A/N: Jaaa, fröhliche Weihnachten, euch allen da draußen. Hab gerad so gute
Laune, dass ich eure mit einem weiteren Kapitel vermiesen muss *lol*...ja,
schau an, hab weitergeschrieben und dieses Kapitel is sogar noch länger
*ächz* ich hoffe, das nervt hier niemanden, aber konnte echt nichts
weglassen, ich hoffe ihr habt Verständnis. So, nun zum Kapitel: es ist
laaang, seeehr laaang *ich hoffe aber nicht langweilig* und voller
Verwirrungen und Wendungen *wie mein kleines Gehirn, ich weiß...lol* und
teilweise so zuckersüß, dass ihr beim Lesen Karies bekommen könntet...also:
vorher Zähne putzen, dann lesen, dann reviewen *fleh* (macht mir ein
kleines Weihnachtsgeschenk)
Danke an alle, die reviewt und gelesen haben, ihr seid und bleibt die Besten!!! *schmatz*
@Jelly: *lol*...ich liebe deine Reviews einfach *knuddel*
@ alle anderen: eure natürlich auch *lol*
P.S.: Haldir lebt in meinem Herzen und dieser Story weiter *g*
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Kapitel 16: Lug und Trug
Filegon blinzelte etwas verschlafen und schaute sich um. Noch immer lag seine Schwester in seinem Arm und zu seiner Erleichterung hatte sie ihr gestriges Entleerungsprogramm nicht noch einmal vollzogen. Der frische Morgenwind wehte sanft in den Bäumen und ein blumiger Duft wurde durch ihn verbreitet. Lorien war einfach wie ein Traum, so zart und zerbrechlich und einzigartig in seinem Wesen. Doch irgendetwas war anders an diesem Morgen. Es war Filegon, als wäre Loriens einzigartiger Zauber von einem Schatten getrübt, doch was es genau war, das ihn im Grunde seines Herzens besorgte, konnte der junge Elb nicht ausmachen. Wachsam lauschte Filegon und schaute sich um, wobei seine Bewegungsfreiheit stark durch Lalaithwen eingeschränkt war, die tief und fest schlafend an seiner Brust lehnte. Für einen kurzen Moment blickte er zu ihr herab und schmunzelte bei dem Gedanken daran, wie verkatert sie wohl aufwachen würde. Selber schuld!
Sie hatte sich am Abend zuvor aufgeführt wie der größte Trottel Lothloriens, nur gut, dass sie sich nicht an alles erinnern würde. Verschlafen murmelte sie etwas Undeutbares vor sich hin und schmiegte sich näher an ihren Bruder. "Laith, hör auf damit, ich bin schließlich nicht dein persönliches Kuschelkissen", lachte er. Sie reagierte nicht, schien immer noch in ihren Träumen die Sterne vom Himmel zu holen. Ein warmes Lächeln umspielte die schönen Gesichtszüge Filegons, als er sich zu ihr herabbeugte und in ihr Ohr flüsterte: "Weder bin ich dein Kuschelkissen, noch Legolas selbst..."
Wieder keine Reaktion. Sie war so verkatert und verschlafen, dass sie nicht einmal bei diesem schlaghaltigen Stichwort aufwachte. Filegon schüttelte mit dem Kopf. Vielleicht hatte sie den Namen des Prinzen in der letzten Nacht nur aus ihrer Trunkenheit heraus gesagt. Oder seine kleine Schwester verschwieg ihm mehr, als er dachte... . (was nichts Neues gewesen wäre) Er musterte sie, in Gedanken versunken und spielte mit ihrem Haar. Sie brauchte eindeutig ein Bad, in einigen Strähnen konnte man sogar vereinzelt getrocknetes Orkblut erkennen und ihr Gesicht war teilweise mit einem dünnen Schmutzfilm bezogen. Teilweise. Wie gesagt. Der Rest durfte mittlerweile auf Filegons Leinenhemd kleben. Der ältere Elb seufzte laut, schloss für einen Moment die Augen. Dann erschauerte er. Er wusste, dass etwas oder jemand ihn beobachtete, genau in diesem Augenblick. Doch noch bevor Ioreweth auch nur seine Hand auf Filegons Schulter hatte legen können, fuhr dieser in Windeseile herum und hatte Legolas' Dolch auf ihn gerichtet. Filegon gelang es irgendwie, Lalaithwens Fall ein wenig abzufedern, sodass sie zwar unsanft, doch nicht zu hart zu Boden ging, um zugleich aufzuwachen.
"Ganz ruhig, mein Freund, überlege dir gut, wen du abstichst...", sagte Ioreweth ruhig und umfasste mit seiner Hand geschickt die Klinge des edlen Dolches. "Mein Name ist Ioreweth, ich gehöre zur Garde Lothloriens...und dies...", sprach der weise Elb weiter und zog dem etwas verwirrten Filegon mühelos die Hiebwaffe aus der Hand, "gehört wenn ich mich nicht irre Legolas, dem Sohne Thranduils..."
"Spinnst du, Filegon, es hätte schon ausgereicht, wenn du mir einen leichten Schubs gegeben hättest, aber so brutal mit der eigenen Schwester umzugehen...", beschwerte sich Lalaithwen indes, den Schmutz von ihrem Mantel abklopfend, "oh...hallo", fuhr sie dann stammelnd fort, als sie den fremden Elben und dessen Geleit ringsherum stehen sah. Filegon erwiderte Ioreweths finsteren, misstrauenserfüllten Blick und es folgten einige Sekunden des Schweigens, bevor Laith die Stille nicht mehr aushielt: "Äh...ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber was geht hier überhaupt vor?"
Ioreweth musterte sie kurz, schien die Augen zusammenzukneifen und wand sich dann an seinen Bruder: "Iorelass, es wird Zeit, dass wir zurückgehen, wir haben schon viel zu viel Zeit damit vertrödelt, sie schlafen zu lassen."
Beunruhigt trat Lalaithwen zu Filegon und umfasste seine Hand. "Was...was ist denn passiert, Filegon? Wer sind diese Fremden, warum habe ich solche Kopfschmerzen und wo bei Eru ist dein Übergewand abgeblieben?", murmelte sie ihm zu, ernsthaft verwirrt. "Auf Wunsch von Haldir und Legolas werdet ihr beiden nun mit uns kommen...keine Widerrede", sagte Ioreweth und als Filegon sah, dass die Elben allesamt mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren, hatte er ein ganz mieses Gefühl, was den plötzlichen Besuch anging. Was, wenn Legolas Haldir doch die Wahrheit über Laith und ihm gesagt hatte und Lorien nun doch zur Endstation ihrer Reise würde? Oder war ihnen der gestrige, nun, peinliche Vorfall im Pavillon gemeldet worden? So oder so, Filegon fühlte sich nicht gerade sehr wohl, vor allen Dingen, weil sein herzallerliebstes Schwesterchen immer noch nicht richtig da zu sein schien. "Damit wäre eine deiner Fragen beantwortet, tu mir den Gefallen und halt die Klappe, egal was passiert...", knurrte er in ihre Richtung und Laith, die viel mehr mit ihrem eigenen Leid beschäftigt war, trottete ihm hinterher.
"Könnt Ihr uns nicht wenigstens sagen, weshalb uns Eure Herren zu sich führen?", fragte Filegon gereizt, aber noch immer in einem höflichen Ton, als sie gerade einige Meter zurückgelegt hatten.
"Geduldet euch, ihr werdet noch früh genug erfahren, warum es besser für euch ist, mir zu folgen", entgegnete der stattliche Elb ohne sich umzudrehen und er setzte seinen eiligen Schritt fort, schien auf jedes noch so kleine Geräusch in der Umgebung zu achten. In diesem Moment fiel Filegon zum ersten Mal der kunstvoll verzierte Köcher Ioreweths auf, aus feinem Elfenbein und silbernem Leinen gefertigt. Seine Gefährten, die ihm allesamt nach und nach folgten waren ähnlich ausgerüstet. Laith' Gedanken schienen sich ein wenig zu ordnen, denn auch sie bemerkte die tödlichen Waffen ihrer Begleiter und die damit wohl verbundenen Schwierigkeiten, die im Herzen Caras Galadhons auf die beiden warteten. "Mir gefällt das Ganze nicht...wo bringen die uns hin?", fragte sie Filegon vorsichtig. Der, ohnehin schon genervt und gereizt, knurrte ihr entgegen: "Kannst du nicht einmal zuhören, wenn man dir etwas sagt? Sie bringen uns zu Legolas...dem sicher schon zu Ohren gekommen ist, wie du dich gestern aufgeführt hast...so viel zum Thema Freiheit..."
Laith konnte kaum glauben, was er da sprach: "Was meinst du? Er...er hat doch...gesagt...", begann sie zaghaft, aber Filegon wand sich von ihr ab. Ioreweth hatte interessiert dem kurzen Wortwechsel gelauscht. Haldir sagte, es wären Freunde von Legolas, aber sie benahmen sich eher, als führte man sie zu ihrem Henker und nicht zu einem vertrauten Freund. Etwas gefiel Ioreweth nicht an den Elben. Allein ihr Erscheinungsbild ließ nicht unbedingt vermuten, dass sie edle Elben aus dem Düsterwald waren.
Der junge Mann trug nur ein dünnes, stark beschmutztes Leinenhemd und eine schlichte Hose, die teilweise zerrissen war. Sein Haar war weder frisiert noch gekämmt. Das gleiche konnte man von der kleinen Elbe sagen, nur dass sie viel schlimmer aussah. Und noch dazu hatten beide inmitten eines Weges ohne Schutz vor nächtlichen Gefahren geschlafen.
Der Elb war sich sicher, dass er ein Auge auf sie werfen müssen würde.
~*~*~
Legolas ging nervös auf und ab, als die Mittagsstunde schon längst vorbei war und Ioreweth mit seiner Truppe noch immer nicht zurückkehrte. Als ob das noch nicht genug Grund zur Sorge war, nein, da mussten seine Gedanken kreuz und quer durch seinen Kopf jagen. Er musste an sein Zuhause denken, an seinen Vater, an seine Verlobte. Und an Ranwé. So hatte er ihn wirklich noch nie erlebt. Der sonst so durchtriebene, windige Elb schien wirklich verliebt zu sein. Und das ausgerechnet in Lalaithwen, Legolas konnte es nicht fassen.
Unwillkürlich lachte er leise vor sich hin und schüttelte mit dem Kopf. "Ein tolles Paar, der Schürzenjäger und die Taschendiebin", murmelte er und blickte nervös um sich. Warum machte er sich nur so viele Gedanken, Ranwé hatte recht, Ioreweth würde beide sicher zurückbringen und Haldir die Grenzwachen verstärken. Doch trotzdem sagte ihm etwas in seinem Herzen, dass es besser war, auf der Hut zu sein. Gedankenversunken strich er über seine Brust. Es schmerzte noch, wenn auch nicht mehr so schlimm. Was würde er wohl Celendra erzählen, wenn sie die Narbe erblickte? Legolas seufzte, lehnte sich seitlich an den mächtigen Stamm eines Mallornbaumes und versuchte, jeden einzelnen seiner wirren Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen.
"Legolas, sie sind da", hörte er plötzlich Ranwés vertraute Stimme sprechen. Langsam drehte er sich um und nickte, als er das Leuchten in den Augen seines Freundes sah. Ranwé und verknallt...das passte ungefähr so gut zusammen, wie Zwerg und Elb...im Normalfall (ja, es schien wahrlich so, als seien er und Gimli eine reine Ausnahme, was die Freundschaft dieser beiden Völker anging). "Ausnahmen bestätigen die Regel", flüsterte Legolas unbedacht, worauf Ranwé den Kopf schieflegte und seinen Freund besorgt musterte.
