Vexations


Alphas kleines Vorhaben, die Logdateien kreativ zu editieren nahm einige Zeit in Anspruch. Eigentlich sogar zu viel. Der unschuldige kleine Shellscript, der die Vermerke der illegal benutzten Rechercheprogramme löschen sollte, war schon ungewöhnlich lange unterwegs und immer noch nicht am Ziel.

In der Hoffnung, den Fehler zu finden unterstützte er seinen elektronischen Untergebenen mit ein bisschen Handarbeit, bei der er eigentlich nichts auffälliges entdecken konnte. Erst nach etwa 50 Logsegmenten bemerkte Alpha, dass er seine Rechercheprogramme noch nicht geschlossen hatte. Während er und seine Scripten dabei waren, die alten Einträge auszumerzen und die Checksummen zu frisieren, landeten neue und verräterische Statusmeldungen en Masse in den Logs.

Mit einem Seufzer schaltete der Agent auf die Konsole um, auf der das Rekonstruktionsprogramm munter vor sich her rekonstruierte. Seine Finger waren kalt und er hatte einige Probleme, die richtigen Tasten zu treffen. Dann knurrte Alphas Magen vernehmlich. An dem traurigen Zustand seiner Nahrungsversorgung liess sich leider nichts ändern – aber er hatte ja noch die Tasse mit dem unsäglichen Tee. Vielleicht war sein kleines Unbehagen ja mit genug Wasser in Schach zu halten. Er langte blind nach seiner Tasse, aber der Gegenstand, den er kurz berührte, stürzte auf die Tastatur.

Alpha brachte sich mit einem reflexartigen Sprung in Sicherheit, aber der erwartete Schwall heissen Wassers und das Geklirr einer auf dem Steinboden zerschellenden Tasse blieben aus. Verschmitzt baumelte die an drei Kabeln aufgehängte Wiege des Lesegerätes hin und her. Das Gerät selber war nicht herausgefallen.

Alpha sammelte die Anlage wieder ein und stellte sie auf die Bank zurück; seine Gedanken waren ganz bei der verschwundenen Teetasse. Wo hatte er das nur Ding gelassen? Er dachte zurück. Er hatte die ganzen Daten vom Rechner auf das Lesegerät übertragen... und hatte sich im Ruheraum an den Tisch gesetzt... Da musste sie noch sein.

Entschlossen drehte sich Alpha noch einmal zum Rechner, um das Programm zu stoppen. Als er sich über die Tastatur beugte, riss er das Lesegerät noch einmal von seinem angestammten Platz. Es traf ihn hart an der Schulter und polterte dann über Anzeigen, Trackball und Tastatur. Alpha betrachtete es gereizt. Er überlegte eine Weile ernsthaft, wie viel Energie er aus diesem Stück Metall und Plastik herausziehen könnte. Erst als er bei der Berechnung des Nährwertes von Kupfer-Ionen war, wurde ihm bewusst, was er gerade tat.

Er war Alpha, Agent der IBftA und Juniorpartner von Omega, einem erfahrenen Agenten in grösseren Schwierigkeiten. Und der Verhaltenskodex von Agenten schloss ein, dass sie nicht einfach ihr Equipment verspeisen sollten, egal wie gereizt sie waren. Klassisches am-Teppich-nagen war ein solider Grund für sofortige – fristlose – Entlassung.

Tee, sagte Alpha sich. Tee und eine Teetasse dafür sind im Ruheraum. Man musste sie nur holen. Teetasse im Ruheraum.

Das Lesegerät und die Peripherie liess er liegen. Viel tiefer konnten sie kaum fallen.


Als Alpha wenig später mit etwas unsicheren Schritten und noch wilder knurrendem Magen in den Hauptraum zurückkehrte, war der Holoprojektor über der Rechneranlage in vollem Gange. Er zeigte gerade, wie Piccolo und Vegeta in einer engen Toilettenkabine materialisierten. Die zwei gifteten sich eine Zeitlang an und wandten sich dann der Tür zu, die von aussen geöffnet wurde. Auf der Schwelle stand eine kleinere alte Frau mit einem Gehstock.

