A/N: Hollaho, Kapitel 4 ist fertig, wie ihr seht, ich hoffe es ist alles zu
eurer vollsten Zufriedenheit *g* Wie ihr wisst freue ich mich immer
diebisch *ui, was für ein Wortspiel lol* über eure Reviews, also lest doch
bitte, reviewt und macht mich zu einem glücklichen Stoffpferd ;)
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Kapitel 4: Schein und Sein
Filegon lief leichtfüßig durch die einem Labyrinth gleichenden Gänge des Verlieses, stets wachsam, jederzeit den nächsten Schritt koordinierend. Er fühlte, dass die Wachen ganz in der Nähe waren und er erkannte, dass er auf der Hut sein musste. Sie kannten die Dunkelheit des Kerkers bei Weitem besser als Filegon und vermutlich würden sie sich aufteilen, wenn sie wirklich nach ihm suchten. Vielleicht umzingelten sie ihn auch schon längst, er saß möglicherweise bereits in der Falle. Er durfte sich jetzt jedoch nicht selbst aus der Ruhe bringen, er musste klar denken, wenn er unentdeckt wieder entkommen wollte. `Das ist die Eigenart von Verliesen...hineinkommen ist kinderleicht, aber herauskommen eine schwere Geburt´, dachte er bei sich, bewusst seinen Atem flach haltend. Sein dunkler Mantel tarnte ihn und gab ihm neben der Dunkelheit noch einen größeren Schutz vor dem Entdecktwerden. Darauf durfte er sich aber nicht verlassen, Elben waren nicht dumm, und die Diener Thranduils erstrecht nicht.
Filegon hastete voran, schaute sich bei jeder Weggabelung nervös um. Er konnte nun nichts mehr hören, nicht einmal den Anflug von einem Geräusch. Diese Stille hielt er nicht lange aus. Filegon spürte, wie sein Herz in seiner Brust raste, ja, gar drohte zu zerspringen. Solch eine Anspannung hatte er selten in seinem doch recht jungen Leben spüren müssen, umso verwirrter war er nun in dieser Situation. Es war kein gutes Zeichen, dass er seinen eigenen Atem hörte und sonst nichts. Völlig konzentriert auf seine Umgebung, zuckte er plötzlich zusammen als er nicht weit entfernt von seinem Standort ein leises Knarren vernahm. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen das kalte Gemäuer, hielt die Luft an und lauschte...
~*~*~
"Ein Zwerg verliebt in Galadriel? Wenn du das nicht für die Nachwelt aufschreibst, geht wahrlich eine Parodie verloren!", lachte Ranwé und nahm einen großen Schluck Met. Schon seit geraumer Zeit saß er mit Legolas in der Schenke und hörte sich die Berichte von seinen meist ungewöhnlichen Reiseerlebnissen an.
"Es ist aber wirklich wahr, allen hat Galadriel etwas Nützliches geschenkt, nur für Gimli wusste sie nichts und als sie ihn fragte, was er denn haben wolle, entgegnete er nur, dass er mit einer Strähne ihres goldenen Haares der glücklichste aller Zwerge sei."
"Mmh...vielleicht hat er nur geglaubt, Galadriel hätte Goldschmuck im Haar, du weißt doch, wie gierig Zwerge nach Reichtümern sind", seufzte er unbeeindruckt. Legolas lächelte, als er an Gimli dachte. Anfangs hatte er genauso gedacht wie Ranwé, was Zwerge betraf, aber nachdem sie so viel miteinander durchgemacht hatten, erkannte Legolas, dass der Schein des öfteren trog. Gimli war nun ganz sicher einer seiner besten Freunde und dem Elben war es egal, was andere dazu sagten. "Du und deine Theorien, du solltest Gimli einmal kennen lernen, du würdest ihn lieben!"
