A/N: Ok, ich hab mir mal wieder ein bisschen Zeit gelassen, was das Update anging, aber ich musste mir noch ein paar Sachen genauer durchdenken *räusper*...und ich bin überglücklich, ein *räusper* etwas anderes Kapitel wohl erst beim übernächsten Mal upzudaten *Schweiß von der Stirn wischt*...noch ein bisschen Zeit, um mir ein Loch zum Drinverstecken zu buddeln *g* ...ok, nun, vielen, vielen Dank für jede einzelne Review, ich tanze immer Samba, wenn ich auch nur eine ganz kleine bekomme...DANKE an alle Leser :)...aber nun zum Chap...dafür, dass ich mir n bissl Zeit gelassen habe, ist es auch ein Stück länger...aber ich hoffe, nicht zu langatmig...wie versprochen gibbet diesmal mehr Ägtschn! Enjoy &r/r please *g*

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Kapitel 19: Wenn der Regen fällt

„Es war eine düstere Zeit, Lalaithwen,...sehr düster, um genau zu sein. Filegon war noch sehr jung damals, konnte zwar die Dunkelheit spüren, die in Mittelerde trotz Saurons Fall verblieben war, aber verstehen konnte er sie nicht. Ich weiß nicht, ob du je darüber nachgedacht hast, mein Sohn, aber du warst in dieser Zeit so sehr in dich gekehrt, dass wir uns große Sorgen um dich machten. Du hast selten gelacht, kaum gesprochen. Die tiefe Trauer und Sehnsucht, welche die Elben normalerweise erst dann ergreift, wenn sie die meiste Zeit ihres Lebens in Mittelerde verbracht hatten, schien bei dir von Geburt an dein Gemüt zu bestimmen", begann der Elb leise. Die Sonne war schon weit in den Westen gewandert, nicht mehr lang und sie würde untergehen.

Haldir hatte seit dem Wiedersehen der Familie kein Wort gesprochen und lehnte mit aufmerksamer Miene gegen den Türrahmen. Nachdenklich musterte er Lalaithwen und Filegon, wie beide an dem Tisch saßen, die Häupter gesenkt, ihre Gesichter von abendlichen Schatten umspielt.

Filegons Mutter hatte etwas Suppe gekocht und diese bereits serviert, doch aßen sie nur wenig davon. Laith bekam keinen Bissen herunter. Die Worte ihres „Vaters" waren für sie wie Stiche ins Herz. Alles, was er sagte, kam ihr verlogen und wie eine Ausrede vor und ließ Wut in ihrem Inneren aufkeimen. Filegon schaute nach einer langen Pause in die Augen des Elben, der ihm gegenübersaß. „Ich war ein wenig in mich gekehrt, das ist schon wahr, aber...ich verstehe nicht, worauf ihr damit hinauswollt?", seufzte er. „Ein wenig in dich gekehrt? Filegon, du hast manchmal tagelang nicht mit uns gesprochen...", warf seine Mutter ein. „Wollt ihr ewig auf Filegons Jugend herumtreten? Verzeiht mir meine groben Worte, aber ich wüsste doch schon gern, warum ihr mir bei allen Feuern Mordors meine gesamte Kindheit lang eingebläut habt, ich wäre eure Tochter?", sprach Laith unerwartet und Filegon zuckte zusammen, bei dem Klang ihrer Stimme. Sie war heiser und unterdrückter Zorn schwang in ihr mit. Lalaithwens Hände lagen auf dem Tisch, ballten nun Fäuste, sodass ihre Knöchel sichtbar heraustraten. Haldir lehnte noch immer an der Tür, doch galt seine Aufmerksamkeit nun weniger den Elben, sondern eher einem eigenartigen Geräusch, das sich von draußen zu nähern schien. Geringer nahm er einen leichten, fauligen Geruch war, wollte aber die Aussprache nicht durch eine seiner Vermutungen unterbrechen und ließ Lalaithwen gewähren.

„Wir wünschten uns ein zweites Kind, aus tiefstem Herzen", fuhr Filegons Vater fort, „doch erreichte uns die bittere Erkenntnis bald, dass Sûrathiel keine Kinder mehr bekommen konnte." Laith hielt den Blick noch immer gesenkt, antwortete nicht. „Wir erzählten Filegon nichts davon. Eines Tages erhielten wir Kunde von den Grenzen Lothloriens, welche damals noch gefährlicher waren als dieser Tage. Eine Nachricht machte die Runde, ein Elbenkind sei gefunden worden, vollkommen allein, gehüllt in ein seidenes Tuch und in einem Weidenkorb liegend. Eine Waise, wie vermutet wurde. Wir schickten Filegon also zu dessen Onkel, mit dem Vorwand, er solle ihm behilflich sein und dass die Umgebung Filegon auch etwas beleben könnte..."

„Und dann habt ihr mich angenommen...", flüsterte Laith und blickte zum ersten Mal dem Mann in die Augen, den sie ihr ganzes Leben lang Vater genannt hatte. Er hatte sichtlich mit sich zu ringen und in seinen Augen standen so viele Worte der Entschuldigung geschrieben, die niemand hätte jemals aussprechen können. Sie nickte langsam, zwang sich selbst dazu, ruhig zu bleiben, schließlich konnte sie ihre Eltern ein Stück weit verstehen, war ihnen sicher auch dankbar dafür, dass sie sie aufgenommen hatten, aber trotzdem tat die Wahrheit weh.

„Erst aber als Filegon wieder zurückgekehrt war und er dich zum ersten Mal sah, gaben wir dir einen Namen. Lalaithwen. Die Lachende. Weil du Filegon das Lachen wiedergegeben hast", sagte ihr Vater mit nun gebrochener Stimme, silberne Tränen sammelten sich in seinen Augen und Filegons Mutter weinte leise mit ihm. Für einen langen Augenblick lang herrschte Stille im Raum, Laith starrte wortlos auf Filegons Vater, Filegon selbst sah überrascht aus. Er hatte nicht gewusst, welche tiefere Bedeutung ihr Name eigentlich hatte.