Alpha folgte den sich entfalteten Ereignissen mit entsetzter Faszination. Die Alte wetterte und fuchtelte mit ihrem Stock in Vegetas Richtung; der schien allerdings nicht bereit, mit der streitbaren Dame anzulegen. Schon bildete sich ein Menschenauflauf, der allzu schnell in eine Massenkeilerei ausartete.

Das grosse Bild spaltete sich in die Hauptbeteiligten auf: Die Dame verliess den Schauplatz der Schlägerei unbehelligt durch die Tür, Piccolo und Vegeta waren durch das Fenster geflüchtet und sassen währenddessen auf dem Dach des Gebäudes und führten ein unangenehmes Telefongespräch mit Alpha-vor-3-Stunden-relativ.

Die akustische Untermalung der dreidimensionalen Szenerie war erstklassig verstärkt und vernichtend eindeutig. Noch während Piccolo Vegeta den Transmitter überreichte, spaltete sich das Bild erneut – und dann mehrfach.

Vegeta und Piccolo auf dem Dach des Kaufhauses, die alte Dame und zwei junge Leute, Alpha in der Station. Die Schlägerei.

Die Gruppe um die streitbare Dame bestand aus einem Mädchen und der andere war sein ehemaliger Gefangener, Trunks. Eine Lautsprechergruppe gab das Transmittergespräch wieder, eine andere eine Diskussion zwischen Trunks, dem Mädchen, Soy, und Mutter Lavendel. Das Durcheinander wurde noch schlimmer, als auch die Geräusche aus der Relaisstation in die Wiedergabe einbezogen wurden. Die Bilder vervielfachten sich weiter. Ein paar Anzeigen des Computers blinkten hektisch, gleichzeitig wurden die Bilder unschärfer. Alpha, der voller Faszination auf die Hologrammfläche starrte, bemerkte es nicht. Er konnte jetzt nachvollziehen, weshalb Vegeta so ärgerlich gewesen war. Wenn ihm ein solcher Fehler mit Omega unterlaufen wäre, könnte er sich jetzt einen neuen Kopf suchen – und einen neuen Job gleich mit. Sein starker Verdacht, dass Kien hier seine Finger im Spiel hatte, war eigentlich schon Gewissheit.

Im Hintergrund lief einer der Hilfsgeneratoren an. Der Agent beachtete es nicht.

Da war einmal diese Häufung von Zufällen, die in der Station und ihrer Umgebung auftraten. Dann gab es noch das Knallbonbon der wunderbaren Errettung – und das wunderbare Zusammentreffen von Piccolo, Vegeta und Schicksal beim Gott der Erde. Er würde sowieso einen Besen fressen, wenn Piccolo nicht zumindest zeitweise ein Gott der 4. Generation gewesen wäre. So wie er aussah, war er genau der Gott, der seinen Posten so mir nichts, dir nichts verlassen hatte. Er war zwar bedeutend jünger als das Individuum, das als Gott amtiert hatte, aber manche Arten hatten die Fähigkeit, zu neuen Wesen zu fusionieren.

Und jetzt noch diese Videoshow. Das war zu viel Zufall auf einmal. Kien war entweder an Alphas unfreiwilligen Mitarbeitern oder an seiner Person interessiert. Und da die ausgefallenen Katastrophen bis jetzt immer ihn getroffen hatten, musste Alpha davon ausgehen, dass der Gott des absoluten Zufalls etwas mit ihm vor hatte – und der IBftA.

Wenn Kien etwas vom Schicksal wollte, konnte er das viel einfacher mit Urd direkt ausmachen – schliesslich machte er dem misstrauischen ältesten Aspekt des Schicksals schon seit Jahren den Hof.

Die wirren Gespräche, die durch den Hauptraum hallten, verlangsamten sich weiter. Alpha brauchte lange Sekunden bis ihm klar wurde, was passierte. Die geometische Progession der abgebildeten Szenen würde den Rechner bald vollauf lahm legen. Das Rekonstruktionsprogramm startete für jede an einer Interaktion beteiligte Persönlichkeit einen eigenen Unterprozess, der wiederum selbst neue Prozesse aufrief. Und so weiter und so fort, bis die Unterprozesse die gesamte Rechenzeit für sich beanspruchten und sich so gegenseitig die Verarbeitungszeit entzogen. Die Software war ganz offensichtlich noch nicht wirklich einsatzbereit. Wenn die unkontrollierte Verzweigung so weiter ging, würde sich die ganze Bank Süd festfressen. Dann konnte er nicht mahl mehr die schuldigen Prozesse abschiessen.