"Das wiederum wage ich zu bezweifeln, meine Liebe beschränkt sich nur auf das schöne Geschlecht", grinste Ranwé. "Alter Weiberheld", seufzte Legolas kopfschüttelnd, Ranwé musste auch immer alles falsch verstehen, was er sagte, oder mehr hineininterpretieren als da eigentlich war. "Du hast mir richtig gefehlt, mein Freund", sagte Ranwé nach einer kurzen Pause nachdenklich, "Als ich davon hörte, dass die Gemeinschaft des Ringes losgeschickt wurde und du darunter warst, verfluchte ich mich selbst dafür, dich nicht begleitet zu haben! Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas zugestoßen wäre!" Legolas musterte seinen Freund lange. Er hätte solche Worte nie von Ranwé erwartet. Er war so überrascht, dass er darauf gar keine Antwort fand. Der größere und auch etwas kräftigere Elb lachte, als er Legolas' Gesichtsausdruck sah. "Versteh das jetzt nicht falsch, du musst keine Angst haben, dass ich über dich herfalle..." "Das würde ich ehrlich gesagt auch gar nicht zulassen", grinste er darauf. "Tz...du verschmähst mich...du verschmähst andere Frauen...du lebst nur für Celendra!", seufzte Ranwé grinsend.
"So ist es", bestätigte er. "Mmh...auch gut, bleiben mehr Damen für mich übrig!", Ranwé trank den Becher Met nun völlig aus und wischte sich die klebrigen Reste des Honigweins von der Oberlippe. "7 Tage, Legolas, überlege es dir!", murmelte ihm Ranwé dann schließlich zu, doch der Elb blieb hart: "Das kannst du vergessen, nie wird es jemanden geben, den ich mehr liebe als Celendra, und nun hör auf, mich damit zu nerven!" "Ich kann dich nicht zu deinem Glück zwingen, mein Lieber...aber erzähl doch mal, was war das für ein Vorfall mit dieser kleinen Diebin auf dem Marktplatz heute Morgen?", fragte er. Legolas schaute ihn nur verwundert an, sodass Ranwé erneut lachte und ihm zumurmelte: "Im Düsterwald verbreiten sich sehr schnell Nachrichten. Einige meinten, du seiest der große Held, der geholfen hat, die freien Völker zu retten und nun, da du endlich zu Hause bist, würdest du hier für Recht und Ordnung sorgen!"
"Nein, ich habe gar nichts getan, sie ist aus Versehen mit mir zusammengestoßen und wurde nur so gefangengenommen, ich sage dir, ich habe gar nicht gewusst, wie mir geschieht, so schnell lief das alles ab. Ich bin hier bei Weitem nicht der Ordnungshüter."
"Wie du meinst...du hast trotzdem Glück, kommst heim und schon liegen dir die Frauen zu Füßen.", murrte Ranwé neidisch. "Wie bitte?", lachte Legolas, "Es war nur eine ganz gewöhnliche Diebin, die nur zu töricht war, auf den Weg zu achten. Ich brüste mich nicht gerade damit, sie kennen gelernt zu haben, sie hat ein viel zu großes Mundwerk!"
"Wie war das vorhin...ich und meine Theorien über Zwerge? Du urteilst hier nicht gerade besser über dieses Mädchen...kennst du sie genauer, sodass du wirklich weißt, wer sie ist?"
"Nein...", erwiderte Legolas überrascht, "...aber das will ich auch gar nicht!"
"Siehst du, und so schließt sich der Kreis des Starrsinns!", murmelte Ranwé. Legolas wusste nicht, was er erwidern sollte, er konnte seinem Freund nicht widersprechen. Aber trotzdem wollte er von dieser Kleinen nichts wissen, sie war viel zu voreilig und frech, obwohl ihn das auch gleichzeitig neugierig machte. Ranwés schiefes Grinsen verwirrte ihn nur noch mehr: "Was ist?"
"Ganz sicher, dass du sie dir nicht einmal genauer ansehen willst?", grinste er. ("genauer ansehen" bedeutete in Ranwés Wortschatz soviel wie betrunken machen und schwängern)
"Natürlich will ich das nicht! Was für eine Frage, warum reden wir überhaupt über so belanglose Dinge?", murrte Legolas. "Wir reden immer über belanglose Dinge, schon vergessen? Nun...wenn du sie dir nicht einverleiben willst, dürfte ich dann mal einen genaueren Blick auf diese Diebin werfen?", grinste Ranwé weiter. "Ich fürchte, dazu wirst du keine Gelegenheit haben, sie ist noch immer im Verlies gefangen und wird frühestens nach dem Frühlingsfest entlassen!"
"Umso besser, da kann sie sich nicht wehren", lachte Ranwé und bestellte sich noch einen Becher Honigwein. Sein Freund war weniger begeistert von seinem Tatendrang und seufzte laut: "Du unverbesserlicher Frauenheld...in den Kerker gelangst du garantiert nicht!"
