Februar 1977:

Snape war bis zum Zerreißen gespannt. Nervös zog er seine Kapuze zu recht und warf aus dem Augenwinkel einen Blick zu Pettigrew.

Gerade der, dachte er. Seine Freunde können ihn wohl nicht mehr ausreichend beschützen, jetzt, wo eine neue Ordnung in der Zaubererwelt geschaffen wird.

Er kümmerte sich nicht lange um den Nebenstehenden. Heute Nacht war die Nacht. Heute Nacht würde Snape in den Kreis der Todesser aufgenommen werden. Heute Nacht würde er einen Traum erfüllt bekommen. Todesser. Ein klangvoller Titel und er, Severus Moreno Snape, würde ihm gerecht werden.

Ein Schaudern ging durch den Kreis der Wartenden und Pettigrew begann zu zittern. Die Beiden standen in der Mitte des Kreises und spürten förmlich wie die Spannung, die Energie, die Macht sich verdichtete und mit einem leisen Plopp erschien Voldemort vor ihnen.

Snape hatte ihn noch nicht persönlich gesehen und unter seiner weiten Kapuze konnte man kaum etwas von seinem Gesicht erkennen, außer einem Paar schwarzer Augen, die ihn von oben bis unten musterten. Er hatte noch nie solche dunklen Augen gesehen. Sie waren wie eine Nacht in der der Mond und die Sterne nicht ihr Licht zur Erde schickten, wunderschön und doch irgendwie beängstigend. Sie schienen sich durch sein Fleisch zu bohren und tief in seine Seele zu schauen und dann plötzlich sahen sie in seine eigenen Augen und Snape schlug seine Lider nieder. Diese Schwärze schien ihn zu umschlingen, wenn er nur lange genug hinein sah.

"Willkommen", erklang eine Stimme aus der Kapuze. Sie war nicht laut, trotzdem verstand sie jeder und sie war kalt, kalt wie Eis. "Willkommen zu einem weiteren Treffen der Todesser. Heute Nacht nehmen wir einen weiteren, würdigen Zauberer in unseren Kreis auf."

Snape spitzte die Ohren. Nur einen?

"Pettigrew trete vor." Snape wagte einen überraschten Blick zu dem dunklen Lord und diese schwarzen Augen trafen ihn, schienen ihm zu sagen, den Mund zu halten, abzuwarten.

Pettigrew stolperte einen Schritt nach vorne und ließ sich auf die Knie sinken, den Kopf gesenkt.

Voldemort hob seinen Zauberstab. "Peter Pettigrew, sprich mir nach: Heute in dieser Nacht schwöre ich dem dunklen Meister, Lord Voldemort, zu dienen, ohne Fragen zu tun, was er von mir verlangt und ihm, mit dem Empfängnis des dunklen Mals, mein Leben in die Hände zu legen, auf dass mich bei Verrat der Tod erwartet."

Pettigrew wiederholte die Worte stotternd und stockend und als er geendet hatte, verlangte Voldemort seinen linken Arm. Mit einem leisen Zauberspruch drückte er seinem neuen Untergebenen den Zauberstab ins Fleisch und ein leises Aufkeuchen von Pettigrew ließ erahnen, dass es nicht ohne Schmerzen erschien.

Voldemort nahm seinen Stab zurück. "Peter Pettigrew, du bist nun vollwertiges Mitglied des dunklen Zirkels. Willkommen!" Er drückte kurz seine Schulter und ließ dann die Gratulanten vor. Bald war Pettigrew von Todessern umringt und Voldemort, der sich ein sich ein paar Schritte entfernt hatte, winkte Snape zu sich.

"Snape, ich hoffe du weißt, warum du heute Nacht nicht aufgenommen wirst."

Snape hielt den Kopf gesenkt. "Nein, my Lord. Sagt es mir."

"Du bist verliebt."

Snape hob überrascht den Kopf. "Lord?"

"Du musst dich entscheiden: Ich oder ein Schlammblut! Entscheide richtig und du wirst aufgenommen. Entscheide falsch und du stehst auf meiner Liste. Du bist entlassen." Voldemort schritt davon und Snape lief langsam zwischen den Grabsteinen davon, das Stimmengewirr hinter sich lassend.

