Disclaimer: Wie viele Ringe denn noch? Und wieso gibt es keine Herrin?
Äääähhh...
Hey Leute, ich weiss, ich hab mir enorm viel Zeit gelassen, aber das war mal wieder dringend nötig. Sollte jetzt eigentlich in einer wichtigen Vorlesung sitzen aber.... Dieses Kapitel widme ich einer Psychostudentin, die ich auf einer Party kennen gelernt habe und die sogar einen Legolas Pappaufsteller in ihrem Zimmer hat. (Wie war das mit Psycho...?) Ach ja , und ein hoch auf Schandmaul!!!!!! (Die Band meine ich)
VIII Scherben
Natürlich dauerte es nicht lange, bis Felix sich wieder zu Wort meldete. Diesmal weder zaghaft noch aufbrausend sondern beinahe vernünftig.
"Eines würde mich doch noch brennend interessieren." Eine tiefe Falte zeigte sich dabei zwischen seinen Augenbrauen. "Wann kommen wir wieder nach Hause?"
Auf genau diese Frage hatte Antonia insgeheim die ganze Zeit gewartet. Sie wollte ihrem besten Kumpel nichts vormachen, deswegen zuckte sie mit den Schultern und antwortete wahrheitsgemäß. "Um ehrlich zu sein, ich weiss es nicht. Das letzte Mal war mein ganzes Streben darauf konzentriert, möglichst bald zurück zu kehren. Diesmal sieht die Situation völlig anders aus."
"In wie fern?" Ein seltsamer Unterton lag bei dieser Zwischenfrage in seiner Stimme, den sie nicht zu deuten vermochte, der ihr jedoch alles andere als gefiel.
"Nun- im Januar verhielt es sich so, dass der Stein,"sie legte kurz die rechte Hand auf das Amulett um ihren Hals,"nur in unserer Welt sicher war. Er durfte nicht in Mittelerde bleiben, denn hier bestand die Gefahr, dass er dem dunklen Herrscher in die Hände fallen könnte. Jetzt sieht es so aus, als sei hier der sicherste Ort für ihn. Du hast selbst miterlebt, wie wir angegriffen wurden und dass die Unguim vor nichts zurück schrecken." Für einen Moment hatte sie wieder das Bild von Kommissar Bachmanns leblosen Körper vor Augen und sie konnte ein gewisses Schuldgefühl nicht unterdrücken. Ahnungslos war er in sein Verderben gerannt. Obwohl - hätte sie ihn gewarnt - er hätte ihr nicht geglaubt. Von niemandem in ihrer Welt hätte sie erwarten können, dass er in einer Sekunde sein ganzes bisheriges Weltbild über den Haufen warf. Es war ihr selbst ja schon schwer gefallen.
Felix wischte alle diese Erklärungen mit einer wegwerfenden Handbewegung beiseite. In seinen Augen blitzte es. "Gefahr schön und gut, aber das ist es nicht, was ich von dir wissen möchte. Die eigentliche Frage lautet nicht wann, sondern ob wir überhaupt zurück kehren werden."
Der versteckte Vorwurf in seinen Worten traf Antonia ziemlich hart, verwirrte sie jedoch gleichzeitig so, dass sie auf die Schnelle keine konkrete Antwort geben konnte. "Was meinst du damit?" erwiderte sie unsicher. Sie konnte nur hoffen, dass sie Elronds Versammlung bald erreichen würden. Dieses Gespräch fing an, ihr unangenehm zu werden.
"Oh, das weißt du ganz genau, Antonia. Auch wenn du es vielleicht nicht zugeben willst. Ich an deiner Stelle jedenfalls würde mit so einem Halbkobold oder was auch immer in meinem Bauch nicht so einfach nach Hause gehen."
Antonia schwieg. Was hätte sie auf diese Feststellung auch entgegnen sollen? Noch dazu, wo sie mit plötzlicher Klarheit erkannte, dass er recht hatte. Die Tests bei Herrn Dr. Weihers wären erst der Anfang gewesen. Sie hätte mit dieser für ihre Welt alle Vorstellungskraft überschreitenden Schwangerschaft niemals unentdeckt bleiben können. Nähere Einzelheiten wollte sie sich erst lieber gar nicht ausmalen.
"Weißt du, es ist hart, wenn man glaubt jemanden zu kennen und dann erfährt, dass die Wahrheit ganz anders aussieht" Dieser Satz genügte um die ganze Bitterkeit ihres Freundes auszudrücken. Antonia spürte, dass etwas ganz entscheidendes in ihm verletzt worden war - und dass sie ganz allein die Schuld daran trug. Es fühlte sich nicht gut an. Gleichzeitig regte sich jedoch auch ein winziger Funken Wut in ihr. Sollte sie denn persönlich für das Unglück der ganzen Welt verantwortlich sein?
Zum Glück öffneten sich in diesem Moment vor ihnen die zwei elfenbeinfarbenen Flügel einer hohen Tür und sie betraten den Ort, an dem Elrond seine Versammlung abhielt. Antonia war nicht zum ersten Mal an diesem Tag erstaunt, welche Überraschungen die Architektur Bruchtals noch zu bieten hatte. Sie befanden sich auf einer Art runden Terrasse, deren halbes Rund von einem zierlichen Säulengang eingefasst war. Die zweite Hälfte umgab eine Brüstung aus dem hier alles beherrschenden Kalkstein, hinter der gleich drei gewaltige Wasserfälle in die Tiefe rauschten. Zwischen dem Felsgestein wuchsen seltsam knorrig wirkende Bäume, die mit ihren Ästen eine Art Decke über einem Großteil der Fläche bildeten und deren farnartige Blätter den hellen Boden beschatteten. Sonnenstrahlen tanzten wie verirrt durch die weichen Schatten umher, da die zartgrünen Wedel sich in jedem kleinen Lufthauch bewegten. Auch von der Gischt der zu Tal stürzenden Wassermassen war unter diesem natürlich wirkenden Schutz nichts zu spüren, so dass der Boden trocken war.
Antonia hatte beim ersten Blick auf diesen fantastischen Ort ihre Wut sofort vergessen und erkannte nach wenigen Beobachtungen, warum Elrond sie ausgerechnet hier her gerufen hatte. Durch das Blätterdach und das Rauschen der Wasserfälle waren sie hier vor all zu neugierigen Augen und Ohren geschützt. Daraus schloss sie, dass es sich um eine Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit handeln musste. Erst nachdem ihre Augen sich an das verwirrende Spiel von Licht und Schatten gewöhnt hatten, konnte sie die bereits versammelten ausmachen. Auf den ersten Blick hatte sie nur wage Schemen wahr nehmen können. Eine geschickter Umstand, denn sie und Felix waren auf der hellen Fläche hinter der Tür deutlich zu sehen. Durch diesen Trick konnte man sich in so mancher Verhandlungssituation gewiss einen psychologischen Vorteil verschaffen.
Für sie und Felix war diese Verunsicherungstaktik jedoch bestimmt nicht vorhergesehen, denn sie blickte nur in freundliche und einige ernste Gesichter. Zum einen saß da natürlich Elrond in einem reich verzierten Lehnstuhl aus dunklem Holz. Das weinrote mit Silber bestickte Gewand, der geschwungene Stirnreif und vor allem seine gebieterische Ausstrahlung verwandelten das Möbelstück jedoch in einen Thron, der eines Königs würdig gewesen wäre. Wobei - so richtig sicher über den Rang ihres Gastgebers war sie sich nicht. Ganz zu schweigen davon, dass die Tatsache, in ihm einen Halbelb vor sich zu haben, noch immer ihr Vorstellungsvermögen sprengte. Zu beiden Seiten Elronds hatten sich die übrigen Anwesenden auf lehnenlosen Steinbänken nieder gelassen. Selbstverständlich entdeckte sie sofort Gimli und Legolas, der ihr angesichts der in der Luft hängenden Ernsthaftigkeit nur ein angedeutetes Lächeln schenkte. Dann fiel ihr Blick auf Aragorn, der nicht, wie sie erwartet hatte, die Bank mit seinen Feunden teilte, sondern direkt neben Arwen Platz genommen hatte. Antonia brauchte nicht lange um aus dem Strahlen in den Augen der schönen Elbin zu schließen, dass die beiden ein Paar waren. Sieh an - noch eine Beziehung, die wahrscheinlich so einige Schwierigkeiten zu überwinden hatte! Gleichzeitig kam ihr in den Sinn, wie wenig sie eigentlich über den verschlossenen Krieger wusste, an dessen Seite sie bereits ein richtiges Abenteuer erlebt hatte. Er war ganz in dunkel blau gekleidet und ein kleiner weißer Baum umgeben von mehreren Sternen auf seinem linken Ärmel bildete die einzige Verzierung. In diesem Aufzug, so überhaupt nicht von Wanderschaft und Wildnis gezeichnet, wirkte er plötzlich wie ein Fremder. Der freundliche Blick aus seinen dunkel grauen Augen war jedoch immer noch der, den sie kannte.