"Mmh...was soll's, es gibt ja noch viele andere Schönheiten im Düsterwald", Ranwé zwinkerte einer am Ausschank stehenden Elbenmaid zu, die daraufhin verlegen lächelte. "Legolas, mein Freund, ich glaube, die Unterhaltung müssen wir morgen fortsetzen...ich habe noch einiges zu erledigen", murmelte er und stand mit leicht wackeligen Beinen auf. Legolas stützte ihn noch rechtzeitig, ehe er der Länge nach hinschlug, dann jedoch befreite sich Ranwé aus seinem Griff und taumelte auf die junge Frau zu. Legolas stand nur seufzend da und beobachtete ihn, bevor er sich von ihm abwand, bezahlte und die Schenke verließ.
Die Luft hatte sich merklich abgekühlt, doch der Himmel war klar und wolkenlos. Legolas schaute auf zu den Sternen, war, obwohl er sie schon so oft gesehen hatte, noch immer von ihrer Schönhit überwältigt. Seine Gedanken kreisten um seine Verlobte, wie es ihr wohl gerade erging? Legolas konnte es kaum erwarten, sie wieder in seine Arme zu schließen nach einer so langen Zeit! Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich wieder zum Palast aufmachte. Seltsamerweise kamen ihm Ranwés Worte in den Sinn. Er wusste, dass sein Freund nicht mehr der nüchternste gewesen war, als sie über die Elbin sprachen, aber trotz allem erschien es ihm weise, was Ranwé sagte. Vielleicht hatte er sich nur von seiner Wut über den kleinen Langfinger leiten lassen und wirklich ein zu schnelles Urteil gefällt.
Legolas blieb stehen und atmete tief durch. Er musste seine Gedanken ordnen. Wozu sollte er überhaupt noch ein Wort mit ihr wechseln, es zwang ihn doch niemand dazu! Doch...sein schlechtes Gewissen tat es. Obwohl er eigentlich zu beleidigt über ihre Worte war, tat es ihm leid, sie so herablassend behandelt zu haben. Legolas war hin- und hergerissen.
"Was soll's, ich entschuldige mich bei ihr und damit hat sich die Sache!", sagte er zu sich selbst und ging dann festen Schrittes zum väterlichen Palast.
~*~*~
Zu ungefähr derselben Zeit, als Legolas mit Ranwé über Zwerge diskutierte, steckte Filegon noch immer bis zum Hals in Schwierigkeiten. Er wusste nicht, wie er aus dem Gewölbe entkommen sollte, schließlich würde nun jeder Ausgang von Posten bewacht sein. Zudem diese Unsicherheit, ob er schon längst entdeckt worden war oder nicht. Filegon ahnte, dass das eben gehörte Knarren nichts Gutes verheißen sollte, er kannte dieses Geräusch nur all zu gut. Er war sich sicher, dass es von einem eben gespannten Bogen herrührte. Er musste nun schnell handeln, Zeit zum Nachdenken hatte er nicht. Lautlos tat Filegon einen Schritt zur Seite, darauf achtend, seinen Körper möglichst nahe an der Mauer zu halten. Er atmete weiterhin flach und ruhig, obwohl das Blut durch seinen Körper raste und sein Herz ihm bis zum Halse schlug. Mit aller Vorsicht, die er in seiner Furcht aufbringen konnte, schaute er sich um und zu seiner Bestürzung erkannte er, dass er in der Falle saß. An beiden Seiten, nicht weit hinter ihm, lauerten die geschickten Bogenschützen der Palastwache. Noch hatten sie ihn nicht entdeckt, aber es würde nicht lange dauern. Sie wussten, dass er hier war und ihnen nur durch einen unglücklichen Zufall entwischen konnte. Filegon spürte, wie sie darauf warteten, dass er einen Fehler machte und sich somit zu erkennen gab.
Er beschloss, sich mehr oder weniger ehrenvoll zu ergeben, was würde es ihm denn schon bringen, wie ein Schaschlik aufgespießt zu werden? Filegon wagte noch einen letzten hoffnungsvollen Blick zu den höher liegenden Wänden, vielleicht war doch noch nichts verloren!
