Hotel California

„Piccolo, lass und die Welt zerstören." sagte Vegeta unvermittelt. Piccolo blieb mitten auf der Landstrasse, die zum Gauklerlager führte stehen und drehte sich zu dem Saiyajin um.

„Wie bitte?"

Er hoffte, dass er sich verhört hatte.

„Lass uns die Welt zerstören." wiederholte Vegeta so fröhlich, wie Son Goku, wenn er etwas zu Essen bestellte. „Ich hab' da gerade Lust drauf. Das wird bestimmt spassig."

Der Saiyajin hüpfte hochmotiviert ein paar Mal auf und ab. „Wenn ich jetzt auf die Höhe des Mondes fliege und einen konzentrierten Strahl, direkt auf einen der Pole…. Oder ich mache einen Overkill und lösche einfach alles Leben aus. Hach das waren noch Zeiten, als ich einfach so mit Nappa Planten vernichtet habe…." Vegeta geriet ins Schwärmen. „Jaja die guten, alten Zeiten. Damals, als ich noch böse und gemein war…"

Langsam bekam es der sonst so unerschrockene Namekianer mit der Angst zu tun. Musste er jetzt etwa gegen einen durchgedrehten Vegeta antreten, der unbedingt seine Jugendsünden aufleben lassen wollte? Er packte den Saiyajin bei den Schultern.

„Vegeta, das ist doch nicht dein Ernst. Was soll denn aus deiner Familie werden, wenn du das tust? Denk dran, wir sind hier um Trunks zu retten."

„Trunks…" sagte Vegeta abwesend. „Der Junge hat einfach keinen Anstand. Woher er das wohl hat?"

Seine nächste Frage versetzte dem Namekianer einen weiteren Schock.

„Bin ich ein schlechter Vater?"

„Wie bitte?" Der ehemalige Oberteufel musste sich eingestehen, dass ihm die Situation unaufhaltsam aus den Händen zu gleiten schien.

„Du sagst nichts. Oh, Götter, das heisst ich bin ein schlechter Vater. Ich hätte mich mehr um ihn kümmern sollen."

Piccolo versteifte sich vor Schreck als der Saiyajin seinen Mantelaufschlag packte, seinen Kopf an Piccolos Brust legte und anfing zu heulen wie ein Schlosshund. Der Namekianer fragte sich, wie viel davon hier wirklich passierte, oder ob er nicht doch träumte, während Vegeta ihm etwas von Trunks, in-die-falsche-Gesellschaft-geraten und Bekanntschaften mit dubiosen, alten Frauen vorheulte.

„Das ist doch keine Art für einen Saiyajin" jammerte Vegeta, während Piccolo stumm wie ein Fisch blieb und verzweifelt nach Worten suchte, um den Durchdrehenden zu beruhigen. „Als ich in seinem Alter war, habe ich bereits Völker vernichtet und ganzen Galaxien den Untergang gebracht und was macht er? Trifft Mädchen und hilft alten Omas über die Strasse. Das… das ist doch nicht in Ordnung…. Am Ende wird er noch so wie Kakarotts' Brut!!! Er wird die Schule fertig machen, Bulmas Firma weiterführen, heiraten, eine Familie gründen, bei allen beliebt sein und durch dieses abartige Verhalten Schande über seine Vorväter bringen! Ich glaube, ich muss ihm mal ordentlich den Kopf zurechtrücken, wenn wir ihn gefunden haben…"

„Es ist gut, dass du das ansprichst, Vegeta. Wir müssen ihn suchen, falls du dich erinnerst."

Vegeta schob sich von Piccolo weg und sah diesen tadelnd und ohne eine Spur von Hysterie an.

„Natürlich. Deswegen sind wir ja hier. Also ehrlich Piccolo, wie konntest du das nur vergessen! Du willst uns wohl aufhalten." Vegeta war schon im Begriff, zum Lager der Gaukler zu fliegen, besann sich dann aber auf ihren ursprünglichen Plan.

„Wenn wir schon laufen müssen, damit wir nicht gesehen werden, dann sollten wir uns beeilen."

