Disclaimer: Wer hat noch mal gleich Herr der Ringe erfunden?...Ääähhh....

Danke für eure Reviews. Sie spornen mich richtig an weiter zu schreiben.

Und es isr erstaunlich, wie gut man doch im Straßencafe schreiben kann!



III Auto



Was die leisen Hoffnungen Antonias in Bezug auf die zweite Hälfte der Vorlesung betraf, so wurden sie allesamt entäuscht. Weder wurde der Vortrag des Dozenten interessanter, noch hatte sie die Möglichkeit in ihre Tagträume von Legolas zu flüchten. Die Unerträglichkeit der Situation nahm im Gegenteil immer mehr zu. Da es Antonia nicht geschafft hatte, einen Sitzplatz weiter hinten neben Felix zu finden, hatte sie auch die nächste dreiviertel Stunde den arroganten Schnösel als Nachbarn. Dieser ließ sich zum Glück nicht noch einmal dazu herab, ein Wort mit ihr zu wechseln, was ihr nur recht sein konnte. Statt dessen verlegte er sich darauf, eifrig mit zu schreiben und dabei so viel Platz zu beanspruchen, dass Antonia am liebsten einige von den Kung Fu Tritten an ihm ausprobiert hätte, die sie von Felix gelernt hatte. Er war ein regelrechter Freak was asiatische Kampfsportarten betraf, trainierte täglich mindestens eine Stunde und benutzte den Stadtpark für seine Tai Chi Übungen. Nur eine Woche nach ihrer Rückkehr aus Mittelerde, als die Erinnerung an eine Bedrohung noch frisch gewesen war, hatte sie ihren Freund gebeten, ihr wenigstens die Grundlagen der Selbstverteidigung bei zu bringen. Vor dem Hintergrund von Susannes Ermordung hatte er natürlich sofort zugestimmt und begonnen, sie zu unterrichten. Trotz ihrer allgemeinen Erschöpfung und ihrer unerklärlichen Müdigkeit trainierte sie seitdem drei Mal die Woche mit ihm. Sie wusste, dass sie gegen bewaffnete Gegner weiterhin nichts ausrichten konnte, doch fühlte sie sich trotzdem nicht länger völlig hilflos. Zwar würden ihr ihre jetzigen Kenntnisse im Augenblick kaum von Nutzen sein - dazu reichten drei monate Unterricht einfach nicht aus- aber es brachte ihr wenigstens die Befriedigung etwas zu tun; nicht mehr passiv alles Ereignissen ausgeliefert zu sein.

Da sie also durch die impetinente Platzbeanspruchung ihres Sitznachbarn nicht in ihre Tagträume flüchten konnte und langsam genug davon hatte, sich ständig Sorgen zu machen, blieb ihr keine andere Möglichkeit, als sich im Stillen über die Powerpoint-Folien des Dozenten zu amüsieren. Vor allem sie geschmackvolle Farbgebung - viel pink und türkis- ließ in ihr die Frage aufkommen, ob der Mann vor ihr wohl an Farbenblindheit litt. Wirklich sehr hübsch! Und...Nicht zu glauben! Der Typ besaß einen Doktortitel und hatte in einer Überschrift doch tatsächlich das Wort "Entzustand" stehen! Oh je, sie hätte sich diese Vorlesung wirklich sparen sollen - vor allem bei dem schönen Wetter!

Als sie zum Fenster hinüber sah um wehmütig den strahlend blauen Himmel zu betrachten, entdeckte sie eine Krähe auf dem Sims. Der Vogel hatte den Kopf schief gelegt und blickte durch das Glas in den Hörsaal hinein. Antonias erster belustigter Gedanke, ob das Tier sich vielleicht fortbilden wollte, wurde bald von einer viel unangenehmeren Empfindung verdrängt. Sie fühlte sich beobachtet. Ja, es kam ihr so vor, als wäre die Aufmerksamkeit der Krähe genau auf sie gerichtet. Sie starrte eine Zeit lang zurück, doch der Vogel zeigte sich völlig unbeeindruckt und machte keinerlei Anstalten, sich von der Stelle zu rühren. Das war unheimlich! Unauffällig sah sie sich um aber außer ihr schien niemand weder die Krähe selbst noch deren merkwürdiges Verhalten bemerkt zu haben. Unbehaglich behielt sie das Tier auch weiterhin im Auge und mit jeder Minute, die verstrich, wurde das mulmige Gefühl in ihrer Magengrube stärker. Natürlich versuchte sie, sich einzureden, dass alles auf bloßer Einbildung beruhte. Man kam auf die komischsten Gedanken wenn man in einer ätzenden Vorlesung saß. Und doch - sie schotte schon zu viel Seltsames erlebt, als dass sie diese Erklärung völlig beruhigt hätte.