Und tatsächlich erblickten seine scharfen, blauen Augen einen kleinen Vorsprung im Gemäuer. Das fahle Licht der Abenddämmerung schien hindurch und Filegon wollte vor lauter Erleichterung aufschreien. Es war ein Fenster! Eindeutig! Und es schienen keine Gitterstäbe davor zu sein. Das Problem bestand für ihn nur darin, abzuschätzen, ob es auch groß genug für ihn wäre und ob er schnell genug hinausklettern konnte. Die Höhe bereitete ihm keine Sorgen, er war einer der Schnellsten und Geschicktesten, was das Klettern anging. (Lalaithwen meinte immer, Filegon wäre der Prototyp des modernen Kletterelben, denn schon so oft hatte er bei nächtlichen Diebeszügen hohe Bauten erklimmen müssen.)
Der Gedanke an seine jüngere Schwester ließ neuen Mut in ihm aufkeimen. Es musste ihm einfach gelingen zu flüchten, wie sonst konnte er Lalaithwen noch rechtzeitig vor dem Frühlingsfest hier herausholen, wenn er selbst angekettet war? Und dann tat er es...
Er riskierte Kopf und Kragen, stieß sich mit seinem linken Fuß vom Gemäuer ab, sprang mit all seinem Schwung so hoch er nur konnte und bekam den äußersten Rand des Mauervorsprunges zu fassen. Geschwind zog er sich hinauf, spürte schon die kühle Abendluft, die ihm sanft entgegenwehte. Er war so leise gewesen, wie es nur Elben sein konnten, doch trotz aller Mühe hatten die Wächter des Verlieses Filegon noch auf frischer Tat ertappt. "Eindringling, auch nur eine Bewegung von dir, die mir missfällt, kann dir das Leben kosten!", sagte einer der Bogenschützen, der ihn zuerst erspäht hatte und nun genau auf Filegon zielte. Dieser konnte beim besten Willen nicht mehr umkehren, er musste nur noch seine Beine aus der Fensteröffnung herausziehen, dann war er frei! Hastig tastete er um sich, versuchte Halt zu finden, um sich das letzte Stückchen noch herausziehen zu können. Nach ihm endlos erscheinendem planlosem Greifen erwischte er endlich den schmalen Stamm einer jungen Eiche und zog sich mit letzter Kraft aus dem Fenster. Hinter sich hörte er nur die Elben fluchen und verwirrtes Geraune.
Filegon richtete sich langsam auf und erst als er einen der Wachen rufen hörte: "Aber ich habe ihn doch getroffen!", bemerkte er, dass ein Pfeil, bis zur Hälfte abgebrochen durch die scharfen Kanten des Fensters, tief in seinem rechten Bein steckte. Durch seine Aufregung und dem starken Drang, ins Freie zu gelangen, hatte er den durchdringenden Schmerz, den er nun spürte, gar nicht bemerkt. Er versuchte, die Pfeilspitze aus der blutenden Wunde zu ziehen, doch seine Hände zitterten zu sehr und der Schmerz, als er den Pfeil berührte, durchdrang Mark und Bein. Filegon musste fort von hier, so schnell es ging. Es würde nicht lange dauern, bis ihm die Wachen erneut auf den Fersen waren.
Humpelnd schleppte er sich vorwärts, in die Dunkelheit des tiefschwarzen Waldes, wo er sicher sein würde...
~*~*~
Lalaithwen saß angekettet in ihrer Zelle und bangte um Filegon. Sie hatte vor wenigen Augenblicken die königlichen Wachen fluchend vorbeihasten sehen, ein Hoffnungsschimmer, dass sie ihn nicht erwischt hatten. Filegon war der Einzige, den sie hatte, dem sie vertraute. Doch was konnte sie hier drin schon für ihn tun? Er hatte sich in die Gefahr begeben, um ihr die Nachricht von seinem Fluchtplan zu überbringen, nur wegen ihr... . Lalaithwen konnte nur warten...warten auf die Nacht in 3 Tagen. Und das Warten war grausamer als jede Folter, schmerzhafter als jede Fessel, beängstigender als alle dunklen Kreaturen des Düsterwaldes zusammen.
Lalaithwen war erschöpft, ihre Arme waren ganz taub durch die engen Ketten um ihren Handgelenken.
Jegliche Sinne waren betäubt von der Sorge um Filegon und so bemerkte sie nicht, wie sich ihr jemand näherte, vor ihrer Zelle stehen blieb und sie beobachtete... .
