Auf dieses Kapitel habe ich lange hin gearbeitet und darum ist es mir sehr wichtig! Es ist der Abschluß der Vergangenheit und darum kommt auch keine Gegenwart vor. Ich hoffe, ich habe es so gut hingekriegt, wie ich es mir vorgestellt habe! Wenn es irgendwo in den Vergangenheitserzählungen Probleme gab, scheut euch nicht zu fragen. Ich weiß nämlich nicht, ob ich wirklich alles klar beschrieben habe.
Ciao Dream
PS. Die Augen sind natürlich fürchterlich symbolisch zu verstehen! *Symbole liebt*
***
Februar 1977:
"Meister, wir sind soweit!" Ein Todesser kniete ehrfürchtig auf den Boden, vorsichtig zu dem dunklen Lord aufblickend.
"Ich werde gleich kommen. Halte die Männer bereit." Voldemort saß in einem großen Lehnstuhl vor dem Kamin im Haus seiner Eltern und starrte ins Feuer.
"Meister ... Ich hätte da eine Frage ...."
"Sprich!"
"Warum ... wollt Ihr diese Familie angreifen? Was hat sie Ihnen getan?"
Voldemort sah weiterhin ungerührt ins Feuer, als er nach einer kurzen Pause wieder zu sprechen begann. "Diese Familie hat mir genug angetan." Sein Kopf drehte sich langsam und er sah auf den vor ihm knienden Mann herab. "Warum interessiert dich das?"
"Ich ... Ich frage nur ..." Der Todesser senkte den Blick.
"Stell nicht zu viele Fragen, das kann dir sonst den Kopf kosten. Du kannst gehen, Nott."
Nott verneigte sich noch einmal tief, dann stand er schnell auf und huschte zur Tür.
Angst. Das war es, was er seinen Anhängern als erstes beigebracht hatte. Angst vor ihm. Und somit Gehorsam.
"Heute Nacht ...", murmelte Voldemort und beobachtete wie eine Flamme sich ein Stück Holz hinauf züngelte. Heute Nacht würde er zwei weitere Todesser einweihen. Vor einer Woche hatte er sie aufgenommen und heute Nacht war ihr erster Auftrag. Eine Familie sollte getötet werden.
Plötzlich loderte das Feuer grün auf und ein Kopf erschien.
"Tom!", rief der Kopf erbost und Voldemort setzte sich etwas aufrechter in den Sessel.
"Duncan. Was verschafft mir diese zweifelhafte Ehre?"
"Das weißt du ganz genau! Wie kannst du es nur wagen?"
"Was wagen?" Voldemort umgab mit einem Schwung seines Zauberstabes den Raum mit einem Stillezauber.
"Du hast sie auf deine Seite gebracht! Du hast sie mit falschen Versprechungen in dein Netz gelockt! Was gibst du ihnen dafür, dass sie dir gehorchen?" Duncans Kopf zitterte vor unterdrückter Wut.
"Die Beiden sind freiwillig zu mir gekommen." Voldemort hob eine Augenbraue und sah auf seinen alten Schulfreund hinab. "Ich habe sie aufgenommen, weil sie es wollten."
"Das ist nicht wahr!", kreischte Duncan. "Das würden sie nie tun!"
"Du scheinst sie schlecht zu kennen. Ich zwinge niemanden mir zu folgen." Voldemort nahm sein Weinglas vom Tisch und nippte leicht daran.
"Nein, du tötest sie lieber." Duncan wirkte plötzlich merkwürdig ruhig. "Du nimmst ihnen ihre Unschuld, Tom. Du machst sie zu dem, was sie nicht sein sollten, wovor ich sie immer beschützen wollte. Du hast sie auf dem Gewissen!"
Voldemort sah seinen alten Freund mißmutig über den Rand des Weinglases an. "Deine Reden langweilen mich, Duncan. Als du damals nach Australien gegangen bist, habe ich geglaubt, endlich Ruhe vor dir zu haben, aber du scheinst mich zu verfolgen."
Duncans Gesicht wirkte auf einmal merkwürdig müde und eingefallen. "Du zerstörst Leben, Tom. Und jetzt auch meines. Ist dir denn gar nichts heilig?"
"Meine Überzeugungen sind es."
"Und gerade die sind die schlimmsten, die es gibt." Duncan sah ihn traurig an. "Ich kann sie nicht aufhalten. Sie haben sich entschieden, aber ich bin mir sicher, dass du daran Schuld bist."
"Gehst du nun endlich und kommst nie wieder?", fragte Voldemort und ein Hauch von Ungeduld schwang in seiner Stimme mit.
Duncan seufzte leise. "Auf Wiedersehen, Tom." Das Gesicht verschwand.
Voldemort sah noch kurz in die Flammen, dann schrieb er mit seinem Zauberstab zwei Namen in die Luft, um die er das dunkle Mal herum zauberte.
"Heute Nacht ...", murmelte er und stand auf, um den Raum zu verlassen.
Hinter ihm verblassten die zwei Namen: Alexander und Pearl Lestrange.
"Meister, was haben wir hier zu suchen?", fragte Pearl, eine braunhaarige Frau mit leicht kindlichen Gesichtszügen, die sie jünger aussehen ließen, als sie war.
Sie und ihr Bruder standen mit Voldemort vor dem Eingang eines langgezogenen Flachbaus. Ein Schild wies darauf hin, dass es sich um ein Altersheim handelte.