Entschlossen und stolz wie immer marschierte der Saiyajin an einem sehr verwirrten Piccolo vorbei. Der ganze Spuk hatte nur einige Minuten gedauert.

„Wer vergisst hier bitteschön dauernd den Auftrag? Ich muss ruhig bleiben…. Gaaanz ruhig bleiben…"

Grummelnd folgte Piccolo seinem Begleiter.

Als die Beiden sich dem Lager näherten, erkannten sie schnell, das dort etwas nicht in Ordnung war, Die Menschen liefen hektisch über den Platz. Sie schienen zu packen. Die Wohnwagen wurden reisefertig gemacht und Pferde angespannt. Alles sah danach aus, als ob die Truppe beschlossen hatte, schnell abzureisen. Piccolo ahnte den Grund für diesen überstürzten Aufbruch, als er Soy Kikkomon beobachtete, die wild gestikulierend auf ihren Vater und einige andere Gaukler einredete. Sie flohen vor dem Monster vom See. Na grossartig. Da hatten sie sich aber etwas eingebrockt.

Irgendwo sah Piccolo auch Trunks lila Haarschopf aufblitzen. Er half ausgerechnet der Nemesis vom Damenklo beim Packen ihrer Habseligkeiten. Seine Aufmerksamkeit wanderte aber wieder zu der Gruppe um Vater und Tochter Kikkomon zurück, denn seine scharfen Ohren hörten, dass sie die künftige Reiseroute besprechen würden. Leider suchten die Gaukler dazu einen Wohnwagen auf. In dem Lärm des Aufbruchs, waren sie damit sogar vor einem namekianischen Lauscher sicher. Piccolo musste unauffällig ein Stück näher ans Lager. Aber was machte er solange mit Vegeta? Mitnehmen wollte er den Saiyajin lieber nicht, das würde nur in Mord und Totschlag enden.

„Vegeta, bleib du hier und sieh zu, was Trunks macht. Ich werde rausfinden, wo sie hinwollen."

„Ja, ja" Der Sayiajin nickte. „Ich passe auf. Und wenn sich eine gute Gelegenheit ergibt, schnappe ich ihn mir."

Piccolo musterte den anderen prüfend. Im Moment sah er vollkommen ruhig und aufmerksam aus. Aber wer wusste, wann sich das wieder änderte. Hoffentlich nicht zu bald, wünschte sich Piccolo, als er sich noch ein Stück anschlich.

Während Piccolo an anderer Stelle die Gaukler belauschte, robbte Vegeta vorsichtig etwas näher an den Wagen der „alten Hexe". Die lud gerade mit Trunks zusammen ihre Habseligkeiten auf den Wagen. In der Zwischenzeit konnte Vegeta sogar verstehen, was gesprochen wurde.

„Und sie wollen nicht, dass ich sie begleite, Mutter Lavendel? Meinen Sie wirklich sie können den Wagen alleine lenken?"

„MEIN JUNGE! Ich habe diesen Wagen schon gelenkt, da warst du noch gar nicht auf der Welt. Ich weiss, dass ihr junges Volk mich am liebsten aufs Altenteil abschieben würdet. Aber nicht mit Mutter Lavendel. NICHT mit mir!"

Tapfer setzte Trunks seine ganze Überzeugungskraft ein, aber bei der sturen Alten schienen Hopfen und Malz verloren. Auf einmal hörte Vegeta Schritte, die sich von der Seite des Wohnwagens näherten, auf der er sich befand. Auf der anderen Seite stand sein Sohn mit der Alten. Schnell wählte er den einzigen möglichen Fluchtweg. Schneller als das menschliche Auge es wahrnehmen konnte, war er unter dem Wohnwagen verschwunden. Er beobachtete, wie sich die Füsse von Soy Kikkomon denen von Trunks und der alten Frau näherten. Dort blieben sie stehen.

„Curry, komm bitte. Papa braucht dich auf dem Wagen." ertönte Soys Stimme.

„Ja, ich komme gleich. Lass uns nur schnell noch einige Sachen einpacken."

Die Jugendlichen halfen Mutter Lavendel dabei, ihren Wagen reisefertig zu machen.