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So...das ist bisher das längste Kapitel, aber man kann sich ja steigern, was meint ihr? Ich schreibe an Kapitel 5 weiter, aber wie gesagt, wären ein paar Reviews ein großer Ansporn für mich :)
Neca, ich weiß, du hasst Cliffhanger *lol*
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Kapitel 4: Schein und Sein
Filegon lief leichtfüßig durch die einem Labyrinth gleichenden Gänge des Verlieses, stets wachsam, jederzeit den nächsten Schritt koordinierend. Er fühlte, dass die Wachen ganz in der Nähe waren und er erkannte, dass er auf der Hut sein musste. Sie kannten die Dunkelheit des Kerkers bei Weitem besser als Filegon und vermutlich würden sie sich aufteilen, wenn sie wirklich nach ihm suchten. Vielleicht umzingelten sie ihn auch schon längst, er saß möglicherweise bereits in der Falle. Er durfte sich jetzt jedoch nicht selbst aus der Ruhe bringen, er musste klar denken, wenn er unentdeckt wieder entkommen wollte. `Das ist die Eigenart von Verliesen...hineinkommen ist kinderleicht, aber herauskommen eine schwere Geburt´, dachte er bei sich, bewusst seinen Atem flach haltend. Sein dunkler Mantel tarnte ihn und gab ihm neben der Dunkelheit noch einen größeren Schutz vor dem Entdecktwerden. Darauf durfte er sich aber nicht verlassen, Elben waren nicht dumm, und die Diener Thranduils erstrecht nicht.
Filegon hastete voran, schaute sich bei jeder Weggabelung nervös um. Er konnte nun nichts mehr hören, nicht einmal den Anflug von einem Geräusch. Diese Stille hielt er nicht lange aus. Filegon spürte, wie sein Herz in seiner Brust raste, ja, gar drohte zu zerspringen. Solch eine Anspannung hatte er selten in seinem doch recht jungen Leben spüren müssen, umso verwirrter war er nun in dieser Situation. Es war kein gutes Zeichen, dass er seinen eigenen Atem hörte und sonst nichts. Völlig konzentriert auf seine Umgebung, zuckte er plötzlich zusammen als er nicht weit entfernt von seinem Standort ein leises Knarren vernahm. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen das kalte Gemäuer, hielt die Luft an und lauschte...
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"Ein Zwerg verliebt in Galadriel? Wenn du das nicht für die Nachwelt aufschreibst, geht wahrlich eine Parodie verloren!", lachte Ranwé und nahm einen großen Schluck Met. Schon seit geraumer Zeit saß er mit Legolas in der Schenke und hörte sich die Berichte von seinen meist ungewöhnlichen Reiseerlebnissen an.
"Es ist aber wirklich wahr, allen hat Galadriel etwas Nützliches geschenkt, nur für Gimli wusste sie nichts und als sie ihn fragte, was er denn haben wolle, entgegnete er nur, dass er mit einer Strähne ihres goldenen Haares der glücklichste aller Zwerge sei."
"Mmh...vielleicht hat er nur geglaubt, Galadriel hätte Goldschmuck im Haar, du weißt doch, wie gierig Zwerge nach Reichtümern sind", seufzte er unbeeindruckt. Legolas lächelte, als er an Gimli dachte. Anfangs hatte er genauso gedacht wie Ranwé, was Zwerge betraf, aber nachdem sie so viel miteinander durchgemacht hatten, erkannte Legolas, dass der Schein des öfteren trog. Gimli war nun ganz sicher einer seiner besten Freunde und dem Elben war es egal, was andere dazu sagten. "Du und deine Theorien, du solltest Gimli einmal kennen lernen, du würdest ihn lieben!"
"Das wiederum wage ich zu bezweifeln, meine Liebe beschränkt sich nur auf das schöne Geschlecht", grinste Ranwé. "Alter Weiberheld", seufzte Legolas kopfschüttelnd, Ranwé musste auch immer alles falsch verstehen, was er sagte, oder mehr hineininterpretieren als da eigentlich war. "Du hast mir richtig gefehlt, mein Freund", sagte Ranwé nach einer kurzen Pause nachdenklich, "Als ich davon hörte, dass die Gemeinschaft des Ringes losgeschickt wurde und du darunter warst, verfluchte ich mich selbst dafür, dich nicht begleitet zu haben! Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas zugestoßen wäre!" Legolas musterte seinen Freund lange. Er hätte solche Worte nie von Ranwé erwartet. Er war so überrascht, dass er darauf gar keine Antwort fand. Der größere und auch etwas kräftigere Elb lachte, als er Legolas' Gesichtsausdruck sah. "Versteh das jetzt nicht falsch, du musst keine Angst haben, dass ich über dich herfalle..." "Das würde ich ehrlich gesagt auch gar nicht zulassen", grinste er darauf. "Tz...du verschmähst mich...du verschmähst andere Frauen...du lebst nur für Celendra!", seufzte Ranwé grinsend.
