A/N: Ok, ich hab heut einen Extraspurt eingelegt, um imaginären Drängeleien, was das Kapitelupdate angeht, nachzugehen *zu Jelly schiel*...aber ich muss noch mal sagen, bitte gebt mir ein bisschen Freiraum, ich bin schließlich keine Schreibmaschine. Hab derzeit n bisschen viel mit Schule und Co zu tun, also habt bitte das Verständnis und die Geduld...nun denn, freu mich über jede Review!!! Viel Spaß mit Chap 18!!!

****************************************************

Kapitel 18: Die Ruhe vor dem Sturm

Haldir hatte nicht geschlafen. Zu aufgewühlt war sein Gemüt, zu unheilvoll war der Gesang des Nachtwindes gewesen. Er hegte den Gedanken nicht gern, aber es schien geradezu auf der Hand zu liegen, dass mit Legolas und seinen Freunden ein neues Unheil über den Goldenen Wald gekommen war. Und jetzt war Ranwé auch noch verschwunden. Regungslos stand der stolze Elb noch immer auf seinem Wachtposten, seinen scharfen Augen entging nichts, nicht einmal der zaghafte Tanz der grünenden Blätter im kalten Wind. Er sah alles und gleichzeitig nichts. Er wusste, da draußen war etwas, doch schien die Fassade nahezu perfekt, um es vor Haldir zu verbergen. Ein leiser Seufzer glitt über seine feinen Lippen. Er wartete nun schon die ganze Nacht auf Bericht von Ioreweth und seinen Leuten, welche noch zur Abenddämmerung ausgeschickt worden waren, Ranwé zu finden.

Am Horizont konnte er im Osten schon den Morgen erwachen sehen, doch waren es Regenwolken, dicht, grau, ja fast schwarz, welche das Tageslicht daran hinderten Lothloriens Wälder zu erhellen. Haldirs Blick wanderte hinauf zu den höchsten aller Baumwipfel, erhoffte Nachricht von den Vögeln, doch an diesem Morgen herrschte eine Stille in Lorien vor, als wäre alles Leben daraus gewichen. `Auch sie spüren es´, dachte er und der Wind spielte mit seinem blonden, feinen Haar. Ein kalter Schauer lief über den Rücken des Elben.

"Haldir, so früh schon auf den Beinen?", hörte er unerwartet eine altbekannte Stimme ganz in der Nähe. Geschwind wand er sich um und sah Ranwé vor sich stehen, ein wenig zerzaust und schmutzig, doch breit grinsend wie immer. "Ranwé" Haldirs Stimme war nicht mehr als ein Atemhauch, so überrascht war er, seinen Freund wiederzusehen. "Wie er leibt und lebt", grinste Ranwé und legte eine Hand auf Haldirs Schulter, der ihn noch immer anstarrte, als wäre er eine Halluzination. "Wo...wo warst du die ganze Zeit? Wir haben uns Sorgen gemacht!"

Nur sehr kurz, doch lang genug, dass Haldir es bemerken konnte, flackerten Ranwés graue Augen bedrohlich auf, bevor er knapp antwortete: "Ich habe nur einen Spaziergang gemacht, musste mich abreagieren."

"Die ganze Nacht über? Ranwé, wieso bist du einfach ohne ein Wort zu sagen weggelaufen? So leicht lässt du dich doch sonst nicht provozieren", sagte Haldir vorsichtig. Irgendetwas an Ranwé war anders. Von seinem Äußeren abgesehen - in seiner Stimme klang ein merkwürdiger Unterton mit und in seinem Blick lag etwas, das Haldir nicht gefallen wollte. "Muss ich vorher um Erlaubnis fragen, wenn ich einen kleinen Ausflug mache, oder was? Du bist nicht meine Amme, Haldir", knurrte Ranwé. "So habe ich das auch nicht gemeint", murmelte Haldir mit Bedacht, "Aber du weißt genau, dass unsere Grenzen nicht mehr sicher sind und euch Orks verfolgt haben, als ihr in Lorien ankamt. Dir hätte einiges zustoßen können" Ranwé presste die Lippen zusammen, eine ungewohnte Anspannung lag in seiner Haltung. "Ist es aber nicht"

Der Hauptmann der Galadhrim schwieg einen Augenblick lang, musterte Ranwé noch einmal von Kopf bis Fuß und fragte: "Und warum siehst du dann aus, als ob dich jemand mächtig verprügelt hat? Deine Gewänder sind schmutzig, teilweise zerrissen und es scheint mir, dass du Schmerzen hast..." Ranwé wurde zornig. Er musste Haldir gegenüber vorsichtig sein, denn er würde wachsamer sein als Legolas, der Verräter, denn dieser würde sicherlich mit seinen Gedanken bei Lalaithwen sein, als Ranwé aufmerksam zu betrachten. Einfältiger Prinz aus dem Düsterwald! Anstatt Haldir jedoch eine wütende Antwort zu entgegnen, lächelte Ranwé kurz und sprach: "O nein, verprügelt gewiss nicht, mein Freund. Ich hatte des Nachts eine nette Bekanntschaft mit einer jungen Elbenmaid gemacht...verzeih, aber sie war ein wenig wild"