Dazu gehören wollte ich!, dachte er düster und kickte ein Stein weg. Und wegen der Liebe wird es mir verwehrt. Ich wollte immer ...

Lily! Ich wollte sie und ich wollte Macht. Nur mit Lily bekomme ich keine.

Er blieb stehen und sah sich auf den dunklen Friedhof um.

Wie werde ich entscheiden? Ein Leben mit Lily, aus Angst immer flüchtend? Oder Macht? Macht mit der ich haben kann, was ich will. Mit der ich mir auch die Liebe zurück holen kann.

"Ich habe mich entschieden!", rief er laut in die Nacht und lachte. "Macht für die Liebe!"

***

"Noah, gibst du mir mal die Erbsen?" Hannah hielt ihm lächelnd die Hand hin und Noah gab ihr eine Schale.

"Danke! So, und jetzt erzähl mal. Wie ist es so in Berlin?"

Noah schob sich die gefüllte Gabel in den Mund und überlegte. Was sollte er sagen? Er konnte ja schlecht von seinem Alltag dort erzählen, denn dann würde herauskommen, dass er auf keiner magischen Schule gewesen war. "Super", sagte er deswegen einfach und bemerkte wie Justin die Stirn runzelte.

"Super? Ein bißchen mehr kannst du doch wohl sagen." Ernie sah ihn auffordernd an.

"Was soll ich den sagen? Es ist eine große Stadt in der viele Menschen wohnen. Nicht mehr! Stellt es euch doch einfach wie London vor."

Ernie sah aus, als wollte er noch etwas sagen, aber in diesem Moment stand Dumbledore auf und erklärte das Begrüßungsfest für beendet.

Ernie, Hannah, Justin und Susan waren sich wohl im Stillen einig geworden, ihn nicht mehr nach seiner Heimatstadt zu fragen und sie und Noah schlossen sich den anderen Hufflepuffs an, um in den Gemeinschaftsraum zu kommen. Ihr Weg führte sie ein Stück mit den Ravenclaws zusammen die Treppe hoch, aber am Ende eines Ganges teilten sie sich und die Hufflepuffs liefen den linken Weg weiter. Susan deutete hin und wieder auf eines der vielen Bilder, die sich Noah leicht merken konnte, um in den Hufflepuffturm zu kommen.

Nach einer Weile hielten sie vor einem Gemälde, auf dem eine grüne Wiese und ein Dachs abgebildet war, an.

"Das ist Badg", sagte Susan. "Er bewacht den Eingang zum Gemeinschaftsraum."

Noah sah das Gemälde verwirrt an. "Warum sitzt er mit den Rücken zu uns?"

Susan zuckte mit den Schultern. "Es wird gesagt, dass er, als Helga Hufflepuff gestorben ist, sich umgedreht hat und seit damals so sitzt. Badg ist noch nicht mal sein richtiger Name. Die Schüler haben ihn damals zur Gründerzeit so getauft und sein richtiger ist in Vergessenheit geraten." Susan lächelte. "Du wirst dich dran gewöhnen. Komm! Lass uns reingehen."

Der Gemeinschaftsraum war kreisrund, im wahrsten Sinne des Wortes. Alles war so verarbeitet, dass es keine Ecken gab und man das Gefühl hatte wirklich in einem Dachsbau zu sitzen. An der Decke befand sich ein Mosaik, das dass Wappen von Hufflepuff zeigte und die Wände waren in einem gelblichen Ton gehalten. Die Türen passten sich den Wänden mit einer gebogenen Form an, genauso wie die Kamine und Schränke. In der Mitte stand ein großer, runder Tisch mit vielen gemütlich gepolsterten Stühlen.

"Das ist die Tafelrunde!", sagte Justin und deutete auf den Tisch. "Wie bei Arthur in Camelot."

Alle, die Justins Worte gehört hatten, lachten.

Hannah grinste Noah breit an. "Wunder dich nicht. Keiner weiß, woher diese komischen Spitznamen kommen!"

"Morgen!", rief Justin und zog Noah ein bißchen die Decke weg. "Frühstückszeit!!!!"

Noah murmelte etwas und wollte sich auf die andere Seite drehen, aber Justin packte ihn kurzerhand am Arm und zog ihn aus dem Bett.