"Sei nicht neugierig." Voldemort sah sie kurz an, dann wieder auf das Haus. "Ich habe eine Kleinigkeit zu erledigen. Wartet hier!" Mit langen Schritten, die seinen Mantel hinter ihm herschwingen ließen, lief er in das Haus, sich nicht von der abgeschlossenen Tür aufhalten lassend.
"Was er hier wohl will? Hier leben doch nur alte, halb vermoderte Muggel!", sagte Pearl verächtlich und suchte nach ihrem Zauberstab.
"Rede nicht so gehässig. Der Meister wird schon wissen, was er tut!" Alexander beobachtete unruhig, wie seine Schwester mit Magie das Schild des Altersheimes umwarf. "Lass das, Pearl!", sagte er und sah sich hektisch um. "Willst du den Meister erzürnen?"
"Erzürnen? Lieber Bruder, du sprichst wahrlich geschwollen!" Pearl kicherte leise.
"Du bist bescheuert! Ich hätte dich nie mit zum dunklen Lord nehmen dürfen!"
Pearl hörte schlagartig auf zu lachen. "Vergiss nicht, dass es Sev war, der uns mitgenommen hatte. Du wärst vor Angst gar nicht allein gegangen!" Pearl drehte ihren Zauberstab zwischen zwei Fingern und sah ihren Bruder von oben herab an. "Du hättest nach Australien zurück gehen sollen, zurück zu Mommy und Daddy! Die hätten dich vor dem Dunklen Lord beschützt!" Ein gehässiges Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. "Sie dich nur an. Du bist jämmerlich! Du machst dir vor Angst fast in die Hose! Und so etwas nennt sich mein Bruder!"
"Halt die Klappe! Du redest immer einen Mist zusammen!" Alexander drehte sich genervt um, horchte aber erstaunt auf, als er Pearls, nun sehr ernste, Stimme vernahm.
"Vielleicht hätten wir beide zurück gehen sollen. Meinst du Dad hat einen Fehler gemacht, als er uns nach Hogwarts geschickt hat?"
Alexander drehte sich zu seiner Schwester um und lächelte. "Nein. Du weißt, wie sehr Dad an seiner alten Schule hängt. Sie ist eine der besten auf der ganzen Welt und wir haben viel gelernt!"
Pearl starrte auf das Kopfsteinpflaster und das Licht von einer Laterne lies sie noch jünger als üblich erscheinen. "Ich glaube, wir haben Dad und Mom wirklich verärgert." Sie sah ihren Bruder an. "Sie wollen nichts mehr mit uns zu tun haben!"
Alexander ging einen Schritt auf seine Schwester zu und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. "Hey! Seh es nicht so tragisch. Wir sind ab morgen richtige Todesser! Gefürchtet und mächtig! Wenn Mom und Dad meinen sie müssen deswegen nicht mehr mit uns sprechen ..."
"Ich glaube, das Dad mehr weiß, als er zugibt. Über den Meister meine ich ... Ich hatte manchmal das Gefühl, dass er ihn persönlich kennt."
Alexander zuckte mit den Schultern und sah zu dem schwach erleuchteten Haus auf. In einem Fenster ging plötzlich das Licht an. "Wer weiß schon wirklich etwas über ihn ...."
Voldemort stand zeitgleich hinter dem Tresen der Rezeption und las in einem Aktenordner, den er aus einem grauen Schrank herausgenommen hatte. Ein Geräusch erregte plötzlich seine Aufmerksamkeit, aber es war nur das Knacken des schwachen Nachtlichts auf dem Flur. Er legte den Ordner wieder in den Schrank und schloß ihn mit seinem Zauberstab ab.
Leise huschte er über den langen Flur und hielt vor einer Tür, fast am Ende des Ganges. Vorsichtig öffnete er sie.
Im Raum war es dunkel und mit einem gemurmelten Lumos verschaffte er sich Licht.
Erstaunlich hässlich eingerichtet, dachte er und musterte die bunte Blumentapete und die vielen Rüschen an Decken, Vorhängen und Kissen. Ein schwerer Geruch von Alter und Krankheit hing im Zimmer.
Ein eingerahmtes Foto zog seine Blicke magisch an. Es stand auf einer Kommode, vergilbt und eingerissen, aber noch immer waren der kleine Junge und die junge Frau, die in die Kamera lachten, erkennbar. Er nahm es in die Hand und für einen Augenblick huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
"Wer ist da?", fragte ein schwache Stimme vom alten Himmelbett, das an der Wand stand. Voldemort stellte das Foto zurück und trat näher an das Bett.
"Wer ist da?", fragte die Stimme noch einmal und Voldemort erkannte zwischen den ganzen Rüschenkissen und unter der schweren Decke eine kleine, weißhaarige Frau. Ihre grauen Augen blickten in seine Richtung, aber trotzdem an ihn vorbei. Sie war blind.
"Joseline", flüsterte er heiser und der alarmierte Gesichtsausdruck der Frau veränderte sich sofort, als sie seine Stimme erkannte.
"Tom!", sagte sie und streckte die Hand wage in seine Richtung. "Tom! Du bist da!"
Voldemort war mit zwei Schritten an ihrem Bett und in ihrer Umarmung. Von verschiedenen Gefühlen geplagt, drückte er ihren dünnen Körper an sich.
"Tom!", schluchzte Joseline noch einmal. "Lange ist es her, dass wir uns gesehen haben." Ihre rauhen Hände fuhren über sein Gesicht und sie lächelte, auch wenn ihre Augen an sein Kinn gehaftet waren.