Dass Ranwé nicht gerade das Exempel für einen treuen Elben war, wusste Haldir natürlich, doch tief in seinem Herzen glaubte er Ranwé kein einziges Wort. Aber er behielt seinen Zweifel zunächst für sich und schüttelte gespielt den Kopf, grinste. "Ranwé, Ranwé, du änderst dich nie", und umarmte ihn herzlich. "Und ich dachte schon, dir wäre etwas passiert", fügte Haldir hinzu. Ranwé spürte, dass Haldir es nicht ganz so meinte, was er sagte. Er würde vorsichtig sein müssen. Heute Abend würden die Orktruppen einen Überraschungsangriff auf Lorien starten. Vor den Toren Caras Galadhons warteten, ja, lauerten sie. Versteckt durch einen düsteren Zauber, verborgen im Schatten des Waldes. Sie wollten nicht nur Legolas, sie wollten ganz Lorien. Ranwé wusste, dass es zu spät war, würde er nicht seine Rolle spielen, würden sie ihn erschlagen. Der Angriff würde stattfinden. So oder so, denn nun waren die Orks nahe genug, um ihren tödlichen Plan zu vollenden.

Und Ranwé wollte Vergeltung. Sicher, es mochte übertrieben klingen, da er mit Legolas jahrelang sehr eng befreundet war, doch für keine Elbe hatte er je so viel empfunden wie für Lalaithwen. Und nur ER allein würde sie für sich gewinnen. Nicht der Prinz, dem so oder so schon alle Mädchenherzen zuflogen.

"Ranwé?", fragte Haldir und der andere Elb blinzelte ihn fragend an. "Entschuldige", murmelte Ranwé, "Ich war in Gedanken versunken."

Haldir bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick, wiederholte aber dann seine Worte, die der Elb nicht wahrgenommen hatte: "Ich fragte, ob wir nicht zurück in die Halle Caras Galadhons gehen wollen, Legolas freut sich sicherlich, dich wiederzusehen, denn auch er war sehr besorgt um dich"

Ranwés Miene verfinsterte sich bei der Erwähnung des Namen des Prinzen. "Ach, war er das?", der Klang seiner Stimme war düsterer als er es beabsichtigt hatte, doch Ranwé ließ ein gespieltes Lächeln folgen, "Dann lass uns zu ihm gehen!"

~*~*~

"Meinst du, dass wir uns wirklich auf ihn verlassen können? Ein Elb, der sein eigenes Volk verrät...nur sehr selten ist mir das zu Ohren gekommen!", murrte Shigh, nur sehr schwer konnte er sich mit dem Gedanken abfinden, dass sie den Elben am Leben gelassen und nicht aufgeschlitzt hatten. "Jetzt ist es sowieso egal...er hat uns an die Stadtgrenzen geführt, mehr brauchen wir nicht. Er ist wertlos und wird brav sein Versprechen halten...", erwiderte Gworcz, sein langes, schmutziges Orkmesser in das fahle Sonnenlicht haltend. Er wischte es mit einem Stofffetzen ab, sodass sich teilweise sein eigenes, widerwärtiges Gesicht auf dem Metall der tödlichen Klinge widerspiegelte. Verächtlich spuckte der Ork auf das Messer und rieb erneut daran klebenden Dreck ab. Blut und Tod ließen sich aber nicht abwischen, egal, wie lang er es noch zu reinigen versuchte.

"Bist du dir da ganz sicher, Chef?", flüsterte Shigh, fürchtend, dass ein Elbenwachtrupp in der Nähe sein konnte. "Und selbst wenn er querschlägt...wir sind nahe genug, um Bhestalors Auftrag zu erfüllen. Der Elb wird sterben, so oder so...dumm ist er, wenn er denkt, dass wir ihn am Leben ließen. Wie die von Legolas und allen anderen Elben wird dessen leblose, ausgeblutete Körperhülle Tribut für Gorthaurs Niedergang zollen. Es wird das letzte Mal gewesen sein, dass Elben mächtiger als Orks sind." Zur Bekräftigung seiner Worte leckte Gworcz die Klinge seiner todbringenden Stichwaffe ab. Schwarzes Blut quoll aus dessen Zunge, rann an der unförmigen Orkwaffe hinab, besiegelte den Pakt zwischen Orks und deren Hass zu den Elben.

Shigh schluckte, doch dann schlich sich ein grausames Grinsen über seine Züge. Er leckte sich die zerfressenen Lippen und zischte: "Nieder mit den Elben...heut Nacht naht die Vergeltung"

Alle geschickten Orktruppen hielten sich im dunklen Dickicht Loriens versteckt, warteten den Morgen und den schier endlos andauernden Tag ab. Elben patrouillierten die Grenzen, doch schienen sie blind für den dunklen Zauber Bhestalors zu sein, keiner ihrer geschärften Sinne konnte auch nur ansatzweise wahrnehmen, welch dunkle Bedrohung sich ihnen näherte. Bhestalor war klüger und gerissener als selbst seine Verbündeten annahmen. Sein Pakt mit der schwarzen Kunst ließ es zu, dass er seine Werkzeuge selbst vor Elbenaugen tarnen konnte. Etwas, was den Elben zum Verhängnis werden konnte.