Er stolperte in Richtung Terminal – sein geschwächter Zustand liess rennen nicht mehr zu – und schlug auf den roten Notschalter, der das System in seinem gegenwärtigen Zustand einfror. Der Rechner protestierte mit einem lauten Heulton gegen die rohe Behandlung.

Alpha liess den Blick über die Beinahe-Katastrophe streifen. Das Lesegerät war über die Tastatur geschlittert und hatte die dritte der Konsolen auf aktiv geschalten. Der bei der Rutscherei herausgefallene Markierstift blockierte die Eingabetaste. Die Wiege, die eigentlich das Lesegerät halten sollte, hing mit schief am Datenkabel. Eine Ecke drückte die programmierbare Taste F78, auf die Alpha der Bequemlichkeit halber den Aufruf des Rekonstruktionsprogramms gelegt hatte.

Nachdem er das Lesegerät wieder an seinen Platz gestellt hatte, aktivierte Alpha mit zitternden Fingern die achte Konsole. Eine kurzes Kommando, das eine Übersicht der laufenden Prozesse ausgab, liess Seitenweise Unterprozesse des Rekonstruktors über den Bildschirm huschen. Mit einem ordnungsgemässen Herunterfahren musste er sich wirklich nicht abgeben. Alpha schoss das Hauptprogramm gnadenlos ab, die Unterprozesse folgten automatisch, bis nur noch die Standarddienste zur Verfügung standen.

Alpha zog den roten Schalter in die Position für normalen Betrieb und der Heulton verstummte. Der Agent legte den Kopf auf die Arme und genoss die Stille. Nach ein paar Sekunden schreckte er auf. Die Aktion von gerade eben hatte sich sicher in den Logs niedergeschlagen.

Mit einem Seufzer sah er sich noch einmal seinen Shellscript an und erweiterte ihn um ein paar nützliche Funktionen. Er musste auch noch nach seinem Gefangenen sehen. Und den Audiokanal kappen. Eigentlich konnte er das auch jetzt tun.

Alpha hievte sich hoch und ging recht unsicheren Schrittes zur Audiokontrolle, an der mit ein paar gezielten Berührungen der Tasten die Einwegverbindung zum Zellentrakt unterbrach. Dann schloss er die Augen, holte ein paar Mal meditativ Atem und redete sich ein, dass es ihm gut ginge. Entschlossen keine Schwäche zu zeigen ging er zu Cells Zelle und liess die Tür aufschiessen. Der Gefangene keuchte und rang unter dem Fesselfeld nach Atem. Seine Arme und Beine zuckten unkontrolliert. Noch während Alpha das Geschehen beobachtete, erschlaffte der Körper auf der Palette.

Ohne hinzusehen schlug Alpha auf die Kontrolle an der Wand, die ihn über den medizinischen Status seines Gefangenen aufklären würde. Ohnmacht durch Sauerstoff- und Energiemangel zeigte die Elektronik an. Lockerung des zu restriktiven Fesselfeldes und als Dauermassnahme Stasis empfohlen.

Naja, für Stasis hätte er jetzt genug Energie, aber einen Ohnmächtigen in Stasis zu schicken war nicht unbedingt gesund für den Patienten. Alpha stellte das Fesselfeld lockerer und liess die Liege rotieren, bis das Wesen in eine für Ohnmächtige recht sichere Lage gebracht war. Zu mehr war er jetzt nicht fähig. Dann verliess er selber schwankend die Zelle. Vielleicht gab es in der Küche ja noch irgendetwas zu essen.