In der Zwischenzeit lag Vegeta auf dem angenehm kühlen Boden. Der Duft von Gras und Erde stieg ihm in die Nase. Sein Körper begann sich zu entspannen. Gegen seinen Willen. Dennoch spürte er förmlich das Adrenalin durch seine Adern jagen. Das Blut in seinen Ohren rauschte und mit einem Mal hatte Vegeta Mühe, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Er merkte, wie ihm immer wieder die Augen zufielen. Seine Gedanken wanderten immer wieder ins Nichts. Er lauschte dem Zwitschern der Vögel. Ach, was sollte es. Wenn er schon dazu verdammt war, unter dieser klapprigen Holzkiste zu liegen, konnte er ebenso gut einige Sekunden die Augen schliessen. Das konnte ja nicht so schlimm sein.

„Nur fünf Minuten." murmelte der Saiyajin leise und liess seinen Kopf auf die gekreuzten Oberarme sinken. Noch ehe er die Bewegung vollendet hatte, war er auch schon eingeschlafen.   

„So jetzt ist es beinahe geschafft."

Zufrieden zurrte Mutter Lavendel noch einige Gurte fest, die auf der Fahrt das Gepäck sichern sollten. Sie hielt kurz inne, betrachtete prüfend ihr Werk und rieb sich ihren schmerzenden Rücken. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte und stoisch Currys Hilfsangebot ausgeschlagen hatte, machte ihr die schwere körperliche Arbeit des Ein- und Auspackens mehr Mühe als noch vor einigen Jahren. Doch Frau Rosemary Lavendel würde dem Alter keinen Punkt gönnen, wenn es nicht nötig war. In der Konsequenz hiess das leider, dass fast alle anderen Gaukler schon unterwegs waren, und sie sich später bemühen musste, um die Gruppe wieder einzuholen.

Jetzt mussten nur noch die Pferde angespannt werden. Rosemary stellte die Pferde vor den Wagen und holte das Geschirr. Mühevoll hievte sie das Gestell aus Holz, Metall und Leder in seine Position. Das Gespann war schwer und es gelang ihr nicht gleich, die beiden Zugtiere richtig anzuspannen. Die Pferde wurden unruhig und begannen, hin- und herzutänzeln. Der halb angespannte Wagen ruckte ein Stück nach hinten. Dabei produzierte er ein seltsames Geräusch. Eines, das er nicht machen sollte. Verwundert sah Rosemary nach den Rädern und erlebte den Schock ihres Lebens. Dort, zwischen den Rädern ihres Wagens, lag jemand, der da überhaupt nicht hingehörte. Da lag ein Mann, der ganz augenscheinlich bewusstlos war, und ihr Wagen war wohl gerade über ihn gerollt. Er musste wohl hinter dem Wagen gestanden haben.

„Oh bei den Göttern. Ich habe einen Mann überfahren."

Sie beugte sich vorsichtig zu ihm nieder. Da lag er. Bleich und augenscheinlich nicht bei Sinnen. Ob er verletzt war? Zumindest schien er nicht zu bluten. Ob sie ihn bewegen sollte? Oder war das vielleicht genau das Falsche? Die anderen waren alle schon abgefahren und keine Hilfe weit und breit in Sicht.  

„Was soll ich denn nun machen?" Jetzt hatte sie sich aber etwas eingebrockt. Schliesslich fixierte sie den Wagen und zog den Fremden unter dem Gefährt hervor. Er war reichlich schwer für seine Grösse. Dabei war er nicht dick, aber gut trainiert. Ein Sportler. Hoffentlich half ihm seine sportliche Konstitution, diesen Unfall zu überstehen. Was hatte er nur hinter dem Wagen gewollt? Misstrauisch hob sie eine Augenbraue. Zu den Gauklern gehörte er jedenfalls nicht. Aber dennoch kam er ihr irgendwie bekannt vor. Das war doch einer der Spanner aus dem Kaufhaus. Was machte er hier? War er ihnen gefolgt? Sie runzelte nachdenklich die Stirn. Wie auch immer die Dinge lagen, sie hatte ihn angefahren und musste sich um ihn kümmern. Da er nicht allzu sehr verletzt zu sein schien, war vielleicht auch kein Arzt nötig. Hinzu kam, dass es wohl besser war, wenn die ganze Angelegenheit nicht ruchbar wurde. Dann schickten ihr die Gaukler einen ständigen Begleiter. Jemanden, der auf die arme, alte Frau aufpasste… dann hatten sie endlich einen Grund.

