb gab, der hier in der Nacht herumlauerte und Harry bei der Tür schlafen würde, würde er vielleicht denjenigen erwischen.

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Hermione verließ den Mädchenschlafsaal, erleichtert das keiner wach geworden war. Mit zitternden Fingern hielt sie den Gegenstand, der all diesen Wirbel unter den Mädchen verursacht hat. Sie wünschte sich nur, dass Harry niemals auf die Idee gekommen wäre seine Augen zu korrigieren.

Nichts davon wäre passiert- keiner von diesen demütigen Aufgaben, die sie veranlassten Schulregeln zu brechen.

Sie schlich sich durch den Gemeinschaftsraum, stieg die knarrenden Treppen hinauf und erreichte ein zweites Mal die Tür des Jungenschlafsaals. Es war einfach nur traumatisierend, wenn nicht noch schlimmer. Jetzt musste sie sich sicher werden, dass keiner wach war und dann musste sie Harrys Schublade öffnen ohne das er aufwachte. Hermione fürchtete sich bei jedem Schritt den sie tat immer mehr.

Mit einem leisen stöhnen, drehte Hermione den Türknauf um und öffnete die Tür, und dann geschah etwas noch schlimmeres als das was zuvor passiert war. Als sie auf Zehenspitzen reinschlich sprang jemand wie eine Katze auf und packte sie an der Schulter.

Es war Harry Potter.

"Ich dachte mir, dass du es sein könntest, der meine Sachen wegnahm!" flüsterte er in einer schockierten Stimme. "Du weißt Herms, ich ließ was heute passiert ist durchgehen, aber das hier geht zu weit!"

"Ich- Ich hab das nicht getan!" schrie Hermione.

"Würdest du deinen Mund halten? Du wirst noch jeden aufwecken!"

Hermione legte ihre freie Hand auf ihren Mund.

Zu Hermiones Überraschung beruhigte sich Harry danach; seine aufblitzenden grünen Augen wurden wieder sanfter. "Hermione- Ich denke du musst mir eine Menge erklären. Du kannst es mir jetzt gleich im Gemeinschaftsraum erzählen."

"Ich- Ich glaube, dass muss ich tun" murmelte sie, ihr Gesicht so rot wie eine Rübe. Damit, folgte sie ihm die Treppe nach unten in den Gemeinschaftsraum.