Voldemort schluckte und ergriff ihre Hand. "Es ist wirklich lange her ...."
"Wie hast du mich gefunden?" Joseline strich vorsichtig über seinen Handrücken und Voldemort fragte sich, ob sie die Narben spüren konnte.
"Ich habe einen .... Erinnerst du dich an Jeromy?"
Joseline überlegte kurz. "Ja ....", sagte sie schließlich langsam. "Ihr wart zur gleichen Zeit im Waisenhaus."
Voldemort nickte, völlig vergessend, dass sie es nicht sehen konnte. "Ich habe ihn vor .... ungefähr einer Woche getroffen und er hat mir erzählt, dass du hier bist!" Er sagte nicht, dass er ihn vor zwei Wochen getötet hatte. Jeromy war einer der Jungs gewesen, die ihn immer verprügelt hatten, weil er so ‚anders' war. Jetzt weiß er wenigstens, wie anders ich bin!, dachte Voldemort bitter.
"Du kommst mitten in der Nacht, um mich zu besuchen?", fragte Joseline und lachte. "Du hast mich ganz schön erschreckt!"
"Das war nicht meine Absicht .... Aber ich habe hier in dieser Stadt noch etwas zu tun und dachte mir, ich könnte dich sehen."
"Was hast du zu tun?"
Voldemort überlegte kurz, ob er ihr die Wahrheit sagen sollte, verwarf diesen Gedanken aber. "Alte Bekannte besuchen. Aus Hogwarts."
Joseline nickte ernst. "Du lügst mich an, Tom."
Voldemort erstarrte. "Wie kommst du darauf?"
Sie ließ seine Hand los. "Jeromy wurde vor zwei Wochen tot aufgefunden. Anscheinend Mord."
Er schwieg unbehaglich und drehte sich etwas von ihr weg.
"Du hast etwas damit zu tun", stellte Joseline sachlich fest und in diesem Moment gab Voldemort auf zu lügen.
"Ja, ich war es!", sagte er heftiger als beabsichtigt. "Ich habe ihn umgebracht und auch die ganzen anderen Menschen über denen dieses grüne Mal geschwebt hatte! Ich bin ein dunkler Zauberer geworden, Joseline! Ich töte Menschen!"
Er wollte aufstehen und gehen, aber Joseline ergriff seinen Arm. "Warum, Tom?"
"Ich weiß es nicht. Es ist einfach alles schief gegangen."
Joseline schwieg und strich sanft über seinen Arm. "Und heute Nacht ... Du besuchst gar keine Bekannten, nicht wahr?"
"Nein."
Joseline begann plötzlich heftig zu husten. Voldemort half ihr sich aufzusetzen und hielt ihr die Hand vor den Mund. Als sie sich wieder beruhigt hatte und zurück in die Kissen sank, nahm er seine Hand zurück und entdeckte eine rote, warme Flüssigkeit darauf. Blut. Schockiert starrte er darauf. Er hatte es gelesen. In ihrer Akte. Die Ärzte gaben ihr nicht mehr lange, aber er hatte es nicht glauben wollen. Nicht sie. Nicht seine Joseline. Sie war immer so stark gewesen. Etwas in ihm weigerte sich einzusehen, dass sie alt geworden war.
"Tom." Joseline sah müde aus. "Es ist bald Zeit zu gehen."
Voldemort ergriff hastig ihre Hand. "Nein! Du gehst nirgendwo hin!"
Joseline lachte. "Dummerchen. Jeder muss einmal sterben. Ich bin krank und dass schon seit vielen Jahren. Ich möchte nicht mehr."
Voldemort spürte wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. "Du kannst, nein, du darfst nicht gehen!"
Joseline wurde noch einmal von einem Hustenkrampf geplagt. Ihre Stimme klang noch schwächer, als sie wieder sprach. "Du kannst nichts tun, Tom. Irgendwann sehen wir uns wieder. Das weiß ich. Irgendwann sehen wir uns im Himmel wieder."
"Ich werde nie in den Himmel kommen!" Er strich ihr über das Gesicht und unterdrückte die Tränen.
"Doch, das wirst du, Tom. Du warst immer ein lieber Junge und kannst es wieder werden. Höre auf, Tom! Versprich mir, dass du nie wieder jemanden töten wirst! Versprich es einer alten, kranken Frau, die diese Nacht sterben wird ...."
Eine einzelne Träne lief über Voldemorts Wange und seine Stimme klang belegt. "Ich verspreche es."
"Das ist gut, Tom. Jetzt kann ich in Frieden sterben. Ich warte auf dich." Sie schloß die Augen.
Voldemort blieb noch eine Weile bei ihr sitzen und hielt ihre Hand. Schließlich stand er auf und verließ das Zimmer. Das Foto nahm er mit.
Als er aus der Eingangstür des Altersheimes trat, kühlte der Nachtwind seine Augen und er lief aufrecht zu Pearl und Alexander. "Lasst uns gehen.", sagte er und nahm seinen Zauberstab heraus. "Es wird Zeit."
Pearl und Alexander nickten und zu dritt verschwanden sie, von dem Mann, der gerade vorbei fuhr, nicht bemerkt.
"Hier ist es!", sagte Voldemort und deutete auf ein Haus nahe dem Waldrand. "Ich gehe als erstes rein und ihr bleibt hinter mir, verstanden?"
Pearl und Alexander nickten und folgten leise und mit wachsender Nervosität ihrem Meister.