„Ich brauche keinen Aufpasser."

Mit diesen Worten deckte die eigensinnige Alte den Fremden zu, der auf ihrer schmalen Schlafpritsche im Wohnwagen lag. Es war gar nicht leicht gewesen, ihn dorthin zu schaffen. Aber jetzt war er ordentlich gebettet und sie konnte endlich losfahren. Rosemary schwang sich auf den Kutschbock und mit einem fröhlichen „Hussa" lenke sie die Pferde in einen schnellen Trab.  

Als Piccolo nur wenig später die Stelle aufsuchte, wo er Vegeta verlassen hatte, fand er den Saiyajin nicht mehr vor. Auch ein gründliches Absuchen der Umgebung half nichts. Und seine Aura hatte der Saiyajin wohl gelöscht. Der Namekianer verstand die Welt nicht mehr. Welchen Grund sollte Vegeta haben, sich vor ihm zu verbergen? Etwas ratlos stand der alte Oberteufel mitten im ehemaligen Gauklerlager. Wunderbar, nun war ihm nicht nur der Sohn, sondern auch der Vater abhanden gekommen. Wenn Vegeta nun in Schwierigkeiten geriet, oder umgekehrt, andere durch ihn in Schwierigkeiten gerieten, wie sollte er dann Alpha, oder besser Son Goku die Misere erklären?

Er sah sich selbst mit seinem ehemaligen Erzfeind in der Relaisstation. „Es tut mir leid Goku, ich habe Vegeta verloren…und dann hat er die Welt zerstört, weil…." Welche Blamage. Und abgesehen davon brachte das ungeahnte Risiken für die Kontinuität von Raum und Zeit mit sich. Ein Teil von ihm war lange genug Gott gewesen, um sich des Ernstes der Lage durchaus bewusst zu sein. Wenn er Vegeta nicht bald fand, wurde am Ende ihre gesamte Zeitlinie auf den Kopf gestellt. ‚Ok, Oberteufel. Denk logisch. Wo könnte er hin sein?' Piccolo schloss die Augen und dachte nach. Vermutlich war Vegeta den Gauklern gefolgt. Sie wollten ein Lager eine Tagesreise von hier aufschlagen. Ihre Rohtenplanung hatte er ohne Schwierigkeiten belauschen können. Sein Versteck hatte er erst verlassen, als alle abgefahren waren. Einen Zwischenfall wie den von heute Morgen hatte er mit allem Mitteln vermeiden wollen. Vermutlich war aber der Saiyajin zu ungeduldig geworden und hatte sich auf eigene Faust an die Spuren der Gaukler geheftet. Wenn er also der Truppe folgte, dann musste er früher oder später auch wieder auf Vegeta treffen. Eine Luftüberwachung war jetzt angebracht. Piccolo hob von Boden ab. Bald hatten seine scharfen Augen die Wagen der Travelling Carnival Show entdeckt. Niemand dort achtete auf den winzigen grünen Punkt am Himmel der ihnen unablässig folgte.

Der Prinz der Saiyajin tauchte auf aus einem angenehmen Traum, in dem es um explodierende Himmelskörper und Versklavungen ausserirdischer Lebewesen gegangen war. Irgendwo war aber immer ein lila Haarschopf aufgeblitzt. Vegeta schob seine verwirrenden Gedanken zurück ins Unterbewusstsein, wo sie hingehörten und schlug die Augen auf. Sofort wusste er, was ihn geweckt hatte. Der Duft von Auflauf, der in irgendeiner Backröhre auf seinen Verzehr wartete. Interessiert richtete er sich auf.

Das erste was er sah, war das Gesicht der alten Hexe. Sie grinste ihn fröhlich an. „Wie schön, du bist wach, fühlst du dich auch gut?"