~*~*~

Aus sanften, ruhigen Träumen, welche Iluvatar den Elben zu schenken vermochte, erwachte Lalaithwen nach und nach und ihre Augen nahmen wieder das Tageslicht wahr, das zwar zaghaft, doch mit einer leisen Beständigkeit den Raum füllte. Ihr Kopf lehnte am weichen Polster eines Bettes, bis zu den Schultern hinauf bedeckte eine seidige, fein bestickte Decke ihren Körper. Ungläubig blinzelte sie ein weiteres Mal gegen das Licht, als sei es nur eine Täuschung ihrer Sinne. Hatte sie wirklich geschlafen? Sie konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, auf diesem Bett gelegen zu haben, in diesem Raum. Doch fühlte sie sich frisch und voller neuer Lebenskraft. Das Bad, das Legolas ihr am Abend zuvor hergerichtet hatte, hatte wohl seinen Beitrag an Lalaithwens Wohlbefinden geliefert. Ja, Legolas...Lalaithwen gähnte laut und rieb sich die blauen Augen. Galten jetzt schon die ersten Gedanken an einem neuen Tag diesem Elben? Den sie gar nicht wirklich kannte? Den sie noch vor Tagen verwünscht hatte?

Trotzig schüttelte sie mit ihrem Kopf, das blonde Haar, nun gewaschen und gekämmt, fiel ihr über die Schulter. Ihr Blick wanderte über die mit Silber und Elfenbein verzierten Wände des Raumes, blätterförmige Stickereien schmückten die feinen Wandteppiche Lothloriens. Wo zum Henker war sie hier nur gelandet? Träumte sie noch?

Ein selbstfabriziertes Kneifen in den Arm ließ sie wissen, dass es die Realität war, die sich vor ihren Augen präsentierte. "Autsch", murmelte sie, rieb sich den Arm, in der Gewissheit, allein im Raum zu sein. "Es ist sehr unterhaltend, deine Verhaltensweisen am Morgen zu begutachten, Laith", hörte sie Filegon sagen und sie wand sich mit weit aufgerissenen Augen zu ihm um. Er stand auf der anderen Seite des Raumes, ein grünes Gewand, edel zusammengewebt und versehen mit silbernen Knöpfen, hüllte ihn ein, das lange blonde Haar war zusammengeflochten und bedeckte seine Schultern. Für einen Moment sah er Legolas verblüffend ähnlich. Filegon leget den Kopf schief, die erwartete, grummelige Antwort, die er von ihr zu hören gewohnt war, blieb aus, stattdessen starrte sie ihn mit großen Augen an.

"Was ist? Ich bin's...Filegon...", grinste er breit und wedelte mit der Hand vor ihrem erstaunten Gesicht herum. "Du...du siehst so anders aus...so...schön..."

"Na vielen Dank...", machte er beleidigt und beobachtete sie aus den Augenwinkeln, während er empört den Kopf zurückwarf und das lange Haar einen Teil seines Gesichts unter den feinen Strähnen verbarg. Sie schaute verdutzt auf, schüttelte eilig mit dem Kopf, bevor sie die richtigen Worte gefunden hatte. "Ich, nein, so war das nicht gemeint...du...sahst einen Moment lang so aus wie..."

"Gewisse andere, blöde, reinblütige Elben?", neckte er sie und lächelte schelmisch, noch immer den Kopf arrogant emporhebend, die Arme verschränkt vor der Brust. Laith schoss das Blut in die Wangen und augenblicklich stützte sie ihr Kinn auf die rechte Hand, wand das Gesicht von Filegon ab, der belustigend zu ihr herabschaute und sich anschließend auf dem Bett niederließ. "Aber nicht, dass du gleich über mich herfällst...", stichelte er weiter und Lalaithwen wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher als einen Nudelholz, (ähnlich wie das, mit dem die alte schreiende Dame Laith an diesem sonnigen Frühjahrsmorgen verfolgt hatte) um ihm eine drüberzuhauen, denn wenn Filegon erst einmal ein Thema gefunden hatte, mit dem er sie aufziehen konnte, dann hatte er die dumme Angewohnheit dies ohne ein jegliches Limit zu tun.

"Ach komm schon, jetzt schmoll doch nicht herum", säuselte er in einem provozierendem Ton und zog an ihren Haaren. "Sag mal, was willst du eigentlich von mir? Ich habe kein Wort gesagt...", knurrte sie genervt und versuchte verärgert, sich von seinen Neckereien zu befreien. "Das musst du auch nicht, du hast schon wieder diesen "Legolas-küss-mich" - Ausdruck in den Augen", lachte er und gab ihr einen freundschaftlichen Knuff in die Seite. Erbost packte sich Laith ein Kissen und warf es Filegon an den Kopf, ballte die Hände zu Fäusten. "Du bist so doof, weißt du das? So einen Gedanken habe ich nie gehegt, bäääh, wie kannst du das nur sagen?", rief sie, übertrieben abgeneigt. Daraufhin lachte Filegon nur und verwirrte Lalaithwen somit nur noch mehr. "Weißt du, wie niedlich du bist, wenn du versuchst, etwas zu leugnen, das unlängst enthüllt wurde?", lächelte er sanft und streichelte ihr vorsichtig über die Wange (die im Übrigen wieder errötet war).

Lalaithwen schluckte, zog sich dann ein wenig von Filegon zurück und murmelte: "Ich mag ihn ein wenig, das ist schon wahr, aber...aber...warum gehe ich überhaupt auf deine blöden Kommentare ein? Hast du nichts besseres zu tun, als mich zu ärgern?"