Langsam und fast geräuschlos erhob sich Lalaithwen. Ihre Hand glitt in eine ihrer Manteltaschen und schien etwas darin zu ergreifen. „Ich danke euch, dass ihr mir die Wahrheit gesagt habt. Wisst ihr, wer meine wirklichen Eltern sind?", fragte sie ruhig und sehr gefasst, was Filegon überraschte. Sûrathiel schüttelte den Kopf. Lalaithwens Verhalten tat ihr unheimlich weh. Sicher, es war nicht einfach für sie, einfach so zu erfahren, dass sie in Wirklichkeit gar nicht Filegons Familie angehörte, aber für Sûrathiel war Lalaithwen immer wie eine eigene Tochter gewesen. Nun stand vor ihr eine erwachsene Elbe und sie sprach mit einer Kälte, dass es ihr war, als stände ihr eine Fremde gegenüber.

Wieder nickte sie nur, dann zog sie ihre Hand aus der Tasche, hielt etwas in ihr verschlossen und streckte sie Filegons Vater Helthon entgegen. „Nun...so hat dies auch keine wahre Bedeutung mehr...", murmelte sie und öffnete ihre Hand, ließ etwas in die seine sinken. Hastig blickte Helthon zu ihr auf, wollte etwas sagen, doch Laith hielt ihn davon ab. „Es gehört dir.", sagte sie schnell, wand sich von ihm ab und trat nach draußen in das Licht des frühen Abends. Und als die Tür hinter ihr zuschwang, schaute Helthon in seine Hand. Lalaithwen hatte ihm das silberne Medaillon zurückgegeben. Ein Geschenk, dass sie eigentlich immer mit ihrer Familie verbinden sollte. Und das sie nun einfach so freigab.

Filegon sprang auf, als er das Schmuckstück wiedersah und folgte Lalaithwen hinaus mit den Worten: „Ich rede mit ihr"

Haldir legte eine tröstende Hand auf die Schulter des Vaters, deutete ihm so, Filegon die Aussprache mit der Elbe zu überlassen. Er selbst konnte Lalaithwens Gefühle nicht nachvollziehen. Und er hatte auch ganz andere, größere Sorgen. Etwas war in der Nähe, ein Schatten, der größer war, als ihn die Regenwolken jemals über den Goldenen Wald hätten werfen können. Und er wünschte sich in diesem Moment, Legolas wäre bei ihm und nicht allein mit Ranwé in Caras Galadhon. Zwar wurde die Stadt besser bewacht als jeder andere Teil Lothloriens, doch Haldir ging nicht Ranwés merkwürdiges Verhalten aus dem Kopf. Er sammelte einige seiner vertrauten Männer um sich, welche die Gegend beobachten sollten.

~*~*~

„Weißt du wie traurig es ist, ihn langsam vergehen zu sehen? Die Mallornbäume, vor Jahrhunderten majestätischer als jetzt, prunkvoll und voller Licht...sie verlieren ihren Glanz und ihre Stärke...wie unser Volk", murmelte Legolas leise und schaute traurig zu den golden glänzenden Kronen der Bäume empor, als Ranwé neben ihm auf einem Mallornast saß. Der andere Elb folgte Legolas' Blick, erwiderte aber nichts. „Ob sich im Westen alles zum Guten für uns wendet, was glaubst du, mein Freund?", fragte der Sohn des Waldelbenkönigs dann, in keiner Sekunde den Blick von der natürlichen Schönheit Loriens abwendend. Freund...er hatte ihn doch tatsächlich Freund genannt. Aber belog und hinterging man einen Freund? Er musterte Legolas, wie er neben ihm saß, im angenehm warmen Licht des späten Nachmittags. Was war es wohl an ihm gewesen, das Lalaithwen hatte verführen können? Seine Augen? Blau wie ein klarer Sommerhimmel mit einem Leuchten darin, das die Sterne zu reflektieren schien? Sein Mund? Schmale Lippen, zart wie Blütenblätter, hatte er Elbenmädchen von ihm schwärmen gehört. Oder etwa sein blondes Haar, das aus feinem Gold gesponnen zu sein schien? Ranwé konnte es nicht verstehen. Schon immer lagen dem Prinzen die Mädchen zu Füßen, doch dass Lalaithwen auf ihn hereinfallen würde, hätte er nie gedacht.

„Ranwé? Was ist? Du sagst nichts?", weckte ihn plötzlich Legolas' Stimme aus seinen Gedanken. Er räusperte sich kurz und entgegnete ihm nur: „Legolas, wir sind nicht hier, um uns Sorgen zu machen oder melancholisch zu werden. Sicher, die Zeit der Elben geht zur Neige und Schönes wird verblühen. So wie die Rose im Winter. Es ist nun einmal so, wir können es nicht ändern. Stattdessen sollten wir die schönen Seiten von Mittelerde in Erinnerung behalten, wenn wir in den Westen gehen"

Legolas schwieg, musterte Ranwé und lachte plötzlich leise auf. „Was ist? Warum lachst du, was ist so witzig an meiner Antwort?", grummelte Ranwé erstaunt. „Du wirfst mir vor, melancholisch zu werden, doch verwandelt sich Ranwé, der Frauenheld nun in einen Philosophen...zu komisch", lachte Legolas weiter und Ranwé stutzte noch mehr, doch musste in das Gelächter einstimmen. Es war seltsam, Legolas war wie immer und Ranwé liebte es, mit ihm zu lachen und einfach nur mit ihm zu reden. Da waren zu viele Erinnerungen an gute Zeiten, die sie miteinander verbracht hatten. Thranduil war nie sonderlich von Ranwé begeistert gewesen, aber Legolas hatte ihn immer verteidigt und seine Freundschaft zu ihm gerechtfertigt. Seine Freundschaft. Bei diesem Gedanken hielt Ranwé inne und verstummte, während Legolas noch lachte.