Auf einer Bank direkt neben Elrond entdeckte sie Gandalf und Radagast. Die beiden Zauberer trugen eine äußerst ernste Mine zur Schau, doch glaubte sie, einige Lachfalten um Gandalfs Augen zu erkennen, als er die Verwirrung in den Gesichtern der beiden Neuankömmlinge erblickte. Und Verwirrung war wirklich angebracht, denn hinter mehreren Personen, die sie nicht kannte, hauptsächlich Elben, hockte ein riesiger Adler auf der Brüstung. Nie in ihrem Leben hatte sie einen so gewaltigen Raubvogel zu Gesicht bekommen und sie war sich ohne Zweifel sicher, dass in ihrer Welt dergleichen nicht existierte. Neben ihr stehend reichte sein Kopf bestimmt bis an ihre Schulter und seine Flügelspannweite mochte sie gar nicht erst abschätzen. Das Gefieder des Tieres leuchtete blendend weiß vor dem dunklen Felsen. Klauen, beinahe so lang wie ihr Unterarm gruben sich in den Sandstein und sie konnte sich nur zu gut vorstellen, welche gefährliche Waffe sein tödlich scharfer Schnabel darstellte. Das beunruhigendste an dem majestätischen Adler waren jedoch seine Augen. Blassrot wie die eines jeden Albinos blitzten sie die beiden Menschen an und in ihnen glomm ein unheimlicher Funken von Intelligenz. Hinter ihnen verbarg sich mehr als die bloße Wachsamkeit eines Tieres. Trotz all dem Undenkbaren, das ihr in Mittelerde bisher begegnet war, musste Antonia ein leichtes Schauern unterdrücken, als sie die freie Fläche mit einigen Schritten überquerte und sich neben Legolas setzte. Den furchteinflößenden Raubvogel ließ sie dabei keine Sekunde lang aus den Augen.
"Keine Angst, die Adler sind unsere Verbündeten im Kampf gegen die Unguim."flüsterte ihr der Elb zu und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.
Antonia nickte angespannt, fühlte sich aber allein durch seine Berührung viel sicherer. Dankbar ergriff sie seine Hand und hielt sie fest. Sie wusste selbst nicht, wieso ihr auf einmal so merkwürdig zu Mute war. Außerdem kam es ihr so vor, als ob die Augen aller Anwesenden auf sie gerichtet wären. Sie merkte, dass auch Felix neben ihr unruhig auf der Bank hin und her rutschte. Natürlich - sie mussten den Versammelten schon wegen ihrer Kleidung fremdartig vorkommen. Begegnung der dritten Art mal ganz anders, ging es ihr durch den Kopf und gleich fühlte sie sich besser.
Felix und Antonia mussten die letzten gewesen sein, denn Elrond eröffnete umgehend die Versammlung:
"Freunde und Verbündete, wir sind hier zusammen gekommen, weil entscheidende Veränderungen im Kampf um die Freiheit der Völker statt gefunden haben." Obwohl er nicht besonders laut sprach, bewirkte die Klarheit und Entschlossenheit in seiner Stimme, dass jeder im Rund ihn verstand. "Die Unguim, von uns lange unbeachtet, verfolgen hartnäckiger denn je das Ziel, so viel Macht wie möglich an sich zu reissen. In den letzten Jahren konnten sie durch die Machenschaften Saurons unserer Aufmerksamkeit entgehen. Es hätte für sie keinen günstigeren Zeitpunkt als den Ringkrieg geben können, ihre Pläne in Angriff zu nehmen. Worin diese Pläne bestehen, blieb uns lange Zeit verborgen, obwohl wir einige Kraft daransetzten, möglichst viel davon in Erfahrung zu bringen. Erst vor kurzem ist den meisten von uns, dank Radagast, bekannt, dass sie es geschafft haben, den Stein der Macht der sich in Mittelerde befindet, in ihre Gewalt zu bringen. Ferner, dass sie sich dieses uralte Relikt zunutze machen um die Steine sämtlicher Welten an sich zu bringen. Was sie damit bezwecken wollen, ist allerdings weiterhin umstritten."
"Die Herrschaft über alle existierenden Welten natürlich!"unterbrach ihn ein Zwischenruf. "Wie könnt ihr daran noch Zweifel hegen?" Die Worte stammten von einem Mann, der Antonia direkt gegenüber saß. Dichtes blondes Haar fiel ihm in mehreren Zöpfen über die breiten Schultern und seine blauen Augen blitzten aufgebracht. Seine muskulöse Statur und mehrere Narben auf den bloßen Armen ließen erkennen, dass es sich um einen kampferprobten Krieger handelte. Antonia fand sein Verhalten ziemlich unverschämt. Ihr, die sich nie viel von ihren Lehrern oder Dozenten hatte sagen lassen, wäre es nicht im Traum eingefallen, Elrond gegenüber eine respektlose Art an den Tag zu legen.
"Ganz so einfach verhält es sich nicht, Thédon, von den Rohirrim!"entgegnete Elrond gelassen doch der Blick seiner grauen Augen verriet leichte Verärgerung. "Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Unguim mit den ihnen zur Verfügung stehenden Kräften dies bewerkstelligen können. Ganz zu schweigen davon, dass sie einer gesamten Armee zahlenmäßig weit unterlegen wären. Ich glaube nicht, dass sie mit mehreren Steinen der Macht in der Lage sind, ganz Mittelerde ihren Willen auf zu zwingen, nicht zu reden von allen existierenden Welten."
"Ich habe nur gesagt, was ich denke." Brummte der blonde Krieger trotzig. "Bei uns in Rohan muss niemand mit seiner Meinung hinterm Berg halten."
"Hier verhält es sich genauso."lautete die ruhige Antwort darauf. Merkwürdiger weise kam sie von Aragorn. "Nur gebietet hier in Bruchtal die Höflichkeit, den anderen zuerst ausreden zu lassen, bevor man sich zu Wort meldet. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Brauch in den Ebenen Rohans nicht unbekannt ist."
Zornig über diese Zurechtweisung musterte Thédon den anderen einige Sekunden lang, dann senkte er zu Antonias Überraschung wortlos den Blick. Er wirkte beschämt.
Elrond lächelte kaum merklich."Nun, Thédon, wessen Worten, wenn nicht denen des Königs von Gondor wollt Ihr vertrauen?"
Antonia fielen bei diesem Satz beinahe die Augen aus dem Kopf. Sie glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Aragorn - König von Gondor? Der Aragorn, der mit abgetragenen Kleidern an ihrer Seite nach Isengard gelangt war? In dessen zerzausten Haaren sich nach so mancher unter freiem Himmel verbrachten Nacht Gräser und Blätter verfangen hatten? Der in wenigen Augenblicken aus einem unscheinbaren Reisigbündel ein prasselndes Lagerfeuer zaubern konnte? Dieser Mann der König eines ganzen Landes? Dann jedoch fiel ihr ein, wie selbstverständlich und sicher er seine Gefährten durch die Wildnis geführt hatte. Wenn jemand Entscheidungen treffen und regieren konnte, dann er. Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Wie viele Geheimnisse schlummerten wohl noch in ihren drei ehemaligen Weggefährten?