"Ist alles in Ordnung, Legolas?"
Legolas nickte, obgleich er wusste, dass es nicht so war.
~*~*~
"Ich muss hier doch nicht durchsehen, oder?", murrte Lalaithwen Filegon zu, als sie letztendlich im Herzen Caras Galadhons angekommen waren und auf den Hauptmann der Galadhrim warteten. Ringsum standen Ioreweths Leute, bewaffnet und mit finsterer Miene. "Haben wir irgendetwas angestellt von dem ich noch nichts weiß?", fragte sie dann weiter und wippte nervös auf ihren Füßen vor und zurück. Filegon seufzte deutlich hörbar, sodass seine Schwester kurz inne hielt und fragend zu ihm aufschaute. "Was ist eigentlich los mit dir, Filegon? Warum knurrst du mich schon den lieben langen Tag an?" Als sie wiederum keine Antwort, ja nicht einmal einen Blick von ihm geschenkt bekam, seufzte sie ebenso und murrte: "Und mir vorwerfen, ich wäre launisch"
Filegon holte tief Luft, war kurz davor ihr gehörig die Meinung zu geigen. Ihre Ignoranz war einfach nicht mehr auszuhalten. Sie benahm sich, als wüsste sie gar nicht mehr, was sich am Abend zuvor ereignet hatte und dass er und sie dadurch wohl in Schwierigkeiten geraten würden. Bevor Filegon jedoch eine große Standpauke halten konnte, ergriff Ioreweth das Wort: "Haltet euch mit euren Streitereien im Zaume. Haldir ist den Umgang mit Herumtreibern wie euch beiden nicht gewohnt"
"Moment mal, ja? Wir sind weder Herumtreiber, noch irgendwelche ordinären Menschen", legte sich Lalaithwen mit dem Hauptmann der Grenzwachen an und deutete provozierend auf das rechte, leicht gespitzte Ohr. Filegon schloss nur die Augen, in letzter Zeit glaubte er seine Schwester nicht wiederzuerkennen. "Laith", sagte er laut und packte ihre Schulter.
Ioreweth schwieg, musterte sie eindringlich, bevor er nah zu ihr herantrat und abschätzend zu ihr herabblickte. Laith verachtete diesen Blick zutiefst, kannte ihn nur zu gut. Legolas hatte sie immer so angesehen. "Das mag richtig sein, trotzdem gehört ihr zwei nicht hier her...und wenn es nach mir ginge, hättet ihr nie die Grenze zum Goldenen Wald übertreten dürfen", zischte er ihr kalt zu, worauf Laiths Temperament wieder mit ihr durchging: "Ihr glaubt wohl, Ihr könnt Euch alles erlauben, nur weil Ihr reinen Elbenblutes seid? Es gab Zeiten, da herrschte noch Toleranz und Respekt in Euren Wäldern..."
"Laith, hör jetzt auf", mischte sich Filegon ein, doch sie ignorierte seinen festen Griff und blitzte Ioreweth wütend an.
"Du sprichst von Dingen, von denen du keine Ahnung hast, kleine Elbe", sprach Ioreweth streng und packte ihr Kinn, hob es grob hinauf, sodass sie ihn ansehen musste. "Du magst elbisches Blut in deinen Venen haben, doch ganz sicher ist es durch Menschenblut verschmutzt worden, das dich schwach und fehlerhaft macht. Kein Elb verhält sich weder so wie du, noch sieht er so heruntergekommen aus", sagte er spottend. Filegon ahnte, was folgen würde, doch war er schnell genug, um weiteres Ausschreiten der Auseinandersetzung zu verhindern, indem er Laith an den Armen festhielt und zurückzog. Sonst wäre sie auf den Elben losgegangen wie ein Ork. Stattdessen konnte sie nur versuchen, sich aus Filegons Griff zu winden und als ihr dies nicht gelang, spuckte sie auf Ioreweths Füße.
Schneller als ein Menschenauge es hätte verfolgen können, zogen Ioreweths Männer ihre Bogen und legten lange, spitze Pfeile auf die Sehnen. "Treib es nicht zu weit, Fremde", sagte der Elb rau und zog Lalaithwen an ihrem Mantelkragen näher zu sich. "Ein kurzes Zeichen von mir und du und dein Begleiter wäret von Pfeilen durchbohrt"
Laith hielt seinem kalten Blick stand (schließlich hatte sie zuvor genügend Übung mit Legolas gehabt) und flüsterte leise: "Ist es schon so weit gekommen, dass Hass und Vorurteil die Gastfreundschaft der Elben überragen?" Ioreweth kniff die Augen zusammen und erwiderte: "Wenn du nicht dein freches Mundwerk unter Kontrolle halten kannst wirst du eine Gefangene und kein Gast sein..." Mit diesen Worten ließ er von ihr ab und die Elben senkten ihre Waffen. "Laith, sag mal geht's dir noch ganz gut? Willst du unsere Lage nun noch mehr verschlechtern?", raunte ihr Filegon zu. "Aber...ich musste doch irgendetwas sagen, er hat uns beleidigt", verteidigte sie sich selbst. Filegon schaute sie einen Augenblick schweigend an und murmelte: "Wie ich schon sagte, ich erkenne dich gar nicht wieder..." Ohne etwas hinzuzufügen folgte er Ioreweth und ließ Lalaithwen allein stehen. Diese schüttelte mit dem Kopf, tat es ihm dann aber gleich.
"Was geht hier vor?", fragte Haldir, der das Geschehene beobachtet hatte und nun vor Ioreweth trat, der sich ehrerbietend vor dem Hauptmann verbeugte. "Die Gefährten des Prinzen führten wir wie befohlen hier her, Haldir, doch entsetzt es mich sehr, zu sehen, mit welchem Gesindel der Prinz des Düsterwaldes reiste"
"Jetzt beleidigt er uns schon wieder", knurrte Laith leise, Filegon zog Lalaithwen an ihrem Haar zurück und murmelte: "Vielleicht meint er ja Ranwé", ein kurzes, aber erleichterndes Lächeln folgte und Lalaithwen erwiderte es vorsichtig. Sie hatte die Nerven ihres Bruders überreizt und war nun über jede freundschaftliche Geste seinerseits froh, denn die Gunst ihres Bruders war das Letzte, das sie verlieren wollte. Haldir schaute in die Runde, legte dann aber seine Hand auf Ioreweths Schulter: "Sei nicht so ungestüm, Freund..."
Dann wand er sich an die beiden jungen Elben und nickte ihnen zu. "Folgt mir" Lalaithwen und Filegon tauschten leicht beunruhigte Blicke, taten dann aber, was ihnen aufgetragen wurde. Einige Zeit gingen sie unter riesigen Bäumen entlang, bis Haldir sie eine große, gewundene Treppe hinaufführte. "Entschuldigt, Herr, aber wir würden gern das Anliegen unseres unfreiwilligen Besuches erfahren", warf Filegon höflich ein. Haldir blieb stehen und drehte sich zu ihnen, in seinen Augen lag ein Ausdruck des Unverständnisses und der Verwunderung. "Eure Freunde, Ranwé und Legolas, baten mich, nach euch schicken zu lassen, da dunkle Wolken über den lothlorischen Himmel ziehen. Wildes Getier streift neuerdings durch das Dickicht...Orks...und vielleicht noch ganz anderes Gesindel. Aus Sorge ließen wir euch hier her holen."
Fast gleichzeitig atmeten Laith und ihr Bruder erleichtert aus, was Haldir stutzig machte. "Aber warum sprecht ihr von einem unfreiwilligen Besuch? Ich war im Glauben, es würde euch freuen, eure Freunde wiederzusehen...und...warum scheint ihr erleichtert darüber zu sein, dass Orks unsere Grenzen überschritten haben und eine nicht zu unterschätzende Bedrohung sind?"
"Oh, nein, unfreiwillig, weil wir unsere Angelegenheiten hier in Lorien noch nicht erledigen konnten und erleichtert...erleichtert waren wir, rechtzeitig durch Eure Männer vor der Gefahr gerettet worden zu sein", sprach Filegon und Laith staunte mal wieder über seine Redegewandtheit. Haldir zögerte, schien dieser Erklärung nicht ganz zu glauben, drehte sich dann aber erneut um und führte die Geschwister weiter hinauf. Die Sonne spielte mit dem grünenden Laub der Bäume, ihr Licht kleidete alles in einen goldenen Schimmer. Laith war es, als träumte sie, als sie die Stufen mühelos erklomm. Oben angekommen, machte Haldir Halt und wand sich ein weiteres Mal an die beiden Elben.
"Kommt nun, ich führe euch zu euren Freunden. Ihr seht erschöpft aus. So badet, lasst euch neu einkleiden und ruht ein wenig. Ihr genießt hier den Schutz Caras Galadhons, hier kann euch nichts geschehen", versicherte er weiterhin und schenkte ihnen ein Lächeln. "Nach dem, was wir erlebt haben, wäre ich da gar nicht mehr so sicher", sagte Filegon mehr zu sich selbst als zu den anderen. Haldir gab daraufhin nichts zurück, sondern ließ sie in eine Art Halle eintreten, welche mit Elfenbein und Glas geschmückt und überdacht war. Einige Zeit schwiegen sie nur, bestaunten die einzigartige Schönheit der Stadt, denn von der großen Halle aus konnte man über viele Baumwipfel hinweg, den Goldenen Wald erblicken, ein Ort voller Geheimnisse und Pracht. Haldir lächelte, als er Lalaithwens neugierige Blicke sah und ihren staunenden Ausdruck in den Augen.
"Lalaithwen, Eru sei Dank, dir ist nichts passiert", hörten sie plötzlich Ranwé rufen. Erschrocken wand sich die Elbe um und sah Ranwé am anderen Ende der Halle stehen (wo er besser auch geblieben wäre) und erfreut zu ihr hinüberlaufen. Filegon schenkte dem windigen Kerl wie gewohnt alle Höflichkeit, die er aufbringen konnte, indem er gar nichts sagte. Lalaithwen, immer noch ein wenig überrascht über diesen freudigen Ansturm des Elben stand ein wenig hilflos inmitten des Raumes, als Ranwé sie stürmisch umarmte und an sich presste. "Ich habe dich so vermisst, Melamin"
Filegon stand einmal mehr kurz davor, Ranwé die verdorbene Seele aus dem Leib zu prügeln, als er plötzlich Legolas in der Tür stehen und die beiden beobachten sah. Auf Filegon wirkte Legolas Blick traurig und irgendwie wehmütig, bis er sich schließlich abwand und die Halle betrat.
Lalaithwen indes kämpfte gegen die heftige Umarmung des Elben an und versuchte ihn mit aller Macht von sich wegzuschieben, doch wie so oft siegte die Kraft der Reinblütigkeit über Lalaithwens. "Ranwé, lass mich los, ich bekomme keine Luft mehr", murmelte sie und trat mit voller Absicht auf dessen Fuß. Ranwé ließ sich davon nicht beirren, lockerte zwar den Griff, ließ sie aber nicht los. "Ai, Melamin, aniron cen", flüsterte er in ihr Ohr, worauf sie zusammenzuckte, als sie seinen heißen Atem an ihrer empfindlichen Ohrmuschel spürte. "Na, lass das, hab ich gesagt, und nenn mich nicht Melamin, wenn du nicht willst, dass ich dir eine reinhaue!", polterte sie los und Haldir, Ranwé und Legolas schauten sie überrascht an. Nur Filegon musste sich wieder einmal das Lachen verkneifen.