Die Wut brannte noch in seinem Herzen, aber hatte er tatsächlich gesagt, er wolle, dass Legolas starb? Ranwé befand sich im Zwiespalt der Gefühle. Zum einen hasste er Legolas regelrecht dafür, ihm Lalaithwen ausgespannt zu haben. Aber dann wiederum dachte er an unzählige Stunden der simplen Ausgelassenheit, der Freundschaft zwischen ihm und Legolas. Ranwé schluckte schwer und senkte den Blick. Konnte es denn wirklich möglich sein, dass er sich selbst so verlor...wegen einem Mädchen? Und dann auch noch wegen einer Elbe, die ihn nicht einmal eines Blickes würdigte, obwohl er bei weitem einen höheren Rang genoss als sie. Eine einfache Diebin...die noch nicht einmal reinblütig zu sein schien. Und so herzzerreißend schön war sie nun auch wieder nicht. Da hatte er schon hübschere gesehen. Aber sie hatte etwas an sich, das ihn verzauberte, das ihn sich nach ihr sehnen ließ und in ihm den Wunsch erwachen ließ, sie zu besitzen. Und er würde sie sich nicht wegnehmen lassen, auch nicht von einem Freund. Er begehrte sie zu sehr, er musste sie haben. Nur für sich.

Koste es, was es wolle.

Erst jetzt bemerkte Ranwé, dass Legolas ihn unvermittelt musterte. In seinen Augen lag ein Ausdruck der Besorgnis. Zu oft hatte er das in den Augen des Prinzen gelesen. „Warum siehst du mich so an?", fragte Ranwé und seine Stimme klang kühler, als er es beabsichtigt hatte.

„Entschuldige, ich war nur in Gedanken", sagte Legolas langsam und wendete den Blick von ihm ab. „Woran denkst du, wenn du deinen alten Freund Ranwé so musterst?", entgegnete der andere Elb. Legolas schwieg einen Augenblick, so als ob er mit sich verhandelte, was er ihm erzählte und was nicht. Jedenfalls kam es Ranwé so vor. „Du dachtest an Lalaithwen, habe ich recht?", brachte der dunkelhaarige Elb mit zusammengepressten Lippen hervor. Sein Herz verkrampfte sich, als er diese Worte sprach. Allein die Vorstellung machte ihn rasend. Legolas Augen weiteten sich überrascht, dann wich die Verwunderung einem seltsamen Ausdruck der Vorsicht. „Nein, ich dachte nicht an sie...wie kommst du darauf?", Legolas klang ehrlich und Ranwé bemerkte normalerweise sofort, wenn er log. Ranwé beantwortete die Frage des Prinzen nicht, stand stattdessen auf und lehnte seitlich gegen dem mächtigen Stamm des Mallorn. „Sieh, Legolas, nur noch wenige Stunden und es wird dämmern...vielleicht wird es auch Regen geben...lass uns Haldir und die anderen holen und ihnen ein wenig Gesellschaft leisten."

Legolas runzelte die Stirn. Was sollte das jetzt? Wieso stellte er ihm erst eine so absurde Frage (obgleich sie nicht so absurd ist, wie du vorgibst, dachte er) und lenkte dann plötzlich ein ganz anderes Thema ein? Auch Legolas erhob sich, näherte sich Ranwé aber nicht. „Ranwé, warum hast du mich das gefragt?", sagte er ruhig, doch ohne so recht zu wissen, warum, schlug ihm das Herz bis zum Halse. Er antwortete wieder nicht, stand stumm und beinahe regungslos auf dem Baum, bis Legolas eine Hand auf seine Schulter legte. „Ich will ehrlich zu dir sein, Freund", begann er mit heiserer Stimme und irgendetwas an der Art, wie er das Wort „Freund" aussprach, so voller Verachtung und Kälte, ließ Legolas für einen Moment erstarren. „Ich habe euch beobachtet...am gestrigen Abend"

„Und?", fragte Legolas, absichtlich provozierend. Etwas in Ranwés Verhalten warnte ihn, vorsichtig zu sein, das Fass nicht zum Überlaufen zu bringen, doch andererseits wollte der Prinz konkret wissen, was mit Ranwé los war. War er eifersüchtig? Wütend?

„Da fragst du noch?", schrie Ranwé unerwartet und so laut, dass seine Stimme mehrmals widerhallte und sich einige erschrockene Vögel mit ihren Schwingen in die Luft erhoben. Legolas fuhr zusammen und nahm die Hand von Ranwés Schulter, wich einen Schritt zurück. Er hatte sich nun dem Prinzen zugewandt und in seinen grauen Augen leuchtete eine für Legolas bis dahin ungekannte Aggression. „Ich verstehe nicht, warum du so schreist!", sagte Legolas laut und in einem strengen Tonfall. Ranwé ließ sich nicht einschüchtern. „Warum? Wie hättest du reagiert, wenn Celendra so in meinen Armen gelegen hätte, wie Lalaithwen in den deinen?" Der blonde Elb kniff die Augen zusammen und wich Ranwés Blick nicht aus. „Ach, darauf läuft es hinaus...du bist eifersüchtig", sprach Legolas ruhig und schüttelte den Kopf, „Was wählst du für einen Vergleich...Celendra ist..."