Filegon bemerkte mit Belustigung den Zorn in ihrer Stimme und erwiderte frech: "Nein, im Augenblick nicht...", er lachte leise daraufhin, als sie ihn dafür aber mit einem bösen Blick bedachte, und aufstehen wollte, hielt er sie zurück: "Laith", murmelte er unerwartet leise und sie hielt inne. Wie? Machte er jetzt wieder eine ernste Diskussion aus einer vorangegangenen Blödelei? Sie wusste selbst gut genug, dass sie naiv und albern genug war, zu glauben, dass auch er sie mochte, das musste ihr Filegon nicht auch noch darlegen. Laith seufzte, ließ sich dann aber willig auf das Polster nieder.

Filegon lächelte, doch irgendein trauriger Ausdruck lag in seinen blauen Augen. "Du kannst mir nichts vorspielen, Lalaithwen. Und dir selbst solltest du das genauso wenig antun. Gesteh dir doch endlich ein, dass dir Legolas mehr bedeutet, als du vorgibst"

"Was soll das denn jetzt bitteschön? Wie oft soll ich dir denn noch auf die Nase binden, dass ich ihn mag, aber nicht mehr..." Ein ungläubiger Blick von Filegon reichte aus, um Lalaithwen nicht auf eine Antwort seinerseits warten zu lassen, sondern sofort weiter zu argumentieren: "Vergiss nicht, wie gemein er zu mir war und gehässig...er hat mich ausgelacht...und wieso bei Eru sollte mir ein reinblütiger Elb etwas bedeuten? Die sind doch alle so...so...so arrogant und egoistisch, gemein und hinterlistig...und...das habe ich dir gestern schon erklärt...", endete sie ihre Ausführungen, nur um Filegons Schmunzeln zu begutachten.

"Ja, und gestern hast du zumindest zugegeben, dass du ihn magst...", grinste er weiter. "Ich...argh...Filegon, weißt du, wie nervtötend du sein kannst? Selbst wenn es so wäre, wie du es schilderst, was natürlich nicht der Fall ist, so wäre doch alles hoffnungslos von meinem Standpunkt der Dinge...er ist verlobt, er ist reinblütig, noch dazu stammt er aus einer königlichen Familie, ich weiß so gut wie nichts über ihn, kurz - er ist unerreichbar...für mich...", fügte sie leise hinzu und ohne so recht zu wissen, warum, ließ sie ihren Kopf zurück in den Nacken sinken und starrte an die Decke ihres Gemachs.

"Manchmal greifen wir nach den Sternen, obwohl sie uns ewig fern sein werden", sagte Filegon leise. Lalaithwen spürte seinen besorgten Blick, erwiderte ihn aber nicht. "Da kann ich ja froh sein, dass es bei mir nicht so ist", sagte sie gespielt fröhlich und schwang sich aus ihrem Bett. Rechtzeitig konnte sie vor Filegon eine Träne verbergen, die sich ungewollterweise in ihrem Auge gesammelt hatte... .

"Mmh...dann zieh dich geschwind an, Haldir hat bereits mit mir gesprochen, er will noch in den Vormittagsstunden aufbrechen...zu unseren Eltern, ich meine...ach, du weißt schon..."

"Ist schon gut", murmelte Laith leise und wischte sich unbemerkt die Träne aus dem Gesicht, trat vor einen großen, silbernen Spiegel und begutachtete ihre Haare. "Was ist das überhaupt für ein Zimmer, in dem ich mich befinde? Und wie bin ich ins Bett gekommen?" Filegon stand mit einem leisen Seufzer ebenfalls auf und stellte sich hinter Lalaithwen. "Haldir hat es dir zur Verfügung gestellt, schließlich sind wir seine Gäste. Du bist gestern Abend nach deinem Bad gleich eingeschlafen, sodass dich einige Elben in dein neues Bett hier verfrachtet haben.", erklärte der Elb und wand sich dann von ihr ab, damit Laith ihre Kleidung anlegen konnte. "Von hier aus hast du einen traumhaft schönen Ausblick auf Loriens Wälder...", fuhr er fort und stützte sich mit den Ellenbogen auf das Fensterbrett. Die Sonne war fast gänzlich aufgegangen, doch ward ihr Schein getrübt von dichten Wolken, die sich ab und an vor sie schoben. Lalaithwen zog die für sie bereitgestellten Kleider an, beobachtete schweigend Filegon, bevor sie zu ihm ans Fenster trat. Der Ausblick war wirklich unvorstellbar schön, die majestätisch wirkenden Baumwipfel füllten die gesamte Umgebung mit einem satten Grün, goldenes Sonnenlicht verlieh dem Wald seinen altbekannten Namen, doch warf es auch dichte Schatten im undurchdringlichen Dickicht.

"Ranwé ist wieder aufgetaucht", sagte Filegon nach einer langen Zeit des durchaus angenehmen Schweigens. Laith blickte überrascht zu ihm auf, schenkte ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder dem farbenfrohen Spiel des Morgens. "Hab ich dir doch gesagt...", sprach sie unbeeindruckt, "und, wo war er? Eine seiner nächtlichen Sauftouren? Eine holde Elbenmaid?"