"Na super, jetzt auch noch ein richtiger König!" murmelte Felix neben ihr leise zu sich selbst. "Jetzt fehlt nur noch der blonde Prinz auf seinem weißen Pferd."
Elrond hatte inzwischen Gandalf das Wort übergeben.
"Auf Grund der von Meister Elrond so anschaulich vorgetragenen Tatsachen, schien es mir das Beste, möglichst schnell zu handeln. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch ich die Unguim während des Ringkrieges aus den Augen verloren habe. Ich war bereits davor zu sehr mit den Ringen der Macht beschäftigt um auch nur einen Gedanken auf die Steine zu verwenden. Dann jedoch trug sich etwas außergewöhnliches zu. Saruman benutzte seine Macht, verbunden mit der des Palantir dazu, ein Tor zwischen den Welten zu schaffen um sich des Steins der dahinter liegenden Welt zu bemächtigen. So gelangte diese junge Frau,"er wies auf Antonia"zum ersten Mal nach Mittelerde. Ihr Name ist Antonia Riedmann und sie hatte bis zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, dass sie die Hüterin eines Steines der Macht war." Antonia hätte sich am liebsten hinter Legolas verkrochen, da alle Anwesenden, die sie noch nicht kannten, sie neugierig musterten. Ein Lächeln erschien auf Gandalfs Gesicht als er es bemerkte. "Durch glückliche Fügung gelangte der Stein aber niemals in Sarumans Hände und konnte zurück gebracht werden. Dieser Vorfall, an dem Aragorn, Gimli und Legolas nicht ganz unbeteiligt waren, zeigte mir, dass sich wenigstens dieser eine noch nicht im Besitz der Unguim befand. Was lag also näher, als jetzt, da die Bedrohung täglich größer wird, die Hüterin zu warnen und wenn möglich hier her nach Bruchtal in größtmögliche Sicherheit zu bringen?"
Antonia dachte bei sich, dass der Zauberer mit dem langen weißen Bart und seiner gestochenen Redeweise einen hervorragenden Dozenten abgegeben hätte. Er würde es wahrscheinlich sogar zu Stande bringen, den langweiligsten Stoff dramatisch und bedeutsam klingen zu lassen. Sie kannte sogar einen Professor, der sich bei Vorlesungen genauso auf seinen Zeigestock stütze, wie Gadalf es mit seinem Zaubererstab tat.
Der Zauberer erzählte nun lang und breit, wie Elrond, Radagast und er es geschaft hatten, ein Weltentor zu öffnen und Aragorn, Gimli und Legolas hindurch zu schicken. Obwohl der Zwerg neben Legolas und nicht direkt neben ihr saß, merkte Antonia, dass er sich gewaltig langweilte. Kein Wunder, er war noch nie ein Freund ausführlicher Reden gewesen. Noch dazu, wenn er deren Inhalt bereits kannte.
Nun war es an Aragorn, von den Geschehnissen in Antonias Welt zu berichten. Er tat dies auf die ihm übliche Art und Weise - sachlich und so knapp wie möglich. Antonia nickte eifrig an den wichtigsten Stellen, darauf hoffend, dass ihr dadurch ein eigener Bericht erspart bleiben würde. Die Nachricht, dass sie von den Unguim bereits in ihrer eigenen Welt angegriffen worden war, rief bei den Anwesenden deutliche Beunruhigung hervor.
"Und wer ist dieser junge Mann, wenn diese Frage gestattet ist?" kam es von Thédon, wobei er auf Felix zeigte."Was hat er mit der ganzen Geschichte zu tun?"
"Das würde ich auch gerne mal erfahren!" entgegnete der Angesprochene missmutig, also um keinen Deut besser gelaunt als vorhin. "Es war wohl eher ein Unfall, oder so."
"Wir hätten dich auch den Unguim überlassen können, wenn dir das lieber gewesen wäre!" erwiderte Aragorn ruhig. "Ich hatte jedoch nicht den Eindruck, dass du sonderlich viel Wert auf die Bekanntschaft mit ihren Pfeilen legst."
Antonia verbuchte innerlich einen weiteren Pluspunkt für Aragorn, denn wider Erwarten schleuderte Felix dem Krieger - an ihn als König zu denken würde ihr noch lange schwer fallen - nicht seinen Frust entgegen, sondern blickte wie der gescholtene Thédon vorhin wortlos zu Boden. Wahrscheinlich wurde ihm erst jetzt im Nachhinein bewusst, was geschehen wäre, hätten sie ihn nicht gegen seinen Willen mit nach Mittelerde genommen.
"In gewissem Sinne hat er sogar recht."meldete sich nun Gilmi zu Wort."Eigentlich war es wirklich nur Zufall, dass er uns begegnet ist."
Eine kleine Falte erschien zwischen Elronds Augenbrauen, als er Felix, der es weiterhin vorzog, den Blick gesenkt zu halten, eingehend musterte. "Wir werden sehen." Ein Satz aus dem man alles oder nichts entnehmen konnte. "Vielen unter uns ist noch nicht bekannt, dass heute Nacht noch weitere Gäste in Bruchtal eingetroffen sind. Auch sie müssen hier Erwähnung finden, da sie als Flüchtlinge vor den Unguim zu uns kommen." Er vollführte eine befehlende Handbewegung in Richtung der Tür und sofort sprang ein Elb auf um sie zu öffnen. Herein traten, unsicher in der Helligkeit blinzelnd, vier Personen, zwei Männer und eine Frau, die ein etwa fünfjähriges Mädchen an der Hand führte. Zögernd näherten sie sich der Versammlung. Als die Kleine den riesigen Adler bemerkte, umklammerte sie ängstlich die Hand ihrer Mutter und versuchte, sich in deren Rock zu verstecken. Antonia kam der Blick des Kindes gehetzt und verstört vor, als hätte es in seinem kurzen Leben bereits Dinge gesehen, die sogar für einen Erwachsenen zu schrecklich waren.
Merkwürdiger weise war es genau dieser Gedanke, der ihr begreiflich machte, in welcher Gefahr sie alle schwebten. Trotz der zwei Angriffe auf sie, hatte es diese Tatsache bisher noch nicht geschafft, bis in ihr Bewusstsein vor zu dringen. Jetzt traf sie diese Erkenntnis dafür um so härter. Und plötzlich erschien es ihr überhaupt nicht mehr merkwürdig, dass Elrond und die anderen sich so ernst benahmen. So weit sie wusste, war den Bewohnern Mittelerdes nicht einmal eine Atempause geblieben. Der Bedrohung durch Saurons dunkle Schatten war unmittelbar die Gefahr durch die Unguim gefolgt.
Ganz versunken in diese Überlugungen, bekam Antonia von dem folgenden Gespräch nur die Hälfte mit. Die vier Flüchtlinge kamen aus dem Nord Osten, aus einer Siedlung, die sehr nahe am Gebiet der Unguim lag. Ein Ort, der seinen Wohlstand dem Abbau und der Verarbeitung von Erzen zu verdanken hatte. Diese Bemerkung erregte Antonias Aufmerksamkeit. Wieder hatte sie etwas neues über Mittelerde gelernt: Anscheinend waren nicht nur die Zwerge für den Bergbau zuständig.
"Die Unguim überfielen uns mitten in der Nacht." Berichtete der größere der beiden Männer gerade. Er war ein wahrer Riese, sicherlich an die zwei Meter groß und äußerst muskulös. Seine schwarzen Haare hatte er hinten am Kopf zusammen gebunden und seine unrasiertes Gesicht wirkte erschöpft, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Ihm war deutlich anzuhören, dass er sich diese Geschehnisse nur widerwillig ins Gedächtnis zurück rief. "Unsere Wachen hatten nicht einmal die Chance Alarm zu schlagen. Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass ein einziger von uns daran gedacht hat zu kämpfen. Und niemand, der auch nur den Hauch einer Vorstellung von dem hat, was die Unguim ihren Opfern antun, wird uns feige nennen. Keiner war dazu fähig, ernsthafte Gegenwehr zu leisten. Trotzdem töteten sie alle, die sie fanden. Egal ob Männer, Frauen oder Kinder." Er stockte und Antonia konnte sehen, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte, damit niemand bemerken konnte, wie stark sie zitterten. "Ich wage es kaum auszusprechen, aber ich bin mir so gut wie sicher, dass wir die einzigen Überlebenden sind."