„Deine Verlobte, sehr wohl, was würde sie wohl dazu sagen, wenn sie wüsste, dass du an ihrer Stelle eine kleine, dreckige Diebin in deinem Bett liegen hast?", zischte Ranwé und trat näher an Legolas heran. Zu nah, denn dieser schlug ihm daraufhin hart ins Gesicht. „Du weißt doch gar nicht mehr was du redest, Ranwé, komm zur Vernunft!", warnte Legolas, seine Stimme bebte vor Aufruhr. „Nur weil ich dich daran erinnere, dass du eine Verlobte hast, musst du mich nicht gleich schlagen", knurrte Ranwé, aber seine Hitzköpfigkeit schien nachzulassen. Für einen Augenblick herrschte fast absolute Stille zwischen beiden Elben, doch Legolas ergriff bald wieder das Wort: „Ranwé, ich liebe meine Verlobte und ich habe Lalaithwen nicht angerührt"

„Ach nein? Und was musste ich gestern sehen? Habt ihr „Mutter, Vater, Kind" gespielt, oder was?", hauchte Ranwé giftig und Zorn glühte in Legolas' Augen auf. „Sie war vollkommen aufgelöst und geschockt über die Neuigkeit, die Haldir ihr berichtete. Es war einfach alles zu viel. Ich habe nur mit ihr geredet, sie getröstet..."

„Du hast sie angefasst!", rief Ranwé und Legolas musste sich arg beherrschen, um ihn nicht ein erneutes Mal zu schlagen. „Ich habe sie kurz in den Arm genommen...du warst ja nicht bei ihr, als sie dich wohl gebraucht hätte", argumentierte er und Ranwé schüttelte den Kopf, lachte gellend auf. „Sie hat mich abgewiesen, als ich ihr meinen Trost bot. Weil sie schon zu diesem Zeitpunkt deine kleine Bettgespielin war, ist es nicht so?" Ranwés Augen spiegelten den Hass seines Herzens wider und Legolas war entsetzt, solche Worte aus dem Mund seines Freundes zu hören. „Nein", rief er laut und deutlich, mit einer Überzeugungskraft in der Stimme, die Ranwé für einen kurzen Augenblick inne halten ließ. „Ich sage dir die Wahrheit, Ranwé, ich habe sie nur getröstet, nicht mehr und nicht weniger. Es war nicht gerade leicht für sie, so schnell die Wahrheit zu verarbeiten. Du solltest sie nicht so bedrängen, mach doch einmal die Augen auf und sieh sie dir an."

„Was glaubst du, was ich mache?", murrte Ranwé, doch er klang schon ruhiger, was Legolas angespannte Körperhaltung etwas nachlassen ließ. „Du denkst zu sehr an dich, dabei vergisst du völlig, was dir wichtig an ihr ist. Wenn sie dir wirklich etwas bedeutet, dann überwinde deine Selbstherrlichkeit und deinen Trieb, um sie wirklich wahrzunehmen.", sagte Legolas ernst, doch konnte er selbst kaum glauben, was er da sagte. Er bot Ranwé ja förmlich an, sie weiterhin zu belagern. Aber er sagte die Wahrheit, das konnte Ranwé nicht leugnen. Er schwieg und schien mit sich selbst zu ringen, abwechselnd schaute er zu Legolas und dann zum Himmel hinauf.

„Wenn du mir immer noch nicht glauben willst, kannst du gern Lalaithwen selbst befragen", seufzte Legolas. Ranwé trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Sollte er Legolas' Worten Glauben schenken? Konnte er ihm wirklich vertrauen? Seine Augen hatten ihn nicht getäuscht, er wusste, was er gesehen hatte; Lalaithwen in den Armen seines Freundes. Und es versetzte ihm einen tiefen Stich ins Herz, wenn er es vor seinem inneren Auge wieder und wieder sah. Aber andererseits...hatte er nicht wirklich gesehen, dass Legolas sie berührte...was nicht ausschloss, dass er es getan hatte. Denn er war sogleich weggelaufen, als er sie zusammen gesehen hatte. Oh, warum war er so dumm gewesen und war weggelaufen? So sehr sein Freund auch gleichzeitig immer ein Konkurrent für ihn gewesen war, so hatte es jedoch nie einen Zweifel an dem Wahrheitsgehalt seiner Worte gegeben. Nie hatte er ihn angelogen. Und er selbst ließ sich so von seiner Leidenschaft blind machen?

Er hatte den Gedanken gehegt, Legolas sogar umzubringen...und das nur wegen eines unbegründeten Verdachts? „Entschuldige", flüsterte er kaum hörbar und schaute Legolas direkt an. Er erwiderte Ranwés Blick, erleichtert, dass seine Wut sich verflüchtigt hatte, denn so wütend war Ranwé nie gewesen wie an diesem Tag. Legolas legte eine Hand auf Ranwés Wange, die er zuvor noch geschlagen hatte und sagte: „Ranwé, wir sind Freunde. Freunde tun sich so etwas nicht an"

Das war der Moment, in dem Legolas sich selbst dazu zwang, Lalaithwen aus seinem Denken zu verbannen, er war verlobt und ja, er mochte Celendra sehr. Zudem war ihm seine Freundschaft zu Ranwé sehr wichtig. Er wusste nichts über Lalaithwen, sie selbst wusste ja nicht einmal etwas von sich. Froh über die Aussprache mit Ranwé, umarmte er seinen Freund. Ranwé erwiderte diese Geste, doch wie einen Schlag traf ihn die Realität wieder. Er hatte die Orks zu den Stadtgrenzen Caras Galadhons geführt. Und heute noch würden sie angreifen. Wegen seiner Dummheit!

„Legolas", sagte er und löste sich verängstigt von ihm. „Wo ist Lalaithwen?" Legolas hob die Brauen, konnte den erneuten Emotionswandel Ranwés nicht verstehen. Er schien plötzlich so aufgewühlt zu sein. „Haldir führte Filegon heute Morgen zu dessen Eltern, Lalaithwen begeleitete sie meines Wissens nach."