Auf der Anrichte herrschte gähnende Leere. Im rechten Spülbecken hatten die zwei abgespülten Suppenschüsseln schon lange ausgetropft, und die exakt aufgerollte und völlig entleerte Tube Nahrungsmittelkonzentrat – der Astronautenfrass – war schon lange vorher im entsprechenden Müllschlucker gelandet. Alpha ging am besetzten Küchentisch vorbei und beschäftigte sich noch einmal mit der leeren Speisekammer. Egal wie und wo er suchte, er fand nichts mehr, was er in seinem jetzigen Zustand als Nahrung aufnehmen konnte. Die Konzentrattube war leer, die Erbswurst aufgebraucht, der Tee getrunken. Das einzige, was ihm jetzt noch fehlte war ein Versagen der Wasserversorgung. Da sollte er lieber gleich nachsehen...

Alpha zwang seine zitternden Hände zur Ruhe und schloss die Tür dennoch mit einem lauten Knall. Kien am Küchentisch runzelte die Stirn. Der IBftA-Agent hatte seinen Körper wirklich nicht mehr in der Gewalt. Aber Alpha musste wissen, wie es um seine Wasservorräte bestellt war. Auf dieser verkorksten Mission, auf der auch alles schief ging, wollte er sich nicht auch noch leere Tanks überraschen lassen – schliesslich war das Wasser auch ein Teil der Notfall-Stromversorgung. Er wankte in Richtung Wasserstandsanzeige, lehnte sich an die Wand und wischte sich den kalten Schweiss von der Stirn. Die Augen zusammenkneifend starrte er auf die kleine Perle, die einfach, mechanisch und wartungsarm den Füllstand des Tanks angab. Nach einer Minute kam er zu dem Schluss, dass das einer der wenigen Werte in der Station war, die sich im Normalbereich befanden.

Aber er musste unbedingt etwas gegen seine Schwächeanfälle unternehmen. Alphas Gedanken wanderten wieder zu den Regalen im Lagerraum... Aber wenn er diesem Impuls nachgab, musste er mit den Konsequenzen leben. Und da die Konsequenzen ein paar firmenpolitische Verwicklungen auf höchster Ebene mit sich brachten, hatte er darauf wirklich keine Lust. Vielleicht konnte er ja etwas mit den 20 Hektolitern Wasser im Tank anfangen... Wenn er doch nur klar denken könnte...

Eine Pause wäre jetzt gut. Alpha schwankte unsicher auf den Tisch in der Mitte der Küche zu und fiel auf den Stuhl, den Kien ihm vor die Beine geschoben hatte. murmelte er.

Kien hob eine Augenbraue. Also, mein Junge, ich war zufällig in der Gegend, und da dachte ich, ich statte dir einen kleinen Besuch ab. Nur wegen deines Grossonkels, versteht sich. Wir sind zufälligerweise gute Freunde. Und stell dir vor, zufällig war ich gerade bei McDoof und ganz zufällig habe ich mich bei diesem Besuch mit ein paar Big Mac-Zufalls-Menüs ausgestattet. Und stell' dir vor, was für ein Zufall, ich denke, dass du einen davon brauchen kannst.

Der Gott des Zufalls schob Alpha eine Papiertüte über den Tisch, die der der Duft von laschen übersalzenen Pommes, zuckerstarrendem Milchshake, verkochten Tomaten, überwarmen Salatblättern und frittiertem Rindfleisch umwehte. Alpha langte in die Tüte und tastete herum, bis er den Milchshake fand. Er ignorierte den Strohhalm, riss den Plastikdeckel herunter und hätte alles verschüttet, wenn Kien ihm den Becher nicht aus der Hand genommen hätte.

Also wirklich, Junge, in so einen Zustand solltest du noch nicht mal zufällig kommen. Er wartete, bis Alpha seine zitternden Hände wieder unter Kontrolle hatte. Du solltest es besser wissen. Dann reichte er den offenen Becher zurück. Alpha schüttete sich das kalte Gebräu ohne Zeremonie in den Rachen.