Irgend wann, nach scheinbar einer halben Ewigkeit, war es dreiviertel eins und die Veranstaltung zu Ende. Antonia konnte aus dem Augenwinkel gerade noch sehen, wie die Krähe endlich ihren Posten aufgab und davonflog, als sich die Studenten unter beifälligem Klopfen auf die Schreibbretter daran machten, ihre Sachen zu packen und den Hörsaal zu verlassen. Antonia schüttelte ärgerlich den Kopf über ihre merkwürdigen Gedanken. Selbstverständlich hatte der plötzliche Lärm den Vogel aufgescheucht - völlig normal. Würde sie denn ihr ganzes Leben lang Gespenster sehen? Seltsame Zusammenhänge vermuten, wo es keine gab?

"Noch eine Minute länger und ich wäre verrückt geworden!" meinte sie zu Felix, als sie ihn auf der Treppe eingeholt hatte. Dabei ließ sie offen, ob sie auf die Vorlesung oder etwas anderes anspielte, doch er hatte ja keine Ahnung von dem Vorfall mit der Krähe.

"Na warte erst einmal bis du das ganze Zeug für die Klausur lernen darfst!" lautete seine aufmunternde Antwort. Er kramte in der ausgebeulten Hosentasche nach dem Schlüssel für sein Fahrradschloss. "Wir sehen uns dann heute Nachmittag, oder?"

Antonia nickte. "Es könnte allerdings ein bißchen später werden. Ich habe einen Arzttermin."

"Bist du krank?" Seine Stirn legte sich dabei in sorgenvolle Falten und er unterzog die einem prüfenden Blick aus seinen gelb-braunen Augen.

"Ich hoffe nicht!" sie hatte jetzt wirklich keine Lust darüber zu zu reden, oder auch nur daran zu denken. "Bis dann!" Ohne sich noch einmal umzudrehen, machte sie sich auf den Weg zum Parkplatz. Unerklärliche Müdigkeit, beunruhigende Arzttermine, merkwürdige Fremde, unheimliche Krähen, besorgte Freunde...so langsam wurde ihr das alles wirklich zu viel!

Plötzlich flammte die Sehnsucht nach Legolas ungewohnt heftig in ihr auf. Was würde sie nicht alles dafür geben, nur um für fünf Minuten bei ihm sein zu können! In seiner Umarmung für kurze Zeit einfach alles zu vergessen, was sie mit sich herum schleppte. Alle Geheimnisse, die sie bewahrte und sogar vor ihren Freunden verbergen musste, wollte sie nicht als verrückt gelten...

Lena wartete schon auf sie. Vergnügt wie immer lehte ihr Mitbewohnerin am Kotflügel von Antonias blauem Fiat und ließ sich die Sonne auf die Nase scheinen.

"Na wenn das kein geniales Wetter ist um den Nachmittag frei zu haben!" rief sie Antonia grinsend entgegen und fragte nach einem kurzen Blick auf deren düsteren Gesichtsausdruck. "War es denn noch sehr schlimm?"

"Schlimmer!" seufzte Antonia als sie die Tür aufsperrte und sich auf den Fahrersitz sinken ließ. "Gerade noch so erträglich." Sie kramte im Kassettenfach und suchte nach möglichst aggressiver Musik um ihren Frust wenigsten teilweise abreagieren zu können. Slayer? Ja das würde gehen. Sie schob die Kassette in den Rekorder und drehte den "Volume"-Knopf ein gehöriges Stück nach rechts.