Auf diese letzten Worte folgte eine betroffene, minutenlange Stille. Das Entsetzen, das die vier Neuankömmlinge erlebt hatten, schien wie ein unheilvoller Schleier in der Luft zu hängen. Schließlich war es Elrond, der die bange Stille unterbrach.
"Die Frage mag Euch unangenehm sein aber im Interesse alles muss ich sie stellen: Habt Ihr einen Verdacht, weswegen die Unguim Euch angegriffen haben?"
Er erhielt ein angedeutetes Schulterzucken als Antwort. "Wenn es wegen des Metalls war, haben sie sich einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht. Viele der alten Minen liefern keine brauchbaren Erze mehr. Wir hatten schon Pläne gemacht, neue Schächte in den Berg zu treiben."
"Was heisst, keine brauchbaren Erze mehr?" warf Aragorn ein. "Es klingt, als ob die Minen nicht völlig versiegt wären."
"Nun, das einzige, was man noch in großen Mengen findet ist Blei und dafür haben wir keine Verwendung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand die Bevölkerung einer ganzen Stadt auslöscht um an Bleivorkommen zu gelangen."
Darauf erwiderte Aragorn nichts, doch sein Gesichtsausdruck verriet, dass er angestrengt nachdachte.
"Ich glaube, ich spreche im Namen aller Anwesenden wenn ich mich bei Euch für Euren ehrlichen Bericht bedanke, Ferron." Ergriff Elrond wieder das Wort. "Natürlich werdet Ihr in Bruchtal Schutz und Obdach finden, solange Ihr es für nötig haltet. In Zeiten wie diesen können wir froh sein, dass wir noch einen sicheren Ort haben an den wir uns zurückziehen können."
Die Angesprochenen bedankten sich schweigend mit einem Nicken und verließen die Versammlung. Sie wirkten ohne Ausnahme sehr erleichert, als wäre ihnen eine große Last von den Schultern genommen.
"Es wird Zeit, dass wir zum letzten und wichtigsten Punkt kommen."fuhr Elrond unbewegt fort."Ich habe ihn bis zum Schluss aufgeschoben, weil ich von Radagast darum gebeten wurde." Mit einer Geste erteilte er dem braun gekleideten Zauberer das Wort.
"Zuerst möchte ich sagen, dass ich hier nicht für mich spreche, sondern lediglich die Botschaft Gwaihirs vortrage, die sein Gesandter Albaquil heute überbracht hat."er wies auf den riesigen weißen Adler, der sich während der ganzen Ratsversammlung kein einziges Mal gerührt hatte. Wäre das Funkeln in seinen roten Augen nicht gewesen, Antonia hätte ihn für eine Statue halten können. Vögel, die Botschaften schickten und sich an Versammlungen beteiligten...so langsam drängte sich ihr der Gedanke auf, dass es in Mittelerde wohl nichts gab, das unmöglich war. "Als der König der Adler durch mich erfuhr, dass wir uns den Unguim entgegenstellen entschloss er sich, das gesamte Wissen seines Volkes über die Steine der Macht zu offenbaren. Es scheint, dass in ihrer Überlieferung etwas überdauert hat, das sogar beim Volk der Elben in Vergessenheit geraten ist. Wenn wir die ganze Zeit von verschiedenen Steinen sprechen, begehen wir einen gewaltigen Fehler. Die Legende erzählt, dass es zu Anfang lediglich eine Welt gab und nur einen einzigen Stein. Dieser barg jedoch Macht von solch ungeheurem Ausmaß in sich, dass er geteilt wurde. Zerschlagen in viele kleine Stücke. Durch diese Tat entstanden all die anderen Welten, die jetzt gleichwertig nebeneinander existieren. Eine für jeden Splitter des ursprünglichen Steins. Die genaue Bezeichnung dessen, was jeder Hüter bei sich trägt, muss also Scherben lauten."Abwartend sah der Zauberer in die Runde. Viele der Anwesenden warfen ihm zweifelnde, ja sogar ungläubige Blicke zu.
"Scherben? Die Scherben der Macht?" Gandalfs Stimme klang eher, als spräche er zu sich selbst. Eine steile Falte erschien zwischen seinen weißen, buschigen Augenbrauen. "Das ist eine Tatsache von großer Wichtigkeit. Mein Gefühl sagt mir, dass wir der Lösung des Rätsels damit ein gehöriges Stück näher gekommen sind."
"Ob ein Stein, oder mehrere, was macht das für einen Unterschied?" ließ Gimli sich brummend vernehmen. "Wenn die Unguim erst alle in Händen halten, ist es sowieso aus mit uns. Wir sollten uns lieber Gedanken machen, wie wir das verhindern und nicht über alten Legenden grübeln."
Daraufhin brach eine heftige Diskussion aus in deren Verlauf deutlich wurde, dass Thédon und einige andere dem Zwerg voll und ganz zustimmten.
Antonia bekam davon allerdings nur wenig mit. Nachdenklich drehte sie das Amulett in ihren Fingern, dessen unschuldiger Glanz nicht erahnen ließ, welche Kräfte in ihm steckten. Gandalfs Worte gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf. Die Lösung des Rätsels...Sie spürte, dass diese neue Information entscheidend war. Wenn sie nur eine Ahnung hätte für was! Sie trug also keinen Stein sondern...
"Scherben lassen sich wieder zusammen setzen!" entfuhr es ihr plötzlich, laut genug, um die allmählich in einen Streit ausbrechende Versammlung zu übertönen.
Mit einem Mal sah sie über ein Dutzend verblüffter Augenpaare auf sich gerichtet. Schlagartig waren sämtliche Gespräche verstummt. Trotzdem fühlte Antonia nur einen Hauch von Verlegenheit. Sie war mit einer schon beinahe unheimlichen Gewissheit davon überzeugt, mit dieser Feststellung ins Schwarze getroffen zu haben. "Scherben lassen sich wieder zusammensetzen." Wiederholte sie deswegen noch einmal ruhig. "Zu dem Ganzen aus dem sie entstanden sind." Gespanntes Schweigen folgte ihren Worten.
Aragorn fand als erster seine Sprache wieder. "Willst du damit andeuten, dass die Unguim beabsichtigen, die einzelnen Bruchstücke wieder..."
"Und Blei schützt vor Strahlung!" rief Felix neben ihr aufgeregt. "Das ist es!" Verständnislose und zum Teil verärgerte Blicke trafen ihn von allen Seiten. "Ich meine..." begann er sich zu rechtfertigen. "...das könnte der Grund für ihren Angriff auf die Minen sein. Wenn diese Verrückten wirklich vohaben, diesen einen super tollen was-weiß-ich-was Stein wieder zusammen zu fügen und er wirklich die Übermagie oder so besitzt, dann ist das alles andere als ungefährlich. Sie benötigen einen Schutz gegen die Macht, die sie erschaffen wollen."
Antonia begriff sofort, was er meinte, zweifelte jedoch daran, dass es den anderen ebenso erging. So wenig sie auch über Mittelerde wusste, bestimmt waren Chemie und Physik hier keine sehr verbreiteten Wissenschaften. Zu ihrer Überraschung breitete sich jedoch ein anerkennendes Lächeln auf Gandalfs Gesicht aus.
"Auch als einer der angeblich Weisen lernt man wohl nie aus. Wer hätte gedacht, dass es zweier junger Menschen aus einer fremden Welt bedarf um uns die Augen zu öffnen?"
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So, das Special Kapitel zum Filmstart * grins * Jippie heute Abend..... Ich weiss, ich habe fast ein ganzes Zeitalter dafür gebraucht.....1000Mal sorry! Außerdem ist es ein Weihnachtsgeschenk für unsere 2. Geige (mein ältester Fan) Hey, ich hab gerade Gandalf in meinem Kinderriegel gefunden......