"Aber...aber...", stammelte Ranwé und seine Lippen bebten regelrecht.
"Nicht aber...", äffte sie ihn nach und machte einen großen Schritt von ihm weg, "Ich habe dir eindeutig gesagt, dass der Kuss nur ein Versehen war, deswegen bin ich noch lange nicht deine kleine Bettmieze"
Das war deutlich. Sogar für Ranwé. Haldir blickte ein wenig verwirrt zu Legolas, doch auch der zuckte mit den Achseln, aber im Inneren seines Herzens breitete sich eine unerwartete Wärme aus. "Laith, das war jetzt aber wieder gemein von dir", spottete Filegon, doch sie schaute ihn scharf an, worauf er verstummte. "Was kann ich dafür, dass er so schwer von Begriff ist...", sagte sie genervt und wand sich von Ranwé ab. Legolas trat zu ihnen, Ranwé stand noch immer in gleicher Pose, mit einem Ausdruck tiefster Enttäuschung auf dem Gesicht, da, als Legolas Filegon zunickte. Dieser erwiderte seine Geste und sprach: "Schön, dich wiederzusehen, auch wenn dies recht unerwartet für uns war...wir dachten schon...na ja"
Legolas lächelte leicht, blickte kurz zu Lalaithwen, die stur auf den marmornen Boden starrte und wand sich dann wieder an Filegon: "Nein...nicht doch, keineswegs beabsichtigte ich, euere Angelegenheiten zu stören, es ist nur so, dass wir besorgt um euch waren. Haldir und seine Leute nehmen an, dass die Orks uns unbemerkt folgen konnten."
Noch immer schaute er sie nicht an, wich ihren vorsichtigen Blicken bewusst aus, bis Laith schließlich die Geduld verlor und beschloss, jegliche Friedensversuche bleiben zu lassen. Legolas war schon immer eigenartig und würde es wohl auch immer sein, Laith würde es darauf beruhen lassen. "Mit Verlaub, sei mir die Frage gestattet, um welche Angelegenheiten es sich handelt? Dessentwegen habt ihr euch doch wohl unüberlegterweise getrennt?", fragte Haldir. Filegon tauschte einen fragenden Blick mit seiner Schwester und sprach dann: "Wir sind hier, weil wir unsere Eltern zu finden hofften"
Ranwé gesellte sich langsam zu Legolas, schaute Lalaithwen nicht mehr an. Zwar hatte sie ihm gesagt, dass sie nichts für ihn empfand, aber ihn so kalt von sich zu stoßen, das hatte er nicht erwartet. Damit würde er sich nicht zufrieden geben, er würde noch um sie kämpfen. Sie hatte in seinen Augen sowieso keine Wahl. Er spielte nun den Beleidigten, doch der Elbe sollte das nur recht sein, so ließ er sie wenigstens in Ruhe. "Eure Eltern", wiederholte Haldir erstaunt, "Ihr sucht sie? Wisst ihr denn nicht, wo sie leben?", entgegnete er ein wenig ungläubig. Ihm schien es verworren, dass Eltern und Kinder lang getrennt waren und nicht wussten, wo sich der andere befand. Filegon schüttelte mit dem Kopf: "Das ist eine längere Geschichte, wir erhielten nur den Hinweis, dass sie sich angeblich in Lorien aufhalten."
"So nennt mir die Namen eurer Eltern und ich werde euch sagen, ob ich sie kenne.", bot Haldir an und nach langer Zeit schaute Legolas kurz zu Lalaithwen und lächelte unbewusst, als er den hellen Hoffnungsschimmer in ihren Augen sah.
"Der Name unserer Mutter lautet Sûrathiel und der unseres Vaters Helthon", erwiderte Filegon sofort und unterbewusst umfasste er Lalaithwens Hand. Haldir schwieg einen Moment und in seinen Augen spiegelte sich Nachdenklichkeit und Überraschung wieder. "Ich kenne ein Elbenpaar mit solchen Namen...", begann er und Laith holte tief Luft, drückte Filegons Hand fester, "Sie lebten einst im Düsterwald?" Laith nickte eifrig und wollte schon einen Jubelschrei ausrufen, als Haldir flüsterte: "Ich kannte sie einst, das ist wahr...doch...hatten sie nur einen Sohn...und keine Tochter"
Augenblicklich klappte Lalaithwens Kinnlade hinunter und Filegons Augen weiteten sich. "Nur einen Sohn?", wiederholte er leise und Haldir nickte. Eine bedrückende Stille herrschte in diesem Moment, Lalaithwen wollte nicht glauben, was Haldir gesagt hatte. "Das ist nicht wahr, Ihr müsst jemand anderen meinen", lächelte sie hoffnungsvoll, doch als Haldir fragte: "Sûrathiel, Tochter Ceregols und Meldeth? Helthon, Sohn Henwés und Alcerwiel?", wurde Lalaithwen klar, dass Haldir ihre Eltern meinte...oder Filegons Eltern, wie sich jetzt herausstellte. "Das kann nicht sein, seid Ihr Euch ganz sicher?", fragte Filegon und Haldir nickte.
"Nach deiner Geburt, Filegon, Sohn Helthons, blieb es deiner Mutter verwehrt, weitere Kinder zu bekommen, sie kann nicht deine Schwester sein." Legolas beobachtete ihre Reaktion genau, er selbst war überrascht von Haldirs Worten. Sie runzelte die Stirn, schüttelte mit dem Kopf und schaute nicht auf. "Das...das kann aber nicht sein...wie ist das möglich? Ich wuchs mit ihm auf!", argumentierte Laith und Legolas bemerkte, wie sehr ihre Stimme zitterte.
"Ich kann es mir auch nicht erklären, es sei denn, du wurdest als Findelkind aufgezogen, doch eines steht fest, du bist nicht Filegons Schwester.", sagte Haldir sanft, als er sah, wie sehr seine Worte ihr schmerzten. "Ich selbst wuchs nicht in Lorien auf, woher kennt Ihr mich dann und woher wollt Ihr wissen, dass Lalaithwen nicht meine Schwester ist, denn auch sie wuchs nahe Düsterwald auf.", versuchte Filegon verzweifelt einen Irrtum Haldirs heraufzubeschwören, doch dieser sprach: "Ich weiß es, weil ich deine Mutter sehr gut kannte und von ihrem Leid, keine weiteren Kinder mehr zu haben wusste..."
Filegon stockte der Atem. "Ihr kanntet sie?", fragte er dann ungläubig und blickte zu Haldir auf. Dieser nickte vorsichtig und Legolas verfolgte das vorsichtige Gespräch mit Erstaunen. "Trotzdem...wie...ich meine...ich kenne Lalaithwen seit sie ein Kind war", murmelte er dann wieder, doch Haldir schlug auch diese Hoffnung nieder: "Akzeptiere es, Filegon, sie ist nicht deine Schwester...oder hast du ihre Geburt gesehen?"
Enttäuscht schüttelte Filegon mit dem Kopf und blickte zu Boden. "Und die Schwangerschaft deiner Mutter?", fragte er weiter. Diesmal blickte Filegon nur verletzt auf, seufzte dann aber nur. "Ich wusste nichts davon, dass meine Mutter keine Kinder nach mir bekommen konnte, noch wusste ich, ob sie schwanger war oder nicht, da ich zu dieser Zeit von meinem Vater zu meinen Onkel geschickt wurde, als Lalaithwen noch nicht da war. Er sagte mir, ich solle ihm zur Hand gehen, und dass ich in den damaligen dunklen Zeiten sicherer bei ihm wäre, doch wird mir erst jetzt bewusst, dass sie mir nur verheimlichen wollten, dass..."
"Hör auf", wisperte Lalaithwen kaum hörbar. Abrupt verstummte Filegon, schaute zu ihr herab, wollte nach ihrer Hand greifen, doch sie zog sie weg. "Laith, ich wusste nicht..." Als sie zu ihm aufschaute, schwieg er erneut. "Es hat keinen Sinn mehr, herumzudiskutieren, Haldir wird wohl die Wahrheit sprechen", flüsterte sie mit heiserer Stimme, die verriet, dass sie gegen Tränen ankämpfen musste. Ranwé warf Lalaithwen einen mitleidsvollen Blick zu. Er begehrte, liebte sie, wollte sie...um jeden Preis und so sah er in ihrer Situation schon wieder die Chance für einen weiteren Annäherungsversuch. Legolas hatte den Blick gesenkt, wagte es nicht, in ihre Augen zu sehen. Vor einiger Zeit hatte es ihn noch erfreut, ihr regelrecht wehzutun, da sie seinen Stolz verletzte, doch nun, in diesem ganz besonderen Moment in der Halle Caras Galadhons, war sie nicht mehr als ein kleines Mädchen, schwach, verletzlich und durcheinander. Haldir schien die ganze Zeit über Filegon mit fragenden Blicken zu durchlöchern, es war, als könnte er sich etwas nicht erklären. Doch Haldir schwieg zunächst, die Situation war zu genüge angespitzt.
Als Ranwé zu ihr trat und seine Arme um sie legen wollte, schaute Legolas doch noch auf. "Laith, meine Laith, nicht traurig sein...", murmelte Ranwé behutsam. "Soll es dir Iluvatar höchstpersönlich ins Ohr flüstern oder warum begreifst du nicht, dass ich nicht DEINE Laith bin?", schrie sie ihn an und jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Filegon wollte sie am Gehen hindern, aber Haldir fasste seine Schulter und sagte: "Lass sie, Filegon, sie muss jetzt ein wenig allein sein"
Filegon starrte Laith hinterher, als sie schnellen Schrittes die Halle verließ. Mit allem hatte er gerechnet, doch niemals damit, dass Lalaithwen nicht seine richtige Schwester war. Ranwé presste erbost die Lippen zusammen und in seinen Augen leuchtete blanke Wut auf. "Ranwé, du musst sie auch verstehen, das war jetzt viel zu viel für sie...", meinte Legolas beschwichtigend, doch Ranwé ließ sich nicht von seinem Zorn abbringen: "Ich wollte sie trösten, nichts anderes...doch sie behandelt mich wie ein Stück Dreck, das wird sie noch bereuen" Noch bevor Legolas etwas erwidern konnte, mischte sich Filegon in das Gespräch ein, packte Ranwé am Kragen: "Sie hat völlig andere Sorgen im Moment, also lass sie gefälligst in Ruhe, oder es wird dir noch sehr leid tun!"
"Was willst du denn tun?", zischte Ranwé provokant, "Will das Brüderchen seine Möchtegernschwester beschützen?"
Das war zu viel.