„Wo...wohin sind sie geritten?", fragte Ranwé panisch und packte Legolas Schultern drängend. „Außerhalb Caras Galadhons, nahe den Stadtgrenzen...dort muss es eine kleine Siedlung geben...was...was ist denn los mit dir?", fragte der Prinz und schob Ranwé von sich. „Bleib ganz ruhig, Haldir ist bei ihnen...warum bist du so in Aufruhr?" Ranwé blickte zum Himmel hinauf, die Regenwolken drängten sich enger aneinander, verdunkelten den Himmel, der sich langsam von einem trüben Blau verabschiedete und sich in das blasse, rot-gelbe Licht der Dämmerung hüllte. Seine Gesichtszüge waren angespannt, seine Augen weit geöffnet. „Ranwé!", sagte Legolas, von der Unruhe seines Freundes angesteckt, „Was bei Eru macht dich so nervös?" Der andere Elb fuhr mit einem Mal herum und starrte Legolas mit einer Angst in den Augen an, die ihm ebenso fremd gewesen war, wie der vorangegangene Wutanfall. „Legolas, schnell, wir müssen zu ihnen, noch vor dem Einbruch der Nacht, bitte!"

„Wieso? Was ist denn los mit dir? Haldir und Filegon sind bei ihr, was immer du befürchtest, ihr kann nichts geschehen...Ranwé?", Legolas verstummte, versuchte, aus Ranwés Miene zu lesen, doch er entdeckte nur die blanke Angst. „Legolas, ich habe einen Fehler gemacht...", begann er mit zitternder Stimme, „Ich...ich dachte, du hättest mich hintergangen...ich...ich wusste nicht, was ich tat...ich"

„Ranwé, was hast du? Bleib ruhig, was ist? Eines nach dem anderen, was hast du getan?", versuchte Legolas den Elben zu beruhigen, doch er zitterte am ganzen Leib und war mit einem Male bleich wie der Tod. „Als ich in den Wäldern war...ich...es tut mir so leid...ich..." Legolas konnte keine Geduld mehr zeigen und schüttelte Ranwé an den Schultern: „Sag mir, was los ist!", forderte er grob. „Orks...ich bin auf Orks gestoßen...sie...ich...oh, Legolas, wir müssen so schnell wie möglich alle Elben warnen, wir müssen zur Stadtgrenze, zu Haldir...sie werden alle töten!" Legolas konnte immer noch nicht verstehen, was Ranwé wollte, was das alles plötzlich mit Orks zu tun hatte. „Lothlorien ist besser bewacht als zuvor...Orks könnten nie so weit an die Stadt herankommen...", warf Legolas ein. Er schaute Ranwé ein weiteres Mal in die Augen und sie füllten sich mit Tränen. „Bitte, Legolas...lass uns Iorelass und den anderen Bescheid geben, wir müssen uns beeilen..."

Ein weiterer fragender Blick bewegte Ranwé, zu sagen, was sein Gewissen für immer plagen sollte: „Ich habe sie an die Stadtgrenzen geführt. Sie werden ihre Späher ausschicken, sie wollen dich töten...sie denken, du wirst an der Stadtgrenze sein..."

Legolas stockte der Atem und entsetzt starrte er den ihm gegenüberstehenden Elben an. „Was? Wieso...woher...Ranwé, wie konntest du nur? Woher...wie können sie denken, ich sei an der Stadtgrenze?" Doch Ranwé musste ihm die Frage nicht beantworten. „Du solltest mich dorthin führen?", hauchte Legolas fassungslos nach einer kurzen Zeit des Schweigens. Ranwé nickte langsam und Tränen liefen über seine Wangen. „Warum hast du das getan?", schrie Legolas, packte Ranwé am Kragen und presste ihn gegen den Stamm des Mallorn. „Dafür gibt es keine Entschuldigung, ich war blind vor Eifersucht, Legolas...hasse mich, töte mich, wenn Iluvatar es so will, aber bitte, lass uns zu retten, was noch zu retten ist...noch ist die Dämmerung nicht angebrochen...Legolas...bitte", röchelte Ranwé, weil Legolas schmerzhaft seine Faust auf seinen Kehlkopf presste und ihm so das Atmen erschwerte, noch immer weinend. „Nie hätte ich das von dir gedacht...nicht von dir, Ranwé...", flüsterte Legolas tonlos und schockiert.

„Iorelass", rief er laut aus und ließ Ranwé los, der nach Luft ringend zu Boden sank. Legolas sprang auf einen höher liegenden Ast und rief wiederholend den Namen von Haldirs treuem Freund. Nicht lang musste er warten und der anmutige Galadhrim stand vor ihm, mit ihm waren sogleich 5 seiner Männer gekommen. „Schnell, Iorelass, Orks sind nahe der Stadtgrenze, Caras Galadhon ist in großer Gefahr, wir müssen sofort aufbrechen..."

„Aber wohin...", fragte der verdutzte Elb, der den Prinzen noch nie so unruhig erlebt hatte. „Dorthin, wo Haldir Filegon und Lalaithwen hingeführt hat...schnell!" Legolas sprang eilig von dem Baum und rief sein getreues Pferd. „Hol alle Männer, die dir zur Verfügung stehen, Iorelass, wir haben keine Zeit...", rief der Prinz, der sich bereits auf sein Pferd geschwungen hatte, „Bewaffnet euch, so gut es euch möglich ist"

„Aber Prinz Legolas, die Grenzen sind gut bewacht, was ist nur geschehen?", fragte Iorelass, noch immer ratlos über die Hast des Elben. „Folgt mir einfach, so schnell es geht", antwortete Legolas knapp, warf Ranwé einen undeutbaren Blick zu und gab seinem Hengst die Sporen. Iorelass rief seine Wachen zusammen und nur Sekunden später hatten sie bewaffnet aufgesessen. Auch Ranwé war auf sein Pferd gesprungen und ritt hinter Legolas her. Er würde ihn beschützen, mit seiner gesamten Seele, die von einer Schuld geplagt war, die nur sein eigener Tod begleichen können würde. Der aufkommende Sturmwind ließ Ranwés Tränen nicht trocknen... .