Das letzte Wort sagte Lalaithwen mit so viel Ironie in der Stimme, dass Filegon unwillkürlich grinste. "Volltreffer, Schwesterherz...", lachte er auf und anstatt in sein Gelächter mit einzustimmen, schaute sie mit leerem Blick zu ihm herüber. Filegon verstummte, erst jetzt wurde ihm bewusst, welche Bezeichnung er für sie gewählt hatte. Es war in den langen Jahren ihres Zusammenseins wie ein zweiter Name für Laith geworden. Schwesterherz. Es hatte etwas Vertrautes, Inniges an sich, doch war grundlegend falsch. "Entschuldige", seufzte er und drückte sich von der Wand ab, trat gemächlich in die Mitte des Zimmers, seine Hände waren in seine Hüften gestemmt, den Blick hielt er gesenkt. "Ich muss mich wohl erst noch daran gewöhnen"

Lalaithwen suchte nach Worten, doch konnte sie keine passende Antwort finden. "Filegon", begann sie vorsichtig, doch sie wurde von einem plötzlichen Klopfen an der Tür unterbrochen, bevor sie überhaupt angefangen hatte, richtig mit Filegon zu sprechen. Er öffnete an ihrer Stelle die Tür und Haldir trat ein. "Entschuldigt, wenn ich euch störe, aber ich denke, wir sollten uns so früh wie möglich auf den Weg machen"

Filegon nickte, warf Lalaithwen einen kurzen, fragenden Blick zu, bevor er Haldir antwortete: "In Ordnung...wir sind gleich soweit" Haldir schien aus irgendeinem Grunde besorgt, oder gar nervös zu sein, was man sonst von dem stattlichen Elben nicht gewöhnt war. Mit seinen Gedanken war er ganz woanders. Laith verunsicherte Haldirs unruhige Art, doch sie sprach nicht mit ihm. "Ich erwarte euch dann in der Halle", sagte er knapp, spähte mit seinen scharfen Augen kurz aus dem Fenster, als ob er erwartete, etwas Besonderes oder Seltsames zu sehen. Dann machte er kehrt und war ebenso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. "Ich weiß noch gar nicht, wie ich mich ihnen gegenüber verhalten soll...", murmelte Lalaithwen nachdenklich, sich den warmen Mantel um die Schultern legend. "Noch weiß ich es...ich bin wütend und gleichzeitig erfreut darüber, sie wiedersehen...ich denke, heut wird noch ein sehr langer Tag. Sie haben uns viel zu erklären und auch wir werden von vielen Jahren zu berichten haben, in denen wir von ihnen getrennt waren", sagte er.

"Vielleicht waren es von jenen zu viele.", wisperte sie kaum hörbar und strich in Gedanken versunken über das Schmuckstück, das ihr, oder besser, Filegons Vater einst geschenkt hatte. Es hatte nichts Gutes zu bedeuten, wenn Haldir, der sonst so ruhig und besonnen war, sich plötzlich sorgte. Aber das war Haldirs Sache. Ihre Sache war es zunächst, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und endlich Antworten auf ihre vielen Fragen zu bekommen.

"Lass uns gehen, Laith, Haldir wartet schon"

Filegon legte einen Arm um ihre Schultern und verließ mit ihr das hergerichtete Gästezimmer. Ehe sie die kleinere Elbensiedlung außerhalb Caras Galadhons erreichten, würden viele Stunden des Tages verstreichen, daher war nicht mehr daran zu denken, sich unnötig aufzuhalten.

~*~*~

Haldir hatte Ranwé zurück in die große Halle gebracht und sich zunächst von ihm getrennt, ihm gesagt, er hätte noch einiges zu erledigen. Dass er mit Filegon und Lalaithwen unterwegs sein würde, um deren Eltern ausfindig zu machen, verschwieg er bewusst. Er spürte, dass es nur Ärger geben würde, wenn Ranwé und die anderen beiden aufeinander trafen. Doch gleichzeitig hatte er ein gewisses Unbehagen bei dem Gedanken, Legolas mit ihm allein in der Halle Caras Galadhons zurückzulassen. Iorelass war von ihm deswegen beauftragt worden, ein Auge auf Ranwé zu werfen, solange er selbst nicht da war. Etwas zog herauf, er wusste es, doch konnte es nicht ausmachen. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit ließ ihn leise verzweifeln.

Er hatte bereits 2 Pferde satteln lassen, stand nun bei den Tieren außerhalb des elbischen Bauwerks und wartete auf die beiden anderen. Er musste nicht lange warten und nach einer kurzen Wegerklärung saßen Laith und Filegon auf. Haldir warf einen letzte, besorgten Blick auf das kuppelförmige Hallendach, welches im noch immer um Geltung kämpfenden Tageslicht silbern schimmerte. Dann saß er ebenfalls auf und ritt gemächlich voran. Die Wolken verdichteten sich. Noch heute würde es Regen geben... .

~*~*~

Ranwé stand noch ein wenig unschlüssig am Eingang der großen Halle, als Haldir sich vorerst von ihm verabschiedet hatte. Er hoffte darauf, dass der Hauptmann nichts erahnte und auch nicht zu misstrauisch ihm gegenüber wurde. Denn wenn man Haldir zum Feind hatte, bedeutete das gleichermaßen, dass einem ganz Lothlorien gegenüberstand. Aber was war denn noch in Lothlorien? Unlängst reisten die Elben Loriens in den Westen, ließen den Goldenen Wald und Mittelerde zurück. Selbst wenn Haldir also Wind von der Verschwörung bekommen hätte, so wäre es zu spät, sich gegen sie aufzulehnen. All die mutigen Elbenkrieger waren entweder im Westen oder gefallen in den blutigen Kriegen gegen das Böse.