Filegon zerrte Ranwé brutal an sich und schlug ihm ins Gesicht. Zwar nur mit der bloßen Handkante, doch allein die Wucht des Schlages reichte aus, um Ranwé eine blutende Nase zu bescheren. Legolas und Haldir gingen sofort dazwischen, um Schlimmeres zu verhindern. Haldir zog Filegon zur Seite, während sich Ranwé von Legolas losriss. "Lass mich los, Legolas", rief er wütend, warf Filegon einen tödlichen Blick zu, wisperte: "Du bist das Letzte...", und verließ die Halle, jedoch auf einer anderen Seite, als Laith es zuvor getan hatte. Legolas seufzte und lehnte mit dem Rücken gegen eine der marmornen Säulen. Filegon kochte zwar noch immer vor Wut, hielt sich aber zurück. "Wie kann sich nur alles gegen uns wenden, nach all dem, was wir durchgemacht haben?", wisperte er fassungslos und sank auf seine Knie. Haldir trat zu ihm, kniete ebenso nieder und legte seine Hände auf Filegons Schultern. "Verliere nicht den Mut, Filegon"
"Das lässt sich so leicht sagen", sagte er leise, "Aber erklärt das mal Lalaithwen..." Haldir seufzte und lächelte dann unerwartet. "Du bist nicht ihr Bruder, aber euer ganzes Leben lang wart ihr wie Geschwister zueinander...das kann euch niemand nehmen, nicht einmal die Wahrheit.", tröstete er, "In euren Venen mag nicht das gleiche Blut fließen, aber eure Seelen sind aneinander gebunden, lasst euch das nicht nehmen"
Filegon nickte langsam und fragte: "Was wird nun mit meinen Eltern, wisst Ihr, wo sie sich aufhalten?" Haldir nickte: "Ja, meines Wissens nach leben sie am Rande Caras Galadhons, du möchtest sie wiedersehen, nicht wahr?"
"Ich habe viele Fragen, die nach Antworten verlangen", erwiderte er, "Vor allen Dingen, warum sie uns im Stich gelassen haben." Haldir legte den Kopf schief: "Im Stich gelassen?" Filegon seufzte und schaute Haldir in die Augen. "Nach einem schweren Unwetter vor langer Zeit wurden wir getrennt...man sagte uns, sei seien tot. Und nun erfahre ich, dass sie ein friedliches, unbesorgtes Leben in Lorien führen, während wir, Lalaithwen und ich, uns durch unser Leben schlagen mussten." Haldir senkte einen Moment den Blick und murmelte: "Ich wollte es dir erst nicht sagen, da Lalaithwen ohnehin schon verletzt genug war...es ging vor langer Zeit ein Gerücht herum, dass der einzige Sohn deiner Mutter verstorben sei...doch wie ich schon sagte, es war nur ein Gerücht. Schließlich wusste man in Lorien nichts davon, dass deine Eltern eine Waise aufgezogen haben mussten. Es kann genauso gut eine Lüge sein"
Filegon sah verzweifelt aus und führte seine Hand zu seiner Stirn. "Ich war dementsprechend überrascht, die Namen deiner Eltern zu hören, da es hieß, DU seiest tot.", fuhr Haldir fort. "Ich...kann das alles nicht verstehen, das ist zu viel...", stammelte Filegon und schüttelte mit dem Kopf. Erst erfuhr er, dass Lalaithwen nicht seine richtige Schwester war und nun auch noch, dass niemand um sie in Lorien wusste und Gerüchte kursierten, er sei tot. Seine Eltern würden ihm einiges erklären müssen.
"Nimm dir Zeit, deine Gedanken zu ordnen, mein Freund. Morgen ist ein besserer Tag, um sich dem Unscheinbaren zu stellen" Mit diesen Worten reichte er filegon die Hand und zog ihn auf seine Füße zurück. "Du solltest ein wenig ruhen, ein Bad ist für dich hergerichtet und neue Kleider herausgelegt worden. Entspanne und sorge dich nicht mehr. Nicht heute."
Filegon nickte, doch bevor er sich zum Gehen umwand, fragte er: "Aber, was ist mit Laith, sollte ich nicht...?" Legolas meldete sich nach langem Schweigen wieder zu Wort: "Nein, Filegon, ich werde mit ihr reden..." Verwundert schauten Haldir und Filegon zu Legolas, doch Filegon lächelte dankbar und kehrte dann um. "Das Ganze ist überaus rätselhaft", meinte Haldir, Filegon beim Verlassen der Halle beobachtend, "Meines Erachtens steckt mehr hinter diesem Rätsel, als wir zu erkennen vermögen" Legolas nickte und sprach: "Du sagtest selbst, dass wir heute keine Rätsel mehr lösen können, stärke die Wachen, lass uns auf der Hut sein, aber erst einmal verworrene Gedanken ordnen." Haldir schaute Legolas einen Moment schweigend an, dann sagte er: "Du hast recht, kümmere dich wie versprochen um Lalaithwen, ich werde sehen, ob sich Ranwés Gemüt ein wenig abgekühlt hat..."
"Und ich erhoffte mir ein paar ruhige, besinnliche Tage in den Wäldern Lothloriens", seufzte Legolas.
~*~*~
Der späte Nachmittag hatte mittlerweile die heiße Mittagssonne abgelöst und vereinzelt wanderten Wolken über Loriens Himmel. Ein sanfter Wind wehte, hob Lalaithwens Haar an und ließ es sogleich wieder leicht auf ihre Schultern fallen. Legolas lächelte traurig, als er sie zusammengehockt auf einer großen Wurzel sitzen sah, mit ihren Armen umschloss sie ihre Knie, ihr Kopf lehnte seitlich darauf. Ihr Gesicht war von Legolas abgewandt. Der Elb wusste nicht wieso, aber sein Herz raste in seiner Brust. So viel war geschehen, ungeahnte Gefahren und Rätsel hatten sich ihnen in den Weg gestellt...und alles war anders gekommen, als er es je gedacht hätte. Geräuschlos trat er zu ihr, der Lauf der Sonne war ihm hold, sodass er keinen verräterischen Schatten warf, den Laith hätte sehen können. Er wollte etwas sagen, doch es schien ein Kloß in seinem Hals zu stecken und zudem brach es ihm fast das Herz, als er sie ganz leise, so als ob sie sich für ihre Tränen schämte, weinen hörte.
Sanft, fast so zart wie ein Blatt im Herbst zu Boden segelte, legte er seine Hand auf Lalaithwens Schulter. Sie zuckte unter der unerwarteten Berührung zusammen und ein Lächeln breitete sich auf Legolas' Lippen aus. "Hau ab, lass mich in Ruhe...", schluchzte sie verschämt, drehte sich jedoch nicht zu ihm um. "Entschuldige", brachte er leise hervor und Lalaithwen wand sich erschrocken um, als sie die klare, sanfte Stimme des Elben hörte, die sie an den milden Gesang des Regens einer Sommernacht erinnerte. Mit großen, blauen Augen schaute sie zu ihm auf und senkte sogleich schuldbewusst ihr Haupt.
"Ihr seid es...verzeiht, mein Prinz, wie sooft war mein Mundwerk schneller als mein Gehirn, ich nahm an, Filegon oder Ranwé, der Trottel wäre hier"
Legolas konnte nicht anders als leise zu lachen. Verunsichert blinzelte sie ihn an, doch Legolas ließ sich neben ihr auf der Wurzel nieder. Einige müde Tränen kullerten an ihrer Wange hinab, die sie eilig fortwischte. Mit zitternden Händen.
"Du musst dich nicht deiner Tränen schämen, Lalaithwen", sagte er leise und schaute sie an. Sie presste die Lippen zusammen, sagte aber nichts, sondern schaute stur geradeaus. Nach einigen verstrichenen Sekunden folgte er ihrem Blick. Schweigend saßen sie so nebeneinander, nur das ruhige Säuseln des Windes verriet, dass die Welt nicht stillstand. Lalaithwen konnte kein Wort hervorbringen, musste sich eingestehen, dass er ihr Herz höher schlagen ließ, auch wenn er nur in ihrer Nähe war. Und das verwirrte sie. Als ob das Geschehene nicht schon schlimm genug gewesen wäre, nein, da mussten ihre Gedanken überallhin verstreut sein. Sie bemerkte kaum, dass er ihre Hand ergriff, so sanft war seine Berührung auf ihrer Haut. Verwirrt starrte sie auf Legolas' Hand, die nun die ihre umschloss, fast völlig einnahm. Dann wanderte ihr Blick scheu zu seinem Gesicht. Noch immer schaute er in die Ferne, so als ob seine tröstende Geste nur unwillkürlich gewesen wäre.
"Warum...warum habt Ihr mich gehen lassen?", murmelte sie leise. Legolas wand den Blick nicht ab und sagte: "Weil zu Vieles aus Zorn und verletztem Stolz zwischen uns gesprochen wurde. Mein Urteil sollte nicht aus Eigensinn gefällt werden."
Laith verstand immer noch nicht, was er eigentlich meinte, gab sich aber mit der Antwort des Elben zufrieden. Vorerst. "Lalaithwen...es...es tut mir leid, was ich zu dir sagte." Laith wusste nicht, weshalb, aber als sie seinen entschuldigenden Ausdruck in den blauen Augen, die den Himmel an einem Frühlingsmorgen wiederzuspiegeln schienen, sah, wollte sie ihm nur noch um den Hals fallen. Stattdessen nickte sie und senkte verlegen den Kopf, als sich neue Tränen in ihren Augen sammelten. Eine Träne fiel herab und landete auf Legolas' Hand. Er lächelte und legte, zunächst zaghaft, seinen anderen Arm um ihre Schultern, zog den Mantel enger um ihren Körper. Lalaithwen wagte nicht einmal mehr, zu atmen, das einzige, das sie hervorbrachte, war: "Es ist so ein vernichtendes Gefühl, zu wissen, dass man nirgendwo hingehört..."
Legolas schaute zu ihr herab, legte den Arm nun selbstsicherer um sie. "Aber du gehörst doch zu jemandem. Zu Filegon.", flüsterte er und hinderte mit seinem Daumen eine weitere Träne daran, ihren Weg über Lalaithwens Wange zu bahnen. Zögerlich schaute sie ihn an. In ihren Augen standen so viele Worte geschrieben, die sie sagen wollte, doch nicht mehr aussprechen konnte. "Filegon wird immer deine Familie sein, auch wenn ihr nicht blutsverwandt seid. Du bist nie allein, Lalaithwen, auch wenn du dich so fühlst.", sagte er und lächelte vorsichtig. Langsam, nur sehr langsam nickte sie und versuchte, seine Geste zu erwidern, was ihr nicht recht gelang. Und in diesem Augenblick konnte er nicht anders, als sich vornüber zu beugen und einen tröstenden Kuss auf ihre Stirn zu hauchen. Sie errötete leicht, aber für Legolas war es kaum sichtbar, da sie ihr Gesicht in seiner Schulter vergrub. Er umarmte sie nun ganz, genoss diesen Moment äußersten Vertrauens.
"Wir könnten uns so viel besser verstehen, wenn wir nur unseren Stolz überwinden würden", murmelte sie an seiner Schulter und er lächelte, als er ihre verschlafene Stimme hörte. "Freunde können sogar Stolz und Sturheit überwinden", erwiderte er vorsichtig und sie schaute zu ihm auf. "Freunde...ja, Freunde vermögen in der Lage zu sein, da habt Ihr recht"
"Und Freunde sprechen sich nicht mit Adelstiteln an", fügte er lächelnd hinzu, "Da weißt du, was du dir noch alles abgewöhnen musst", neckte er sie dann und sie lächelte. Endlich. Endlich waren die Tränen dem Lächeln gewichen. Laith fand Trost durch Legolas' Worte und beide vergaßen die Vorurteile und Streitereien, die ihnen ein falsches Bild vom anderen vermittelt hatten.
Doch bemerkte Legolas nicht, dass Ranwé ihn und Lalaithwen beobachtet und die Hände zu Fäusten geballt hatte... .