~*~*~

„Gworcz, die Späher sind zurück...", rief Shigh hastig und klatschte aufgeregt in die Hände. „Was berichten sie?", knurrte Gworcz, den Blick auf den sich verdunkelnden Himmel gerichtet. „Sie haben Haldir gesehen...den Hauptmann der Galadhrim"

„Ich weiß, wer Haldir ist...er hat sie doch nicht bemerkt?", grollte Gworcz und Shigh zuckte vor dem übermächtigen Orkhauptmann zusammen. „Nein, nein, aber sie glauben, er ahnt etwas...", murmelte Shigh und fletschte die Zähne wie ein blutdurstiges Raubtier. „War Legolas bei ihm?" Shigh schluckte und knurrte: „Ja...zumindest haben sie einen Elben gesehen...edel gekleidet, wie es nur Prinzen sein können...außerdem war die kleine Elbe dabei, von der unser mistiger kleiner Elb gesprochen hatte. Er hat es sicher so eingefädelt, wie er es gesagt hat"

Gworcz leckte sich die Lippen, fragte: „Sind die Truppen bereit?", was Shigh bejahte, und erhob sich von seinem Sitzplatz. „Die Dämmerung ist nah...wartet noch ein wenig...sobald der erste Tropfen des Regens diesen verfluchten Boden berührt, werden wir unsere Tarnung verlieren...und der Prinz Düsterwalds wird sterben..."

~*~*~

Graue Wolken bedeckten den frühen Abendhimmel und ein kühler Wind strich über Lalaithwens Nacken, ließ sie frösteln und den Mantel enger um ihre Schultern ziehen. Filegon stand schon lange so an ihrer Seite. Schweigend, beobachtend. Wie lange, wusste er nicht. Niemand war ihm und Lalaithwen nach draußen gefolgt. Er wusste, dass er das Haldir zu verdanken hatte, denn die Abwesenheit seiner Eltern erleichterte es ihm, mit ihr zu kommunizieren und dafür brauchten die beiden keine Worte. „Was soll ich nun tun, Filegon?", fragte sie plötzlich und riss ihn aus seinen Gedanken. Den Blick richtete sie noch immer auf die Pferde, die geduldig vor dem Haus von Filegons Eltern warteten. „Den Kummer verdrängen und die Regenwolken nicht dein Gemüt erschweren lassen, Laith.", sagte er sanft, blieb aber ebenso regungslos stehen wie sie.

„Ach, Filegon", seufzte sie und strich sich mit einer Hand durch das Haar. „Es ist so seltsam, mit ihnen zu reden. Ich meine, jahrelang waren sie für mich Mutter und Vater und plötzlich sind sie mir so fremd..." Filegon schaute sie lange an, suchte nach den richtigen Worten und sagte schließlich: „Es hat Vater sehr verletzt, als du ihm das Medaillon zurückgegeben hast...", begann er und sie senkte den Kopf, „weil es die Zuneigung unserer Eltern verkörpert..."

„Deiner Eltern", murmelte sie tonlos. „Sieh mich an, Laith...", forderte er und nahm ihr Kinn in die Hand, hob es etwas grob an, um ihr in die Augen zu sehen. „Du liebst sie und sie lieben dich...du magst nicht ihre leibliche Tochter sein, aber das heißt nicht, dass sie nie wie Eltern für dich waren." Laith starrte in seine großen, blauen Augen. Er hatte ja recht, in gewisser Weise. Aber allein ihr Sturkopf, der wie sooft mächtiger war, als ihre Einsicht, wollte sich das nicht eingestehen. „Sei nicht so dumm und mach dich nicht selbst zu einer Waise, indem du die ablehnst, die jahrelang deine Eltern waren", fuhr er fort.

„Ich weiß...aber du weißt nicht, wie weh das tut...", flüsterte sie, doch Filegon ließ nicht locker, im Gegenteil, als sie Anstalten machte, sich von ihm zu lösen, riss er ihr Kinn fast mit Gewalt zu sich hoch, sodass sie kurz wimmerte, dann aber wieder stillhielt. „Du tust dir nur selbst damit weh, Lalaithwen. Und dann erwartest du Entschuldigungen, obwohl Mitleid das einzig Angebrachte für dich wäre"

„Lass mich los, du bist nicht mein richtiger Bruder, auf deine oberschlauen Bemerkungen kann ich also wirklich verzichten", hauchte sie erbost und versuchte sich aus seinem fester werdenden Griff zu befreien. „Wie lange willst du eigentlich noch so weitermachen, du verhälst dich eher wie ein verwahrlostes Menschenkind, als wie eine Elbe...", sagte er, nun ebenfalls zornig. Er hatte es nicht so weit kommen lassen wollen, hatte versucht, vernünftig mit ihr zu reden, weil er wusste, wie sehr sie seinem Vater weh getan hatte. Aber wieder war es ihre Bockigkeit, einzugestehen, dass nicht alles richtig war, so, wie sie es tat oder dachte. Ein leises Grollen ließ den Himmel erzittern und fast zeitgleich gingen Regentropfen wie Tränen der Wolken hernieder, Lalaithwen spürte, wie sie zunächst zaghaft, dann immer mutiger und vielfacher auf ihrem Gesicht landeten und ihr Haar langsam nässten.

Du tust so, als wäre ich ein kleines Kind, Filegon, und dafür hasse ich dich", ächzte sie und versuchte sich durch Schläge auf seine Schultern von ihm zu befreien, als sie plötzlich spürte, wie sein Griff nachließ. Ein wenig verdutzt schaute sie zu ihm auf und sah in seine Augen.

