Juni 1945:

Tom saß in der großen Halle an seinem Haustisch und sah hoch zu Professor Dippet, der gerade eine Rede hielt. Es war das Abschlußfest und Tom hatte allen Grund stolz auf sich zu sein. Er war Jahrgangsbester und hatte ein Stipendium für das beste Zauberercollege in Europa.

Professor Dippet hob seine Hände. "7 Jahre des Lernens liegen hinter euch. Ich hoffe mit dem angeeigneten Wissen könnt ihr eure Träume und Wünsche erfüllen. Und jetzt - Guten Appetit!"

Die Tische füllten sich mit den leckersten Speisen und Duncan schaufelte sich sofort den Teller voll. "Das Essen hier werde ich vermissen!", sagte er und nahm sich eine Kelle von den Baked Beans. "Eigentlich werde ich alles hier vermissen. Du auch? Tom? Tom?" Duncan drehte sich zu seinem besten Freund um. Der starrte hoch zum Lehrertisch. Sein Teller war leer.

"Tom, was ist mit dir?"

Tom drehte sich zu ihm und lächelte.

"Gar nichts, Duncan. Lass uns essen!"

Duncan musterte seinen Freund von der Seite. Seit den letzten Ferien hatte er sich stark verändert. Seine Augen wurden immer kälter und er beschäftigte sich sehr intensiv mit der schwarzen Magie. Wenn Tom nicht gerade las, redete er auf die Leute aus Slytherin ein und erzählte ihnen etwas von Reinblütigkeit und davon die Schlammblüter zu beseitigen. Duncan fragte sich, was das sollte, aber Tom gab ihm keine richtige Antwort.

"Ich bin im Begriff etwas Großes aufzubauen! Bald wird die ganze Welt zu mir aufsehen."

Das war das Einzige, was Tom zu ihm gesagt hatte und Duncan hatte geschaudert, als er den Blick in Toms Augen gesehen hatte. Er war kalt gewesen, erbarmungslos, aber von einem wahnsinnigen Feuer durchzogen.

Im Grunde wollte er auch gar nicht wissen, was sein Freund plante. Es war schon schlimm genug, dass viele die Reden von Tom begeistert verfolgten und ihm zustimmten, da musste er sich nicht auch noch einmischen. Und außerdem würde er es als erster erfahren, wenn es soweit war.

"Tom! Kann ich kurz mit Ihnen sprechen?" Albus Dumbledore hatte Tom an der Tür zur Großen Halle aufgehalten.

"Natürlich, Professor. Um was geht es?"

"Eigentlich wollte ich mich nur erkundigen, was Sie tun wollen, nachdem sie nun ihren Abschluß haben."

"Ich bin mir nicht so sicher. Vielleicht studieren."

Dumbledore sah in das ausdruckslose Gesicht seines ehemaligen Schülers und wusste, dass Tom bestimmt nicht studieren wollte. Dieser Junge hatte etwas anderes vor, aber er wusste nicht was.

"Es wäre schade, wenn Sie es nicht tun würden, Tom. Sie sind sehr intelligent."

"Danke, Professor. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht!" Tom drehte sich um und rauschte zum Slytherinkerker, seinem Professor die Chance nehmend, das Gespräch fortzusetzen.

"Ihnen auch, Tom", flüsterte Dumbledore. Er musste diesen Jungen im Auge behalten.

***

Den Tag nach ihrem Ausflug in die Winkelgasse benutze Remus um die Erben etwas zu testen. Er zeigte ihnen Zaubersprüche, die unterschiedlich schwer waren, und wollte somit herausfinden, wie er in seinem Unterricht vorzugehen hatte.

Gwen schaffte jeden Spruch mit Bravour und meist schon beim ersten Anlauf.

Marcus, der die ganze Zeit über gelangweilt wirkte, brauchte bei den schwereren länger, schaffte sie aber meist nach ein paar Anläufen.