Die Augen des Prinzen weiteten sich in namenlosem Schrecken. Das konnte nicht sein. Er musste immer noch träumen. Seine tröstliche Überlegung wurde von einem nassen und sehr kalten Lappen zerstört, der auf seine Stirn knallte und prompt über die Augen rutschte. Für einen Moment verharrte er bewegungslos in der Hoffnung, dass doch alles nur ein Traum war. Als das Stück Stoff der Schwerkraft schliesslich nach- und seine Augen wieder freigegeben hatte, sass die Alte neben der Pritsche, auf der er lag und hielt einen Teller mit dampfendem Auflauf in den Händen. „Es tut mir leid, was mit dem Wagen passiert ist, aber du warst im toten Winkel. Dir geht's doch aber sicher gut, oder?"

Vegeta schwirrte der Kopf. Wo war die Landkarte zu diesem Gespräch und wie war er überhaupt hierher gekommen? So richtig konnte er sich nicht mehr erinnern, was ihn in die Gesellschaft dieser Verrückten geführt hatte. Zumindest roch das Essen gut. Verwirrt begann er, den schmackhaften Mix aus Fleisch, Nudeln und Käse zu löffeln.

Richtig klar konnte er sich nur noch an die Ereignisse am See erinnern. Danach verschleierte ein Nebel alles andere. Hatte er unter Drogen gestanden, oder war er verletzt worden?

„Na, schmeckts?" fragte die Alte begeistert. „Jaja, ich hole noch einen Nachschlag." Voller Elan riss sie dem Saiyajin seinen halbvollen Teller aus den Händen. Sie wackelte zu einem winzigen Herd, zog schwungvoll die Ofenklappe auf und klatschte noch etwas aus einem grossen Topf auf den Teller. Vollgefüllt reichte sie ihn dann an ihren Patienten weiter. Der liess sich nicht zweimal zum Essen auffordern. Erst im Laufe des Mahls wurde ihm bewusst, dass er vollkommen ausgehungert war. Es dauerte keine 5 Minuten, da war der grosse Suppentopf leer und Vegeta um einige Informationen über Rosemary Lavendels bewegtes Leben reicher. „Du bist wie mein seliger Eckhart." wiederholte sie ständig. „der hatte auch immer so einen Appetit."

„Hast du noch mehr?"

„Na, klar, ich koche noch was. Bleib du liegen."

Sie werkelte am Herd herum. „Und deine Frisur, die erinnert mich auch sehr an meinen Eckhart. So waren seine Haare auch einmal, da wolle er unbedingt die Elektrik des Hauses allein verlegen…" sie kramte aus einem kleinen Küchenregal ein paar Konservendosen hervor. Dann fuhr sie fort damit, den Saiyajin mit ihrem verstorbenen Mann zu vergleichen. Hin und wieder stellte die Alte ihm Fragen. Er antwortete einsilbig. Noch bevor die nächste Speise zubereitet war, riss Vegeta der Geduldsfaden. Bulma war ja schon schlimm, aber das hier…. Fast verzweifelt wünschte er sich in die Obhut der Ingenieurin zurück.

„Also, Vegeta heisst du, ja? Du bist nicht gerade ein Mann vieler Worte. Jaja, so war mein Eckhart auch. Hat sich nur auf das Nötigste…."

„Schweig, WEIB!"

Einen Moment herrschte Ruhe im Wohnwagen Lavendel. Der Rücken der Alten am Herd versteifte sich. Schliesslich fuhr sie zu Vegeta herum. Ein strahlendes Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie begeistert mit dem Kochlöffel gestikulierte.

„Das hat mein seliger Eckhart auch immer gesagt!"

„Grrrr…."

Vegeta überlegte gerade, wie er die Alte über den Jordan befördern sollte. Lieber mit einem Ki-Blast oder sprengte er gleich den Wagen? Rosemary Lavendel sollte nie erfahren, wie knapp sie dem Tod entgangen war, denn in diesem Augenblick gab zufällig der Ofen ein „Ping" von sich und wieder zog Auflaufduft durch den kleinen Raum. Von den Bedürfnissen seines Magens abgelenkt, vergass Vegeta erst einmal sein mörderisches Vorhaben.