Vor der Tür blieben sie stehen und Voldemort zückte seinen Zauberstab, um mit einem geflüsterten "Alohomora!" die Tür zu öffnen.
Im Haus war es dunkel und still, nur aus einem Raum im Erdgeschoß drang Licht. Voldemort bedeutete seinen Begleitern leise zu sein und schlich zu der halb geöffneten Tür, um hindurch zu spähen. Mit einem Grinsen stieß er die Tür auf, als er erkannte, wer darin saß. Er betrat den Raum und Pearl und Alexander folgten ihm.
"Hallo, alter Freund!", sagte Voldemort und fesselte den Mann in dem großen Lehnstuhl gleichzeitig. "Wie schön dich wiederzusehen. Wie lange ist es her? 20 Jahre? Auch egal." Seine Stimme wurde kalt. "Pearl, Alexander! Der ist für euch!" Voldemort schloß mit einem "Viel Spaß!" die Tür und wandte sich zur Treppe.
Im ersten Stock wandte er einen Zauber an, der ihm menschliches Leben in den vielen Zimmern zu erkennen gab. Zwei Türen wurden ihm angezeigt und als er die erste, links vorne, öffnete, sah er in ein Kinderzimmer. Es war vollgestopft mit Spielsachen und in einem Bett an der Wand sah er eine Flut von braunem Haar. Er schloß wieder die Tür und grinste zufrieden. Von unten drang ein Schrei an sein Ohr.
Als er in das zweite Zimmer, das weiter hinten lag, trat, kam ihm eine Frau, die sich eilig einen Morgenmantel überwarf, mit blondem Haar und besorgten, blauen Augen entgegen.
Voldemort lächelte scheinheilig. "Wie schön dich zu sehen. Lange ist es her, aber du hast dich kaum verändert. Du bist nur schöner geworden!"
"Tom!", sagte die Frau und schlang ihren Mantel enger um sich. "Was willst du hier?"
"Was soll ich schon wollen? Mich mit dir unterhalten!" Voldemort trat einen Schritt näher und lächelte noch breiter, gleichzeitig wurde sein Blick kälter. "Wir haben da noch eine kleine Sache zu klären, Charlotte!"
Charlotte fröstelte es, als sie in Voldemorts kalte, schwarze Augen sah und erinnerte sich gleichzeitig an die vielen Zeitungsartikel, indem von Lord Voldemort, dem Mann vor ihr, berichtet wurde. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. "Was willst du?"
"Wir haben noch eine kleine Rechnung zu begleichen. Du hast mich damals verlassen. Für ihn. Du hast mich tief verletzt, Charlotte. Ich habe dich geliebt und hätte dich gefragt, ob du mich heiraten willst, aber du hast dich für ein Leben mit Potter entschieden. Das hat mich verletzt." Er hob die Hand und strich über ihre Wange. "Ich habe dir damals Rache angedroht. Weißt du das noch?"
Eiskalt lief es Charlotte den Rücken hinunter. "Willst du jetzt deine Rache haben?"
Voldemort zog seine Hand zurück und hob den Zauberstab. "Was glaubst du wohl?"
"Dass du mich töten wirst", sagte Charlotte fest und hob das Kinn.
"Stolz, bis in den Tod, das passt zu dir. Aber dich nur einfach töten ist langweilig. Erzähl mir doch mal, wer dieses zauberhafte Geschöpf im Kinderzimmer ist."
Charlotte wurde blass. "Oh, mein Gott! Doch nicht Dyana!"
"Dyana heißt also das reizende Kind." Voldemort schob Charlotte mit dem Zauberstab im Rücken aus der Tür. "Auch wenn es spät ist, werden wir sie wohl aufwecken müssen."
Blut. Überall.
Charlotte saß, an einem Schaukelstuhl gefesselt, im Kinderzimmer, Tränen nahmen ihr fast die Sicht. Und trotzdem sah sie noch genug.
Voldemort stand höhnisch lachend im Raum. Zu seinen Füßen lag ein kleiner Körper, so schrecklich zugerichtet, dass man dafür keine Worte fand. In einer Ecke lag Harold. Zwei andere Personen, die Charlotte nicht kannte, hatten ihn herein getragen und achtlos hingeworfen. Voldemort hatte die Beiden wieder vor die Tür geschickt, wo sie jetzt warteten.
"Na, Charlotte, gefällt dir das?"
"Du bist ein Monster, Tom!", sagte sie unter Tränen, versuchte aber gleichzeitig sich aufrechter in den Stuhl zu setzen.
Voldemort sah sie scharf an. "Dein Kind und dein Mann haben nur gefühlt, was du mir damals angetan hast. Du hättest mir ebenso gut das Herz heraus reißen können!"
"Ich hätte es tun sollen!" Charlottes Stimme zitterte unkontrolliert. "Du hast es nicht verdient zu leben! Du tötest Menschen, wegen Dingen die Jahrzehnte zurückliegen. Das ist dumm, Tom! Dumm und grausam!"
Voldemorts Augen verengten sich zu Schlitzen. "Es ist also dumm, was ich tue?" Er trat mit schnellen Schritten auf Charlotte zu und beugte sich über sie. "Es ist dumm, was du getan hast! Du bist Schuld, dass ich heute so bin, wie ich bin!"
"Das ist doch Unsinn!"
"Ist es? Du hast es gespürt, Charlotte. Damals als du dich nach meinem Befinden erkundigt hast. Du hast gespürt, was du heraufbeschworen hast!"