"Was für ein herrlicher Morgen!", sagte er und schob Noah zum Fenster. "Atme doch mal die frische Luft ein!"

Ernie erschien grinsend aus dem Bad. "Justin ist der schlimmste Wecker, den ich kenne. Ich habe mir darum angewöhnt, selbst pünktlich aufzustehen. Solltest du auch machen!" Er klopfte Noah freundschaftlich auf die Schulter und zog Justin von ihm weg, damit er ins Bad verschwinden konnte.

Kurze Zeit später trafen sie sich mit Hannah und Susan im Gemeinschaftsraum und machten sich gemeinsam auf zum Frühstück. Auf dem Weg begegneten sie Lisa und Mandy aus Ravenclaw, die sich ihnen anschloßen. Lisa verstrickte Noah gleich in ein Gespräch und der Weg kam ihm viel zu kurz vor.

In der Großen Halle trennten sie sich und Noah suchte nach einem Anzeichen der anderen Erben, sah aber niemanden.

"Mann habe ich einen Hunger!", verkündete Ernie und wollte sich gerade ein Stück Wurst in den Mund schieben, als er von hinten angerempelt und somit unterbrochen wurde.

"Stundenpläne!", rief eine laute Stimme und sofort hielten die fünf einen Zettel in der Hand.

"Pflege magischer Geschöpfe und Kräuterkunde heute. Geht ja." Ernie legte seinen schon wieder beiseite und widmete sich endlich seinem Frühstück.

Noah hatte nicht wirklich Hunger. Er war aufgeregt wegen dem Unterricht und hoffte, dass er keine Punkte verlieren würde. Gleich am ersten Tag wäre es peinlich, dachte er.

An der Eingangstür erschien gerade Gwen und knapp hinter ihr Hayley mit Marcus. Noah beobachtete, wie sie zu ihren Plätzen gingen und lauschte dann auf das Gespräch von seinen neuen Freunden.

"Ich hoffe, Hagrid schleppt nicht wieder irgendwelche gemeingefährlichen Monster an!", sagte Susan und schob die Unterlippe bei diesem Gedanken vor.

"Wieso gefährliche Monster?", fragte Noah. In Remus Haus hatte er Hagrid kennen gelernt, aber da sie sich in diesem Jahr in diesem Fach eher auf die Theorie bezogen hatten, hatte Hagrid nur einmal ein paar Pixies mitgebracht, die Noah nicht als gefährlich, sondern eher als lästig bezeichnen würde.

"Zum Beispiel hat er einmal einen Hippogreif angeschleppt und der hat einen Schüler angegriffen!", sagte Susan aufgebracht.

Justin winkte ab. "Pah, Malfoy hat doch nur simuliert! Der Hippogreif hat ihn noch nicht mal richtig berührt!"

"Das sagen die Gryffindors und die hassen alle Malfoy und seine Clique!", half Hannah Susan weiter.

"Jeder hasst Malfoy!", warf Ernie ein.

"Wer ist Malfoy?", fragte Noah.

Ernie deutete zum Slytherintisch. "Siehst du diesen blonden Jungen? Das ist Draco Malfoy. Er ist in unserem Jahrgang."

Den habe ich doch gestern beim Fest schon gesehen, dachte Noah. Ich frage mich, warum er so hitzig auf Marcus einredet!? "Und was ist an dem so schlimm?"

"Er ist ein Arschloch, Schleimer und Angeber. Außerdem ist sein Vater ein Todesser!", sagte Hannah.

Vielleicht sollte sich dann Marcus nicht mit ihm anfreunden, dachte Noah.

"Das ist doch nicht bewiesen! Das Lucius Malfoy ein Todesser ist, meine ich", sagte Justin.

"Du siehst doch in jedem etwas gutes, Justin! Aber Malfoy senior ist genauso ein Todesser, wie der Junior mal einer wird!", sagte Susan.

"Draco hat sich nicht zur dunklen Seite bekannt!"

"Justin, lass es. Du bist der einzige, der daran glaubt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit und Draco wird mordend durch die Gegend ziehen!" Für Ernie schien das Thema abgehakt.

"Ähm, Leute", begann Noah vorsichtig, darauf bedacht, die Gemüter nicht noch weiter zu erhitzen. "Diese Todesser, greifen die eigentlich viele Menschen an?"