Sie waren geweitet, als wäre er überrascht und Laith bereute sogleich, was sie gesagt hatte. Doch er erwiderte nichts, starrte nur mit einem seltsam leeren Ausdruck in den Augen auf sie hinab. „Filegon?", begann sie leise, als seine Hand abrupt niedersank und sein ganzer Körper zusammenzuckte, „Filegon, ich habe es nicht so gemeint, ach, ich bin so dumm...Filegon!", murmelte sie entschuldigend und lehnte sich an seine Brust, umarmte ihn, doch musste sie feststellen, dass er es nicht tat. Er stand noch in der gleichen Haltung wie zuvor da, seine Hände hingen nun schlaff an beiden Seiten seines Körpers herab, keine Regung, kein Wort erhielt Laith als Antwort. „Filegon", wisperte sie und schaute ein weiteres Mal zu ihm auf. Mit Entsetzen sah sie, wie der Glanz in seinen blauen, kristallklaren Augen versiegte und ein glasiger Film seine Pupillen allmählich bedeckte. „Laith..., hörte sie ihn mit einer schrecklich leisen Stimme reden, „Laith...ich kann dich kaum sehen...Laith"

Dann gaben seine Knie nach und Filegon sank in Lalaithwens Arme. Sie konnte kaum sein Gewicht abhalten und glitt hilflos und verwirrt mit ihm zu Boden. Sie saß auf den kalten Steinplatten, die zum Haus seiner Eltern führten und Filegon lag über ihr, drohte, sie ganz zu Boden zu reißen. Lalaithwen rief um Hilfe, wusste nichts anderes, was sie tun sollte und versuchte verzweifelt, Filegon von sich zu schieben, oder zumindest in eine andere Lage zu bringen. Als sie ihre Hand über seinen Rücken gleiten ließ, schreckte sie auf, als sie etwas warmes und flüssiges unter ihren Fingerspitzen ertastete. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück.

Sie war mit Filegons Blut bezogen, das langsam seinen Weg an ihrem Handrücken herabsuchte und teilweise von ihren Fingern tropfte. Laith stieß einen Schrei des Entsetzens aus, packte Filegons Schultern und versuchte so, ihn anzusehen, doch sein Kopf lag schlaff auf seiner Brust, das lange, blonde Haar verdeckte sein Gesicht.

Haldir war nach draußen gestürmt, als er Lalaithwens Rufe hörte, der Regen trommelte nun regelmäßig auf das Blätterdach, der Himmel war eine einzige Mixtur aus dunklem Grau und tiefem Schwarz. Laith saß am Boden, Filegon lag vornüber in ihren Armen, Blut sickerte durch das feine, silberne Gewand. Keine Sekunde war vergangen, da waren die Galadhrim ihrem Hauptmann gefolgt und erkannten mit Entsetzen, dass sie umzingelt von Orkhorden waren. Ringsum lauerten diese niederen Kreaturen mit gezogenen Schwertern. Doch der Befehl der Elben hieß, die Unbewaffneten zu verteidigen und so stellten sie sich der Gefahr todesmutig.

„Filegon", wisperte Laith, noch immer zutiefst geschockt, als sie nur unterbewusst einen brennenden Schmerz in ihrem Oberarm wahrnahm. Sie wand sich um und sah, dass ein winzig kleiner Pfeil tief in ihrem Arm steckte. Hastig und ohne zu überlegen, was sie tat, versuchte sie, Filegon in das Haus zurückzuziehen. Haldirs Männer waren zahlreich, doch der Zahl der Orks bei Weitem unterlegen. Sogleich verschossen die tapferen Elben einen Pfeil nach dem anderen, einige umstellten Lalaithwen und Filegon, schützten sie mit ihren schmalen Schilden, während Haldir selbst der Elbe half, Filegon in das Haus zu tragen.

Filegons Eltern waren sofort zur Stelle, räumten den großen Esstisch leer und halfen Haldir, Filegon bäuchlings darauf zu legen, nachdem sie, wie Haldir es befahl, die Tür verbarrikadierten. „Bei Eru, Filegon, was ist passiert...mein Filegon...Filegon!", weinte seine Mutter und löste das blutverschmierte Gewand vom Körper ihres Sohnes. Ihre Hände zitterten und ihr Mann versuchte vergebens, Ruhe zu bewahren. „Filegon...", hauchte er, als Haldir Filegons Gewand gänzlich zerschnitt, um seine Verwundungen zu betrachten. 3 Pfeile steckten in seinem Körper, sie waren klein und drangen tief in das Fleisch des Elben.

„Gift...", murmelte Haldir und zog mit aller Vorsicht, die er aufbringen konnte, Filegon die Pfeile aus dem Rücken und versorgte die gefährlichen Wunden mit den Mitteln, die im Haus vorhanden waren. Filegons Atem ging unregelmäßig, seine Augen waren noch immer weit aufgerissen und glasig wie die eines Toten.

„Lalaithwen, komm und geh mir zur Hand, Sûrathiel, hole frische Tücher, Helthon, Wasser, wenn möglich, warm", kommandierte Haldir, Filegons Eltern nickten hastig und taten das Aufgetragene so schnell, wie es ihre Verzweiflung und Angst zuließ. „Lalaithwen...so komm doch, ich brauche deine Hilfe...Lalaithwen!!!", rief Haldir, der versuchte, Filegons Wunden vom tödlichen Gift der Orks zu befreien, indem er sie auswusch.