Charlotte schluckte. Vielleicht ... war es doch ihre Schuld?
Voldemort beugte sich noch ein wenig mehr zu ihr herunter. "Liebe ist etwas grausames. Das habe ich durch dich erfahren." Er richtete sich auf und sah sie kalt an. "Hat mich je jemand gefragt, ob ich so sein möchte, wie ich bin? In seiner Wut tut man oft Dinge, die man später bereut. Heute habe ich Macht, aber keine Liebe. Der einzige Mensch, der mich je geliebt hat, und das obwohl ich Dinge getan habe und tue, die andere verurteilen, ist heute Nacht gestorben. Ich habe dieser Person versprochen, niemanden mehr zu töten, aber ich möchte meine Rache, auf die ich so lange gewartet habe. Danach ist es vorbei." Er hob den Zauberstab. "Adieu, Charlotte! Avada Kedavra!"
"Er braucht aber lange, um jemanden zu töten!", sagte Pearl und betrachtete gelangweilt eine Fotografie, die an der Wand hing.
"Er ist halt gründlich und außer -" Alexander blieb das Wort im Hals stecken.
Die Tür ging auf und Voldemort kam heraus. Rotglühende Augen sahen ihnen entgegen. "Lasst uns gehen. Die Arbeit ist getan!"
"Ah, da bist du ja."
James sah verwirrt in das ernste Gesicht von Dumbledore. Hatte er etwas angestellt? Er konnte sich nicht erinnern. Aber was war dann der Grund, dass der Schulleiter ihn zu sich bestellt hatte? Ein leichter Schauer lief über James' Rücken und zum ersten mal fühlte er sich hier in diesem Büro nicht wohl.
"Warum wollen Sie mit mir reden, Professor? Habe ich etwas angestellt?"
"Nein, James. Setz dich doch!" Dumbledore deutete mit der Hand auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und als er sie in seinen Schoß sinken ließ, wirkte er merkwürdig alt und müde.
Beunruhigt setzte sich James.
"Es gab einen erneuten Angriff", sagte Dumbledore leise und sah auf die Tischplatte. "Gestern Nacht."
James begann zu zittern. Es würden doch nicht ... ?
Dumbledore seufzte und schloss die Augen. "Es tut mir Leid, James, aber deine Eltern und deine Schwester sind tot."
*
September 1979:
"Sirius! Ich bringe dich um!"
Sirius lief angesichts der Bedrohung in Form seines besten Freundes einen Schritt zurück und hob beschwichtigend die Hände. "Jamsie, keine Panik! Ich werde sie finden!"
In James braunen Augen war ein gefährliches Funkeln zu erkennen und das wirre Haar und der schnell übergeworfene, leicht zerknitterte Anzug verliehen ihm ein bißchen das Aussehen eines Wahnsinnigen.
"Das rate ich dir auch!", knurrte James. "In zwei Stunden ist die Hochzeit und wenn du bis dahin die Ringe nicht gefunden hast, können die Gäste gleich hier blieben. Wegen deiner Beerdigung!"
Sirius nickte hektisch und wich rückwärts aus dem Raum. Kaum war die Tür geschlossen, atmete er erleichtert auf. ‚Ist doch gut gelaufen!', dachte er und machte sich auf dem Weg ins Erdgeschoß von Ivywall Manor. Das Haus gehörte Sirius und war riesig und geschmackvoll eingerichtet. Er hatte es vor ein paar Jahren nach dem Tod seiner Eltern geerbt und für ihn war es eine Ehre, dass seine beiden Freunde hier heiraten wollten.
Im Garten, wo die Hochzeit stattfinden sollte, traf er auf Remus, der sich mit dem Gärtner unterhielt.
"Stellen sie noch mehr Lilien neben den Alter. Ich glaube dann reicht es!", sagte er gerade und der Gärtner eilte davon, um noch mehr Blumen zu holen.
Remus hatte die Organisation mit penibler Genauigkeit übernommen und Sirius fand, dass er gute Arbeit geleistet hatte. Es fing an bei den selbstgestalteten Einladungskarten für die über hundert Gäste, ging weiter über das Buffet, von dem Sirius immer wieder vertrieben wurde, und hin zur Ausgestaltung des Gartens. Sirius betrachtete die vielen Reihen von weißen Stühlen, die mit weißen Blumenketten verbunden wurden und das ebenfalls weiße Rednerpult, wo der Pfarrer seinen Platz einnehmen würde. Lily und James würden unter einem Rundbogen stehen, in dem überall rote Rosen steckten, der einzige Farbtupfer. Die Beiden wollten in der Nacht heiraten unter dem Sternenhimmel und darum hatte Remus viele kleine Feen organisiert, die bei er Trauung durch die Gegend fliegen und kleine Laternen halten würden.
Remus ging durch den Mittelgang auf Sirius zu und seufzte leise, als er ihn erreichte. "Ganz schön viel Arbeit, so eine Hochzeit."
"Aber du bist doch jetzt fertig, oder?"
"Im Grunde sch -"
Remus wurde durch einen lauten Knall unterbrochen. Von den Partyzelten, die ein Stück weiter weg standen, tönte ein hysterischer Schrei.
"Das war Peter!", sagte Sirius und die beiden rannten in Richtung Zelte.
Dort angekommen, erkannten sie sofort ihren Freund, der verzweifelt versuchte einen Brand zu löschen.