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Puuuhhh, war das lang, oder? Na ja, lasst euch trösten, ich bin vom 28.12. bis 3.1. nicht zu Hause, d.h., nicht in der Lage meinen Computer zu belästigen *G* (und euch)...ich hoffe das Chap hat euch gefallen?! *reviewbrüll* Denn das ist mein einziger kleiner Lohn *liebguck*
Also, bis zum neuen Jahr, rutscht gut rein und nicht hinfallen, klar?
Danke an alle, die reviewt und gelesen haben, ihr seid und bleibt die Besten!!! *schmatz*
@Jelly: *lol*...ich liebe deine Reviews einfach *knuddel*
@ alle anderen: eure natürlich auch *lol*
P.S.: Haldir lebt in meinem Herzen und dieser Story weiter *g*
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Kapitel 16: Lug und Trug
Filegon blinzelte etwas verschlafen und schaute sich um. Noch immer lag seine Schwester in seinem Arm und zu seiner Erleichterung hatte sie ihr gestriges Entleerungsprogramm nicht noch einmal vollzogen. Der frische Morgenwind wehte sanft in den Bäumen und ein blumiger Duft wurde durch ihn verbreitet. Lorien war einfach wie ein Traum, so zart und zerbrechlich und einzigartig in seinem Wesen. Doch irgendetwas war anders an diesem Morgen. Es war Filegon, als wäre Loriens einzigartiger Zauber von einem Schatten getrübt, doch was es genau war, das ihn im Grunde seines Herzens besorgte, konnte der junge Elb nicht ausmachen. Wachsam lauschte Filegon und schaute sich um, wobei seine Bewegungsfreiheit stark durch Lalaithwen eingeschränkt war, die tief und fest schlafend an seiner Brust lehnte. Für einen kurzen Moment blickte er zu ihr herab und schmunzelte bei dem Gedanken daran, wie verkatert sie wohl aufwachen würde. Selber schuld!
Sie hatte sich am Abend zuvor aufgeführt wie der größte Trottel Lothloriens, nur gut, dass sie sich nicht an alles erinnern würde. Verschlafen murmelte sie etwas Undeutbares vor sich hin und schmiegte sich näher an ihren Bruder. "Laith, hör auf damit, ich bin schließlich nicht dein persönliches Kuschelkissen", lachte er. Sie reagierte nicht, schien immer noch in ihren Träumen die Sterne vom Himmel zu holen. Ein warmes Lächeln umspielte die schönen Gesichtszüge Filegons, als er sich zu ihr herabbeugte und in ihr Ohr flüsterte: "Weder bin ich dein Kuschelkissen, noch Legolas selbst..."
Wieder keine Reaktion. Sie war so verkatert und verschlafen, dass sie nicht einmal bei diesem schlaghaltigen Stichwort aufwachte. Filegon schüttelte mit dem Kopf. Vielleicht hatte sie den Namen des Prinzen in der letzten Nacht nur aus ihrer Trunkenheit heraus gesagt. Oder seine kleine Schwester verschwieg ihm mehr, als er dachte... . (was nichts Neues gewesen wäre) Er musterte sie, in Gedanken versunken und spielte mit ihrem Haar. Sie brauchte eindeutig ein Bad, in einigen Strähnen konnte man sogar vereinzelt getrocknetes Orkblut erkennen und ihr Gesicht war teilweise mit einem dünnen Schmutzfilm bezogen. Teilweise. Wie gesagt. Der Rest durfte mittlerweile auf Filegons Leinenhemd kleben. Der ältere Elb seufzte laut, schloss für einen Moment die Augen. Dann erschauerte er. Er wusste, dass etwas oder jemand ihn beobachtete, genau in diesem Augenblick. Doch noch bevor Ioreweth auch nur seine Hand auf Filegons Schulter hatte legen können, fuhr dieser in Windeseile herum und hatte Legolas' Dolch auf ihn gerichtet. Filegon gelang es irgendwie, Lalaithwens Fall ein wenig abzufedern, sodass sie zwar unsanft, doch nicht zu hart zu Boden ging, um zugleich aufzuwachen.
"Ganz ruhig, mein Freund, überlege dir gut, wen du abstichst...", sagte Ioreweth ruhig und umfasste mit seiner Hand geschickt die Klinge des edlen Dolches. "Mein Name ist Ioreweth, ich gehöre zur Garde Lothloriens...und dies...", sprach der weise Elb weiter und zog dem etwas verwirrten Filegon mühelos die Hiebwaffe aus der Hand, "gehört wenn ich mich nicht irre Legolas, dem Sohne Thranduils..."
"Spinnst du, Filegon, es hätte schon ausgereicht, wenn du mir einen leichten Schubs gegeben hättest, aber so brutal mit der eigenen Schwester umzugehen...", beschwerte sich Lalaithwen indes, den Schmutz von ihrem Mantel abklopfend, "oh...hallo", fuhr sie dann stammelnd fort, als sie den fremden Elben und dessen Geleit ringsherum stehen sah. Filegon erwiderte Ioreweths finsteren, misstrauenserfüllten Blick und es folgten einige Sekunden des Schweigens, bevor Laith die Stille nicht mehr aushielt: "Äh...ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber was geht hier überhaupt vor?"
Ioreweth musterte sie kurz, schien die Augen zusammenzukneifen und wand sich dann an seinen Bruder: "Iorelass, es wird Zeit, dass wir zurückgehen, wir haben schon viel zu viel Zeit damit vertrödelt, sie schlafen zu lassen."
Beunruhigt trat Lalaithwen zu Filegon und umfasste seine Hand. "Was...was ist denn passiert, Filegon? Wer sind diese Fremden, warum habe ich solche Kopfschmerzen und wo bei Eru ist dein Übergewand abgeblieben?", murmelte sie ihm zu, ernsthaft verwirrt. "Auf Wunsch von Haldir und Legolas werdet ihr beiden nun mit uns kommen...keine Widerrede", sagte Ioreweth und als Filegon sah, dass die Elben allesamt mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren, hatte er ein ganz mieses Gefühl, was den plötzlichen Besuch anging. Was, wenn Legolas Haldir doch die Wahrheit über Laith und ihm gesagt hatte und Lorien nun doch zur Endstation ihrer Reise würde? Oder war ihnen der gestrige, nun, peinliche Vorfall im Pavillon gemeldet worden? So oder so, Filegon fühlte sich nicht gerade sehr wohl, vor allen Dingen, weil sein herzallerliebstes Schwesterchen immer noch nicht richtig da zu sein schien. "Damit wäre eine deiner Fragen beantwortet, tu mir den Gefallen und halt die Klappe, egal was passiert...", knurrte er in ihre Richtung und Laith, die viel mehr mit ihrem eigenen Leid beschäftigt war, trottete ihm hinterher.
"Könnt Ihr uns nicht wenigstens sagen, weshalb uns Eure Herren zu sich führen?", fragte Filegon gereizt, aber noch immer in einem höflichen Ton, als sie gerade einige Meter zurückgelegt hatten.
"Geduldet euch, ihr werdet noch früh genug erfahren, warum es besser für euch ist, mir zu folgen", entgegnete der stattliche Elb ohne sich umzudrehen und er setzte seinen eiligen Schritt fort, schien auf jedes noch so kleine Geräusch in der Umgebung zu achten. In diesem Moment fiel Filegon zum ersten Mal der kunstvoll verzierte Köcher Ioreweths auf, aus feinem Elfenbein und silbernem Leinen gefertigt. Seine Gefährten, die ihm allesamt nach und nach folgten waren ähnlich ausgerüstet. Laith' Gedanken schienen sich ein wenig zu ordnen, denn auch sie bemerkte die tödlichen Waffen ihrer Begleiter und die damit wohl verbundenen Schwierigkeiten, die im Herzen Caras Galadhons auf die beiden warteten. "Mir gefällt das Ganze nicht...wo bringen die uns hin?", fragte sie Filegon vorsichtig. Der, ohnehin schon genervt und gereizt, knurrte ihr entgegen: "Kannst du nicht einmal zuhören, wenn man dir etwas sagt? Sie bringen uns zu Legolas...dem sicher schon zu Ohren gekommen ist, wie du dich gestern aufgeführt hast...so viel zum Thema Freiheit..."
Laith konnte kaum glauben, was er da sprach: "Was meinst du? Er...er hat doch...gesagt...", begann sie zaghaft, aber Filegon wand sich von ihr ab. Ioreweth hatte interessiert dem kurzen Wortwechsel gelauscht. Haldir sagte, es wären Freunde von Legolas, aber sie benahmen sich eher, als führte man sie zu ihrem Henker und nicht zu einem vertrauten Freund. Etwas gefiel Ioreweth nicht an den Elben. Allein ihr Erscheinungsbild ließ nicht unbedingt vermuten, dass sie edle Elben aus dem Düsterwald waren.
Der junge Mann trug nur ein dünnes, stark beschmutztes Leinenhemd und eine schlichte Hose, die teilweise zerrissen war. Sein Haar war weder frisiert noch gekämmt. Das gleiche konnte man von der kleinen Elbe sagen, nur dass sie viel schlimmer aussah. Und noch dazu hatten beide inmitten eines Weges ohne Schutz vor nächtlichen Gefahren geschlafen.
Der Elb war sich sicher, dass er ein Auge auf sie werfen müssen würde.
~*~*~
Legolas ging nervös auf und ab, als die Mittagsstunde schon längst vorbei war und Ioreweth mit seiner Truppe noch immer nicht zurückkehrte. Als ob das noch nicht genug Grund zur Sorge war, nein, da mussten seine Gedanken kreuz und quer durch seinen Kopf jagen. Er musste an sein Zuhause denken, an seinen Vater, an seine Verlobte. Und an Ranwé. So hatte er ihn wirklich noch nie erlebt. Der sonst so durchtriebene, windige Elb schien wirklich verliebt zu sein. Und das ausgerechnet in Lalaithwen, Legolas konnte es nicht fassen.
Unwillkürlich lachte er leise vor sich hin und schüttelte mit dem Kopf. "Ein tolles Paar, der Schürzenjäger und die Taschendiebin", murmelte er und blickte nervös um sich. Warum machte er sich nur so viele Gedanken, Ranwé hatte recht, Ioreweth würde beide sicher zurückbringen und Haldir die Grenzwachen verstärken. Doch trotzdem sagte ihm etwas in seinem Herzen, dass es besser war, auf der Hut zu sein. Gedankenversunken strich er über seine Brust. Es schmerzte noch, wenn auch nicht mehr so schlimm. Was würde er wohl Celendra erzählen, wenn sie die Narbe erblickte? Legolas seufzte, lehnte sich seitlich an den mächtigen Stamm eines Mallornbaumes und versuchte, jeden einzelnen seiner wirren Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen.
"Legolas, sie sind da", hörte er plötzlich Ranwés vertraute Stimme sprechen. Langsam drehte er sich um und nickte, als er das Leuchten in den Augen seines Freundes sah. Ranwé und verknallt...das passte ungefähr so gut zusammen, wie Zwerg und Elb...im Normalfall (ja, es schien wahrlich so, als seien er und Gimli eine reine Ausnahme, was die Freundschaft dieser beiden Völker anging). "Ausnahmen bestätigen die Regel", flüsterte Legolas unbedacht, worauf Ranwé den Kopf schieflegte und seinen Freund besorgt musterte.
"Ist alles in Ordnung, Legolas?"
Legolas nickte, obgleich er wusste, dass es nicht so war.