"So ist es", bestätigte er. "Mmh...auch gut, bleiben mehr Damen für mich übrig!", Ranwé trank den Becher Met nun völlig aus und wischte sich die klebrigen Reste des Honigweins von der Oberlippe. "7 Tage, Legolas, überlege es dir!", murmelte ihm Ranwé dann schließlich zu, doch der Elb blieb hart: "Das kannst du vergessen, nie wird es jemanden geben, den ich mehr liebe als Celendra, und nun hör auf, mich damit zu nerven!" "Ich kann dich nicht zu deinem Glück zwingen, mein Lieber...aber erzähl doch mal, was war das für ein Vorfall mit dieser kleinen Diebin auf dem Marktplatz heute Morgen?", fragte er. Legolas schaute ihn nur verwundert an, sodass Ranwé erneut lachte und ihm zumurmelte: "Im Düsterwald verbreiten sich sehr schnell Nachrichten. Einige meinten, du seiest der große Held, der geholfen hat, die freien Völker zu retten und nun, da du endlich zu Hause bist, würdest du hier für Recht und Ordnung sorgen!"
"Nein, ich habe gar nichts getan, sie ist aus Versehen mit mir zusammengestoßen und wurde nur so gefangengenommen, ich sage dir, ich habe gar nicht gewusst, wie mir geschieht, so schnell lief das alles ab. Ich bin hier bei Weitem nicht der Ordnungshüter."
"Wie du meinst...du hast trotzdem Glück, kommst heim und schon liegen dir die Frauen zu Füßen.", murrte Ranwé neidisch. "Wie bitte?", lachte Legolas, "Es war nur eine ganz gewöhnliche Diebin, die nur zu töricht war, auf den Weg zu achten. Ich brüste mich nicht gerade damit, sie kennen gelernt zu haben, sie hat ein viel zu großes Mundwerk!"
"Wie war das vorhin...ich und meine Theorien über Zwerge? Du urteilst hier nicht gerade besser über dieses Mädchen...kennst du sie genauer, sodass du wirklich weißt, wer sie ist?"
"Nein...", erwiderte Legolas überrascht, "...aber das will ich auch gar nicht!"
"Siehst du, und so schließt sich der Kreis des Starrsinns!", murmelte Ranwé. Legolas wusste nicht, was er erwidern sollte, er konnte seinem Freund nicht widersprechen. Aber trotzdem wollte er von dieser Kleinen nichts wissen, sie war viel zu voreilig und frech, obwohl ihn das auch gleichzeitig neugierig machte. Ranwés schiefes Grinsen verwirrte ihn nur noch mehr: "Was ist?"
"Ganz sicher, dass du sie dir nicht einmal genauer ansehen willst?", grinste er. ("genauer ansehen" bedeutete in Ranwés Wortschatz soviel wie betrunken machen und schwängern)
"Natürlich will ich das nicht! Was für eine Frage, warum reden wir überhaupt über so belanglose Dinge?", murrte Legolas. "Wir reden immer über belanglose Dinge, schon vergessen? Nun...wenn du sie dir nicht einverleiben willst, dürfte ich dann mal einen genaueren Blick auf diese Diebin werfen?", grinste Ranwé weiter. "Ich fürchte, dazu wirst du keine Gelegenheit haben, sie ist noch immer im Verlies gefangen und wird frühestens nach dem Frühlingsfest entlassen!"
"Umso besser, da kann sie sich nicht wehren", lachte Ranwé und bestellte sich noch einen Becher Honigwein. Sein Freund war weniger begeistert von seinem Tatendrang und seufzte laut: "Du unverbesserlicher Frauenheld...in den Kerker gelangst du garantiert nicht!"