Nur wenige von ihnen waren in Lothlorien geblieben, unter ihnen Haldir. Gegen die reiche Anzahl der Orks würde nur schwer anzukommen sein. Aber das überließ Ranwé diesen niederen Kreaturen selbst. Hauptsache er konnte Vergeltung üben dafür, dass Legolas ihn so hintergangen hatte. Ranwé würde nur verhindern müssen, dass er selbst verletzt würde. Lalaithwen hatte ihm ebenso weh getan. Er wollte nicht, dass sie starb, aber noch weniger wollte er sie in den Armen von Legolas sehen.

Bei diesem Gedanken ballte Ranwé unwillkürlich die Hand zur Faust, atmete tief durch. Wenn er mit Legolas sprach, würde er sich zurückhalten müssen. Keinesfalls durfte er ausrasten. Noch immer nach innerer Ruhe suchend, durchschritt der Elb die Halle, seine feinen Schritte hallten kaum auf dem marmornen Boden wider. Nun galt es für ihn, mit Legolas zu sprechen.

Ehe er diesen Gedanken zuende bringen konnte, hörte er auch schon die nur allzu gut bekannte Stimme des Prinzen hinter sich. "Ranwé...da bist du ja...wo warst du nur wieder, wir haben uns Sorgen gemacht", rief der Prinz sichtlich erfreut und lief Ranwé entgegen. `Du hast dir Sorgen gemacht? Heuchler. Wohl auch noch, während du auf meinem Mädchen gelegen hast?´, schoss es Ranwé durch den Kopf, doch er zwang sich, Ruhe zu bewahren. "Ich war nur...spazieren, wenn du verstehst, was ich meine", grinste Ranwé gespielt und erwiderte Legolas freundschaftliche Umarmung. "Die ganze Nacht über?"

Ranwé presste die Lippen zusammen, am liebsten hätte er ihn angeschrieen, doch er fand die nötige Beherrschung rechtzeitig. "Jawohl, Legolas...gibt es irgendetwas einzuwenden?" Legolas zog kurz die Brauen hoch, doch antwortete letztendlich: "Nein...natürlich nicht, aber du hättest doch etwas sagen können. Warum bist du überhaupt weggegangen?"

Das war der Moment, in dem Ranwés Kragen beinahe platzte. "Ist doch egal", zischte er und senkte den Kopf. Legolas entging Ranwés Gereiztheit natürlich nicht und er beschloss zunächst, ihn in Ruhe zu lassen. Sein Gemüt würde sich schon wieder beruhigen. "Ranwé, was hälst du davon, wenn wir heut einen einfachen Männertag machen...wie früher?", fragte Legolas beschwichtigend und legte seinen Arm kumpelhaft um Ranwés Schultern. Dieser, zunächst eher weniger davon begeistert, Friede Freude Eierkuchen zu spielen, ehe Legolas seine wohlverdiente Strafe bekam, folgte dem Elben nur widerwillig. Doch dann konnte er sogar noch Vorteile für sich ausmachen, wenn er allein mit Legolas war. Bis zum Abend zumindest. Er würde ihn bloßstellen, ihn ausfragen, bis er endlich Manns genug war, es ihm zu gestehen. Wenigstens diese Genugtuung schuldete er Ranwé, bevor er starb. Oftmals schon hatte Legolas Ranwé zur Weißglut getrieben, doch immer hatte er es heruntergeschluckt, immer die Wut verdrängt. Die Sache mit Lalaithwen hatte das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht.

"Gut, gehen wir einen trinken und quatschen wir über alte Zeiten...aber Legolas?" Der Prinz schaute fragend zu ihm herüber und Ranwé lächelte ungewollt kühl: "Lass uns aber abends ein wenig die Gesellschaft mit den anderen suchen...ich will ungern diesen Konflikt bestehen lassen...mit Filegon."

"Wie du willst, aber ich habe nur unsere langen Gespräche in letzter Zeit ein wenig vermisst", entgegnete Legolas unbesorgt. Er würde endlich wieder mit seinem Freund über dieses und jenes reden und bevor die Sonne unterging würde er auch Lalaithwen wiedersehen.

~*~*~

"Wo ist dieser dumme Elb...ich dachte, er wollte uns auf dem Laufenden halten...", zischte Shigh und wetzte sein Messer, so als ob er es kaum erwarten konnte, einem Elben damit die Kehle aufzuschlitzen. "Den sehen wir so schnell sicher nicht wieder...aber wie ich schon sagte, seinen Dienst hat er getan. Es gibt noch keinen Grund zur Hast, die Sonne nimmt erst noch ihren Lauf, der Abend nähert sich gemächlich. Wir werden in wenigen Stunden die ersten Späher ausschicken, um den Aufenthaltsort des Prinzen auszumachen, wenn es sein muss ohne der Hilfe dieses spitzohrigen Trottels. Der Elb wird schon dafür sorgen, dass Grünblatt allein...oder zumindest nur in weiblicher Gesellschaft ist. Und dann, wenn die Nacht hereinbricht, werden wir unsere Rache vollenden."

Shigh trat unruhig von einem Bein auf das andere, schnaufte verächtlich: "Pah, lumpiges Elbenpack...töten müssen wir sie, ja töten...und zwar alle."

"Ruhig, dämliche Ratte...du wirst schon noch deine Chance bekommen, deiner Abneigung Form zu verschaffen. Nur mit der Ruhe", grinste Gworcz und schaute auf zum Himmel, "Heute Nacht lassen wir die Hölle los..."