Hey Leute, ich weiss, ich hab mir enorm viel Zeit gelassen, aber das war mal wieder dringend nötig. Sollte jetzt eigentlich in einer wichtigen Vorlesung sitzen aber.... Dieses Kapitel widme ich einer Psychostudentin, die ich auf einer Party kennen gelernt habe und die sogar einen Legolas Pappaufsteller in ihrem Zimmer hat. (Wie war das mit Psycho...?) Ach ja , und ein hoch auf Schandmaul!!!!!! (Die Band meine ich)
VIII Scherben
Natürlich dauerte es nicht lange, bis Felix sich wieder zu Wort meldete. Diesmal weder zaghaft noch aufbrausend sondern beinahe vernünftig.
"Eines würde mich doch noch brennend interessieren." Eine tiefe Falte zeigte sich dabei zwischen seinen Augenbrauen. "Wann kommen wir wieder nach Hause?"
Auf genau diese Frage hatte Antonia insgeheim die ganze Zeit gewartet. Sie wollte ihrem besten Kumpel nichts vormachen, deswegen zuckte sie mit den Schultern und antwortete wahrheitsgemäß. "Um ehrlich zu sein, ich weiss es nicht. Das letzte Mal war mein ganzes Streben darauf konzentriert, möglichst bald zurück zu kehren. Diesmal sieht die Situation völlig anders aus."
"In wie fern?" Ein seltsamer Unterton lag bei dieser Zwischenfrage in seiner Stimme, den sie nicht zu deuten vermochte, der ihr jedoch alles andere als gefiel.
"Nun- im Januar verhielt es sich so, dass der Stein,"sie legte kurz die rechte Hand auf das Amulett um ihren Hals,"nur in unserer Welt sicher war. Er durfte nicht in Mittelerde bleiben, denn hier bestand die Gefahr, dass er dem dunklen Herrscher in die Hände fallen könnte. Jetzt sieht es so aus, als sei hier der sicherste Ort für ihn. Du hast selbst miterlebt, wie wir angegriffen wurden und dass die Unguim vor nichts zurück schrecken." Für einen Moment hatte sie wieder das Bild von Kommissar Bachmanns leblosen Körper vor Augen und sie konnte ein gewisses Schuldgefühl nicht unterdrücken. Ahnungslos war er in sein Verderben gerannt. Obwohl - hätte sie ihn gewarnt - er hätte ihr nicht geglaubt. Von niemandem in ihrer Welt hätte sie erwarten können, dass er in einer Sekunde sein ganzes bisheriges Weltbild über den Haufen warf. Es war ihr selbst ja schon schwer gefallen.
Felix wischte alle diese Erklärungen mit einer wegwerfenden Handbewegung beiseite. In seinen Augen blitzte es. "Gefahr schön und gut, aber das ist es nicht, was ich von dir wissen möchte. Die eigentliche Frage lautet nicht wann, sondern ob wir überhaupt zurück kehren werden."
Der versteckte Vorwurf in seinen Worten traf Antonia ziemlich hart, verwirrte sie jedoch gleichzeitig so, dass sie auf die Schnelle keine konkrete Antwort geben konnte. "Was meinst du damit?" erwiderte sie unsicher. Sie konnte nur hoffen, dass sie Elronds Versammlung bald erreichen würden. Dieses Gespräch fing an, ihr unangenehm zu werden.
"Oh, das weißt du ganz genau, Antonia. Auch wenn du es vielleicht nicht zugeben willst. Ich an deiner Stelle jedenfalls würde mit so einem Halbkobold oder was auch immer in meinem Bauch nicht so einfach nach Hause gehen."
Antonia schwieg. Was hätte sie auf diese Feststellung auch entgegnen sollen? Noch dazu, wo sie mit plötzlicher Klarheit erkannte, dass er recht hatte. Die Tests bei Herrn Dr. Weihers wären erst der Anfang gewesen. Sie hätte mit dieser für ihre Welt alle Vorstellungskraft überschreitenden Schwangerschaft niemals unentdeckt bleiben können. Nähere Einzelheiten wollte sie sich erst lieber gar nicht ausmalen.
"Weißt du, es ist hart, wenn man glaubt jemanden zu kennen und dann erfährt, dass die Wahrheit ganz anders aussieht" Dieser Satz genügte um die ganze Bitterkeit ihres Freundes auszudrücken. Antonia spürte, dass etwas ganz entscheidendes in ihm verletzt worden war - und dass sie ganz allein die Schuld daran trug. Es fühlte sich nicht gut an. Gleichzeitig regte sich jedoch auch ein winziger Funken Wut in ihr. Sollte sie denn persönlich für das Unglück der ganzen Welt verantwortlich sein?
Zum Glück öffneten sich in diesem Moment vor ihnen die zwei elfenbeinfarbenen Flügel einer hohen Tür und sie betraten den Ort, an dem Elrond seine Versammlung abhielt. Antonia war nicht zum ersten Mal an diesem Tag erstaunt, welche Überraschungen die Architektur Bruchtals noch zu bieten hatte. Sie befanden sich auf einer Art runden Terrasse, deren halbes Rund von einem zierlichen Säulengang eingefasst war. Die zweite Hälfte umgab eine Brüstung aus dem hier alles beherrschenden Kalkstein, hinter der gleich drei gewaltige Wasserfälle in die Tiefe rauschten. Zwischen dem Felsgestein wuchsen seltsam knorrig wirkende Bäume, die mit ihren Ästen eine Art Decke über einem Großteil der Fläche bildeten und deren farnartige Blätter den hellen Boden beschatteten. Sonnenstrahlen tanzten wie verirrt durch die weichen Schatten umher, da die zartgrünen Wedel sich in jedem kleinen Lufthauch bewegten. Auch von der Gischt der zu Tal stürzenden Wassermassen war unter diesem natürlich wirkenden Schutz nichts zu spüren, so dass der Boden trocken war.
Antonia hatte beim ersten Blick auf diesen fantastischen Ort ihre Wut sofort vergessen und erkannte nach wenigen Beobachtungen, warum Elrond sie ausgerechnet hier her gerufen hatte. Durch das Blätterdach und das Rauschen der Wasserfälle waren sie hier vor all zu neugierigen Augen und Ohren geschützt. Daraus schloss sie, dass es sich um eine Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit handeln musste. Erst nachdem ihre Augen sich an das verwirrende Spiel von Licht und Schatten gewöhnt hatten, konnte sie die bereits versammelten ausmachen. Auf den ersten Blick hatte sie nur wage Schemen wahr nehmen können. Eine geschickter Umstand, denn sie und Felix waren auf der hellen Fläche hinter der Tür deutlich zu sehen. Durch diesen Trick konnte man sich in so mancher Verhandlungssituation gewiss einen psychologischen Vorteil verschaffen.
Für sie und Felix war diese Verunsicherungstaktik jedoch bestimmt nicht vorhergesehen, denn sie blickte nur in freundliche und einige ernste Gesichter. Zum einen saß da natürlich Elrond in einem reich verzierten Lehnstuhl aus dunklem Holz. Das weinrote mit Silber bestickte Gewand, der geschwungene Stirnreif und vor allem seine gebieterische Ausstrahlung verwandelten das Möbelstück jedoch in einen Thron, der eines Königs würdig gewesen wäre. Wobei - so richtig sicher über den Rang ihres Gastgebers war sie sich nicht. Ganz zu schweigen davon, dass die Tatsache, in ihm einen Halbelb vor sich zu haben, noch immer ihr Vorstellungsvermögen sprengte. Zu beiden Seiten Elronds hatten sich die übrigen Anwesenden auf lehnenlosen Steinbänken nieder gelassen. Selbstverständlich entdeckte sie sofort Gimli und Legolas, der ihr angesichts der in der Luft hängenden Ernsthaftigkeit nur ein angedeutetes Lächeln schenkte. Dann fiel ihr Blick auf Aragorn, der nicht, wie sie erwartet hatte, die Bank mit seinen Feunden teilte, sondern direkt neben Arwen Platz genommen hatte. Antonia brauchte nicht lange um aus dem Strahlen in den Augen der schönen Elbin zu schließen, dass die beiden ein Paar waren. Sieh an - noch eine Beziehung, die wahrscheinlich so einige Schwierigkeiten zu überwinden hatte! Gleichzeitig kam ihr in den Sinn, wie wenig sie eigentlich über den verschlossenen Krieger wusste, an dessen Seite sie bereits ein richtiges Abenteuer erlebt hatte. Er war ganz in dunkel blau gekleidet und ein kleiner weißer Baum umgeben von mehreren Sternen auf seinem linken Ärmel bildete die einzige Verzierung. In diesem Aufzug, so überhaupt nicht von Wanderschaft und Wildnis gezeichnet, wirkte er plötzlich wie ein Fremder. Der freundliche Blick aus seinen dunkel grauen Augen war jedoch immer noch der, den sie kannte.