"Mmh...was soll's, es gibt ja noch viele andere Schönheiten im Düsterwald", Ranwé zwinkerte einer am Ausschank stehenden Elbenmaid zu, die daraufhin verlegen lächelte. "Legolas, mein Freund, ich glaube, die Unterhaltung müssen wir morgen fortsetzen...ich habe noch einiges zu erledigen", murmelte er und stand mit leicht wackeligen Beinen auf. Legolas stützte ihn noch rechtzeitig, ehe er der Länge nach hinschlug, dann jedoch befreite sich Ranwé aus seinem Griff und taumelte auf die junge Frau zu. Legolas stand nur seufzend da und beobachtete ihn, bevor er sich von ihm abwand, bezahlte und die Schenke verließ.
Die Luft hatte sich merklich abgekühlt, doch der Himmel war klar und wolkenlos. Legolas schaute auf zu den Sternen, war, obwohl er sie schon so oft gesehen hatte, noch immer von ihrer Schönhit überwältigt. Seine Gedanken kreisten um seine Verlobte, wie es ihr wohl gerade erging? Legolas konnte es kaum erwarten, sie wieder in seine Arme zu schließen nach einer so langen Zeit! Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich wieder zum Palast aufmachte. Seltsamerweise kamen ihm Ranwés Worte in den Sinn. Er wusste, dass sein Freund nicht mehr der nüchternste gewesen war, als sie über die Elbin sprachen, aber trotz allem erschien es ihm weise, was Ranwé sagte. Vielleicht hatte er sich nur von seiner Wut über den kleinen Langfinger leiten lassen und wirklich ein zu schnelles Urteil gefällt.
Legolas blieb stehen und atmete tief durch. Er musste seine Gedanken ordnen. Wozu sollte er überhaupt noch ein Wort mit ihr wechseln, es zwang ihn doch niemand dazu! Doch...sein schlechtes Gewissen tat es. Obwohl er eigentlich zu beleidigt über ihre Worte war, tat es ihm leid, sie so herablassend behandelt zu haben. Legolas war hin- und hergerissen.
"Was soll's, ich entschuldige mich bei ihr und damit hat sich die Sache!", sagte er zu sich selbst und ging dann festen Schrittes zum väterlichen Palast.
~*~*~
Zu ungefähr derselben Zeit, als Legolas mit Ranwé über Zwerge diskutierte, steckte Filegon noch immer bis zum Hals in Schwierigkeiten. Er wusste nicht, wie er aus dem Gewölbe entkommen sollte, schließlich würde nun jeder Ausgang von Posten bewacht sein. Zudem diese Unsicherheit, ob er schon längst entdeckt worden war oder nicht. Filegon ahnte, dass das eben gehörte Knarren nichts Gutes verheißen sollte, er kannte dieses Geräusch nur all zu gut. Er war sich sicher, dass es von einem eben gespannten Bogen herrührte. Er musste nun schnell handeln, Zeit zum Nachdenken hatte er nicht. Lautlos tat Filegon einen Schritt zur Seite, darauf achtend, seinen Körper möglichst nahe an der Mauer zu halten. Er atmete weiterhin flach und ruhig, obwohl das Blut durch seinen Körper raste und sein Herz ihm bis zum Halse schlug. Mit aller Vorsicht, die er in seiner Furcht aufbringen konnte, schaute er sich um und zu seiner Bestürzung erkannte er, dass er in der Falle saß. An beiden Seiten, nicht weit hinter ihm, lauerten die geschickten Bogenschützen der Palastwache. Noch hatten sie ihn nicht entdeckt, aber es würde nicht lange dauern. Sie wussten, dass er hier war und ihnen nur durch einen unglücklichen Zufall entwischen konnte. Filegon spürte, wie sie darauf warteten, dass er einen Fehler machte und sich somit zu erkennen gab.
Er beschloss, sich mehr oder weniger ehrenvoll zu ergeben, was würde es ihm denn schon bringen, wie ein Schaschlik aufgespießt zu werden? Filegon wagte noch einen letzten hoffnungsvollen Blick zu den höher liegenden Wänden, vielleicht war doch noch nichts verloren!