Die Vier starrten ihn erstaunt an.

"Wo lebst du denn, Noah?", fragte Justin.

"Na ja, in Berlin kriegt man das nicht so mit."

Justin nickte. "Ich erzähle es dir auf dem Weg zu Hagrids Hütte. Kommt!"

Ein Stück liefen sie schweigend, aber dann begann Justin zu sprechen. "Weißt du, vor drei Jahren ist Du- weißt- schon- wer wieder auferstanden. Er hat gleich bei seiner Rückkehr einen Hogwartsschüler getötet und Dumbledore hat es uns nicht verheimlicht. Das war kurz vor den Sommerferien und als wir nach Hause kamen und es unseren Eltern erzählten, haben sie gelacht. Fudge hatte davon kein Wort in seinen Pressekonferenzen gesagt und wie zur Bestätigung blieb alles ruhig.

Fast ein Jahr ist nichts passiert, aber dann kamen immer wieder Zeitungsartikel von Angriffen auf Muggel, später auf muggelgeborene Zauberer und Hexen. Das dunkle Mal schwebte immer über den Häusern oder Leichen und niemand konnte mehr die Augen davor verschließen. Du- weißt- schon- wer war wirklich wieder da, auch wenn Fudge alles abstritt.

Es ist alles in Ordnung, hatte er gesagt. Das sind nur ein paar alte Todesser, die ein bißchen Angst verbreiten wollen.

Die Leute hatten sich beruhigt und ein halbes Jahr war auch wirklich alles ruhig, aber dann tauchten plötzlich Todesser vor dem Ministerium auf und ... und Du- weißt- schon- wer auch. Er hat eine Rede gehalten. Dass er wieder da ist und er plant seine Macht zurück zu bekommen. Das war in unserem 5. Jahr und seitdem haben sich die Angriffe auf die Menschen verstärkt." Justin schwieg plötzlich und Ernie ergriff das Wort.

"Seitdem leben wir wieder in Angst, aber es ist noch nicht so schlimm, dass wir uns verkriechen müssen. In der Winkelgasse ist noch alles ruhig, es wirkt wie früher und Hogwarts ist sicher, egal was passiert. Man könnte denken, dass alles normal ist, aber es gibt kleine Veränderungen. Viele Todesser haben sich öffentlich zu ihren Taten bekannt und tragen auch keine Maske mehr.

Fudge ist es anscheinend egal. Die Todesser arbeiten immer noch für das Ministerium, auch wenn sie sich geoutet haben. Manchmal frage ich mich, wie blind ein Mensch sein kann. Außerdem heißt es, dass der Dunkle Lord auch die Zeitungen kontrolliert und dafür sorgt, dass nur das, was er will, die Öffentlichkeit erfährt.

Du- weißt- schon- wer hat man seit damals nicht mehr gesehen, aber Gerüchte besagen, dass er etwas Großes plant und, dass, wenn er es durchgezogen hat, nichts mehr so sein wird wie früher."

Hannah sprach weiter. "Vor gut einem Jahr ist Dumbledore ganz unruhig geworden und man hat ihn dauernd in der verbotenen Abteilung in Büchern lesen sehen. Das war kurz vor den Sommerferien und als das neue Schuljahr begann, war er wieder merkwürdig ruhig. Ich weiß nicht, was damals los war, aber es wird gemunkelt, dass Dumbledore irgendeine Waffe oder so gefunden hat, die uns im Kampf gegen Du- weißt- schon- wer unterstützen soll."

"Ich fand merkwürdig, dass im letzten Schuljahr an den Wochenenden immer ein Lehrer weg war!", sagte Susan. "Sie sind Freitagabend abgereist und Sonntagabend waren sie wieder da. Niemand weiß, wo sie waren und was sie gemacht haben."

"Wirklich merkwürdig!", sagte Noah und war froh, als sie Hagrids Hütte erreichten. Ihr seit nah dran mit euren Gerüchten, dachte er und lächelte Hagrid zu, der fröhlich zurückstrahlte.

Die Fünf stellten sich zu Gwen, Mandy, Lisa und Terry und unterhielten sich, bis Hagrid die Hand hob.