~*~*~

Der Weg aus Caras Galadhon kam Lalaithwen so lang wie gleich 3 ganze Tage vor, obgleich es nur etwa gute 3 Stunden waren, die sie unterwegs waren. Die Sonne stand hoch am Himmel und auch wenn sie zur Mittagsstunde am hellsten strahlen sollte, ließen sperrige Wolken kaum das Licht hindurchbrechen. Wenig wurde zwischen den Elben gesprochen. Lalaithwen saß hinter Filegon auf dem grauen Hengst und starrte die meiste Zeit über gedankenverloren auf Filegons Rücken. (ein elbischer Rücken kann auch entzücken) In Filegon ging unbeschreiblich viel vor. Noch nie in seinem Leben war er so aufgeregt wie an diesem Tage, jedenfalls nicht, soweit sein Gedächtnis zurückreichte. Haldir ritt den beiden voraus, mal in größerem Abstand, mal direkt vor ihnen. Doch stets schien er aufmerksam die Umgebung zu beobachten, jedes noch so kleine Geräusch ließ ihn herumfahren und automatisch zu dem Dolch an seinem Gürtel greifen. Doch es geschah nichts Außergewöhnliches. Hier und da kreuzten sich ihre Wege mit anderen Elben, die Wege in Lothlorien waren bei Weitem nicht so gefährlich und unübersichtlich wie die im Düsterwald. Eine allgemeine Unruhe schien jedoch unter den Elben zu herrschen.

Eine beinahe beängstigende Stille herrschte in den Wäldern und wenn man sprach, dann nur mit gedämpfter Stimme. Caras Galadhon lag nun seit geraumer Zeit hinter ihnen, der frühe Nachmittag hatte schon begonnen, als Haldir nach unendlich scheinendem Schweigen das Wort ergriff: "Von hier aus ist es nicht mehr so weit. Schätzungsweise 5 Meilen. Wir werden bald da sein, seid euch dessen bewusst"

Filegon runzelte leicht die Stirn. In Haldirs Stimme schwang eine ungewohnte Härte mit, die wohl auf seine innere Unruhe zurückzuführen war, die der junge Elb nicht so recht nachzuvollziehen wusste. Dass noch immer die Gefahr bestand, dass Orks ihr Unwesen in der Gegend trieben, war ihm zwar bewusst, doch Filegon war sich dessen sicher, dass sie nie so weit nach Caras Galadhon unbemerkt hätten vordringen können. Zudem machte ihn Haldirs Unruhe nervös. Denn wenn ein Hauptmann mit Rang und Namen wie Haldir solch eine Beunruhigung vermittelte, konnte das kein gutes Zeichen sein. Filegon beschloss trotz seinen Zweifeln Haldir nichts zu erwidern. Nichts konnte ihnen passieren und seinem Elternhaus war er schließlich auch ganz nah. Fast schon zwanghaft redete sich Filegon ein, dass er sich darauf freute, seine Eltern wieder in die Arme zu schließen. Lalaithwen lenkte sich mit ganz anderen Gedanken ab.

"Da wären wir...", hörten die beiden Haldir plötzlich sagen, der schon vom Pferd gesprungen war und es an den Zügeln führte. Fast im Chor entgegneten ihm Lalaithwen und Filegon: "Was?", worauf er nur lächelnd mit dem Kopf schüttelte. "Ihr beiden scheint mir ja noch sehr verschlafen zu sein...hier sind wir...hier leben...Filegons Eltern.", endete er den Satz vorsichtig und versuchte mit einem langen Blick Lalaithwens Reaktion abzuwarten.

Ihr Mienenspiel verriet ihm ihre Unsicherheit, sowie ihr Unbehagen, doch sie zögerte nicht sondern ließ sich von Filegon beim Absteigen vom Pferd behilflich sein. "Lasst mich zunächst vorangehen und mit ihnen sprechen, ich denke es wäre zu viel für sie, wenn ihr einfach so hereinspazieren würdet...vergesst nicht, sie glauben, dass ihr tot seid."

"Und genau in diesem Augenblick wär ich das auch lieber", flüsterte Laith Filegon zu, der sie ermutigend anstubste. Haldir ging voran. Vor ihnen erstreckte sich ein größeres, laubenähnliches Gebäude, fast so wie die Halle Caras Galadhons war dieses Haus um einen Mallornbaum herum gebaut. Lalaithwens Herz raste, war gespannt, welche Reaktion sie von ihren Eltern bekommen würden, wenn diese sie sahen - quicklebendig und in Haldirs Obhut. Behutsam klopfte Haldir an die Tür und die Sekunden, die verstrichen, ehe sie geöffnet wurde, kamen Filegon wie Stunden vor. Als die Tür sich öffnete und eine Elbenfrau aus der Schwelle trat und Haldir begrüßte, konnte Filegon nicht anders als eilig zu ihr zu laufen. "Mutter", rief er, Tränen in seinen Augen. Lalaithwen stockte der Atem. Da stand wirklich ihre...oder eher Filegons Mutter. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihren Sohn erblickte und augenblicklich fasste sie sich ans Herz. Haldir schenkte Filegon einen tadelnden Blick, ließ ihn aber gewähren. Er konnte gut nachvollziehen, wie es war, jemanden wiederzusehen, der totgeglaubt war. Filegon lächelte nicht, er stand nur stumm vor der Elbe, die ihn noch immer ungläubig anstarrte. Tränen rannen wie kleine Sturzbäche über sein Gesicht, zu überwältigend war das Gefühl, seine Mutter wiederzusehen.