Und tatsächlich erblickten seine scharfen, blauen Augen einen kleinen Vorsprung im Gemäuer. Das fahle Licht der Abenddämmerung schien hindurch und Filegon wollte vor lauter Erleichterung aufschreien. Es war ein Fenster! Eindeutig! Und es schienen keine Gitterstäbe davor zu sein. Das Problem bestand für ihn nur darin, abzuschätzen, ob es auch groß genug für ihn wäre und ob er schnell genug hinausklettern konnte. Die Höhe bereitete ihm keine Sorgen, er war einer der Schnellsten und Geschicktesten, was das Klettern anging. (Lalaithwen meinte immer, Filegon wäre der Prototyp des modernen Kletterelben, denn schon so oft hatte er bei nächtlichen Diebeszügen hohe Bauten erklimmen müssen.)
Der Gedanke an seine jüngere Schwester ließ neuen Mut in ihm aufkeimen. Es musste ihm einfach gelingen zu flüchten, wie sonst konnte er Lalaithwen noch rechtzeitig vor dem Frühlingsfest hier herausholen, wenn er selbst angekettet war? Und dann tat er es...
Er riskierte Kopf und Kragen, stieß sich mit seinem linken Fuß vom Gemäuer ab, sprang mit all seinem Schwung so hoch er nur konnte und bekam den äußersten Rand des Mauervorsprunges zu fassen. Geschwind zog er sich hinauf, spürte schon die kühle Abendluft, die ihm sanft entgegenwehte. Er war so leise gewesen, wie es nur Elben sein konnten, doch trotz aller Mühe hatten die Wächter des Verlieses Filegon noch auf frischer Tat ertappt. "Eindringling, auch nur eine Bewegung von dir, die mir missfällt, kann dir das Leben kosten!", sagte einer der Bogenschützen, der ihn zuerst erspäht hatte und nun genau auf Filegon zielte. Dieser konnte beim besten Willen nicht mehr umkehren, er musste nur noch seine Beine aus der Fensteröffnung herausziehen, dann war er frei! Hastig tastete er um sich, versuchte Halt zu finden, um sich das letzte Stückchen noch herausziehen zu können. Nach ihm endlos erscheinendem planlosem Greifen erwischte er endlich den schmalen Stamm einer jungen Eiche und zog sich mit letzter Kraft aus dem Fenster. Hinter sich hörte er nur die Elben fluchen und verwirrtes Geraune.
Filegon richtete sich langsam auf und erst als er einen der Wachen rufen hörte: "Aber ich habe ihn doch getroffen!", bemerkte er, dass ein Pfeil, bis zur Hälfte abgebrochen durch die scharfen Kanten des Fensters, tief in seinem rechten Bein steckte. Durch seine Aufregung und dem starken Drang, ins Freie zu gelangen, hatte er den durchdringenden Schmerz, den er nun spürte, gar nicht bemerkt. Er versuchte, die Pfeilspitze aus der blutenden Wunde zu ziehen, doch seine Hände zitterten zu sehr und der Schmerz, als er den Pfeil berührte, durchdrang Mark und Bein. Filegon musste fort von hier, so schnell es ging. Es würde nicht lange dauern, bis ihm die Wachen erneut auf den Fersen waren.
Humpelnd schleppte er sich vorwärts, in die Dunkelheit des tiefschwarzen Waldes, wo er sicher sein würde...
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Lalaithwen saß angekettet in ihrer Zelle und bangte um Filegon. Sie hatte vor wenigen Augenblicken die königlichen Wachen fluchend vorbeihasten sehen, ein Hoffnungsschimmer, dass sie ihn nicht erwischt hatten. Filegon war der Einzige, den sie hatte, dem sie vertraute. Doch was konnte sie hier drin schon für ihn tun? Er hatte sich in die Gefahr begeben, um ihr die Nachricht von seinem Fluchtplan zu überbringen, nur wegen ihr... . Lalaithwen konnte nur warten...warten auf die Nacht in 3 Tagen. Und das Warten war grausamer als jede Folter, schmerzhafter als jede Fessel, beängstigender als alle dunklen Kreaturen des Düsterwaldes zusammen.
Lalaithwen war erschöpft, ihre Arme waren ganz taub durch die engen Ketten um ihren Handgelenken.
Jegliche Sinne waren betäubt von der Sorge um Filegon und so bemerkte sie nicht, wie sich ihr jemand näherte, vor ihrer Zelle stehen blieb und sie beobachtete... .
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So...das ist bisher das längste Kapitel, aber man kann sich ja steigern, was meint ihr? Ich schreibe an Kapitel 5 weiter, aber wie gesagt, wären ein paar Reviews ein großer Ansporn für mich :)
Neca, ich weiß, du hasst Cliffhanger *lol*