"Dieses Jahr werden wir uns mit drei verschiedenen magischen Tieren beschäftigen!", verkündete er glücklich. "Als erstes ist der Jarvey dran!" Er deutet auf eine Kiste aus der leises Gefluche zu hören war. "Wer kann mir etwas über diese Tiere sagen?"

Terry hob die Hand.

"Ja, Terry."

"Der Jarvey lebt in Großbritannien und Irland. Er sieht aus wie ein Frettchen und kann sprechen, auch wenn es sich meistens um Beleidigungen handelt."

"Sehr richtig. Noch etwas? Ja, Ernie!"

"Er ernährt sich von Gnomen, Maulwürfen, Ratten und Wühlmäusen und lebt im Erdboden."

"Genau. Sehr schön. So, ich denke, ihr nehmt immer zu zweit einen Jarvey und werdet euch ein paar Stunden um ihn kümmern." Hagrid öffnete die Kiste. "Findet euch ruhig selbst in Gruppen zusammen!"

Lisa steuerte auf Noah zu und strahlte ihn an. "Wollen wir zusammen arbeiten?"

Noah wurde leicht rot. "Äh, ja ... Ja, gerne!"

Lisa zog ihn zu der Kiste und sah hinein. "Na, das sind ja fesche Tierchen!" Sie zog eines heraus und betrachtete es genau.

Das Jarvey zappelte in ihren Händen. "Lass mich runter, blöde Kuh!", brüllte es plötzlich und biss ihr in die Hand. Sofort lies Lisa es los und der Jarvey rannte davon.

"Seid vorsichtig! Es kann vorkommen, dass sie beißen!", rief Hagrid in diesem Moment und fing nebenbei Noahs und Lisas Jarvey ein. "Lisa, willst du nicht lieber zu Madame Pomfrey gehen?", fragte er besorgt und betrachtet ihre blutende Hand.

"Geht schon!" Sie wickelte sich ein Taschentuch um die Hand und nahm den Jarvey aus Hagrids Hand, um ihn in einen Käfig zu setzen.

"Das sollte aber lieber professionell verarztet werden!", meinte Noah und setzte sich neben Lisa ins Gras. "Es könnte sich entzünden."

Sie winkte ab und nahm sich aus einem Eimer eine tote Wühlmaus. "Ist schon in Ordnung. Lass uns lieber um den Jarvey kümmern!"

Noah warf ihr noch einmal einen besorgten Blick von der Seite zu und nahm sich dann auch eine Wühlmaus.

"Gibt Fressen, ihr blöden Säcke!", rief der Jarvey und lief im Zickzack durch den Käfig.

"Freundliche Tiere", sagte Noah und wollte die Maus in den Käfig legen, ließ sie aber schnell fallen und zog die Hand weg, als der Jarvey sich mit einem Hechtsprung auf das Fressen warf.

"Ich frage mich, warum wir sie pflegen sollen." Lisa beobachtete mit leicht gerümpfter Nase, wie das Tier die Maus zerfleischte und sah dann zu Mandy, die sich am Nebenkäfig, wo sie mit Justin, ihrem Langzeitfreund, saß, über das Verhalten der Jarveys aufregte.

"Mandy scheint ja sehr begeistert zu sein!", sagte Noah und konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als sie die Tiere als, "abartige Viecher mit ekligen Essmanieren und losem Mundwerk" bezeichnete.

"Sie mag Pflege magischer Geschöpfe nicht so... Mochte sie noch nie!" Lisa wandte sich lächelnd an Noah. "Hast du Lust am nächsten Wochenende mit mir nach Hogsmeade zu gehen?"

Noah sah sie verblüfft an. "Ähh ..." ‚Sag was! Schnell! Sag was!'

"Noch mehr Fressen, ihr Flaschen!", keifte das Jarvey.

Noah lächelte sie schüchtern. "Ja, gerne!"

"Super!", freute sich Lisa und warf noch eine Wühlmaus in den Käfig. "Ich habe mich fast gar nicht getraut, dich zu fragen."

‚Das merkt man!', dachte er und wandte sich glücklich wieder dem schmatzenden Jarvey zu.

"Mr. Narst, kann ich mal kurz mit dir sprechen?"

Noah lief zögernd zu Professor Sprout. Hatte er etwas falsch gemacht in ihrem Unterricht?

"Kein Angst, Noah, du hast nichts falsch gemacht!"