Remus und Sirius eilten ihm zu Hilfe und kurz darauf standen sie zu dritt um einen schwarzen Stuhl herum und musterten ihn.
"Den können wir wohl vergessen!", sagte Sirius und tippte den Stuhl an. Er zerfiel sofort zu Staub.
"Wie hast du das gemacht, Peter?", fragte Remus. "Du solltest doch nur die Bouquets auf die Tische stellen und die Stühle gerade rücken!"
Peter zog den Kopf ein und zog ein schuldbewußtes Gesicht. "Ich wollte das es schneller geht und habe meinen Zauberstab benutzt. Na ja, plötzlich hat es gebrannt."
Remus seufzte. "Auch egal. Wenigstens sind wir jetzt fertig!"
Sirius meldete sich vorsichtig. "Nicht ganz. Ich habe irgendwie die Ringe verlegt ...."
"Oui, oui. Jetzt wirst du also auch 'eiraten!" Manon Tournesol steckte mit der letzten Klemme noch eine widerspenstige Strähne hoch, dann betrachtete sie glücklich ihr Werk. "Isch freu misch so für disch!"
Lily drehte sich um und lächelte ihre Freundin aus Beauxbatons an. "Danke, Manon." Sie drückte ihre Hand. "Ich bin froh, dass du hier bist!"
"Selbstverständlisch!", entrüstete sich Manon und warf ihr dunkles Haar zurück. "Die 'ochzeit meiner besten Freundin! Wie könnte isch nischt dabei sein?"
Lilys Lächeln verschwand und sie sah zu Boden. "Ich muss dir etwas sagen ..."
Manon nahm sie alarmiert in den Arm. "Was denn?"
"Es ist .... Weißt du .... Damals als ich mit James zusammengekommen bin ... Wir waren beide unglücklich .... Sag mal .... Kann Liebe aus Trauer entstehen?"
Manon schüttelte den Kopf. "Was redest du für einen Unsinn? Egal ob aus Trauer oder nischt, du liebst James! Und das ist doch das wischtigste!"
Lily nickte und sah Manon dankbar an. "Ich liebe ihn, natürlich! Aber manchmal frage ich mich, was gewesen wäre, wenn Sev damals kein Todesser geworden wäre."
"Darüber musst du nischt nachdenken. 'eute ist 'eute und damals ist damals!" Manon stand auf. "Und jetzt lass disch betrachten. Schließlisch ist in einer 'alben Stunde die Trauung!" Manon musterte sie kritisch. "Etwas neues ... Das Kleid. Etwas blaues ... Der Gürtel. Etwas geborgtes .... Die Schuhe. Jetzt fehlt nur noch etwas gebrauchtes." Manon griff auf den Tisch und zog eine Kette mit einen silbernen Medaillon heraus. "Voilà! Eine Kette von deiner Mutter." Sie legte sie um Lilys schlanken Hals.
"Mom hat sie bei ihrer eigenen Hochzeit getragen!"
Manon nickte. "Sie ist wirklisch schön. Lass disch ansehen."
Lily sah wunderschön aus. Das weiße Kleid war schlicht, nur mit ein paar Rüschen am Hals und Saum, der blaue Gürtel stellte einen netten Farbtupfer da und das hochgesteckte Haar und die alte Kette machten das Bild perfekt.
"Wunderbar. Jetzt fehlt nur noch der Schleier!"
"So jetzt hier herum und dann einen Knoten und ... Verflucht! Wie war das noch mal?" James stand genervt vor dem Spiegel und versuchte krampfhaft seine Krawatte zu binden. "Eigentlich peinlich, dass ich es nicht kann!", murmelte er und sein Blick fiel auf den Tisch neben dem Spiegel. Dort lag sein Zauberstab. Er schüttelte den Kopf und nahm in zur Hand. "Die einfachsten Sachen vergesse ich immer!"
Nachdem das ‚Problem' gelöst war, betrachtete er sich im Spiegel. Er strich über sein unordentliches Haar, in einem vergeblichen Versuch es zu glätten, aber ließ es dann bleiben. Es hatte die letzten 20 Jahre nicht geklappt, warum also jetzt?
Die Tür ging auf und Remus kam herein. Er hatte auch seinen Anzug angezogen und, wie James bemerkte, eine zu perfekt gebundene Krawatte. Wahrscheinlich Zauberei.
"Na, Jamsie, bereit für deine große Stunde?" Remus stellte sich breit grinsend neben seinen Freund und klopfte ihm auf die Schulter. "Der erste im Bund heiratet!"
"Tja, ich hoffe, dass es nicht die einzige Hochzeit bleiben wird. Ich will ja schließlich auch mal Trauzeuge sein!"
Remus wiegte den Kopf. "Wer weiß, ob ich dich überhaupt nehmen würde. Ich dachte da doch eher an Peter!"
James sah in rasch und giftig an. "Danke für dein Vertrauen!" Murmelnd strich er sich noch mal über die Haare. "Schlechter als Sirius kann man ja gar nicht sein!"
"Die Ringe sind wieder da!", sagte Remus grinsend.
"Und wo waren sie?"
"Als er auf Toilette war, hatte er sie auf das Fensterbrett gestellt und dort vergessen."
"Warum hat er sie denn überhaupt aus der Tasche genommen?"
Remus zuckte mit den Schultern. "Du kennst doch Sirius' Gedankengänge. Vielleicht dachte er, dass die Ringe aus der Tasche rausfallen, oder so."
"Aus der Brusttasche?"