"Oho, da scheint jemand aber ziemlich schlechte Laune zu haben." Kam es von Lena als die ersten Takte von "Angel of Death" aus den Lautsprechern dröhnten.

Antonia antwortete nicht, sondern kurbelte das Fenster herunter. Die sonne hatte den Innenraum des Wagens aufgeheizt und so einen Luxus wie eine Klimaanlage besaß ihr Auto nicht. Etwas schneller als vernüftig war bog sie vom Parkplatz auf die Straße ein. Sie ließ das Gaspedal auch weiter durchgedrückt bis sie eine Geschwindigkeit erreicht hatte, die sie mit der Verkehrslage und ihrem Gewissen so gerade noch vereinbaren konnte. Sie fühlte sich genau in der richtigen Stimmung um rote Ampeln zu überfahren.

"Wird das die Nummer mein treues Auto und ich gegen den Rest der Welt?" ließ sich Lena vernehmen, die gerade selbst mit dem herunter kurbeln der Scheibe auf ihrer Seite beschäftigt war. "Man sollte dich nicht so viele Actionfilme sehen lassen und dich auf keinen Fall ans Steuer eines Monstertrucks setzen!"

Trotz ihrer miesen Laune musste Antonia bei dieser Vorstellung lächeln. Sie trat sogar ein wenig auf die Bremse, ordnete sich vorschriftsmäßig in die Rechtsabbiegerspur Richtung Stadtpark ein und hielt als die Ampel auf rot umsprang.

Links neben ihr grinste ein widerlicher Typ mit nach hinten gegelten Haaren in einem Golf-Cabrio zu ihnen herüber.

"Hey, Süße, mach doch mal den Krach aus!" er musste sich ziemlich anstrengen, damit die ihn verstehen konnten. Antonia blieb vor Wut die Luft weg. Dieser dumme Kerl, wahrscheinlich mit einem Gehirn nicht größer als eine Walnuss, hatte ihr gerade noch gefehlt!

Sie warf ihm ein nicht wirklich gesellschaftsfähiges "Fick dich!" zu, was Lena zu dem Kommentar "Vorsicht! Heute sollte man sich nicht mit ihr anlegen!" verleitete.

Zum Glück sprang die Ampel gleich darauf auf grün um und erlöste sie von dieser unangenehmen Gesellschaft. Antonia trat ziemlich unsanft aufs Gaspedal und bog ab.

Im selben Moment entdeckte sie den seltsamen Typ im Ledermantel auf der anderen Straßenseite. Er blickte ihr genau in die Augen und mit einem Schlag wusste sie, wo sie jemandem wie ihm schon einmal begegnet war. Noch bevor sie diese Erkenntniss gedanklich greifen konnte, rannte er erstaunlich schnell auf ihr Auto zu und hinter ihm im Gebüsch des angrenzenden Stadtparks...

Etwas zischte mit einem hohen Sirren so nahe an ihrem Gesicht vorbei, dass sie den scharfen Luftzug spüren konnte und einen Herzschlag später hörte sie Lena neben sich schmerzvoll aufschreien. Ein dunkel gefiederter Pfeil ragte aus ihrer linken Schulter und der Stoff ihrer hellblauen Bluse begann sich bereits rot zu färben.

Antonia reagierte nur noch reflexartig als sie das Lenkrad herum riss um der schwarz gekleideten Gestalt auszuweichen. Dabei verlor sie jedoch die Kontrolle über ihr Fahrzeug. Die Zeit schien plötzlich langsamer zu laufen. Hilflos musste sie wie in zeitlupe mit an sehen, wie der Fiat auf die Gegenfahrbahn schleuderte, genau auf einen entgegenkommenden Wagen zu. Dann hörte sie nur noch den ohrenbetäubenden Knall des Aufpralls...



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So, da habt ihr es jetzt! Ich weiß, dass es gemein ist, meine Kapitel so zu beenden, aber....

Ich würde als Regisseur da auch einen Schnitt machen.

Diesmal hab ich doch echt nicht lange gebraucht, oder? Jippie, Eigenlob.....