A/N: So, ich hab doch etwas Zeit gefunden und das nun geschrieben! Ich hoffe, es ist nicht zu langweilig und trocken, aber ich wollte möglichst Realitätsgetreu bleiben!

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Einer unserer Telefonisten macht mir vor der Glasscheibe ein Zeichen mit einem Zettel, ein Signal für mich, mich von dem Jungen mit den Geldsorgen zu verabschieden, ohne ihm einen wirklichen Rat erteilt zu haben und den nächsten Anrufer entgegen zu nehmen.

Ein Anrufer, von dem die Redaktion nicht will, dass er wartet und von dem die Zuhörer auch gar nicht wollen, dass er wartet.

Ich flitze aus dem Studio und mein Telefonist empfängt mich mit den Worten:

"Das ist wichtig, Hermione, es geht um Inzest."

Ein zweiter Telefonist, der den Anrufer beschäftigt hat, bis ich gekommen bin, sagt mir, dass der Anrufer fast wieder aufgelegt hätte.

"Er meint, wir können ihm sowieso nicht helfen. Er ist zwanzig."

Zwanzig, in meinem Alter.

Ich nehme den Hörer zur Hand, melde mich und frage nach dem Namen des Teilnehmers.

"Tom."

Aber er heisst nicht Tom, denn ich erkenne seine Stimme.

Ich spreche mit Draco Malfoy, meinem Erzfeind. Und es geht um Inzest.

Ich lasse mir nichts anmerken, sondern lasse ihn erzählen.

"Ich rufe an, weil... es geht um meinen Vater, das geht schon, solange ich mich erinnern kann... er ist sehr böse und gewalttätig zu mir gewesen.

Meine Mutter ist durch einen Seitensprung schwanger geworden und wollte ihren Ehemann nicht verlassen. Er hat mich immer gut behandelt und in der Außenwelt wusste auch niemand, dass ich nicht sein Sohn war. Es war ein Familiengeheimnis.

Ich habe meinen richtigen Vater an den Wochenenden besucht und als ich dann nach Hog-... ähm... in ein Internat ging, habe ich die erste Hälfte der Ferien bei meinem Vater und die zweite bei meiner Mutter verbracht.

Auch war meine Mutter oft im Krankenhaus, sie ist nämlich... psychisch labil. Dann wurde ich ebenfalls zu meinem Vater geschickt, da mein Stiefvater oft Geschäftsreisen machte und nicht auf mich aufpassen konnte."

"Kannst du etwas über das Verhältnis zu deinem Vater erzählen?"

"Ich hatte ihm gegenüber gemischte Gefühle. Oft war ich wütend, aber meistens hatte ich einfach nur Angst vor ihm."

"Warum hattest du Angst vor ihm?"

"Er hat mich geschlagen und eingesperrt."

"Warum war er so gewalttätig?"

"Ich denke, es ging um Macht."

"Wollte er Macht über dich haben?"

"Ja. Ich glaube, er wollte über jemanden befehlen können."

"Aber du warst doch nur ein kleiner Junge, der zu Besuch kam?"

"Er hat mich mißbraucht."

"Wie? Sexuell?"

"...Ja."

"Wann hat das angefangen?"

"Bevor ich in die Schule kam."

"Wie weit ist er gegangen?"

"Naja, ziemlich weit."

"Bis zum Geschlechtsverkehr?"

"Nein, erst als ich älter war. Aber ich musste ihn streicheln und bestimmte Sachen machen.

Wenn ich es nicht tat, wurde er furchtbar wütend und schlug mich. Meistens ins Gesicht, aber manchmal verprügelte er mich auch mit einem Ledergürtel."

"Wann ist er zum ersten mal mit dir ins Bett gegangen?"

"Als ich sieben oder acht war."

"Hast du dich gewehrt?"

"Ich hatte Angst..."

"Hast du Nein gesagt?"

"Dann hätte er mich wieder geschlagen und eingesperrt."

"Wo hat er dich eingesperrt?"

"Im Keller. Als ich noch ganz klein war, hatte ich immer Angst vor den Geräuschen und der Dunkelheit. Aber später hat mir das dann geholfen, wenn er... wieder Sachen mit mir gemacht hat."

"Hat deine Mutter nie gemerkt, dass etwas nicht stimmte?"

"Wir haben uns nicht oft unterhalten und nie direkt zusammen geredet."

"Warum nicht?"

"Sie hat sich für mich geschämt, weil ich nicht Luc-... Lucas Kind bin. Sie wollte so gerne ein Kind von ihm, aber nach meiner Geburt konnte sie keine mehr bekommen."

"Gab sie dir dafür die Schuld?"

"Sie hat es zumindest nie zu mir gesagt."

"Und hat dein Stiefvater nie etwas gemerkt?"

"Er hat nie mit mir darüber geredet. Aber er hat mich immer gefragt, ob ich wirklich zu meinem Vater gehen wollte. Ich könne auch bei ihm bleiben.