"Na ja..... Meine eigentliche Aufgabe ist es ja, dich zu holen. Die Trauung fängt gleich an."
James schluckte. "Okay .... Noch irgendwelche abschließenden Worte?"
Remus schüttelte den Kopf. "Nö."
"Hey, heute abend bin ich kein Junggeselle mehr! Fällt dir nichts ein?"
Remus runzelte leicht die Stirn, dann begann er zu strahlen. "Lebe munter, lebe froh, wie der Mops im Haferstroh!"
"Danke für die weisen Worte!"
"Blaue Augen, roter Mund, lieber Jamsie, bleib gesund!"
"Lass uns gehen!"
"Ein Haus aus Rosen, aus Nelken die Tür, die Klinke aus Liebe, das wünsche ich dir!"
"Es reicht!!!!"
James stand unter dem rosenberankten Rundbogen und betrachtete reihum die Gäste. Lilys Eltern saßen in der ersten Reihe, ein bißchen verunsichert durch die vielen umherfliegenden Feen und Dumbledore, der neben ihnen saß und wie ein Wasserfall redete. McGonagall saß missbilligend daneben und zupfte immer wieder an seinem Ärmel um ihn von den armen Muggeln abzubringen. Ein paar Reihen dahinter saß Frank Longbottom und als sich sein und James Blick trafen, lächelte er ihm aufbauend zu, genauso wie alle anderen ehemaligen Mitschüler, Freunde und Arbeitskollegen.
Plötzlich begann der Hochzeitsmarsch, gespielt von Professor Binns, einem begnadeten Musikern, an einem magischen Klavier.
James sah wie vier Personen aus Ivywall Manor heraustraten und über die Wiese auf sie zukamen. Alle Gäste drehten sich um und schon bald erkannte man Manon am Arm von Sirius, dahinter Remus mit Arabella Figg, einer Freundin von Lily, die sie auf der Arbeit kennen gelernt hatte, am Arm.
Die Vier teilten sich am Anfang des Ganges und gingen, die Frauen links, die Männer rechts, an den Stühlen vorbei, um ihre Plätze als Trauzeugen einzunehmen.
In dem sie zur Seite gingen, gaben sie den Blick auf eine weißgekleidete Frau frei.
Ein leises Raunen ging durch die Reihen und James wurde es warm um das Herz. Dort kam seine persönliche Göttin, die schönste Frau auf Erden, die sich sogar mit den Sternen messen konnte.
Lilys Blick war unsicher, als sie den Gang hinauf schritt, aber als sie James ansah, kam das Gefühl hoch, dass sie veranlaßte, hier überhaupt zu sein. In diesem Moment wusste sie sicher, dass sie die richtige Entscheidung traf. Mit diesem Mann wollte sie bis an ihr Lebensende zusammen bleiben.
Endlich standen die beiden nebeneinander. James sah seine Braut an und beachtete kaum den Pfarrer, der seinen Platz einnahm.
"Liebe Gemeinde, wir haben uns heute hier versammelt, um den hier anwesenden James Melvin Potter und die hier anwesende Lily Joyce Evans in den heiligen Stand der Ehe zu führen. Wenn jemand Gründe vorbringen kann, warum diese beiden nicht getraut werden sollten, so soll er jetzt sprechen oder für immer schweigen." Der Pfarrer blickte auf die anwesenden Gäste, aber da niemand Anstalten machte, sich zu melden, sprach er weiter. "Da niemand gegen diese Verbindung ist, frage ich jetzt dich, James Melvin Potter, willst du Lily Joyce Evans zu deiner rechtmäßigen Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, bis das der Tod euch scheidet, so antworte mit: Ja, ich will."
James warf noch einen letzten Blick auf Lily, dann nickte er. "Ja, ich will."
"Und du Lily Joyce Evans willst du James Melvin Potter zu deinem rechtmäßigen Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis das der Tod euch scheidet, so antworte mit: Ja, ich will."
"Ja, ich will."
"Die Ringe, bitte!" Der Pfarrer streckte die Hand aus und Sirius legte die Ringe hinein.
James und Lily steckten sie sich gegenseitig an den Finger und verschränkten ihre Hände ineinander.
"Ich erkläre euch hiermit für Mann und Frau!" Der Pfarrer lächelte. "Sie dürfen die Braut küssen!"
James beugte sich zu Lily vor und küsste sie sanft. Die Jubelschreie klangen nur leise an sein Ohr.
Gleichzeitig drehte sich ein paar Meter weiter, halb versteckt hinter einem Baum, eine dunkel gekleidete Gestalt ab, leise murmelnd. "Macht für Liebe ..."
Sirius stand auf und klopfte mit dem Löffel gegen sein Glas. "Ich bitte um Ruhe!"
Die Leute kicherten und sahen erwartungsvoll zu dem dunkelhaarigen Mann neben dem Brautpaar und weiter zu James, der wie vom Donner gerührt auf seinem Stuhl saß. Alle wussten, was jetzt kam.