Auf einer Bank direkt neben Elrond entdeckte sie Gandalf und Radagast. Die beiden Zauberer trugen eine äußerst ernste Mine zur Schau, doch glaubte sie, einige Lachfalten um Gandalfs Augen zu erkennen, als er die Verwirrung in den Gesichtern der beiden Neuankömmlinge erblickte. Und Verwirrung war wirklich angebracht, denn hinter mehreren Personen, die sie nicht kannte, hauptsächlich Elben, hockte ein riesiger Adler auf der Brüstung. Nie in ihrem Leben hatte sie einen so gewaltigen Raubvogel zu Gesicht bekommen und sie war sich ohne Zweifel sicher, dass in ihrer Welt dergleichen nicht existierte. Neben ihr stehend reichte sein Kopf bestimmt bis an ihre Schulter und seine Flügelspannweite mochte sie gar nicht erst abschätzen. Das Gefieder des Tieres leuchtete blendend weiß vor dem dunklen Felsen. Klauen, beinahe so lang wie ihr Unterarm gruben sich in den Sandstein und sie konnte sich nur zu gut vorstellen, welche gefährliche Waffe sein tödlich scharfer Schnabel darstellte. Das beunruhigendste an dem majestätischen Adler waren jedoch seine Augen. Blassrot wie die eines jeden Albinos blitzten sie die beiden Menschen an und in ihnen glomm ein unheimlicher Funken von Intelligenz. Hinter ihnen verbarg sich mehr als die bloße Wachsamkeit eines Tieres. Trotz all dem Undenkbaren, das ihr in Mittelerde bisher begegnet war, musste Antonia ein leichtes Schauern unterdrücken, als sie die freie Fläche mit einigen Schritten überquerte und sich neben Legolas setzte. Den furchteinflößenden Raubvogel ließ sie dabei keine Sekunde lang aus den Augen.
"Keine Angst, die Adler sind unsere Verbündeten im Kampf gegen die Unguim."flüsterte ihr der Elb zu und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.
Antonia nickte angespannt, fühlte sich aber allein durch seine Berührung viel sicherer. Dankbar ergriff sie seine Hand und hielt sie fest. Sie wusste selbst nicht, wieso ihr auf einmal so merkwürdig zu Mute war. Außerdem kam es ihr so vor, als ob die Augen aller Anwesenden auf sie gerichtet wären. Sie merkte, dass auch Felix neben ihr unruhig auf der Bank hin und her rutschte. Natürlich - sie mussten den Versammelten schon wegen ihrer Kleidung fremdartig vorkommen. Begegnung der dritten Art mal ganz anders, ging es ihr durch den Kopf und gleich fühlte sie sich besser.
Felix und Antonia mussten die letzten gewesen sein, denn Elrond eröffnete umgehend die Versammlung:
"Freunde und Verbündete, wir sind hier zusammen gekommen, weil entscheidende Veränderungen im Kampf um die Freiheit der Völker statt gefunden haben." Obwohl er nicht besonders laut sprach, bewirkte die Klarheit und Entschlossenheit in seiner Stimme, dass jeder im Rund ihn verstand. "Die Unguim, von uns lange unbeachtet, verfolgen hartnäckiger denn je das Ziel, so viel Macht wie möglich an sich zu reissen. In den letzten Jahren konnten sie durch die Machenschaften Saurons unserer Aufmerksamkeit entgehen. Es hätte für sie keinen günstigeren Zeitpunkt als den Ringkrieg geben können, ihre Pläne in Angriff zu nehmen. Worin diese Pläne bestehen, blieb uns lange Zeit verborgen, obwohl wir einige Kraft daransetzten, möglichst viel davon in Erfahrung zu bringen. Erst vor kurzem ist den meisten von uns, dank Radagast, bekannt, dass sie es geschafft haben, den Stein der Macht der sich in Mittelerde befindet, in ihre Gewalt zu bringen. Ferner, dass sie sich dieses uralte Relikt zunutze machen um die Steine sämtlicher Welten an sich zu bringen. Was sie damit bezwecken wollen, ist allerdings weiterhin umstritten."
"Die Herrschaft über alle existierenden Welten natürlich!"unterbrach ihn ein Zwischenruf. "Wie könnt ihr daran noch Zweifel hegen?" Die Worte stammten von einem Mann, der Antonia direkt gegenüber saß. Dichtes blondes Haar fiel ihm in mehreren Zöpfen über die breiten Schultern und seine blauen Augen blitzten aufgebracht. Seine muskulöse Statur und mehrere Narben auf den bloßen Armen ließen erkennen, dass es sich um einen kampferprobten Krieger handelte. Antonia fand sein Verhalten ziemlich unverschämt. Ihr, die sich nie viel von ihren Lehrern oder Dozenten hatte sagen lassen, wäre es nicht im Traum eingefallen, Elrond gegenüber eine respektlose Art an den Tag zu legen.
"Ganz so einfach verhält es sich nicht, Thédon, von den Rohirrim!"entgegnete Elrond gelassen doch der Blick seiner grauen Augen verriet leichte Verärgerung. "Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Unguim mit den ihnen zur Verfügung stehenden Kräften dies bewerkstelligen können. Ganz zu schweigen davon, dass sie einer gesamten Armee zahlenmäßig weit unterlegen wären. Ich glaube nicht, dass sie mit mehreren Steinen der Macht in der Lage sind, ganz Mittelerde ihren Willen auf zu zwingen, nicht zu reden von allen existierenden Welten."
"Ich habe nur gesagt, was ich denke." Brummte der blonde Krieger trotzig. "Bei uns in Rohan muss niemand mit seiner Meinung hinterm Berg halten."
"Hier verhält es sich genauso."lautete die ruhige Antwort darauf. Merkwürdiger weise kam sie von Aragorn. "Nur gebietet hier in Bruchtal die Höflichkeit, den anderen zuerst ausreden zu lassen, bevor man sich zu Wort meldet. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Brauch in den Ebenen Rohans nicht unbekannt ist."
Zornig über diese Zurechtweisung musterte Thédon den anderen einige Sekunden lang, dann senkte er zu Antonias Überraschung wortlos den Blick. Er wirkte beschämt.
Elrond lächelte kaum merklich."Nun, Thédon, wessen Worten, wenn nicht denen des Königs von Gondor wollt Ihr vertrauen?"
Antonia fielen bei diesem Satz beinahe die Augen aus dem Kopf. Sie glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Aragorn - König von Gondor? Der Aragorn, der mit abgetragenen Kleidern an ihrer Seite nach Isengard gelangt war? In dessen zerzausten Haaren sich nach so mancher unter freiem Himmel verbrachten Nacht Gräser und Blätter verfangen hatten? Der in wenigen Augenblicken aus einem unscheinbaren Reisigbündel ein prasselndes Lagerfeuer zaubern konnte? Dieser Mann der König eines ganzen Landes? Dann jedoch fiel ihr ein, wie selbstverständlich und sicher er seine Gefährten durch die Wildnis geführt hatte. Wenn jemand Entscheidungen treffen und regieren konnte, dann er. Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Wie viele Geheimnisse schlummerten wohl noch in ihren drei ehemaligen Weggefährten?