~*~*~
"Ich muss hier doch nicht durchsehen, oder?", murrte Lalaithwen Filegon zu, als sie letztendlich im Herzen Caras Galadhons angekommen waren und auf den Hauptmann der Galadhrim warteten. Ringsum standen Ioreweths Leute, bewaffnet und mit finsterer Miene. "Haben wir irgendetwas angestellt von dem ich noch nichts weiß?", fragte sie dann weiter und wippte nervös auf ihren Füßen vor und zurück. Filegon seufzte deutlich hörbar, sodass seine Schwester kurz inne hielt und fragend zu ihm aufschaute. "Was ist eigentlich los mit dir, Filegon? Warum knurrst du mich schon den lieben langen Tag an?" Als sie wiederum keine Antwort, ja nicht einmal einen Blick von ihm geschenkt bekam, seufzte sie ebenso und murrte: "Und mir vorwerfen, ich wäre launisch"
Filegon holte tief Luft, war kurz davor ihr gehörig die Meinung zu geigen. Ihre Ignoranz war einfach nicht mehr auszuhalten. Sie benahm sich, als wüsste sie gar nicht mehr, was sich am Abend zuvor ereignet hatte und dass er und sie dadurch wohl in Schwierigkeiten geraten würden. Bevor Filegon jedoch eine große Standpauke halten konnte, ergriff Ioreweth das Wort: "Haltet euch mit euren Streitereien im Zaume. Haldir ist den Umgang mit Herumtreibern wie euch beiden nicht gewohnt"
"Moment mal, ja? Wir sind weder Herumtreiber, noch irgendwelche ordinären Menschen", legte sich Lalaithwen mit dem Hauptmann der Grenzwachen an und deutete provozierend auf das rechte, leicht gespitzte Ohr. Filegon schloss nur die Augen, in letzter Zeit glaubte er seine Schwester nicht wiederzuerkennen. "Laith", sagte er laut und packte ihre Schulter.
Ioreweth schwieg, musterte sie eindringlich, bevor er nah zu ihr herantrat und abschätzend zu ihr herabblickte. Laith verachtete diesen Blick zutiefst, kannte ihn nur zu gut. Legolas hatte sie immer so angesehen. "Das mag richtig sein, trotzdem gehört ihr zwei nicht hier her...und wenn es nach mir ginge, hättet ihr nie die Grenze zum Goldenen Wald übertreten dürfen", zischte er ihr kalt zu, worauf Laiths Temperament wieder mit ihr durchging: "Ihr glaubt wohl, Ihr könnt Euch alles erlauben, nur weil Ihr reinen Elbenblutes seid? Es gab Zeiten, da herrschte noch Toleranz und Respekt in Euren Wäldern..."
"Laith, hör jetzt auf", mischte sich Filegon ein, doch sie ignorierte seinen festen Griff und blitzte Ioreweth wütend an.
"Du sprichst von Dingen, von denen du keine Ahnung hast, kleine Elbe", sprach Ioreweth streng und packte ihr Kinn, hob es grob hinauf, sodass sie ihn ansehen musste. "Du magst elbisches Blut in deinen Venen haben, doch ganz sicher ist es durch Menschenblut verschmutzt worden, das dich schwach und fehlerhaft macht. Kein Elb verhält sich weder so wie du, noch sieht er so heruntergekommen aus", sagte er spottend. Filegon ahnte, was folgen würde, doch war er schnell genug, um weiteres Ausschreiten der Auseinandersetzung zu verhindern, indem er Laith an den Armen festhielt und zurückzog. Sonst wäre sie auf den Elben losgegangen wie ein Ork. Stattdessen konnte sie nur versuchen, sich aus Filegons Griff zu winden und als ihr dies nicht gelang, spuckte sie auf Ioreweths Füße.
Schneller als ein Menschenauge es hätte verfolgen können, zogen Ioreweths Männer ihre Bogen und legten lange, spitze Pfeile auf die Sehnen. "Treib es nicht zu weit, Fremde", sagte der Elb rau und zog Lalaithwen an ihrem Mantelkragen näher zu sich. "Ein kurzes Zeichen von mir und du und dein Begleiter wäret von Pfeilen durchbohrt"
Laith hielt seinem kalten Blick stand (schließlich hatte sie zuvor genügend Übung mit Legolas gehabt) und flüsterte leise: "Ist es schon so weit gekommen, dass Hass und Vorurteil die Gastfreundschaft der Elben überragen?" Ioreweth kniff die Augen zusammen und erwiderte: "Wenn du nicht dein freches Mundwerk unter Kontrolle halten kannst wirst du eine Gefangene und kein Gast sein..." Mit diesen Worten ließ er von ihr ab und die Elben senkten ihre Waffen. "Laith, sag mal geht's dir noch ganz gut? Willst du unsere Lage nun noch mehr verschlechtern?", raunte ihr Filegon zu. "Aber...ich musste doch irgendetwas sagen, er hat uns beleidigt", verteidigte sie sich selbst. Filegon schaute sie einen Augenblick schweigend an und murmelte: "Wie ich schon sagte, ich erkenne dich gar nicht wieder..." Ohne etwas hinzuzufügen folgte er Ioreweth und ließ Lalaithwen allein stehen. Diese schüttelte mit dem Kopf, tat es ihm dann aber gleich.
"Was geht hier vor?", fragte Haldir, der das Geschehene beobachtet hatte und nun vor Ioreweth trat, der sich ehrerbietend vor dem Hauptmann verbeugte. "Die Gefährten des Prinzen führten wir wie befohlen hier her, Haldir, doch entsetzt es mich sehr, zu sehen, mit welchem Gesindel der Prinz des Düsterwaldes reiste"
"Jetzt beleidigt er uns schon wieder", knurrte Laith leise, Filegon zog Lalaithwen an ihrem Haar zurück und murmelte: "Vielleicht meint er ja Ranwé", ein kurzes, aber erleichterndes Lächeln folgte und Lalaithwen erwiderte es vorsichtig. Sie hatte die Nerven ihres Bruders überreizt und war nun über jede freundschaftliche Geste seinerseits froh, denn die Gunst ihres Bruders war das Letzte, das sie verlieren wollte. Haldir schaute in die Runde, legte dann aber seine Hand auf Ioreweths Schulter: "Sei nicht so ungestüm, Freund..."
Dann wand er sich an die beiden jungen Elben und nickte ihnen zu. "Folgt mir" Lalaithwen und Filegon tauschten leicht beunruhigte Blicke, taten dann aber, was ihnen aufgetragen wurde. Einige Zeit gingen sie unter riesigen Bäumen entlang, bis Haldir sie eine große, gewundene Treppe hinaufführte. "Entschuldigt, Herr, aber wir würden gern das Anliegen unseres unfreiwilligen Besuches erfahren", warf Filegon höflich ein. Haldir blieb stehen und drehte sich zu ihnen, in seinen Augen lag ein Ausdruck des Unverständnisses und der Verwunderung. "Eure Freunde, Ranwé und Legolas, baten mich, nach euch schicken zu lassen, da dunkle Wolken über den lothlorischen Himmel ziehen. Wildes Getier streift neuerdings durch das Dickicht...Orks...und vielleicht noch ganz anderes Gesindel. Aus Sorge ließen wir euch hier her holen."
Fast gleichzeitig atmeten Laith und ihr Bruder erleichtert aus, was Haldir stutzig machte. "Aber warum sprecht ihr von einem unfreiwilligen Besuch? Ich war im Glauben, es würde euch freuen, eure Freunde wiederzusehen...und...warum scheint ihr erleichtert darüber zu sein, dass Orks unsere Grenzen überschritten haben und eine nicht zu unterschätzende Bedrohung sind?"
"Oh, nein, unfreiwillig, weil wir unsere Angelegenheiten hier in Lorien noch nicht erledigen konnten und erleichtert...erleichtert waren wir, rechtzeitig durch Eure Männer vor der Gefahr gerettet worden zu sein", sprach Filegon und Laith staunte mal wieder über seine Redegewandtheit. Haldir zögerte, schien dieser Erklärung nicht ganz zu glauben, drehte sich dann aber erneut um und führte die Geschwister weiter hinauf. Die Sonne spielte mit dem grünenden Laub der Bäume, ihr Licht kleidete alles in einen goldenen Schimmer. Laith war es, als träumte sie, als sie die Stufen mühelos erklomm. Oben angekommen, machte Haldir Halt und wand sich ein weiteres Mal an die beiden Elben.
"Kommt nun, ich führe euch zu euren Freunden. Ihr seht erschöpft aus. So badet, lasst euch neu einkleiden und ruht ein wenig. Ihr genießt hier den Schutz Caras Galadhons, hier kann euch nichts geschehen", versicherte er weiterhin und schenkte ihnen ein Lächeln. "Nach dem, was wir erlebt haben, wäre ich da gar nicht mehr so sicher", sagte Filegon mehr zu sich selbst als zu den anderen. Haldir gab daraufhin nichts zurück, sondern ließ sie in eine Art Halle eintreten, welche mit Elfenbein und Glas geschmückt und überdacht war. Einige Zeit schwiegen sie nur, bestaunten die einzigartige Schönheit der Stadt, denn von der großen Halle aus konnte man über viele Baumwipfel hinweg, den Goldenen Wald erblicken, ein Ort voller Geheimnisse und Pracht. Haldir lächelte, als er Lalaithwens neugierige Blicke sah und ihren staunenden Ausdruck in den Augen.
"Lalaithwen, Eru sei Dank, dir ist nichts passiert", hörten sie plötzlich Ranwé rufen. Erschrocken wand sich die Elbe um und sah Ranwé am anderen Ende der Halle stehen (wo er besser auch geblieben wäre) und erfreut zu ihr hinüberlaufen. Filegon schenkte dem windigen Kerl wie gewohnt alle Höflichkeit, die er aufbringen konnte, indem er gar nichts sagte. Lalaithwen, immer noch ein wenig überrascht über diesen freudigen Ansturm des Elben stand ein wenig hilflos inmitten des Raumes, als Ranwé sie stürmisch umarmte und an sich presste. "Ich habe dich so vermisst, Melamin"
Filegon stand einmal mehr kurz davor, Ranwé die verdorbene Seele aus dem Leib zu prügeln, als er plötzlich Legolas in der Tür stehen und die beiden beobachten sah. Auf Filegon wirkte Legolas Blick traurig und irgendwie wehmütig, bis er sich schließlich abwand und die Halle betrat.
Lalaithwen indes kämpfte gegen die heftige Umarmung des Elben an und versuchte ihn mit aller Macht von sich wegzuschieben, doch wie so oft siegte die Kraft der Reinblütigkeit über Lalaithwens. "Ranwé, lass mich los, ich bekomme keine Luft mehr", murmelte sie und trat mit voller Absicht auf dessen Fuß. Ranwé ließ sich davon nicht beirren, lockerte zwar den Griff, ließ sie aber nicht los. "Ai, Melamin, aniron cen", flüsterte er in ihr Ohr, worauf sie zusammenzuckte, als sie seinen heißen Atem an ihrer empfindlichen Ohrmuschel spürte. "Na, lass das, hab ich gesagt, und nenn mich nicht Melamin, wenn du nicht willst, dass ich dir eine reinhaue!", polterte sie los und Haldir, Ranwé und Legolas schauten sie überrascht an. Nur Filegon musste sich wieder einmal das Lachen verkneifen.
"Aber...aber...", stammelte Ranwé und seine Lippen bebten regelrecht.