"So, in meiner Funktion als einer der Trauzeugen, habe ich die ehrenvolle Aufgabe eine Rede zu halten." Er zog mehrere dicht beschriebene DIN A- 4 Seiten aus seiner Hosentasche und breitete sie auf dem Tisch aus. "Als ich Lily das erste Mal auf dem Gleis 9 ¾ umrannte, dachte ich gleich: Wow, das ist die perfekte Frau für meinen besten Freund." Er stutzte kurz und grinste dann. "Na ja, eigentlich dachte ich, dass sie eine perfekte Frau für mich sei, aber lassen wir das! Als ich James das erste Mal sah, dachte ich mir: Ein Zwerg mit unordentlichen Haaren und Brille? Perfekt um mein bester Freund zu werden! Glücklicherweise dachte das James auch, denn sonst würde ich heute nicht hier stehen. Wir haben viel Mist gemacht und uns so richtig ausgetobt in den letzten Jahren und darum denke ich, dass Jamsie nun bereit ist, ein treusorgender Ehemann und liebevoller Vater zu werden!"
Manche kicherten und James warf ihnen schräge Blicke zu, dadurch aber nicht bemerkend, dass Lily breit grinste.
"Jetzt möchte ich euch eine kleine Anekdote aus unserem 2. Schuljahr erzählen! Es war zu einer Zeit, wo Jamsie seinen Körper und gleichzeitig das andere Geschlecht entdeckte. Zu dieser Zeit hatte James ein Hobby, dass mich immer in Erstaunen und Vergnügen versetzt hatte. Er hatte sich jeden abend nackig ausgezogen und -"
Ein silberner Gegenstand traf plötzlich Sirius Kopf und James erhob sich, rot im Gesicht. "Das erzählst du nicht!", zischte er.
"Lass ihn doch, Schatz, ich will es wissen!", sagte Lily.
James hob die Hände. "Nicht vor allen Leuten!"
Es gab einzelne Buh- Rufe, die James ignorierte, sich aber darauf konzentrierte Remus böse anzusehen, der vor Lachen auf seinem Stuhl zusammen gesunken war.
Sirius zuckte mit den Schultern. "Du wirst ja mal auf die Toilette gehen ..." Er hob sein Glas. "Trinken wir nun auf James und Lily Potter." Alle Gäste standen auf und hoben ihre Gläser.
"Auf ein glückliches Leben, viele Kinder und ein warmes, sicheres Zuhause solange ihr lebt!"
"Auf Lily und James!", tönte es durch das Zelt..
Sirius setzte sein Glas wieder ab. "Als Abschluß noch ein paar poetische Worte, die euch mit auf dem Weg geben möchte: Lebet glücklich, lebet froh, wie der Mops im Haferstroh!"
*
Juli 1981:
James stand aufgeregt neben einer Liege und hielt die Hand seiner Frau. "Ochaaaaaaaa! Ochaaaaaaaaaa! Chaaaaaaaaa! Chaaaaaaaaaa!"
"Schatz, was machst du da?", fragte Lily genervt. Sie lag müde auf der Liege, Strähnen ihres Haares hingen ihr wirr ins Gesicht.
Wie lange dauert eine Geburt nur?, fragte sie sich immer wieder und verfluchte sich selbst, weil sie sich in ihrem fünften Monat in einem Anflug von geistiger Verwirrtheit eine natürliche Geburt ohne Medikamente gewünscht hatte. James war auch keine große Hilfe. Er hampelte neben ihr herum und machte merkwürdige Geräusche unterbrochen von "hilfreichen" Tipps.
"Ich mache dir die Atemübungen von der Geburtshilfe vor, Liebling!"
"Danke, ich war aber auch jede Stunde dabei!", sagte Lily bissig. "Ich kann sie."
James hielt beleidigt inne. "Und was soll ich sonst machen?"
"Meine Hand halten und beten, dass dein Kind bald kommt!"
Einige Zeit später konnte Lily endlich aufatmen. Überglücklich hielt sie ihren neugeborenen Sohn im Arm und James strich ihm glücklich über die reichlich vorhandenen schwarzen Haare.
"Er ist wunderschön!", flüsterte Lily und gab ihrem Kind einen Kuss auf die Stirn.
Die Krankenschwester kam mit einem Klemmbrett in der Hand in den Raum. "So, Mr. und Mrs. Potter, wie wollen sie ihr Kind denn nennen?"
"James junior!", sagte James sofort begeistert und Lily stieß ihn in die Seite.
"Wir haben uns doch darauf geeinigt ihn nach deinem Vater zu nennen!"
James zog maulend die Unterlippe vor. "Na gut ..."
Lily strich ihren Mann über die Wange und wandte sich lächelnd an die Schwester. "Harold James Potter soll er heißen!"
Die Schwester nickte und verließ den Raum. James lächelte breit auf seinen Sohn hinab. "Willkommen, Harry!"
***
So, noch mal einen Nachsatz:
Danke für die Reviews! *Auri, Maxine, Alex und TMR knuddel* Gibst es aber außer den Vieren noch jemanden der HE liest?
@TMR: Also, erstens nenne mich bitte nicht Dreami und zweitens versuche ich mal in nächster Zeit deine Story zu lesen.
@Alex: Nee, du gehörst nicht zu den Beiden, aber auf jeden Fall zu denen, die öfter als zwei mal reviewt haben! (Und das war es hoffentlich nicht!)
@Maxine: Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart? *auch suchen geht* Eigentlich wollte ich nur mal die Geschichte von Voldemort erzählen (der Kerl ist halt immer nur böse und nichts weiter); seine Kindheit und wie er zu dem geworden ist, was er ist. Die Verbindung zu den Erben kam schon im (ich glaube) 3. Kapitel, wo er besessen worden ist. Dazu muss man noch mal die Prophezeiung lesen und dann könnte man es eigentlich verstehen. (Ich sag jetzt nichts weiter, will ja schließlich deinen Geist fördern! *ggg*)
Ciao Dream