Und zufällig weiss ich, dass diese Sorte Behandlung deinem Körper wirklich nicht gut bekommt, führ Kien im Plauderton fort. Du solltest wirklich besser auf dich aufpassen. Oder lernst du es immer nur auf's dritte Mal? Das wäre wirklich schade, denn zufällig könnte ich einen Erstmals-Lerner gut gebrauchen. Und wie schmeckt dir der Big Mac? Es ist ein Zufallsmenü, das einzige, auf das man sich verlassen kann ist der Big Mac. Der ist gegeben. Sonst nichts. Naja, irgendein zufälliges Getränk ist auch immer dabei, aber ob es dann noch Fritten oder Eis gibt, das kann keiner sagen ausser mir. Und ich lasse mich auch gerne überraschen...

Kien plauderte munter weiter, während Alpha ein Big Mac – Zufalls-Menü nach dem anderen verputzte. Der Monolog des niederen Gottes verlangte keine Aufmerksamkeit und keine Antwort. Alpha frass sich durch einen Berg von Junk-Food, und um ihn herum stapelten sich die Verpackungen von Big Macs, Fritten, diversen zuckerhaltigen Getränken und anderen Beilagen. Erst am Ende einer langen Reihe kommentarlos – wenn man von Kiens steter Plauderei absah – über den Tisch geschobener brauner Tüten hatte Alpha genug Energie, um seinen plötzlichen Segen zu hinterfragen. Er blickte auf und nahm das erste Mal überhaupt wahr, dass sich ausser ihm und den Lebensmitteln noch eine andere Person in der Relaisstation befand.

Vor ihm sass ein gemütlicher älterer Herr mit ergrauendem schwarzen Haar und einem von deutlich abgegrenzten hellen und dunklen Strähnen durchzogenen Vollbart. Er trug einen Strickpullover – Alpha hätte schwören können, dass Urd vor einem Jahr genau dieses Muster entworfen hatte – unter einem dunklen Strassenmantel und lehnte bequem im unbequemen Standard-Küchenstuhl der IBftA. Das einzige, was diesem Opa fehlte, war die Pfeife und ein paar Rauchringe über ihm in der Luft.

Kaum hatte Alpha diesen Eindruck in Gedanken formuliert, kramte der Mann in einer seiner Manteltaschen und förderte eine Pfeife zu Tage, die er sich in aller Ruhe ansteckte und paffte, bis er Alphas geistiges Bild perfekt erfüllte.

Zufällig habe ich auch eine Pfeife dabei, mein Junge. Ich bin immer gerne bereit, meinen Kollegen zu helfen... Wenn es der Zufall erlaubt, heisst das.

Der Big Mac lag vergessen in Alphas Hand. Der Agent holte Luft, um etwas zu sagen und bekam den letzten Bissen in den falschen Rachen. Er rang nach Luft, bis sein Besucher sich erhob, um ihm auf den Rücken zu schlagen. Hustend flüsterte er ... Kien...

Schön, mein Junge. Ich dachte schon, dass es recht unwahrscheinlich sein würde, dass du mich erkennst. Aber zufälligerweise kennst du mich doch... Der Gott der 6. Generation schlug ihm herzlich auf die Schulter. Aber wie nennst du dich denn gerade, mein Junge? Es ist zufällig etwas ermüdend, dich immer zu nennen... Auch wenn dein Grossonkel das gerne tut...

Kiens freundschaftlicher Schlag hatte Alpha von dem letzten Essensrest befreit. Er trank das zu dem Menü gehörige Getränk aus, ohne seinen Geschmack wahrzunehmen. Er konnte noch nicht einmal sagen, ob es auf Wasser oder Milch basiert hatte. Es interessierte ihn auch kaum. Die lange Folge von Junkfood hatte ihn wieder hergestellt, und seine Gedanken zogen immer weitere Kreise um den Fakt, dass Kien hier war. In seiner Relaisstation. Und auf Alphas Grossonkel herumritt, als seien die Beiden die besten Freunde. Was sie nicht waren – Alphas Grossonkel und Kien waren seit Ewigkeiten verfeindet, selbst in Alphas verquerem Zeitverständnis.

Was machst du hier? fragte er den minderen Gott misstrauisch.

Kien lächelte grossväterlich. Ja, mein Junge, ich war zufällig in der Gegend. Nichts weiter. Nur ein Zufallsbesuch.