Beruhigt blieb er vor ihr stehen. "Um was geht es dann?"

"Ich habe bemerkt, dass du Kräuterkunde sehr zu mögen scheinst!"

"Ja, das ist wahr."

Professor Sprout lachte leise. "Eigentlich klar, schließlich bist du ein Erbe von Helga Hufflepuff und sie liebte Pflanzen über alles. Ich wollte dir anbieten, mir hier in den Gewächshäusern zu helfen. Ich würde dir einen Schlüssel geben und du kannst sooft hier sein, wie du willst."

"Wirklich?", fragte Noah vorsichtig.

"Ja, natürlich. Ich versuche gerade eine neue Pflanze zu züchten und könnte Hilfe gebrauchen."

"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!"

"Am besten sagst du gar nichts und gehst zum Abendessen. Morgen gebe ich dir den Schlüssel!"

Noah lächelte sie strahlend an. "Danke, Professor!" Glücklich lief er aus dem Gewächshaus.

Es war spät in der Nacht. Mitternacht war schon lange vorbei, aber Noah konnte nicht schlafen. Unruhig wälzte er sich im Bett herum und als er aufstand, um ein Glas Wasser zu trinken, lenkten ihn seine Schritte fast automatisch in den Gemeinschaftsraum.

‚Was mache ich hier?', fragte er sich und betrachtete das Mosaik an der Decke. Sein Blick wanderte weiter durch den Raum und blieb am Ausgang hängen. Leise lief er dorthin und öffnete ihn, schlich in den dunklen, kühlen Gang.

Schaudernd blieb er stehen. Was hatte ihn hier heraus geführt? Es war ein Gefühl gewesen ... Irgendwie vertraut .....

"Noah!", wisperte eine dünne Stimme hinter ihm und erschrocken drehte er sich um. Ein Moment sah er verwirrt drauf, dann realisierte er, dass er auf das Gemälde mit dem Dachs schaute – und das Badg sich umgedreht hatte und ihn anstarrte.

"Ich habe dich erwartet", sagte der Dachs und musterte ihn.

"Du .... Du kannst sprechen!"

Badg reagierte nicht und musterte ihn nur weiterhin aus seinen schwarzen Knopfaugen.

Zitternd schlang Noah die Arme um seinen Körper. "Was willst du von mir?"

Der Dachs sah ihm in die Augen, sprach aber immer noch nicht.

"Warme Socken!", sagte Noah, aber das Gemälde schwang nicht zur Seite.. "Hey, lass mich rein, Badg!"

"Warum nennst du mich so?"

"Das ist dein Name!"

"Das ist nicht wahr. Ich heiße Brock. Helga hat mich so genannt."

"Hufflepuff?"

"Natürlich, welche denn sonst? Sie hat mich selbst gemalt und hier aufgehängt!"

"Hast du dich deshalb umgedreht, als sie gestorben ist?", fragte Noah interessiert.

"Lange ist es her, aber die alte Zeit holt uns ein!", murmelte Brock plötzlich mit düsterer Stimme und sah in durchdringend an.

"Bitte?" Verwirrt sah Noah ihn an.

"Das Böse ist wieder da. Es muss benutzt werden!"

"Was?" Langsam wurde es Noah unheimlich. Der Dachs schien – so weit es ging – wirr zu reden.

"Es! Es muss benutzt werden!" Brock klang immer aufgebrachter.

"Was muss benutzt werden?"

"Das Werkzeug!" Brock begann hysterisch zu lachen.

"Warme Socken!", sagte Noah laut, ein Schauder lief seinen Rücken hinunter. "Lass mich endlich rein!"

Das Gemälde schwang beiseite und Noah stürzte durch den Eingang in den Gemeinschaftsraum.

"Das Werkzeug muss benutzt werden!", klang noch einmal Brocks Stimme und ein durchgedrehtes Gackern hinter ihm, dann war es still.

Noah rannte hoch zu seinem Schlafsaal und verkroch sich in seinem Bett.

"Dass es so etwas gibt!", murmelte er im Schutz der warmen Decke. "Verrückte, gemalte Dachse ..."

Noah fand schließlich doch noch seinen Schlaf und als er sich am nächsten Morgen müde zum Frühstück aufmachte, warf er einen schnellen Blick zum Eingangsgemälde.