Noah sprach meist zu leise und zu undeutlich und fuchtelte nur etwas mit dem Zauberstab, wobei er die ganze Zeit ein rotes Gesicht hatte. Remus hatte in der Küche ein paar Worte mit ihm gewechselt und dann war es besser gelaufen.

"Es ist ihm peinlich!", hatte Remus später dazu nur gesagt.

Hayley schlug dem Fass den Boden aus. Remus zeigte ihr den Alohomora- Spruch und sie- Remus wusste nicht genau, was sie falsch machte - sprengte dabei die Tür aus den Angeln. Vorher hatte sie schon ein paar Bilder von den Wänden fliegen lassen und das Sofa hatte Feuer gefangen.

Remus war bei allen ganz ruhig geblieben und hatte die Sprüche noch einmal gezeigt.

Beim zweiten Mal hatten sie auch alle geklappt und alle konnten sich noch weniger erklären, woran es lag. Dumbledore fand dann bei seinem Besuch heraus, dass es einfach nur daran lag, dass Hayley sich nicht genug konzentrierte.

Die nächsten Monate verbrachten die Erben damit, die Bücher aus den ersten fünf Jahren durch zu arbeiten. Sie übten mit Remus den Stoff und hatten an den Wochenenden immer abwechselnd Lehrer aus Hogwarts zu Besuch, die ihnen die Feinheiten beibrachten.

Einmal im Monat kam Dumbledore zu ihnen und begutachtete ihre Fortschritte. Er sagte ihnen nicht, dass er sehr zufrieden waren, damit sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhten, aber Tatsache war, dass die Vier äußerst schnell lernten und vor Weihnachten hatten sie die ersten 3 Jahre aufgeholt.

An den Tagen vor Weihnachten herrschte große Aufregung in Remus' Haus. Türen gingen ständig auf und zu, Geschenke wurden verpackt und teilweise mit Eulen nach Hause geschickt. Überall wurde geflüstert und getuschelt und als Remus Plätzchen backte, roch das ganze Haus nach verbranntem Teig.

Das Haus dekorierten sie gemeinsam und am Heiligabend schmückten sie zusammen den Weihnachtsbaum, was zu einigem Chaos führte, denn jeder wollte ihn anders haben.

Gwen wollte unbedingt Lametta. Hayley sagte, dass das furchtbar kitschig wäre und versuchte die anderen zu Kunstschnee zu überreden. Noah stand zaghaft mit Strohengeln in der Hand da und Marcus verkündete laut, er wolle einen Baum ganz in Schwarz. Daraufhin starrten ihn alle an, bis sie bemerkten, dass das nur ein Witz war und die Diskussion ging weiter.

Remus überzeugte sie dann schließlich von jedem etwas zu nehmen und zum Schluß bogen sich die Zweige fast bis auf den Boden, aber trotzdem betrachteten alle stolz den Baum.

"Ja, ja. Weihnachtszeit, fröhliche Zeit!", sagte Hayley und trat näher heran um ein bisschen Lametta zurecht zu zupfen. Sofort verlor der Baum seinen Halt und kippte um, wobei die Hälfte der Zweige abbrach. Hayley hielt immer noch etwas Lametta in den Händen und wandte sich zu den anderen. "Habe nur ich das Gefühl oder mache ich irgendwie alles kaputt?"

Die Anderen murmelten nur etwas und teilweise sah man halbherzige Versuche den Kopf zu schütteln, nur Marcus stimmte ihr zu.

Remus zauberte ihnen zum Schluß einen Baum, der in den Farben der vier Häuser von Hogwarts geschmückt war, mit dem alle mehr oder weniger zufrieden waren.

Am Weihnachtsmorgen wurden die Erben alle ungefähr gleich wach und Remus konnte sie nicht erst zu einem Frühstück überreden, bevor sie die Geschenke auspackten.