"Na super, jetzt auch noch ein richtiger König!" murmelte Felix neben ihr leise zu sich selbst. "Jetzt fehlt nur noch der blonde Prinz auf seinem weißen Pferd."
Elrond hatte inzwischen Gandalf das Wort übergeben.
"Auf Grund der von Meister Elrond so anschaulich vorgetragenen Tatsachen, schien es mir das Beste, möglichst schnell zu handeln. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch ich die Unguim während des Ringkrieges aus den Augen verloren habe. Ich war bereits davor zu sehr mit den Ringen der Macht beschäftigt um auch nur einen Gedanken auf die Steine zu verwenden. Dann jedoch trug sich etwas außergewöhnliches zu. Saruman benutzte seine Macht, verbunden mit der des Palantir dazu, ein Tor zwischen den Welten zu schaffen um sich des Steins der dahinter liegenden Welt zu bemächtigen. So gelangte diese junge Frau,"er wies auf Antonia"zum ersten Mal nach Mittelerde. Ihr Name ist Antonia Riedmann und sie hatte bis zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, dass sie die Hüterin eines Steines der Macht war." Antonia hätte sich am liebsten hinter Legolas verkrochen, da alle Anwesenden, die sie noch nicht kannten, sie neugierig musterten. Ein Lächeln erschien auf Gandalfs Gesicht als er es bemerkte. "Durch glückliche Fügung gelangte der Stein aber niemals in Sarumans Hände und konnte zurück gebracht werden. Dieser Vorfall, an dem Aragorn, Gimli und Legolas nicht ganz unbeteiligt waren, zeigte mir, dass sich wenigstens dieser eine noch nicht im Besitz der Unguim befand. Was lag also näher, als jetzt, da die Bedrohung täglich größer wird, die Hüterin zu warnen und wenn möglich hier her nach Bruchtal in größtmögliche Sicherheit zu bringen?"
Antonia dachte bei sich, dass der Zauberer mit dem langen weißen Bart und seiner gestochenen Redeweise einen hervorragenden Dozenten abgegeben hätte. Er würde es wahrscheinlich sogar zu Stande bringen, den langweiligsten Stoff dramatisch und bedeutsam klingen zu lassen. Sie kannte sogar einen Professor, der sich bei Vorlesungen genauso auf seinen Zeigestock stütze, wie Gadalf es mit seinem Zaubererstab tat.
Der Zauberer erzählte nun lang und breit, wie Elrond, Radagast und er es geschaft hatten, ein Weltentor zu öffnen und Aragorn, Gimli und Legolas hindurch zu schicken. Obwohl der Zwerg neben Legolas und nicht direkt neben ihr saß, merkte Antonia, dass er sich gewaltig langweilte. Kein Wunder, er war noch nie ein Freund ausführlicher Reden gewesen. Noch dazu, wenn er deren Inhalt bereits kannte.
Nun war es an Aragorn, von den Geschehnissen in Antonias Welt zu berichten. Er tat dies auf die ihm übliche Art und Weise - sachlich und so knapp wie möglich. Antonia nickte eifrig an den wichtigsten Stellen, darauf hoffend, dass ihr dadurch ein eigener Bericht erspart bleiben würde. Die Nachricht, dass sie von den Unguim bereits in ihrer eigenen Welt angegriffen worden war, rief bei den Anwesenden deutliche Beunruhigung hervor.
"Und wer ist dieser junge Mann, wenn diese Frage gestattet ist?" kam es von Thédon, wobei er auf Felix zeigte."Was hat er mit der ganzen Geschichte zu tun?"
"Das würde ich auch gerne mal erfahren!" entgegnete der Angesprochene missmutig, also um keinen Deut besser gelaunt als vorhin. "Es war wohl eher ein Unfall, oder so."
"Wir hätten dich auch den Unguim überlassen können, wenn dir das lieber gewesen wäre!" erwiderte Aragorn ruhig. "Ich hatte jedoch nicht den Eindruck, dass du sonderlich viel Wert auf die Bekanntschaft mit ihren Pfeilen legst."
Antonia verbuchte innerlich einen weiteren Pluspunkt für Aragorn, denn wider Erwarten schleuderte Felix dem Krieger - an ihn als König zu denken würde ihr noch lange schwer fallen - nicht seinen Frust entgegen, sondern blickte wie der gescholtene Thédon vorhin wortlos zu Boden. Wahrscheinlich wurde ihm erst jetzt im Nachhinein bewusst, was geschehen wäre, hätten sie ihn nicht gegen seinen Willen mit nach Mittelerde genommen.
"In gewissem Sinne hat er sogar recht."meldete sich nun Gilmi zu Wort."Eigentlich war es wirklich nur Zufall, dass er uns begegnet ist."
Eine kleine Falte erschien zwischen Elronds Augenbrauen, als er Felix, der es weiterhin vorzog, den Blick gesenkt zu halten, eingehend musterte. "Wir werden sehen." Ein Satz aus dem man alles oder nichts entnehmen konnte. "Vielen unter uns ist noch nicht bekannt, dass heute Nacht noch weitere Gäste in Bruchtal eingetroffen sind. Auch sie müssen hier Erwähnung finden, da sie als Flüchtlinge vor den Unguim zu uns kommen." Er vollführte eine befehlende Handbewegung in Richtung der Tür und sofort sprang ein Elb auf um sie zu öffnen. Herein traten, unsicher in der Helligkeit blinzelnd, vier Personen, zwei Männer und eine Frau, die ein etwa fünfjähriges Mädchen an der Hand führte. Zögernd näherten sie sich der Versammlung. Als die Kleine den riesigen Adler bemerkte, umklammerte sie ängstlich die Hand ihrer Mutter und versuchte, sich in deren Rock zu verstecken. Antonia kam der Blick des Kindes gehetzt und verstört vor, als hätte es in seinem kurzen Leben bereits Dinge gesehen, die sogar für einen Erwachsenen zu schrecklich waren.
Merkwürdiger weise war es genau dieser Gedanke, der ihr begreiflich machte, in welcher Gefahr sie alle schwebten. Trotz der zwei Angriffe auf sie, hatte es diese Tatsache bisher noch nicht geschafft, bis in ihr Bewusstsein vor zu dringen. Jetzt traf sie diese Erkenntnis dafür um so härter. Und plötzlich erschien es ihr überhaupt nicht mehr merkwürdig, dass Elrond und die anderen sich so ernst benahmen. So weit sie wusste, war den Bewohnern Mittelerdes nicht einmal eine Atempause geblieben. Der Bedrohung durch Saurons dunkle Schatten war unmittelbar die Gefahr durch die Unguim gefolgt.
Ganz versunken in diese Überlugungen, bekam Antonia von dem folgenden Gespräch nur die Hälfte mit. Die vier Flüchtlinge kamen aus dem Nord Osten, aus einer Siedlung, die sehr nahe am Gebiet der Unguim lag. Ein Ort, der seinen Wohlstand dem Abbau und der Verarbeitung von Erzen zu verdanken hatte. Diese Bemerkung erregte Antonias Aufmerksamkeit. Wieder hatte sie etwas neues über Mittelerde gelernt: Anscheinend waren nicht nur die Zwerge für den Bergbau zuständig.
"Die Unguim überfielen uns mitten in der Nacht." Berichtete der größere der beiden Männer gerade. Er war ein wahrer Riese, sicherlich an die zwei Meter groß und äußerst muskulös. Seine schwarzen Haare hatte er hinten am Kopf zusammen gebunden und seine unrasiertes Gesicht wirkte erschöpft, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Ihm war deutlich anzuhören, dass er sich diese Geschehnisse nur widerwillig ins Gedächtnis zurück rief. "Unsere Wachen hatten nicht einmal die Chance Alarm zu schlagen. Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass ein einziger von uns daran gedacht hat zu kämpfen. Und niemand, der auch nur den Hauch einer Vorstellung von dem hat, was die Unguim ihren Opfern antun, wird uns feige nennen. Keiner war dazu fähig, ernsthafte Gegenwehr zu leisten. Trotzdem töteten sie alle, die sie fanden. Egal ob Männer, Frauen oder Kinder." Er stockte und Antonia konnte sehen, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte, damit niemand bemerken konnte, wie stark sie zitterten. "Ich wage es kaum auszusprechen, aber ich bin mir so gut wie sicher, dass wir die einzigen Überlebenden sind."