"Nicht aber...", äffte sie ihn nach und machte einen großen Schritt von ihm weg, "Ich habe dir eindeutig gesagt, dass der Kuss nur ein Versehen war, deswegen bin ich noch lange nicht deine kleine Bettmieze"
Das war deutlich. Sogar für Ranwé. Haldir blickte ein wenig verwirrt zu Legolas, doch auch der zuckte mit den Achseln, aber im Inneren seines Herzens breitete sich eine unerwartete Wärme aus. "Laith, das war jetzt aber wieder gemein von dir", spottete Filegon, doch sie schaute ihn scharf an, worauf er verstummte. "Was kann ich dafür, dass er so schwer von Begriff ist...", sagte sie genervt und wand sich von Ranwé ab. Legolas trat zu ihnen, Ranwé stand noch immer in gleicher Pose, mit einem Ausdruck tiefster Enttäuschung auf dem Gesicht, da, als Legolas Filegon zunickte. Dieser erwiderte seine Geste und sprach: "Schön, dich wiederzusehen, auch wenn dies recht unerwartet für uns war...wir dachten schon...na ja"
Legolas lächelte leicht, blickte kurz zu Lalaithwen, die stur auf den marmornen Boden starrte und wand sich dann wieder an Filegon: "Nein...nicht doch, keineswegs beabsichtigte ich, euere Angelegenheiten zu stören, es ist nur so, dass wir besorgt um euch waren. Haldir und seine Leute nehmen an, dass die Orks uns unbemerkt folgen konnten."
Noch immer schaute er sie nicht an, wich ihren vorsichtigen Blicken bewusst aus, bis Laith schließlich die Geduld verlor und beschloss, jegliche Friedensversuche bleiben zu lassen. Legolas war schon immer eigenartig und würde es wohl auch immer sein, Laith würde es darauf beruhen lassen. "Mit Verlaub, sei mir die Frage gestattet, um welche Angelegenheiten es sich handelt? Dessentwegen habt ihr euch doch wohl unüberlegterweise getrennt?", fragte Haldir. Filegon tauschte einen fragenden Blick mit seiner Schwester und sprach dann: "Wir sind hier, weil wir unsere Eltern zu finden hofften"
Ranwé gesellte sich langsam zu Legolas, schaute Lalaithwen nicht mehr an. Zwar hatte sie ihm gesagt, dass sie nichts für ihn empfand, aber ihn so kalt von sich zu stoßen, das hatte er nicht erwartet. Damit würde er sich nicht zufrieden geben, er würde noch um sie kämpfen. Sie hatte in seinen Augen sowieso keine Wahl. Er spielte nun den Beleidigten, doch der Elbe sollte das nur recht sein, so ließ er sie wenigstens in Ruhe. "Eure Eltern", wiederholte Haldir erstaunt, "Ihr sucht sie? Wisst ihr denn nicht, wo sie leben?", entgegnete er ein wenig ungläubig. Ihm schien es verworren, dass Eltern und Kinder lang getrennt waren und nicht wussten, wo sich der andere befand. Filegon schüttelte mit dem Kopf: "Das ist eine längere Geschichte, wir erhielten nur den Hinweis, dass sie sich angeblich in Lorien aufhalten."
"So nennt mir die Namen eurer Eltern und ich werde euch sagen, ob ich sie kenne.", bot Haldir an und nach langer Zeit schaute Legolas kurz zu Lalaithwen und lächelte unbewusst, als er den hellen Hoffnungsschimmer in ihren Augen sah.
"Der Name unserer Mutter lautet Sûrathiel und der unseres Vaters Helthon", erwiderte Filegon sofort und unterbewusst umfasste er Lalaithwens Hand. Haldir schwieg einen Moment und in seinen Augen spiegelte sich Nachdenklichkeit und Überraschung wieder. "Ich kenne ein Elbenpaar mit solchen Namen...", begann er und Laith holte tief Luft, drückte Filegons Hand fester, "Sie lebten einst im Düsterwald?" Laith nickte eifrig und wollte schon einen Jubelschrei ausrufen, als Haldir flüsterte: "Ich kannte sie einst, das ist wahr...doch...hatten sie nur einen Sohn...und keine Tochter"
Augenblicklich klappte Lalaithwens Kinnlade hinunter und Filegons Augen weiteten sich. "Nur einen Sohn?", wiederholte er leise und Haldir nickte. Eine bedrückende Stille herrschte in diesem Moment, Lalaithwen wollte nicht glauben, was Haldir gesagt hatte. "Das ist nicht wahr, Ihr müsst jemand anderen meinen", lächelte sie hoffnungsvoll, doch als Haldir fragte: "Sûrathiel, Tochter Ceregols und Meldeth? Helthon, Sohn Henwés und Alcerwiel?", wurde Lalaithwen klar, dass Haldir ihre Eltern meinte...oder Filegons Eltern, wie sich jetzt herausstellte. "Das kann nicht sein, seid Ihr Euch ganz sicher?", fragte Filegon und Haldir nickte.
"Nach deiner Geburt, Filegon, Sohn Helthons, blieb es deiner Mutter verwehrt, weitere Kinder zu bekommen, sie kann nicht deine Schwester sein." Legolas beobachtete ihre Reaktion genau, er selbst war überrascht von Haldirs Worten. Sie runzelte die Stirn, schüttelte mit dem Kopf und schaute nicht auf. "Das...das kann aber nicht sein...wie ist das möglich? Ich wuchs mit ihm auf!", argumentierte Laith und Legolas bemerkte, wie sehr ihre Stimme zitterte.
"Ich kann es mir auch nicht erklären, es sei denn, du wurdest als Findelkind aufgezogen, doch eines steht fest, du bist nicht Filegons Schwester.", sagte Haldir sanft, als er sah, wie sehr seine Worte ihr schmerzten. "Ich selbst wuchs nicht in Lorien auf, woher kennt Ihr mich dann und woher wollt Ihr wissen, dass Lalaithwen nicht meine Schwester ist, denn auch sie wuchs nahe Düsterwald auf.", versuchte Filegon verzweifelt einen Irrtum Haldirs heraufzubeschwören, doch dieser sprach: "Ich weiß es, weil ich deine Mutter sehr gut kannte und von ihrem Leid, keine weiteren Kinder mehr zu haben wusste..."
Filegon stockte der Atem. "Ihr kanntet sie?", fragte er dann ungläubig und blickte zu Haldir auf. Dieser nickte vorsichtig und Legolas verfolgte das vorsichtige Gespräch mit Erstaunen. "Trotzdem...wie...ich meine...ich kenne Lalaithwen seit sie ein Kind war", murmelte er dann wieder, doch Haldir schlug auch diese Hoffnung nieder: "Akzeptiere es, Filegon, sie ist nicht deine Schwester...oder hast du ihre Geburt gesehen?"
Enttäuscht schüttelte Filegon mit dem Kopf und blickte zu Boden. "Und die Schwangerschaft deiner Mutter?", fragte er weiter. Diesmal blickte Filegon nur verletzt auf, seufzte dann aber nur. "Ich wusste nichts davon, dass meine Mutter keine Kinder nach mir bekommen konnte, noch wusste ich, ob sie schwanger war oder nicht, da ich zu dieser Zeit von meinem Vater zu meinen Onkel geschickt wurde, als Lalaithwen noch nicht da war. Er sagte mir, ich solle ihm zur Hand gehen, und dass ich in den damaligen dunklen Zeiten sicherer bei ihm wäre, doch wird mir erst jetzt bewusst, dass sie mir nur verheimlichen wollten, dass..."
"Hör auf", wisperte Lalaithwen kaum hörbar. Abrupt verstummte Filegon, schaute zu ihr herab, wollte nach ihrer Hand greifen, doch sie zog sie weg. "Laith, ich wusste nicht..." Als sie zu ihm aufschaute, schwieg er erneut. "Es hat keinen Sinn mehr, herumzudiskutieren, Haldir wird wohl die Wahrheit sprechen", flüsterte sie mit heiserer Stimme, die verriet, dass sie gegen Tränen ankämpfen musste. Ranwé warf Lalaithwen einen mitleidsvollen Blick zu. Er begehrte, liebte sie, wollte sie...um jeden Preis und so sah er in ihrer Situation schon wieder die Chance für einen weiteren Annäherungsversuch. Legolas hatte den Blick gesenkt, wagte es nicht, in ihre Augen zu sehen. Vor einiger Zeit hatte es ihn noch erfreut, ihr regelrecht wehzutun, da sie seinen Stolz verletzte, doch nun, in diesem ganz besonderen Moment in der Halle Caras Galadhons, war sie nicht mehr als ein kleines Mädchen, schwach, verletzlich und durcheinander. Haldir schien die ganze Zeit über Filegon mit fragenden Blicken zu durchlöchern, es war, als könnte er sich etwas nicht erklären. Doch Haldir schwieg zunächst, die Situation war zu genüge angespitzt.
Als Ranwé zu ihr trat und seine Arme um sie legen wollte, schaute Legolas doch noch auf. "Laith, meine Laith, nicht traurig sein...", murmelte Ranwé behutsam. "Soll es dir Iluvatar höchstpersönlich ins Ohr flüstern oder warum begreifst du nicht, dass ich nicht DEINE Laith bin?", schrie sie ihn an und jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Filegon wollte sie am Gehen hindern, aber Haldir fasste seine Schulter und sagte: "Lass sie, Filegon, sie muss jetzt ein wenig allein sein"
Filegon starrte Laith hinterher, als sie schnellen Schrittes die Halle verließ. Mit allem hatte er gerechnet, doch niemals damit, dass Lalaithwen nicht seine richtige Schwester war. Ranwé presste erbost die Lippen zusammen und in seinen Augen leuchtete blanke Wut auf. "Ranwé, du musst sie auch verstehen, das war jetzt viel zu viel für sie...", meinte Legolas beschwichtigend, doch Ranwé ließ sich nicht von seinem Zorn abbringen: "Ich wollte sie trösten, nichts anderes...doch sie behandelt mich wie ein Stück Dreck, das wird sie noch bereuen" Noch bevor Legolas etwas erwidern konnte, mischte sich Filegon in das Gespräch ein, packte Ranwé am Kragen: "Sie hat völlig andere Sorgen im Moment, also lass sie gefälligst in Ruhe, oder es wird dir noch sehr leid tun!"
"Was willst du denn tun?", zischte Ranwé provokant, "Will das Brüderchen seine Möchtegernschwester beschützen?"
Das war zu viel.
Filegon zerrte Ranwé brutal an sich und schlug ihm ins Gesicht. Zwar nur mit der bloßen Handkante, doch allein die Wucht des Schlages reichte aus, um Ranwé eine blutende Nase zu bescheren. Legolas und Haldir gingen sofort dazwischen, um Schlimmeres zu verhindern. Haldir zog Filegon zur Seite, während sich Ranwé von Legolas losriss. "Lass mich los, Legolas", rief er wütend, warf Filegon einen tödlichen Blick zu, wisperte: "Du bist das Letzte...", und verließ die Halle, jedoch auf einer anderen Seite, als Laith es zuvor getan hatte. Legolas seufzte und lehnte mit dem Rücken gegen eine der marmornen Säulen. Filegon kochte zwar noch immer vor Wut, hielt sich aber zurück. "Wie kann sich nur alles gegen uns wenden, nach all dem, was wir durchgemacht haben?", wisperte er fassungslos und sank auf seine Knie. Haldir trat zu ihm, kniete ebenso nieder und legte seine Hände auf Filegons Schultern. "Verliere nicht den Mut, Filegon"
"Das lässt sich so leicht sagen", sagte er leise, "Aber erklärt das mal Lalaithwen..." Haldir seufzte und lächelte dann unerwartet. "Du bist nicht ihr Bruder, aber euer ganzes Leben lang wart ihr wie Geschwister zueinander...das kann euch niemand nehmen, nicht einmal die Wahrheit.", tröstete er, "In euren Venen mag nicht das gleiche Blut fließen, aber eure Seelen sind aneinander gebunden, lasst euch das nicht nehmen"
Filegon nickte langsam und fragte: "Was wird nun mit meinen Eltern, wisst Ihr, wo sie sich aufhalten?" Haldir nickte: "Ja, meines Wissens nach leben sie am Rande Caras Galadhons, du möchtest sie wiedersehen, nicht wahr?"