"Filegon...", hauchte sie und mit einer zitternden Hand strich sie über seine Wange, als ob sie nicht wahrhaben konnte, dass tatsächlich ihr Sohn vor ihr stand. "Eru sei Dank, du lebst?!", sagte sie, als sie ihre Stimme wiederfand und endlich entwichen auch ihr Freudentränen. Aus reiner Verwunderung, wer denn an der Tür war, trat Filegons Vater aus der Laube hervor und es waren keine Worte nötig, damit er verstand, dass sein Sohn vor ihm stand. Halb lachend, halb weinend fielen sie ihm um den Hals, umarmten ihn, küssten ihn, sprachen endlose Dankesworte zu Iluvatar. Filegon hatte endlich sein wahres Zuhause, seine wahre Familie wiedergefunden und für einen Moment vergaß er alles andere. "Man sagte uns, du wärest tot", schluchzte seine Mutter und drückte ihn noch fester an sich.

Haldir beobachtete das Wiedersehen mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch fast gleichzeitig drehte er sich zu Lalaithwen, die noch immer bei ihrem Pferd stand und fast gleichgültig dessen Blesse streichelte.

Nach einiger Zeit lösten sich Filegons Eltern von ihm, noch immer mit Tränen in den Augen. "Was ist mit Lalaithwen geschehen, wo ist sie? Was ist passiert?", fragte sein Vater sogleich und die Mutter ging an Filegon vorbei, als sie das Mädchen erblickte, welches sich eher im Hintergrund aufhielt. "Lalaithwen?", schluchzte sie, erneut in Tränen ausbrechend und die Elbe hob den Kopf, drehte sich aber nicht um. Filegon folgte seiner Mutter, gemeinsam mit seinem Vater. "Lalaithwen?", wiederholte sie noch einmal, diesmal näher zu ihr tretend. Doch erst als sie eine Hand auf ihre Schulter legte, wand sich Lalaithwen langsam um. Sofort umarmte sie ihre Mutter stürmisch, Filegon und sein Vater taten es ihr gleich und zu viert standen sie einfach da, weinten und hielten sich fest.

"Eine vereinte Familie", murmelte Haldir nachdenklich und musterte mit besorgter Miene Lalaithwen, die sichtlich mit sich zu ringen hatte.

Nach langen Momenten lösten sie sich wieder voneinander und Filegons Vater ergriff das Wort: "Kommt, Kinder, Haldir, gesellt euch zu uns, es gibt so viel zu besprechen und zu sagen...oh Eru, meine Gebete wurden erhört" Haldir sattelte die Pferde ab und ließ sie vor dem Haus ein wenig grasen, bevor er den anderen folgte.

"Ich koche uns eine Suppe, setzen wir uns aber erst einmal. Filegon, Lalaithwen, lasst euch ansehen, ihr seid mittlerweile erwachsen und aus euch sind zwei solch anmutige Elben geworden...dass wir das nicht miterleben durften...", murmelte ihre Mutter traurig und faltete die Hände zusammen. "Wie konnte das alles passieren, wie konnten wir nur getrennt werden?", begann Filegon endlich. "Das Unwetter war unheimlich stark, wir können uns nicht mehr daran erinnern, was geschah, nachdem wir den Unfall hatten. Wir erwachten in Lorien und dort sagte man uns, man hätte keine Spur von euch gefunden und wir müssten annehmen, ihr wäret..."

"Tot...", endete Laith den Satz und alle schauten sie kurz an. Dann nickte ihr Vater betrübt. "Also ist das alles ein großer Zufall...ein großer Irrtum?", zweifelte Filegon und sein Vater nickte wieder. "So scheint es. Ihr wisst nicht, wie glücklich wir sind, unsere Kinder wieder in die Arme schließen zu dürfen"

Das war zu viel für Lalaithwen. Ruckartig stand sie auf, sodass der Stuhl, auf dem sie zuvor platzgenommen hatte, mit einem lauten Krachen umkippte. "Ihr meint wohl, euer Kind", sagte sie dann mit heiserer Stimme und war im Begriff, hinauszulaufen, als Filegon plötzlich aufstand und sie am Arm festhielt. "Setz dich, Lalaithwen,...bitte", murmelte er flehend. Sie biss sich auf die Unterlippe und tat, was er sagte. Ihre Eltern starrten sie entsetzt und getroffen von der Erkenntnis, das Lalaithwen wohl von ihrem Schicksal erfahren hatte, an und ein kühles Schweigen herrschte zwischenzeitlich, ehe der Vater die richtigen Worte fand.

"Lalaithwen, Filegon, es ist eine lange Geschichte...mit Verlaub erzähle ich sie euch jetzt..."

Filegon nickte, nahm Lalaithwens Hand und drückte sie tröstend.

****************************************************

Sooo, das war's mit Chap 18...nun ja, sooo richtig viel is ja nicht passiert *sorry, wenn's langweilig war*...dafür gibt's im nächsten wieder mehr Action...*lol*...zumindest hab ich das eingeplant...mal sehen...hihi...also bleibt bitte dran und reviewt, wäre lieb!!!

Euer sich über eure Reviews freuendes Pferdchen *g*