Auf diese letzten Worte folgte eine betroffene, minutenlange Stille. Das Entsetzen, das die vier Neuankömmlinge erlebt hatten, schien wie ein unheilvoller Schleier in der Luft zu hängen. Schließlich war es Elrond, der die bange Stille unterbrach.
"Die Frage mag Euch unangenehm sein aber im Interesse alles muss ich sie stellen: Habt Ihr einen Verdacht, weswegen die Unguim Euch angegriffen haben?"
Er erhielt ein angedeutetes Schulterzucken als Antwort. "Wenn es wegen des Metalls war, haben sie sich einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht. Viele der alten Minen liefern keine brauchbaren Erze mehr. Wir hatten schon Pläne gemacht, neue Schächte in den Berg zu treiben."
"Was heisst, keine brauchbaren Erze mehr?" warf Aragorn ein. "Es klingt, als ob die Minen nicht völlig versiegt wären."
"Nun, das einzige, was man noch in großen Mengen findet ist Blei und dafür haben wir keine Verwendung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand die Bevölkerung einer ganzen Stadt auslöscht um an Bleivorkommen zu gelangen."
Darauf erwiderte Aragorn nichts, doch sein Gesichtsausdruck verriet, dass er angestrengt nachdachte.
"Ich glaube, ich spreche im Namen aller Anwesenden wenn ich mich bei Euch für Euren ehrlichen Bericht bedanke, Ferron." Ergriff Elrond wieder das Wort. "Natürlich werdet Ihr in Bruchtal Schutz und Obdach finden, solange Ihr es für nötig haltet. In Zeiten wie diesen können wir froh sein, dass wir noch einen sicheren Ort haben an den wir uns zurückziehen können."
Die Angesprochenen bedankten sich schweigend mit einem Nicken und verließen die Versammlung. Sie wirkten ohne Ausnahme sehr erleichert, als wäre ihnen eine große Last von den Schultern genommen.
"Es wird Zeit, dass wir zum letzten und wichtigsten Punkt kommen."fuhr Elrond unbewegt fort."Ich habe ihn bis zum Schluss aufgeschoben, weil ich von Radagast darum gebeten wurde." Mit einer Geste erteilte er dem braun gekleideten Zauberer das Wort.
"Zuerst möchte ich sagen, dass ich hier nicht für mich spreche, sondern lediglich die Botschaft Gwaihirs vortrage, die sein Gesandter Albaquil heute überbracht hat."er wies auf den riesigen weißen Adler, der sich während der ganzen Ratsversammlung kein einziges Mal gerührt hatte. Wäre das Funkeln in seinen roten Augen nicht gewesen, Antonia hätte ihn für eine Statue halten können. Vögel, die Botschaften schickten und sich an Versammlungen beteiligten...so langsam drängte sich ihr der Gedanke auf, dass es in Mittelerde wohl nichts gab, das unmöglich war. "Als der König der Adler durch mich erfuhr, dass wir uns den Unguim entgegenstellen entschloss er sich, das gesamte Wissen seines Volkes über die Steine der Macht zu offenbaren. Es scheint, dass in ihrer Überlieferung etwas überdauert hat, das sogar beim Volk der Elben in Vergessenheit geraten ist. Wenn wir die ganze Zeit von verschiedenen Steinen sprechen, begehen wir einen gewaltigen Fehler. Die Legende erzählt, dass es zu Anfang lediglich eine Welt gab und nur einen einzigen Stein. Dieser barg jedoch Macht von solch ungeheurem Ausmaß in sich, dass er geteilt wurde. Zerschlagen in viele kleine Stücke. Durch diese Tat entstanden all die anderen Welten, die jetzt gleichwertig nebeneinander existieren. Eine für jeden Splitter des ursprünglichen Steins. Die genaue Bezeichnung dessen, was jeder Hüter bei sich trägt, muss also Scherben lauten."Abwartend sah der Zauberer in die Runde. Viele der Anwesenden warfen ihm zweifelnde, ja sogar ungläubige Blicke zu.
"Scherben? Die Scherben der Macht?" Gandalfs Stimme klang eher, als spräche er zu sich selbst. Eine steile Falte erschien zwischen seinen weißen, buschigen Augenbrauen. "Das ist eine Tatsache von großer Wichtigkeit. Mein Gefühl sagt mir, dass wir der Lösung des Rätsels damit ein gehöriges Stück näher gekommen sind."
"Ob ein Stein, oder mehrere, was macht das für einen Unterschied?" ließ Gimli sich brummend vernehmen. "Wenn die Unguim erst alle in Händen halten, ist es sowieso aus mit uns. Wir sollten uns lieber Gedanken machen, wie wir das verhindern und nicht über alten Legenden grübeln."
Daraufhin brach eine heftige Diskussion aus in deren Verlauf deutlich wurde, dass Thédon und einige andere dem Zwerg voll und ganz zustimmten.
Antonia bekam davon allerdings nur wenig mit. Nachdenklich drehte sie das Amulett in ihren Fingern, dessen unschuldiger Glanz nicht erahnen ließ, welche Kräfte in ihm steckten. Gandalfs Worte gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf. Die Lösung des Rätsels...Sie spürte, dass diese neue Information entscheidend war. Wenn sie nur eine Ahnung hätte für was! Sie trug also keinen Stein sondern...
"Scherben lassen sich wieder zusammen setzen!" entfuhr es ihr plötzlich, laut genug, um die allmählich in einen Streit ausbrechende Versammlung zu übertönen.
Mit einem Mal sah sie über ein Dutzend verblüffter Augenpaare auf sich gerichtet. Schlagartig waren sämtliche Gespräche verstummt. Trotzdem fühlte Antonia nur einen Hauch von Verlegenheit. Sie war mit einer schon beinahe unheimlichen Gewissheit davon überzeugt, mit dieser Feststellung ins Schwarze getroffen zu haben. "Scherben lassen sich wieder zusammensetzen." Wiederholte sie deswegen noch einmal ruhig. "Zu dem Ganzen aus dem sie entstanden sind." Gespanntes Schweigen folgte ihren Worten.
Aragorn fand als erster seine Sprache wieder. "Willst du damit andeuten, dass die Unguim beabsichtigen, die einzelnen Bruchstücke wieder..."
"Und Blei schützt vor Strahlung!" rief Felix neben ihr aufgeregt. "Das ist es!" Verständnislose und zum Teil verärgerte Blicke trafen ihn von allen Seiten. "Ich meine..." begann er sich zu rechtfertigen. "...das könnte der Grund für ihren Angriff auf die Minen sein. Wenn diese Verrückten wirklich vohaben, diesen einen super tollen was-weiß-ich-was Stein wieder zusammen zu fügen und er wirklich die Übermagie oder so besitzt, dann ist das alles andere als ungefährlich. Sie benötigen einen Schutz gegen die Macht, die sie erschaffen wollen."
Antonia begriff sofort, was er meinte, zweifelte jedoch daran, dass es den anderen ebenso erging. So wenig sie auch über Mittelerde wusste, bestimmt waren Chemie und Physik hier keine sehr verbreiteten Wissenschaften. Zu ihrer Überraschung breitete sich jedoch ein anerkennendes Lächeln auf Gandalfs Gesicht aus.
"Auch als einer der angeblich Weisen lernt man wohl nie aus. Wer hätte gedacht, dass es zweier junger Menschen aus einer fremden Welt bedarf um uns die Augen zu öffnen?"
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So, das Special Kapitel zum Filmstart * grins * Jippie heute Abend..... Ich weiss, ich habe fast ein ganzes Zeitalter dafür gebraucht.....1000Mal sorry! Außerdem ist es ein Weihnachtsgeschenk für unsere 2. Geige (mein ältester Fan) Hey, ich hab gerade Gandalf in meinem Kinderriegel gefunden......