„Lalaithwen", rief er erneut, als sie noch immer nicht an seiner Seite stand und blickte erstmals auf. Lalaithwen sank langsam und tranceähnlich auf den Boden, ihr Gesicht war blass. In einer Hand hielt sie den kleinen Pfeil fest umklammert, der zuvor in ihrem Oberarm gesteckt hatte und blinzelte mehrmals, schüttelte den Kopf, als versuchte sie, gegen eine große Müdigkeit anzukämpfen. „Sûrathiel, schnell, kümmere dich um Lalaithwen", forderte Haldir die Elbe auf, „Helthon, du musst mir jetzt helfen, mein Freund"

Schockiert über die plötzlichen Ereignisse eilte Sûrathiel zu ihrer Ziehtochter und fing sie auf, bevor sie vornüberkippen konnte. Behutsam zog sie die junge Elbe weiter in das Haus hinein, denn durch die großen Fenster neben der Tür zischten tödliche Pfeile, die aber die weiter hinten liegenden Räumlichkeiten und auch den großen Tisch nicht erreichen konnten. „Oh nein, meine Kinder", weinte Sûrathiel und legte sie flach auf dem Boden nieder. Laith sah alles um sich herum verschwimmen, Stimmen erklangen wie aus einer Traumwelt, weit entfernt und leise, alles, was sich ringsum abspielte, drehte sich vor ihren Augen, dieses Sehen, gehindert vom Gift der Orks, das langsam seinen Weg in Lalaithwens Blutbahn fand, wechselte sich mit einer kurzen, vollkommenen Dunkelheit ab.

Ioreweth, der schon immer an Haldirs Seite gekämpft hatte, kommandierte die Elbenwachen außerhalb des Hauses, leitete die Verteidigung. Sie kämpften tapfer, erschossen Orks in einer Schnelligkeit, wie sie noch nie ein Menschenauge erblickt hatte, doch wo Orks fielen, traten noch viel mehrere an ihre Stelle. Bis in die frühen Stunden der Nacht kämpfte Ioreweth unerschrocken mit seinen Kameraden, viele mussten ihr Leben lassen, tote Elbenkörper pflasterten förmlich den Vorhof des Hauses, vermischt mit stinkenden Orkleichen.

Haldir kämpfte noch immer um Filegon, er wusch immer und immer wieder dessen tiefe, vergifteten Wunden aus. „Laith...ich kann nichts mehr sehen...", hörte er plötzlich Filegon wispern und trat zu ihm, beugte sich über ihn und strich eine Strähne seines blonden Haares aus seinem Gesicht. Seine Augen waren fast völlig von einem glasigen Schleier überzogen, seine Lippen waren fast so kreidebleich wie seine Wangen und in diesem Moment wusste Haldir, dass er Filegon nicht mehr würde retten können.

„Sei nicht so dumm...Lalaithwen...Schwesterherz", säuselte er.

Haldir presste die Lippen zusammen, kämpfte darum, Fassung zu bewahren, aber Tränen rannen bereits an seinen Wangen herab. „Filegon", flüsterte er mit gebrochener Stimme. Sein Vater hockte am Tisch und streichelte apathisch die weichen Wangen seines Sohnes. „Mein Sohn...mein Sohn", wimmerte er und als Filegon ein letztes, warmes Lächeln seinem Vater widmete, vergrub dieser sein Gesicht in Filegons Haar und weinte. Seine Mutter saß regungslos vor Schock auf dem Fußboden, die zitternde Lalaithwen lag in ihren Armen.

Haldir wollte nicht einfach aufgeben, wollte Lalaithwen retten und trat geschwind zu ihr. „Lalaithwen, hörst du mich? Kannst du mich sehen?", fragte er besorgt, als er sich über sie beugte. „Filegon", flüsterte sie schwach und Haldir sah, dass ihre Sehkraft schwand, obwohl ihre Mutter wieder und wieder ihre Wunde ausgewaschen hatte. Als Lalaithwens Augen langsam zufielen, schrie ihre Mutter laut auf: „Nein, nicht auch noch Lalaithwen, nimm mir nicht auch noch meine Lalaithwen" Haldir hob die besinnungslose Elbe in seine Arme und trug sie schnellen Schrittes durch den Raum. „Ein Schlafgemach, schnell...wir können sie retten, wenn wir schnell handeln", versuchte Haldir, ruhig zu bleiben und Sûrathiel führte ihn in ein Gästeschlafgemach, wo er Lalaithwen auf dem Bett niederließ. Er prüfte kurz die Regelmäßigkeit ihres Pulses und ihres Atems und wand sich an Sûrathiel: „Sie ist nur bewusstlos, sie schläft nur..."

Auch Filegon war eingeschlafen. Aber für immer.

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Ioreweth konnte der Belagerung kaum noch standhalten, nur Wenige standen ihm noch im Kampf zur Seite, zu viele waren gefallen. Der Elb war schon fast daran, aufzugeben, als er die Stimme von Legolas hörte, wie sie schallend und mächtig erklang: „Haltet durch, Hilfe naht"

Einen Sekundenbruchteil später sprengten die Elben auf ihren Pferden aus dem Dickicht des Waldes hervor und töteten alles, was orkischem Bluts war. Iorelass hatte Verstärkung angeordnet. Gegen hunderte Elben zu Pferde kamen die Orkscharen nicht an. Viele wurden niedergetrampelt, erschlagen oder erschossen. Die Verteidigung hatte dem ersten Überraschungsangriff standgehalten.

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„Nein, ich dachte, wir hätten Legolas erschossen...was macht er dann hier...mit diesen Elbenreitern? Schnell, lauf und überbringe Gworcz die Nachricht, dass ein anderer Elb fiel, der Legolas nur ähnelte...der stinkige kleine Elb hat uns verraten und muss den Prinzen gewarnt haben...schnell, lauf, sonst erwischen die dich auch noch", brüllte Shigh und entfloh in der Dunkelheit des Waldes. Bhestalor würde die Nachricht erhalten, dessen war sich Shigh sicher. Und sein Zorn würde groß sein... .

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puh...war das lang...ich hoffe, es ist nicht zu langatmig an manchen Stellen, konnte es bloß irgendwie nicht anders formulieren...na ja, schreibt mir doch bitte euren Kommentar, ja? *flehendguck*...juhu, nur noch 2 Wochen, dann heißt es Ferien...und die Horror-Matheklassenarbeit hab ich hinter mich gebracht...das Leben kann schön sein *g*

Chap 20 folgt...