Rosemary Lavendel war ganz in ihrem Element. Wie lange war es schon her, dass sie jemanden so hatte bemuttern können?

„Hach, einen Kranken zu pflegen macht Spass. Wenn mein seliger Eckhart sich mal wieder übernommen hatte, dann habe ich ihn auch wieder aufgepäppelt."

In ihrer Aufregung ignorierte sie ganz, dass ihr Patient ganz und gar nicht von dieser Idee begeistert war.

„Ich muss nicht aufgepäppelt werden, Alte." knurrte er, aber eine weitere Ladung Auflauf liess ihn verstummen.

In der Zwischenzeit kramte Mutter Lavendel in einer Kiste. „Ich habe noch Sachen von meinem seligen Eckhart, die müssten dir passen, Vegeta."

„WAS?!?"

Das ging entschieden zu weit. Nicht nur, dass ihn diese Wahnsinnige in unerhörter Weise zutextete, und ihn permanent mit einem schwächlichen Menschen verglich, nein, jetzt wollte sie ihn auch noch einkleiden. Er war doch keine Modepuppe.

„Es reicht jetzt."

Vegeta machte Anstalten, aufzustehen und den Wohnwagen zu verlassen.

„Kommt nicht in Frage."

Mit Kochlöffel und Flanellhemd bewaffnet baute sich die Alte vor ihm auf.

„Du bleibst schön liegen. Du hattest einen Unfall und musst dich ausruhen."

„Red keinen Scheiss, Alte."

Vegeta schwang die Beine aus dem Bett.

„Du bist noch nicht soweit."

Beherzt versuchte Mutter Lavendel, ihren uneinsichtigen Kranken zurück ins Bett zu schieben.

„Mein seliger Eckhart wollte auch immer gleich wieder aufspringen, aber ich habe ihn sehr gut abgehalten, und du bleibst auch liegen." keuchte sie.

„Ach und wie willst du mich aufhalten?" fragte Vegeta hönisch.

„Genauso wie meinen seligen Mann."

Sie gab nicht auf. Der Kampf zwischen den beiden ging weiter.

„Ich habe ihm immer Schlaftabletten in den Auflauf gemischt." rief Mutter Lavendel triumphierend.

Und wie auf Kommando ergriff den Saiyajin ein Schwindel und er spürte, wie seine Lieder schwer wurden. Ohne eine Chance zur Gegenwehr gegen diese Hinterhältigkeit, sank Vegeta ermattet zurück in die Kissen.

„Du blöde Kuh." konnte er noch mit ersterbender Stimme hauchen, bevor seine Sinne von einem angenehmen Schlummer eingehüllt wurden.

Zufrieden nickte die alte Frau. Rosemary Lavendel wusste, wie man mit störrischen Männern umging. Sie würde Vegeta gesund pflegen, ob er nun wollte oder nicht. Liebevoll strich sie über das weiche Kleidungsstück in ihren Händen. Ihr Blick wanderte vom Hemd zu Vegeta und dem seltsamen blauen Anzug den er trug. Irgendwie kam ihr auch dieses Kleidungsstück bekannt vor. Aber ihr Gedächtnis war wohl auch nicht mehr das allerbeste. Ihr wollte einfach nicht mehr einfallen, wo sie so etwas schon einmal gesehen hatte. Sie schob ihre Grübeleien beiseite und beschloss, über Wichtigeres nachzudenken.

„Ich werde mal seine Kleidung waschen." beschloss die Alte. „Und dann muss ich unauffällig noch mehr zu Essen besorgen. Der Junge Mann hat ja einen gesunden Appetit. Fast wie unser Curry. Aber den hier kriegen die Kikkomons nicht. Der ist mir zugelaufen."

Vegeta spürte ein kräftiges Rütteln an der Schulter. Schlaftrunken rieb er sich das Gesicht.

„Vegeta, wach auf." flüsterte Piccolo.

„Piccolo."