Brock hatte sich wieder umgedreht.

***

Februar 1977 (zwei Tage später):

"Ah, da bist du ja."

James sah verwirrt in das ernste Gesicht von Dumbledore. Hatte er etwas angestellt? Er konnte sich nicht erinnern. Aber was war dann der Grund, dass der Schulleiter ihn zu sich bestellt hatte? Ein leichter Schauer lief über James' Rücken und zum ersten mal fühlte er sich hier in diesem Büro nicht wohl.

"Warum wollen Sie mit mir reden, Professor? Habe ich etwas angestellt?"

"Nein, James. Setz dich doch!" Dumbledore deutete mit der Hand auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und als er sie in seinen Schoß sinken ließ, wirkte er merkwürdig alt und müde.

Beunruhigt setzte sich James.

"Es gab einen erneuten Angriff", sagte Dumbledore leise und sah auf die Tischplatte. "Gestern Nacht."

James begann zu zittern. Es würden doch nicht ... ?

Dumbledore seufzte und schloss die Augen. "Es tut mir Leid, James, aber deine Eltern sind tot."

Lily lief lächelnd auf Severus zu. "Hallo, Schatz, wo warst du denn gestern die ganze Zeit?" Als sie ihm einen Kuss gab, stand er merkwürdig steif und umarmte sie nicht wie sonst. Besorgt sah Lily ihm ins Gesicht. "Sev, was hast du?"

"Es ist vorbei, Lily."

"Was?", hauchte Lily und riss die Augen auf. "Warum?"

"Es ist besser so."

"Wie kann es so besser sein?", fragte Lily fassunglos. "Sag mir, warum du Schluß machst!"

Severus sah kühl auf sie hinab. "Es ist nicht die richtige Zeit für uns. Voldemort übernimmt die Macht und ich will mich ihm anschließen. Da -"

"Was?" Lily ging erschrocken einen Schritt zurück. "Du willst dich dem dunklen Lord anschließen?"

"Ja, das will ich, aber das kann ich nur, wenn ich nicht mit dir, einem Schlammblut, zusammen bin."

Tränen füllten Lilys große Augen. "Das glaube ich nicht!"

Severus Gesicht wurde plötzlich weich und er strich ihr sanft mit der Hand über die Wange. "Warte ein paar Monate, dann können wir wieder zusammen sein!"

Lily entwand sich seiner Hand und schluchzte laut. "Ein Schlammblut? Ein paar Monate warten? Vergiss es! Du bist ein Arsch, Snape. Ich hätte auf meine Freunde hören sollen!" Die Tränen liefen nun unaufhörlich ihre Wangen hinab und sie drehte sich um und rannte davon.

"Lily, warte!", rief Snape ihr hinterher, aber sie reagierte nicht.

"Das hast du nun davon!", murmelte er und wandte sich Richtung Kerker. "Du hättest meine Liebe und du hättest meine zukünftige Macht bekommen können! Ich hätte sie dir, einem Schlammblut, gegeben, aber du wolltest nicht. Selber Schuld!"

‚Aber wenn sie Schuld ist, warum tut dann mein Herz so weh?'

Immer noch weinend lief Lily in den Gemeinschaftsraum und wäre fast, ohne die Person im Sessel vor dem Feuer zu bemerken, in ihren Schlafsaal gerannt. Doch ein leises Geräusch ließ sie abrupt stehen bleiben.

"James?", fragte sie vorsichtig. "Warum weinst du?"

James saß in sich zusammen gesunken im Sessel, das Gesicht von Tränen verschmiert. "Meine ... Meine Eltern .... Sie... sind ...."

Lily verstand ihn auch, obwohl er nicht den Satz beendete. "Es tut mir Leid", sagte sie leise und setzte sich auf die Sessellehne, ihn vorsichtig in den Arm nehmend. "Es tut mir so Leid ..."

***

Das war irgendwie nicht nett zu schreiben ... James Eltern sind tot und Snape spielt wieder Mr Arsch des Universums. Na ja ... Muss halt sein.

Danke für die Reviews! Ich würde mir aber doch ein paar mehr wünschen und nicht immer nur von den gleichen Beiden! Also reviewt lieb, ja? *bittend schau*

Ciao Dream