"Ich habe viele Fragen, die nach Antworten verlangen", erwiderte er, "Vor allen Dingen, warum sie uns im Stich gelassen haben." Haldir legte den Kopf schief: "Im Stich gelassen?" Filegon seufzte und schaute Haldir in die Augen. "Nach einem schweren Unwetter vor langer Zeit wurden wir getrennt...man sagte uns, sei seien tot. Und nun erfahre ich, dass sie ein friedliches, unbesorgtes Leben in Lorien führen, während wir, Lalaithwen und ich, uns durch unser Leben schlagen mussten." Haldir senkte einen Moment den Blick und murmelte: "Ich wollte es dir erst nicht sagen, da Lalaithwen ohnehin schon verletzt genug war...es ging vor langer Zeit ein Gerücht herum, dass der einzige Sohn deiner Mutter verstorben sei...doch wie ich schon sagte, es war nur ein Gerücht. Schließlich wusste man in Lorien nichts davon, dass deine Eltern eine Waise aufgezogen haben mussten. Es kann genauso gut eine Lüge sein"
Filegon sah verzweifelt aus und führte seine Hand zu seiner Stirn. "Ich war dementsprechend überrascht, die Namen deiner Eltern zu hören, da es hieß, DU seiest tot.", fuhr Haldir fort. "Ich...kann das alles nicht verstehen, das ist zu viel...", stammelte Filegon und schüttelte mit dem Kopf. Erst erfuhr er, dass Lalaithwen nicht seine richtige Schwester war und nun auch noch, dass niemand um sie in Lorien wusste und Gerüchte kursierten, er sei tot. Seine Eltern würden ihm einiges erklären müssen.
"Nimm dir Zeit, deine Gedanken zu ordnen, mein Freund. Morgen ist ein besserer Tag, um sich dem Unscheinbaren zu stellen" Mit diesen Worten reichte er filegon die Hand und zog ihn auf seine Füße zurück. "Du solltest ein wenig ruhen, ein Bad ist für dich hergerichtet und neue Kleider herausgelegt worden. Entspanne und sorge dich nicht mehr. Nicht heute."
Filegon nickte, doch bevor er sich zum Gehen umwand, fragte er: "Aber, was ist mit Laith, sollte ich nicht...?" Legolas meldete sich nach langem Schweigen wieder zu Wort: "Nein, Filegon, ich werde mit ihr reden..." Verwundert schauten Haldir und Filegon zu Legolas, doch Filegon lächelte dankbar und kehrte dann um. "Das Ganze ist überaus rätselhaft", meinte Haldir, Filegon beim Verlassen der Halle beobachtend, "Meines Erachtens steckt mehr hinter diesem Rätsel, als wir zu erkennen vermögen" Legolas nickte und sprach: "Du sagtest selbst, dass wir heute keine Rätsel mehr lösen können, stärke die Wachen, lass uns auf der Hut sein, aber erst einmal verworrene Gedanken ordnen." Haldir schaute Legolas einen Moment schweigend an, dann sagte er: "Du hast recht, kümmere dich wie versprochen um Lalaithwen, ich werde sehen, ob sich Ranwés Gemüt ein wenig abgekühlt hat..."
"Und ich erhoffte mir ein paar ruhige, besinnliche Tage in den Wäldern Lothloriens", seufzte Legolas.
~*~*~
Der späte Nachmittag hatte mittlerweile die heiße Mittagssonne abgelöst und vereinzelt wanderten Wolken über Loriens Himmel. Ein sanfter Wind wehte, hob Lalaithwens Haar an und ließ es sogleich wieder leicht auf ihre Schultern fallen. Legolas lächelte traurig, als er sie zusammengehockt auf einer großen Wurzel sitzen sah, mit ihren Armen umschloss sie ihre Knie, ihr Kopf lehnte seitlich darauf. Ihr Gesicht war von Legolas abgewandt. Der Elb wusste nicht wieso, aber sein Herz raste in seiner Brust. So viel war geschehen, ungeahnte Gefahren und Rätsel hatten sich ihnen in den Weg gestellt...und alles war anders gekommen, als er es je gedacht hätte. Geräuschlos trat er zu ihr, der Lauf der Sonne war ihm hold, sodass er keinen verräterischen Schatten warf, den Laith hätte sehen können. Er wollte etwas sagen, doch es schien ein Kloß in seinem Hals zu stecken und zudem brach es ihm fast das Herz, als er sie ganz leise, so als ob sie sich für ihre Tränen schämte, weinen hörte.
Sanft, fast so zart wie ein Blatt im Herbst zu Boden segelte, legte er seine Hand auf Lalaithwens Schulter. Sie zuckte unter der unerwarteten Berührung zusammen und ein Lächeln breitete sich auf Legolas' Lippen aus. "Hau ab, lass mich in Ruhe...", schluchzte sie verschämt, drehte sich jedoch nicht zu ihm um. "Entschuldige", brachte er leise hervor und Lalaithwen wand sich erschrocken um, als sie die klare, sanfte Stimme des Elben hörte, die sie an den milden Gesang des Regens einer Sommernacht erinnerte. Mit großen, blauen Augen schaute sie zu ihm auf und senkte sogleich schuldbewusst ihr Haupt.
"Ihr seid es...verzeiht, mein Prinz, wie sooft war mein Mundwerk schneller als mein Gehirn, ich nahm an, Filegon oder Ranwé, der Trottel wäre hier"
Legolas konnte nicht anders als leise zu lachen. Verunsichert blinzelte sie ihn an, doch Legolas ließ sich neben ihr auf der Wurzel nieder. Einige müde Tränen kullerten an ihrer Wange hinab, die sie eilig fortwischte. Mit zitternden Händen.
"Du musst dich nicht deiner Tränen schämen, Lalaithwen", sagte er leise und schaute sie an. Sie presste die Lippen zusammen, sagte aber nichts, sondern schaute stur geradeaus. Nach einigen verstrichenen Sekunden folgte er ihrem Blick. Schweigend saßen sie so nebeneinander, nur das ruhige Säuseln des Windes verriet, dass die Welt nicht stillstand. Lalaithwen konnte kein Wort hervorbringen, musste sich eingestehen, dass er ihr Herz höher schlagen ließ, auch wenn er nur in ihrer Nähe war. Und das verwirrte sie. Als ob das Geschehene nicht schon schlimm genug gewesen wäre, nein, da mussten ihre Gedanken überallhin verstreut sein. Sie bemerkte kaum, dass er ihre Hand ergriff, so sanft war seine Berührung auf ihrer Haut. Verwirrt starrte sie auf Legolas' Hand, die nun die ihre umschloss, fast völlig einnahm. Dann wanderte ihr Blick scheu zu seinem Gesicht. Noch immer schaute er in die Ferne, so als ob seine tröstende Geste nur unwillkürlich gewesen wäre.
"Warum...warum habt Ihr mich gehen lassen?", murmelte sie leise. Legolas wand den Blick nicht ab und sagte: "Weil zu Vieles aus Zorn und verletztem Stolz zwischen uns gesprochen wurde. Mein Urteil sollte nicht aus Eigensinn gefällt werden."
Laith verstand immer noch nicht, was er eigentlich meinte, gab sich aber mit der Antwort des Elben zufrieden. Vorerst. "Lalaithwen...es...es tut mir leid, was ich zu dir sagte." Laith wusste nicht, weshalb, aber als sie seinen entschuldigenden Ausdruck in den blauen Augen, die den Himmel an einem Frühlingsmorgen wiederzuspiegeln schienen, sah, wollte sie ihm nur noch um den Hals fallen. Stattdessen nickte sie und senkte verlegen den Kopf, als sich neue Tränen in ihren Augen sammelten. Eine Träne fiel herab und landete auf Legolas' Hand. Er lächelte und legte, zunächst zaghaft, seinen anderen Arm um ihre Schultern, zog den Mantel enger um ihren Körper. Lalaithwen wagte nicht einmal mehr, zu atmen, das einzige, das sie hervorbrachte, war: "Es ist so ein vernichtendes Gefühl, zu wissen, dass man nirgendwo hingehört..."
Legolas schaute zu ihr herab, legte den Arm nun selbstsicherer um sie. "Aber du gehörst doch zu jemandem. Zu Filegon.", flüsterte er und hinderte mit seinem Daumen eine weitere Träne daran, ihren Weg über Lalaithwens Wange zu bahnen. Zögerlich schaute sie ihn an. In ihren Augen standen so viele Worte geschrieben, die sie sagen wollte, doch nicht mehr aussprechen konnte. "Filegon wird immer deine Familie sein, auch wenn ihr nicht blutsverwandt seid. Du bist nie allein, Lalaithwen, auch wenn du dich so fühlst.", sagte er und lächelte vorsichtig. Langsam, nur sehr langsam nickte sie und versuchte, seine Geste zu erwidern, was ihr nicht recht gelang. Und in diesem Augenblick konnte er nicht anders, als sich vornüber zu beugen und einen tröstenden Kuss auf ihre Stirn zu hauchen. Sie errötete leicht, aber für Legolas war es kaum sichtbar, da sie ihr Gesicht in seiner Schulter vergrub. Er umarmte sie nun ganz, genoss diesen Moment äußersten Vertrauens.
"Wir könnten uns so viel besser verstehen, wenn wir nur unseren Stolz überwinden würden", murmelte sie an seiner Schulter und er lächelte, als er ihre verschlafene Stimme hörte. "Freunde können sogar Stolz und Sturheit überwinden", erwiderte er vorsichtig und sie schaute zu ihm auf. "Freunde...ja, Freunde vermögen in der Lage zu sein, da habt Ihr recht"
"Und Freunde sprechen sich nicht mit Adelstiteln an", fügte er lächelnd hinzu, "Da weißt du, was du dir noch alles abgewöhnen musst", neckte er sie dann und sie lächelte. Endlich. Endlich waren die Tränen dem Lächeln gewichen. Laith fand Trost durch Legolas' Worte und beide vergaßen die Vorurteile und Streitereien, die ihnen ein falsches Bild vom anderen vermittelt hatten.
Doch bemerkte Legolas nicht, dass Ranwé ihn und Lalaithwen beobachtet und die Hände zu Fäusten geballt hatte... .
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Puuuhhh, war das lang, oder? Na ja, lasst euch trösten, ich bin vom 28.12. bis 3.1. nicht zu Hause, d.h., nicht in der Lage meinen Computer zu belästigen *G* (und euch)...ich hoffe das Chap hat euch gefallen?! *reviewbrüll* Denn das ist mein einziger kleiner Lohn *liebguck*
Also, bis zum neuen Jahr, rutscht gut rein und nicht hinfallen, klar?