Der Namekianer war da. Also, war die Sache mit der Alten doch nur ein Alptraum gewesen. Erleichtert schlug Vegeta die Augen auf. Neben ihm hockte tatsächlich der Namekianer. Vegeta konnte sich nicht erinnern, sich jemals so über seine Anwesenheit gefreut zu haben. Dummerweise stellte der Saiyajin gleich darauf fest, dass er sich immer noch in dem Wohnwagen des wahnsinnigen Frauenzimmers befand. Also war alles real gewesen. Hoffentlich wusste Piccolo nichts von den jüngsten Ereignissen. Diese Demütigung, zum zweiten Mal von der Alten „besiegt" worden zu sein, musste unbedingt sein Geheimnis bleiben. Wenn sich herumsprach, dass es einer einfachen alten Frau gelungen war, ihn gefangenzusetzen, dann konnte er ebenso gut beim nächsten Turnier gegen diesen Angeber Satan verlieren.

„Vegeta, geht's dir gut?" sagte Piccolo leise.

„Ja, natürlich." knurrte der Prinz. „Ich habe alles voll unter Kontrolle."

„Ja, klar." Piccolo schüttelte den Kopf. „Und darum liegst du im Wohnwagen von dieser Frau Lavendel und trägst ein kariertes Hemd."

„Ich…. WAS!!!"

Vegeta schlug die viel zu warme Bettdecke zurück und stellte fest, dass irgendjemand ihm nicht nur seinen Kampfanzug weggenommen hatte. Nein, dieser jemand hatte ihn auch noch in ein rot-weiss gemustertes Hemd gesteckt. Vegeta wurde blass. So war er noch nie gedemütigt worden. Und das alles noch vor den Augen von Piccolo. Vorsichtig sah er sich in dem Inneren des Wohnwagens um. Keine Spur von einem blauen Anzug. Es gab nur einen Weg, jetzt einigermassen das Gesicht zu wahren.

„Natürlich trage ich so ein Hemd." herrschte er den überraschten Namekianer an, als sei das das Selbstverständlichste auf der Welt. „Das ist nur übergangsweise. Ich habe die Alte angewiesen, den Anzug zu reinigen."

Nun war es an Piccolo, sich zu wundern.

„Du hast mit der Alten gesprochen?"

„Natürlich. Ich dachte, wir könnten eine Verbündete in diesem Lager brauchen und sie kennt Trunks, wie wir ja wissen." improvisierte Vegeta. „Ich habe ihr befohlen, etwas zu essen zu machen. Und dann sollte sie für mich arbeiten."

„Und das macht sie?" fragte Piccolo ungläubig.

Der Saiyajin lächelte böse.

„Ich habe sie …"überredet", wenn du verstehst."

„Vegeta!" sagte Piccolo streng. „Wir dürfen doch nicht mit den Leuten aus dieser Zeit sprechen. Und bist du überhaupt sicher, dass sie dicht hält?"

„Sicher wird sie das." antwortete Vegeta im Brustton der Überzeugung. Sicher war er keinesfalls, er wusste ja nicht einmal, wie er überhaupt in diese Lage gekommen war. Piccolo schüttelte den Kopf.

„Und ich suche dich seit über 24 Stunden, schleiche hier vorsichtig ins Lager, tue alles damit man mich nicht sieht und breche sogar in einem verdammten Wohnwagen ein, weil ich denke, dir könnte etwas passiert sein, dabei lässt du es dir gut gehen."

„Ich infiltriere."

Die beiden wurden jäh unterbrochen, als die Tür aufging. Dort, im Eingang des Wohnwagens, stand Mutter Lavendel. Hinter ihr eine weitere Gestalt. Mit überraschtem Gesichtsausdruck und lila Haaren. Trunks.

Jaaa, liebe Leser….

Dieses Kapitel zeigt es doch wieder. Unser Vegeta ist ein Frauentyp. Aber wie wird es weitergehen? Wie wird Muter Lavendel auf Piccolo reagieren? Wird sie sie die Gaukler zusammenkreischen oder das Monster vom See zwingen, ihren Auflauf zu essen? Wie viele Flanellhemden wird Vegeta im Laufe dieser Geschichte noch bekommen und wie werden sie ihm stehen? Wird Mutter Lavendel am Ende jemanden adoptieren und wenn ja, wer wird es sein?

Fragen über Fragen und sie werden erst im nächsten Kapitel beantwortet.