Ich hatte Angst, also habe ich immer gesagt, dass ich zu meinem Vater will, denn sonst würde es noch schlimmer, dass wusste ich.

Ich glaube, ein paar mal hat mein Stiefvater auch versucht, mit Mutter zu reden, aber sie wollte davon nichts hören."

"Hattest du oft Blaue Flecken, wenn du von deinem Vater kamst?"

"Ja, ich sagte immer, ich habe mich mit ein paar Jungen geprügelt."

"Du bist doch in den Kindergarten gegangen. Hat denn da niemand was gemerkt?"

"Mein Vater machte immer einen charmanten Eindruck auf andere. Er konnte sie liebenswert sein."

"Entschuldige bitte die Frage, aber was glaubst du, dass ich für dich tun kann?"

"Mir helfen, von meinem Vater loszukommen."

Damit ist unser erstes Telefongespräch beendet. Ich gebe ihm noch die Andresse und sage ihm, er solle an den Sender schreiben und nächste Woche noch einmal anrufen. Er sagt zu und ich frage mich, ob er weiss, wer ich bin. Dann gehe ich Nachhause, doch das Gehörte lässt mich auch in der Nacht nicht los.

*****

Der Brief kommt erst Tage nach unserem zweiten Telefongespräch, in dem ich einiges erfahren habe.

Tom... oder sagen wir Draco, ist mit sechzehn von Zuhause ausgezogen und nahm sich ein Zimmer. Zu dieser Zeit musste er schon lange von Hasch abhängig gewesen sein. Das sagte er zwar nicht direkt, aber ich weiss es noch aus unserer Schulzeit.

Später griff er dann zu härteren Drogen, bis sein Stiefvater ihm kein Geld mehr gibt. Er bekam dann öfters einen Hunderter von seinem Vater zugeschoben, machte kleinere Einbrüche.

Er hatte auch drei oder vier lose Beziehungen mit Frauen.

Als er bei einem Einbruch erwischt wurde, hatte er die Wahl zwischen einer Polizeistrafe und einer radikalen Entziehungskur.

Er entschied sich für die Kur und kehrte er nach drei Monaten wieder zur Schule zurück.

Jetzt reicht ein Angestellter mir den Brief, er ist nicht geöffnet, es steh ausdrücklich darauf, dass er nur an "Miss hermione Granger" gerichtet ist.

Er weiss also, wer ich bin.

Liebe Hermione,

es wäre leichter, wenn er nur gute Seiten hätte, aber so ist es nicht.

Oft hat er mir materielle Hilfe geleistet, zum Beispiel, als ich drogenabhängig war.

Ohne ihn hätte ich mir den Stoff gar nicht leisten können; ich ging ja noch zur Schule und von Seiten meiner Mutter und meines Stiefvaters bekam ich nichts mehr.

Das war deren Methode, mich von meiner Sucht zu befreien, aber ich glaube, wenn sie gewußt hätten, wie schwer abhängig ich bin, hätten sie andere Schritte unternommen.

Ich habe immer noch viel Respekt vor meinem Stiefvater, da er mir hilft, wenn ich nicht mehr weiter weiss und versucht, mich und Mutter zusammen zu bringen.

Ich bin sicher, dass er da keinen Erfolg haben wird, denn meine Mutter will keinen Kontakt mehr zu mir.

Er hat mir auch meinen jetzigen Job verschafft.

Zurück zu meinem Vater.

Als ich noch die Drogen nahm, war vieles leichter, ich konnte schließlich immer welche nehmen, wenn er mich besuchen kam und wieder Sachen mit mir machte.

Wenn ich mal keine Drogen mehr hatte, lies er mir Zeit und Geld, um mir welche zu besorgen.

Als Kind musste ich immer aufpassen, nicht zu weinen, denn dann wurde er sauer.

Ich nehme an, dass ihm bewusst wurde, was er tat und mit wem er es tat, wenn ich weinte.

Manchmal schickte er mich in den Keller und ich durfte erst wieder hoch kommen, wenn er es mir erlaubte oder wenn ich mich ordentlich benahm.

Oder er hat mich geschlagen, woraufhin ich immer Sachen mit ihm machen musste.

Einmal hat er mich in den Keller gesperrt und ist dann in die Stadt gegangen.

Ich traute ich nicht nach oben, obwohl es so kalt war.

Mir wurde schlecht, ich schwitzte und musste mich mehrmals übergeben.

Das passiert mir heute noch manchmal, ich denke, man nennt das psychosomatisch.

Einige Stunden später kam er zurück und hatte eine Frau bei sich, ich konnte die beiden im Schlafzimmer hören.

Ich verstand nicht, warum die Frau freiwillig mitgekommen war, schließlich war sie erwachsen und konnte das selbst entscheiden.

Beim Frühstück des nächsten Morgens durfte ich wieder nach oben kommen.

Die Frau interessierte mich sehr, in meinen Augen war sie ein merkwürdiger Mensch, da ihr Sex Spass zu machen schien.

Später badeten die beiden und ich wurde gerufen und musste zu sehen, bis die Frau mich rausschickte.