"Aber das erhöht die Spannung!", rief er, doch jeder hatte schon ein Paket ausgepackt.

Als alle Päckchen von zu Hause geöffnet waren und der Boden mit Papier übersät war, gingen die Erben dazu über, sich gegenseitig zu beschenken. Sie hatten ausgemacht, dass es nur Juxgeschenke sein dürfen und es gab einiges Gelächter. Für Hayley hatten sie beispielsweise ein Erste- Hilfe- Set besorgt und für Marcus das Buch ‚Sarkastisch - Aber richtig!'.

Lachen mussten sie bei Remus' Geschenk, einem Kochbuch, und seinem Gesicht dazu.

"Ist mein Essen nicht in Ordnung?", fragte er etwas gekränkt.

Marcus klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter.

"Wenn du uns vergiften willst – Doch!"

Die nächsten Monate vergingen schnell. Die Erben waren voll und ganz damit beschäftigt zu pauken und jeder lernte es immer besser, seine Zauberkräfte anzuwenden. Selbst Hayley hatte es gelernt, sich zu konzentrieren und jagte nichts mehr in die Luft.

Der Tag vor den Sommerferien war auch der Tag des Abschiedes. Die Erben würden sich für zwei Monate trennen und in ihre Heimatstädte zu ihren Familien zurückkehren, die sie in dem Jahr alle nicht gesehen hatten.

Mit ihren gepackten Koffern und Taschen standen sie vor Remus' Haustür und keiner wusste, was er sagen sollte. Ein Jahr hatten sie miteinander gelernt, gelacht und unter einem Dach gelebt und doch konnte man nicht sagen, dass die Erben Freunde geworden waren. Sie hatten kaum über ihre Familien oder ihre Vergangenheit und meist nur über den Schulstoff gesprochen.

Remus musterte seine Schützlinge und seufzte leise. Dumbledore hatte gehofft, dass sie nach diesem Jahr befreundet sein würden, aber sie waren sich nicht näher gekommen. Alles was sie hatten, war eine oberflächliche Beziehung. Man konnte sagen, ja, sie waren Klassenkameraden und nicht mehr.

Remus hörte ein Hupen und sah vier Taxen die Straße herauf kommen. Es war soweit.

"Es wird hier einsam ohne euch sein!", sagte er und lächelte in die Runde.

Noah sah betreten zu Boden und Marcus den Autos entgegen.

"Wir werden uns doch wiedersehen?", fragte Hayley und sah ihn groß an.

"Ich schätze schon. ... Komm, bringen wir die Koffer in die Taxen!"

Remus half allen ihre Sachen zu verstauen, dann fanden sie sich noch einmal stumm zusammen und reichten sich die Hände, bevor die Erben in die Autos stiegen.

Remus stand in seinem Vorgarten und musste die Tränen zurück halten, als er plötzlich sah, wie Hayley auf ihn zu rannte und ihn fest in ihre Arme schloss.

"Bis bald, Remus! Ich werde dich vermissen!" Mit diesen Worten verschwand sie.

***

- Sie sind keine Freunde geworden.

- Aber auch keine Feinde.

- Also können wir noch Hoffnung haben?

- Lass uns abwarten und sehen, was passiert.

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Gut, dieses Kapitel passt nicht so in das Schema rein. Ich habe die zweite Vergangenheitserzählung weggelassen und die Personen sprechen diesmal am Schluss, wo es aber besser passt.

Ich finde das Kapitel eigentlich ziemlich grottenschlecht und viel zu kurz, aber es ist irgendwo nötig, obwohl ich nie Lust hatte, es zu schreiben! Was man auch merkt ....

Das nächste wird besser, ich verspreche es! Schließlich fahren sie dann nach Hogwarts und treffen alte Bekannte!

~ Dream

PS. Mein Beta Katja und Auri haben mir gesagt, dass das Kapitel nicht so schlecht ist, wie ich denke. Ich kann also noch hoffen !? ^^